Pfote fürs Leben - Caroline Messingfeld - E-Book

Pfote fürs Leben E-Book

Caroline Messingfeld

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Beschreibung

Wo immer eine Katze sich niederlässt, wird das Glück sich einfinden (Stanley Spencer) Davon ist zumindest Snowbell, ein schneeweißer Perserkater, überzeugt, der seine ersten Schritte aus dem Katzenkörbchen in die große weite Welt wagt. Neugierig erobert er sein neues Revier in der Villa Katzenglück, lernt wilde Hühner und harte Jungs kennen, kämpft gegen einen feindlichen Artgenossen, verliebt sich in eine geheimnisvolle spröde Katzendame aus der Nachbarschaft und entwickelt eine enge Beziehung zu seinem schüchternen Frauchen, das sich ausgerechnet in einen coolen Harley Fahrer verliebt, der sie als seinen besten Kumpel betrachtet. Leider scheinen sie sich auf den letzten Metern zum großen Glück im Wege zu stehen. Kann ein naiver kleiner Kater seinem liebsten Menschen helfen, die Pfote fürs Leben zu finden? Ein turbulenter und tierischer witziger Roman aus der Sicht eines kleinen Perserkaters.

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Seitenzahl: 160

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Caroline Messingfeld

Pfote für’s Leben

Roman

Inhaltsverzeichnis

Die Autorin
Personen (in alphabetischer Reihenfolge)
Liebe auf den ersten Blick
Villa Katzenglück
Haus der offenen Tür
Mädelsabend
Hausfrauen-Blues
Frühlingsgefühle
Auf gute Nachbarschaft!
It’s partytime!
Klingelmännchen
Hoch hinaus!
Putzfrauen-Alarm!
Augen zu und durchgewischt
Dosenkavalier
Mit dem Virus infiziert
Rockerbraut
Schweinehunde und Muskelkater
Der schönste Tag im Leben
On the road …
Küss mich, bitte, bitte, küss mich …
Kalte Küche
Hexe vom Spieß
Auf Mäusejagd
Revierpower
Ein schöner Ort zum Sterben
Im Blitzlichtgewitter
Sherlock Kater
Der klügste Kater der Welt
Extra-Touren
Venus im Pelz
Mein kleines Geheimnis
8 Pfoten für ein Halleluja!
Damenbesuch
Der Lohn der bösen Tat
Schmetterlinge im Bauch
Sturzflug
Rettung in letzter Minute
Zukunftspläne
Haare auf den Zähnen
Alles für die Katz
Pussyterror
Dunkle Stunden
Die Meute der Erben
Wintermärchen

Die Autorin

Caroline Mesingfeld absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und mehrere Studiengänge. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit schreibt sie in ihrer Freizeit moderne Liebesgeschichten.

Mondschein Corona – Verlag

Bei uns fühlen sich alle Genres zu Hause.

1.Auflage

Erstausgabe Dezember 2015

© 2015 für die Ausgabe Mondschein Corona

Verlag, Plochingen

Alle Rechte vorbehalten

Autor: Caroline Messingfeld

Lektorat/Korrektorat: Werner Diefenthal

Grafikdesigner: Finisia Moschiano

Buchgestaltung: Michael Kruschina

Umschlaggestaltung: Finisia Moschiano

© Die Rechte des Textes liegen beim

Autor und Verlag

Mondschein Corona Verlag

Finisia Moschiano und Michael Kruschina GbR

Teckstraße 26

73207 Plochingen

www.mondscheincorona-verlag.de

www.mondscheincoronashop.de

Personen(in alphabetischer Reihenfolge)

Benjamin Breitenbach verbirgt hinter seiner harten Schale einen weichen Kern

Bluebell tanzt allen auf der Nase herum

Melissa Borgmann nimmt kein Blatt vor den Mund

Joline Degenhardt, genannt Nelly, steht sich manchmal selbst im Weg

Anja Herzog wirbelt Staub auf

Jana Henke sieht das Leben von der positiven Seite

Lydia Möller hütet ein dunkles Geheimnis

Snowbell ist ein abenteuerlustiger kleiner Kater, der die Welt erobert

Wilhelm Wiegand will das Rad der Zeit zurückdrehen

Diese Geschichte ist frei erfunden. Alle Namen, handelnde Personen und Begebenheiten entspringen meiner blühenden Phantasie, wobei ich fairerweise zugeben muss, dass mich der sexiest Biker alive inspiriert hat.

He should not be named. Er weiß genau, dass ich ihm von der ersten Sekunde an verfallen bin.

Für Bluebell und Snowbell, die besten Katzen auf der Welt

Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos. J

Liebe auf den ersten Blick

Ich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Eher auf den zweiten oder dritten. Ich bin realistisch und stehe mit allen vier Pfoten im Leben. Aber trotzdem muss ich zugeben, dass ich ihr in dem Moment verfallen bin, als sie sich zu mir beugte, mir sanft über mein Köpfchen strich und ganz leise in mein Ohr flüsterte: »Möchtest du mein kleiner Junge sein?«

Ich öffnete langsam meine Augen, fixierte sie nachdenklich und schaute bis auf den Grund ihrer menschlichen Seele. Dann wusste ich alles, was ein kleiner Kater von seinem zukünftigen Frauchen wissen musste. Ich schnurrte zustimmend und leckte zärtlich ihre schlanken Hände. Sie konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Das kitzelt.«

Der Abschied von meiner Katzenmama und meinen Geschwistern fiel mir schwer. Aber mit drei Monaten muss man zeigen, dass man auf eigenen Tatzen stehen kann. Auch meine Brüder und Schwestern würden in wenigen Tagen die große weite Welt erobern. Viele fremde Menschen waren in den letzten Tagen in unserer vertrauten Wohnung in Köln ein- und ausgegangen und hatten sich für ein Katzenkind entschieden. Mein Herz klopfte, als mein neues Frauchen und ich zu unserem gemeinsamen Zuhause fuhren. Was würde mich erwarten?

Ich hatte das große Los gezogen. Das war mir schlagartig klar geworden, als das Auto vor einer großzügigen grau geklinkerten Doppelhaushälfte hielt. Mein Frauchen drehte sich zu mir um und sah mich mit leuchtenden Augen an. »Willkommen in der Villa Katzenglück in der wunderschönen Stadt Lünen.«

Die geographische Bezeichnung sagte mir nichts. Lünen war ein kleiner unbedeutender Fleck auf der Landkarte. Meine Familie stammte aus der Weltstadt Köln am Rhein. Meine Katzenmama hatte mir von dem Köllschen Karneval vorgeschwärmt, den sie von unserem gesicherten Balkon gesehen hatte. Wagen, Prinzen und Kamelle. Ich hatte Bauklötze gestaunt und mir die wildesten Szenen ausgemalt. Konnte dieses Provinznest Lünen mit dem Köllschen Klüngel mithalten?

Villa Katzenglück klang allerdings nicht schlecht. Ich beschloss, meinem neuen Zuhause eine faire Chance zu geben. Mein Frauchen parkte den Wagen in der Garage, nahm meinen Kennel und schleppte ihn zur Haustür. Allmählich wurde ich unruhig. Meine Gefangenschaft hatte lange genug gedauert. Ich wollte endlich aus diesem Katzenknast hinaus. Ich kratzte verlangend an den Gitterstäben und probierte ein schrilles Maunzen. Mein Frauchen steckte ihren Finger durch die Stäbe und kraulte mich unter dem Kinn. »Gleich, mein Liebster. Es dauert nicht mehr lange. Ich bringe dich ins Wohnzimmer.«

Das Wohnzimmer entpuppte sich als ein riesiger Raum mit einem offenen Kamin. Ich atmete tief durch und sah mich mit kugelrunden Augen um. Katzengerecht war die Einrichtung nicht. Eher nach dem Geschmack einer verwöhnten jungen Frau, die noch keine Tiere mit scharfen Krallen in ihrem Haus beherbergt hatte. Eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder, ein schwerer Marmortisch, ein großer Wohnzimmerschrank. Ein alter Sekretär mit vielen Schubladen, ein überdimensionierter Fernseher, zerbrechliche Deko vor der verglasten Front zum Garten hin. Auf den Fensterbänken standen Grünpflanzen. Genießbar oder giftig – das war die Frage.

Vorsichtig arbeitete ich mich von Raum zu Raum und nahm mein neues Revier in Besitz. Die Aufteilung der einzelnen Bereiche war etwas verwirrend. Das Wohnzimmer ging nahtlos in ein Esszimmer über. Von dort aus führte eine Tür in eine schmale Küche. Gleichzeitig gab es eine weitere Tür in den offenen Hausflur, wo ich eine Diele und – hurra! - eine Gäste-Toilette mit einem Katzenklo erspähte. Nach der langen Fahrt musste ich mich sofort erleichtern. Danach fühlte ich mich Manns genug, die Stufen in den ersten Stock zu erklimmen. Dort gab es ein Schlafzimmer und ein Kinderzimmer, die jeweils über einen eigenen Balkon und ein eigenes Bad verfügten. Im Dachgeschoss war ein Arbeitszimmer vorhanden. Von den großen Gauben aus hatte ich einen Blick in den riesigen Garten werfen können. Ich war verwirrt. Außer meinem neuen Frauchen hatte ich noch keinen weiteren Menschen in diesem Haus gesehen. Ziemlich viel Platz für eine junge Frau und einen kleinen Kater.

Mein Frauchen nahm mich auf den Arm und drückte mich an sich. »Keine Angst, die Villa Katzenglück ist nicht so riesig, wie es auf den ersten Blick aussieht. Du wirst dich in wenigen Tagen wie zu Hause fühlen. Jetzt werde ich dir etwas zu fressen und zu trinken geben.«

Ich war angenehm überrascht und kuschelte mich in ihren Arm. Sie trug mich wieder in das Erdgeschoss und ging mit mir in die Küche. Dann setzte sie mich vorsichtig auf den Boden, kramte in ihren Schränken und füllte meine Näpfe. Ich schnupperte aufmerksam und stillte meinen größten Hunger. Dann war ich erschöpft. Mein Köpfchen hatte zu viele Eindrücke in zu kurzer Zeit aufgenommen und musste sie in aller Ruhe verarbeiten. Vor dem Fenster im Esszimmer stand ein nagelneuer Kratzbaum, von dem man eine perfekte Übersicht hatte. Zack! Mit einem geschickten Satz hatte ich ihn erklommen. Tretelnd machte ich es mir in der Hängematte gemütlich und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.

Als ich wieder wach wurde, fühlte ich eine warme Hand auf meinem Rücken. Mein Frauchen hatte einen Ledersessel an den Kratzbaum gerückt und meinen Schlaf bewacht. Sie gefiel mir von Minute zu Minute besser. Sie war nicht nur sehr hübsch, sondern schien einen sehr guten Charakter zu besitzen. Jedenfalls war es offensichtlich, dass sie mich über alles liebte. Ich wollte mich dieser Liebe würdig erweisen und leckte dankbar über ihre Finger. Seit unserer ersten Begegnung fühlte ich mich für sie verantwortlich. Mein Frauchen war ein liebevoller warmherziger Mensch, und ich würde sie von nun an beschützen, wie es meine Pflicht als der Kater an ihrer Seite war.

Villa Katzenglück

An der Seite meines Frauchens nahm ich meinen Garten in Besitz. Wow. Dieses riesige Grundstück gehörte mir? In der Nähe des Komposters hörte ich ein leises Rascheln. Spitzmäuschen. Jede Wette. Auf dem Kirschbaum hatten sich mehrere Drosseln versammelt und kreischten mich böse an. Die Elstern nahmen mich nicht für voll und zogen unbeeindruckt ihre Bahnen. Vor meiner Nase tanzten Schmetterlinge. Ich haschte mit den Pfoten, aber sie waren zu flink für mich. Mein Frauchen stellte mir jede Pflanze auf dem Anwesen vor. Als gut erzogener kleiner Kater schnupperte ich interessiert an jeder Blume. Das Kräuterbeet gefiel mir. Die Katzenminze haute mich mit ihrem betörenden Duft um. Mein Lieblingsplatz war die überdachte Terrasse. Dort stand eine gemütliche Bank mit selbst genähten blauen Kissen. Genau die richtige Farbe für einen Jungen. Ich war sehr stolz auf mein Frauchen. Ich hatte die richtige Wahl getroffen. Sie sah nicht nur gut aus, nein, sie war sehr geschickt und hatte einen guten Geschmack. Sie hatte einen hübschen Garten angelegt und sie konnte nähen.

Ich sprach pausenlos mit meinem Frauchen. Der Erfolg ließ noch zu wünschen übrig. Ich würde mir den Mund fusselig reden müssen, bis sie mich endlich verstehen würde. Abends sollte ich in meinem Katzenkörbchen im Wohnzimmer schlafen. Ich hielt das für eine ausgemachte Schnapsidee. Warum sollte ich mich freiwillig von meinem Frauchen trennen? Vor dem Schlafengehen brüllte ich das ganze Haus zusammen. Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer verzogen, lag in ihren kuscheligen Kissen und rief entnervt, als ich Atem schöpfen musste: »Halt die Klappe und komm endlich ins Bett. Ich warte auf dich.«

Ich musste grinsen. Also das war doch genau das, was ich hören wollte. Ich raste die Treppe hinauf, erklomm zielsicher das Bett und rollte mich am Fußende zusammen. Aber vorher war ein Schmusestündchen mit meinem Frauchen angesagt. Ich rollte mich wie ein lebendiger Pelzkragen um ihren Hals und raunte ihr liebe Worte ins Ohr. Sie verstand mich und schnurrte leise zurück. Diese Frau war perfekt. Ich war hingerissen. Sie war wie geschaffen für mich.

Mein Frauchen faszinierte mich. Als neugieriger kleiner Kater brachte ich bald mehr über sie in Erfahrung. Sie hatte ein starkes Mitteilungsbedürfnis und erzählte mir viel aus ihrem Leben. Sie war Lehrerin in einer nahe gelegenen Grundschule. Für kleine Kinder konnte ich mich nicht begeistern, aber die Arbeitszeiten schienen sehr angenehm zu sein. Morgens verließ sie für wenige Stunden das Haus. Mittags war sie wieder zurück. Wenn ich ein ausgiebiges Schläfchen hielt, konnte ich die Stunden bis zu ihrer Rückkehr locker überbrücken und war fit und ausgeruht. Wenn sie an ihrem Schreibtisch saß, machte ich es mir auf dem Laserdrucker bequem und leistete ihr Gesellschaft. Sie schien sich zu freuen, denn wenn sie zu mir sah, huschte immer ein glückliches Lächeln über ihr hübsches Gesicht. Unsere Freizeit verbrachten wir im Garten. Sie hatte Blumenzwiebeln mitgenommen und buddelte hingebungsvoll in ihren Beeten. Ich folgte ihrem Beispiel, erntete aber nur ein missbilligendes Kopfschütteln. Sie nahm ihre Harke und ebnete meine Löcher wieder ein. Offensichtlich wusste sie meine Hilfe nicht zu schätzen. Dann eben nicht. Ich machte es mir auf der Bank bequem und ließ mir die Sonne auf den Pelz brennen. Mein häusliches Umfeld gefiel mir ausnehmend gut. Der riesige Garten war von einem 1,20 Meter hohen Zaun begrenzt. Durch ein Tor konnte man über einen Schleichweg zum Seepark gelangen. Dort sollte es einen künstlich angelegten See mit einem weißen Sandstrand geben. Ein beliebtes Ausflugsziel für die sonnenhungrigen Großstädter, die dort Picknicks veranstalteten. Es juckte mir in den Pfötchen, diese aufregende Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Leider hatte mir mein Frauchen diese Extratour ausdrücklich untersagt. Aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Wenn ich einmal ein großer starker Kater war …

Nach einigen Stunden schleppte sich mein Frauchen unter lautem Stöhnen ins Badezimmer und ließ sich ein heißes Bad ein. Ich folgte ihr und schüttelte mich vor Entsetzen. Was Menschen an Wasser schätzten, würde mir immer schleierhaft bleiben. Und warum sie sich in ihrer Freizeit quälten und schmerzende Knochen in Kauf nahmen. Keine einzige Katze auf der Welt wäre so blöd gewesen. Unser Leben war Spiel. Mein Frauchen schmiss ihre Kleidung auf einen Haufen und stieg in die Wanne. Ich machte es mir auf der schmutzigen Wäsche bequem und sah ihr aus einem gewissen Sicherheitsabstand zu. Sie drückte auf einige Knöpfe und das Wasser sprudelte auf. Das laute Geräusch erschreckte mich. Ich machte einen Satz zur Tür. Mein Frauchen lachte mich aus. »Alles in Ordnung. Das ist mein Whirlpool. Komm her, Feigling.«

Langsam näherte ich mich der Wanne. Ich sprang auf die Toilette und linste ins Wasser. Mein Frauchen nahm etwas Seifenschaum und pustete ihn in meine Richtung. Ich machte mit der Pfote eine abwehrende Bewegung. Sie ließ mich aber nicht in Ruhe, sondern bespritzte mich vorsichtig mit etwas Wasser. Ich verdrehte die Augen und zog mich auf den Wäschehaufen zurück. Was sollte das für ein dämliches Spiel sein? Wenn ich sie nicht so lieben würde, könnte sie sich auf etwas gefasst machen.

Haus der offenen Tür

Binnen einer Woche hatte ich festgestellt, dass meinem Frauchen jegliche Erfahrung im Umgang mit anspruchsvollen, hochintelligenten Lebewesen, sprich: Vertretern der Gattung felidae, fehlte. Die entscheidenden Jahre ihres Lebens hatte sie an der Seite eines Pekinesen verbringen müssen, der zwar gewisse Ähnlichkeiten mit meiner Rasse im äußeren Erscheinungsbild nicht verleugnen, meinen Artgenossen ansonsten aber nicht im mindesten das Wasser reichen konnte. Aufgrund dieses Umstandes war sie so naiv zu glauben, dass sie mich genauso wie ihre langmähnige schweratmige Plattnase erziehen könnte. Theoretisch hätte ich bestimmte Räume nicht betreten sollen. Faktisch übten geschlossene Räume eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Meine spitzen Krallen kratzten ganz ohne meinen Willen an den Türen – ich schwör’s.

Bereits in unserer ersten gemeinsamen Nacht unter einem Dach hatte ich einen entscheidenden Sieg verbuchen können. Durch eine schauspielerisch hochklassige Darbietung war es mir gelungen, sie davon zu überzeugen, dass es an Tierquälerei grenzte, ein armes verlassenes Katzenkind allein schlafen zu lassen. Von diesem Erfolg beflügelt arbeitete ich mich systematisch weiter voran. Ein wissbegieriger kleiner Kater sollte freien Zugang zu allen Räumlichkeiten haben. Schließlich musste ich mir ein genaues Bild von meinem Zuhause machen können.

Ihr Büro, ein großer heller Raum, gefiel mir ausnehmend gut. Ich knabberte hingebungsvoll an ihrem Ficus benjamini, sprang behände auf den Schreibtisch, kippte zielbewusst eine Schale mit Buntstiften um, erbeutete blitzschnell einen Radiergummi, kickte ihn wie David Beckham durch das Zimmer und lenkte sie kreativ von ihrer eigentlichen Arbeit ab. Die Regale mit den Büchern waren todlangweilig, das hatte ich mit einem kurzen Blick auf die Titel festgestellt. Aber man konnte es sich im Bücherregal bequem machen, wenn man störende Exemplare mit dem Hinterteil zur Seite drückte.

Das Schlafzimmer betrachtete ich als mein Reich. Im Bett war es sehr gemütlich, und die Kleiderschränke waren sehr interessant. Wenn mein Frauchen sich morgens ankleiden wollte, schlüpfte ich blitzschnell hinein und schnüffelte hingebungsvoll an den sorgfältig aufgehängten Outfits. Der Geruch meines Frauchens war mir so vertraut geworden, dass ich ihre Kleidung und ihre Schuhe mit verbundenen Augen herausgefunden hätte. Mit dieser Darbietung hätte ich im Zirkus oder wenigstens in den öffentlich rechtlichen Sendern auftreten können. Leider hatten die Programmgestalter im Fernsehen keinen Sinn für anspruchsvolle Kunststücke und bevorzugten die telegenen sabbernden Dummköpfe, die Leberwurst vom Handrücken lecken könnten. Pfft. Der Untergang dieser geistlosen Sendungen konnte mich nicht wirklich überraschen, wenn sie auf Köter statt auf Katzen setzten.

Die Kommoden enthielten weitere Geheimnisse. Während mein Frauchen ihre frisch gewaschene Unterwäsche aus dem Korb nahm und in die vorgesehenen Fächer einsortieren wollte, ergriff ich die Gunst der Stunde und kletterte kurzentschlossen in die nächste Schublade, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bums – wurde ich von einem merkwürdigen Gegenstand getroffen. Eine gut gepolsterte Schale hing wie eine Mütze über meinem Kopf, während die zweite locker neben mir schlackerte. Ich haschte mit den Pfoten nach den Trägern, während mein Frauchen kicherte, nach ihrem Handy griff und ein Erinnerungsfoto knipste. »Snowbell geht mir an die Wäsche! Das muss ich meinen Mädels erzählen!«

Mädelsabend

»Mein Gott, ist er schön!«

Das hörte ich gern. Natürlich wusste ich, dass man Katzen im alten Ägypten angebetet hatte. Damals hatten die Menschen Geschmack und Verstand bewiesen. Heutzutage konnte man daran zweifeln. Aber zumindest die besten Freundinnen meines Frauchens schienen vernünftige Lebewesen zu sein. Auf die Anrede »Mein Gott« legte ich keinen gesteigerten Wert, aber wenn sie mir ihren Respekt erweisen wollten, wollte ich mal nicht so sein. Mit einem majestätischen Satz sprang ich vom Ledersofa und lief unseren Besucherinnen mit erhobenem Schwanz entgegen, um mich unter dem Kinn kraulen zu lassen. Leider konnte sich die begeisterte fremde Frau nicht beherrschen. Sie nahm mich auf den Arm, küsste mich auf die Nase und drückte mich an sich. Bäh! Das war zu viel Nähe!

Ich strampelte mit den Pfoten, um wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Leider war mein Fan nicht mehr zu bremsen. »Ich habe dir was Schönes mitgebracht!«, kreischte sie mir ins Ohr, ließ sich aufs Sofa fallen und kommandierte eine dunkelhaarige Frau: »Mach mal meine Handtasche auf, Jana. Da sind Leckerlis für den Kleinen drin.«

Das klang gar nicht so schlecht. Ich ergab mich in mein Schicksal, machte es mir auf dem Schoß der Blondine bequem und ließ mich bereitwillig füttern. Während mein Frauchen eine Flasche Prosecco öffnete, verfolgte Jana das Geschehen mit neidischen Blicken und maulte: »Du reißt dir wieder alles unter den Nagel, Melissa. Wie in der Disco. Lass mich auch mal!«

»Das ist mein Baby.«

Moment mal. Eine Adoption war nicht vorgesehen. Da hatte ich wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich hopste blitzschnell von ihrem Schoß und suchte geistesgegenwärtig hinter meinem Frauchen Schutz. Sicher war sicher. Man wusste nicht, ob die alleinstehende Geisteskranke mich nicht am Ende in ihre riesige Handtasche packen und entführen würde.

Mein Frauchen hob ihr Glas. »Auf meine neue große Liebe.«

»Ziemlich klein, aber wahrscheinlich oho. Wo die Liebe so hinfällt …

Jana und Melissa kicherten und griffen nach ihren gefüllten Gläsern. »Prost, Joline. Er wird dir immer treu sein. Auf ein schönes Leben zu zweit.«

Nachdem Jana zwei Gläser geleert und sich Mut angetrunken hatte, startete sie einen Verführungsversuch und lockte mich mit süßer Stimme: »Guck mal, Kleiner, ich hab dir ein Bällchen zum Spielen mitgebracht.«

»Du solltest heiraten und Kinder bekommen. Du bist die geborene Mama«, zwitscherte Melissa. »Dann kannst du deine mütterlichen Gefühle ausleben.«

»Das mach ich jeden Tag im Büro, Schätzchen.« Jana blieb locker. »Schließlich bin ich eine tüchtige Vorstandssekretärin und beschütze meinen hilflosen Chef.«

»Ich verstehe nicht, warum er dir noch keinen Antrag gemacht hat.« Mein Frauchen steckte sich eine Praline in den Mund. »Zehn Jahre pures Glück zu zweit. Eure Verbindung hält viel länger als meine letzte Beziehung.«

Für einen kurzen Augenblick nahm ihr Gesicht einen traurigen Ausdruck an. Ich spitzte die Ohren. Von der Vergangenheit meines Frauchens wusste ich noch nicht viel. Melissa streichelte ihr liebevoll über den Rücken. »Nelly, du hast alles richtig gemacht. Du hast von einer Hochzeit in Weiß geträumt – und er von anderen Frauen. Wenigstens hast du es rechtzeitig rausbekommen. Eine Scheidung wäre teuer geworden.«

»Nee. Ich war viel zu lange mit Blindheit geschlagen.«

Sie zupfte an ihrem Zopf. »Mit Männern bin ich durch. Eine böse Erfahrung in meinem Leben reicht mir. Kennste einen, willste keinen.«

Ich atmete beruhigt auf. Männer schienen im Leben meines Frauchens keine Rolle zu spielen. Jedenfalls hatte sich bisher kein einziger Typ in meinem Revier breitgemacht. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich in der nächsten Zeit nichts daran ändern. Das gefiel mir. Wenigstens musste ich mich nicht mit lästigen Rivalen herumschlagen müssen. Der Platz in ihrem Bett war mir sicher. Juchhu!