Pfad des Schicksals - Brienne Brahm - E-Book

Pfad des Schicksals E-Book

Brienne Brahm

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Beschreibung

Große Neuigkeiten verlangen großen Mut. Während Rahavarys böse Machenschaften Früchte tragen und die Lande immer mehr vergiften, wird Irays Bestimmung immer verschwommener. Zeigen die Visionen die Gegenwart oder eine mögliche Zukunft? Die Gefährten erfahren in der Eisstadt so manches über die Ränke der alten Familien, die verschiedenen Lande und die Lasten der Vergangenheit. Viele Pfade tun sich vor ihnen auf, doch welcher Weg mag der Richtige sein?

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Seitenzahl: 109

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Inhaltsverzeichnis

Die bisherige Reise

Karte

Überraschungen

Ausgeliefert

Schwur

Puppenspiel

Zwischen den Welten

Eine andere Welt

Die Würfel sind gefallen

Glossar

Die Autorin

GedankenReich Verlag

Reichow

Neumarkstr. 31

44359 Dortmund

www.gedankenreich-verlag.de

Pfad des Schicksals - Tribut der Gabe 7

Text © Brienne Brahm, 2021

Cover & Umschlaggestaltung: Julia Seitz & Phantasmal Image

Lektorat & Korrektorat: Annett Heidecke

Layout: Phantasmal Image

eBook: Grit Bomhauer

Covergrafiken & Innengrafiken: Shutterstock

(eBook) ISBN 978-3-947147-73-1

© GedankenReich Verlag, 2021

Alle Rechte vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Das ‚Vergessene Tal der Sterne‘ umhüllt Iray und seine Gefährten mit dem Mantel der Sicherheit. Während Rahavarys böse Machenschaften Früchte tragen und die Lande immer mehr vergiften, wird Irays Bestimmung klarer. Doch kann er erkennen, wie wichtig die Entscheidungen aller für die Waldlande sind? Die Gefährten kämpfen mit ihren Geistern und müssen Entscheidungen treffen, welche Einfluss auf die Zukunft der Landen nehmen. Wird ein jeder von ihnen den richtigen Weg einschlagen und wird er seine Heimat vor dem sicheren Untergang retten können?

Die bisherige Reise

Nachdem Saphina den Verlust ihrer treuen Schleiereule Kosma beklagen musste, die aus ungeklärtem Grund eine grauenhafte Wandlung durchmachte und das Leben von Xud bedrohte, durchqueren die Gefährten die unberechenbaren Berglande.

Durch das mutige Eingreifen von Saphina steht Xud in ihrer Schuld, weshalb er sie auf der weiteren Reise begleitet, bis diese Verpflichtung beglichen werden kann.

In den Waldlanden bemühte sich Hihevitra um Antworten, für die sich zuspitzende Lage ihrer Heimat und fand heraus, dass die Geister der Bäume jene waren, die zu früh gingen.

Nachdem es Rahavary gelungen war, sämtliche Erdfrüchte in den Waldlanden zu vergiften, wurden Asata und Voankazo in die Wüstenlanden entsendet, während Tzara zusammen mit Hihevitra weiter nach möglichen Lösungen für ihre scheinbar ausweglose Situation suchten.

Iray versuchte vergeblich, mehr über das Tal der Sterne in Erfahrung zu bringen, doch Diano hatte sie auf direktem Weg in ihre Quartiere gebracht. Schnell wurde klar, dass sie von ihm keine weiteren Auskünfte erwarten konnten, da er des Redens nicht fähig und niemand von ihnen die Sprache der Stummen beherrschte.

Er und Saphina teilten sich ein Quartier, während Xud und Kindra getrennt untergebracht wurden.

Iray schaute sich in dem für ihn befremdlich eingerichteten Zimmer um. Es gab keine Fenster, dafür war die Decke verglast und zeigte einen sternenklaren Himmel. Wie lange hatte er nicht mehr unbeschwert zu den Sternen blicken können?

Es gab keine Feuerstelle in dem Zimmer, dennoch war es angenehm warm. Woher die Wärme kam, konnte Iray nicht ausmachen. Das war auch nicht wichtig. Es reichte ihm, dass sie nicht mehr frieren mussten.

Saphina hatte sich von den schweren Fellen befreit und saß an einem Schreibtisch aus weißem Holz. Sie blätterte in ihrem kleinen Notizbuch und schrieb ein paar Worte hinein.

Ihr Gesicht wirkte entspannt, wenn auch müde. Die Strapazen der Reise nagten an ihr. Sie hatten jetzt drei Tage Zeit, sich etwas zu erholen, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Das hieß, wenn sie weiterhin gemeinsam reisten.

Diesen Punkt musste Iray schnellstmöglich für sich klären. Er durfte Saphina nicht im Weg stehen, wenn sie hierbleiben wollte. Sie konnte hier viel für sich lernen und er würde ihr deutlich machen, dass er sie verstand, wenn sie ihn nicht weiter begleitete.

Genauso, wie er nach Hause wollte, war sie auf der Suche nach sich selbst und dem Verbleib ihrer Eltern. Nicht zu wissen, was mit ihnen geschehen war, musste furchtbar sein.

Er vermochte sich nicht vorzustellen, dass ein von ihm geliebter Mensch nicht mehr zurückkehrte.

Iray ließ sich neben Saphina auf einen Stuhl nieder und schaute einen Augenblick dabei zu, wie sie mit dem Stift über das Papier kratzte.

Saphina hielt inne, hob den Kopf und legte den Stift in das aufgeschlagene Notizbuch. »Warum schaust du mich so an?«

Sie schenkte ihm wieder dieses Lächeln, das er so an ihr liebte. Ihre blauen Augen funkelten in dem warmen Licht einer Mehrdochtkerze, die nicht weit vom Schreibtisch auf einem goldenen Ständer platziert war.

»Weil du schön bist«, antwortete er.

Saphinas Wangen erröteten und sie senkte den Blick. »Du sollst mir doch nicht sowas sagen, das macht mich verlegen.«

»Wenn es doch die Wahrheit ist.« Iray strich mit dem Daumen sanft über ihre Wange.

»Saphina, ich möchte gerne etwas mit dir besprechen.«

Sie schaute ihn an und suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, worauf er hinauswollte.

»Es geht um unsere Reise«, begann Iray.

Saphina setzte sich aufrecht hin und wartete auf das, was kam.

Iray räusperte sich, nahm Saphinas Hände und senkte den Blick, bevor er erneut zu sprechen begann. »Weißt du, wenn du hier in Ranomandry bleiben möchtest, dann verstehe ich das.«

Saphinas Brauen hoben sich und ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite.

Als sie nichts erwiderte, hob Iray den Kopf und sah in ihre Augen, die ihn mit Wärme umfingen. »Ich möchte nicht, dass du das Gefühl bekommst, dass du mit mir gehen musst. Ich weiß, dass du hier viel lernen kannst und es dich weiterbringen würde, deine Gabe besser zu verstehen und einzusetzen.«

In Saphinas Augen trat ein Leuchten, dass Iray nicht genau zu deuten wusste. Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, lächelte und rutschte näher an ihn heran.

»Dummkopf, denkst du allen Ernstes, ich würde dich allein weiterreisen lassen? Wer passt dann auf dich und Kindra auf? Selbst Xud wäre nicht mehr an eurer Seite. Und wer weiß, was es im Tal der Sterne zu erleben gibt? Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen.«

Sie grinste breit. »Du meinst, du kommst mit?«, stammelte Iray und konnte die Freude, die er empfand, nicht verbergen.

Saphina nickte, lehnte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihm ins Ohr flüsterte: »Wir gehören doch zusammen.« Sie zwinkerte ihm zu und freute sich über das erleichterte Ausatmen seinerseits. »Ich werde die verbliebene Zeit hier sinnvoll nutzen und so viel über Magie lernen wie möglich.

Iray nickte und spürte, wie das Glück durch seine Adern floss. Er konnte seine Gefühle nicht verbergen, selbst wenn er es gewollt hätte.

Es war ihre eigene Entscheidung gewesen, ihn weiterhin zu begleiten, und das verursachte in ihm ein wohliges Gefühl und ließ sein Herz schneller schlagen. Sie bedeutete ihm so viel und er konnte es kaum fassen, dass sie für ihn genauso empfand. Ihm war bewusst, wie dümmlich er schaute, doch war es ihm egal. Sie durfte ruhig wissen, dass es ihm nicht egal war, ob sie bei ihm blieb.

Saphina erhob sich. »Und wenn wir schon darüber sprechen. Ich werde mich für die Nachtruhe fertigmachen. Wir sollten uns ausruhen und morgen frisch in den Tag starten.«

Iray nickte. »Ja, du hast recht. Ich wünsche dir einen erholsamen Schlaf«, antwortete er, streichelte ein letztes Mal über Saphinas Gesicht und machte es sich zufrieden auf seinem Schlaflager gemütlich. Saphina schenkte ihm ein letztes Strahlen ihrer warmen Augen und begab sich dann zu ihrem eigenen Schlaflager.

Das leise Rascheln, welches Saphina verursachte, als sie sich hinlegte, drang nur noch gedämpft an seine Ohren. Heute Nacht würde er um einiges besser schlafen, dachte er und schloss tief ausatmend die Lider.

Kindra hatte Xud am frühen Morgen darum gebeten, sie zu begleiten, da sie befürchtete, sich zu verlaufen, wenn sie sich allein in die Stadt begab. Zudem wurde ihr das Versprechen abgenommen, niemals allein durch die Fremde zu streifen. Sie wollte wenigstens versuchen, ihr Wort zu halten.

Auch wenn sie wusste, dass es vermutlich nur eine Frage der Zeit war, bis sie es brechen würde. Sie konnte und wollte von keinem ihrer Weggefährten verlangen, dass stets einer von ihnen an ihrer Seite war.

Heute jedoch hatte sie Xud mit ihrem Du kannst mir nichts abschlagen Blick angeschaut. Nach kurzem Zögern war er ihrer Bitte nachgekommen.

Der Bergländer beobachtete Kindra, wie sie staunend im Garten der Künste von einer ausgearbeiteten geschaffenen Figur zur nächsten lief. Die Werke in diesem Park übertrafen sogar die beeindruckenden Statuen in der Halle, durch die sie bei ihrer Ankunft gekommen waren.

Hin und wieder gluckste Kindra verzückt, bevor sie eine von ihnen berührte, als wolle sie prüfen, ob sie echt waren. Auch er empfand Bewunderung für diese filigrane Handwerkskunst, doch erschloss sich ihm kein Nutzen daraus. Warum schaffte man einen Park ohne Sinn oder praktischen Zweck? Oder konnte er ihn nur nicht erkennen?

Kindra schien hingegen pure Freude zu empfinden und das war ihm Grund genug, um hier noch etwas Zeit zu verbringen.

Die kunstfertigen Gebilde waren aus Schnee und Eis geschaffen und somit der Vergänglichkeit hoffnungslos ausgeliefert.

Anders als Kindra, die nicht lebendiger hätte sein können und die er noch immer im Blick behielt. Er betrachtete den zierlichen Körper und die offenen roten Haare, die auf ihrem Rücken hin und herschwangen, während sie lief. Wie es sich anfühlen mochte, die Strähnen durch die Finger gleiten zu lassen? Überrascht von seinen eigenen Gedanken, schüttelte er den Kopf, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie war nicht gemacht für diese Reise, entschied er.

Am liebsten hätte er sie sich geschnappt und sie nach Hause gebracht, damit sie eine Familie gründeten und all ihr Lebtag glücklich waren. Er musste sich eingestehen, dass er keinen anderen Mann an ihrer Seite wissen wollte.

Niemand wäre als ihr Beschützer besser geeignet als er. Er hatte den unbändigen Drang, sie vor allem Unheil zu bewahren. Keiner sollte je Hand an sie legen.

Es beruhigte ihn auf ungewohnte Weise, die Seeländerin zu betrachten. Kindras winterliches Kleid, das die Farbe des Sommerhimmels trug, wirbelte mit ihr herum und schmeichelte dabei ihrer zarten Figur.

Sie strahlte ihn über den Fellbesatz hinweg an, der ebenso den Umhang über ihren schmalen Schultern säumte und sie vor den niedrigen Temperaturen schützte.

In Ranomandry war es nirgends wirklich kalt. Die einzelnen Bereiche der Stadt unterschieden sich nur um wenige Grade. Xud hatte Narim gefragt, was es damit auf sich hatte. Der Eisländer zeigte ihm daraufhin den magischen Kristall in der Mitte einer weiträumigen Halle. Er erklärte ihm, dass er regelmäßig mit mystischen Formeln gespeist wird, sodass in jedem Bereich der Stadt die passende Temperatur herrschte.

Die Bergländer hegten ein starkes Misstrauen gegen Magie. Doch warum machte sich niemand die Mühe, sie zu erforschen und sie für ihr Volk zu nutzen?

Er war kein begabter Schüler und würde es nie sein, doch unter ihnen gab es Leute, die schnell lernten. Einige von ihnen waren nicht für das Handwerk gemacht und wären viel besser als Vermittler für ihr Volk einsetzbar, doch aus irgendeinem Grund wollten die Bergländer keinen Kontakt zu den anderen Völkern pflegen.

Die wenigen Male, wenn einer ihrer Händler zu dem großen Handelsplatz in die Wüstenlande reiste, waren eine Ausnahme und nur gestattet, um die eigenen Lager wieder zu füllen. Ein toleriertes Übel. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sein Volk schon längst über ihre Art zu leben, nachdenken sollen.

Das ein oder andere Mal hätte es sicher auch nicht geschadet, sich selbst infrage zu stellen. Doch er wusste, dass es sich bei diesen Gedanken seinerseits um unerreichbares Wunschdenken handelte.

Xud bedauerte die Engstirnigkeit seines Volkes zutiefst. Eines Tages würde er in die Heimat zurückkehren und seinen Leuten von den Eindrücken berichten, die ihm zuteilwurden.

Eventuell änderten sie ihre Ansichten zugunsten aller und sie erklärten sich wenigstens dazu bereit, die Möglichkeiten zu prüfen, welche positiv angewandte Magie ihnen eröffnete.

Er wusste, dass dies ein Wunsch war, der mit größter Wahrscheinlichkeit nicht in Erfüllung gehen würde. Aber noch wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, dass auch die sturen Bergländer zur Entwicklung fähig waren.

Ein Kichern holte ihn aus seinen Grübeleien und er blickte zu Kindra, die sich auf ein schwingendes Brett gesetzt hatte, dass von Ketten aus Eis gehalten wurde.

Sie legte ihre Finger so um die Glieder, als mache ihr die Kälte nichts aus. Sie nahm Schwung und glitt durch die Luft.

»Frieren deine Hände nicht?«, rief Xud ihr zu, während er auf sie zuging.

»Nein, mir ist nicht kalt. Du musst das unbedingt ausprobieren.« Sie konnte nicht aufhören zu lachen.

Xuds Herz wurde weich.

Er berührte die Balken, an denen die Ketten befestigt waren, und stellte fest, dass Kindra recht hatte.

Hier war es perfekt. Man spürte nicht das Geringste von der Rauheit ihrer Umgebung und man konnte sich nicht vorstellen, dass die Bevölkerung der Eislande harte Arbeit gewohnt war.

Waren die riesigen Bauten womöglich auch durch Magie entstanden? Aber bedeutete Magie gleichermaßen Kraft? Es gab zu viele Fragen, auf die er Antworten verlangte.

Er rieb sich die Hände, trat hinter die Seeländerin und gab ihr Schwung, sodass sie noch höher und schneller durch die Luft schwang.

Kindras Juchzen hallte durch das Eis.

Saphina rieb sich das Gesicht. Der Druck in ihrem Kopf wurde unangenehmer und das Vibrieren in ihren Zähnen wollte nicht aufhören.

Im Gegenteil, es breitete sich bis in ihre Knochen aus. Wenn sie es nicht bald schaffte, die Magie zu kompensieren, würde sie noch anfangen zu schweben. Jedenfalls fühlte es sich so an.

Sie war froh, sich am gestrigen Abend mit Narim verabredet zu haben. Er würde ihr erklären können, wie sie diesen Zustand unter Kontrolle bringen konnte.