Pimp Your Kid - Yvonne de Bark - E-Book

Pimp Your Kid E-Book

Yvonne de Bark

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Beschreibung

Wer wünscht sich nicht ein perfektes Vorzeigekind? Eines, das im Restaurant still in seinem Buch liest, während die Erwachsenen sich unterhalten, eines, das selbstständig Hausaufgaben macht und seine Schuhe ordentlich im Hausflur abstellt? Alles kein Problem, so die Schauspielerin und Autorin Yvonne de Bark. Doch sie wollte noch mehr! Sie wünschte sich eine ausgeräumte Spülmaschine, sonntags Kaffee ans Bett und ab und an mal eine Fußmassage. Und das bekam die zweifache Mutter auch. Wie sie das geschafft hat, erzählt sie in Pimp Your Kid - und lädt alle stressgeplagten Eltern zum Nachmachen ein. Angefangen beim freiwilligen Sockensortieren über den fachgerechten Umgang mit Gartengeräten - während Mama nur ab und zu aufmunternd von der Sonnenliege herübernickt - bis hin zum einfachen 'Danke, es geht schon' bei Krankheit statt herzzerreißendem Jammern. Auf ironische und äußerst unterhaltsame Art und Weise gibt Yvonne de Bark (zukünftigen) Eltern allerlei dienliche Tipps zur erfolgreichen Kindererziehung und zum entspannten Elterndasein an die Hand.

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Seitenzahl: 224

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Yvonne de Bark

PIMP YOUR KID

Frage nicht, was du für dein Kind tun kannst! Frage, was dein Kind für dich tun kann!

VORWORT

NUR EIN GEPIMPTES KIND IST EIN GUTES KIND!

Kinder machen macht ja noch Spaß. Eltern werden macht auch Spaß – Eltern sein ist hingegen ganz schön schwer und es durchzuhalten noch viel schwerer. Mangelnder Respekt, Widerworte, Zickereien, vermüllte Kinderzimmer und, und, und: Das sind die Früchte unserer jahrelangen Aufopferung. Wie oft knallen unsere Kleinen die Tür hinter sich zu und kommen erst wieder, wenn sich der Duft des liebevoll zubereiteten Abendessens seinen Weg durch die Straßen der Wut und pubertären Empörung gekämpft hat?

Wie schön wäre es doch, wenn sie von Anfang an »funktionieren« würden. Oder etwas bescheidener ausgedrückt: wenn mal EIN Tag verginge, an dem nicht gezickt, gestritten oder geheult wird.

Das perfekte Vorzeigekind – eines, das die Nerven der Mutter schont, ihr Zeit und persönlichen Freiraum lässt und um das alle sie beneiden – dieses Kind … gibt es leider nicht. Aber es gibt Wünsche, Träume, Vorstellungen, denen wir nachjagen. Warmer Kaffee. Fünf Minuten allein im Badezimmer. Ein Telefonat, das nicht unterbrochen wird, und Schuhe, die ordentlich am Eingang stehen.

In diesem Buch werde ich mit Ihnen gemeinsam nach den Sternen greifen und vielleicht auch den einen oder anderen vom Firmament pflücken. Um die Reise zu beginnen, müssen wir Wünsch-dir-was-Eltern vom Ponyhof uns eine entscheidende Frage beantworten: Was erwarten wir von unserem Kind?

Die Antwort liegt in der Umkehr aller pädagogischen Erziehungsgrundsätze: Frage nicht, was du für dein Kind tun kannst, frage, was dein Kind für dich tun kann.

Was muss ein Kind wirklich lernen, was muss es wirklich können, was wirklich wissen? Ich weiß es.

Sie sehen mich jetzt nicht, aber ich reibe gerade in verzückter Vorfreude meine Handflächen aneinander, denn in wenigen Minuten werden Sie in die Geheimnisse glücklicher Eltern eingeweiht und sich an meinen mehr oder weniger ernst gemeinten Tipps erfreuen.

Doch wie sieht eigentlich der Alltag eines gepimpten Kindes aus? Oder besser gesagt: Wie MÜSSTE er aussehen? Was wünschen wir uns? Was würde uns glücklich machen?

Nehmen wir einen beliebigen Wochentag. Das gepimpte Kind erwacht gut gelaunt und fröhlich gestimmt zur rechten Zeit von ganz allein. Ein Wecker darf hierbei zu Hilfe genommen werden. Bis zum vitamin- und ballaststoffreichen Frühstück sollten die üblichen Maßnahmen für einen reibungslosen und ruhigen Morgenablauf ergriffen worden sein. Die da wären: Anziehen, Schul- oder Kindergartentasche packen, Frühstück zubereiten. Eltern sanft mit Tee oder Kaffee wecken. Gemeinsam frühstücken und dabei die ausgeglichene Morgenstimmung mit allen genießen. Sodann selbstständig das Pausenbrot vorbereiten, Zähne putzen, den Autoschlüssel deutlich sichtbar in der Hand präsentieren und ruhig und lächelnd auf die Bereitschaft der Eltern warten, ihr Kind zu seinem Bestimmungsort zu bringen. Außerordentlich gepimpte Kinder vermögen es, den Schulweg allein zurückzulegen, sodass die Eltern nicht einmal geweckt werden müssen.

Nach dem Kindergarten oder der Schule wartet das Essen auf das stets gut gelaunte Kind. Dieses erzählt fröhlich plappernd von den Ereignissen des Vormittages, von zufriedenen Lehrern und wie es eine Streitigkeit auf dem Schulhof eloquent und ausschließlich verbal bereinigt hat. Es präsentiert seine guten Noten und isst die kredenzte Mahlzeit mit Freude und großem Appetit. Nachdem es den Tisch mit abgeräumt hat, erledigt es seine Hausaufgaben stillschweigend, ordentlich und zügig.

Der Nachmittag verläuft wohlstrukturiert und Verabredungen werden unter Berücksichtigung anstehender sportlicher oder musikalischer Verpflichtungen selbstständig getroffen. Wege werden nach Möglichkeit aus eigener Kraft zurückgelegt und zum Abendessen erscheint das Kind mit tollen neuen Eindrücken, Erfahrungen und gebildeten Synapsen wieder zu Hause. Nach dem Abendessen in familiärer Runde macht sich das Kind bettfertig und zieht sich dann zurück, um noch etwas zu lesen; bis die Eltern schließlich das Licht ausschalten und die Kinder mit einem Gutenachtkuss in das Reich der Träume entlassen.

Diese kurze Übersicht zeichnet jedoch nur einen einzelnen, ganz normalen Tag im Leben eines Kindes nach. In diesem Buch hingegen beschreibe ich die Dinge, die es zu verfolgen gilt, um auch im Gesamtpaket ein rundum gepimptes Kind und infolgedessen debil lächelnde, überglückliche Eltern zu erhalten.

Ihre Yvonne de Bark

1. KAPITEL

SMILE TO ME

KAPITALISTISCHER FAMILIENMIKROKOSMOS

DAS SMILEY-SYSTEM

Kennen Sie das Smiley-System? Es ist nicht neu, aber sehr wirkungsvoll, und es ist unter dem Aspekt der erstrebenswerten intrinsischen Motivation pädagogisch völlig verabscheuungswürdig. Hierbei handelt es sich um eine Methode, die auf dem Belohnungssystem aufbaut, also die extrinsische Motivation, die Motivation von außen, zur Grundlage hat. Deutlicher ausgedrückt: Unsere Kinder lernen auf verwerflich eindrucksvolle Weise, für Belohnungen und ausschließlich für Belohnungen zu arbeiten. Die Kinder verdienen sich kleine, lachende Smileys, die sie sich an einen bestimmten Ort und für alle sichtbar kleben dürfen. Smileys kann man mit den Kindern selber basteln, malen, schreinern, kneten, oder man kauft sie oder druckt sie aus. Wobei das Selberbasteln den Smileys einen – subjektiv empfunden – größeren Wert verschafft: Wofür ich hart arbeite und worauf ich viel Mühe verwende, das ist auch was wert. Psychologie für Dummies, erstes Semester.

Smileys können verdient werden, indem das Kind Dinge erledigt, die es eigentlich nicht so gern tut beziehungsweise die ihm wertvolle Freizeit rauben; zum Beispiel die Spülmaschine ausräumen, Socken sortieren, Staub saugen, Klavier oder Geige üben. Finden Sie im nächsten Schritt etwas, was Ihrem Kind besondere Freude bereitet. Es sollte etwas sein, was Sie nur unter Vorbehalt tolerieren oder leisten wollen. Dazu können Dinge wie Fernsehen, Computerspielen oder bei kleineren Kindern Vorlesen, Kitzelalarm oder Rodeoreiten auf Ihrem Rücken gehören. Auch Schwimmbadbesuche und andere Freizeitaktivitäten sollten nicht selbstverständlich sein, sondern sich von den Kindern »erarbeitet« werden. Schließlich arbeitet ja auch irgendjemand, um das Eintrittsgeld bezahlen zu können, und zudem kosten solche Unternehmungen die wertvolle Zeit eines Erwachsenen, der vielleicht gar keine Lust hat, sich mit anderen Eltern im Schwimmbad um den besten Liegeplatz zu streiten oder sich durch Menschenmassen zu den Lebkuchenständen auf dem Weihnachtsmarkt zu quetschen. Die Toleranzgrenze ist hierbei individuell an Ihre eigene Leidensfähigkeit anzupassen.

Die Leistungen, die Kinder durch Smileys einfordern können, variieren nach persönlichen Prioritäten und Vorlieben der jeweiligen Familie. In UNSEREM eigenen, streng kapitalistischen Familienmikrokosmos ist es so, dass die Kinder nach Absprache und unter Berücksichtigung ihres Mitbestimmungsrechts jeweils einen Smiley pro erledigte Aufgabe erhalten. Für – nach eigenem Empfinden – heroische Tätigkeiten, die der Fortbildung dienen, oder um positive Anker zu setzen, sprich positive Verbindungen zu schaffen, bekommen sie mehr. Ein fertig gelesenes Buch bringt da schon mal bis zu zehn Smileys auf einen Schlag. Für eine komplette Autowäsche inklusive Innenreinigung gibt es zwanzig. Gäbe es. Diesen Fall hatten wir leider noch nie.

Nun gilt es, zusammen mit den Kindern den Kosten-Nutzen-Faktor der Smiley-Vergabe und deren Einlösung herauszuarbeiten. Ein Beispiel: Wenn ein Kind 34 Aufforderungen am Tag benötigt, um Klavier zu üben, kann man das mit einem abgesprochenen Belohnungssystem beschleunigen. Die Rechnung ist einfach. Das Kind würde gern fernsehen. Die Eltern sind dagegen, weil übermäßiger Fernsehkonsum schlecht ist. Durch persönlichen Einsatz kann das Kind nun dafür arbeiten, seinem Traum von passiver Berieselung rasch näher zu kommen. Es übt fünf Tage lang regelmäßig Klavier, erledigt seine Hausaufgaben zügig und gewissenhaft und macht eine Ladung Wäsche fertig. Bei einem Preis von fünf Smileys für eine halbe Stunde Fernsehen kommt auf diese Weise locker ein Disneyfilm am Wochenende zusammen.

Allerdings sollte auch beim Medienkonsum eine Differenzierung hinsichtlich der Qualität getroffen werden. Fernsehsendungen mit wissenserweiterndem Inhalt können preiswerter konsumiert werden als sprechende Unterwasserschwämme oder sich anheulende Mangamännchen. Und Computerspiele mit pädagogischem Anspruch kosten weniger Smileys als blutrünstige Egoshooter. Ja, wir sollten unsere Kinder schon früh damit vertraut machen, dass Herumballern und Leute abschlachten eine teure Angelegenheit ist.

Einen Übernachtungsgast zu haben, erfordert von den Eltern immer eine gewisse Anstrengung, besonders dann, wenn die Kinder darin noch nicht so geübt sind, die Schlafgewohnheiten unterschiedlich und die Ernährungsvorlieben des Besuchers von unseren familieninternen abweichen. Beispielsweise möchte das einquartierte Kind lieber bei Licht oder ohne Licht schlafen und zum Abendbrot unbedingt Nutellatoast essen, weil es meint, sonst nicht schlafen zu können. In solchen Fällen kostet so eine Übernachtungsaktion natürlich Nerven. Somit dürfen auch dafür nach Absprache Hunderte von Smileys einkassiert werden.

Natürlich können jetzt Pädagogen mit ihrem abgeschlossenen Studium und seitenstarken Erziehungswälzern auf mich einschlagen und sagen, dass die Kinder aus sich heraus lernen sollen, Dinge zu tun, die sie im Grunde ungern in Angriff nehmen. Tun sie ja auch. Sie erfahren eine Affirmation durch den steten Zuwachs ihres Smiley-Kontos, wenn sie die Spülmaschine ausräumen. Und Pädagogen behaupten, dass Kinder von sich aus im Haushalt mithelfen sollen. Das verstärkt das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt. Ja, ja und ja.

Um das Belohnungssystem aus dem Sumpf der ungerechten Einseitigkeit ein wenig herauszuziehen, sind die Eltern natürlich ebenso in dieses System mit eingebunden. Ich muss mich zum Sport überreden, meinen inneren Schweinehund überwinden und belohne mich für einmal Joggengehen mit einem Smiley. Und für zehn Smileys bekomme ich von den Kindern ein Frühstück ans Bett. Das ist fair.

In einer ausgefeilten Variante des Smiley-Systems können die kleinen gelben Dinger als Zahlungsmittel von Familienmitglied zu Familienmitglied wechseln. Ein Beispiel: Das Kinderzimmer ist nicht aufgeräumt, soll es aber bald sein. Je nach Verdreckungsgrad wird entschieden, wie viel das Aufräumen wert ist. Bei uns darf das Kind entscheiden, ob es selber aufräumen will oder die Mutter das übernimmt. Das kostet, je nach Aufwand, zwei bis fünf Smileys, die auf das Konto der Mutter wandern. Oder eben keine, wenn das Kind selber Hand anlegt. Die Vorgehensweise ist ganz einfach: Für die Aufräumaktion wird ein zeitliches Ultimatum gesetzt, beispielsweise ein Tag. Sollte bis zum Abend nichts erledigt sein, bedeutet das, dass ich das am nächsten Morgen übernehme, wenn die Kinder in der Schule sind und die verabredete Anzahl Smileys unter meinem Foto strahlt.

Dieses einfache System erleichtert uns das Zusammenleben enorm. Den Kindern macht es Spaß, Smileys zu sammeln, und sie genießen die Macht, sich Dinge dafür zu kaufen, ohne Schürfwunden vom Betteln auf Knien zu erleiden. Und ich löse heute Abend ein paar gelbe Grinsies gegen eine wohlverdiente Fußmassage ein. Aaah.

HONEY-DO’S

Was aber, wenn das Smiley-System Sie mehr und mehr dazu verlockt, Ihre Kinder für das Nichterfüllen der Aufgaben mit Abzügen zu strafen? Wie bekomme ich schlechte Angewohnheiten der Kinder weg, ohne sie zu maßregeln?

Dazu eine kleine Geschichte: Mein Sohn hatte bei Tisch die unakzeptable Angewohnheit zu schmatzen. Und zwar so, dass man während des Essens zusehen konnte, wie die Nahrung zerkleinert wurde. Ich kam mit Smiley-Versprechen nicht weiter, zumal das seiner Schwester gegenüber ungerecht gewesen wäre, denn sie bekam keine Smileys, weil sie sich benehmen konnte. Unsere übliche Methode wäre unlogisch und ungerecht gewesen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als für solche Angewohnheiten zu strafen. In Absprache mit meinen Kindern tüftelten wir das Honey-do-System aus. Ein Honey-do ist ein Gefallen, den man jemandem tut, ohne dass man selbst einen Nutzen davon hat. Eigentlich betrifft ein Honey-do den Partner. Der bringt einem beispielsweise etwas aus der Küche mit, wenn man gerade nicht vom Sofa hochkommt, oder er wechselt die Winterreifen.

Für jedes Mal Schmatzen bekam Dorian also ein Honey-do. Das waren Kleinigkeiten wie »Mach mir bitte ein Wurstbrot« oder »Bring das zum Briefkasten«. Ich führte eine Strichliste, die ich einlösen konnte, wann immer ich wollte. Und was soll ich Ihnen sagen: Nach fünf Honey-do’s blieb sein Mund zu. Nicht, weil er die Gefallen so schrecklich fand, sondern weil es ein Spiel für ihn war, gegen Mama zu gewinnen.

Gleiches funktioniert bei Kleinigkeiten, die eigentlich normal sein müssten. Bei jedem Kleckern gibt es ein Honey-do: »Nimm bitte meinen Teller mit in die Küche.« oder »Lies mir bitte eine Geschichte vor.«. Bei dieser Methode geht es gar nicht darum, sich Sklaven heranzuzüchten, sondern sie ist ein Spiel, um unliebsame Gewohnheiten der anderen Familienmitglieder einzudämmen. Und sie klappt hervorragend.

2. KAPITEL