Perry Rhodan 67: Zwischenspiel auf Siliko V - Kurt Brand - E-Book

Perry Rhodan 67: Zwischenspiel auf Siliko V E-Book

Kurt Brand

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Beschreibung

Er ist der Sohn zweier Welten - nur fünf Menschen kennen das Geheimnis seiner Herkunft... Auf der Erde schreibt man den Oktober 2041. In der Raumakademie von Terrania hat ein neuer Jahrgang von Kadetten der Solaren Raumflotte die Abschlußprüfung mit mehr oder weniger guten Resultaten hinter sich gebracht. Einer der Kadetten, die in Leutnantsrang sofort in den aktiven Raumdienst übernommen werden, ist Thomas Cardif. Thomas Cardif ist der Sohn zweier Welten - und nur fünf Menschen kennen das Geheimnis seiner Herkunft: Perry Rhodan, Thora, Crest, Reginald Bull und Julian Tifflor. Thomas Cardif ist Sohn Terras und Arkons zugleich! Bis jetzt wurde das Geheimnis gewahrt - doch beim ZWISCHENSPIEL AUF SILIKO V zeigt sich, daß Thomas' Eltern, geleitet von kosmopolitischen Erwägungen, einen schwerwiegenden Fehler begangen haben...

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Nr. 67

Zwischenspiel auf Siliko V

Er ist der Sohn zweier Welten – nur fünf Menschen kennen das Geheimnis seiner Herkunft ...

von KURT BRAND

Auf der Erde schreibt man den Oktober 2041. In der Raumakademie von Terrania hat ein neuer Jahrgang von Kadetten der Solaren Raumflotte die Abschlussprüfung mit mehr oder weniger guten Resultaten hinter sich gebracht. Einer der Kadetten, die in Leutnantsrang sofort in den aktiven Raumdienst übernommen werden, ist Thomas Cardif.

Thomas Cardif ist der Sohn zweier Welten – und nur fünf Menschen kennen das Geheimnis seiner Herkunft: Perry Rhodan, Thora, Crest, Reginald Bull und Julian Tifflor.

Thomas Cardif ist Sohn Terras und Arkons zugleich!

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Er ist ein ausgezeichneter Administrator, doch seine Vaterpflichten scheint er nur mangelhaft zu erfüllen.

Thora – Eine Mutter, die ihren Sohn sehen will.

Leutnant Thomas Cardif – Ein Mann zwischen zwei Welten.

Crest – Der Arkonide weiß nichts von Siliko V.

Reginald Bull – Perry Rhodans Freund hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen.

Oberst Julian Tifflor

1.

Die Nerven von dreiundachtzig jungen Männern waren heute nicht ganz in Ordnung. Je mehr es auch noch auf 11 Uhr zu ging, um so uniformierter wurde jedes einzelne Gesicht, weil jeder bemüht war, keine innerliche Erregung zu zeigen, sondern im Gegenteil versuchte, selbstbewusste Überzeugung auszustrahlen.

Dreiundachtzig junge Männer, im Durchschnitt 21 Jahre alt, hatten laut Dienstplan der Raumakademie des Solaren Imperiums heute um 11 Uhr im »Großen Saal« anzutreten, um über den Kommandeur der Akademie ihr Patent als Leutnant der Raumflotte zu erhalten oder – in einem einjährigen Kurs das noch fehlende Wissen sich zu erarbeiten und dann erneut eine Prüfung abzulegen.

Die Stunde nach 11 Uhr war für diese dreiundachtzig Kadetten der Akademie ein wichtiger Markstein ihres Lebens; für viele war sie so entscheidend, weil das weitere Leben nichts anderes war als ein ununterbrochener Einsatz.

Die 11. Stunde schlug.

Dreiundachtzig Kadetten nahmen Haltung an.

Der Kommandeur war pünktlich.

Die große Flügeltür hinter dem Podium rollte zurück, und der Chef der Raumakademie betrat mit seinem Stab den Saal.

Major Wals meldete dem Kommandeur die Kadetten. Kurzer Gegengruß des Chefs. Sein »Danke« klang unpersönlich.

Er trat einen Schritt weiter vor als seine Offiziere. Er sah mit einem Blick gleichzeitig in dreiundachtzig Gesichter. Er kannte jeden einzelnen, nicht nur mit Namen, sondern auch seinen Werdegang, die charakterlichen Qualifikationen und seine Leistungen. Er war in ihrer Ausbildungszeit nicht nur der Chef gewesen; er hatte sich um den einzelnen bemüht, damit er innerhalb der Raumflotte mit seinen Anlagen und Fähigkeiten auch auf den richtigen Platz kam.

Die Raumflotte rief nach dem Menschen, der mit seiner Person zwanzig oder dreißig Männer im harten Einsatz bis zur letzten Pflichterfüllung begeistern konnte.

Die Uhr im »Großen Saal« zeigte eine Minute nach 11, als der Chef seine Ansprache begann.

Er war kein Freund vieler Worte. In zehn Sätzen kam er zum Kern der Sache. Er verzichtete darauf, ein Namensverzeichnis zu benutzen. Nur drei Namen nannte er.

Drei Gesichter wurden blass. Drei junge Männer senkten den Kopf. Sie hatten das Abschlussexamen der Raumakademie nicht bestanden. Sie blieben für ein weiteres Jahr Kadetten.

Aber selbst für diese drei durchgefallenen Kadetten hatte der Kommandeur anerkennende Worte übrig. »... Lassen Sie sich durch diesen Fehlschlag nicht entmutigen. Geben Sie selbst sich nicht auf, denn das Solare Imperium wartet auf Sie!

Sie sollen wie jeder Offizier der Flotte eine Stütze werden, und ich spreche keine phrasenhafte Prophezeiung aus, wenn ich behaupte: Jeder einzelne von Ihnen kann eines Tages zu dem entscheidenden Faktor werden, von dem Fortbestand oder Untergang des Imperiums abhängt!

Und weil jeder Offizier der Raumflotte auf seiner Position einen Machtfaktor darstellt, darum sind wir gezwungen, an jeden, der zu dieser Gemeinschaft gehören will, die strengsten Maßstäbe anzulegen ...«

Einzeln traten achtzig Mann vor. Noch trug jeder die Kadettenuniform, aber in einer Stunde hatten sie laut Dienstplan in der schmucklosen Kleidung eines Offiziers der Raumflotte vor ihrem Ressort-Chef zu erscheinen, um ihre Versetzung zu erfahren.

Es gab keinen Tag Urlaub; nicht einmal eine Stunde. Das war nicht offiziell. Anspruch auf Urlaub bestand, aber achtzig junge Leutnants machten keinen Gebrauch davon.

Aus der Hand des Kommandeurs hatte jeder sein Patent erhalten, jetzt kleideten sich achtzig Männer um und trugen zum ersten Mal Offiziersuniform.

»Das wäre geschafft!«, stieß Tilf Reyno erleichtert aus und blickte an sich herunter. »Ist der Sitz tadellos, Thomas?«

Tilf Reyno, ein Schwede mit Wikingerfigur, blondhaarig mit blauen Augen, drehte sich vor seinem Stubenkameraden Thomas Cardif und ließ durch ihn den Uniformsitz kontrollieren.

»Wie angegossen, Tilf«, gab Thomas Cardif nach kürzerer Prüfung sein Urteil ab. »Und bei mir?« Er erhob sich, und jetzt erst, als er stand, kam seine gute Figur zur Geltung. Gegen ihn wirkte Tilf schattenhaft, blass. Thomas Cardif strahlte Persönlichkeit aus und – erstaunlich bei seinen 21 Lebensjahren – eine undefinierbare Art Stolz, die aber noch nicht so ausgeprägt war, dass sie unangenehm wirkte.

»Donnerwetter«, gab Tilf Reyno ehrlich zu und nickte anerkennend, »du siehst darin wie der ›Chef‹ aus ...«

»Etwas Dümmeres kannst du nicht sagen?«, fuhr Thomas Cardif seinem Stubenkameraden in die Parade, blitzte ihn aus den eigenartig gelbgetönten Augen scharf an, um im nächsten Moment mit einer alles wegwischenden Handbewegung seiner Frage die Schärfe zu nehmen.

So wie in dieser Minute war Thomas Cardif oft und war – was er nicht wusste – eins der vielen Sorgenkinder der Psychologen, die jeden Kadetten während des Lehrganges auf der Akademie ununterbrochen unauffällig beobachteten und testeten.

Manche Tests hatten für Thomas Cardif kein vorteilhaftes Urteil erbracht; andere Versuchsreihen wiederum erstaunliche positive Resultate. Er war der junge Mann, der den Psychologen die meisten Rätsel aufgab. Die Wahrscheinlichkeit sprach dagegen, dass er innerhalb des Lehrganges Freunde fand, jedoch bis auf Ausnahmen waren alle Kadetten seine Freunde. Seine Hilfsbereitschaft und Offenheit waren fast sprichwörtlich, und deshalb sahen seine Kameraden gerne und leicht darüber hinweg, wenn er diesen undefinierbaren Stolz an den Tag legte.

Die Robotdurchsage durchlief den Wohntrakt der neugebackenen Leutnants.

Die Uhr in jedem Raum zeigte 11 h 55.

Der Dienstplan verlangte, dass jeder um 12 Uhr bei seinem Ressort-Chef anzutreten hatte, um dort zu erfahren, wohin er versetzt wurde.

Tilf Reynos und Thomas Cardifs Vorgesetzter war zuständig für das Ressort »Allgemeines«.

Für jeden Kadetten der Akademie war der Befehl, an »Allgemeines« teilzunehmen, so viel, wie ein gut bestandenes Abschlussexamen.

»Allgemeines« hatte den umfangreichsten Lehrplan; angefangen von Astronomie, Funktechnik, Astronavigation, Triebwerkskunde, arkonidische Hypnoschulung, Metallurgie und einigen dreißig anderen Spezialgebieten bis zur Zyan-Lehre, wurde in dieser Abteilung dem zukünftigen Offizier der Raumflotte das größte Wissen übereignet.

Der Lehrgang, der heute mit der Überreichung der Offizierspatente seinen Abschluss gefunden hatte, wies drei Mann aus, die sich bei Major Knight meldeten und hinter der Tür verschwunden waren, an der das nichtssagende Schild »Allgemeines« angebracht war.

»Leutnant Hal Stockman!«, schnarrte der Iberoafrikaner und hatte Haltung angenommen.

»Leutnant Thomas Cardif!«

»Leutnant Tilf Reyno!«

Major Knight, ein ergrauter Sechziger, blind auf dem linken Auge, dankte knapp. Nacheinander sah er die drei Männer an, um ihnen dann impulsiv die Hand zu reichen und zu gratulieren.

»Leutnant Stockman, Sie sind zur Venus versetzt und werden zweite Ordonnanz bei Oberst Dirkan sein. Halten Sie sich ab vierzehn Uhr abflugbereit. Sie fliegen mit dem Kurierschiff. Das wär's. Danke.«

Leutnant Hal Stockman trat weg.

Tilf Reyno wurde 12.348 Lichtjahre weit nach Hellgate, jenem unbewohnten Hitzeplaneten am Randbereich des Arkon-Imperiums, versetzt, um Leutnant Bings als Kommandant des Stützpunktes abzulösen.

Dieser Stützpunkt, eine gewaltige Stahlkuppel, diente nur als Zentrale für einlaufende Agentenmeldungen. Mit zwei Mann Besatzung war es Reynos Aufgabe, die einlaufenden Meldungen ihrer Dringlichkeit nach einzustufen, sie entweder zu speichern oder sofort mittels Raffermethode nach der Erde weiterzuleiten.

Tilf Reyno flog eine Stunde nach Mitternacht ab.

Zu diesem Zeitpunkt ging ein kleiner Kreuzer des Solaren Imperiums mit Leutnant Thomas Cardif an Bord über dem Planeten Rusuf in die erste Landeellipse.

1062 Lichtjahre entfernt schwebte das heimatliche Sonnensystem im Raum.

Um 8,43,08 Uhr Bordzeit erhielt die Funkzentrale des Kleinen Kreuzers von der Terra-Garnison auf Rusuf die Landeerlaubnis.

Um 9,34,52 Uhr Bordzeit landete der Kugelraumer des Solaren Imperiums auf dem Hafen der kleinen Garnison.

Um 9,57 Uhr Bordzeit stand Leutnant Thomas Cardif vor seinem neuen Chef, dem Kommandeur der kleinen Terra-Einheit, Oberst Julian Tifflor.

Noch in derselben Minute fragte sich Thomas Cardif: Warum sieht mich der Oberst so eigentümlich an?

Es war keine Frage, die er in der nächsten Minute wieder vergessen hatte; es war die Frage, die ihm von der ersten Minute seiner Anwesenheit in der Garnison wie ein Schatten folgte.

Es war das erste Mal in Thomas Cardifs jungem Leben, dass ihn etwas beunruhigte.

Er musste sich konzentrieren, um den Worten Oberst Tifflors zu folgen. Der sprach von der Aufgabe, welche seine Garnison auf dieser Arkon-Welt zu erfüllen habe, von den täglichen Schwierigkeiten, den immer wieder aufflackernden Streitigkeiten zwischen Terranern und Galaktischen Händlern, die auf Rusuf auch Niederlassungen eingerichtet hatten.

»... benutzen Sie den heutigen Tag, um sich in der Garnison umzusehen, Leutnant, und melden Sie sich morgen früh um sechs Uhr dreißig bei mir vor der ersten Tagesbesprechung. Danke, Leutnant!«

Dann sah Oberst Julian Tifflor, vor rund 60 Jahren der Kadett der Dritten Macht, der die gefährlichsten Einsätze mit einer unwahrscheinlichen Bravour durchgestanden hatte, dem frischgebackenen Leutnant Thomas Cardif gedankenvoll nach.

Er atmete tief.

Er schüttelte den Kopf.

»Chef«, sagte er dann im Selbstgespräch, »ich habe Angst, dass deine Rechnung in diesem Fall nicht glatt aufgeht«, und er dachte an Perry Rhodan.

Innerhalb des Solaren Imperiums gab es nur einen »Chef« wie nur einen, Tiff – und einmal war es Perry Rhodan, der in sechzig Jahren ein starkes, kleines Sternenreich geschaffen hatte, und das andere Mal war es Oberst Tifflor.

Er konnte zu Rhodan ungerügt »Chef« sagen, und Rhodan sprach ihn mit »Tiff« an, jenem Kurznamen, den ihm vor sechzig Jahren seine Freunde in der Kadettenzeit gegeben hatten.

Zwischen Chef und Tiff gab es eine unsichtbare, starke Verbindung. Sie war nicht allein dadurch gekrönt worden, dass auch Julian Tifflor auf Wanderer, der Kunstwelt, die lebensverlängernde Zelldusche erhalten hatte, sondern sie hatte ihre Krönung dadurch erfahren, dass Perry Rhodan ihm anvertraut hatte, wer Thomas Cardif war:

THORAS UND PERRY RHODANS SOHN!

Und Julian Tifflor sagte wieder im Selbstgespräch: »Leutnant Thomas Cardif ...«, und wieder atmete er tief, und wieder überkam ihn die Angst vor der Stunde, in der Thomas Cardif erfuhr, wer seine Eltern waren.

2.

Thora, Perry Rhodans Frau, hatte gedankenschwer über die Parklandschaft gestarrt, die das, was früher einmal die Wüste Gobi gewesen war, heute zu einem Paradies hatte werden lassen.

Nur rechter Hand tauchten die ersten Industrie- und Verwaltungsbauten auf. Sie waren das einzige Anzeichen dafür, dass dieses Wunder in der ehemaligen Wüste untrennbar mit Technik, Politik und stahlharten Männern verbunden war.

Und die Raumflotte des Solaren Imperiums, Perry Rhodans grandioses Werk, verlangte nach Männern dieser Art, und auf der Raumakademie wurden sie in ununterbrochener Schulung dazu geformt.

Thora streckte die Hand aus und schaltete das Sprechgerät ein. Die Robotzentrale ihres Hauses meldete sich. Sie verlangte eine Verbindung zur Akademie. »Geben Sie das Gespräch herein, wenn der Kommandeur sprechbereit ist.« Die Arkonidin sah in der Tatsache, dass sie mit einem Roboter sprach, keine Veranlassung, ihrer Stimme die höfliche Bitte zu nehmen.

Sie hatte sich noch nicht wieder in ihrem Sessel zurückgesetzt, als die Schirmscheibe aufflackerte, ihren Grauton verlor und Farbe erhielt.

Das markante Gesicht des Leiters der Raumakademie stand auf dem Schirm. Leicht senkte er den Kopf zum Gruß. Thora grüßte ihn mit einem Lächeln.

»Ich möchte nach langer Pause wieder einmal den Augenblick erleben, wenn Kadetten der Akademie nach ihren Examina das Offizierspatent erhalten. Morgen ist doch die Verabschiedung, nicht wahr?«

»Ich bedaure«, hörte Thora den Kommandeur sagen, und das Bedauern drückte sich auch auf seinem Gesicht aus. »Wir mussten den Termin vorverlegen. Die jungen Leutnants erhielten gestern schon ihr Patent und befinden sich inzwischen alle an ihren Einsatzorten.«

»Schade«, hörte Thora sich sagen, und es klang nicht anders als sonst, während ihr Herz eine Schmerzwelle nach der anderen abstrahlte und ihr fast die Kraft zum Atmen genommen wurde. »Danke, Kommandeur!«

Dann hatte sie abgeschaltet. Sie war nicht mehr in der Lage, zu lächeln.

Sie war allein in ihrem Zimmer.

Sie, die stolze Arkonidin, Tochter aus einem der ältesten und berühmtesten Fürstengeschlechter auf Arkon, Perry Rhodans Frau, hatte die Hände vor das Gesicht gepresst und weinte.

Ihre Tränen galten Thomas Cardif, dem jungen Leutnant, der unter Oberst Julian Tifflor auf dem Planeten Rusuf seinen Dienst tat.

»Perry ...«, flüsterte sie, und wilder Schmerz schüttelte ihren Körper, »Perry, wir haben uns an unserem Kind versündigt! Wir beide haben alles falsch gemacht!«

Sie wusste es; Perry Rhodan wusste es. Aber damals, als ihnen klar wurde, worauf sie verzichteten und was sie ihrem Kind vorenthielten, da war es zu spät, den einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen.

Da musste Thomas Cardif dieser Thomas Cardif bleiben; da war der Junge schon zu alt und wiederum zu jung, um die seelischen Erschütterungen unbeschadet zu ertragen.

Sie hatten nur das Beste gewollt. Perry, Thomas' Vater und sie, seine Mutter. Thomas sollte aus sich selbst heraus zum Manne werden und sich nicht auf seinen großen Vater verlassen. Er sollte, bis er Mann war, sich seinen Weg selbst erarbeiten und nie die Hand seines Vaters spüren, der ihn unbeobachtet lenkte.

So war es damals gewesen, als sie auf den größten Schatz ihrer Liebe – auf ihren Sohn – verzichteten, und dann war die Besinnung gekommen, dass ihr Kind ohne Nestwärme einsam in einer kalten Welt aufwuchs.

Zu spät!

Und heute wieder: zu spät. Thomas war nicht mehr in Terrania. Sie konnte ihren Sohn nicht einmal mehr aus der Ferne betrachten.

Still weinte sie vor sich hin. Niemand störte sie. Kein Mensch trat zu ihr herein. Die »First Lady« des Solaren Imperiums war zu einer einsamen Frau geworden.

Perry, ihr Mann, war nicht auf der Erde. Er befand sich auf Morag II, jener Welt, auf der sechs seiner Leute auf der zweiten Zeitebene verschollen waren. Sie konnte ihn nicht anrufen, um Trost bei ihm zu finden. Sie durfte es nicht.

Aber sie durfte die Erde verlassen.

Sie konnte eine Gazelle anfordern und damit zur Venus fliegen. Jeder würde ihr ansehen, dass sie erholungsbedürftig war.

Und heimlich von der Venus zu starten, den wachsamen Bodenstationen nicht aufzufallen, war leichter, als dies von der Erde aus zu versuchen.

Eine Gazelle zu fliegen, war für sie, die ehemalige Kommandantin eines großen Arkon-Expeditionsschiffes, kein Problem. Einen Sprung durch den Hyperraum zu tun und dabei über tausend Lichtjahre hinter sich zu bringen, war Arkon-Technik.

Rusuf, der vierte Planet der Krela-Sonne, war Thomas Cardifs neuer Standort. Das war Thora schon lange bekannt, und auch, dass er seine Examina bis auf drei Sparten mit Auszeichnung abgelegt hatte. Sie hatte allen Grund, stolz auf ihn zu sein. Sie war es auch, denn es gab im Solaren Imperium nur fünf Menschen, die von der Existenz eines Rhodan-Sohnes wussten: Sie und Perry, der Arkonide Crest und Reginald Bull, und nun als fünfter, Oberst Julian Tifflor, Befehlshaber der Garnison auf Rusuf.

Thomas Cardif hatte seine Prüfung nicht als Rhodans Sohn abgelegt; ihm war nichts geschenkt worden, aber ihm war mehr als jedem anderen Kadetten vorenthalten worden: Liebe!

Elternliebe!

Und immer noch die Hände vor das Gesicht gehalten, flüsterte sie unter Schluchzen: »Perry, jetzt kann ich nicht mehr! Perry, ich fliege zu ihm ... ich muss ihn sehen!«

Dieser Augenblick der Verzweiflung musste jetzt der vieltausendjährigen Arkon-Erziehung weichen – und Thora war und blieb Arkonidin, auch wenn sie an der Seite von Perry Rhodan das Glück ihres Lebens gefunden hatte.

Arkon in seiner Blütezeit und im Stadium mächtiger Expansion hatte seine Menschen gezwungen, gegen sich selbst hart zu werden und offen der Tatsache ins Auge zu sehen.

Oft waren diese Tatsachen jungfräuliche Planeten, die Arkon seinem Imperium einverleiben wollte, und viele davon waren bald ein Bestandteil des Sternenreiches im Kugelhaufen M 13, weil die erobernden Arkoniden unter Verzicht persönlicher Vorteile und Annehmlichkeiten in erster Linie daran dachten, dem Imperium zu dienen.

Und Thora erinnerte sich jetzt jenes Gespräches, das vor der Geburt ihres Sohnes zwischen ihnen, Crest und Bully geführt worden war. Bully, der impulsive, grundehrliche Freund Perry Rhodans, hatte der Unterhaltung erst gegen Schluss beigewohnt und kaum gehört, worum es ging, als er auch schon dazwischen donnerte: »Ihr seid ja feine Eltern! Thora, Himmel, Sterne und Raketen ...«