Pfui Herr Präsident! - Thomas Herrmann - E-Book

Pfui Herr Präsident! E-Book

Thomas Herrmann

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Vorsicht! Auf den folgenden Seiten gewähre ich dem Leser beispiellose Einblicke in die konspirativen Strukturen und in das undurchsichtige Milieu der so genannten "besseren Gesellschaft". Sehr private Einblicke, die dem gutgläubigen Medienkonsumenten im Allgemeinen vorenthalten werden. Hinter der vermeintlich sauberen Fassade honoriger Persönlichkeiten verbergen sich bisweilen menschliche Abgründe. Abgeschottet und von der Öffentlichkeit unbemerkt werden politische Gegner schon mal mit unsauberen Mitteln aus dem Weg geräumt oder man schmiedet im Verborgenen hinterhältige Allianzen. Gefährlich lebt, wer den unvorstellbaren Schmutz ans Tageslicht zerrt. Diese Lektüre macht auch Sie zwangsläufig zum Mitwisser von bizarren Intrigen und zwielichtigen Machenschaften, ja sogar von strafbaren Handlungen mächtiger Personen der Zeitgeschichte. Neugierige Menschen gehen in mafiösen Gesellschaftssystemen immer ein hohes persönliches Risiko ein… Bedenken Sie also die Folgen. Jedem Leser, der Nachteile für sich, seine Angehörigen und Freunde nicht völlig ausschließen kann, rate ich dringend, dieses gewagte Werk ungelesen zur Seite zu legen. Verschenken Sie es lieber bei passender Gelegenheit an einen guten Feind. Auf keinen Fall sollten Sie sich aber mit diesem Buch in der Öffentlichkeit zeigen. Wir alle schätzen die freie Presse und deren Selbstreinigungskräfte für unsere gefährdeten Demokratien. Diesem unabhängigen, investigativen Journalismus verdanken wir zahlreiche Rücktritte und Amtsenthebungen, vom einst geachteten Würdenträger bis hin zum korrupten Präsidenten. Es menschelt eben auch in den obersten Etagen der Gesellschaft. Schadenfreude und Spott ernten jene ehrlosen Falschspieler, wenn sie nicht clever genug sind und sich von ihren krummen Geschäften einholen lassen. Selbst das Führen eines unrechtmäßig erworbenen akademischen Titels kann gelegentlich zum Stolperstein werden. Die Wahrheit ist faszinierend und der Fiktion weit überlegen.

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

BuchtitelImpressumWidmungVorwortPfui, Herr Präsident!Buchrücken

Pfui, Herr Präsident!

Autor: Thomas Herrmann

Mai 2011

Alle Rechte an diesem Endzeit Thriller liegen beim Verfasser Thomas Herrmann.

Pfui, Herr Präsident!

Thomas Herrmann

Copyright 2011 Thomas Herrmann

published at epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-0324-0

Gewidmet den Opfern der nächsten Sündflut.

Vorwort

Vorsicht! Auf den folgenden Seiten gewähre ich dem Leser beispiellose Einblicke in die konspirativen Strukturen und in das undurchsichtige Milieu der so genannten „besseren Gesellschaft“.

Sehr private Einblicke, die dem gutgläubigen Medienkonsumenten im Allgemeinen vorenthalten werden. Hinter der vermeintlich sauberen Fassade honoriger Persönlichkeiten verbergen sich bisweilen menschliche Abgründe. Abgeschottet und von der Öffentlichkeit unbemerkt werden politische Gegner schon mal mit unsauberen Mitteln aus dem Weg geräumt oder man schmiedet im Verborgenen hinterhältige Allianzen. Gefährlich lebt, wer den unvorstellbaren Schmutz ans Tageslicht zerrt.

Diese Lektüre macht auch Sie zwangsläufig zum Mitwisser von bizarren Intrigen und zwielichtigen Machenschaften, ja sogar von strafbaren Handlungen mächtiger Personen der Zeitgeschichte. Neugierige Menschen gehen in mafiösen Gesellschaftssystemen immer ein hohes persönliches Risiko ein… Bedenken Sie also die Folgen. Jedem Leser, der Nachteile für sich, seine Angehörigen und Freunde nicht völlig ausschließen kann, rate ich dringend, dieses gewagte Werk ungelesen zur Seite zu legen. Verschenken Sie es lieber bei passender Gelegenheit an einen guten Feind.

Auf keinen Fall sollten Sie sich aber mit diesem Buch in der Öffentlichkeit zeigen. Wir alle schätzen die freie Presse und deren Selbstreinigungskräfte für unsere gefährdeten Demokratien. Diesem unabhängigen, investigativen Journalismus verdanken wir zahlreiche Rücktritte und Amtsenthebungen, vom einst geachteten Würdenträger bis hin zum korrupten Präsidenten.

Es menschelt eben auch in den obersten Etagen der Gesellschaft. Schadenfreude und Spott ernten jene ehrlosen Falschspieler, wenn sie nicht clever genug sind und sich von ihren krummen Geschäften einholen lassen. Selbst das Führen eines unrechtmäßig erworbenen akademischen Titels kann gelegentlich zum Stolperstein werden. Die Wahrheit ist faszinierend und der Fiktion weit überlegen.

Diese brisante und sauber recherchierte „Aufklärungsschrift“ geht noch einen Schritt weiter. Manches wird den Leser befremden oder schaudern lassen, vieles amüsieren. Es beleuchtet die Beziehungen einflussreicher Bosse und anderer Leitfiguren des öffentlichen Lebens, welche häufig von Missgunst, Ressentiments und sehr persönlichen Konflikten oder Neigungen geprägt sind. Doch eine höhere Instanz zieht letztendlich die Fäden.

Tauchen Sie ein in die prickelnde Wirklichkeit und erfahren Sie, warum das „Projekt Mensch“ scheitern muss.

Pfui, Herr Präsident!

Kleopatra stand vor dem Spiegel ihres Ankleidezimmers und war außer sich. Vor zwei Wochen war sie nach Kapstadt gereist und hatte sich in die magischen Hände des berühmten Chirurgen Nils Hügglmayer begeben, der mit der göttlichen Gabe gesegnet war, mittels modernster Operationstechniken die edelsten und vornehmsten Damen des internationalen Geldadels noch vollkommener und begehrenswerter zu machen. Sie bezahlte ein Vermögen für vierzehn kleine Korrekturen an den Augenlidern und Wangenknochen, und da sie nun schon die Unannehmlichkeiten der weiten Reise auf sich genommen hatte, ließ sie sich auch noch die Fettpölsterchen an Po und Hüfte absaugen - eine Folge ihres enormen Appetits auf Schweizer Schokolade.

Morgen würde Cäsar nach langer Abwesenheit mal wieder in Ägypten eintreffen und diese seltene Gelegenheit zum Samenraub durfte sie sich keinesfalls entgehen lassen. Doch an den besagten Stellen waren immer noch leichte Schwellungen und bläuliche Einblutungen zu erkennen. Ihre Wut nahm geradezu monströse Ausmaße an.

Als ersten traf ihr Zorn den treuen Eunuchen Jademon, der dieses Mal zur falschen Zeit einen mitleidigen Blick aufgesetzt hatte und Kleopatra mit seinem Mienenspiel derart rasend machte, dass sie ihn augenblicklich hinrichten ließ. Mit den Zähnen knirschend bestellte sie umgehend ihren kränkelnden Leibarzt, den kurzsichtigen Friseur und die Verantwortlichen für Körperpflege und Konfektion zum Krisengespräch ein. Die Brisanz und Gefährlichkeit dieser Anordnung war den Betreffenden durchaus bewusst und nur Minuten später war sie umringt von ihren demütigen Vasallen, denen sie unmissverständlich klar machte, was sie von ihnen erwartete. Doktor Sommerbrink, der deutsche Kurarzt aus Bad Wurzach, empfahl ein heilsames Vollbad in Kamelmilch, angereichert mit wohltuenden Essenzen und kostbaren Pflanzenauszügen… und anschließender Ganzkörper-Eischneepackung. Udo, ihr gefügiger Friseur, schlug kleinlaut eine asymmetrische Dauerwelle vor, in die er bläuliche Strähnen einarbeiten wollte und wurde noch vor Beendigung seiner Ausführungen ohne Vorwarnung dafür geohrfeigt. Glück gehabt, schoss es ihm durch den Kopf, als er an das Schicksal seines Zimmergenossen Jademon dachte.

Die Styling- und Kosmetikfraktion versprach alles Menschenmögliche zu tun, um sämtliche Unebenheiten und Verfärbungen unter einer hauchdünnen, dennoch blickdichten Schicht feinster, französischer Camouflage verschwinden zu lassen. Sollte dies wider Erwarten nicht gelingen, gab es noch die Möglichkeit, ihre Anmut mittels eines transparenten Seidenschleiers effektvoll verhüllend und umso aufreizender in Szene zu setzen. Sie fügte sich. Sie hatte ja keine Wahl. Oh, wie sie es hasste ausgebremst zu werden. Widerwillig und übelgelaunt ließ sie also die Prozedur über sich ergehen. Doch zuvor puderte sie ihr Näschen noch mit einer Prise Koks.

Ausgerechnet heute Abend musste sie in ihrer Funktion als Vorsitzende des Lions Club von Kairo eine Charity-Veranstaltung eröffnen, bei der es um die Verbesserung der angeblich beklagenswerten Lebensbedingungen ägyptischer Sklaven gehen würde. Jenes nimmersatte Gesindel, das ihr jetzt schon die Haare vom Kopf fraß. (Dieser Gedanke mündete in die Idee, sich eine neue Perücke anfertigen zu lassen.)

Sie würde wie immer im Mittelpunkt stehen, belauert von den missgünstigen Weibern des internationalen Jetsets, die wie die Geier nur darauf warteten, dass sie sich eine Blöße gab.

Und das in ihrem bejammernswerten Zustand. Doch falls sie dieses bedeutende, gesellschaftliche Ereignis absagte, würden sich die Hyänen erst recht ihre Lügenmäuler zerreißen und nebenbei den anwesenden Pressefuzzis ein paar „vertrauliche“ Informationen zuspielen. Als Begründung für ihr Nichterscheinen war von einer mittelschweren Depression über ein kleines Alkoholproblem bis hin zum Gebärmutterhalskarzinom alles denkbar. Morgen früh könnte sie sich dann den ganzen Mist vorlesen lassen. An solchen abscheulichen Tagen verwünschte sie die Last ihres Amtes. Sie puderte sich noch einmal die Nase, sagte nicht ab und zog die Sache durch.

Aufgekratzt und beinahe euphorisch betrat Kleopatra dann gegen zwei Uhr ihr Schlafzimmer. Sie fühlte sich wider Erwarten gut an diesem Abend; auch der Champagner zeigte seine Wirkung. Erneut hatte sie allen die Schau gestohlen. Ihre „Predigt“ war einfach sensationell gewesen. Bukowskiih, ihr genialer Redenschreiber, lieferte wie erwartet einen perfekten Bericht menschlichen Elends ab, den sie nur noch mit tränenerstickter Stimme und zittrigen Händen vortragen musste.

Beider Talente ergänzten sich perfekt und waren im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Die anwesenden Gäste und Nutznießer des kostenlosen Banketts, die von den unerträglichen Leiden tausender, halbverhungerter Sklaven zu Tränen gerührt waren, zückten ihre dicken Scheckbücher zwischen Aperitif und Dessert beinahe reflexhaft, um sich derartige Schilderungen künftig nicht mehr anhören zu müssen. Wie einfach es doch war, an das Geld anderer Leute zu kommen. Sie überschlug kurz, was der Abend wohl eingebracht haben könnte, multiplizierte einfach die Anzahl der Gäste mit einer Mindestsumme je Spender und kam so unschwer auf einen 7-stelligen Betrag. WOW! Der neue Aston Martin war bezahlt. Sie liebte dieses Auto.

Den Nimmersatten musste sie allerdings auch ein wenig abgeben. Etwas Sichtbares; etwas, das man von außen wahrnehmen konnte. Vielleicht einen Sanitärwagen an der Transportstrecke zur Pyramidenbaustelle. Dann würde es dort auch nicht mehr so übel stinken. Und in Kürze hatte sie Geburtstag, dies könnte man zum Anlass nehmen, den Ausgezehrten ein paar Ochsen am Spieß und Freibier zu spendieren. Das Feuilleton hätte eine hübsche Geschichte und nebenbei erntete sie die ausgezeichnete Publicity für diese großmütige Geste und die Teilhabe des Volkes an ihrem Ehrentag. Eine glänzende Idee.

Sie würde jetzt nicht einschlafen können, wollte jedoch ausgeruht und frisch aussehen, wenn Cäsar eintraf. Deshalb suchte sie in ihrer gut sortierten Pillendose nach den kleinen, rosafarbenen Helfern, um sie mit einem Schluck Mineralwasser runterzuspülen. Eine halbe Stunde später war sie im Sessel eingenickt.

₪₪₪₪₪

Cäsar nutzte die Reise nach Ägypten für einen Zwischenstopp in Paris, um einen seiner bevorzugten Strichjungs zu treffen. Er war im Hilton abgestiegen, wo er in seiner reservierten Suite bereits von dem blonden 16-jährigen Gildo erwartet wurde. Sie verbrachten eine wunderbare Nacht zusammen. Gegen neun weckte man sie mit einem üppigen Frühstück. Er musste den Linienflug kurz vor elf nach Luxor nehmen, weil sein Privatjet vergangene Woche Opfer eines Anschlags gallischer Separatisten geworden war, zumindest ließ man diese Version des Attentates verbreiten. Nach der gemeinsamen Mahlzeit und bevor der Junge von Cäsars Chauffeur abgeholt und nach Hause gebracht wurde, entlohnte er ihn großzügig für seine diskreten Dienste und versprach, sich bei ihm zu melden, wenn er wieder in Frankreich wäre.

Kurz darauf schneite der Dürre Karl zur Tür herein, der immer wusste, wer im Paris-Hilton ein und aus ging und brachte bei der Gelegenheit gleich seine neuesten Kreationen mit. „Dieser anmaßende Mensch würde für ein Bündel Scheine seine geliebte Mama meistbietend an jeden sizilianischen Zuhälter verhökern“, dachte der römische Imperator bei sich. Um diese taktlose und peinliche Veranstaltung rasch zu beenden kaufte er ihm seinen ganzen geschmacklosen Plunder ab. So schnell wie der Eindringling gekommen war, so schnell machte er sich wieder aus dem Staub. Er hatte ja sein Ziel erreicht.

Solche erbärmlichen Figuren würde er normalerweise öffentlich an die Löwen im Circus Maximus verfüttern. Aber der Dürre Karl ging bei den Mächtigen ein und aus. Er war meist besser informiert als die Spitzel seines Geheimdienstes, käuflich und jederzeit bereit, sich für eine schmutzige Intrige einspannen zu lassen. Nur deshalb war er noch am Leben.

Wie geplant saß er gegen elf im Flieger nach Luxor. Er teilte sich die 1. Klasse mit Wim Wedeling, jenem eigenwilligen Boss einer schwäbischen Sportwagenschmiede, der sich bei seinen Unternehmungen ein wenig verspekuliert hatte und jetzt dringend frisches Geld brauchte, um seinen Kopf, eine bevorstehende Abfindung und die Firma zu retten (in dieser Reihenfolge). Er kannte ihn nur aus den Medien, schätzte jedoch angriffslustige Menschen, die bereit waren, Risiken einzugehen und den Mut besaßen, unkonventionell zu handeln.

Sie kamen ins Gespräch und Cäsar erfuhr, dass der gebeutelte Wedeling auch auf dem Weg zu Kleopatra war, um sie mit einem größeren Aktienpaket zu ködern, damit sie bei ihm einstieg. „Vergiss es“, meinte der Imperator, „die Schlampe baut an drei Pyramiden gleichzeitig und weiß nicht mal wie sie ihre Handyrechnung bezahlen soll.“ Er überlegte. Vielleicht könnten sie beide ja miteinander ins Geschäft kommen. Die einzige und etwas angestaubte Automarke seines römischen Imperiums krankte seit langem an ihrem schlechten Image und musste sich mit Qualitätsproblemen herumschlagen. Da käme so eine findige Fusion mit einem strahlenden Stern am internationalen Autohimmel gerade recht, um Prestige und Ansehen seiner Modelle aufzuwerten. Nebenbei ließe sich der Einfluss Roms auf die deutsche Wirtschaft ausbauen. Die Möglichkeiten, auf diese barmherzige Gewerkschaftsrepublik einzuwirken, waren angesichts rückläufiger Zahlen im Parmesan- und Drogengeschäft gegenwärtig sehr begrenzt.

Zusehends näherten sich die beiden an und kurz vor der Landung war der Deal unter Dach und Fach. Cäsar bezahlte für Wedis morsches Aktienpaket einen angemessenen Preis. Als Gegenleistung würde dieser seine Kontakte, über die er als Global Player zweifellos verfügte, für die Geschäfte des neuen Partners nützen, ihm Wege ebnen und die Türen zu den bislang verschlossenen Weltmärkten aufstoßen. Sie vereinbarten außerdem vorerst Stillschweigen zu bewahren und stattdessen ein paar gezielte Falschinformationen zu streuen, um auch noch die Gewinne aus den angeheizten Kursbewegungen mitzunehmen. Wenn man dann am Ende die Katze aus dem Sack ließe, würde der Rahm erneut, auf der anderen Seite der Alpen abgeschöpft werden können. Solche Geschäfte waren ganz nach dem Geschmack des Impresarios.

Wedeling, der zu Beginn einen müden und abgespannten Eindruck gemacht hatte, nahm nun eine auffallend rosige Gesichtsfarbe an. Statt im stickigen Vorzimmer Kleopatras auf gnädigen Einlass zu warten, um der Zicke dann seine wertlosen „Wertpapiere“ aufzuschwatzen, würde er postwendend in die schwäbische Metropole zurückfliegen. Dies waren wesentlich erfreulichere Perspektiven. Er musste dringend etwas für sein hormonelles Wohlbefinden tun und nebenbei ein wenig die Psyche pflegen.

Es war ihm gelungen, am Rande einer Aufsichtsratsitzung die älteste Tochter seines schärfsten Kontrahenten im Autogeschäft zu vögeln. Sie war ihm inzwischen hörig und gehorsam bis zu Selbstaufgabe. Er würde sie in seine „Ferienwohnung“ nach Meersburg bestellen und dort so lange in den goldenen Stacheldrahtkäfig sperren, bis sie um Gnade winselte und ihm schließlich Papas allerneueste Intrigen und Angriffsstrategien beichten durfte. Seine Frau erwartete ihn nicht vor morgen Abend zurück und die kleinen blauen Stärkungspillen hatte er auch dabei.

Der Autoboss rief den Sekretär der ägyptischen Regentin an und entschuldigte sein Fernbleiben mit einer hoch ansteckenden Magen-Darmerkrankung, die ihn ganz plötzlich ereilt habe. Es war kein Geheimnis, nichts fürchtete die Herrscherin am Nil mehr als „Montezumas Rache“. Nun war alles geregelt und die angenehme Seite seines Managerdaseins kam endlich mal wieder zu ihrem Recht. Beinahe herzlich verabschiedeten sich die beiden Männer und beteuerten in Kontakt zu bleiben, um die erforderlichen Absprachen zu treffen.

₪₪₪₪₪

Kleopatra wurde in ihrem Sessel von einem ersten Sonnenstrahl geweckt, der genau auf ihre bedeutende Nase zielte. Sie musste niesen und spürte gleichzeitig einen stechenden Schmerz im Nacken. Etwas benommen fand sie sich nicht gleich zurecht. Wankend steuerte sie auf ihre seidene Liegewiese zu, um dort weiterzuschlafen. Kurze Zeit später erwachte sie erneut und klingelte nach dem treuen Eunuchen Jademon, der ihr sofort zwei Aspirin bringen sollte. Stattdessen betrat der milchhäutige Maikel ihr Gemach, um den Auftrag entgegenzunehmen. „Wo ist mein treuer Diener?“, herrschte sie den sensiblen und feingliedrigen Jüngling an. Noch während sie sprach fiel ihr ein, dass sie den braven Eunuchen gestern vierteilen ließ. Vielleicht war sie doch etwas zu streng mit ihm gewesen. Sei´s drum. Sie musterte das schüchterne Bürschchen mit der hohen Stimme und dem stets gesenkten Haupt. Der würde ihr gewiss nicht zu nahe treten und diese Zurückhaltung verhieß ihm möglicherweise ein längeres Leben. „Bring mir zwei Aspirin in Bitter Lemon“, unterbrach sie Maikel, der gerade auf ihre unheilvolle Frage antworten wollte. Sekunden später brachte er ihr das angereicherte Getränk. Als Jademons (ehemalige) rechte Hand wusste er, was man von ihm erwartete. Die Gottgleiche trank ihre Morgenmedizin, hoffte auf Besserung und ließ sich einen Spiegel bringen. Bestürzt trommelte sie auf der Stelle den gesamten Hofstaat zusammen. Die Dienerschaft hatte nun Schwerstarbeit zu leisten, um sie in eine vollkommene und begehrenswerte Regentin zu verwandeln. Nach Stunden war die Metamorphose abgeschlossen und fernerhin keine weiteren Todesopfer zu beklagen. Sie konnte Cäsar nun auf Augenhöhe begegnen und es wäre doch gelacht, wenn sie dem Imperator nicht seinen hübschen Kopf verdrehen und ihm die Tunika ausziehen würde.

Jener hatte die Einladung nur angenommen, um sich ein aktuelles Bild von der Dame und ihrem desolaten Wüstenstaat zu machen. Es war beschlossen und nur noch eine Frage des richtigen Zeitpunktes, bis er Ägypten annektieren und in sein römisches Imperium eingliedern würde. Und nebenbei entzückte ihn die Aussicht auf eine Kopfmassage Udos, dessen wunderbare Hände er während seines letzten Besuches kennen und schätzen gelernt hatte.

Kleopatra strotzte geradezu vor Selbstbewusstsein und Siegesgewissheit. Sie war von einer Aura feinster Aromen umhüllt und duftete unwiderstehlich nach sämtlichen Geheimnissen des Orients. Der purpurne Teppich war ausgerollt, das Unterhaltungsprogramm und das Festmahl waren vorbereitet, der Hofstaat und die Elitetruppe der Wüstenkämpfer samt Posaunenchor standen bei Fuß, um den Gast mit allen zivilen und militärischen Ehren zu empfangen. Es konnte losgehen. Vorher genehmigte sie sich noch rasch eine kräftige Prise ihres Nasenpuders.