Pimp My Friend - Kai-Uwe Wedel - E-Book

Pimp My Friend E-Book

Kai-Uwe Wedel

0,0

Beschreibung

Die junge Kosovarin Jana wird von einem dubiosen Fotografen mit vagen Versprechungen nach Hamburg geschickt, um dort für eine Modellagentur Fotos zu machen. Sie gerät in die Fänge des berüchtigten Zuhälters Shaddow, der Jana zwingt, auf dem Kiez anschaffen zu gehen. Sie will sich nicht mit dem Schicksal abfinden und unterschlägt immer wieder etwas von dem Geld, dass sie von ihren Kunden bekommt. Shaddow überrascht sie eines Abends alleine in der Wohnung, die sich Jana mit einer Prostituierten teilt. Er schlägt Jana brutal zusammen und droht sie umzubringen, wenn sie versucht abzuhauen. Jana ist total am Ende. Sie lässt sich aber trotzdem von ihrer Mitbewohnerin Babsi überreden, auf eine Geburtstagsfete von einem Freier mitzukommen. Dort lernt sie den Versicherungsangestellten Marco kennen, der gerade seinen Job verloren und am selben Tag die Ehefrau mit einem jungen Typ im Bett erwischt hat. Das ist der Beginn einer abenteuerlichen Liebesgeschichte und Flucht quer durch Norddeutschland, vor den Bodyguards des Zuhälters.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 139

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Die junge Kosovarin Jana wird von einem dubiosen Fotografen mit vagen Versprechungen nach Hamburg geschickt, um dort für eine Modellagentur Fotos zu machen. Sie gerät in die Fänge des berüchtigten Zuhälters Shaddow, der Jana zwingt auf dem Kiez anschaffen zu gehen. Sie will sich nicht mit dem Schicksal abfinden und unterschlägt immer wieder etwas von dem Geld, dass sie von ihren Kunden bekommt. Shaddow überrascht sie eines Abends alleine in der Wohnung, die sich Jana mit einer Prostituierten teilt. Er schlägt Jana brutal zusammen und droht sie umzubringen, wenn sie versucht abzuhauen. Jana ist total am Ende. Sie lässt sich aber trotzdem von ihrer Mitbewohnerin Babsi überreden, auf eine Geburtstagsfete von einem Freier mit zu kommen. Dort lernt sie den Versicherungsvertreter Marco kennen, der gerade seinen Job verloren und am selben Tag die Ehefrau mit einem jungen Typ im Bett erwischt hat. Das ist der Beginn einer abenteuerlichen Liebesgeschichte und Flucht quer durch Norddeutschland, vor den Bodyguards des Zuhälters.

Der Autor

Kai-Uwe Wedel legt erstmals ein spannendes Liebesabenteuer vor. Er hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und ist zudem auch als Schauspieler aus diversen Web-Serien und TV-Filmen in Schleswig Holstein bekannt. Gleichzeitig hat er auch schon als Filmemacher seine Fans mit der Krimi-Farce „Die Tote im Unterholz“ überrascht. Das Drehbuch schrieb er selbst und die Hauptrolle spielte er ebenfalls. Der Film lief 2015 erfolgreich in einigen ausgewählten Programm-Kinos. Schreiben ist dennoch eine Passion und besonderes Talent, dem er sich gerne widmet, wenn er nicht gerade für ein Filmprojekt vor der Kamera steht.

Die in diesem Buch vorkommenden Personen und verwendeten Namen sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Begebenheiten sind rein zufällig, aber vom Autor dennoch beabsichtigt!

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

PROLOG

Balkan, Kosovo, Pristina – klang selbst für die meisten Serben nicht nach besonders viel Spaß, und noch vor weniger als zwanzig Jahren war das auch keineswegs der Fall. Natürlich war der Kosovo den meisten Europäern nur durch Negativschlagzeilen aus diversen Medien ein Begriff. Darin drehten sich die hauptsächlichen Assoziationen um die ethnischen Säuberungen, Bürgerkriege, Flüchtlinge und Armut.

Wenn Jana an diese Zeit zurück dachte, waren das für sie keine Schlagzeilen oder Bilder, die über irgendeinen Bildschirm flimmerten. Sie und ihre Familie hatten diese schrecklichen Jahre am eigenen Leib erfahren müssen.

Aber jetzt war sie erwachsen. Ihr Heimatland erholte sich langsam von einem Krieg, in dem es nach der Auflösung Jugoslawiens um die Besitzansprüche einer Großmacht ging, welche nach dem Fall des Eisernen-Vorhangs für einige Zeit keine mehr war.

Jana wollte es an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag ordentlich krachen lassen und hatte sich mit ein paar Freunden in dem angesagten Duplex Club in Pristina zum Feiern verabredet. Sie war am frühen Abend mit dem Bus in das Stadtzentrum gefahren und ging gemütlich auf der Luan Haradinaj, einem großen Boulevard entlang. Einige Geschäfte waren noch geöffnet. Jana begutachtete neugierig ein paar T-Shirts, billigen Schmuck, und mit Pailletten besetzte Gürtel. Andere Läden verkauften Taschen und hauchdünne, bunte indische Schals. Als sie am Athletik-Center vorbeikam, sah sie ein paar Straßenhändler mit dreckigen Kötern, die mit einladenden Gesten vorbeigehende Passanten auf sich aufmerksam machten, um gestohlenen Schmuck, oder geklaute Uhren feilzubieten. Sie standen auf dem vom Regen reingewaschenen Boulevard und nutzten die Ahnungslosigkeit der Touristen aus, um ihre Ware an den Mann zu bringen.

Unweit des ehemaligen OSZE Gebäudes, gab es einen Menschenauflauf. Dort warteten viele Gäste vorm Duplex Club auf Einlass. Die jungen Leute in ihrem Alter kamen am Wochenende aus den umliegenden Bezirken Pristina´s in die Stadt um Party zu machen und wurden von dieser Diskothek magnetisch angezogen.

Die Türsteher nahmen ihre Aufgabe sehr ernst und unterzogen jeden Besucher einer Gesichts-und Leibes-Kontrolle. Es waren große Typen!!

Als Jana endlich dran kam, wurde sie zu ihrer Verwunderung von einem breitschultrigen und kräftigen Hünen einfach durchgewunken.

Sie war sofort überwältigt. Innen war alles in Neon-blau und Lila ausgeleuchtet. Die Disco war proppenvoll. An einem langen Bartresen tummelten sich smarte Jungs im Anzug, um ein paar Drinks oder Cocktails zu bestellen.

Die Mädels hatten kurze Röcke an, oder trugen moderne knallenge Levis. Die cooleren Typen gingen mit schwarzen Lederjacken und teuren goldenen Uhren auf die Piste.

In einer Ecke wirkte eine kleine Gruppe Punks im morbiden Outfit ziemlich fehl am Platz. Sie trugen schweren Halsketten und Bluejeans mit Löchern über den Knien.

Auf einem Podium stand ein DJ an seinem Pult und legte abwechselnd Elektro- oder Techno-Musik auf. Links und rechts von ihm strahlten grünlich-blaue Laser auf die Tanzfläche.

Jana machte ein Bogen um die volle Tanzfläche und ging auf die gegenüberliegende Seite der Bar. Dort befanden sich entlang der Rückwand aneinander gereihte rot-gepolsterte Couchs, mit langen weißen Tischen davor.

Endlich traf sie ein paar von ihren Freunden, die sie herzlich begrüßten und ihr gratulierten.

Von ihnen wurde sie sofort zu einem Cocktail eingeladen. Danach dauerte es nicht mehr lang, bis auch Jana auf die Tanzfläche ging, um zu der Computer-animierten Techno-Musik und den stampfenden Bässen mit allen möglichen Jungs zu tanzen.

Jana ließ sich von der ekstatischen Musik mitreißen. In der lockeren Atmosphäre mit vielen jungen Menschen um sie herum, wurde Jana plötzlich von einem Typ angesprochen, der ihr jede Menge Komplimente über ihr attraktives Aussehen machte.

Das war für Jana nichts ungewöhnliches, denn sie war schlank, mit einer schönen Oberweite ausgestattet und hatte blonde lange Haare, die ihr weit über die Schulter fielen. Manchmal ließ sie sich auf ein Abenteuer mit einem Studenten ein, weil sie sich noch nicht fest binden wollte. Der Typ war allerdings schon etwas älter und passte nicht wirklich in die Szene. Sie ließ ihn einfach abblitzen und dachte für den Rest des Abends nicht mehr an die Begegnung.

Als Jana irgendwann ziemlich erschöpft vom Tanzen an der Bar auf einem Hocker saß und gerade einen Cocktail bestellten wollte, gesellte sich der Mann neben sie auf einen freien Platz. Er lud sie ein und erzählte ihr freimütig, dass er als Photograf für ein renommiertes Modelabel arbeiten würde und ständig auf der Suche nach neuen Gesichtern und Talenten sei. Jana konnte kaum glauben, als er sie zu einem Fotoshooting in seinem Atelier einlud. Er drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand und verschwand dann genauso so schnell, wie er aufgetaucht war.

Jana behielt das kleine Geheimnis für sich. Es fühlte sich an, wie ein Wink des Schicksals. Sie träumte in der Nacht von Paris, wie sie dort als Modell auf dem Laufsteg sündhaft teure Mode der Highsociety vorführte.

Am nächsten Tag erfasste sie die Vorfreude auf eine schicksalhafte Wendung in ihrem Leben. Sie probierte Kleider an und stolzierte vor dem Spiegel wie eine Diva herum. Schließlich begab sie sich wenig später in den südlichen Teil von Pristina. Sie ging ein paar mal um das Gebäude herum, nicht nur um sich zu vergewissern, das sie sich auch wirklich nicht in der Adresse irrte. Es war ein luxuriöser Neubau. Sie wollt gleichzeitig noch etwas frische Luft schnappen, in der Hoffnung, dass sich dadurch die Aufregung bei ihr etwas legte.

Der Fotograf empfing sie kurz darauf mit einer überschwänglichen Freundlichkeit. Soweit Jana dies beurteilen konnte, befand sie sich in einem professionell ausgestatteten Atelier. Er bot Jana Sekt an und zeigte ihr ein paar Bilder von sehr hübschen jungen Frauen, die angeblich schon alle als Modell Karriere gemacht hatten.

Jana war beeindruckt und gestand ihm, dass sie noch nie vor einer Kamera posiert hatte und ziemlich aufgeregt sei. Der Fotograf machte ihr Sektglas gleich nochmal randvoll, wodurch das Lampenfieber langsam abnahm und sie etwas lockerer wurde. Danach folgte sie ihm in einen Umkleideraum. An der Garderobe hingen viele schöne Röcke, Hosenanzüge, Pluderhosen und lange fließende Gewänder.

Der Fotograf ermutigte sie anzuziehen, was ihr gefiel und verließ die Umkleide. Jana entschied sich für einen Hosenanzug mit blanker Taille. Schließlich begann der Fotograf, Bilder in allen möglichen Posen von ihr zu schießen. Dabei spornte er sie an, sich zu entspannen und ganz natürlich zu geben. Er gab ihr Anweisungen, wie sie stehen und welchen Gesichtsausdruck er sehen wollte.

Nach einer halben Stunde forderte er sie dazu auf, den modischen Hosenanzug auszuziehen. Jana zögerte und sah ihn misstrauisch an. Er machte ihr klar, dass er lediglich ihre Figur und Proportionen, für die Kartei einer Modeagentur in Deutschland ablichten müsse. Jana ließ sich überreden und stand kurz darauf nur noch im dünnen Slip vor der Kamera. Dann wollte er noch Profilaufnahmen machen. Dafür sollte sie sich seitlich hinstellen. Jana legte ihre rechte Hand auf die Hüfte. Mit der linken Hand bedeckte sie ihren Bauchnabel und machte ein Hohlkreuz, damit die Rundungen ihrer vollen Brüste besonders gut zur Geltung kamen.

Danach wechselte der Fotograf das Objektiv und schoss noch ein paar Closure´s von ihr. Er machte keine anzüglichen Bemerkungen oder Versuche, Jana begrabschen zu wollen.

Im Gegenteil, er lud sie wie ein Kavalier zum Essen in ein schickes Restaurant ein. Daraus wurde dann doch nichts. Er meldete sich erst spätabends telefonisch bei ihr Zuhause.

Jana hielt schnell eine Hand über die Muschel. Sie wollte vermeiden, dass ihre Eltern was von dem Gespräch mitbekamen und redete leise.

Der Fotograf sagte ihr, sie solle schon mal ihre Sachen packen. Er hatte die Bilder bereits an eine deutsche Agentur geschickt und die luden Jana zu einem Fotoshooting nach Hamburg ein. Er verriet ihr, dass es sich um eine einmalige Gelegenheit handeln würde und sie sich sofort entscheiden müsste. Wenn sie das Angebot an - nahm, solle sie sich schon am folgenden Tag in der Frühe an dem Internationalen Flughafen in Pristina einfinden. Dort hatte man bereits ein Flugticket an dem Schalter von Ryanair für sie hinterlegt. Die Terminals waren ungefähr drei Flugstunden von Frankfurt entfernt, und dort hatte man einen Direktflug nach Hamburg für sie gebucht.

Jana überlegte nicht lange und willigte ein. Sie kratzte ihr letztes Taschengeld zusammen und schlich sich am nächsten Tag mit einem Koffer und etwas Handgepäck aus der elterlichen Wohnung. Sie fuhr mit dem Bus nach Pristina ins Stadtzentrum. Dort nahm sie sich ein Taxi. Es brauchte von dort bis zu dem neunzehn Kilometer entfernten Flughafen knapp dreißig Minuten. Dort angekommen, ging sie sofort in den Bereich für Abflüge und holte sich an dem Schalter der Airline ihr Ticket ab. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihren Eltern von dieser Exkursion nichts erzählt hatte.

Sie befürchtete, dass ihr Vater kein Verständnis für ihr Verlangen nach der großen weiten Welt hatte, und sie mit Sicherheit aufhalten würde. Außerdem wollte sie vermeiden, dass sich ihre Mutter allzu große Sorgen machte.

Jana wollte die große Herausforderung alleine meistern. Sie konnte ja ihre Eltern dann später von einem Hamburger Luxushotel aus anrufen, wo die Modeagentur für sie schon ein Zimmer reserviert hatte. Sie war so aufgeregt, dass sie ihr Handy Zuhause hatte liegenlassen, was sie im Nachhinein zutiefst bereuen sollte.

KAPITEL 1

Eigentlich war es ein ganz normaler Arbeitstag. Die tägliche Routine in einem Großraumbüro bei einer Versicherungsgesellschaft war nichts Aufregendes. Marco bearbeitete die Akten mit trübsinniger Gelassenheit, fast wie ein Bestatter beim einbalsamieren von Leichen, dem klar ist, dass sich die Toten nicht beklagen können.

Das Bürokratie-Monster musste nur regelmäßig gefüttert werden, dann landete am Monatsende ein ordentlicher Gehaltscheck auf dem Konto. Allerdings brodelte es seit geraumer Zeit in der Gerüchteküche seiner Kollegen.

Der Vorstand hatte angeblich bei der letzten Tagung Optimierungsmaßnahmen beschlossen. Die Angestellten befürchteten, dass einige von ihnen weg-rationalisiert werden könnten. Alle machten sich große Sorgen um ihren Job.

Die Finanzkrise war noch nicht überstanden. Die Manager griffen immer wieder gern in das Federkästchen und holten den Rotstift raus.

Marco war sofort misstrauisch, als man ihn in die Personalabteilung bestellte. Er arbeitete seit drei Jahren in der Kartellabteilung und wusste, dass er die letzte Fortbildung zum Arschloch verpasst hatte. Die Personalchefin musterte ihn mit eiskalter Miene. Noch bevor er sich setzten konnte, hielt sie ihm seine Entlassungspapiere kaltblütig unter die Nase, als wollte sie sagen: „Ach wie gut das niemand weiß, wen ich heute noch rausschmeiß!“

Sie gab ihm noch zu verstehen, dass er es nicht persönlich nehmen sollte, und er unverzüglich seinen Arbeitsplatz räumen müsse.

Kurz darauf öffnete sich die Bürotür. Der Typ von der Security begleitete Marco wie einen Verbrecher zu seinem Schreibtisch.

Einige Kollegen schauten verstohlen über die Trennwand ihres Büroabteils, während Marco wie in Trance seine persönliche Sachen in einen Karton packte. Als er zum Laptop griff, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und blickte in die stahlblauen Augen des Security Typen, den man seiner Meinung nach von der Tochterfirma in den Staaten requiriert hatte. Der Mann erinnerte ihn mit dem kurz geschorenen Bürstenhaarschnitt an einen Soldat von den Marines. Er würde ihn wahrscheinlich ohne zu zögern nach Guatamo bringen, falls er etwas mitnahm, das ihm nicht gehörte.

Als sich die Aufzugtür öffnete, musste er sich mit der blöden Pappschachtel regelrecht hinein quetschen. Fünf andere Leidensgenossen gaben sich Mühe ihm Platz zu machen, wobei sie ihre unhandlichen Kartons übereinander stapelten und ihn mitfühlend ansahen. Marco stellte seine Pappschachtel oben drauf und drückte schließlich die Taste für die Tiefgarage.

Er hatte seinen 3er-BMW heute zum Glück dort abgestellt und brauchte deshalb nicht wie die Kollegen im Erdgeschoss zur Vordertür rausgehen, wo er möglicherweise noch anderen Mitarbeitern auf dem Parkplatz in die traurigen Augen hätte blicken müssen.

In dem verglasten Gebäude der Versicherung spiegelte sich die vertraute Kulisse des großen Hamburger Hafens, während Marco sein Auto durch die Ausfahrt manövrierte. Er konnte die Landungsbrücken und ein Containerschiff im Trockendock bei Bloom & Voss darin sehen.

Dann brauste er mit Vollgas auf die nächste Kreuzung zu, um die Ampel noch bei Grün zu schaffen. Er wollte jetzt einfach so schnell wie möglich nach Hause, um sich von seiner Frau Tanja trösten zu lassen.

Er versuchte sich auszumalen, wie sie auf seine plötzliche Entlassung reagieren würde, denn so was war ihm in den letzten sieben Ehejahren noch nicht passiert. Allerdings hatte sie sich gerade selbst eine Auszeit von ihrem Job als Maklerin genehmigt. Darum erhoffte er sich ein wenig Verständnis für die schicksalhafte Lage. Marco lenkte sein BMW durch ein Wohnviertel, das nach Spießigkeit förmlich schrie. Er musste einer älteren Dame mit ihrem Dackel ausweichen, der gerade mitten auf der Straße sein Geschäft verrichtete. Kurz darauf bog er in eine Auffahrt ab und fuhr mit dem Wagen in den Carport eines Reihenhauses.

Als Marco den Pappkarton mit Habseligkeiten vom Arbeitsplatz auf dem Rücksitz ergreifen wollte, fiel sein Blick durchs Seitenfenster auf ein Rennrad. Es lehnte hinter den Mülltonnen an der Hauswand und gehörte ihm nicht.

Marco ließ den Karton wieder los und stieg aus dem Wagen. Er besah sich kurz das Rennrad. Es war neu und nicht angeschlossen. Er kratzte sich am Kopf und überlegte, ob Tanja das Rad für ihn vielleicht gekauft hatte, weil er ihrer Meinung nach ein bisschen Sport vertragen konnte. Er war zwar nicht dick, aber er hatte mal durchblicken lassen, dass er durch den Bürojob wenig Bewegung bekam. Sie hatte mal angedeutet, dass Marco in letzter Zeit beim Sex gerne eine bequeme Stellung einnahm und sie die ganze Arbeit machen musste. Es mangelte ihm zwar nicht an Phantasie, aber er mochte es, wenn sie auf ihm saß und er dabei ihre Nippel lutschen konnte. Beim Gedanken daran musste er schmunzeln und ging schnell zur Haustür.

Als er die Tür hinter sich zumachte, bemerkt er sofort, dass etwas nicht stimmte. Er stellte die Pappschachtel auf dem Schuhschrank ab, und ging durch den Flur ins Wohnzimmer.

Dort war niemand zu sehen. Er warf noch schnell einen Blick in die Küche. Tanja war anscheinend nicht da. Es sah auch nicht so aus, als hätte sie irgendetwas zum Mittagessen vorbereitet. Plötzlich hörte er ein merkwürdiges Geräusch und wurde stutzig.

Ein leises, undefinierbares Stöhnen, drang an seine Ohren. Er ging zurück in den Flur und sah argwöhnisch die Treppe hinauf. Erst jetzt bemerkte er ein arglos hingeworfenes T-Shirt von Tanja auf der oberen Stufe.

Marco schlich sich die Treppe hinauf in den ersten Stock. Dort lagen noch mehr Klamotten von ihr auf dem Boden herum. Er ging zögernd auf die Schlafzimmertür zu. Er hörte deutlich Tanja stöhnen. Die Tür war nur angelehnt.

Er drückte sie langsam auf und erblickte seine Frau beim Liebesspiel mit einem sportlich aussehenden Mann. Sie hielt in der Bewegung inne und sah Marko mit schuldbewusster Miene an.