Philosophie to go - Albert Kitzler - E-Book

Philosophie to go E-Book

Albert Kitzler

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Beschreibung

Unterwegs sein mit den großen Denkern der Antike: Albert Kitzler präsentiert Weisheiten der großen Philosophen aus West und Ost und verknüpft sie mit Alltagserfahrungen von heute. So gewinnen die Leser neue Sichtweisen auf die kleinen und großen Fragen des Lebens. "Philosophie to go" – das sind Auszeiten mit Seneca, Buddha, Konfuzius und vielen anderen, die den Geist erfrischen.

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Albert Kitzler

Philosophie to go

Große Gedanken für kleine Pausen

Knaur e-books

Über dieses Buch

Inhaltsübersicht

WidmungMottoVorwortEin weiser GedankeLeben mit alten WeisheitenWie sollen die »Worte der Weisheit« gelesen werden?Zur Gestaltung dieses BuchesSelbsterkenntnisErkenne dich selbst!Ein Leben ohne Selbsterforschung ist es nicht wert, gelebt zu werden.Tat tvam asi! Das bist du!Ohne aus der Tür zu gehen, kennt man die Welt.Wenn die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe gekommen sind, wird der Geist klar wie ein Kristall.Wenn du dein Inneres öffnest, wirst du darin eine reiche Vorratskammer von bösen Trieben verschiedenster Art und vielen schlimmen Leidenschaften finden.Einer fragte Demonax, wann er angefangen habe zu philosophieren: Als ich anfing, mich selber zu verurteilen.VorstellungenDie verlorene AxtWas gehört mir? – Der Gebrauch meiner Vorstellungen.Wer sich nichts vormacht, den kann man einen Weisen nennen.Man soll es machen wie die Seeleute: nicht versuchen, Wind und Meer zu ändern, sondern die Segel zu richten.Die Grundverfassung deiner Seele wird so sein wie die Vorstellungen, denen du nachhängst.Von Einbildung frei sein ist das Ziel des ganzen Lebens.In unserer Gewalt stehen Vorstellung, Wunsch, Begierde und Abneigung.WeisheitHättest du dich ernstlich bemüht, dich selbst zu erziehen, wäre dir Weisheit geschenkt worden.Weisheit bedeutet, das Wissen der Alten einüben und mit den eigenen Erfahrungen verbinden.Die Weisheit ist heiter und freundlich, voller Fröhlichkeit und guter Laune.Weisheit, die über nichts auf der Welt erstaunt, ist am allerwertvollsten; denn sie ist am allerkostbarsten.Seitdem Gelehrte aufgetreten sind, ist die Weisheit verschwunden.Ich gab Anweisungen gemäß denen der Vorfahren.Schwer ist der Weg der Weisheit.LebenskunstVor allem, mein Lucilius, empfehle ich dir: lerne dich freuen.Sieh froh die Kinder an, die deine Hand erfassen!Wozu also lebst du, wenn dir nichts daran liegt, dein Leben schön zu gestalten?Die höchste Meisterschaft im Wandern besteht darin, nicht mehr zu wissen, wohin man geht.Die Lebenskunst ist der Kunst des Ringens ähnlicher als der Tanzkunst.Weisheit ist die Kunst des Lebens.Es war die Kunst des Lebens, die Sokrates lehrte.AchtsamkeitMan richte seinen Sinn auf den Augenblick.Dadurch ward ich gesammelt in meiner Kunst, und alle Betörungen der Außenwelt waren verschwunden.Klar bewusst und achtsam möge ein Mönch verharren.Die Bildung der Persönlichkeit erwächst aus der Achtsamkeit des Bewusstseins.Achte eine kleine Sache nicht gering, dass du dabei nicht zu Schaden kommst.Achtsamkeit bedeutet, die Dinge ernst zu nehmen.Lass deine Augen die Dinge ruhig betrachten, unterrichte dein Herz sorgfältig.Vita activaMan muss gleichzeitig lachen und philosophieren und sein Haus verwalten und alles Übrige tun.Denn nicht durch trägen Müßiggang gelangt der Mensch zur inn’ren Ruh.Wer wohlgemut leben will, der darf nicht vielerlei treiben.Die Natur hat uns zu beidem geschaffen, zum Betrachten wie zum Handeln.Wenn nicht der richtige Zeitpunkt da war, trieben die Weisen des Altertums ihre Wurzeln tiefer.Nicht zu nah und nicht zu fern!Dir aber sei gelegen an wohlgemessener Arbeit.AufrichtigkeitDer Edle ist bei all seinem Tun darauf bedacht, dass er mit sich selbst im Einklang bleibt.Man soll seine Gedanken wahr machen. Das bedeutet, sich selbst nicht betrügen.Wer seine eigene Persönlichkeit nicht besitzt, der kann sich nicht an seinem Platz wohl fühlen.Wer beim Insichgehen nicht wahr ist, der kann nicht mit seinen Nächsten in Eintracht leben.Wahrhaftigkeit und Lernen und Lehren!Denn was im Herzen eines weisen Menschen ist, ist das, was man auf seiner Zunge findet.Sei aufrichtig, handle nicht krumm.GelassenheitDulde, o Herz! Du hast noch härtere Kränkung erduldet.Halte dich nicht auf mit einem Dummkopf.Zu der Natur sagt der Weise: »Gib, was du willst; nimm zurück, was du willst!«Der Weise lässt sich durch ein Missgeschick nicht die Laune verderben.Wir gehen und wissen nicht, wohin; wir bleiben und wissen nicht, wo.Wer gelassen ist, fügt sich in den Lauf der Dinge.Gelassenheit ist die Kunst des Tragens.FreiheitDer Weise soll sich nicht dem Zwang der Sitte fügen, sondern ein unabhängiges Leben führen.Da blicken sie befriedigt und ruhig aus ihren Stricken und Banden heraus und meinen, sie haben’s erreicht.Auf die Frage, warum er das Theater stets gegen die Richtung der Herausströmenden betrat, antwortete der griechische Philosoph Diogenes: »In meinem ganzen Leben bemühe ich mich, das zu tun.«Die leidvollen Spannungen der Ich- und Weltverhaftung sind durch ein Schwimmen gegen die Strömung aufzugeben, da sie sehr subtil sind.Nur die Weisen sind wirklich frei.Wer sich in der ganzen Welt wiederentdeckt, der ist frei.Die Sehnsucht nach Befreiung ist der Wille, sich von den Ketten, die die Unwissenheit geschmiedet hat – vom Ich-Gedanken bis hinab zum physischen Körper –, durch Erkenntnis des eigenen wahren Wesens zu befreien.SelbstgenügsamkeitUm sein Gemüt zu bilden, gibt es nichts Besseres, als seine Wünsche gering zu machen.Der Weise führt seine ganze Habe bei sich.Nie lebt reich, wer in Furcht zitternd und jammervoll selbst bedürftig sich wähnet.Pflüge auf den eigenen Feldern, da findest du, was du brauchst.Selbstgenügsamkeit eröffnet uns den Blick auf das Wesentliche.Das auf sich Beruhende ist groß.Zufriedene Heiterkeit ist das Ergebnis der Selbstgenügsamkeit.HarmonieEs gibt eine Musik ohne Töne, das ist die Freude.Die Seele ist eine Mischung und Vereinigung entgegengesetzter Kräfte.Harmonische Lebensführung bedeutet, dass der Mensch bei all seinem Tun sich selbst treu bleibt.Das Ziel des Yoga ist die Herstellung eines geistigen Gleichgewichts.Innere Harmonie ist Weisheit – Weisheit ist Reichtum.Vermeide Streitigkeiten.Nichts gewaltsam tun!MitteDie Mitte führt zu körperlicher und seelischer Gesundheit.Weise handeln bedeutet, auf des Messers Schneide zu gehen.Sich an den Mittelweg zu halten, kommt der Wahrheit näher.Der Vollendete wandelt auf dem mittleren Pfad.Das Beste ist die unserer Individualität entsprechende Mitte.Wer die Mitte wahren kann, verdient höchsten Ruhm.Zu viel ist ebenso falsch wie zu wenig.SammlungWer sich nur nach außen wendet, ohne zu sich selbst zurückzukehren, der geht als Gespenst um.Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen. Dann ruht der Sehende in seiner Wesensidentität.Der wird sich selbst nicht verlieren, der es gelernt hat, den Schritt anzuhalten.Bevor du einschläfst, bedenke die Werke des Tages.Wann ist ein Mensch gut gestimmt? – Wenn er nicht zu viel auf einmal tut.Hör mal auf, dich um das Haus zu kümmern!Dann vor allem zieh dich in dich selbst zurück, wenn du genötigt bist, unter der Menge zu leben.BesitzWie zahlreich sind doch die Dinge, deren ich nicht bedarf!Wenn man im Nicht-Besitzergreifen fest gegründet ist, erkennt man das Wesen des Lebens.Die Person oder der Besitz: Was ist mehr?Ich besitze nicht, damit ich nicht besessen werde!Ich besitze, aber ich werde nicht besessen.Krates, Sklave des Krates, entlässt Krates in die Freiheit!Schon ein kleiner Gegenstand, der gerafft wird, verdirbt den Menschen.FreundschaftEs ist noch nie vorgekommen, dass ein Gebildeter ohne Freund, der widerspricht, frei von Fehlern bliebe.Tugendhafte Freunde scheinen auch besser zu werden, indem sie einander korrigieren.Wisse auch, dass jener die höchste Frucht der Weisheit Brahmans erntet, der dem Weg folgt, den der Lehrer, sein wahrer und bester Freund, und die eigene tiefere Einsicht ihm weisen.Es gibt kaum etwas Schöneres, als sich mit dem Freund über die Lebensweisheit der Alten zu unterhalten.Was den Freund so wertvoll macht, ist, dass wir uns vor ihm nicht zu verstellen und zu verstecken und nichts zu verheimlichen brauchen.Was ist ein Freund? – Eine Seele in zwei Körpern.Der beste Mensch auf Erden macht sich alle Guten auf Erden zu Freunden.Der rechte Augenblick – KairosAber Myson, jetzt ist doch nicht die Zeit zum Pflügen!Wer die Zeit trifft, dem gelingt es – wer die Zeit verfehlt, der kommt ins Verderben.Wer nicht auf seine Natur, die rechte Zeit und das richtige Maß achtet, den tötet am Ende eine Krankheit.Ich bin Kairos, der alles bezwingt!Der Weise prüft den Zeitpunkt für Geduld und Ungeduld.Und das Herz verharrte in Gehorsam, duldend ohne nachzugeben.Gelingen und Misslingen hat seine Zeit.MaßhaltenNichts zu sehr!Wahre die richtige Mitte; solch Maß ist in allem das beste.Maß und Mitte bewahren – das ist die höchste Weisheit. Sie ist selten geworden, seit langem schon.Auch die Freude kennt ein Maß!Frohlocke nicht im Glück, verzweifle nicht im Unglück!Dem Gewinn ein Maß zu setzen tut not!Darum meidet der Weise das Zusehr, das Zuviel, das Zugroß.SeelenruheDer Weise ist ruhig und gelassen, die anderen sind immer in Sorgen und Aufregung.Das höchste Glück des menschlichen Lebens liegt in der Seelenruhe.Innere Ruhe ist die beste Medizin gegen alle Krankheiten.Ist ein Tempel ohne Ruhe, werden seine Götter ihn verlassen.Der Weise lacht in voller Seelenruhe und Heiterkeit über die Geschäftigkeit der Reichen.Nur wer haltzumachen versteht, findet Seelenruhe.Durch Ruhe ruhig, wandelt man glückselig.NaturIn Wahrheit handelt in der Welt nur die Natur.Man soll der Natur nicht Gewalt antun.Achte auf das Verborgene in der Natur.Wenn du bist wie ein Kind, dann bist du deiner Natur nahe.Glück stellt sich ein, wenn die natürlichen Kräfte von Körper und Geist harmonisch zusammenstimmen.Darum wurzelt der Weg des Weisen in seiner eigenen Persönlichkeit.Wer sich über etwas ärgert, was geschieht, der hat die Natur noch nicht begriffen.AngstVor anderen Leuten sei unerschrocken!Die Beschäftigung mit der Philosophie nimmt dem Menschen die Angst vor dem Tod.Richtige Erkenntnis vertreibt die quälende Angst.Wenn der Tod seinen Schrecken verloren hat, vermag nichts mehr zu ängstigen.Wer von Ärger, Kummer und Furcht geplagt wird, kann nichts wahrhaft genießen.Der Weise kennt keine Angst vor der Armut.Wer seine äußeren Verhältnisse für ein Glück hält, der wird die Angst nicht los.GesundheitWeisheit ist die beste Vorsorge gegen körperliche Erkrankungen.Die Krankheit kommt von den Sorgen des Geistes und von zerstreuenden Beschäftigungen.Wer es nicht versteht, immer wieder zu sich selbst zurückzukehren und sich zu sammeln, wird krank.Wenn das Herz um seinen Besitzer zu sehr besorgt ist, dann schafft es ihm Krankheit.Wälder und Berge haben einen heilsamen Einfluss auf den Menschen.Es ist die Bewegung, die Körper und Geist gesund erhält.Jede Krankheit ist traurig; aber der Weise versteht es, krank zu sein.GewohnheitDer Charakter bildet sich aus Gewohnheiten. Die Gewohnheiten bilden wir.Der Weise meidet nachlässige und verkehrte Gewohnheiten.Damit du eine Weisheit jederzeit zur Hand hast, mache sie dir durch tägliche Übung zur Gewohnheit.Von der Natur stehen die Menschen einander nahe, durch Gewohnheit entfernen sie sich voneinander.Wandel heißt Wandel in der Gewohnheit.Durch häufige Nachahmung wird ein Verhalten zur Gewohnheit und zweiten Natur.Erziehung erfolgt durch Eingewöhnung.Mitgefühl – MenschlichkeitWer hart von Charakter ist, geht in einen schlimmen Tod.Nach der Natur sollen unsere Hände bereit sein zur Hilfe für die, welche derselben bedürfen.Wer auf das Wohl aller Wesen achtet, erlangt Vollkommenheit.Dem ganzen Menschengeschlecht ist man Nachsicht schuldig.Wer über seine Mitmenschen klagt, hat selbst beklagenswert versagt.Bin ich womöglich auch so?Sei freundlich und geduldig, dann wird dein Herz vollkommen.LiebeEs gibt zwei Arten von Liebe: die voller Leidenschaft und die maßvolle. Nur die maßvolle ist beherrschbar und macht keine Angst.Gelebte Liebe ist ein Teil der Lebensweisheit.Denn nur der Weise weiß, wen man lieben soll.Bei der Liebe ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.Erst in der Liebe zum Menschen vollendet sich die eigene Persönlichkeit.Menschlichkeit wurzelt in der Liebe der Eltern zu ihren Kindern.Wird die Liebe betrogen, so erlischt sie.VergänglichkeitGeschlechter gehen vorüber, andere treten an ihre Stelle.Familie, Name, Gestalt und soziale Stellung gehören zum Körper, dem Kleid der Vergänglichkeit.Ist nicht alles, was existiert, dem Vergehen unterworfen?Lass die angenehmen Gefühle niemals völlige Gewalt über dich ausüben.Groß ist der Tod! Groß fürwahr!Denke an deinen Tod und nimm nur diejenige Mühsal auf dich, die notwendig ist.Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben; wir sind und sind nicht.HeiterkeitDie köstlichste Frucht der Lebensweisheit ist Heiterkeit.Heiterkeit entspringt aus innerer Harmonie.Wer achtsam ist und Heiterkeit im Herzen bewahrt, vermag alles Schwierige auf Erden zu vollenden.Die wahre Lust besteht darin, dass die Seele sich in einem Zustand der Ruhe und der Heiterkeit befindet.Wer am wenigsten des Morgen bedarf, der geht ihm am heitersten entgegen.Wer ein mildes und heiteres Gemüt hat, der wird leicht durchs Leben gehen.Es steht dem Menschen besser an, das Leben zu belachen, als es zu beweinen.NachwortZur Geschichte der philosophischen LebensweisheitWeisheit und PhilosophieWeisheit und ReligionDer Wert antiker praktischer PhilosophieBiographische Angaben zu den zitierten PhilosophenLITERATUR ZUM EINSTIEGVerwendete LiteraturDank
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Für Susanne

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Wenn du auf meinen Rat etwas geben willst,

so folge, um dich glücklich zu machen,

den alten Meistern.

Sokrates

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Vorwort

Der Titel »Philosophie to go« scheint ein Widerspruch in sich zu sein, denn Philosophie ist ihrem Wesen nach »den Schritt anhalten«, zur Ruhe kommen, sich sammeln, nachdenken oder, wie die Inder sagten, sich zu den Füßen des Lehrers setzen und zuhören. Aber seit den alten Chinesen, in deren Philosophieren die Suche nach dem »rechten Weg« (Tao, Dao) im Zentrum stand, bis hin zu Heidegger, der sein Denken – wie Platon – als ein »Unterwegssein« verstand, war Philosophieren auch immer bewegt und bewegend. So passt es doch wieder, wenn wir einen Titel gewählt haben, der auch diejenigen Menschen »abholen« möchte, die meistens nur noch unterwegs Zeit finden, über sich und ihr Leben nachzudenken.

Das Buch ist aus einem »Newsletter« entstanden, den ich seit Januar 2011 jeden Morgen unter dem Titel »Worte der Weisheit« per E-Mail an Interessierte verschicke. Es sind unvergängliche Lebensweisheiten und Einsichten aus den bedeutendsten Werken antiker Denker in Ost und West. Ich habe sie jeweils mit kurzen Kommentaren versehen, die ihren Inhalt, ihre Aktualität und Relevanz für unser Leben erläutern. Vielen Lesern haben sie Kraft, Inspiration und Anregungen gegeben, manchen auch Trost und Halt in schwierigen Zeiten. Bis heute (Herbst 2015) sind zu rund 90 Themen über 1800 »Worte der Weisheit« erschienen. Es ist mir eine große Freude, eine kleine Auswahl dieser Texte erstmals als Buch vorlegen zu können.

Ein weiser Gedanke

Um das Richtige zu tun, brauchen wir im richtigen Moment einen weisen Gedanken. Solche Gedanken sollten kurz sein, sonst behalten wir sie nicht. Sie sollten originell formuliert sein, überraschend, paradox, bildhaft oder besonders einfach, damit sie sich besser einprägen. Denn sie müssen »zur Hand sein«, wenn wir sie brauchen. Schließlich sollten sie eine tiefe Einsicht enthalten. Denn nur das Tiefe, Wahre und Bleibende hat auch jene Überzeugungskraft und Nachhaltigkeit, die nötig sind, damit sich eine Einsicht in unserer Erinnerung festsetzt und Einfluss ausüben kann auf unser Denken und Handeln. Allein darauf, auf die Wirkung für unser Leben, kommt es an. Jede Rede eines Philosophen, die uns nicht dabei hilft, unser Leben besser zu verstehen, eine Schwierigkeit zu meistern, ein Leiden zu mindern, unser Wohlbefinden zu steigern, kurz: unsere Lebensqualität zu verbessern – ist sinnlos (Epikur). Ändern wir nichts an unserem Denken, Fühlen oder Handeln, so wird sich nichts ändern. Es findet keine Entwicklung statt. Wo es aber keine Entwicklung mehr gibt, da fehlt die Lebendigkeit. »Wir gehen als Gespenst um« (Zhuangzi). Wer hingegen meint, in seinem Leben gebe es nichts zu verbessern, der ist entweder ein Gott, ein vollendeter Weiser, oder er erkennt das Potenzial nicht, das in ihm und in seinem Leben steckt. Nur die höchststehenden Weisen und die tiefststehenden Narren sind unveränderlich, meinte Konfuzius.[1] Wer Mensch ist, ist Erbe menschlicher Schwächen. Und diese Schwächen und Unvollkommenheiten sind es, die uns das Leben manchmal schwermachen. Daher sollten wir versuchen, sie abzubauen und einzudämmen, um jeden Tag ein bisschen weiser zu werden (Epikur), und das heißt: ein bisschen zufriedener. Was uns dabei helfen kann, sind weise Gedanken.

Leben mit alten Weisheiten

Mich haben die Einsichten, Weisheiten, Anschauungen und Philosophien großer Denker und Weiser mein Leben lang begleitet. Sie haben meine Sichtweise positiv verändert, meine Freude am Leben gesteigert, mich vor Schaden bewahrt, haben mir über schwierige Zeiten hinweggeholfen und die Kraft gegeben, zu ertragen, was ich nicht ändern kann. Sie haben mich davon abgehalten, einseitig zu leben, meinem Körper zu schaden, exzessiv zu arbeiten, übertrieben selbstbezogen zu handeln, unaufmerksam zu leben. Sie haben mir die Kraft und den Mut gegeben, gegen den Strom zu schwimmen, materiellen Verlockungen zu widerstehen, Macht und Ansehen auszuschlagen, mich regelmäßig zu sammeln, Ruhe und Stille zu suchen, Freundschaften zu pflegen, auf die Schönheiten des Alltags zu achten und anderes mehr. Sie haben mein Leben zu dem gemacht, was es ist. Ich bin kein Weiser geworden. Was ich aber Gutes in meinem Leben errungen habe, das verdanke ich zum großen Teil einer immer wieder aufgenommenen und fortgeführten Beschäftigung mit dem antiken Weisheitsdenken. Ich werde diesen Weg fortsetzen und weiter versuchen, das zu ändern, was mich an mir stört und mein Wohlbefinden beeinträchtigt. Um zu lernen, gut zu leben, braucht es das ganze Leben (Seneca). Aber ich weiß, dass jeder noch so kleine Erfolg mich zufriedener machen wird.

Alles, was ich auf diesem Weg gewonnen habe, entwickelte sich erst im Laufe der Zeit, nach vielen Erfahrungen, Erfolgen wie Enttäuschungen, Erfüllungen wie Versagungen, Begegnungen wie Trennungen. Lange geschah der Einfluss eher unbewusst. Erst sehr spät erkannte ich, dass wir »Weisheiten« auch bewusst einüben können und sogar müssen, wenn wir unsere Lebensqualität verantwortungsvoll und kontinuierlich verbessern wollen.

Zu dieser Einsicht gelangte ich, als ich anfing, die vielen guten Gedanken, auf die ich während der Lektüre philosophischer Bücher stieß, systematisch zu sammeln, mir das Wichtigste herauszuschreiben, einzuprägen und im täglichen Leben »auszuprobieren«. Einzelne Spruchweisheiten, gelungene Formulierungen, Bilder oder Anekdoten wurden allmählich so präsent in meinem Denken und Bewusstsein, dass sie mir in konkreten Lebenssituationen sofort gegenwärtig waren und meine Reaktion im Denken, Fühlen und Handeln positiv beeinflussten. So fällt mir häufig das »Nichts zu sehr!« (Solon) ein und hält mich davon ab, etwas zu übertreiben, etwa zu viel zu essen oder zu trinken. »Achtsam zuhören und nicht viel reden« (Kleobulos) kommt mir in den Sinn, wenn ich in einem Gespräch zu viel von mir selbst erzähle und die anderen nicht ausreichend zu Wort kommen lasse. Immer wenn ich etwas tun möchte, was »man« gewöhnlich nicht tut, fällt mir Diogenes ein, der auf die Frage, warum er das Theater stets durch den Ausgang betrete, antwortete, »dass er dies sein ganzes Leben so gehalten habe«. Begegnet mir jemand missmutig, zornig oder aggressiv, fällt mir ein Ausspruch eines japanischen Weisen ein: »Lass dich durch die Dummheit der anderen nicht ärgern« (Kaibara Ekiken), oder: »Warte mit deiner Reaktion, bis der Zorn verflogen ist« (Pythagoras), oder: »Wende deinen Blick auf dich selbst und prüfe, ob du nicht ähnliche Fehler hast« (Marc Aurel). Die kontinuierliche Beschäftigung mit weisen Gedanken veränderte im Laufe der Zeit meine verinnerlichten Reaktionsmuster, so dass sich heute Zorn, Ärger und Aggression zumeist im Aufwallen bereits wieder verflüchtigen. Ich bin nicht empfindungslos geworden. Aber ich ärgere mich bei solchen Gelegenheiten nicht länger und kann souveräner und gelassener reagieren. Aus den guten Gedanken wurde eine Haltung, die mir Halt und Gelassenheit gibt. Dadurch wird der Aggression des anderen die Spitze genommen, das Gespräch gerät in konstruktive Bahnen und schaukelt sich nicht weiter hoch. Ich bin sehr froh darüber, für meinen persönlichen Bereich den Streit, also die aggressive Konfrontation (nicht Konflikt und Auseinandersetzung), aus der Welt geschafft zu haben. So erfüllte sich für mich ein Wort des Laotse, wonach »der Weise keinen Streit kennt«.

Gelingt es mir aber einmal nicht, die Ruhe zu bewahren, dann denke ich an Seneca, der empfahl, abends vor dem Schlafengehen den Tag Revue passieren zu lassen, um sich zu loben für das Gelungene und sich zu ermahnen für das, was noch weiter geübt werden sollte. Drohe ich schließlich auch in dieser Bemühung nachzulassen, motiviert mich vielleicht der Satz aus dem I Ging, »die Dauer ist die Art des Weisen«, eine bewährte Übung wieder aufzunehmen, bis sie endlich zu einer festen Gewohnheit und Lebenshaltung geworden ist. In dem Maße, wie auf diese Weise die eigenen Fehler und Schwächen Stück für Stück abgebaut werden, wächst die Freude am Leben und mehren sich die Momente des Glücks.

Diese Beispiele aus meinem persönlichen Lebensbereich sollen genügen, um die Wirkungsweise und den Nutzen von komprimierten Gedanken der praktischen Philosophie zu veranschaulichen. Wie jeder Leser versuche ich jeden Tag aufs Neue, das Beste aus meinem Leben zu machen, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass der hier beschriebene Umgang mit den Einsichten und Weisheiten großer Denker uns allen helfen kann, mit den Schwierigkeiten des Lebens besser zurechtzukommen und seine Schönheiten intensiver und bewusster zu genießen.

Es sollte natürlich nicht so sein, dass wir uns bei jeder Gelegenheit fragen, was würden Sokrates oder Konfuzius jetzt machen (obwohl das manchmal helfen kann). Am besten ist es ohnehin, überhaupt nicht mehr nachdenken zu müssen und aus unserer reifen und gefestigten Mitte heraus intuitiv das Richtige zu tun. Aber bis dahin ist es ein langer Weg.

Andererseits ist es eine Tatsache, dass jeder von uns tagtäglich unzählige kleine und größere Entscheidungen trifft und dabei stets bewusst oder unbewusst Abwägungen vollzieht: Bleibe ich noch zehn Minuten im Bett liegen oder mache ich ein wenig Gymnastik? Esse ich eine weitere Portion? Fahre ich mit dem Auto, mit den Öffentlichen oder mit dem Fahrrad? Arbeite ich eine Stunde länger oder fahre ich nach Hause? Gehe ich laufen oder schaue ich TV? Nehme ich mir Zeit für meine Kinder, für meinen Partner oder für mich? usw. All diese Entscheidungen haben Einfluss auf unser Wohlbefinden. Immer können wir uns gut oder weniger gut entscheiden. Je besser wir lernen, überhaupt darüber nachzudenken, uns bewusst zu entscheiden und uns dabei von weisen Gedanken leiten zu lassen, umso besser bekommen wir unser Leben in den Griff und umso näher kommen wir uns selbst. Um uns aber »weise« zu entscheiden, brauchen wir Weisheitswissen, das abrufbar und möglichst präsent und verinnerlicht ist. Dieses Weisheitswissen in einer Form zu präsentieren, die die nötige Kompaktheit besitzt und trotzdem nicht an der Oberfläche bleibt, ist eines der Ziele der vorliegenden Sammlung.

Wie sollen die »Worte der Weisheit« gelesen werden?

Der Leser kann das Buch an jeder beliebigen Stelle aufschlagen und mit der Lektüre beginnen. Jede Seite ist in sich abgeschlossen und aus sich heraus verständlich. Den inneren Zusammenhang, der zwischen den einzelnen Texten und Themen besteht und sich in der Gesamtschau zu dem Ideal einer weisen und gelungenen Lebensführung zusammenschließt, wird der Leser im Laufe der Zeit selbst erkennen. In dem Nachwort wird genauer dargelegt, wie diese Weisheitstexte unser Leben bereichern können und dass diese Art des problem- und praxisorientierten Philosophierens eine lange Tradition hat, die vielen Menschen eine wertvolle Hilfe bei der Lebensbewältigung war.

Die Zitate stammen aus sehr alten Quellen, die teilweise nur bruchstückhaft überliefert sind und deren Übersetzung bisweilen große Schwierigkeiten bereitet, zumal wir vieles nur aus zweiter oder dritter Hand besitzen. Für den Umgang mit den nachstehenden Zitaten bedeutet dies, dass der Leser auf den Kern der Aussagen achten und darüber nachdenken sollte, was der Autor sagen wollte und welche Lebenssituationen er vor Augen hatte. Einwände lassen sich viele finden, zumal der erläuternde Kontext und die Begründungen hier regelmäßig fehlen. Es ist manchmal leichter, eine Weisheit zu »widerlegen«, als ihren tiefen Sinn mit all dem Ungesagten und nur Angedeuteten angemessen zu verstehen und die Relevanz für unser Leben zu erkennen. Was Horaz den Lesern seiner Satiren vorhielt, gilt für jede der hier ausgewählten Weisheiten: Von dir und deinem Leben sprechen sie.[2]