Perry Rhodan 3171: Schutzherren für Valotio - Kai Hirdt - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3171: Schutzherren für Valotio E-Book und Hörbuch

Kai Hirdt

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Ihnen zur Seite stehen die Galaktischen Kastellane. In der Andromeda zugehörigen Kleingalaxis Cassiopeia agieren zudem die Meisterin der Insel Soynte Abil und Vetris-Molaud. Auch Rhodans Enkelin Farye Sepheroa ist dort aktiv und beobachtet, wie die Gharsen neue Mitstreiter rekrutieren: die SCHUTZHERREN FÜR VALOTIO ...

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Zeit:3 Std. 41 min

Sprecher:Jonas Baeck

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Nr. 3171

Schutzherren für Valotio

Die Chaosdiener locken und fordern – eine Welt muss sich entscheiden

Kai Hirdt

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Raumschiffe des Chaoporters FENERIK – Plural-Relais

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.

In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Ihnen zur Seite stehen die Galaktischen Kastellane. In der Andromeda zugehörigen Kleingalaxis Cassiopeia agieren zudem die Meisterin der Insel Soynte Abil und Vetris-Molaud. Auch Rhodans Enkelin Farye Sepheroa ist dort aktiv und beobachtet, wie die Gharsen neue Mitstreiter rekrutieren: die SCHUTZHERREN FÜR VALOTIO ...

Die Hauptpersonen des Romans

Farye Sepheroa – Die Missionskommandantin versucht zu manipulieren.

Grokhan – Der Gharse will sich nicht manipulieren lassen.

Shema Ghessow und Damar Feyerlant – Die beiden Mutanten arbeiten an einer Manipulation.

Worfzuc – Der Armudana fürchtet, jemand könnte ihn manipulieren.

Onontru-Duldsam

1.

15. September 2071 NGZ

Taub.

Ein hohes, lautes Sirren in den Ohren, das jedes Umgebungsgeräusch übertönte.

Taub und dreifach blind. Schwarzer Qualm hüllte Farye Sepheroa-Rhodan ein. Die Explosion hatte sie gegen eine abstürzende Traverse am Bühnenrand geschleudert, sodass der Schmerz ihr die Tränen in die Augen trieb. Und sie konnte nicht sagen, ob ihre Augen selbst etwas abbekommen hatten.

Sie rollte sich zusammen, versuchte, ihren Körper vor Trümmern zu schützen. Wollte, musste zu Atem kommen. Aber ...

Aus Angst wurde Panik. Sie bekam keine Luft. Kein Sauerstoff fand den Weg in die Lungen. Der Qualm? War er schuld?

Nein, sie spürte den Grund: Ihre Atemmuskulatur war verkrampft, steif bis zur völligen Bewegungslosigkeit. Der Träger war gegen ihren Brustkorb geschlagen. Alles war viel zu schnell gegangen, um sich zu schützen. Im Ergebnis ...

Atmen.

Atmen!

Sie gab sich den Befehl, allein ihr Körper gehorchte nicht. Wohl aber der SERUN. Die Medoeinheit des Schutzanzugs hatte den abfallenden Sauerstoffpegel in ihrem Blut bemerkt und unterstützte sie, presste die schmerzenden Rippen seitlich zusammen, um sie nach vorne zu weiten und Luft in die Lunge zu bekommen. Das verdoppelte den Schmerz, aber dafür ließ die Panik nach. Endlich Luft!

Sie spürte einen kleinen Pikser am Hals. Ihr Anzug hatte ihr etwas injiziert. Wahrscheinlich ein Schmerzmittel oder ein Muskelrelaxans. Vielleicht beides. Sie mochte es nicht, auf Einsätzen ungefragt unbekannte Medikamente zu erhalten. Als Pilotin hatte sie stets Angst, dass ihre Reaktionsfähigkeit darunter litt. Aber im Augenblick gab es keine andere Möglichkeit.

Immerhin ließ der Tinnitus etwas nach. Sepheroa hörte Schreie und eine Sirene. Aber keinen Gefechtslärm. Und die Schreie klangen wie die Kommandos einer Rettungsaktion. Die Bombe hatte also keinen Überfall eingeleitet. Das war Glück im Unglück. Im Moment hätte sie sich nicht verteidigen können.

Aber allein dass ein Anschlag stattgefunden hatte, war katastrophal. Onontru, die maßgebliche Politikerin der Armudana, und Grokhan, der Anführer der gharsischen Besatzungsmacht, hatten direkt neben ihr gestanden. War einer der beiden zu Schaden gekommen, würde die Gewalt auf Tratuum eskalieren. Falls die Gharsen ein Exempel wie auf Darvab anordneten, konnten Hunderttausende sterben ...

Ruhig, Farye!, forderte sie sich selbst auf. So weit waren sie noch nicht. Ihre Phantasie mochte ihr Schreckensszenarien vorspielen. Aber normalerweise bewertete sie diese kühl und nüchtern, statt sich sofort in die schlimmste Annahme hineinzusteigern.

Normalerweise explodierten allerdings auch keine Bomben neben ihr.

Entweder ihre Selbstansprache oder die Medikamente zeigten Wirkung. Jedenfalls hämmerte ihr Herz nicht mehr so, als wollte es aus der Brust springen, und ihr Verstand beschäftigte sich wieder mit dem, was war, statt mit dem, was sein könnte.

Noch immer hüllte die Qualmwolke sie ein. Sie wusste nicht, was da brannte. Hätten die Armudana mit ihrer eher rückständigen Technik die Bühne gebaut, hätte sie auf ein Treibstoffreservoir für Generatoren getippt. Bei der gharsischen Chaoportertechnik hatte sie keine Ahnung, was es erwischt haben mochte. Das Ergebnis zählte: Sepheroa sah nichts, aber sie wurde auch nicht gesehen. Das verschaffte ihr Zeit für eine kurze Bestandsaufnahme.

Die Gharsen waren vor einigen Tagen auf Tratuum gelandet. Beinahe zeitgleich hatten die Munuam auf dem Planeten ein technisches Bauwerk errichtet, das sie Kryo-Bank nannten, und auf dem Mond des Planeten hatten die Singular-Relais eine Präliminare Bastion aufgestellt. Diese sollte einen Schutzschirm errichten, der den Planeten Tratuum vor Angreifern schützte. Gerade erst hatte die gesamte Raumflotte der Armudana den Schirm um den Mond als Test attackiert, natürlich völlig erfolglos.

Später sollten mehrere dieser Schirme zusammengenommen dasselbe für die ganze Kleingalaxis Cassiopeia oder Valotio leisten, wie die Sterneninsel vor Ort genannt wurde. Dabei kam die Kryo-Bank ins Spiel. Mit der Veranstaltung, die gerade im wahrsten Sinne des Wortes gesprengt worden war, hatten die Gharsen Freiwillige unter den Armudana finden wollen, die dort arbeiteten, indem sie den sogenannten Sextadimdienst leisteten. Dazu mussten sie angeblich nichts anderes tun, als sich hinzulegen und der Kryo-Bank anzuvertrauen. Eine Gefahr für Leib und Leben bestünde dabei nicht. Aber wie diese Tätigkeit genau aussah, war noch unbekannt – Farye und Onontru war ein Testlauf angeboten worden.

Inzwischen sah Sepheroa den Qualm nicht nur, sie roch ihn auch. Das war schlecht. Sie trug nach wie vor ihren SERUN in der Sonderausfertigung Tarnen & Täuschen, der sie äußerlich in eine Armudana verwandelte – eine saurierhafte Echse, wie ein Deinonychus antirrhopus, zart gebaut und mit langem, schnabelhaftem Mund. Der Saurierkörper wurde durch das geschickte Zusammenspiel miniaturisierter Holoprojektoren simuliert. Über dem Gesicht trug Sepheroa eine Maske mit Luftfiltern in den Nüstern. Wenn es nun also plötzlich nach Rauch stank, hieß das ...

Sie tastete über den Schnabelmund. Ja – auf ungefähr 15 Zentimetern Länge zog sich ein klaffender Riss durch das Material. Das war eine Katastrophe! Ewig würde sie sich nicht in der Qualmwolke verstecken können, und außerhalb lauerten Hunderte Kameras. Die Schirmdemonstration der Gharsen war überall auf dem Planeten Tratuum übertragen worden. Es war völlig undenkbar, dass nicht mindestens eines dieser Aufzeichnungsgeräte mitbekam, dass Sepheroa keine echte Armudana war.

Dann würden die Ereignisse ablaufen wie eine fallende Reihe von Dominosteinen. Sie würde verhaftet werden. Sie würde als Fremde entlarvt werden, die Gharsen würden womöglich direkt eine Terranerin in ihr erkennen oder jedenfalls eine Tefroide. Man würde die anderen Mitglieder ihres Einsatzteams aufspüren und die Feldforscher und Entwicklungshelfer des Trojanischen Imperiums, die sich schon seit Jahren kostümiert auf dem Planeten aufhielten. Die Besatzer würden alle verhören und herausfinden, dass Menschen nur 14 Lichtjahre entfernt einen riesigen Stützpunkt unterhielten. Sie würden das Trojanische Imperium ausfindig machen und erobern.

Und damit wäre genau das geschehen, was Sepheroas Geheimeinsatz auf Tratuum eigentlich hatte unterbinden sollen.

Beschädigung der Tarnung entdeckt, teilte die Anzugpositronik ihr leise mit. Reparatur initiiert.

Dass Sepheroa schneller gedacht hatte als der hoch entwickelte Computer, war für sie kein Grund zur Freude. Vielmehr ließ es sie befürchten, dass das Gerät bei ihrer Kollision ebenfalls etwas abbekommen hatte. In TT-SERUNS war die Positronik dezentral in winzigen Einheiten über den ganzen Anzug verteilt. Damit gab es zwar viele Absicherungen und Redundanzen, aber auch ebenso viele Orte, an denen etwas kaputtgehen konnte.

Aber immerhin: Der Anzug tat etwas Sinnvolles. Der Riss schloss sich. Nur konnte Sepheroa selbst bei den lausigen Sichtverhältnissen erkennen, dass dies nicht spurlos geschah. Eine knallgelbe Nahtstelle blieb auf der vorspringenden Schnauze zurück, kein bisschen weniger auffällig als der eigentliche Schaden.

Vielleicht konnte sie Ruß darüberschmieren, um zumindest auf den ersten Blick eine Tarnung zu schaffen. Sie rappelte sich auf alle viere auf und stöhnte. So stark wirkte das Schmerzmittel nun doch nicht. Dann tastete sie sich durch die Finsternis ...

Dort lag jemand.

Sie tastete den Körper ab. Es war ein Humanoider, aber mit Flaum am ovalen Kopf. Die Proportionen waren nichtmenschlich, die Beine sicher zwei Meter lang. Demnach wahrscheinlich ein Gharse.

Sie fasste in etwas Feuchtes. Blut. Sehr viel Blut. Und keine Bewegung des Brustkorbs, nicht die geringste.

Ein Todesopfer hatte der Anschlag also mindestens gefordert. Sie hoffte, dass es nicht Grokhan war. Die Vergeltung dafür würde entsetzlich ausfallen. Aber auch, wenn es nur einen seiner Leibwächter erwischt hatte – die Gharsen würden darüber nicht einfach hinwegsehen. Sie selbst vermieden es zwar, andere Lebewesen zu töten. Aber sie hatten genug Munuam als Fußsoldaten dabei, die solche Hemmungen nicht kannten.

Eine neue Stimme erklang: Onontru-Duldsam, die Taktfrau der Stadt Pentu und, für den Augenblick zumindest, die Globale Dominanz. Damit war sie eine Art Regierungschefin ihres Einflussbereichs, deren Wort aber auf dem gesamten Planeten gehört und beachtet wurde. Ihre Stimme überlagerte den Lärm der Sirenen und der Rettungsaktion deutlich. Die Verstärkeranlage für ihre öffentliche Diskussion war also immer noch intakt.

»Armudana!« Sie sprach ruhig und bestimmt, ohne Zorn, ohne Angst. Das war gut. Draußen herrschte bestimmt Panik. Eine Autoritätsperson, die Ruhe ausstrahlte, half, weitere Opfer zu vermeiden. Sie musste den Platz vor der Bühne geordnet räumen lassen und ...

»Bleibt kühl!«, sagte sie ungerührt. »Bleibt ruhig! Harrt aus und wartet!«

Sepheroa traute ihren Ohren nicht. Was tat Onontru da? Der Platz musste geräumt werden! Niemand wusste, ob irgendwo eine zweite Bombe ...

»Gewalt ist nicht unsere Sprache«, erklärte die Globale Dominanz. »Mit Attacken aus dem Hinterhalt erreicht man seine Ziele nicht. Wir haben Besuch von den Sternen, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Und wie reagieren manche von uns darauf? Mit einer Gewalt, wie wir sie seit vielen Generationen für überwunden hielten!«

Sepheroa lauschte verblüfft. Draußen war es ruhig geworden. Onontru hatte die aufkeimende Panik tatsächlich erstickt – indem sie einfach zur Tagesordnung übergegangen war und weiter zur Sache sprach. Sie baute den Vorfall – immerhin ein Terroranschlag mit Todesfolge –in ihre Argumentation ein und referierte darüber.

Und es funktionierte! Sepheroa wollte sich kaum ausmalen, wie ein solches Verhalten auf der Erde aufgenommen würde. Aber die Psyche der Armudana unterschied sich wohl stärker von der menschlichen, als es auf den ersten Blick wirkte.

»Unser Volk steht an einem Scheideweg«, sagte Onontru. »Die Gharsen kommen, um uns zu schützen.«

Sepheroa zuckte zusammen. Der Satz enthielt nicht die geringste Relativierung. Sie hatte Onontru vor den Gharsen gewarnt, hatte sogar das Geheimnis gelüftet, dass sie keineswegs die Armudana namens Aphara-Geradlinig war, als die sie auftrat, sondern von den Sternen kam. Trotzdem sprach die Globale Dominanz so, als wären Grokhans Worte unanzweifelbare Fakten.

»Wir vergelten es ihnen schlecht«, fuhr Onontru fort. »Haben wir nicht gerade erst gesehen, was sie für uns tun können? Sollten wir ihnen nicht ein Mindestmaß an Dankbarkeit entgegenbringen für den Schutz, den sie uns bieten?«

Illustration: Sven Papenbrock

Sepheroa verstand plötzlich. Grokhans angebliche Machtdemonstration hatte Onontrus Zweifel beseitigt. Die Flotte der Armudana konnte den Schirm nicht knacken, also mussten die Gharsen wahnwitzig mächtig sein – so stellte sich die Lage aus der Sicht der Globalen Dominanz dar.

In Wirklichkeit hatten die Armudana gerade erst die Anfänge der überlichtschnellen Raumfahrt erreicht, und das auch nur mit teils offener, teils heimlicher Unterstützung des Trojanischen Imperiums. Die Feuerkraft ihrer gesammelten Flotte hätte wahrscheinlich nicht einmal ein irdisches Beiboot gefährden können.

Sie musste nach vorne. Raus ihrer Qualmwand, Onontru unterbrechen. Das war ihre Rolle auf dieser Bühne – als angebliche Armudana sprach sie für die Skeptiker, die den Gharsen misstrauten. Aber mit ihrem beschädigten Kostüm würde sie sofort auffliegen. Sie musste ...

»Die Gharsen bieten uns ihre Hilfe aus freien Stücken an«, dozierte Onontru weiter. »Dürfen wir dieses Angebot wirklich ablehnen? Denn wo sind unsere einstigen Gönner in diesen Stunden?«

Onontru war nur noch ein paar Sätze davon entfernt, mehr über diese Gönner zu verraten, als man riskieren durfte, zumal Farye keine Ahnung hatte, wie viel die Politikerin wirklich wusste und ob dieses Wissen die Existenz des Trojanischen Imperiums gefährden könnte. Daher blieb keine Wahl: Sepheroa musste sie stoppen, sofort. Selbst auf das Risiko ihrer Enttarnung hin.

Sie lief los und rutschte im Blut des toten Gharsen aus. Schmerzhaft stürzte sie zu Boden, auf die frisch geprellten Rippen, und starrte dem Toten in die blicklosen Augen.

Es war immer wieder merkwürdig, was einen auf Ideen bringen konnte.

*

»Hilfe!«, rief Farye Sepheroa. »Hilfe! Er braucht Hilfe!« Mühsam zerrte sie den reglosen Körper, dem niemand mehr helfen konnte, ans Licht. »Er ist verletzt!«

Sie ließ den Toten vorsichtig auf den Bühnenboden sinken, nahe am Rand, wo die Kameras es gut mitverfolgen konnte. Sie stand den Gharsen skeptisch gegenüber, aber im Moment der Not half sie – das würde ihre Position glaubwürdiger erscheinen lassen. Sie half, während Onontru redete.

Und vor allem: Sie war nun über und über mit dunklem Blut beschmiert, auch und insbesondere jene Stelle, an der die Maske beschädigt war.

Sepheroa konnte nun endlich wieder sehen, was um sie herum vorging. Onontru stand im Aufzeichnungsbereich des Akustikfelds. Grokhan war ebenfalls anwesend.

Sepheroa hätte darauf gewettet, dass der Gharse sich in Sicherheit gebracht hatte. Aber er wollte die Armudana von etwas überzeugen. Die Flucht hätte ihm nicht gut zu Gesicht gestanden.

Grokhan kam auf Sepheroa zu und kniete sich neben den Toten. Er gab einen Klagelaut von sich und drehte die Leiche auf den Bauch, sodass das Gesicht auf dem Boden lag.

»Friede dir«, murmelte der Gharse, auch er weithin hörbar von Akustikfeldern verstärkt. »Du hast dich für ein hohes Ziel geopfert.«

»Wie ist er gestorben?« Onontru starrte Sepheroa feindselig an.

Sepheroa begriff erst in diesem Moment, in welcher Gefahr sie höchstpersönlich steckte. Onontru hatte ihre Seite gewählt, und zwar die falsche. Wenn sie sich bei Grokhan einschmeicheln wollte, würde sie nicht nur die Trojaner verraten, sondern gleich eine Gefangene ausliefern. Eine Agentin. Jemanden, dem man das Attentat in die Schuhe schieben konnte.

»Wohl durch die Explosion«, antwortete Sepheroa wahrheitsgemäß, als hätte sie den anklagenden Unterton überhaupt nicht wahrgenommen.

Da sie nun schon einmal sprach, musste sie ihre Chance nutzen. Möglicherweise war es ihre letzte.

»Onontru hat recht!«, rief sie lauthals. »Ich bin nicht überzeugt von den Gharsen, von ihrem Angebot, von den Gründen, die sie uns vorstellen. Das wisst ihr. Das ist der Grund, warum ich hier stehe. Aber Gewalt ist nicht der Weg! Wir können keine Mächte herausfordern, über die wir nichts, nicht das Geringste wissen!«

Sie wandte sich an die versammelten Zuhörer auf dem Platz, an die vielen Millionen Armudana, die ihr über den ganzen Planeten verteilt zuhörten. Aber eigentlich hatte ihre Rede nur eine Adressatin: Onontru-Duldsam.

»Die Gharsen treten uns freundlich entgegen. Sie wollen uns zu nichts zwingen. Ist das nicht richtig, Grokhan?«

»Ja. Ja, das ist es«, sagte der Gharsenkommandant, sichtlich verwirrt, dass er von dieser unerwarteten Seite Fürsprache erhielt.

»Und wir benötigen ihre Hilfe, so sagen sie. Denn unserer Welt und unserer ganzen Galaxis droht eine große Gefahr. Ist es nicht so?«

»Ja«, sagte Grokhan, »das ...«

»Und der Schirm – wie soll er uns schützen? Die Feuerkraft unserer Flotte ist überschaubar. Wie rettet er uns vor fortgeschrittenen Gegnern? Vor jenen, vor denen die Gharsen uns warnen?«

»Nun«, sagte Grokhan. »Ich kann das demonstrieren. Aber ich weiß nicht, ob das angesichts der Vorfälle ...«

»Hat jemals etwas so gezeigt«, rief Sepheroa, »dass Tod und Zerstörung zu jeder Zeit und völlig unerwartet über uns hereinbrechen können? Zeig uns, was die Gharsen für uns tun können!« Sie starrte an Grokhan vorbei, direkt in Onontrus Gesicht. »Schließlich weiß man nie, von wem Gefahr droht und wer es gut meint. Deshalb sollte man keine Tür voreilig verschließen.«

»Nun gut.« Grokhan war offenkundig verwirrt, dass man ihm so die Arbeit abnahm, wehrte sich jedoch nicht gegen das Geschenk. »Wie ihr gesehen habt, kann eure Flotte dem Schirm bereits so, wie er derzeit steht, ohne die Schutzherren, nichts anhaben. Aber es gibt andere Feinde. Mächtigere Feinde.«

Mit einem Handzeichen startete er eine Simulation. Wieder war der Mond zu sehen, den die Armudanaflotte vergeblich beschossen hatte. Doch diesmal waren andere Schiffe zu sehen – um ein Vielfaches größer, aus rot glosendem Metall und von einer Form, die Sepheroa vage an attackierende Raubvögel erinnerte. Aus den Schnäbeln brandeten Energiestrahlen, die den Schirm in kürzester Zeit durchschlugen.

Nach fünf Sekunden waren von dem Mond nur noch Trümmer übrig.

»Doch dieses Schicksal lässt sich verhindern!«, rief Grokhan.

Er redete weiter, war abgelenkt. Sepheroa hatte erreicht, was sie wollte. Ohne auffällige Eile trottete sie zu Onontru und vergewisserte sich, dass die Akustikfelder um sie ausgeschaltet waren.

Doch die Armudana wich ihr aus, blickte zu Boden. »Ich habe dich verstanden«, murmelte sie, nur für Sepheroa hörbar.

»Und?«

Bevor Onontru antworten konnte, kam Grokhan zum Ende seiner kurzen Ansprache. Der Gharse verschwendete wirklich keine Zeit. In einer neuen Simulation hielt der Schirm den Greifvögeln problemlos stand.

»Weil die Armudana«, so rief er, »mit ihrer freiwilligen Unterstützung in der Kryo-Bank ihre Welt und ihre Galaxis vor diesem Unheil bewahren! Wer will ein Held seiner Heimat werden? Wer folgt mir in die Kryo-Bank?«

Onontru trat wieder ins Akustikfeld. »Ich werde gehen«, verkündete sie.

Sepheroa zuckte zusammen.

»Wer noch?«, rief Grokhan. »Auch du, Aphara, bist eingeladen!«

»Nein«, verkündete Onontru. »Ich gehe allein.«

Erstaunt und erleichtert hob Sepheroa den Kopf.

»Ich bin die Erste«, präzisierte Onontru ihre Ansage. »Ich werde es testen. Ich will wissen, dass es sicher ist und dass es leistet, was du versprichst. Wenn du dein Wort hältst, werde ich mich für dich aussprechen.«

2.