Pflege leicht! - Detlef Scholz - E-Book

Pflege leicht! E-Book

Detlef Scholz

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Beschreibung

Noch ein Buch zum Thema Stressbewältigung? Ist dazu nicht schon alles gesagt? Nein! Denn dieses Buch verknüpft Wissen und praktische Anleitungen auf eine neue Art. Speziell an Personen gerichtet, die im Sozial- und Gesundheitswesen tätig sind, enthält es zahlreiche Übungen und Beispiele, die ganz gezielt für dieses Berufsfeld ausgewählt wurden. Sie bilden einen roten Faden, an dem sich vor allem Pflegemitarbeiter/innen gut orientieren können. Jeder Abschnitt ist in sich komplett, sodass ausgewählte Kapitel für spezielle Situationen auch separat gelesen werden können. Den Abschluss bildet eine übersichtliche Sammlung von Tipps und Tricks für den Alltag. Gezielt für PraktikerInnen zusammengestellt und verständlich und nachvollziehbar aufgebaut, ist dieses Buch ein hilfreicher Begleiter für den Arbeitsalltag und für Erholungspausen.

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Seitenzahl: 144

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Detlef Scholz

Pflege leicht!

Anleitung zum Stressmanagement für Gesundheitsberufe

Detlef Scholz

Pflege leicht!

Anleitung zum Stressmanagement für Gesundheitsberufe

Der Autor

Detlef Scholz ist Diplom-Fachwirt, EDE-Heimleiter und systemischer Managementcoach. Seit mehr als 20 Jahren ist er im Sozial- und Gesundheitsbereich tätig, mehr als 10 Jahre davon als Führungskraft. Derzeit erweitert Detlef Scholz seine Kenntnisse im Bereich Gesundheitsmanagement auf akademischem Niveau. In verschiedenen Funktionen rund um das Thema Mensch befasste er sich mit der Umsetzung berufspraktischer Themen, als Vortragender in vielen fachspezifischen Bereichen ist er in der Ausbildung von Pflegekräften und bei Universitätslehrgängen zur Qualifizierung von Führungskräften für den Sozial- und Gesundheitsbereich tätig. Als Trainer und Coach leitet Detlef Scholz Gruppen und Teams zu verschiedenen persönlichen Themen an. In allen prozessbezogenen Auseinandersetzungen bringt er seine langjährige Führungserfahrung ein. Sein besonderes Interesse gilt der Motivation von und Zielfindung für Menschen. D azu ist auch in zahlreichen Vorträgen zu hören. Sein Motto: „Nichts ist schöner, als Menschen erfolgreich zu machen!“

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung der Autorin oder des Verlages ist ausgeschlossen. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Copyright © 2014 Facultas Verlags- und Buchhandels AG Facultas.wuv Universitätsverlag, 1050 Wien, Österreich Lektorat: Victoria Tatzreiter, Wien Satz: Facultas Verlags- und Buchhandels AG Umschlagbild und Illustrationen: © bebico Druck: finidr Printed in Czech Republic ISBN 978-3-7089-1192-2 print ISBN 978-3-99030-687-1 epub

Dank

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Menschen vielfach und herzlich bedanken, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben. Besonderer Dank gilt meiner Frau für ihr Verständnis, dass ich oft meine letzten Zeitressourcen für das Schreiben verwendet habe. Karin hat mich aber auch mental unterstützt und mich liebevoll und fortlaufend motiviert, diesen Ratgeber Schritt für Schritt fertigzustellen. Auch bei meinen Kindern möchte ich mich natürlich bedanken, vor allem dafür, dass sie mich kaum gefragt haben, was ich so oft stundenlang vor dem PC mache. Einer meiner wichtigsten Mitspieler beim Schreiben dieses Buches war Jörg Eipper-Kaiser. Jörg stand mir nicht nur als Freund, Berater, Mentor und Ratgeber zur Seite, sondern löste auch oft manche Rätsel meiner Schreibweise und hat mir bei der Endfassung dieses Buches geholfen. Auch allen anderen Begleitern und Unterstützern auf dem Weg zu diesem Buch danke ich sehr herzlich – besonders natürlich allen Kritikern, die mich immer wieder auf den Boden der Realität zurückgebracht haben.Alles in allem ist dieses Buch das Resultat aus einem gewinnbringenden Zusammenspiel wertvoller Menschen.

Detlef Scholz

Vorwort

Sie halten ein Buch in Händen, das sich mit der Bewältigung von Stress und seinen Nebenwirkungen beschäftigt – mit großer Wahrscheinlichkeit ist es nicht Ihre erste Lektüre dieser Art. Ist es sinnvoll, einen weiteren Ratgeber zu diesem Thema zu lesen? Ja, denn dieses Buch verknüpft einiges, das zur Stressbewältigung bereits gesagt wurde, auf eine neue Art.

Speziell an Personen gerichtet, die im Sozial- und Gesundheitswesen tätig sind, enthält es zahlreiche Übungen und Beispiele, die sehr zielgerichtet für dieses Berufsfeld ausgewählt wurden. Manche Kapitel beziehen sich sehr explizit auf den Pflegebereich, andere weniger – in Summe wurde jedenfalls ein roter Faden gelegt, an dem sich vor allem Pflegemitarbeiter und Pflegemitarbeiterinnen gut orientieren können. Aber auch andere Berufsgruppen werden von diesem Buch profitieren können.

Inhaltlich orientieren sich die Texte sehr stark an der beruflichen Praxis. Einen weiteren Beitrag zum – vielfach müßigen – rein theoretischen Diskurs in dieser Sache zu verfassen, wäre in diesem Zusammenhang nicht zielführend. Dennoch fließen auch theoretische Erkenntnisse mit ein, was fallweise wichtig ist. Die Praxisperspektive soll allerdings immer im Vordergrund stehen.

Das Buch zeichnet sich durch eine gezielte Auswahl und eine verständliche Darstellung von Inhalten aus. Damit Sie sich bei der Lektüre gut orientieren können, sind alle Kapitel gleich aufgebaut. Manche von ihnen werden bewusst etwas humorvoll oder provokant klingen, was oft vom Widerstand zur Herausforderung führt. Anders als andere Publikationen zu diesem Thema, enthält dieses Buch mit meiner Art der Darstellung leicht und allgemein verständliche Informationen.

Natürlich ist es am sinnvollsten, das Buch von vorne nach hinten durchzulesen – das muss aber nicht sein. Sie können es genauso effizient zielgerichtet studieren, indem Sie nur einzelne Kapitel auswählen. Jeder Abschnitt ist in sich komplett, sodass ausgewählte Kapitel für spezielle Situationen durchaus auch separat gelesen werden können.

Ich wünsche Ihnen viele interessante Erkenntnisse und viel Energie beim Ausprobieren der einzelnen Vorschläge. Denken Sie daran, dass Sie immer auch Multiplikatorin oder Multiplikator sind und durch Ihren persönlichen Beitrag ein Stück positive Veränderung in Gang kommt!

Detlef Scholz

Zum Umgang mit diesem Buch

„Der Weg ist das Ziel!“

Einleitung

Ich möchte Ihnen mit dieser Kurzanleitung bzw. Orientierung einen raschen Einstieg in das Buch geben, das als Ratgeber angelegt ist. Auch hier ist alles kurz und bündig beschrieben, sodass Sie schnell einen roten Faden finden.

Kapitel

Die einzelnen Kapitel gleichen sich in ihrem Aufbau. Dadurch bekommt man einen raschen Überblick und der unmittelbare Einstieg wird erleichtert. Die Kapitel beginnen immer mit einer Fragestellung, gefolgt von einer Erläuterung der Fachbegriffe, von Praxisbeispielen, Interventionen für Führungskräfte und dem abschließenden „Das sollten Sie tun“. Wie im Vorwort beschrieben, ist es auch möglich, einzelne Kapitel separat durchzuarbeiten – sie sind jeweils so verfasst und aufgebaut, dass sie auch ohne die Lektüre des gesamten Buches verständlich sind.

Kapitelverbindungen

Innerhalb der einzelnen Kapitel finden Sie immer wieder Hinweise auf andere Teile des Buches. Aus didaktischen Gründen kann es auch vorkommen, dass Situationen oder Beschreibungen wiederholt werden. Manchmal empfehle ich in speziellen Situationen ganz bewusst, zwei Kapitel miteinander zu verbinden.

Beispiele

Die in diesem Buch angeführten Beispiele stammen aus verschiedenen Erfahrungsbereichen – einerseits aus meiner beruflichen Praxis, aber auch aus unterschiedlichen Fortbildungsmaßnahmen. Möglicherweise finden Sie ähnliche Beispiele in anderen Büchern oder Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung. Versuchen auch Sie im Alltag, eigene Beispiele zu formulieren. Sie werden sehen, dass Sie damit sehr gut verstanden werden.

Beispiele aus der Praxis

Die Beispiele aus der Praxis beziehen sich vorwiegend auf den Sozial- und Gesundheitsbereich. Sie spiegeln keine rein theoretischen Ansätze wider, sondern entspringen der Realität. Die eine oder andere Situation werden Sie sicher kennen oder Ähnlichkeiten wiederfinden.

Beispielgeschichten

Noch vor den eigentlichen Kapiteln sollen Beispielgeschichten zeigen, wie vielfältig sich Methoden und Ansätze verbinden lassen. Sie machen deutlich, welche Dinge zum Anlass für belastende Situationen werden können. Dabei werden Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten aus der Praxis aufgezeigt, die frei erfunden sind. Lassen Sie sich von diesen Geschichten dazu anregen, dieses Buch als arbeitsbegleitende Lektüre zu verwenden.

Interventionen für Führungskräfte

Auch wenn sich dieses Buch keineswegs ausschließlich an Führungskräfte richtet, finden Sie in jedem Kapitel diesen Teil, in dem spezielle Interventionsmöglichkeiten für diese Personen angeführt sind.

Das sollten Sie tun!

Zum Abschluss jedes Kapitels empfehle ich Ihnen, was Sie selbst tun können. Durch das Lesen bzw. Bearbeiten der einzelnen Kapitel fallen Ihnen sicher noch viele andere Punkte auf, die Sie tun könnten. Schreiben Sie diese einfach dazu und gestalten Sie Ihre individuelle Interventionsliste. Je präziser Sie sich persönlich darauf einstimmen, umso schneller erreichen Sie Ihre Ziele.

Tipps und Informationen für den Alltag

Die als Anhänge ausgewählten Themen geben Ihnen zusätzliche Einblicke. Logische Verbindungen werden hergestellt, damit Sie sich rascher zurechtfinden. Einfache Definitionen und praktische Empfehlungen sollen Sie dabei unterstützen.

Inhalt

Teil I: Die Ausgangslage

Zahlen, Daten, Fakten

Was ist Stress?

Die pflegerische Tätigkeit

Beispielgeschichten

Teil II: Die Möglichkeiten

1

Ich – bitte, wer?

Thematische Grundlagen und Ausgangspositionen

Fünf Säulen der Identität

Persönlichkeitsmanagement

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

2

Selbstmanagement als Schlüssel zum Erfolg

Instrumente für das Selbstmanagement

Methodenmix

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

3

Selbstcoaching – jetzt oder nie!

Was ist Coaching?

Selbstcoaching – wie funktioniert das?

Zielformulierungen

Fragetechniken

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

4

Wenn die Motivation aufgebraucht ist

Soziale Kompetenz

Das ist Motivation

Motivationsansätze

Eigenmotivation

Motivation im Team

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

5

Ziele – gesund und glücklich werden

Was ist ein Ziel?

Jetzt geht’s los!

Zielplanung

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

6

Das Team – keiner kann so viel wie alle!

Teamfähigkeit

Teambildung und Teamentwicklung

Mein Beitrag – Interventionsmöglichkeiten

Interventionen für Führungskräfte

Das sollten Sie tun!

Teil III: Tipps und Infos für den Alltag

1

Stressbewältigung

Stressbewältigungsmethoden

20 Sofortmaßnahmen, um Stress rasch und wirksam zu reduzieren

2

Burn-out

Was ist Burn-out?

Was kann ich tun?

Die andere Seite: Bore-out

3

Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz

Der Begriff Mobbing

Interventionsmöglichkeiten

4

Work-Life-Balance

Das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben

Maßnahmen

5

Soziale Kompetenz

Was ist soziale Kompetenz?

Anmerkung für Führungskräfte

Worte für die Freundinnen und Freunde der letzten Seite

Literaturverzeichnis

Teil I Die Ausgangslage

Zahlen, Daten, Fakten

Wie bereits im Vorwort beschrieben wurde, soll dieses Buch kein weiterer Beitrag zur Theoriedebatte sein. Trotzdem möchte ich Sie zum Einstieg mit ein paar Zahlen, Daten und Fakten konfrontieren.

Jeder Vierte leidet unter Stress am Arbeitsplatz

Bis zu 35 % aller Menschen leiden unter Stress

Zahlreiche Krankenstände entstehen infolge von Stress

Stress am Arbeitsplatz: Sind Chefs Opfer oder Täter?

Stress löst Krankheiten aus

Stress und Burn-out – was soll das Management tun?

Immer mehr solcher Schlagzeilen sind in den Medien zu lesen. Zahlreiche Studien werden in Auftrag gegeben, Hunderte Befragungen werden durchgeführt, in ganz Europa werden zu diesem Zweck Institute beauftragt und EU-Förderungen fließen in Millionenhöhe. Verschiedenste Organisationen wie zum Beispiel Krankenkassen, die Arbeiterkammer, die Wirtschaftskammer oder der Gewerkschaftsbund beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Stressbelastung. Und auch viele weitere Institutionen widmen sich konzentriert diesem schwierigen Thema.

Auch eine simple Internet-Suchabfrage bestätigt die offensichtliche Dringlichkeit von Stress und verwandten Themen. Google verzeichnet allein zu folgenden Suchbegriffen eine große Zahl von Suchergebnissen:

Stress – 540.000.000 Ergebnisse

Burn-out – 45.500.000 Ergebnisse

Stressmanagement – 16.700.000 Ergebnisse

Stress- und Burn-out-Management – 3.730.000 Ergebnisse

Auch wenn Sie eine detailliertere Suche starten, werden Sie immer noch Tausende Seiten bzw. Vorschläge finden.

Doch wie viele Menschen sind tatsächlich von Stressbelastungen und Überlastung geplagt? Wirklich aussagekräftige statistische Daten über Betroffene und entsprechende Ursachen werden Sie nicht finden. Das hängt auch damit zusammen, dass es keine allgemein anerkannte Definition von Burn-out gibt.

Laut Statistik des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger steigt die Anzahl der durchschnittlichen Krankenstandstage jährlich nicht an. In den letzten Jahren kam es aufgrund der angespannten Arbeitsmarktlage sogar zu einem Rückgang von Krankenstandstagen. Auch die durchschnittliche Dauer der Krankenstände hat sich verringert. Das lässt Rückschlüsse über den ständig steigenden Druck und den damit verbundenen Stress in der Arbeitswelt zu. Wir alle sind einem immer größer werdenden Konkurrenzkampf ausgesetzt und müssen uns stärker denn je beruflich behaupten. Speziell die Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitswesen schneiden hier weit über dem Durchschnitt ab. In diesem Sektor kämpft man in den letzten Jahren mit einem ständigen Anstieg der durchschnittlichen Ausfallstage. Und auch hier wird der Konkurrenzkampf immer größer.

Wenn wir uns die demografische Entwicklung in Österreich ansehen, so wird klar, dass spätestens ab 2020 so viel Pflege- und Betreuungspersonal in Österreich beschäftigt sein wird wie nie zuvor. Damit nehmen aber auch Belastung und Druck zu – und die Stressspirale wird immer enger.

Ganz unabhängig von dieser Entwicklung steigen auch die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden, Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner oder allgemein der zu betreuenden Personen massiv an. Das geforderte Eingehen auf die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse übt zusätzlichen emotionalen Druck aus – und verursacht natürlich wiederum Stress.

Besonders auffällig ist, dass psychische Erkrankungen als Ursachen für Krankenstände in den letzten Jahren massiv angestiegen sind. Bereits die dritthäufigste Ausfallsursache sind psychische und psychiatrische Beschwerden. Vor allem Depressionen und Burn-out sind im Vormarsch: Rund 2,5 Millionen Fehltage sind auf psychische Probleme zurückzuführen. Das ist ein klarer Auftrag, dieser Entwicklung gegenzusteuern.

Was ist Stress?

Als Stress (Druck, Anspannung; lat. stringere: „anspannen“) bezeichnet man durch spezielle äußere Reize hervorgerufene psychische und physische Reaktionen beim Menschen, die einerseits zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, andererseits aber auch körperlich und geistig belasten. Aktuell kommt Stress eine immer größere Bedeutung durch die ständige Veränderung unseres grundlegenden Umfelds zu. Stress kann auch eine positive Wirkung haben: Belastungen werden besser ertragen oder letztlich durch eine entsprechende Toleranz neutralisiert (vgl. z. B. Hofmann 2010). Stress ist für viele Menschen ein alltäglicher Bestandteil des Arbeitslebens. Er ist vor allem eine biologische Reaktion auf unterschiedliche Reize und Belastungen („Stressoren“) und löst im Körper eine Reihe von Veränderungen aus, die ein rascheres Handeln ermöglichen. Über die Sinnesorgane gelangen stressauslösende Reize in das Gehirn, wo wiederum die Ausschüttung von Stresshormonen gesteuert wird:

Hormon

Funktion

Reaktion auf Dauer-Stress

Adrenalin, Noradrenalin

Steigert Blutdruck und Puls, setzt kurzfristig Energie frei durch Mobilisierung von Glukose, Fett und erhöhte Sauerstoffzufuhr

Kumulationseffekt führt zu Unkonzentriertheit, Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen

Cortisol

Aktiviert Energiereserven, unterstützt Wirkung und Adrenalin, wirkt entzündungshemmend

Erhöhte Infektanfälligkeit durch Immunsuppression

Endorphine

Unterdrücken Schmerzempfindung, Körpertemperatur steigt

Suche nach dem „Kick“

Positiver und negativer Stress

Stressreaktionen können unterschiedliche Gefühle hervorrufen – man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Eu-Stress“ (positiv) und „Dis-Stress“ (negativ).

Stress

Eu-Stress (angenehm)

Dis-Stress (unangenehm)

Herausforderung, „Kick“, Optimismus

„Zündender Funke“

Zeichen für Vitalität, Kraft und Leistungsbereitschaft

Persönliche Entwicklung, Stärkung des Selbstvertrauens

Nervosität, Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten

Vergesslichkeit, Fehler

Schwierigkeiten auch schon bei einfachen Aufgaben

Kann langfristig zu Krankheiten und Burn-out führen

Stress wirkt sich also nicht nur auf unseren Körper aus, sondern ruft auch psychische Reaktionen hervor. „Eu-Stress“ bewirkt häufig ein kraftvolles, nicht unangenehmes Gefühl, während „Dis-Stress“ nicht selten frustrierend wirkt. Für uns selbst ist oft nicht so sehr der Stress selbst ein Problem, sondern die Art, wie wir ihn wahrnehmen.

„Stress lässt sich am Beispiel einer Saite eines Instrumentes beschreiben. Ist die Saite einer Geige zu locker (Langeweile), klingt sie verstimmt, es kommen nur Misstöne. Ist sie dagegen zu straff gespannt, reißt die Saite (negativer Stress). Für klangliche Harmonie braucht es eine passende Spannung (positiver Stress).“ (Hofmann 2010, S. 57)

Akuter und chronischer Stress

Akuter Stress ist eine vorübergehende Erregung, deren Anfang und Ende klar definiert werden können.

Chronischer Stress oder „Dauer-Stress“ ist hingegen langanhaltend und nicht klar begrenzt. Betroffene haben das Gefühl, permanent überfordert zu sein, was auch körperlich zu einer andauernden biochemischen Reaktion führt – Stresshormone werden nicht mehr ausreichend abgebaut, was in weiterer Folge gesundheitsschädlich wirkt.

Zwei theoretische Modelle

Wissenschaftliche Stressmodelle beschreiben verschiedene Reaktionsmuster, die auf körperlicher und psychischer Ebene auftreten. Zwei davon sollen hier vorgestellt werden: Das Modell von Selye konzentriert sich auf die biologisch-organische Ebene, jenes von Lazarus beschreibt psychologische Phänomene.

Physiologische Stressforschung: Hans Selye

Hans Selye (1907–1982) ist ein Pionier der Stressforschung, auch der Begriff „Stress“ geht auf ihn zurück. Er beschreibt, dass jede Stressreaktion dem Körper eine bestimmte Anpassungsenergie abverlangt, die in Ruhepausen wieder aufgebaut werden muss. Diesen Vorgang fasste Selye als „Allgemeines Anpassungssyndrom“ (AAS) zusammen.

Dieses Modell unterscheidet mehrere Phasen:

„Alarmphase:

kurzzeitiger Stress, ausgelöst durch einen Stimulus, zeigt sich in spontaner physiologischer Körperreaktion (

Stressreaktion

), die sich bei Entwarnung komplett zurückbildet.

Resistenzphase:

Reaktion bei anhaltendem Stress, wenn es keine oder zu kurze Erholungsphasen gibt. Die körperliche Stressreaktion kann nicht oder nicht mehr hinreichend abgebaut werden, es kann zu manifesten Erkrankungen kommen.

Erschöpfungsphase:

bei anhaltend langem und intensivem Stress; zwar tauchen noch einmal die Alarmreaktionssignale auf, aber sie sind weitgehend ausgereizt – der Körper hat keine Möglichkeit einer adäquaten Reaktion mehr, es kann zum tödlichen Verlauf kommen (z. B. Sekundenherztod).

Dauerstress:

entsteht durch zu seltene oder zu kurze Regenerationsphasen. Es entsteht ein Defizit, das über kurz oder lang zur Erschöpfung der Kräftereservoirs führt. Stresseffekte häufen sich nicht nur an (mehrere Stressoren gleichzeitig), sondern sie summieren sich im Zeitverlauf (Stressoren nacheinander). Ein oft auftretendes Symptom von Dauerstress ist der bei vielen Menschen ab dem mittleren Alter auftretende Bluthochdruck, der primär auf keine organische Ursachen zurückzuführen ist, sekundär aber zu Organschäden führen kann.“ (Hofmann 2010, S. 62)

Psychologische Stressforschung: Richard Lazarus

Richard Lazarus (1922–2002) entwickelte das „transaktionale Erklärungsmodell“ zum Phänomen Stress. Seine psychologische Theorie sieht Stress als höchst individuellen Vorgang: Im Vordergrund steht nicht (wie bei Selye) der Stressor, sondern die Art, wie ein Individuum eine erregende Situation gedanklich verarbeitet. Stress entsteht demnach, wenn ein Mensch eine bestimmte Anforderung als nicht mehr bewältigbar erlebt. So eine Situation wird als schädigend, bedrohlich oder herausfordernd eingeschätzt.

„Lazarus beschreibt drei Bewertungskategorien, die ausschlaggebend für den Umgang mit der Situation sind:

Primäre Bewertung

(einer möglichen Bedrohung): Der Reiz wird wahrgenommen und nach den Kriterien

unwichtig, günstig / positiv oder negativ/stressend

beurteilt.

Sekundäre Bewertung

(des Bewältigungsvermögens): In der zweiten Phase werden die persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten (…) eingeschätzt, mit den möglichen Ergebnissen: Die Ressourcen sind ausreichend, es ist zu bewältigen. Oder: Die Ressourcen sind ausgeschöpft, es ist nicht zu schaffen.

Neubewertung:

Die Ausgangssituation wird aufgrund dieser weiteren neuen Informationen neu bewertet, es folgt die Anpassung an die Veränderung. Empfindet die Person die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten als ausreichend, wird der Stress in positive Energie umgewandelt. Scheinen dagegen die Ressourcen subjektiv als nicht hinreichend, dann steigt der negative Stress.“ (Hofmann 2010, S. 63)

Stressfaktoren

Soziale bzw. emotionale Ereignisse, die bei Menschen Stress auslösen können, sind sehr vielfältig. Speziell im Bereich der Arbeitswelt sind dies:

Zeitmangel

Termindruck

Lärm

Fehlende Gestaltungsmöglichkeiten

Mangelndes Interesse am Beruf

Große Verantwortung

Mobbing am Arbeitsplatz

Ständige Konzentration auf die Arbeit

Perfektionismus

Reizüberflutung

Unterschwellige Konflikte

Schwerwiegende Ereignisse

Unterforderung

Langeweile