PERRY RHODAN-Storys: Der Goldene Frieden - Thomas Rabenstein - E-Book

PERRY RHODAN-Storys: Der Goldene Frieden E-Book

Thomas Rabenstein

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Beschreibung

Was passiert in der Zeit, bevor die Cairanische Epoche anbricht? Wie verändert sich die Milchstraße, was geschieht mit ihren Bewohnern? Sechs Kurzromane, sechs Schauplätze, sechs Hauptpersonen: Die verlorenen Jahrhunderte werden in diesen Texten zum Leben erweckt. Die Gäonen sind Menschen, deren Vorfahren vor langer Zeit in die ferne Galaxis Sevcooris gebracht worden sind. Dort haben sie das Zweite Solare Imperium aufgebaut, ein Sternenreich, das sich an den alten Traditionen der Milchstraße orientiert. Doch das ist lange her – längst sind die Konflikte der Vergangenheit vergessen. Viele Gäonen kommen mit den friedlichen Zeiten nicht zurecht. Zu ihnen zählt Sefra Baitan, eine junge Frau, die ihr Leben als eintönig empfindet. Aber wie sinnvoll ist es, einen bestehenden Frieden mit Gewalt ändern zu wollen? In seinem Kurzroman gibt Thomas Rabenstein einen eindrucksvollen Blick in ein Sternenreich, dessen Angehörigen den Menschen sehr nahe sind – auch wenn sie weit entfernt leben: actiongeladene Science Fiction, die im Kern aber eine sehr moralische Frage stellt …

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Der Goldene Frieden

von Thomas Rabenstein

Cover

Prolog: Der brennende Mond

1. Aponte, im Jahr 1750 Neuer Galaktischer Zeitrechnung

2. Der Leiter und der Patriot

3. Die junge Generation

4. Nacht über Gäon

5. Erwachen

6. Therapie

7. Pulanoor

8. Realitätsbruch

Epilog: Hoffnungsvoll in die Zukunft

Die verlorenen Jahrhunderte im Überblick

Impressum

Prolog

Der brennende Mond

Die Männer und Frauen des Einsatzkommandos versammelten sich in voller Kampfmontur und nahmen im Hangar vor der Ausstiegsschleuse Aufstellung.

»Noch zwei Minuten«, erschallte die Durchsage der Zentrale. Die Anspannung in der Gruppe wuchs.

Für Sefra Baitan war dies der erste Einsatz überhaupt. In den Jahren zuvor hatte sie unzählige Simulationen und Trainingslektionen absolviert, um sich auf diesen Tag vorzubereiten. Trotz ihres Alters von nur 22 Jahren las sich die Liste ihrer Qualifikationen beeindruckend. Die Gäonin war eine promovierte Spezialistin für Biopositroniken, als Frontberichterstatterin ausgebildet und galt zudem als harte Kämpferin.

Letzteres ließ sich durch die angehäuften Trainingsstunden belegen, die sie gemeistert hatte. An diesem Tag nun erhielt sie die Chance, ihre erlernten und eingeübten Fähigkeiten in der Praxis einzusetzen.

Krenev Baitan, ihr drei Jahre älterer Bruder, wich nicht von ihrer Seite. »Denk immer daran: Sobald das Hangartor auffährt, nicht lange überlegen. Vortreten, abspringen und genau wie besprochen handeln.«

»Keine Sorge, ich blamiere dich nicht und bin auf alles vorbereitet«, beteuerte Sefra. Lächelnd tippte sie mit dem Zeigefinger gegen den Kolben des Quintstrahlers, der mit einer besonderen Haltevorrichtung quer über ihrer Schulter hing.

»Niemand vermag, jeden Schachzug des Gegners vorherzusehen«, warnte ihr Bruder und zwinkerte ihr zu. »Wir sehen uns unten. Genieß den Flug.«

Ein Signal des Hangaroffiziers ließ die Anspannung zurückkehren. Sefra wappnete sich und erwartete den Absprung. Sie zählte die Sekunden, dann fuhr das Schott auf. Ein Energiefeld hielt die Bordatmosphäre zurück, ermöglichte dem Kommando aber, das Raumschiff zu verlassen.

»Das ist atemberaubend!«, raunte Sefra, als sie zusammen mit dem Einsatzteam von der Transporteinheit absprang und in die Weite des Weltraums eintauchte.

Sie fiel kopfüber in die Tiefe und streckte ihren Körper, um beim Eintritt in die dünne Atmosphäre des Himmelskörpers einen möglichst geringen Widerstand zu bieten. Sie hatte zuvor nicht im Entferntesten damit gerechnet, welch intensive Emotionen der Absprung in ihr auslösen würde. Obgleich das Ziel nur ein mit Dornenwäldern bedeckter Mond war, der um einen namenlosen Eisriesen kreiste, brannten sich die Eindrücke für immer in ihr Gedächtnis. Sefra genoss den einsetzenden Adrenalinschub, ihr Herz raste vor Aufregung.

Das Transportschiff verweilte noch kurz über dem Absprungpunkt, dann wechselte es in den Hyperraum und verschwand spurlos. Auch die Mitglieder ihres zwanzigköpfigen Teams verlor Sefra schnell aus den Augen. Losgelöst voneinander, bildeten sie nur winzige Punkte im All, zerstreuten sich und stürzten der Oberfläche des Monds entgegen.

Die Gäonin rekapitulierte nochmals die Informationen der Einsatzbesprechung. In der taktischen Holokarte trugen der Planet und die zahlreichen Trabanten, die ihn umkreisten, nur nichtssagende Registriernummern, genau wie der Rote Zwerg, der das Zentrum des Systems bildete. Der kühle Stern gehörte zur dominierenden Spektralklasse im Randgebiet des Zweiten Solaren Imperiums, des ZSI, langlebig zwar, aber ohne habitable Welten, die für eine Besiedelung infrage kamen.

Sefra Baitan sah auf ihren Helmanzeigen, wie das Schwerefeld des Monds sie beschleunigte. Sie nahm einen sanften Widerstand wahr, als sie in die Mesosphäre eindrang, doch es bestand kein Grund zur Sorge. Ihr Prallschirm lenkte die auftreffenden Luftmoleküle um ihren Körper herum, und das Antigravfeld des Einsatzanzugs setzte noch vor dem Erreichen der Oberfläche automatisch ein, um den freien Fall abzufangen. Sie nutzte die Zeit, die bis zum Bodenkontakt verblieb, um die in ihrem Kampfanzug integrierten Aufzeichnungssysteme nachzujustieren, denn ihr oblag die Berichterstattung aus der Kampfzone.

Zuständig für das Frontlogbuch, zeichnete sie jede Minute des Einsatzes auf. Dies schloss die Kommunikation des Teams untereinander ein, die über eine kodierte Konferenzschaltung erfolgte. Auch holografische Aufzeichnungen der Umgebung, ergänzt durch taktische Analysen der integrierten Positronik sowie ihre eigenen Kommentare, gehörten dazu.

»Wir kamen nicht hierher, um fremde Welten zu bestaunen, sondern der Auftrag ist klar umrissen und vorgegeben«, gab sie zu Protokoll. »Mein Einsatzteam landet hinter den Linien der Thoogondu, sorgt zunächst für Verwirrung durch gezielte Guerillataktik, sichert das Terrain für die später nachrückenden Landeeinheiten und erobert die Förderstätten des Rohstoffmonds zurück.«

Sie atmete durch, bevor sie fortfuhr: »Wir verhindern die Sprengung der wertvollen Ressourcen durch den Feind, wenn die Flotte das Landeunternehmen beginnt. Um das Einsatzziel zu erreichen, hat uns das Oberkommando eine Frist von achtundvierzig Stunden gesetzt. Meine persönliche Meinung dazu lautet: Wir werden die Vorgabe deutlich unterbieten. Der Gegner ist ahnungslos und wird vollkommen überrascht sein.«

Sefras Spezialeinheit kam vorwiegend an den Brennpunkten des kriegerischen Konflikts mit den Thoogondu zum Einsatz. In diesem Fall drehte sich alles um die Kontrolle eines Fördermonds mit einigen Vorkommen an wertvollen Metallen. Die Erzausbeute war zwar eher gering, doch im Kugelsternhaufen Orionsland stellte der Mond eine Perle dar, für die es sich zu kämpfen lohnte. Der Gegner kannte die Rohstoffknappheit, die im Herrschaftsgebiet des Zweiten Solaren Imperiums herrschte, und griff gezielt Systeme an, die Gäon für seine Versorgung als unentbehrlich ansah.

Wie ihre Kameraden trug auch Sefra Baitan eine hochwertige Rüstung, die über starke Defensivsysteme verfügte und ihr das Gefühl einer gewissen Überlegenheit dem Feind gegenüber verlieh. Aus diesem Grund sahen die Mitglieder des Kommandos dem Einsatz recht gelassen entgegen und schätzten das Unternehmen als nicht besonders gefährlich oder risikobehaftet ein.

Ihre Meinung über die Gegner stand längst fest: Das Gondunat brachte vorwiegend Schwächlinge, Feiglinge und unzuverlässige Charaktere hervor, die eine deutliche Antwort für ihre Aggression verdienten.

Auf die Aktivierung der HÜ-Schirme verzichteten die Raumlandesoldaten vorerst. Stattdessen nutzte die Eingreiftruppe die Tarneinrichtungen ihrer Kampfanzüge, um eine frühzeitige Ortung durch die feindlichen Bodentruppen zu vermeiden.

»Man will schließlich nicht mitten in einem Zeggernest landen«, murmelte Sefra im Selbstgespräch. Sie fragte sich in Gedanken, wann die Thoogondu endlich begriffen, dass es für sie keinen Platz innerhalb des gäonischen Hoheitsgebiets gab. »Wie viele Schlachten müssen sie noch verlieren, bis ein Lerneffekt bei dieser sturen Spezies einsetzt? Orionsland gehört uns, und wir teilen die knappen Ressourcen mit niemandem!«

»Gut gesprochen, Schwester!«, ertönte eine männliche Stimme aus dem Helmempfänger. »Wir haben nichts dagegen, wenn du den Kampfeinsatz kommentierst. In der Rückschau wird es uns viel Spaß bescheren, diese Stunden noch einmal aus deiner Perspektive zu erleben. Schalte jetzt aber besser den Interkom stumm, wenn du aufzeichnest, denn wir hängen alle in der Konferenzschaltung.«

Ein vielstimmiges Lachen drang aus dem Empfänger, bevor Sefras Bruder anfügte: »Nur noch nebenbei bemerkt: Wir erreichen in Kürze die Oberfläche des Monds.«

Laut Sefras Informationen lag unter ihnen ein knochentrockenes Vegetationsgebiet, sofern man die haushohen Riesendisteln so bezeichnen mochte.

»Sei vorsichtig und lande nicht versehentlich genau auf einem Gewächs«, warnte Krenev Baitan.

»Über diese freche Bemerkung sprechen wir noch, sobald wir den Auftrag erledigt haben. Das kostet dich ein Abendessen«, entgegnete Sefra. »Ich kann es kaum erwarten, in den Kampf zu ziehen. Wie sieht es mit dem Rest der Truppe aus?«

Zustimmendes Johlen breitete sich über den Konferenzkanal aus.

»Wir kommen in kalter und dunkler Nacht und haben den Thoogondu etwas mitge...«, reimte ihr Bruder noch, bevor die Übertragung mit einem unangenehmen Knistern abbrach.

Ein Lichtblitz auf Sefras Neun-Uhr-Position erhellte für einen Augenblick die Dunkelheit der Umgebung. Übergangslos setzte die automatische Verzögerung des Antigravfelds ein, um den Fall abzubremsen.

»Was war das?«, wunderte sich Sefra. »Krenev? Melde dich!«

Nachdem keine Antwort erfolgte, fügte sie an: »Das ist nicht witzig!«

»Verdammt!«, platzte ein Mitglied des Teams dazwischen. »Die Thoogondu haben gewusst, dass wir kommen. In dem Exowald unter uns liegen Scharfschützen auf der Lauer. Einer davon hat deinen Bruder ins Visier genommen und getroffen.«

Kaum ausgesprochen, durchschnitten zahlreiche weitere Energiestrahlen die Finsternis. Ein erstickter Schrei kündete vom Ende eines zweiten Teammitglieds.

»Krenev, nein!«, ertönte Sefras Schrei. »Das darf nicht passieren!«

»Sofort die HÜ-Schirme aktivieren! Dieses hinterhältige Pack ortet uns trotz aktivierter Tarnung«, rief ein Kämpfer.

Aus der Dunkelheit tauchte unvermittelt die Krone einer hohen Riesendistel vor Sefra auf. Sefra fiel direkt hinein, vermochte nicht mehr auszuweichen. Die aufgefächerten, dornentragenden Äste des Gewächses verdampften beim Kontakt mit ihrem soeben aktivierten Energieschirm. Teile der knorrigen Pflanze brachen ab und stürzten brennend zu Boden.

Noch bevor Sefra die Oberfläche endlich erreichte, hörte sie besorgniserregende Funkrufe ihrer Kameraden: »Feindkontakt! Sie lauern im Wald auf uns. Das ist eine Falle!«

Schreie folgten, die charakteristischen Geräusche von Abschüssen waren zu hören. Unter den Kronen der Baumdisteln entwickelte sich ein heftiges Blitzgewitter.

Für einen Augenblick lag die Gäonin selbst im Zielfeuer, ihr Schutzfeld glühte hell auf. Wie eine Fackel fiel sie die letzten Meter zu Boden, rollte sich auf dem torfartigen Untergrund ab und duckte sich hinter einen umgestürzten Stamm.

»Ich habe eine Deckung gefunden«, berichtete sie mit rasendem Puls, zog mit geübtem Griff das Vibrobajonett aus der Seitentasche und pflanzte es auf den Quintstrahler. »Mindestens ein Thoogondu-Scharfschütze hat es auf mich abgesehen.«

Sie spähte hinter ihrer Deckung hervor. »Er versteckt sich im Unterholz, ganz in meiner Nähe. An alle! Nutzt die Energieortung, um die feindlichen Feldschirme zu lokalisieren. Zahlen wir es den Burschen heim!«

Ringsum fing der trockene Untergrund Feuer. Zum Teil war die missglückte Landung dafür verantwortlich, aber auch der Beschuss der Feinde fachte den Brand an, weil sie in dem staubtrockenen Exowald gedankenlos ihre Energiewaffen einsetzten. Die Flammen breiteten sich explosionsartig aus, schon Sekunden später war Sefra von einer wahren Feuersbrunst umgeben.

»Bleibt besonnen und vermeidet den Einsatz der Thermostrahler. Die Brandherde greifen rapide um sich, das trockene Zeug brennt wie Zunder«, riet ein Kampfgefährte über die Sprechverbindung.

»Mit den HÜ-Schirmen und Rüstungen haben wir nichts zu befürchten, selbst wenn der ganze verdammte Mond in Flammen steht«, behauptete eine Soldatin selbstsicher.

Sefra lauschte den Worten nach, sah aber kein einziges Mitglied ihrer Truppe in unmittelbarer Reichweite, was sie verblüffte. Sie starrte auf die Ortungsanzeige am Unterarm und überprüfte die Umgebung.