Perry Rhodan 2253: Kybb-Jäger - Frank Borsch - E-Book

Perry Rhodan 2253: Kybb-Jäger E-Book

Frank Borsch

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Beschreibung

Sie erreichen Tan-Jamondi - es ist die Bastion des Feindes Im Jahr 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, die beiden ehemaligen Ritter der Tiefe, noch immer im Sternenozean von Jamondi unterwegs. Seite an Seite mit den menschenähnlichen Motana und dem Nomaden Rorkhete stehen sie im Kampf gegen die Herrscher des Sternhaufens, die Kybb. Nach großen Erfolgen erleiden die Rebellen jedoch eine empfindliche Niederlage, als sie erstmals mit den Kybb-Traken konfrontiert werden: Deren " Kyber-Neutros " neutralisieren die Macht der Bionischen Kreuzer. Damit die Revolte nicht stirbt, ehe sie richtig begonnen hat, wird ein Konvent der Planetaren Majestäten einberufen, der Zephyda zur " Stellaren Majestät " aller Motana erhebt. Zudem gelingt es, die sechs Schildwachen des Schutzherrenordens aufzufinden und zu erwecken. Während das weitere Vorgehen noch nicht feststeht, führen viele Motana den Krieg, den sie sich in den langen Jahren der Unterdrückung immer erhofft haben. So werden aus ehemals friedlichen Motana die unerbittlichen KYBB-JÄGER...

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Nr. 2253

Kybb-Jäger

Sie erreichen Tan-Jamondi – es ist die Bastion des Feindes

Frank Borsch

Im Jahr 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, die beiden ehemaligen Ritter der Tiefe, noch immer im Sternenozean von Jamondi unterwegs. Seite an Seite mit den menschenähnlichen Motana und dem Nomaden Rorkhete stehen sie im Kampf gegen die Herrscher des Sternhaufens, die Kybb.

Nach großen Erfolgen erleiden die Rebellen jedoch eine empfindliche Niederlage, als sie erstmals mit den Kybb-Traken konfrontiert werden: Deren »Kyber-Neutros« neutralisieren die Macht der Bionischen Kreuzer. Damit die Revolte nicht stirbt, ehe sie richtig begonnen hat, wird ein Konvent der Planetaren Majestäten einberufen, der Zephyda zur »Stellaren Majestät« aller Motana erhebt. Zudem gelingt es, die sechs Schildwachen des Schutzherrenordens aufzufinden und zu erwecken. Während das weitere Vorgehen noch nicht feststeht, führen viele Motana den Krieg, den sie sich in den langen Jahren der Unterdrückung immer erhofft haben. So werden aus ehemals friedlichen Motana die unerbittlichen KYBB-JÄGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Jospeth – Ein Todbringer bringt das Leben.

Medillin – Ein ehemaliges Waschweib zeigt Nervenstärke.

Zephyda – Die Stellare Majestät macht Maske.

Katter

1.

»Ortung?«

Die BLUTMOND fiel in den Normalraum zurück und schoss mit halber Lichtgeschwindigkeit in das Sonnensystem hinein.

»Standardsonne Typ F wie im Katalog der Besch verzeichnet. Vier Planeten, elf Monde.«

Die Stimmen der Kommandantin und der Orterin hallten durch das Loch in der Decke hinab in Jospeths Teil der Zentrale. Das Loch war unregelmäßig, gerissen von einem glühenden Trümmerstück, das rauchend neben dem linken Fuß des Todbringers zur Ruhe gekommen war.

Während Jospeth auf das leise Surren der schussbereiten Paramag-Werfer hörte, das aus seiner nächsten Nähe kam, wartete er ab.

Nach wenigen Minuten rief die Kommandantin: »Gut, ziehen wir weiter! Hier gibt es für uns nichts zu holen.«

Medillin war wieder im Flucht-Modus. Jospeth hatte nichts anderes erwartet.

Laut widersprach er: »Das muss nichts heißen, Medillin! Die Stachler sind im Verstecken immer besser geworden.«

Von der Kommandantin kam keine Antwort.

»Medillin!«, setzte Jospeth nach. »Wir haben erst Gewissheit, wenn wir nachgesehen haben!«

Diesmal bekam er Antwort. »Also gut, dann sehen wir nach«, sagte Medillin widerwillig. »Jospeth, halt dich bereit!«

»Ich bin immer bereit!«, rief der Todbringer.

Wenige Minuten und einen kurzen Überlichtflug später kreuzte die BLUTMOND die Bahn des äußersten Planeten. Jospeth verfolgte, wie der kalt glitzernde Ball der Eiswelt an dem Bionischen Kreuzer vorbeizog. Seine Finger trommelten spielerisch auf den Kontrollen der Paramag-Werfer.

In solchen Sonnensystemen sammelten sich die Schiffe der Kybb-Cranar. Deshalb war die BLUTMOND hierher gekommen, in ein System rund siebzig Lichtjahre entfernt vom wichtigsten Stützpunkt der Motana, Tom Karthay.

»Pass auf!«, drang die Stimme der Kommandantin aus einem Akustikfeld. »Die beiden Monde sind ein perfektes Versteck für Stachler.«

Medillin, immer in Sorge, sich immer ein zweites, drittes Mal versichernd. Jospeth fragte sich, wie sie es zur Kommandantin geschafft hatte. Es mussten ihre Qualitäten als Epha-Motana gewesen sein; seines Wissens nach gab es keine Motana, die einen Bionischen Kreuzer derart virtuos steuern konnte wie Medillin. »Was du nicht sagst.« Jospeth rief die Orterdaten ab. Keine verdächtigen Reflexe, weder ungewöhnliche Metallansammlungen noch Energieechos. Die Monde waren sauber.

Die BLUTMOND drang tiefer in das System vor. In Echtzeit aktualisierte Orterdaten huschten über die Schirme, die Jospeth fast vollständig umschlossen. Die Orterin zeigte Anomalien auf, benannte die Wahrscheinlichkeiten, die auf Kybb deuteten. Keine von ihnen überschritt die Marke, die sich in den letzten Tagen als erfolgversprechend erwiesen hatte.

Der Kreuzer ließ die Bahn des dritten Planeten, der sich gerade auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne befand, hinter sich und nahm Kurs auf die zweite Welt. Ein Sauerstoffplanet laut dem Katalog der Besch – und damit eine mögliche Zuflucht für flügellahme Kybb-Schiffe.

»Ortung! Neue Werte?«

»Negativ.«

Medillin konnte es nicht lassen, sich zu versichern. Jospeth stellte sich vor, wie die alte Frau sich auf ihren Stock stützte und nervös durch die Zentrale der BLUTMOND humpelte. Das regelmäßige Krachen, mit dem sie den Stock aufsetzte, drang durch das Loch in der Decke zu dem Todbringer.

Ein Waschweib ... Jospeth schüttelte den Kopf. Medillin hatte ihre Tage in der Feste Roedergorm gefristet. Ihre Verwandten hatten sie zu einer der Gruppen geschleppt, die Zephyda ausgeschickt hatte, um Motana mit außergewöhnlichem Psi-Potenzial aufzuspüren. Was eigentlich als gedankenloser, grausamer Scherz begonnen haben, endete in einem denkwürdigen Spektakel: Beflügelt vom Psi-Gesang, hatte die Alte die versammelte Zuschauerschaft in die Luft gehen und einige Runden über der Feste kreisen lassen. Ein Flug, der für niemanden in ernsthaften Verletzungen geendet hatte. Nur ihre hartherzigen Verwandten waren in der Sickergrube der Wäscherei gelandet. Wahrscheinlich waren sie jetzt noch, Monate später, damit beschäftigt, sich die Farb- und Schmutzablagerungen von der Haut zu schrubben.

Doch das war in einer anderen, trotz gelegentlicher Grausamkeiten sanfteren Welt geschehen. Jetzt, mit der Hilfe Jospeths, ging Medillin einer neuen Beschäftigung nach: Sie jagte Kybb-Cranar.

Mehrere Monde umkreisten den zweiten Planeten. Jospeth zählte insgesamt drei.

»Wir schlagen einen Orbit ein und sehen uns die Monde an«, sagte die Kommandantin. »Aber vorsichtig!«

Die drei Monde standen eng beieinander, bildeten ein Dreieck, aus dem Jospeths Verstand unterbewusst ein Gesicht zeichnete: zwei Augen, eines blutrot und glatt, das andere grau und von Kratern übersät, und eine unförmige Knollennase.

Was verbarg sich hinter dem Gesicht?

Wenn sich Kybb zwischen den Monden versteckten, heftige Gegenwehr. Die Stachler wussten, dass sie von den Motana keine Gnade zu erwarten hatten.

Die entscheidende Frage für Jospeth und die Besatzung der BLUTMOND war aber, was die Kybb aufbieten konnten. Manche ihrer Schiffe waren immer noch so hilflos wie am ersten Tag nach Erhöhung der Hyperimpedanz, leichte Beute für den Bionischen Kreuzer. Andere hatten sich den neuen Bedingungen bereits angepasst und eröffneten das Feuer. Und keiner an Bord der BLUTMOND würde die zweite Schlacht um Baikhal Cain vergessen, in der die Kybb eine Waffe eingesetzt hatten, mit denen die Epha-Motana der Kreuzer außer Gefecht gesetzt worden waren. Ohne Medillins phänomenale Psi-Gabe wäre die BLUTMOND untergegangen. Dank Medillin war ihnen die Flucht gelungen, wenn auch um einen hohen Preis: Lashunda war auf der Strecke geblieben. Sie und Temkal und viele andere.

»Ortung!«, verlangte Medillin wieder.

»Nichts.«

Die BLUTMOND durchflog das Dreieck. Die Orterin konzentrierte sich jetzt auf die Sauerstoffwelt, forschte nach notgelandeten Kybb-Raumern.

»Metallkonzentrationen?«

»Negativ.«

»Sicher?«

»Ja doch!«

»Na schön, wir ...«

Die BLUTMOND bäumte sich auf. Jospeths Finger trommelten übergangslos ins Leere. Die Gurte hielten den Motana im Sessel, pressten ihm die Luft aus den Lungen. Der Todbringer griff nach den Kontrollen, umklammerte sie wie ein Ertrinkender rettende Äste.

Auf den Schirmen leuchteten Reflexe, so hell, dass sie die Sonne überdeckten. Es waren – Jospeth brauchte einige Sekunden, um sie abzuzählen – beinahe fünfzig.

»Mist! Ein ganzer verdammter Verband von Stachlern. Diese ...« Medillin schloss eine Abfolge von Flüchen an, wie sie nur einem Waschweib geläufig sein dürften. Jospeth hatte einige Zeit gebraucht, sich an die zwei Gesichter der Kommandantin zu gewöhnen: übervorsichtig, um nicht zu sagen, überängstlich im normalen Umgang, raubeiniger und zäher als ein Trupp Roedergorm-Wächter, wenn es brenzlig wurde. Jospeth hatte sie bei sich »Flucht-« und »Gefechtsmodus« getauft.

Jospeth ließ sich nicht ablenken. Die Orterin lieferte erste Analysen: Kursvektor der Angreifer, Typenspezifikationen, Abstand von Angreifer zu Angreifer und zur BLUTMOND. Jospeth verwarf die für seine Zwecke unbrauchbaren, legte die übrigen fest auf die Schirme.

»Verflucht, Jospeth! Wieso schießt du nicht?«, röhrte die Kommandantin.

Das Beben der BLUTMOND hatte nachgelassen: Medillin erschwerte den Stachlern mit wilden Sprüngen das Zielen auf den Kreuzer, ihre Salven verfehlten sie.

»Bring uns näher ran!«

»Was? Bist du verrückt geworden?«

»Bring uns näher ran – so kann ich nicht vernünftig zielen.«

Der Todbringer bekam einen Fluch zur Antwort, aber die Schirme zeigten ihm an, dass die Kommandantin sich seinem Wunsch beugte. Die BLUTMOND schoss den Angreifern in einem wilden Zickzackkurs entgegen.

Das Bocken des Kreuzers nahm wieder zu. Je näher die BLUTMOND den Kybb kam, desto schwerer war es für die Epha-Motana, zwischen den anbrandenden Salven hindurchzuschlüpfen.

»Schirmauslastung 98 Prozent – steigend!«

Die Entfernung sank auf unter 750.000 Kilometer, die Maximalreichweite der Paramag-Werfer.

»Jospeth, tu endlich was! Sonst ziehe ich dir eigenhändig die Haut vom Körper!«

Auf den Schirmen schälte sich der Kybb-Verband immer deutlicher heraus. Die Stachler hatten eine klassische Formation eingenommen, die leichten Einheiten vorgerückt, als Puffer um die schweren Schlachtschiffe.

Die Schlachtschiffe. Jospeth zoomte die Orteranzeige heran. Er wartete, bis die unter dem Trefferhagel bebende BLUTMOND bis auf 500.000 Kilometer an die Gegner heran war.

Er löste die Paramag-Werfer aus.

*

Ungeduldig erwartete Perry Rhodan den Moment, an dem die GRÜNER MOND die dichte Wolkendecke durchstieß, die sich über Kimte gelegt hatte, die Hauptstadt der freien Motana-Welt Tom Karthay und neuerdings Residenz der Stellaren Majestät Zephyda.

Die SCHWERT musste längst wieder zurück sein, ihre Mission im Ortiz-System beendet haben. Das, oder ...

Die GRÜNER MOND ließ die Wolken hinter sich. Kimte wurde sichtbar, daneben die Ebene von Kimkay, auf der in den letzten Wochen und Monaten ein provisorischer Raumhafen entstanden war. Eine Hand voll Bionischer Kreuzer war gelandet, wie zufällig über die Ebene verstreut, wie es für die Motana typisch war.

Rhodan spürte eine Berührung an der Seite. Lyressea. Die Mediale Schildwache. Sie sah ihn aus großen, eisgrauen Augen an, die so menschlich wirkten und doch nicht menschlich waren. Die Schildwache war ein künstliches Geschöpf, erschaffen von ES und unsterblich.

Der Terraner verstand die unausgesprochene Botschaft: Mach dir keine Sorgen! Sie sind wohlbehalten, ich spüre es!

Die GRÜNER MOND hatte auf ihrem Flug drei der Gefährten von Lyressea aus ihren Asyl-Kapseln befreit, in deren Schutz sie die lange Kybb-Herrschaft überdauert hatten: Metondre, Eithani und Atjaa. Sie hatten sich in der Zentrale versammelt, standen im Hintergrund beisammen, wirkten nach den Jahrtausenden der Stasis benommen, als seien sie noch nicht ganz in diese Welt zurückgekehrt.

»Ich kann die SCHWERT noch nicht erkennen«, sagte Rhodan zu Lyressea. »Wir sind noch zu weit weg.«

»Hab Geduld! Gleich wirst du sie sehen.«

Die GRÜNER MOND verlor rasch an Höhe. Die Kreuzer, vormals winzige Punkte, wuchsen zu geschwungenen Formen heran, die Rhodan stets von neuem an die Mantas der irdischen Meere erinnerten.

Dann erkannte Perry Rhodan die SCHWERT. Ihr linker Flügel stand in einem geringfügig höheren Winkel ab als die der übrigen Bionischen Kreuzer. Der Raumer wirkte unbeschädigt.

»Da ist sie!« Er deutete auf das Schiff, das Kimte am nächsten stand. »Die SCHWERT!«

Lyressea nickte langsam. »Sie ist zurück. Und an Bord ist unser Bruder Hytath. Ich spüre es. Das heißt ...«

Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Tränen, die Jahrtausende auf diesen Moment gewartet hatten, traten ihr in die Augen, rannen die Wangen hinunter.

2.

Sieben der schweren Kybb-Einheiten explodierten in Jospeths Feuerregen.

Die BLUTMOND bremste mit Werten ab, an die kein anderes Schiff des Sternenozeans herankam. Jospeth hörte die Kommandantin keuchen, ihr blieb keine Luft mehr für Flüche. Die Entfernung zu den Stachlern verringerte sich auf 200.000 Kilometer, blieb auf diesem Stand, als Medillin den Bionischen Kreuzer in eine Linkskurve zwang und sich anschickte, die gesamte Breite der Kybb-Formation abzufliegen.

Jospeth hätte sich keinen besseren Kurs für seine Zwecke wünschen können.

Der Todbringer erfüllte seine Aufgabe. In schneller Folge detonierten die Stachler. Ihre notdürftig wieder zum Arbeiten gebrachten Schirme waren zu schwach, um selbst einem einzigen Paramag-Torpedo zu trotzen. Wie eine Perlenkette reihten sich die schnell verglühenden Kunstsonnen aneinander, die an die Stelle der Kybb-Würfel traten.

Mit jedem vernichteten Schiff schmälerten sie die materielle Basis des Feindes, nahmen sie ihm eine Kampfeinheit, die er in den kommenden Monaten hätte aufrüsten können, zu einer Stärke, die den Bionischen Kreuzern ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sein würde. Mit jedem vernichteten Schiff trugen sie Verwirrung in die Reihen der Gegner, halfen sie, ihn von Tom Karthay abzulenken. Und mit jedem vernichteten Schiff stärkten sie die Moral der eigenen Reihen, verbannten sie den Nimbus der Unbesiegbarkeit, der die Kybb-Cranar für Jahrtausende umgeben hatte, tiefer in die Vergangenheit.

»Na also!«, presste Medillin hervor, als sie die BLUTMOND in eine 180-Grad-Kehre zwang, die Tausende weitere Stachler das Leben kosten würde. »Wieso nicht gleich so?«

Eine neue Kette der Vernichtung. Neue, rasch aufglühende und ebenso schnell wieder ersterbende Kunstsonnen, gezündet durch das Licht des blutigen Mondes.

Die Formation der Stachler zerbrach, die Schiffe flohen nach allen Seiten – wie in Zeitlupe, mit lächerlichen Beschleunigungswerten, auf dem Präsentierteller.

Medillin gab keine Schonung. Die Geschütze der BLUTMOND pflückten eines der flüchtenden Schiffe nach dem anderen aus dem All. Aus der Distanz, geborgen in der Zentrale des Bionischen Kreuzers, war es wie ein Tanz, bei dem es allein um die Eleganz der Schritte ging und nicht um ein Abschlachten.

Schließlich war der letzte Kybb-Raumer verglüht.

»Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen – bevor andere Stachler auf uns aufmerksam werden und wir einer Übermacht gegenüberstehen.« Der Kampf war vorüber, und Medillin zeigte sich wieder von ihrer gewöhnlichen, übervorsichtigen Seite.

Die BLUTMOND schwenkte auf einen Kursvektor, der sie senkrecht aus der Ekliptik des System führen würde, und setzte an, für den Überlichtflug zu beschleunigen.

»Augenblick!«, rief Jospeth.

»Was ist?«, fragte Medillin. »Haben wir einen Stachler übersehen?«

»So ähnlich.« Jospeth schickte der Epha-Motana einen Ortungsreflex auf den Schirm.

»Verstehe. Du willst richtig aufräumen, was?«

Jospeth schwieg, als die BLUTMOND Kurs auf den von ihm gewünschten Punkt nahm.

*

Die GRÜNER MOND hatte kaum neben der SCHWERT aufgesetzt, als Lyressea und die übrigen Schildwachen aus der Zentrale stürmten.

Wenige Augenblicke später sah Rhodan auf den Schirmen der Außenbeobachtung, wie die vier Schildwachen der SCHWERT entgegenrannten, dem Wind trotzten, den die Motana von Tom Karthay »Flautwetter« nannten, der aber spielend eine Geschwindigkeit von über fünfzig Stundenkilometern erreichte.

Sie hatten noch nicht die Hälfte der Distanz zur SCHWERT zurückgelegt, als sich aus der Hangarschleuse des Kreuzers zwei Gestalten lösten und ihnen winkend entgegenkamen.

Rhodan erkannte die Gestalt von Catiaane, jener Schildwache, die mit Atlan und Zephyda aufgebrochen war, um ihren verschollenen Bruder zu bergen.

Neben ihr rannte schweren Schrittes ein bulliger Mann, die Lippen zu einem Schrei der Freude geöffnet: Hytath, die Blutende Schildwache.

Die beiden Gruppen trafen zusammen. Auf den letzten Schritten verlangsamten sie ihren Lauf. Die Schildwachen verharrten auf der Stelle, als überwältige sie der Moment. Dann, gleichzeitig, als habe ein Unsichtbarer ein Zeichen gegeben, traten sie vor, fassten einander an den Händen und erstarrten.

Ein Unwissender musste glauben, dass die Schildwachen in stiller Andacht vereint waren, jede für sich ihren Gedanken nachhing. Rhodan wusste es besser: Die Schildwachen verfügten über die Fähigkeit der Niederschwellen-Telepathie. Sie stellte ein Band zwischen ihnen dar, das viele tausend Kilometer weit reichte. Wie viel stärker und intensiver musste es sein, wenn sie einander berührten?

In den äußerlich erstarrten Gestalten der Schildwachen tobten Stürme von Gefühlen, stärker als die schlimmsten Winde, die Tom Karthay plagten.

Nach langen Minuten erwachten die Schildwachen aus der Starre.

Aus den Akustikfeldern der Zentrale drang Lyresseas Stimme. Rhodan glaubte ein Zittern herauszuhören – ein Spiegel ihres inneren Aufruhrs oder ein Effekt der Funkübertragung, die auf Tom Karthay stets mit Störungen behaftet war?

3.

Der Ortungsreflex wuchs auf den Schirmen der BLUTMOND. Als der Bionische Kreuzer noch 10.000 Kilometer von ihm entfernt war, ersetzte ihn ein Bild der optischen Auswertung.

Vor ihnen trieb ein Kybb-Würfel im All.

»Mittelgroßer Brummer«, kommentierte Medillin. »Ein Kreuzer.«

»Richtig. Und steuerlos.«

Die Orterin blendete eine schematische Darstellung des weiteren Kursverlaufs ein. Der Kreuzer würde in weniger als einer Stunde in die Atmosphäre der Sauerstoffwelt geraten und auf ihr einschlagen. Er war zu groß, um beim Eintritt in die Lufthülle zu verglühen.

»Worauf wartest du?«, fragte die Epha-Motana. »Putz ihn weg, sonst reißt er dort unten einen hübschen Krater.« Die Kommandantin musste auf dieselbe Darstellung wie Jospeth blicken.

»Ich denke nicht daran«, antwortete der Todbringer.

Verblüfftes Schweigen. Dann ein Knall, mit dem der Stock Medillins auf den Boden der Zentrale über ihm krachte. »Woran, bei allen giftigen Waschküchendämpfen, denkst du dann?«

»Wir entern den Stachler.«

»Das kann nicht dein Ernst sein. Das Ding da ist ein zerschossenes Wrack, das sieht jedes Kind!«

Ein riesiges, von verbranntem Schwarz gesäumtes Loch klaffte an einer Seite des Würfelraumers, nahm beinahe die gesamte Seitenfläche ein. Ein Trümmerstück, das von einem explodierenden Raumer weggesprengt worden war, hatte sich tief in den Rumpf gebohrt.