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Sie wollen die SOL - und ein Computer wird ihr Verbündeter 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna mit unbekanntem Ziel durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr. Da sind einerseits die Milliarden Terraner im Mahlstrom der Sterne. Ihr Mutterplanet umläuft seit 3460 die Sonne Medaillon, deren unheilvolle Ausstrahlung die Aphilie hervorrief, die die meisten Menschen in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelte. Da sind die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Nachkommen der Menschen, die an der Flucht Terras nicht teilnehmen wollten oder konnten. Sie sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger geworden. Und da sind die Terraner beziehungsweise deren Abkömmlinge, die von Atlan und Julian Tifflor nach Gäa in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten. Sie haben ein Staatengebilde gegründet - das Neue Einsteinsche Imperium. Dieses NEI scheint - und das gilt besonders nach Leticrons Entmachtung und Tod - gute Überlebenschancen zu haben. Doch was ist mit Perry Rhodan und denjenigen seiner Getreuen geschehen, die 3540 durch die Aphiliker von Terra vertrieben wurden und an Bord der SOL gingen? - Jetzt, im Jahr 3578, finden sie endlich den Weg zurück in die Menschheitsgalaxis. Doch sie können diesen Weg nicht gehen. Denn die Kelosker - ein Konzilsvolk, das in der Kleingalaxis Balayndagar beheimatet ist - halten die SZ-1 und das Mittelstück der SOL auf dem Planeten Last Stop fest, da sie eigene Pläne mit dem Terraschiff verfolgen. Perry Rhodan ahnt, dass die Kelosker auf der SOL einen heimlichen Bundesgenossen besitzen - und dieser Bundesgenosse kann nur SENECA, das Bordgehirn, sein. SENECA bestreitet dies - und jedermann weiß: ROBOTER LÜGEN NICHT ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 713
Roboter lügen nicht
Sie wollen die SOL – und ein Computer wird ihr Verbündeter
von KURT MAHR
120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna mit unbekanntem Ziel durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr.
Da sind einerseits die Milliarden Terraner im Mahlstrom der Sterne. Ihr Mutterplanet umläuft seit 3460 die Sonne Medaillon, deren unheilvolle Ausstrahlung die Aphilie hervorrief, die die meisten Menschen in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelte.
Da sind die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Nachkommen der Menschen, die an der Flucht Terras nicht teilnehmen wollten oder konnten. Sie sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger geworden.
Und da sind die Terraner beziehungsweise deren Abkömmlinge, die von Atlan und Julian Tifflor nach Gäa in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten. Sie haben ein Staatengebilde gegründet – das Neue Einsteinsche Imperium. Dieses NEI scheint – und das gilt besonders nach Leticrons Entmachtung und Tod – gute Überlebenschancen zu haben.
Doch was ist mit Perry Rhodan und denjenigen seiner Getreuen geschehen, die 3540 durch die Aphiliker von Terra vertrieben wurden und an Bord der SOL gingen? – Jetzt, im Jahr 3578, finden sie endlich den Weg zurück in die Menschheitsgalaxis.
Doch sie können diesen Weg nicht gehen. Denn die Kelosker – ein Konzilsvolk, das in der Kleingalaxis Balayndagar beheimatet ist – halten die SZ-1 und das Mittelstück der SOL auf dem Planeten Last Stop fest, da sie eigene Pläne mit dem Terraschiff verfolgen.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Leiter der SOL-Expedition.
Galbraith Deighton – Sicherheitschef der SOL.
SENECA – Der Bordrechner der SOL treibt ein falsches Spiel.
Romeo und Julia – Ein skurriles Roboterpärchen.
Gucky – Der Mausbiber stößt erneut auf Kelosker.
Vylma Seigns und Sunchex Olivier
1.
Last Stop.
Mittag über dem Tal der roten Würmer.
Brütende Hitze ...
»Das ist ein merkwürdiges Signal«, sagte Sunchex Olivier.
Er blickte von dem Peilgerät auf, das er mit der rechten Hand trug, und wischte sich mit der freien Linken den Schweiß von der Stirn.
»Lass sehen!«, verlangte Vylma und streckte die Hand aus, um ihm das Gerät abzunehmen.
Als er den Peiler überreichte, bedachte Sunchex seine Begleiterin mit einem Blick voller Anbetung. Sunchex und Vylma bildeten ein eigenartiges Paar: Er war ein Mann von kleinem Wuchs, flink zwar, aber nicht kräftig, schlau zwar, aber durch den Ausdruck seines Gesichtes den Besitz tiefergehender Intelligenz verleugnend, mit niedriger Stirn und einem wirren schwarzen Haarschopf, der zusammen mit seiner bronzefarbenen Haut und dem scharfgeschnittenen Gesicht seine Behauptung stützte, dass seine Vorfahren aus dem Bezirk Mexiko gekommen seien. Sie dagegen hoch und hehr wie eine Göttin – das waren wortwörtlich die Ausdrücke, die Sunchex gebrauchte, wenn er Vylma Seigns beschrieb –, um einen halben Kopf größer als Sunchex, mit rötlichen, langen Haaren, überaus weiblichen Formen, einem sinnlichen Mund und einer Physiognomie, die Intelligenz ausstrahlte.
»Der übliche Doppelimpuls«, bemerkte sie sachlich.
Sie wandte den Blick nicht von der Anzeige.
»Wahrscheinlich nur Störgeräusch«, meinte Sunchex.
»Nein, es ist mehr als das«, widersprach Vylma. »Ich meine, wir sollten uns bemühen, das Gadget so rasch wie möglich zu finden!«
Sunchex Olivier nickte mit Nachdruck.
»Ich bin ganz deiner Meinung!«, verkündete er.
Das Tal der roten Würmer war von der Natur nicht für Spaziergänger eingerichtet. Der westliche Hang war steil und wenig bewachsen. Eben wegen seiner Steilheit aber hatte noch niemand gewagt, das Tal vom Westen her zu betreten. Im Osten dagegen stieg der Talgrund mit sanfter Neigung zur Hochebene hinauf. Auf dem fruchtbaren Boden hatte sich die üppige Vegetation der gemäßigten Zone des Planeten Last Stop angesiedelt und einen Bewuchs geschaffen, der so dicht war, dass Leute, die sich hier bewegen mussten, gewöhnlich einen kleinkalibrigen Desintegrator bei sich trugen, mit dem sie sich eine Bahn durch das wildwuchernde Gestrüpp bahnten.
Sunchex schritt voran und gebrauchte seinen Desintegrator eifrig. Aus lauter Verehrung für Vylma brach er eine viel weitere Bahn, als eigentlich nötig gewesen wäre. Vylma ließ es geschehen, obwohl sie deswegen ein wenig langsamer vorwärts kamen. Sie trug noch immer den. Peiler und musterte ihn von Zeit zu Zeit aufmerksam und mit ein wenig Sorge. Das Gerät war eigens für die Suche nach Gadgets entwickelt worden. Seine vergleichsweise einfache Elektronik reagierte mit besonderer Vorliebe auf den charakteristischen Doppelimpuls, den die Gadgets ausstrahlten: Ein kräftiges Signal, in 1,2 Millisekunden Abstand gefolgt von einem schwächeren. Niemand hatte ermitteln können, warum die Gadgets diese Art von Streuimpulsen verbreiteten und nicht eine andere. Man war damit zufrieden, dass sich auf diese Weise eine Möglichkeit bot, die Gadgets relativ einfach aufzuspüren. Auch Sunchex und Vylma waren allein zu dem Zweck unterwegs, Gadgets zu finden. Denn an Bord der SOL versprach man sich viel von dem Bemühen, den Mechanismus der Gadgets zu ergründen und so den Geheimnissen der keloskischen Psychotechnologie auf die Spur zu kommen.
Gadget – das war ein aus dem Amerikanischen geliehenes Wort, das ein technisches Gerät unbekannter Funktion bezeichnet. So hatte die Besatzung der SOL die Dinge genannt, die vereinzelt in weitem Umkreis um den Landeort des terranischen Raumschiffs gefunden worden waren. Sie waren äußerst verwirrend in ihrer äußeren Plumpheit und der unenträtselbaren Komplexität des inneren Aufbaus. Das plumpe Äußere sprach ebenso deutlich von der physischen Ungeschicklichkeit derjenigen, die das Gerät zu bedienen hatten, wie das Innere die überlegene Technologie derer verriet, aus deren Fertigungsstätten das Gerät gekommen war.
Fest stand bislang lediglich, dass die Gadgets sich nicht zufällig auf Last Stop befanden, wenn sie auch so aussahen, als hätte man sie in der Wildnis dieser unbesiedelten Welt einfach achtlos verstreut. Sie dienten einem bestimmten Zweck, und der Verdacht hatte sich herausgebildet, dass die Kelosker von ihrer Heimatwelt aus auf irgendeine geheimnisvolle Weise mit den Gadgets in Verbindung standen. Man wusste seit Galbraith Deightons Expedition außerdem, dass die Kelosker eines der Konzilsvölker des Rates der Sieben waren und dass sie im Rahmen des Konzils die Verantwortung für die Abschätzung der Folgen neuer Strategien übernommen hatten.
Aber damit hatte das, was man wusste oder doch wenigstens plausibel vermutete, auch schon sein Ende. Die Kelosker waren – aus terranischer Sicht – ein unsagbar fremdes Volk. Ihre Denkweise war unverständlich, ihre Handlungen schienen einer anderen Logik zu entspringen. Und dabei waren es gerade die Kelosker, mit denen Perry Rhodan und seine Mannschaft sich zu einigen haben würden, wenn sie jemals die heimatliche Milchstraße wiedersehen wollten. Denn durch eine unerklärliche Kraft hielten die Kelosker die SOL an die Oberfläche dieses Planeten gefesselt. Das riesige Schiff durfte nicht starten. Hätte es den Versuch trotzdem gewagt, so wäre es in geringer Höhe über Last Stop in einer gigantischen Explosion vergangen.
Der Pfad, den Sunchex Olivier bahnte, hatte die Talsohle nun fast erreicht. Sunchex gab ein gurgelndes Geräusch des Abscheus von sich, als aus einem Loch im Boden ein fleischiges, wurmähnliches Gebilde hervorkroch und ins Gestrüpp zur Seite des Pfades zu fliehen versuchte. Das Tier war gut dreißig Zentimeter lang, und der fette Körper hatte die Dicke eines kräftigen Männerdaumens. Die Farbe des Körpers war ein kräftiges Rot. Von diesen unappetitlich wirkenden Geschöpfen hatte das Tal seinen Namen erhalten. Der Name war auch dann nicht geändert worden, als die Biologen ermittelten, dass es sich nicht wirklich um Würmer handelte, sondern um eine Raupenart, das erste Metamorphosestadium eines großen Nachtfalters, der nur in diesem Tal vorzukommen schien.
Sunchex wartete, bis das Tier verschwunden war. Erst dann schritt er weiter. Inzwischen hatte Vylma den Peiler nicht aus den Augen gelassen. Das Gerät besaß eine Richtantenne, die Richtung und Entfernung des gesuchten Gegenstands ermittelte und die Messwerte über eine Leuchtanzeige ausgab, die sowohl in der Intensität, als auch in der Farbe variierte. Die Anzeige strahlte jetzt in kräftigem Rot. Vylma sagte: »Das Ding muss ganz nahe sein!«
Sunchex' Desintegrator summte auf. Das Gestrüpp löste sich in dünne Gasschwaden auf, die träge davonzogen. Acht oder zehn Meter weiter vorne war der Dschungel jedoch plötzlich zu Ende. Dort gab es eine kleine, kreisförmige Lichtung, auf deren Boden saftiges Gras wuchs. Sunchex stieß einen halblauten Ruf der Überraschung aus und nahm den Finger sofort vom Auslöser der Waffe.
»Dort liegt es«, sagte er atemlos.
*
Es war größer als die meisten Gadgets, die bisher gefunden worden waren. Es war mehr oder weniger quaderförmig und knapp einen Meter lang. Auf der Oberfläche des Quaders gab es mehrere schiefe Teilflächen, und auf diesen Teilflächen waren die klobigen Servomechanismen angebracht, mit deren Hilfe die Kelosker das Gerät bedienten: Hebel und Schalter, deren Griffflächen so ausgebildet waren, dass man sie im Notfall mit dem Blatt eines kleinen Spatens hätte betätigen können.
Vorsichtig trat Vylma auf das Gadget zu. Sunchex hielt sich zwei Schritte zurück. Er traute dem grauen Ding nicht. Es lag schief auf der Seite, als hätte man es weggeworfen. Die großflächigen Leuchtanzeigen waren dunkel, wie erloschene Augen. Vylma ging um das Ding herum. Und plötzlich geschah es.
Mit einem hellen, zornigen Summen erwachte das Gadget plötzlich zum Leben. Die Anzeigen flammten auf. Von einer Sekunde zur anderen schoss der graue Quader in die Höhe. Mit einem entsetzten Schrei sprang Vylma zurück. Ihr Fuß verfing sich in einer Wurzel. Sie stürzte zu Boden, und das war ihr Glück; denn nur einen Atemzug später passierte das Gadget mit beachtlicher Geschwindigkeit die Stelle, an der das Mädchen eben noch gestanden hatte. Vylma wäre erschlagen worden.
Das Gadget schien sich jetzt plötzlich eines Besseren zu besinnen. Es glitt langsam und sacht zu Boden und versank zur Hälfte im Gras. Die Leuchtanzeigen erloschen, und das Summen hörte auf. Sprachlos starrte Sunchex das Ding an. Inzwischen war Vylma wieder auf die Beine gekommen. Ihr Schreck war nur von kurzer Dauer. Sie hob den Peiler auf, der ihr beim Sturz entfallen war. Als ihr Blick auf die Anzeige fiel, stutzte sie.
Der Doppelimpuls des Gadgets wurde durch zwei kräftige rote Leuchtpunkte angedeutet. Aber rechts und links daneben gab es eine Reihe langsam deutlicher werdender, flackernder Signale, die auf der Anzeigefläche hin- und hersprangen und niemals länger als einen Sekundenbruchteil am selben Platz verharrten. Die Farbe der Flackersignale war ursprünglich ein nicht besonders helles Grün gewesen. Jetzt aber wurden sie rasch leuchtstärker und wechselten nach Gelb hinüber, ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Ursache der eigenartigen Signale der kleinen Lichtung näherte.
Prickelnde Spannung ergriff Vylma. Sie dachte kaum an die Gefahr, die sich hinter den fremden Streuimpulsen verbergen mochte. Sie war Wissenschaftlerin. Bot sich ihr hier die Möglichkeit, dem Geheimnis der Gadgets auf die Spur zu kommen? Das Verhalten des Geräts, das sie gefunden hatten, war merkwürdig genug gewesen. Noch nie zuvor hatte sich ein Gadget so verhalten. Handelte es sich um ein besonders wichtiges Gerät und widersetzte sich die Macht, die diesen Dingen innewohnte, dem Aufgefundenwerden? Hatte die unheimliche Macht andere Geräte in Bewegung gesetzt, die die Finder von ihrem Fund vertreiben sollten?
Vylma sah auf. Das dschungelartige Gestrüpp bot mehr Deckung, als ein ganzes Bataillon hätte gebrauchen können. Sie deutete auf den westlichen Rand der Lichtung.
»Los!«, befahl sie. »Wir verstecken uns dort!«
Sunchex Olivier musterte sie verwirrt.
»Vor wem?«, wollte er wissen.
»Etwas kommt!«, antwortete Vylma und tippte mit der Fingerspitze auf die Leuchtanzeige des Peilers. »Ich will wissen, was hier vorgeht.«
Sunchex war einverstanden. Er schlug den Desintegrator an. Vylma kam kaum noch dazu, ihm in den Arm zu fallen.
»Nicht schießen, du Narr!«, herrschte sie ihn an. »Wir müssen uns verkriechen, ohne Spuren zu hinterlassen.«
Sie zwängten sich durch die Zweige des Gestrüpps. Eine weniger widerstandsfähige Kleidung als die ihre wäre dabei in Brüche gegangen. Vylma und Sunchex jedoch trugen die reißfesten Dienstmonturen der Solaren Flotte. Sie arbeiteten sich etwa zwei Meter weit in den Dschungel vor. Von ihrem Versteck aus konnten sie die Lichtung überblicken. Das Gadget lag im Gras und rührte sich nicht mehr. Auf dem Peiler aber waren die Streusignale inzwischen orangefarben und dann rot geworden. Sie strahlten jetzt fast ebenso deutlich wie die Impulse des Gadgets. Das Unbekannte war nicht mehr weit entfernt.
In die Geräusche des Dschungels mischte sich plötzlich ein Knistern und Krachen wie von einem schweren Gegenstand, der sich ohne Rücksicht auf Widerstand durch das verfilzte Gebüsch bewegte. Vylma hielt unwillkürlich den Atem an. Drüben, auf der anderen Seite der Lichtung, kam das Gestrüpp in Bewegung. Zwischen zwei Büschen bildete sich eine Lücke, und ein metallisch schimmerndes Etwas zwängte sich daraus hervor.
Vylma atmete unwillkürlich auf. Erst in den letzten Sekunden war ihr klar geworden, dass sie sich hier womöglich mit einem Gegner einließ, der ihr überlegen war. Der Anblick der beiden vertrauten Gestalten erfüllte sie daher mit Erleichterung. Anders erging es Sunchex Olivier. Nachdem er erst einmal in Kampfesstimmung geraten war, fühlte er sich jetzt genarrt. Unbeherrscht verlieh er seiner Enttäuschung Ausdruck.
»Ach ... diese beiden Blechdinger!«, schnarrte er zornig und brach aus dem Versteck hervor, um die beiden Roboter zur Rede zu stellen.
*
Das Gefühl tiefer Erleichterung hatte Vylma für einen Augenblick aus dem Konzept gebracht. Ihr kam in den Sinn, dass sie die beiden Roboter lieber beobachtet hätte, ohne sich ihnen zu zeigen. Aber jetzt war es zu spät: Sunchex stand schon draußen auf der Lichtung und ließ eine Tirade über sie ergehen, die sich gewaschen hatte.
»Ihr unwissenden Blechmenschen! Was habt ihr um diese Zeit hier zu suchen? Wer hat euch geheißen, das Raumschiff zu verlassen? Wer hat euch aufgetragen, im Tal der roten Würmer herumzuschnüffeln? Was tut ihr hier, und warum bringt ihr mich um den uneingeschränkten Triumph meines Fundes? Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, ihr hättet das Gadget ebenso aufgespürt wie ich ... oder? Schert euch gefälligst zum Teufel oder zu SENECA und lauft anständigen Menschen nicht im Weg herum ...«
Romeo und Julia, denn um diese beiden Ableger der Hyperinpotronik SENECA, dem hybriden Bordrechner der SOL, handelte es sich, standen starr und ließen Sunchex' Gefühlsausbruch wortlos über sich ergehen. Die beiden Roboter waren skurrile Gebilde, nach dem Willen der Psychologen an Bord der SOL so ausgebildet, dass ihr Anblick Menschen erheiterte. Das war während der mehr als achtunddreißig Jahre, die die SOL durch die Weiten des Alls geirrt war, ein wesentlicher Gesichtspunkt gewesen: Heiterkeit zu schaffen mit allen Mitteln, die zur Verfügung standen. Denn nichts brauchte der in seinem stählernen Riesenkäfig gefangene Mensch mehr als einen Anlass zu lachen. Romeo und Julia sahen aus wie die Roboter aus den Zeichnungen der Kinderbücher des zwanzigsten Jahrhunderts: Weit über zwei Meter hohe Gebilde aus schimmerndem Metall, mit kastenförmigen Körpern, ungeschickt gelagerten Gliedern und Würfelköpfen, mit riesigen, schillernden Glaslinsen als Augen und einem breiten Mund.
Die beiden Roboter warteten geduldig, bis Sunchex Oliver zu Ende gesprochen hatte. Er musste sich schließlich unterbrechen, weil ihm die Luft ausging. Diese Pause benützte Romeo, um mit lächerlich schriller Stimme zu verkünden: »Wir sind ausgeschickt, um nach metapsi-aktiven Automata zu suchen.«
»Nach was ...?!«, schrie Sunchex erbost.
»Nach metapsi-aktiven Automata«, quietschte Romeo.
»Er meint Gadgets«, sagte Vylma.
Sie trat auf den Roboter zu.
»Wer hat euch ausgesandt?«, erkundigte sie sich.
»Der Befehl unseres Gewissens«, antwortete Romeo unbewegt.
»Quatsch!«, ereiferte sich Sunchex. »Ihr Blechdinger habt gar kein Gewissen! Wie soll es euch Befehle geben können?«
Vylma legte ihm die Hand auf den Arm. Es war eine kleine, ganz natürliche Geste, die den temperamentvollen Mexikaner dazu bewegen sollte, vorläufig zu schweigen. Sunchex jedoch erschauderte unter der Berührung. Vylma hatte ihn angefasst! Von einem Atemzug zum andern vergaß er seinen Ärger über die beiden Roboter.
»Was hattet ihr mit dem Gadget vor?«, fragte sie Romeo.
»Es seiner ultimaten Bestimmung zuzuführen«, lautete die Antwort.
»Und welche ist das?«
»Das weiß nur die Stimme unseres Gewissens, und sie hat sich uns noch nicht mitgeteilt.«
»Du meinst SENECA, wenn du von eurem Gewissen redest?«
»Ich meine unser Gewissen, wenn ich von unserem Gewissen rede.«
Vylma nickte vor sich hin.
»Ihr beide könnt jetzt gehen«, sagte sie zu den Robotern. »Wir werden uns um das Gadget kümmern.«
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