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In dem Klassiker der französischen Literatur, "Phedre", geschrieben von Jean Baptiste Racine, wird die tragische Geschichte der Titelfigur Phedre erzählt. Das Stück behandelt Themen wie Leidenschaft, Eifersucht und Schuld, die in einem raffinierten und melodischen Versmaß präsentiert werden. Racine's Stil zeichnet sich durch seine elegante Sprache und tiefgründige Charakterentwicklung aus, die den Leser in die emotionalen Abgründe der Protagonisten eintauchen lassen. Das Stück wurde im 17. Jahrhundert verfasst und hat bis heute einen bedeutenden Einfluss auf die französische Literaturgeschichte. Jean Baptiste Racine, selbst ein angesehener Dramatiker seiner Zeit, wurde von den antiken Tragödien inspiriert, was sich in seinem Werk widerspiegelt. Seine Fähigkeit, komplexe menschliche Beziehungen und moralische Konflikte darzustellen, macht "Phedre" zu einem zeitlosen Meisterwerk, das Leser aller Generationen faszinieren wird.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Books
Theseus, König von Athen
Phädra, seine Gemahlin, Tochter des Minos und der Pasiphaë
Hippolyt, Sohn des Theseus und der Antiope, Königin der Amazonen
Aricia, aus dem königlichen Geschlechte der Pallantiden zu Athen
Theramen, Erzieher des Hippolyt
Oenone, Amme und Vertraute der Phädra
Ismene, Vertraute der Aricia
Panope, vom Gefolge der Phädra
Hippolyt. Theramen.
HIPPOLYT. Beschlossen ists, ich gehe, Theramen, Ich scheide von dem lieblichen Trözene; Nicht länger trag ichs, müßig hier zu weilen, In diesen Zweifeln, die mich ängstigen. Sechs Monde weilt mein Vater schon entfernt, Nichts will von seinem teuren Haupt verlauten, Nichts von dem Orte selbst, der ihn verbirgt.
THERAMEN. Wohin, o Herr, willst du ihn suchen gehn? Dich zu beruhigen, durchkreuzt ich schon Die beiden Meere, die der Isthmus trennt, Nach Theseus fragt ich an den Ufern, wo Der Acheron im Totenreiche schwindet, Elis hab ich durchsucht, den Tänarus Ließ ich im Rücken, ja ans Meer sogar Bin ich gedrungen, welchem Ikarus Den Namen gab – Was hoffst du ferner noch? In welchen glücklicheren Himmelsstrichen Gedenkst du seine Spuren aufzufinden? Ja, wissen wir, ob uns der König nicht Vorsätzlich seinen Aufenthalt verbirgt Und, während daß wir für sein Leben zittern, Sich still vergnügt in neuen Liebesbanden?
HIPPOLYT. Halt, Freund, und sprich mit Ehrfurcht von dem König, Unwürdge Ursach hält ihn nicht zurück; Entsagt hat er dem wilden Recht der Jugend, Phädra hat seinen flüchtgen Sinn gefesselt Und fürchtet keine Nebenbuhlerin mehr. Genug, ich such ihn, folge meiner Pflicht Und fliehe diesen Ort, der mich beängstigt.
THERAMEN. Wie, Herr, seit wann denn fürchtest du Gefahr In diesem stillen Land, das deiner Kindheit So teuer war, wohin du dich so gern Geflüchtet aus dem rauschenden Athen? Was kann dich hier bedrohen oder kränken?
HIPPOLYT. Freund, jene selgen Tage sind dahin, Ein ganz verändert Ansehn hat jetzt alles, Seitdem die Götter uns des Minos Tochter Und der Pasiphaë hieher gesandt.
THERAMEN. Herr, ich versteh, ich fühle, was dich drückt. Dein Kummer ist es, Phädra hier zu sehen – Stiefmütterlich gesinnt, sah sie dich kaum, Gleich übte sie verderblich ihre Macht, Dich zu verbannen war ihr erstes Werk. Doch dieser Haß, den sie dir sonst geschworen, Ist sehr geschwächt, wenn er nicht ganz verschwand. Und welches Unheil kann ein Weib dir bringen, Das stirbt, und das entschlossen ist zu sterben? Die Unglückselige wird einem Schmerz Zum Raub, den sie mit Eigensinn verbirgt, Sie ist der Sonne müd und ihres Lebens, Wie kann sie gegen dich Verderben spinnen?
HIPPOLYT. Nicht ihr ohnmächtger Haß ists, was ich fürchte, Ganz eine andre Feindin will ich fliehn; Es ist Aricia, ich wills gestehn, Die letzte jenes unglückselgen Stamms, Der gegen uns feindselig sich verschworen.
THERAMEN. Auch du verfolgst sie, Herr? Die holde Schwester Der wilden Pallantiden, hat sie je Der Brüder schwarze Meuterei geteilt? Und könntest du die schöne Unschuld hassen?
HIPPOLYT. Wenn ich sie haßte, würd ich sie nicht fliehn.
THERAMEN. Herr, wag ichs, deine Flucht mir zu erklären? Wärst du vielleicht der strenge Hippolyt Nicht mehr, der stolze Feind der schönen Liebe, Der mutige Verächter eines Jochs, Dem Theseus sich so oft, so gern gebeugt? So lang von dir verachtet, hätte Venus Des Vaters Ehre nun an dir gerächet? Sie hätt in eine Reihe dich gestellt Mit andern, dich gezwungen, ihr zu opfern? – Du liebtest, Herr?