Pferdebegleitete Persönlichkeitsentwicklung für Führungskräfte - Eva Balzer - E-Book

Pferdebegleitete Persönlichkeitsentwicklung für Führungskräfte E-Book

Eva Balzer

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Beschreibung

Reden Sie nur, oder werden Sie auch verstanden? Erst mit einem Bewusstsein für die eigene Ausstrahlung und Außenwirkung kann man erfolgreich kommunizieren und zugleich seine inneren Kräfte mobilisieren und auf andere übertragen. Eva Balzer lädt Sie ein zu einer Reise in die Welt der nonverbalen Kommunikation. Diesen in seiner zwischenmenschlichen Bedeutung kaum zu überschätzenden Bereich macht sie erfühlbar und begreifbar, indem sie Wesenseigenschaften der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd herausarbeitet. Um ihren Ansatz verständlich und nachvollziehbar zu machen, setzt sie sich zunächst mit ihrem eigenen Lebensweg auseinander, von Einflüssen in der Kindheit über ihre umfangreichen Erfahrungen als Führungskraft in der Wirtschaft bis hin zur Gründung eigener Unternehmen – und wie sie zum pferdebegleiteten Coaching kam, das sie im Anschluss im Detail darstellt. Pferde geben eine umgehende Rückmeldung zum Verhalten und zur Ausstrahlung eines Menschen, ohne sich von seiner Wortwahl, seiner Kleidung oder seiner gesellschaftlichen Position beeinflussen zu lassen, und können uns so dabei helfen, unsere eigene Außenwirkung besser zu begreifen, uns selbst zu entdecken, zu uns selbst zu finden. Tauchen Sie ein in die Welt der Sprache der Emotionen, nehmen Sie einen Perspektivwechsel vor, und entwickeln Sie ihre eigene Persönlichkeit – zu sich selbst.

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Seitenzahl: 201

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WiSa, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

Vorvorwort
Vorwort – Die Sprache des Herzens oder Pferde kennen kein Drama
Teil 1 Meine persönliche Geschichte
Herzensweg oder: Wie Kopf und Bauch zusammengehören
Kindheit, Jugend und ein wenig erwachsen
Einzelgänger oder Teil der Herde?
Täuschung, Enttäuschung und Erwartungen
Angst ist „nur“ ein Gefühl
Kindliche Neugier als Motivator
Die Erinnerung an die kindliche Neugier als Erwachsene
Über mich oder: Der Zufall will es so
Zufall im Arbeitsleben
Jobwechsel – meine Zeit in einem Weltkonzern
Der Weg in die Selbstständigkeit
Mein Weg zu den Pferden
Mein Weg zum pferdebegleiteten Coaching
Herzensweg oder: Das, worum es mir wirklich geht
Teil 2 Die pferdebegleitete Persönlichkeitsentwicklung
Basiswissen über Pferde
Meine Herde
Exkurs: Was heißt Dissoziation?
Sind alle Pferde geeignet für das pferdebegleitete Coaching?
Das Pferd als Fluchttier
Das Pferd als Herdentier
Bauchgefühl und limbisches System in der Herde
Das Pferd als Grasfresser – Motivation
Emotionen, Gefühle und ihre Bedeutungen
Angst
Wut
Freude
Traurigkeit
Worum geht es bei der pferdebegleiteten Persönlichkeitsentwicklung, und was kann ich dabei lernen?
Körperwahrnehmung – Bewusstsein im Hier und Jetzt
Das DU – mein Gegenüber
Das Wir – Ich und Du treffen aufeinander – „Energiefeld und Grenzen des anderen spüren“
Pferde und das innere Kind – ein sicherer Hafen
Grenzen
Was hat Horsemanship mit der pferdebegleiteten Persönlichkeitsentwicklung zu tun?
Pferd und Mensch
Pferde kennen kein Drama
Pferde und Authentizität
Projektion und Übertragung
Pferde und ihr Verständnis von Macht oder macht nichts
Beispiele aus der Praxis
Praxisfall 1: Das Verlassen „alter Autobahnen“ – neue neurologische Pfade
Praxisfall 2: Don Leon auf dem Platz
Praxisfall 3: Der blinde Fleck
Nachwort – „Zeitgeist“
Was haben Pferde mit der Wirtschaft, Traumatisierungen und dem Thema Führung zu tun?
Anhang: Achtsamskeitsübungen
Atmung ausbalancieren und zur Ruhe kommen
Sinnesreise durch den Körper – Körperwahrnehmung
Übung zu Nähe und Distanz

Vorvorwort

Dieses Buchzu schreiben warmir ein dringendes Bedürfnis.Ich möchte dazu beitragen, dasswir Menschen wieder eine Verbindung zwischen Herz und Verstandschaffen.

Im ersten TeildiesesBucheserzähle ich meine persönlicheGeschichte.Ich erzähle davon, wieich aufgewachsen bin, was ich erlebt, wie ich Entscheidungen gefällt,wie ich mein Leben sowohl im Privatenals auch im Arbeitsleben bis heute gestaltet habe und wie ichmeinenWeg zu den Pferden undzumeinem jetzigen Leben gefunden habe.Dieser Teilbeschäftigt sich somit mitLebens- und Sinnfindung.

Im zweiten Teil erzähle ich von Pferden, gebe Praxisbeispiele aus meiner täglichen Arbeit des pferdebegleiteten Coachings, zeige auf,welche Potenziale es hat und auf welche Schwerpunkte ich mich konzentriere.

Der erste Teildes Buchesist persönlich und emotional, der zweite sachlich und fachlich.Und einige haben mich gefragt:„WarumschreibstDu denn nichtgleichzwei Bücher?“ Gute Frage!

Meine Antwort lautet:

Weil beides zusammengehört.Hätte ich den Weg, den ich im ersten Teil beschreibe, nicht beschritten, hätte ich heute auch nicht die Fachkenntnis, die den zweiten Teil des Buches bestimmt.Ich habe häufig versucht, die sachliche von der persönlichen Ebene zu trennen,und in manchen Situationen ist das auch sehr sinnvoll.

Doch es gibt ebenkein Plus ohne ein Minus,und so gehören Herz und Verstandzusammen. Nur indieser Kombination kann ichmein Leben optimal und ausbalanciert gestalten.Das sagt mirmeine Erfahrung.Ein Pferdemensch, der technisch gut ist,istohne sein Herz nicht viel,und so ist eine Führungskraft, die fachlich gut ist, ohne Herz und Mitgefühl eben keine Führungspersönlichkeit!

Sie können sich natürlich auch entscheiden, nur den einen oder anderen Teildes Bucheszu lesen. Dasist allein Ihnen überlassen.

Vorwort–Die Sprache des Herzens oder Pferde kennen kein Drama

Es gibttausende Sprachen auf dieser Welt. Jedes Lebewesen hat seine eigene Sprache. Und dazu gibt es noch die nonverbale Kommunikation, die in manchen Bereichen gleich verständlich und,je nach Standort auf der Welt,auch sehr unterschiedlich ist. In Indien bedeutet ein Kopfschütteln „ja“,bei uns in Europa „nein“.

Die einzige Sprache, die auf der ganzen Welt einheitlich ist, ist die Sprache des Herzens. Und da frage ich mich: Warum unterhalten wir uns so wenig über diesen Kanal?

Keiner muss diese Sprache erst erlernen, denn sie ist in uns. Von Geburt anist sie unsmitgegeben. Wir Erwachsenen müssen uns lediglich wiederfür sieöffnen und unsan sieerinnern.

Pferde können uns dabei helfen, denn sie sind Meister auf diesem Gebiet.

Dieses Buch ist KEIN wissenschaftliches Werk!Es würde michaberfreuen, wenn es Wissen und Bewusstsein schafft.

Es ist eine Sammlung meiner persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. Es ist mit Freude und Spaß geschrieben und manchmal mit einem Augenzwinkern. Teile flossen direkt aus meinem Herzen und Teile sind vom Verstand geleitet geschrieben worden.

Mein Anliegen in diesem Buch ist es,meineArt der Arbeit mit Pferden und Menschen vorzustellen. Die pferdebegleitete Persönlichkeitsentwicklung ist keine therapeutische Arbeit, sondern eröffnet die Möglichkeit,mit Pferden zu SEIN und vonihnenzu lernen.

So,wie ich bisher von ihnen gelernt habe,und es hoffentlich noch lange tun kann.

Was ich noch betonen möchte:

Ich schreibe frei von der Leber weg; einfach so, wie ich es erlebt habe. Ohne Vorwurf, ohne Anklage, ohne Selbstmitleid – es ist so,wie es ist, es war so,wie es war,und ich bin aus heutiger Sicht dankbar für jede Erfahrung, die ich machen durfte und machen darf.

Teil 1Meine persönliche Geschichte

Herzensweg oder:Wie Kopf und Bauch zusammengehören

Meine Kindheit war, wie wohl jede Kindheit, geprägt von Herausforderungen, die aus dem familiären und sozialen Umfeld kamen. Die meisten habe ich angenommen und viel für meinheutiges Leben gelernt.

Vor kurzem habe ich in einem Buch darüber gelesen,auf welche Fragen man Antworten haben sollte, bevor man stirbt.Dazu gehörte auch derRückblick aufdas eigeneLebenmit der Frage:„Was hätte ich noch tun wollen?“

Dazu habe ich mir Gedanken gemacht. Passend dazu passierteFolgendes:Eineliebe Freundin aus Paris hatte miretwasgeschrieben,dasich nicht ganz verstanden hatte. Sieschrieb, dass sie an mirbewundere, dass ich immer das getanhätte, was ich wollte. Ich habe diesen Satz in mir wirken lassen und gerade jetzt fällt mir wieder etwas ein, woran sie diese Aussage wohl festgemacht hat.Undich verstehe sie mehr und mehr.

Für mich war es normal, das zu tun,was ich wollte. Damir in meiner Kindheitvon meiner Mutter –aus meiner Sicht–wenig Regeln und Grenzen gesetzt wurden, habe ich mir meine eigene Welt kreiert.

So, wie sie mir gefiel. Also war es auch selbstverständlich für mich, dass ich das tat,was ich wollte. So lange ich nicht anderweitig an Grenzengestoßenbin.

Vernünftig oder unvernünftig gab es nicht. Was heißt überhaupt Vernunft,und wer bestimmt,was vernünftig istund wasnicht?

„Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge in der Welt durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln. Soweit sich die Vernunft auf Prinzipien des Erkennens und der Wissenschaften richtet, spricht man von theoretischer Vernunft. Ist die Vernunft auf das Handeln oder die Lebenshaltung ausgerichtet, folgt sie den Prinzipien praktischer Vernunft, die sich in moralischen Fragen an Werten oder zur Erreichung von Effizienz am ökonomischen Prinziporientierenkann.“[1]

Aha.

In der Schule habe ich mir über dies und das,was gelehrt wurde,Gedanken gemacht. In der Grundschule war ich eine passable Schülerin.

Interessiert, wortgewandt und noch einige Dinge mehr. Zumindest stand dies in meinem Zeugnis. Ich liebte Fächer wie Sachkunde und Biologie, wo ich etwas über die Erde, im Spezielleren über die Natur, die Tiere und Pflanzen,erfahren konnte. Ich durfte malen, erleben und habe Ausflüge gemacht. Es gab also nicht nur etwas für den Verstand, sondern ich habe auch viel erlebt.

Auch Musik und Kochen fand ich toll, denn da passierte immer etwas.

Leidersind meinemusikalischen Ambitionenrelativ schnellgedämpftworden.Ich kann mich erinnern, dass ich die Zusammenhänge in einem Orchester und wer wann wie spielt faszinierend fand. Ich wollte unbedingt ein Instrument erlernen.

Letztendlich durfte ich dann Blockflöte spielen. Ein Instrument, das nicht sehr teuer in der Anschaffung, vielseitig einsetzbar und nicht so groß war – sehr vernünftig.

Stolz wollte ich Weihnachten das, was ich gelernt hatte,meiner Familie, besonders meinen Geschwistern, präsentieren.DasResultat: Mein Brudernahmmir die Flöte ab,verstecktesie auf dem Schrankund sagte: „So kannst Du uns nicht mehr belästigen.“

Toll!Glücklicherweise spielteich noch in der evangelischen Gemeinde in der Flötengruppe mitund in der Kirchenahm mirniemand die Flöte weg. UnsereAngehörigenertrugentapfer zuWeihnachten unsere schiefen Töne zumKrippenspiel.

Eineerfolgreiche Karriere als Weltflötistinhabe ich so offensichtlich verpasst. Böse binich meinem Bruder deshalb nicht.

Wovonich eigentlichberichtenwollte,sind meine Erlebnissemit Mathematikin frühen und späteren Jahren. Leider haben sich meine guten Noten nur bis zur sechsten Klassefortgesetzt. Ab Klasse sieben, mit Einsetzen der Pubertät, hatte ich wohl andere Dinge im Kopf als die Schule und bin drastisch abgefallen.

Immerhin bekam meine Mutter jetzt jedes zweite Halbjahr einen blauen Brief und freute sich immer auf den Elternsprechtag.

Ach ja, Mathe. In Geometrie war ich gar nicht so schlecht. Das war für meinen eher visuell geprägten Verstand relativ logisch und plastisch und somit nachvollziehbar. Algebra dagegen habe ich nie verstanden. Hingenommen habe ich manche Dinge irgendwann, aber verstanden nie. Warum sind eins und eins gleich zwei. Wer hat das bestimmt,und wer hat das Recht, das zu bestimmen?

Ich hatte dazu eineinteressanteDiskussion mit meinem Ehemann.

Natürlich versteht ein Teil von mir, dass es wichtig war oder ist, bestimmteRegelnund Richtlinienin unserer Gesellschaft aufzustellen. Und dass die Mathematik zu Zeiten des ersten Handels notwendig geworden ist, kann ich auch akzeptieren.Doch wer sagt, dass eins und eins nicht fünfsein kann? Es istdoch „nur“ eine Regel, die wir Menschen aufgestellt haben, um eine Sprache und Verhandlungsbasis zuhaben,nach der wir uns richten.

Odergreifendie Menschen inPapua-Neuguineaaufdas gleiche Systemzurück? Und wenn siedasnichttun, sind sie deshalbwenigerlebensfähig oder weniger glücklich als wir?

Verstehen Sie,worauf ich hinaus will?

Wer sagt, dass es im Weltall kein Leben gibt? Nur weil wir es bisher noch nicht entdeckt haben oder es mit unserer menschlichen Denkweise nicht wahrgenommen haben, kann doch keiner mit Gewissheit behaupten, dass esnicht da ist.

Ich verstehe, dass Rahmen, Gesetze und Richtlinien das Leben erleichtern – auf der einen Seite. Doch auf der anderen Seite berauben sieuns auch vieler Freiheiten und der Möglichkeit, mal wieder über den Tellerrand zu schauen und zu entdecken, was es da noch gibt. Eines meiner Lieblingszitate istFolgendes:

Alle sagten: „Das geht nicht. Dann kam einer, der das nicht wusste und hat es gemacht.“

Das ist ein Leitfaden, an dem ich mich gerne orientiere.Bisher warerein sehr guter Ratgeber in meinem Leben.

Um nochmals auf das Gespräch mit meinem Mann zurückzukommen. Mein Mann hat Jura und Betriebswirtschaftslehre studiert und liebt es, in verschachtelten, verstandesmäßig logisch strukturierten Sätzen zu reden. Mich macht das häufig wahnsinnig.

Dennochmussich zugeben, dass unsere Gespräche–nach einigen emotionalen Ausbrüchen meinerseits–am Endehäufigsehr befruchtend sind.

Emotionale Ausbrüchehabe ich,weiles mir bei bestimmten Themen nicht gelingt, diese rein sachlogisch zu betrachten. Sie berühren mich so sehr emotional, dass ich mal wütend werde, mich aufrege oder sehr enthusiastisch werde und denke, meine Standpunkte verteidigen zu müssen.

Mein Mann hingegen bleibt sehr sachlich,undSiekönnen sich vorstellen, wie unsere Diskussionen ablaufen, ehe wir uns auf einer gemeinsamen Sprachebene begegnen.

Wir sind wie Feuer und Wasser – schon allein vom Sternzeichen abgeleitet.Ich habe ein Feuer-Sternzeichen und er eines im Element Wasser. Ob sie jetzt etwas mit Astrologie anfangen können oder nicht, bleibt ihnen überlassen.

Was ich für mich sagen kann,ist, dass überall ein Fünkchen Wahrheit drin steckt.

Mein Mann und ich haben uns im Internet kennengelernt. Ich würde Ihnen jetzt gerne eine romantische Geschichte von unserem ersten Treffen und der Rettung meines einsamen Daseins im Prinzessinnenturm durch einen Prinzenauf dem weißen Pferd erzählen. Das hatte ich mir als Kind immer erträumt. Ein Prinz auf einem Pferd–die Farbe war egal–,der mich aus meinem traurigen Dasein rettet.

Wie das Aschenbrödel aus meinem damaligen Lieblingsfilm „Drei Nüsse für Aschenbrödel“,derübrigens noch heute, wenn es eben geht, zu meinem Weihnachtspflichtprogramm gehört.

Bevor ich es zu erwähnenvergesse: Eine andere Heldin aus meiner Jugend war Pippi Langstrumpf. Eine Therapeutin, mit der ich gearbeitet habe, hatte mich mal nach Helden und Idolen aus meiner Kindheit und Jugend gefragt. Mit dieser Frage konnte ich nicht viel anfangen.

Sie gab mir dann Beispiele,wie eine Lehrerin, eine Tante oder andere Verwandte, eine Schauspielerin. Nach längerem überlegen ist mir dann Pippi Langstrumpf eingefallen. „Ich mach mir die Welt wiedewiede wie sie mir gefällt.“ Alles andere wäre doch verrückt. Warum um Himmels willen sollte ich nicht alles dafür tun, damit es mir auf dieser Welt gefällt?!

So lebe ich heute mit meinemMann und meiner Tochter, meinen Pferden, meinem Hund und Katzen in einem kleinen Knusperhäuschen. Allerdings habe ich keine roten Haare und der Affe fehlt auch noch.

Falls sie sich darüber wundern, dass ich über „meine“ Therapeutin schreibe – mein damaliger Partner hatte mich zu eine seiner Sitzungen bei seiner Therapeutinmitgenommen, was ichalsvöllig überflüssigempfand.

Schließlich ging es mir ja gut und bei mir war alles in Ordnung. Dachte ich. Um die Beziehung zu retten und meinen guten Willen zu zeigen, bin ich dann mitgegangen. Die Dame hat mich sehr beeindruckt,und ein Satz von ihr ist bei mir hängengeblieben:

„Tun sie etwas dafür, damit sie wachsen.“

Damals war ich Anfang dreißig.

Ich habe mir dann eine von ihr empfohlene Therapeutin gesucht und bin bis heute sehr dankbar darüber, dies getan zu haben. Die Therapie hat mir geholfen, einige Dinge aus meinem Leben zu verstehen, indem ich mich und das,was ich erlebt hatte,aus einer anderen Perspektive betrachten und mir ein neues,eigenes Bild machen konnte. Ich habe im Laufe der Jahre sowohl beruflich als auch persönlich noch einige unterschiedliche Verfahren und Therapeuten ausprobiert und kennengelernt.

Ach ja, ich wollte noch erzählen, wie mein Mann und ich uns kennengelernt haben. Also – nach achtjähriger Abstinenz und Single-Dasein voller Wundenlecken, dievon meiner vorherigen Beziehungbestehen blieben, Karriere machen und mich selbst verwirklichensaßicheinesTagesmit einer Freundin in Köln auf einem Boot bei einem Kaffee und auf einmalsagte ich:„Dieses Jahr will ich bis Weihnachten einen Mann an meiner Seite haben.“ Der Satzsprudeltemit einersolchenKraft und inneren Gewissheitaus mir heraus, dass ich selbst daran glaubte, nicht lange zögerte und mich im Internet bei einer Partnerbörse anmeldete.

In den Jahrenzuvorhatte ichbereitsmehr oder weniger halbherzige Versuche unternommen und bei Online-Börsen mitgemacht, dabei viel gelernt, ein paar mehr oder weniger nette Menschen kennengelernt und mir die ein oder andere Beuleabgeholt.

Diesmal hatte ich ein Foto von mir und meinem Pferd ausgewählt und damit genau das gemacht, wovon mir alle abgeraten haben. „Ein Bild mit einem Deiner Tiere, das kannst Du nicht machen. Das schreckt alle Männer sofort ab.“

Ich habe mich einfach so beschrieben, wie ich bin,bzw.so, wie ich mich gesehen habe. Vor allem habe ich gleich meine Tiermenagerie erwähnt und die wichtige Rolle betont, die die Tiere in meinem Leben haben.

Interessanterweise ist dann genau das passiert,von demalle gesagt haben, dass es nicht passierenwürde. „Tiere schrecken ab und Pferdemädchen sowieso“ – anscheinend nicht, denn ich hatte sehr viele nette Zuschriften. Die Nummer sieben, die mich angeschrieben hatte, hat mir ganz gut gefallen.

Das Foto des Mannes sprach mich an und die Worte, mit denen er sich beschrieb,noch mehr. Keck, frisch, offen und herausfordernd.

Was hatte ich zu verlieren? Der Typ entsprach überhaupt nicht dem, was ich haben wollte. Er war jünger, Student und auch noch Gelegenheitsraucher.

Da er also in meinen Augenkein potentieller Anwärter auf mein Herzwar, war ich völlig frei vonGedanken wie:„Wiezeige ich mich am besten?“Und das war auch gut so. Nach wenigen Mails war ich neugierig, wollte mit ihm telefonieren; da er nicht den Anfang machte und danach fragte, musste ich es wohl tun. Nach zwei langen Telefonaten war mir danach, ihn zu treffen.

Und wieder, da er es nicht ansprach, habe ich die Initiative ergriffen. Im Nachhinein hat mir mein Mann übrigens gesagt, dass es ihn sehr viel Geduld und Zurückhaltung gekostet hat, nicht den Anfang zu machen. Er hat auf sein Gefühl gehört und gewartet, bis ichfrage, um mich nicht zu bedrängen.

So macht man es übrigens aus meiner Sicht auch mit den Pferden:

Warten und präsent sein, bis sie neugierig werden und zu einem kommen. Was brauche ich dafür? Zeit und Geduld!

Zurück zu meiner Geschichte – und zum ersten Treffen:

Das erste Date hatte ich wohlbedacht auf einen Nachmittag gelegt. Wir hatten uns auf einen unverfänglichen Spaziergang mit meinem Hund geeinigt. Ich konnte mich also in meiner normalen Kleidung, sprich Jeans und Pullover, zeigen,und,falls es keinen Spaß machte,schnell wieder fahren.Außerdemkonnteichdas hoffentlich Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, denn wenn das Treffen nicht positiv verlaufen wäre, hätte so wenigstens mein Hund Bewegung gehabt.

Ich kam zu unserem ersten Date dann auch noch eine geschlagene halbe Stunde zu spät. Ich hatte auf der Fahrt zum Treffpunkt noch ein ausgebüchstes Pferd eingesammelt und wiederheimgebracht.

Als meinMann dann aus dem Auto stieg, dachte ich nur „oh mein Gott“ – Barbour-Jäckchen, lila Pullover mit einem karierten Hemd darunter und ein Baseball-Cappy – Typ „Sohnreicher Eltern und BWL-Student“. Alldas, was ich in meinem Leben immer gemieden habe.

Nicht,dass ich in Schubladen und Kategoriendenken würde und Vorurteile hätte. Als wir dann aufeinander trafen, bin ich direkt in eine Parfümwolke gerannt – mit Moschus…ich hasse Moschus.

Meine Schubladen waren bedient. Wir sind dann ein paar Meter gelaufen und etwas Seltsames stieg in mir auf, so etwas wie ein Kribbeln, direkt aus dem Bauch. Ich habe diesen Mann dann immer mehr von der Seite beobachtet. Waser erzählte, war in diesem Moment gar nicht mehr wichtig. Mir wurde warm und kalt,und wenn der Schuft mich ab und an „zufällig“ berührte, bekam ich eine Gänsehaut. Also hatte mein Bauch über meinen Verstand entschieden. Wir haben an diesemerstenTag neun Stunden miteinander verbracht.

Noch heuteziehe ichden Hut vor meinem Mann, dass eran diesem Tag in mein Auto eingestiegen ist.Wir hatten uns nämlich entschieden, mit meinem Wagen gemeinsam zum Kaffeetrinken weiterzufahren.

Mein Auto war erst ein halbes Jahr alt, hatte allerdings die Funktion eines Transportfahrzeugesfür Pferdefutter, Heu, funktionierte als Umzugswagen und war zweite Heimat für meinen Hund. Da ich mir nicht die Zeit nahm, es jede Woche zu reinigen, sah es dementsprechend aus–und es roch auch so.

Ein wenig peinlich war mirdasja schon. Vor allem,als mein Hund dann, nass wie er war, von seinem Platz im Kofferraum auf die Rückbank sprang – natürlich genau auf das gut gepflegteBarbour-Jäckchen meines Mannes. Ich bin fast vor Scham im Fahrersitz versunken. Mein Mann hat es mit einem lässigen „ach,ist halb so wild“ hingenommen.

Vielleicht sollte ichnochsagen, dass man im Auto meines Mannes vom Boden essen kann, er seine Sachen mit äußerster Sorgfalthegtundpflegtund noch heute in unserem Haushalt mit drei Katzen, einem Hund und vier Pferden jegliche Art von Tierhaaren hasst.

Mit diesem Wissen ziehe ichdoppelt den Hut vor ihm, dass er nicht gleichReißausgenommen hat beim ersten Treffen mit einer so seltsamenFrau, die ganz und gar nicht dem entsprach, was er kannte.Und wennSieihn heute fragen, werden siefolgendeAntworterhalten:„Mein Verstand hat gesagt,Du bist verrückt,und mein Gefühl hat gesagt,geh'weiter.“ Und: „Ichwusstenicht, dass es so anstrengend wird!“

Wir waren abends in einem nettenLandschlossnoch gemeinsam essen und sind anschließend noch eine kleine Runde mit meinem Hund spazieren gegangen. Dabei kam es bei einer sternenklaren Nacht und Nebelschwaden zu unserem ersten Kuss. Mein Hund hatte uns mit der Leine eingekreist und sich fein neben uns gesetzt und still beobachtet. Und das ist nicht erfunden!

So wurde meine romantische Ader doch noch zufriedengestellt.

Seit dem dritten Treffen, was sehr schnell folgte, wohnt er bei mir und nach nicht ganz zwei Jahren haben wir geheiratet und unsere Tochterin dieWelt gebracht.

Die Zeit bis heute war nicht so harmonisch wie das erste Treffen – wir sind immer noch wie Feuer und Wasser und gleichzeitig arbeiten wir daran, dass wir unsere Stärken zusammenraufen. Ja, unsere Beziehung ist Arbeit,aberbei allem Schimpfen ist es eine wunderschöne und lohnenswerte Arbeit, ein ständigesAufeinander-Zugehenund Abgrenzen. Jeder für sich und doch gemeinsam. Beziehung eben.

Und was hat das jetzt mit den Pferden zu tun?

Interessanterweise haben mein Mann und ich eine sehr unterschiedliche Art,mit unseren Pferden umzugehen. Und unsere Pferde zeigen auch bei jedem von uns unterschiedliche Facetten. Anfangs wollte ich meinem Mann „helfen“ und ihm beibringen, wie er mit denPferden umzugehen hat.

Es istnatürlichsinnvollundhilfreich, ein paar grundlegende Dingeüber denUmgang mit Pferdenzu erklären.Doch im Laufe der Zeit habe ichgelernt, getreu meinem Motto „denn erwusstenicht, dass das nicht geht“, dass mein Mann und unserePferde ihre eigene Sprache entwickelt und sich wunderbar aufeinander eingestellt haben und er häufig Situationen viel besser als ich meistert, da ich zu emotional werde und er klar und sachlich bleibt. Oder dass er Situationen, die ich als Gefahr ansehe, da ich schlechte Erfahrungen gemacht habe, wunderbar meistert, da er eben keine Gefahr sieht und somit auch nicht zweifelt oder ängstlich auftritt.

Kindheit,Jugendund ein wenig erwachsen

Mein Vater starb, alsichvier Jahre alt war. Er hatte einen Herzinfarkt und ist bei uns im Haus vor meiner Kinderzimmertür gestorben. Ich kann mich an das Bild erinnern, als er da lag und alle etwas ratlos um ihn herum standen. Meine Schwester und ich sind dann von meiner Mutter in unser Zimmer ins Bett geschickt worden.

Das ist alles,woran ich mich erinnere.Mit dem Tod meines Vaters umzugehen,habe ich zu dieser Zeit nicht gelernt. Wenn in Gesprächen herauskam, dass ich ohne Vater aufwachse und er starb, als ich vier Jahre alt war, sagten die Leute meistens „Ach,dann kannst Du Dich eh nicht an ihn erinnern.“

Das habe ich lange geglaubt und so angenommen. „Ich kann mich eh an nichts erinnern.“ Allerdings gab es einen Teil in mir, der protestierte; denn ich hatte schon einige Bilder und Erinnerungen an meinen Vater abgespeichert. Doch ich habe eher den Leuten geglaubt alsin mich vertraut,denn mit vier Jahren kriegt ein Kind ja noch nichts mit.

Das habe ich lange geglaubt. Erst im Erwachsenenalter habe ich angefangen, mir bewusst Kinder im Alter von vier Jahren anzusehen und sie zu beobachten und habe langsam verstanden, wie wach, aufmerksam und bewusst Kinder in dem Alter sind.