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Seltsame Kräfte erwachen - der Unheimliche tritt sein Erbe an Die Erwartungen, die Perry Rhodan nach vierzigjähriger Weltraumodyssee an die Rückkehr in die Heimatgalaxis der Menschheit knüpfte, wurden bitter enttäuscht. Denn es kam zu Missverständnissen mit Atlan, dem Chef des Neuen Einsteinschen Imperiums, und zu politischen Zerwürfnissen über die Vorgehensweise gegen die Laren, die die Galaxis nach wie vor beherrschen. Obwohl sogar ein offener Konflikt zwischen dem Terraner und dem Arkoniden, den beiden alten Freunden, droht, siegt letztlich die Vernunft. Und während eine Delegation der Kelosker im Lager des Gegners zurückbleibt, um den 80-Jahresplan, den Befreiungsplan vom Joch der Laren, voranzutreiben, verlässt die SOL Anfang des Jahres 3582 wieder die Galaxis. Atlan ist mit an Bord, als das mächtige Raumschiff zu seiner langen Reise zum Mahlstrom der Sterne aufbricht, wo man Terra zu finden hofft. Das ist eine vergebliche Hoffnung, wie wir inzwischen wissen! Denn die Erde, die beim Durchgang durch den Schlund praktisch entvölkert wurde, befindet sich längst in einem anderen, unbekannten Teil des Kosmos. Nur vereinzelte Menschen leben noch auf dem Planeten - unter ihnen die "Einsamen von Terra" und die Mitglieder der Gruppe um Walik Kauk. Letztere stoßen auf ihrem Weg durch die winterliche Öde des Nordens auf den WÄCHTER VON PALATKA ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 767
Der Wächter von Palatka
Seltsame Kräfte erwachen – der Unheimliche tritt sein Erbe an
von KURT MAHR
Die Erwartungen, die Perry Rhodan nach vierzigjähriger Weltraumodyssee an die Rückkehr in die Heimatgalaxis der Menschheit knüpfte, wurden bitter enttäuscht. Denn es kam zu Missverständnissen mit Atlan, dem Chef des Neuen Einsteinschen Imperiums, und zu politischen Zerwürfnissen über die Vorgehensweise gegen die Laren, die die Galaxis nach wie vor beherrschen.
Obwohl sogar ein offener Konflikt zwischen dem Terraner und dem Arkoniden, den beiden alten Freunden, droht, siegt letztlich die Vernunft. Und während eine Delegation der Kelosker im Lager des Gegners zurückbleibt, um den 80-Jahresplan, den Befreiungsplan vom Joch der Laren, voranzutreiben, verlässt die SOL Anfang des Jahres 3582 wieder die Galaxis.
Atlan ist mit an Bord, als das mächtige Raumschiff zu seiner langen Reise zum Mahlstrom der Sterne aufbricht, wo man Terra zu finden hofft.
Das ist eine vergebliche Hoffnung, wie wir inzwischen wissen! Denn die Erde, die beim Durchgang durch den Schlund praktisch entvölkert wurde, befindet sich längst in einem anderen, unbekannten Teil des Kosmos.
Nur vereinzelte Menschen leben noch auf dem Planeten – unter ihnen die »Einsamen von Terra« und die Mitglieder der Gruppe um Walik Kauk.
Die Hauptpersonen des Romans
Walik Kauk, Baldwin Tingmer und Bluff Pollard – Die »drei Musketiere« auf dem Weg nach Terrania.
Chara Shamanovo – Ein Mann, der sich für den Herrn der Erde hält.
Augustus – Ein seltsamer Roboter.
Kulliak Jon – Wächter von Palatka.
Raphael
1.
Der Sturm, der seit langem in der Luft lag, war schließlich losgebrochen. Er heulte über die schneebedeckte Ebene und rüttelte am Aufbau des Hovercraft. Im Innern des altertümlichen Fahrzeugs lagen die drei Männer, die der geisteskranke Wissenschaftler Chara Shamanovo heimtückisch überfallen und in seine Gewalt gebracht hatte. Sie waren bei Bewusstsein, aber halb gelähmt. Shamanovo hatte sie nicht zu fesseln brauchen. Ihre Bewegungen waren so langsam, dass sie ihm nicht gefährlich werden konnten.
In den Körpern der Gelähmten wütete ein tödliches Gift. Shamanovo hatte es ihnen injiziert, um sie sich gefügig zu machen. Binnen einer Woche mussten die Männer das Gegenmittel erhalten, oder der Tod war unabwendbar. Mit dem Versprechen, dieses Mittel zu verabreichen, sobald sie Shamanovos Ziel, die Kontrollstation Palatka, erreicht hatten, band der Wahnsinnige die Gefangenen fester an sich, als er es auf irgendeine andere Weise vermocht hätte.
Die ursprüngliche Besatzung des Hovercraft bestand aus Walik Kauk, einem ehemaligen Manager aus Nome, Alaska, ferner aus Bluff Pollard, einem Heimzögling aus derselben Stadt, und Baldwin Tingmer, einem Hyperenergieingenieur, der in den Tagen vor der großen Katastrophe im Auftrag der Regierung in der Gegend von Kap Prince of Wales energetische Messungen durchgeführt hatte. Außerdem zählte weniger zur Besatzung als vielmehr zum Inventar des Hovercraft ein ehemaliger Ka-zwo-Roboter, der das allgemeine Robotsterben im Augenblick der Katastrophe aus bisher unerfindlichen Gründen überlebt hatte und seitdem, abgeschnitten von allen Knoten- und Lokalrechnern, bemüht war, sein elektronisch-seelisches Gleichgewicht aus eigener Kraft wiederzufinden.
Kauk, Tingmer und Pollard waren von Chara Shamanovo überwältigt worden. Der Ka-zwo, von Walik Kauk auf den Namen Augustus getauft, war seit dem Überfall spurlos verschwunden. Auf ihn allein setzten die drei Gefangenen ihre Hoffnungen. Zwar war Augustus in mancher Hinsicht unberechenbar. Aber man durfte erwarten, dass er die Gefahr erkannt hatte, in der die drei Männer schwebten.
Chara Shamanovo saß im Bug des Fahrzeugs und hatte den Sessel des Piloten so gedreht, dass er das Innere der Kabine der Länge nach überschauen konnte. Er spielte mit einem kurzläufigen Blaster; denn obwohl die Gefangenen sich kaum bewegen konnten, fühlte er sich seiner Sache doch nicht ganz sicher.
»Wenn der Roboter nicht bald auftaucht, werden wir ohne ihn abfahren«, erklärte der Wahnsinnige.
»Das denkst du dir nur so«, antwortete Walik Kauk mit schwerer Zunge. »Bei diesem Sturm fliegt dir die Maschine einfach davon!«
»Das wirst du mir beweisen müssen«, konterte Shamanovo. »Ich glaube, du willst mich nur hinhalten!«
»Ich? Mit dem Gift im Leib? Mann, du machst dich lächerlich! Ich bekomme das Gegengift nur, wenn ich dich nach Palatka bringe. Was glaubst du, wie eilig ich es habe, nach Palatka zu kommen!«
Das Argument schien Shamanovo zu überzeugen, denn er sagte nichts mehr. Walik Kauk drehte sich auf die Seite, was ihm erst nach einiger Mühe gelang. Er ruhte auf einer der Kojen, die sie sich zurechtgemacht hatten, als sie das antike Fahrzeug in Nome in Gang setzten. Auf der Seite liegend, hatte er einen besseren Überblick als bisher. Es war eine Ahnung in ihm, die besagte, dass Augustus sich irgendwo in der Nähe befand und auf einen günstigen Augenblick wartete, den drei Gefangenen zu Hilfe zu kommen. Walik wollte die entscheidende Sekunde nicht verpassen.
Die Innenbeleuchtung des Hovercraft war nur zum Teil eingeschaltet. Jenseits des gläsernen Aufbaus der Kabine wurde das Licht von treibenden Schneewolken absorbiert. Für Augustus bestand die Schwierigkeit darin, dass er erst ins Innere des Fahrzeugs gelangen musste, um etwas gegen Chara Shamanovo zu unternehmen. Das aber bedeutete das Öffnen eines Luks, und Shamanovo würde sofort reagieren, sobald er das leiseste verdächtige Geräusch hörte.
Bluff Pollard und Baldwin Tingmer lagen apathisch da und hatten seit einer Stunde kein Wort mehr von sich gegeben. Walik jedoch bezweifelte, dass sie in Wirklichkeit derart niedergeschlagen seien. Wahrscheinlich verstellten sie sich, um Shamanovo in Sicherheit zu wiegen. Auch sie warteten darauf, dass Augustus zum Angriff überging.
Undeutlich sah Walik eine kurze, schattenhafte Bewegung unmittelbar jenseits der gläsernen Kabinenwand. Er wusste zuerst nicht, ob er wirklich etwas gesehen hatte oder die fiebernde Spannung ihm nur etwas vorgaukelte. Wenige Augenblicke später jedoch machte er eine neue Wahrnehmung.
Trotz der Misslichkeit seiner Lage musste er schmunzeln. Der Ka-zwo hatte begriffen, was er tun musste, um sich zu identifizieren. Ein paar Sekunden lang klebte auf dem Glas ein etwa handtellergroßer Fetzen jenes charakteristisch gelbbraunen Materials, in das die Ka-zwo-Typen gekleidet waren. Dann nahm der Wind es mit sich fort.
Der Augenblick der Entscheidung war da.
*
»Shamanovo ...?«
»Was willst du?«
»Was hoffst du in Palatka zu finden?«
Walik Kauk hatte die Unterhaltung begonnen, um den Wissenschaftler abzulenken. Aus den Augenwinkeln sah er die Umrisse einer Gestalt, die sich auf der Bordkante des Hovercraft entlang zum Bug hin vorwärtsarbeitete. Das Licht war ungewiss. Er konnte Augustus nicht erkennen, aber er wusste, dass es niemand anders als der Ka-zwo sein konnte.
»Palatka ist eine alte, selbständige Kontrollstation«, antwortete Chara Shamanovo, der stets gerne bereit war, über seine Pläne zu sprechen, da er sich doch für den neuen Herrn der Erde hielt. »Von Palatka aus wurde einstmals der gesamte nordostasiatische Raum gesteuert.«
»Einstmals ...?«, fragte Walik.
»Ja, die Station wurde vor etwa fünfzig Jahren aufgelassen. Man brauchte sie nicht mehr. Aber es war darin soviel Geld investiert worden, dass man die Maschinen und Geräte erhielt ... und zwar in einem Zustand, in dem sie jederzeit wieder einschaltbar waren. Das heißt: es gibt dort Wartungs- und Schutzroboter. Die letzteren sind mit Waffen ausgestattet. Von diesen möchte ich mir einige besorgen. Und außerdem technisches Gerät ...«
Die huschende Gestalt hatte den Bug des Fahrzeugs erreicht und machte sich vorsichtig am Verschlussmechanismus des Bugluks zu schaffen.
»Und all das tust du, um einer fremden, außerirdischen Macht zu imponieren?«
»Imponieren ist das falsche Wort«, antwortete der Geisteskranke im Unterton der Entrüstung. »Die Überirdischen, die die Katastrophe ausgelöst haben, bestimmten mich zum Herrn der Erde. Wenn sie hier landen, will ich ihnen gegenübertreten können als ein Mann, der die Position der Macht zu verteidigen weiß.«
Walik sah, wie das Luk sich langsam öffnete. Augustus würde zusätzliche Unterstützung brauchen. Denn sobald die Öffnung groß genug war, würde der kalte Wind hereinpfeifen und Shamanovo darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht in Ordnung war.
»Und wo soll deine Residenz sein? Die Laborstation liegt in Trümmern«, sagte Walik.
»Ich werde etwas Passendes finden«, erklärte Shamanovo hoheitsvoll. »In Kamenskoje gibt es mehrere ...«
»Ooooooh ...!«, erklang es da von Baldwin Tingmers Koje.
»Was hat er?«, fragte Walik aufgeregt.
»Wahrscheinlich Bauchschmerzen«, meinte Shamanovo geringschätzig. »Er kommt mit der Droge nicht zurecht. Das wird sich ...«
Walik krümmte sich plötzlich und stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus.
»Du auch?!«, höhnte der Wissenschaftler. »Keine Sorge, du wirst es schon überleben. Vorsichtig! Wälz dich nicht so herum! Du wirst noch ...«
Unter Einsatz aller Kräfte hatte Walik sich bis zum Rand seines Lagers bewegt. Er tat so, als ob er den Halt verliere, und stürzte über den Rand hinweg zu Boden. Es gab einen dumpfen Knall. Shamanovo stand auf. Im selben Augenblick fauchte ein eisigkalter Windstoß durch das Innere des Fahrzeugs.
»Was ist ...?!«, schrie Shamanovo schrill.
Aber da war es schon zu spät. Mit einem Satz, dessen ein Tiger sich nicht hätte zu schämen brauchen, warf sich Augustus auf den Wahnsinnigen. Unter dem Gewicht des Roboters ging Shamanovo sofort in die Knie. Augustus bekam ihn bei der Kehle zu fassen und würgte ihn.
*
Shamanovo schlug wie ein Wilder mit Armen und Beinen um sich. Aber der Würgegriff des Roboters war eisern. Allmählich erlahmten die Bewegungen des Wissenschaftlers. Sein Gesicht lief blaurot an. Schaum bildete sich auf den Lippen, und Augen traten aus den Höhlen hervor.
Walik erkannte die tödliche Gefahr.
»Hör auf!«, befahl er dem Roboter.
Augustus ließ von dem halb Bewusstlosen ab. Shamanovo lag schlaff da und gab röchelnde Laute von sich. Walik trat hinzu und nahm den Blaster auf, der dem Wissenschaftler aus der Hand geglitten war.
Auch Baldwin und Bluff waren auf den Beinen. In der Aufregung vergaßen sie den Schmerz, den die lähmende Droge verursachte. Walik richtete den Lauf der Waffe auf den halb Bewusstlosen und wartete, bis er wieder ansprechbar war.
»Hier hört der Mummenschanz auf!«, sagte er hart. »Du rückst jetzt das Gegenmittel heraus, oder ich springe mit dir um, dass du deines Lebens nie wieder froh wirst!«
Chara Shamanovo fuhr sich mit der Hand an den Hals. Ein schmerzliches Lächeln zog über sein Gesicht.
»Ich kann dir nicht dienen, Kauk«, antwortete er mit krächzender Stimme.
»Ich zwinge dich dazu!«
Shamanovo schüttelte mit Mühe den Kopf. Aus dem Lächeln war eine Grimasse des Hohns geworden.
»Du kannst mich erschießen, aber du kannst mich nicht zwingen!«
»Ich will dich nicht erschießen.«
»Was dann ...?«, fragte Shamanovo, und ein Unterton von Angst lag plötzlich in seiner Stimme.
Walik hockte sich auf den Rand einer der Kojen. Längeres Aufrechtstehen fiel ihm schwer. Die lähmende Droge setzte ihm zu.
»Sieh dir unsere Lage an, Shamanovo«, sagte er zu dem Wissenschaftler, der noch immer am Boden lag und sich kaum getraute, eine Bewegung zu machen, weil Augustus bereit stand, ihn jeden Augenblick von neuem zu fassen. »Wir sind dem Tod geweiht, es sei denn, wir bekommen das Gegenmittel. Wenn wir dich umbringen, sind alle unsere Hoffnungen dahin. Wenn wir dir aber ...«
Er unterbrach sich mitten im Satz und schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Ich brauche dir die Einzelheiten nicht zu schildern«, brummte er. »Nur soviel musst du mir glauben: Wir sind so verzweifelt, dass wir vor nichts zurückschrecken. Wenn du überhaupt sterben musst, dann wird es ein langsamer Tod sein. Die Wahl liegt bei dir!«
Chara Shamanovo war blass geworden.
»Du verstehst mich nicht«, sagte er mit gepresster Stimme zu Walik Kauk. »Ich kann euch das Gegenmittel nicht geben. Ich habe es nicht!«
»Du lügst!«, schrie Baldwin Tingmer in unbeherrschtem Zorn.
Shamanovo schüttelte ängstlich den Kopf.
»Nein ... ich lüge nicht!«, wimmerte er.
»Du hast uns schutzlos dem sicheren Tod ausgeliefert!«, dröhnte Tingmers mächtige Stimme.
»Ich setzte meine Hoffnung auf Palatka«, antwortete Shamanovo kläglich. »Dort gibt es Medogeräte, mit denen euch geholfen werden kann.«
»Du sagtest selbst, die Station sei seit langem aufgelassen! Wie kannst du damit rechnen, dass auch nur ein einziges Gerät davon noch funktioniert?«
»Die Station wurde im ursprünglichen Zustand erhalten. Ich kenne mich mit solchen Geräten aus. Ich kann sie für euch in Betrieb nehmen.«
»Das lügst du, um deinen Hals zu retten!«, knurrte Baldwin Tingmer. »Die Geräte mögen einsatzbereit sein, aber es gibt keine Energieversorgung mehr!«
»Palatka ist autark! Es hat seine eigene Generatorenstation!«
An Shamanovos Stimme war deutlich zu erkennen, dass er sich vor dem bulligen, zornigen Ingenieur fürchtete.
»Ich möchte doch lieber genau wissen, wieviel Optimismus du in Bezug auf uns empfindest!«, sagte Tingmer ruhig, aber mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen.
»Was hast du vor?«, schrie Shamanovo entsetzt.
»Ich möchte dir ein wenig den Fuß umdrehen, um zu sehen, wieviel Schmerz du vertragen kannst!«
Dabei beugte er sich vorwärts und griff nach dem rechten Stiefel des Biophysikers.
»Nein ...!«, schrie Shamanovo in höchster Angst.
»Lass das, Baldwin!«, befahl Walik Kauk.
»Aber der Kerl lügt uns an!«, protestierte der Ingenieur.
»Ich glaube es nicht. Er hätte nichts davon.«
Tingmer richtete sich wieder auf. Er war mürrisch.
»Die Verantwortung liegt bei dir«, knurrte er und warf sich auf seine Koje.
Walik und der Junge sahen einander an.
»Was bleibt uns jetzt noch?«, fragte Bluff Pollard.
2.
Erst gegen Mittag des nächsten Tages konnten sie aufbrechen. Der Schnee fiel zwar noch immer in dichten Wolken; aber der Sturm war nicht mehr kräftig genug, als dass er dem Hovercraft hätte ernsthaft gefährlich werden können. Allerdings beeinträchtigte der Schneefall die Orientierung. Eine Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit würde es nicht werden.
Chara Shamanovo war gefesselt worden. Er lag oben auf dem Gerät verstaut, mit dem das Innere der Kabine fast bis in den hintersten Winkel vollgepfropft war, und wurde von Augustus bewacht. Einen besseren Wächter konnte man sich nicht wünschen: Der Ka-zwo kannte keine Müdigkeit.
Mühsam kämpfte sich das Fahrzeug durch die wirbelnden Schneemassen. Walik Kauk, der wie üblich die Funktion des Piloten versah, hatte Mühe, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Das Gift, das ihnen Shamanovo injiziert hatte, wirkte ermüdend und konzentrationslähmend zugleich. Mehrmals im Lauf der ersten Stunden ertappte sich Walik beim Träumen und erkannte ein Hindernis erst im letzten Augenblick.
Später hielt Walik auf die Eisfläche der Penshina-Bay hinaus. Dort gab es zwar keine Hindernisse mehr, aber dafür fühlte sich der Pilot entsetzlich verloren, unter sich Eis, ringsum treibenden Schnee, und hatte Mühe, sich einzureden, dass er sich auf den Kompass durchaus verlassen könne. Als es dunkel wurde, erreichte das Fahrzeug die Küstenlinie nahe dem Südzipfel der Tajgonos-Halbinsel. Wenige Meter hinter der Küste machte Walik Kauk halt.
»Ich kann nicht mehr!«, sagte er.
Er sprach gegen taube Ohren. Bluff Pollard und Baldwin Tingmer waren vor Erschöpfung eingeschlafen. Nur Chara Shamanovo und der Roboter waren noch wach. Walik kümmerte sich nicht um den Wissenschaftler. Augustus würde auf ihn aufpassen. Walik sank auf sein Lager und war im selben Augenblick eingeschlafen.
Am Morgen waren die Wolken verschwunden. Hell glänzten die Sterne einer fremden Galaxis, vielleicht sogar eines fremden Universums auf die schneebedeckte Ebene Sibiriens hernieder. Walik war als erster auf den Beinen und fühlte sich von der Ruhe gekräftigt. Er setzte das Triebwerk in Gang und brachte den Hovercraft auf Kurs. Als die Sonne aufging, hatte er die Tajgonos-Halbinsel bereits überquert und lenkte auf die glitzernde Eisfläche der Schelechowa-Bai hinaus.
Bluff Pollard und Baldwin Tingmer waren inzwischen aufgestanden. Sie bereiteten ein Frühstück, von dem auch der Gefangene seinen Teil abbekam – »obwohl er keinen Bissen verdiente«, wie Tingmer meinte.