Körpersprache einfach nutzen - Yvonne de Bark - E-Book

Körpersprache einfach nutzen E-Book

Yvonne de Bark

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Witzig und kompetent: Das Thema Körpersprache neu aufgerollt. Die Schauspielerin Yvonne de Bark ist es gewohnt, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Zicke, Mörderin oder Krankenschwester mit Herz: Jede Figur hat eine andere Körpersprache. Als Schauspielerin weiß sie, wie sie den passenden Ausdruck quasi auf Knopfdruck aufrufen kann. Dieses Wissen gibt sie in „Körpersprache einfach nutzen“ witzig und kompetent weiter. Die Expertin für Körpersprache erklärt Ihnen, wie Sie Gestik und Mimik perfekt einsetzen können und wie Sie entschlüsseln, was Ihr Gegenüber wirklich denkt: von Flirt-Signalen bis zum Gespräch mit dem Chef. Die Tricks der Schauspieler für den Alltag nutzen!

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Seitenzahl: 272

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YVONNE DE BARK

Körpersprache einfach nutzen

Eine Schauspielerin verrät die besten Tricks

für Alltag, Flirt und Job

Geleitwort

Nahezu jede Situation, in der zwei Menschen miteinander kommunizieren, wird von der Körpersprache – sprich: Sitzhaltung, Hände, Augen, Mimik usw. – beeinflusst. Intuitiv holen wir uns genau bei diesen Wirkpunkten die Gewissheit, ob wir unserem Gegenüber trauen können oder eben nicht. Und das ist in allen Lebenssituationen wichtig: Beim Flirten, bei der Jobsuche oder beim Gespräch auf dem Amt.

Da ich eher mit der wissenschaftlichen Literatur zum Thema vertraut bin, war ich skeptisch, als Yvonne de Bark mit ihrem Buch ausgerechnet zu mir kam. Bei der Lektüre bin ich zugegeben misstrauisch ans Werk gegangen und war umso erstaunter, als ich feststellte, dass ich das Manuskript in einem Zug durchgelesen hatte. Yvonne de Bark hat etwas Außergewöhnliches und aus meiner Sicht bisher Einmaliges geschafft: Die perfekte Verknüpfung von wissenschaftlich basiertem Hintergrundwissen mit dem Alltag der Menschen. Das Ganze interessant und mit reichlich erlebten Anekdoten illustriert und verdeutlicht. Gepaart mit den Videotipps (Wow!) der zweifachen Mutter, erfahrenen Autorin und Schauspielerin erhalten Sie als Leser ein komplettes Werk, das Ihnen direkt Vorteile in allen erdenklichen Lebenssituationen schenkt. Sie werden es beim Lesen und Studieren merken!

De Bark hat einen ausgezeichneten Blick auf diesen Fachbereich. Als Schauspielerin hat sie an den besten Schulen (u.a. Los Angeles) gelernt, ihre Körpersprache zu nutzen, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen. Als Mutter hat sie im Umgang mit ihren Kindern gelernt, dass ausschließlich Aufrichtigkeit und Authentizität in der Erziehung etwas nützen. Als Autorin hat sie gelernt, wie man wissenschaftliche Informationen und Expertenwissen so verarbeitet, dass auch der normale Interessierte Spaß an diesem umfangreichen Thema bekommt.

Fazit: Sie haben Glück. Aus meiner Sicht. Sie halten den derzeit besten Ratgeber zum Thema „Körpersprache“ in Ihren Händen. Ich werde diese Buch/DVD-Kombination auf jeden Fall bei jedem meiner Trainings auslegen und uneingeschränkt meinen Seminarteilnehmer/innen empfehlen. Ihnen wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Lernen.

Michael Ehlers

Rhetoriktrainer

Inhaber „Institut Michael Ehlers GmbH“, Bamberg

u.a. SGMI Management Institut St. Gallen

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Sie ein weiteres hochwissenschaftliches Buch erwarten, das sich in die lange Reihe der Ratgeber „Körpersprache heute“, „Das 1x1 der Körpersprache“ oder „Wie Ihr Körper zu Ihnen spricht“ einreiht, dann müssen Sie jetzt stark sein: Ich bin keine Wissenschaftlerin. Ich bin eher so etwas wie … ein Mensch. Ein Mensch, der mit seinem Körper und seiner Stimme Geld verdient – weniger mit dem, was er sagt (je nach Sender und Sendezeit): Ich bin Schauspielerin. Ich bin es gewohnt, meinen Körper und Geist zu synchronisieren und Gefühle entstehen zu lassen, damit der Zuschauer sich aus dem Alltag in eine entspannte Traumwelt fallen lassen kann. Dazu muss ich wissen, woher ich die erforderlichen Gefühle nehme, wie ich sie umsetze und wie ich dies in meiner Rolle mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln realisieren kann.

Im Laufe meiner Jahre als Schauspielerin habe ich viele verschiedene Rollen ausgefüllt. Ich war die Zicke, die hinterhältige Mörderin, die Verdächtige, der männerfressende Vamp oder die Krankenschwester mit dem großen Herzen. Jede Figur besitzt eine andere Körpersprache, und jede Situation erfordert einen anderen körperlichen Ausdruck. Es ist wunderbar zu sehen, wie vielschichtig Emotionen transportiert werden können, und zu erkennen, wie das, was man sagt, durch den Einsatz von Körpersprache in verschiedene Richtungen gelenkt werden kann.

Das Wissen, wie man Körpersprache lesen und leben kann, ist im Umgang mit anderen Menschen wie eine Schatzkiste. Den Schlüssel dazu halten Sie gerade in Ihrer Hand.

Ihre

Yvonne de Bark

Die Welt ist eine Bühne

Warum war und ist Körpersprache so ein wichtiger Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation? Weshalb spricht mein Körper überhaupt? Warum ist es sinnvoll, sich mit Körpersprache zu beschäftigen?

Emotionale Kommunikation funktioniert über Körpersprache

Eine gern zitierte Studie des amerikanischen Psychologen Albert Mehrabian besagt, dass 93 Prozent dessen, was von einem Vortrag auf uns wirkt und bei uns hängen bleibt, der Körpersprache (55 Prozent) und der Stimme (38 Prozent) geschuldet ist. Nur mickrige 7 Prozent sollen demnach auf den Inhalt fallen, also auf das, was wir sagen. Allerdings bezog sich Mehrabians Studie darauf, welchem Kommunikationskanal wir bei emotionalen Äußerungen wie „Ich mag dich“ eher Glauben schenken, und zwar insbesondere dann, wenn sich verbaler und nonverbaler Ausdruck widersprechen. In diesen Fällen glauben wir vorrangig der Mimik, dann der Stimme und als letztes den Worten.

Handelt es sich also um emotional aufgeladene Belange, dann greift die 55-38-7-Regel von Professor Mehrabian, weil wir nonverbalen Informationen stärker vertrauen als einer verbalen Äußerung. Ein „Ich liebe dich“ ohne Lächeln, stattdessen mit heruntergezogenen Mundwinkeln und hängenden Schultern vor die Füße geworfen, wird bei dem Empfänger dieser „Liebeserklärung“ sicher keine allzu positive Reaktion hervorrufen. Und ein langgezogenes „Jaaa“ als Antwort auf den Heiratsantrag, begleitet von unsicherem Biss auf die Unterlippe und Herumnesteln an der Kleidung, zieht eher eine Grundsatzdiskussion nach sich als das zeitnahe Bestellen des Aufgebots.

Bei einer Präsentation aber ist es tatsächlich wichtig, was der Redner sagt. Ohne Inhalt kommen wir nicht von hier bis zur nächsten Straßenecke. Versuchen Sie mal, jemandem allein mithilfe der Stimme und Körpersprache den Weg zu erklären, oder tanzen Sie Ihrem Kunden doch mal den Verbrauch des Pkw vor. Faule Referenten haben also keine Ausrede, sich davor zu drücken, fundierte Inhalte vorzubereiten. Bei Vorträgen reicht es nun mal nicht, präsent vor den Zuhörern zu stehen und ein bisschen auf Flipcharts zu zeigen. Man muss schon was sagen. Es gibt allerdings nonverbale Tricks, wie man hervorragend den Anschein erregen kann, zu wissen, was man tut. Mit ein paar körpersprachlichen Signalen können Sie einen ordentlichen, kompetenten Eindruck vermitteln und sich selbst sicherer fühlen. Sie können Ihren Körper wunderbar einsetzen, um das Gesagte zu unterstreichen, ihm Gewicht zu verleihen und Vertrauen in die Fakten zu vermitteln. Das gilt für sachbezogene Vorträge, Präsentationen und fachliche Gespräche.

In emotionalen Angelegenheiten wird es schon schwieriger. Da kommt es sehr viel mehr auf Körpersprache und Stimme an. Männer, die die berühmten drei Worte der Liebesbezeugung nicht über die Lippen bringen, haben gute Chancen, dass ein tiefer, zuneigungsgeschwängerter Blick in die Augen der Angebeteten sie davor bewahrt, dieses verbale Zugeständnis machen zu müssen. Doch manchen Frauen entfleucht in diesem romantischen Moment säuselnd, aber unmissverständlich auffordernd: „Sag es.“ Gibt der Romantiker widerwillig nach, entscheidet der Rezipient (in diesem Fall also die Frau) allein, welcher der unterschiedlichen Kommunikationskanäle – von Körpersprache bis Schriftform – für sie bedeutsam ist. Die eine ist empfänglicher für Signale körperlicher Art (das Lächeln des Gestehenden), die andere schmilzt bei sanften Stimmen dahin (je zärtlicher die Botschaft gehaucht wird, desto tiefer trifft sie ins Herz) und wieder andere brauchen alles schriftlich, bevor sie eine emotionale Reaktion zeigen können (das nennt man „Ehevertrag“).

Beeinflusst der Geist die Körpersprache oder umgekehrt?

Ist zuerst der Gedanke da und folgt dann die Bewegung? Oder können wir durch eine Bewegung den Geist beeinflussen? In einem Versuch mussten die Teilnehmer mimisch ein Lachen „produzieren“, indem sie sich einen Bleistift zwischen die Zähne steckten. Danach fanden sie Comics viel komischer als die Teilnehmer, die den Stift nur mit den Lippen halten durften. Wer lacht, hat also nicht nur eine positive Ausstrahlung auf seine Umgebung, sondern auch die Chance, glücklicher und fröhlicher zu sein als jemand, der mit traurigem Gesicht durch die Gegend schleicht. Verziehen Sie also, sooft Sie daran denken, den Mund zu einem Grinsen, statt die Mundwinkel hängen zu lassen. Lassen Sie den Bleistift aber lieber weg, denn damit läuft einem nach einigen Sekunden der Speichel aus dem Mund, das sieht immer so befremdlich aus.

Wir können mit unserer Körperhaltung auch unser Selbstbewusstsein temporär aufmotzen. Das ist für Vorstellungsgespräche oder Präsentationen gar nicht so schlecht. Dazu später mehr.

Umgekehrt ist es wichtig zu verstehen, wie der eigene Körper funktioniert, wie er mit bestimmten Einflüssen umgeht. Wenn wir etwas fühlen und empfinden, reagiert unser Körper. Das ist ziemlich gut so, denn so können wir zum Beispiel bei Gefahr effektiv handeln (abhauen) oder bei signalisierter Paarungsbereitschaft entsprechende Signale senden. Es ist ein Wechselspiel zwischen Geist und Körper. Beides kann sich gegenseitig beeinflussen.

Sie werden bald eine ganze Menge darüber wissen, wie der Körper spricht und was er damit sagen will. Das Entscheidende bei der Interpretation ist, dass die verschiedenen Signale immer im Kontext gesehen werden müssen. In welcher Situation befindet sich die Person? Wie wirken alle Signale im Zusammenspiel?

Körpersprache deuten kann man üben

Wir alle sind Schauspieler, und das Leben ist unsere Bühne. Jeder, dem wir begegnen, hat seine Rolle in unserem Stück. Jeden Tag kommen neue hinzu. So wird unser Leben immer ein Stück bunter. Und jeder, dem wir begegnen, hat Einfluss auf uns, ob wir es wollen oder nicht. Der Mann im Auto hinter uns, der hupend an unserer Stoßstange klebt, füllt seine Rolle als drängelnder Verkehrsrüpel sehr gut aus. Die immer fröhliche Verkäuferin beim Bäcker lebt ihre Rolle als Tratsch-Ursel des ganzen Dorfes. Die Menschen um uns herum machen unser Leben bunter und bevölkern unsere Bühne. Je länger wir mit unseren Spielpartnern zusammenarbeiten, desto besser können wir sie „lesen“. Aber oft betreten wir Bühnen, die wir nicht kennen und wir wissen nicht, welche Hintergrundinformationen die anderen Rollen haben. Wir sehen nur das, was sie uns zu zeigen bereit sind. Vielleicht hatte der Verkehrsrüpel Stress mit seiner Frau, weil er nicht rechtzeitig zum Hochzeitstag nach Hause gekommen ist. Vielleicht ist die nette Verkäuferin verliebt und hat deshalb ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis. Wir wissen es nicht.

Wenn wir Hintergrundinformationen über unsere Mitmenschen erhalten wollen, müssen wir genau hinsehen. Sie geben uns immer wieder unbewusst Signale, wie sie sich fühlen und was sie bewegt. Körpersprache kann uns darüber Aufschluss geben, ob jemand nervös ist oder mit dem, was wir sagen, nicht einverstanden ist. Wir können Hinweise erhalten, ob sich jemand in unserer Gegenwart wohl fühlt oder lieber das Weite suchen möchte. Mit ein wenig Übung entwickeln Sie ein Gespür dafür, ob Ihr Gegenüber Ihnen wohlgesonnen ist oder nicht. In Kenntnis Ihrer eigenen Körpersprache können Sie darauf reagieren und sich entsprechend verhalten. Geht jemand mit Ihnen in Konfrontation, können Sie ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Beim Flirt erkennen Sie, ob Sie auf Interesse stoßen oder ob die Person sich vielleicht mehr für Ihren Tischnachbarn interessiert. Beim genauen Hinschauen werden Sie vielleicht bemerken, dass der missmutige Hundebesitzer, der sich immer so aufregt, weil Sie jedes Mal auf den Baum springen, wenn er vorbeikommt, in Wirklichkeit beschämt darüber ist, wie schlecht er seinen Hund erzogen hat. Jede Rolle hat ihre eigene Geschichte und jeder reagiert unterschiedlich auf Einflüsse von außen.

Bei Schauspielern gehört das Einsetzen der Körpersprache zum Beruf. Sie tun es täglich. Und jetzt halten Sie sich fest: Sie auch! Sobald Sie mit anderen Menschen interagieren, kommunizieren Sie mit Ihrem Körper. Nur dass bei Ihnen keine Kamera dabei ist. Zumindest bei den meisten von Ihnen.

Warum ist unser Körper so mitteilungsbedürftig?

Seit es Lebewesen gibt, die miteinander auf irgendeine Art und Weise kommunizieren, gibt es Körpersprache. In der längsten Epoche der Menschheitsgeschichte, der Steinzeit, haben die Menschen Verhaltensstrategien entwickelt, die für sie überlebenswichtig waren. Sie mussten Gefahren erkennen und abwehren, sie mussten dem Überlebenstrieb mit periodischer, aber kontinuierlicher Nahrungsaufnahme Tribut zollen und sie mussten sich fortpflanzen. Eine so lange Zeitspanne wie diese, in der sich Verhaltensweisen entwickeln konnten, gab es seitdem nie mehr. Deshalb hängt fast alles, was wir tun, mit dem zusammen, was den Menschen in den Babyschuhen der Menschheit zum Fortbestand wichtig war. Durch ständiges Lernen und Erziehen haben wir unser Verhalten an unsere jetzige Gesellschaft angepasst.

Wir kommunizieren ständig mit unserem Körper, und das ist ausnahmsweise mal unabhängig vom Geschlecht. Sogar wenn wir nur still dasitzen, senden wir Informationen an unsere Umwelt. Nehmen wir an, Sie kommen nach Hause, und Ihr Partner sitzt vor dem Fernseher. Sie erkennen an seiner Körpersprache, ob er vom Fernsehprogramm gelangweilt ist oder ob er die Sendung auf jeden Fall zu Ende sehen möchte. Sie erkennen, wann Sie ihn ansprechen können und wann nicht. Sollten Sie es nicht erkennen, bringen Sie ihm eine Flasche Bier, dann haben Sie garantiert für einige Sekunden seine Aufmerksamkeit, egal, was läuft.

Wir kommunizieren, damit unsere Herdenmitglieder wissen, was Sache ist. Das beinhaltet sogar die Kommunikation von Ruhe. Entspannte Herdenmitglieder bedeuten „keine Gefahr für die Herde“. Schnarchen ist hierfür ein guter Indikator.

Was nützt mir das Wissen über Körpersprache?

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Wieso ist es wichtig für Sie zu wissen, welche zentrale Rolle die Körpersprache bei all Ihren Interaktionen spielt? Ganz einfach: Dieses Wissen gibt Ihnen zum einen die Möglichkeit, mit anderen Menschen besser zu kommunizieren. Darüber hinaus können Sie es auch ganz bewusst einsetzen, um zum Beispiel Ihre Anliegen – ob privater oder beruflicher Natur – erfolgreicher zu vertreten. Der bewusste Einsatz der Körpersprache und die richtige Einschätzung Ihres Gegenübers sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Kommunikation.

Andere für sich gewinnen

Ich will Sie nicht dazu ermuntern, sich zu verstellen. Aber es kann für Sie nur von Vorteil sein, wenn Sie wissen, wie sich Ihr Gegenüber fühlt und wie Sie darauf reagieren können. Wenn Sie die Körpersprache des andern „lesen“ können, fällt es Ihnen leichter, auf ihn einzugehen. In einem beruflichen Gespräch wäre es doch schön, sich durchzusetzen. Und wenn Sie erkennen, wann sich Ihr Gegenüber langweilt, können Sie Ihre Argumente ändern oder vielleicht ganz aufs Wetter umschwenken. Oder wenn Sie auf einer Party jemanden treffen, der Ihnen gefällt, dann wäre es doch großartig, wenn Sie das Rennen machen würden und nicht dieser andere attraktive Jäger mit dem dämlichen Grinsen, dem Drei-Tage-Bart und den italienischen Designerschuhen.

Erfolg im Beruf haben

Wenn Sie sich ein wenig mit Körpersprache auskennen, haben Sie schon viel gewonnen. Sie können sich individuell auf den anderen einstellen. Sie können ihn spiegeln, um ihn zu besänftigen, oder Ihren eigenen Status erhöhen, um kompetent zu wirken. Sie können die Welle aufschnappen, auf der Ihr Gegenüber gerade surft, und sich auf sein Level begeben, wenn Sie das wollen. Das Gespür dafür kann entscheidend für die Interaktion mit Mitmenschen sein.

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Vorstellungsgespräch. Voller Elan und Tatendrang stürmen Sie in das Büro. Dem einen Personaler mag das entgegenkommen, ein anderer bevorzugt einen ruhigen, bedachten Kollegen. Es gibt Menschen, die sich zurückziehen, wenn ihr Gegenüber sie mit seinem exponierten Selbstbewusstsein erdrückt. In vielen Situationen ist es wichtig, zu erspüren, womit der andere umgehen kann oder eben auch nicht. Früher versuchte ich, die Regisseure bei Castings gut gelaunt, voller Esprit und mit fester Stimme zu beeindrucken. Am Ende des Tages kam es aber nur darauf an, ob ich die Szenen gut abgeliefert hatte oder nicht. Und so entschied ich mich, so zu sein, wie ich bin – garniert mit einer Portion Zurückhaltung, um niemanden mit meiner überspielten Nervosität zu überfahren. Ich kann mich nicht immer beherrschen, vor allem, wenn ich aufgeregt bin. Aber ich übe.

Menschen besser einschätzen können

Beim ersten Kennenlernen ist unser weiteres Verhalten von den Signalen abhängig, die der andere aussendet. Hat der andere überhaupt Interesse an mir? Wie zeigt er das? Was steckt hinter dem, was er sagt? Lächelt er viel, vielleicht zu viel? Wie ist seine Körperhaltung, während wir uns unterhalten? Wo geht der Blick hin? Wir entscheiden binnen Bruchteilen von Sekunden, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht. Genauso wie der andere auch. Dagegen kann man nichts tun. Aber dieses Urteil wird unter Umständen genauso schnell wieder umgeworfen, wenn wir jemanden näher kennen. Viel zu viele Komponenten verzerren anfangs unser Bild. Und das ist gut. So ist jedes Kennenlernen einer neuen Person ein Feuerwerk von Eindrücken, die verarbeitet werden müssen. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen.

Etwas verkaufen

Wäre es nicht toll zu wissen, ob ein Kunde interessiert ist oder nicht? Vielleicht gefällt ihm eines Ihrer Argumente nicht, dann sollten Sie schnell noch andere anbringen und vielleicht Ihre Taktik ändern. Oder wäre es nicht gut, wenn Sie bei einer Präsentation selbst feststellen, dass Sie eine andere Richtung einschlagen oder Plan B hervorholen müssen? Körpersprache ist beim Verkauf von Dingen oder von sich selbst überaus interessant. Bedenken Sie die Chancen, die sich auftun, wenn Sie durch richtiges Verhalten Juwelen und Edelsteine nach Hause bringen. Bedenken Sie (die Männer) dabei, dass beruflicher Erfolg anziehend auf Frauen wirkt. Und das wiederum birgt Chancen auf regelmäßigen Sex.

Gefahr erkennen

Positives wird weniger wahrgenommen als Negatives. Das ist logisch: Etwas Positives stellt keine Gefahr für Leib und Leben dar, Negatives schon. Ein Wartender an einer Bushaltestelle, der sich neutral verhält, wird wenig Aufmerksamkeit erregen. Stellt sich nun jemand dazu, der viel Raum einnimmt, laut ist und durch seine Körpersprache aggressives Potential signalisiert, lässt das bei uns sofort die Alarmglocken läuten. Gefahr! Unwillkürlich werden wir körpersprachlich Distanz zwischen uns und die „Gefahr“ bringen und sie genau im Auge behalten. Nehmen wir nichts Negatives wahr, deutet dies darauf hin, dass kein Handlungsbedarf besteht. Etwas Negatives kann hingegen bedeuten, dass wir oder unsere Kinder oder das Essen in Gefahr sind und dass wir mit Schutzmaßnahmen aktiv werden müssen.

Gruppenzugehörigkeit erkennen

Die Bedeutung der Gruppenzugehörigkeit entspringt ebenfalls dem Verhalten aus Zeiten, in denen es wichtig war, Stammeszugehörigkeit zu signalisieren. Wer anders war, gehörte nicht zu Gruppe und war somit fremd und womöglich gefährlich. In manchen süddeutschen Städten wird Menschen, die keine regionale Kleidung tragen, ein gewisser Argwohn entgegengebracht. Im Gegenzug fühlen sich Personen, die die gleiche „Tracht“ tragen, in der Gruppe sicher. Ob das nun Pfadfinder oder Harley-Fahrer sind.

Sind Menschen häufig als Gruppe zusammen, dann gleichen sich ihr Sprachduktus, ihre Körpersprache und äußerlichen Ausdrucksmittel mit der Zeit einander an.

Lügen erkennen

Meist stimmt die Körpersprache mit dem, was wir sagen, überein. Aber oft eben auch nicht. Und da wird es spannend: Wie fühlt sich mein Gegenüber wirklich? Wenn ich das erkenne, kann ich reagieren und auf ihn eingehen. Das gilt für einen geschäftlichen Kontakt ebenso wie im privaten Bereich.

Sich unterhalten lassen

In einem Supermarkt werden Sie wenig Futter finden, wenn Sie sehen wollen, wie Körpersprache wirkt. Das Bestellen eines Rinderbratens ist einfach nicht so aufregend. Es sei denn, die Person macht das zum ersten Mal oder sie hat gerade eine Bank überfallen. Aber meist sind Alltagssituationen nicht das, was uns aufhorchen lässt. In einem Café wird Ihnen genau das Pärchen auffallen, das sich hier zu einem Blind Date getroffen hat. Man fühlt förmlich die Anspannung. Die Oma, die mit ihrem Enkel ein Eis isst, ist da weniger interessant, es sei denn, der Enkel zieht durch unmögliches Verhalten alle Blicke auf sich. Verkaufsgespräche sind immer ein tolles Studienobjekt und Pärchen beim Ikea-Einkauf auch.

Ich erhielt einst die großartige Gelegenheit zu beobachten, wie ein Mann auf einem Grillfest in der Nachbarschaft eine Dame näher kennenlernte. Alle um ihn herum wussten, dass er getrennt war – und er wusste, dass seiner Ex-Frau jede seiner Bewegungen von tratschfreudigen Nachbarinnen zutragen werden würde. Es war ein Schauspiel der Extraklasse. Er wollte die Dame für sich gewinnen, wusste aber, dass neugierige Augen versuchten, möglichst viel von seinem Verhalten aufzusaugen, um es ohne großen Informationsverlust weitertragen zu können. Der Arme. Seine Extremitäten klebten förmlich an ihm, er blickte häufig zu Boden und nur zwischendurch blitzte ein offenes Lächeln durch. Ich glaube nicht, dass er an diesem Abend so viel Spaß hatte wie alle anderen.

Einen guten ersten Eindruck machen

Unsere Meinung über eine Person, die wir vorher noch nie gesehen haben, entsteht in den ersten Sekunden. Erinnern Sie sich bitte daran, als Sie noch in Höhlen lebten. Das Wichtigste war, sofort zu wissen, ob der Fremde Freund oder Feind war. Danach richtete sich Ihr Verhalten: Entweder Sie luden ihn zu einem Platz am Feuer ein oder Sie jagten ihn mit steinzeitlichem Gebrüll und möglicherweise mit Waffengewalt in die Prärie zurück. Ich stimme denjenigen unter Ihnen zu, die jetzt aufschreien und rufen: „Aber manchmal holt man sich trotz eines positiven ersten Eindrucks den Feind ans Feuer.“ Ja, doch wenn Sie Ihren Irrtum erkannt haben, können Sie ihm immer noch freundlich lächelnd die Hand reichen und ihn mit einem gekonnten Ruck in die Flammen ziehen. Keiner ist davor gefeit, auf falsche Fuffziger reinzufallen.

Das menschliche Zusammenleben basiert aber auf Vertrauen und Zusammenarbeit. Wir sind Herdentiere und brauchen die Nähe anderer Menschen, dagegen können wir nichts machen. Auf einer einsamen Insel suchen wir uns Freitage, um nicht alleine sein zu müssen. In einem Schlauchboot einsam auf dem Meer treibend verfallen wir dem Wahnsinn, weil wir keine menschliche Nähe haben, und als kleine Äffchen hängen wir lieber im kuscheligen Fell als an der kalten Labormilchflasche.

Ein unangenehmer Zeitgenosse sagte einmal zu mir: „Aber wenn ich lieber einen schlechten Eindruck machen will?“ Ich antwortete: „Da müssen Sie sich gar nicht groß bemühen. Seien Sie so, wie Sie sind.“ Ja, wir müssen uns unserer Wirkung auf andere bewusst sein. Daran werden wir im Laufe dieses Buches arbeiten.

Der erste Eindruck wirkt nachhaltig – oder?

Sogar spätere Einschätzungen oder Bewertungen einer Verhaltensweise werden vom ersten Eindruck beeinflusst. War die Person von Anfang an sympathisch, dann muss sie ganz schön Mist bauen, bis sie diesen Kredit wieder verliert. Wirkte sie unsympathisch, dann braucht es nicht viel, damit sie sich ins soziale Aus manövriert. Nicht umsonst stehen Frauen drei Stunden vor ihrem Kleiderschrank voller „Nichts-Anzuziehen“, bevor sie auf ein Date gehen, legen siebzehn Mal neuen Lippenstift auf und schlüpfen kurz vor knapp noch in die Schuhe, die sie eigentlich nicht anziehen wollten, dann aber doch, oder vielleicht doch nicht? Männer bringen sich für einen positiven ersten Eindruck in Positur, bevor die Angebetete erscheint, ziehen den Bauch ein, wenn sie näherkommt, und wirken gleichzeitig „so was von lässig“. Sind die ersten Minuten vergangen, schiebt sich der Bauch dann meist wieder entspannt nach vorne. Der erste Eindruck basiert auf verschiedenen Komponenten der Körpersprache. Alles, was der andere sieht, wirkt auf ihn. Kleidung, Mimik, Gestik, Körperhaltung, Stimme.

Verkrampfen Sie jetzt nicht, weil Sie an nichts anderes mehr denken können, als einen guten Eindruck machen zu wollen. In diesem Buch erfahren Sie, welche Körpersignal positiv und freundlich wirken können, und allein durch das Wissen darüber werden Sie sich sicherer fühlen. Seien Sie sich aber auch gewiss: Je unverkrampfter Sie das mit dem ersten Eindruck sehen, desto besser werden Sie abschneiden.

Beim ersten Zusammentreffen von zwei Menschen bilden sich beide eine unwiderrufliche Meinung. Ganz unwiderruflich? Nein, nicht ganz. Es gibt den zweiten Eindruck, den dritten und noch ganz viele, bis sich der letzte Eindruck prägend auf unseren weiteren Kontakt auswirkt – und wenn eine intimere Beziehung entsteht, dann nivellieren sich erste Eindrücke sowieso und treten hinter anderen Eindrücken zurück.

Ich persönlich fahre am besten damit, wenn ich zwar weiß, wie ich mich verhalten müsste, aber nicht gleich fatalistisch den Henkersknoten knüpfe, wenn mal was nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Ran an den Speck, denn der erste Bissen schmeckt am besten!

Der „Halo-Effekt“ kann unser Urteilsvermögen beeinflussen

Der Halo-Effekt beschreibt die Tatsache, dass wir von bekannten oder äußeren Merkmalen einer Person auf unbekannte Eigenschaften schließen. Oder anders gesagt: Es handelt sich um eine Wahrnehmungsverzerrung, die eine Assoziationskette in uns in Gang setzt, auf Grund derer wir eine Person eher positiv oder eher negativ sehen. Dabei „überstrahlt“ ein Merkmal alle anderen. So halten wir attraktive Menschen häufig automatisch für sympathisch und intelligent. Ein gutaussehender Mann im dunklen Anzug wirkt möglicherweise seriös und liebenswürdig auf uns. In Wirklichkeit ist es ein Dealer auf Freigang, der gerade von der Beerdigung seines besten Kunden kommt. Oder eine wunderschöne junge Frau stolziert am Flughafen selbstbewusst und zielgerichtet auf ihren High Heels an uns vorbei. Automatisch blicken wir ihr nach und sprechen ihr mindestens Geselligkeit und Dominanz zu. Wenn wir aber sehen, wie ihr der Siebzigjährige, der sie abholt, bei der Begrüßung ans Gesäß grabscht, verflüchtigt sich der erste Eindruck schnell. Es lohnt sich immer, hinter die Fassade zu sehen und sich nicht täuschen zu lassen.

Ich selbst muss mich immer wieder zusammenreißen, damit ich den ersten Eindruck prüfe und mir durch mehr Informationen ein präziseres Bild mache. Dabei unterstützt mich mein Interesse an Körpersprache. Einmal wurde ich bei einer Veranstaltung mit einem Mann bekannt gemacht, der zwei große, blutverkrustete Wunden im Gesicht hatte. Man konnte gar nicht umhin, immer wieder darauf zu starren. Kopfkino: Er ist betrunken hingestürzt. Er ist ein Schlägertyp, dessen Gesellschaft man tunlichst meiden sollte. Seine Frau hat ihn ihm Streit gekratzt oder ist mit einem scharfen Gegenstand auf ihn losgegangen. Er hat ein widerlich ansteckendes Ekzem, hat sich nicht unter Kontrolle und kratzt es immer wieder auf. Wissen Sie, was er im Laufe unseres wirklich netten Gespräches erzählte? Er habe großes Glück gehabt, dass der Ast, den er zum Schutz seiner Kinder im Garten abschneiden musste, nur knapp sein Auge verfehlte. Ich schämte mich.

Der erste Eindruck – so geht’s

Beim ersten Eindruck kommt es darauf an zu wissen, wen Sie überhaupt beeindrucken wollen. Bei Ihrem zukünftigen Chef wird Ihr Verhalten anders sein als bei einem Blind Date mit amourösem Hintergrund. Wir wollen immer positiv rüberkommen, das ist klar. Dabei müssen wir aber unterscheiden, ob wir kompetent erscheinen oder ob wir den witzigen, emphatischen Zuhörer geben wollen. Es gibt ein paar Grundregeln, die auf jedes Zusammentreffen mit einer neuen Person zutreffen:

Seien Sie frisch geduscht und sauber. Lachen Sie jetzt nicht, das ist unglücklicherweise für einige unserer Mitmenschen nicht selbstverständlich. Diesen sei gesagt, dass viele empfindlich auf schlechten Körpergeruch reagieren. Achten Sie auf ein gepflegtes Äußeres: Frisch gewaschene Haare, saubere Fingernägel, dem Anlass entsprechende, frische Kleidung.Lächeln Sie. Wenn wir lächeln, haben wir eine positive Ausstrahlung. Wie groß und strahlend das Lächeln sein darf, hängt von der Situation ab, in der Sie sich befinden. Ein anhaltendes Dauerlächeln kann auf Ihren Chef in spe eher inkompetent wirken, beim Flirt an der Bar aber durchaus ansprechend.Seien Sie pünktlich. Es gibt Menschen, die sehr viel Wert auf Pünktlichkeit legen, also sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie zum vereinbarten Zeitpunkt erscheinen.Geben Sie vernünftig die Hand. Es gibt nichts Schlimmeres, als einen toten Fisch in die Hand gelegt zu bekommen. Dazu lesen Sie bittemehr im Kapitel über Begrüßung (siehe Die Begrüßung).
Der erste Eindruck – ein Mythos?

Sie haben es bestimmt im Laufe Ihres Lebens schon erlebt, dass Sie jemanden beim ersten Treffen furchtbar fanden. Schwupps, steckten Sie ihn in eine Schublade. Er war Ihnen zu ruppig, sein Kommentar war unangemessen, die Frisur missfiel Ihnen, er lachte zu laut, sein Atem roch nach Knoblauch usw. Ich bin mir sicher, Sie können die Liste beliebig lang fortsetzen. Mit diesem Menschen wünschten Sie keinen weiteren Umgang: „So etwas brauche ich nicht, das habe ich nicht nötig.“

Zu diesem Thema möchte ich Ihnen von einem tollen Erlebnis erzählen: Ich war zu einer Schriftstellerreise nach Holland eingeladen. Am Flughafen in Amsterdam traf ich mich mit vier Exemplaren der online-schreibenden Zunft. Keiner kannte den anderen. Es folgte unsicheres Händeschütteln und sich Bekanntmachen. Ein kleiner Mann mit Brille, Hut und einer Arbeiterjacke. Ein Mann mit Mittelscheitel, leichten Hautunreinheiten und ausweichendem Blick. Eine sehr untersetzte Frau mit vorgeschobenem Kinn, tiefer, etwas zu forscher Stimme und einem Rucksack wie bei einem Schulausflug. Direkt neben mir stand eine graue Maus mit Brille, die sich an ihrem Coffee to go festhielt. Mein erster Eindruck war: „Wo bin ich denn hier hinein geraten?“ Ich bin mir fast sicher, dass alle anderen das Gleiche dachten. Wir waren wild zusammengewürfelt worden und konnten uns nun entscheiden, ob wir uns aus dem Weg gehen wollten oder ob wir bereit waren, die Klischee-Schublade wieder zu öffnen und dem zweiten und dritten Eindruck eine Chance zu geben. So geschehen und belohnt: Der Freak mit dem Hut stellte sich als überaus intelligenter, witziger, interessierter Mensch heraus. Die unscheinbare, graue Maus entpuppte sich als lustige, emphatische Gesprächspartnerin, die sehr belesen war und über ein enormes Allgemeinwissen verfügte. Der „Spießer“ sprach wenig auf der Reise. Er war das sprichwörtliche „stille, aber tiefe Wasser“. Wenn er etwas sagte, war es durchdacht und jenseits jeder Banalität. Probleme hatte ich mit der ruppigen, untersetzten Dame. Ich konnte sie nicht einschätzen. Sie wirkte misstrauisch, verschlossen und unzufrieden. Als ich erfuhr, was sie erlebt hatte, war ich erschüttert: Noch vor kurzem war sie in der Klinik gewesen. Kollaps durch monatelanges, systematisches Mobbing in ihrer Firma, um Personal auf elegante, menschverachtende Weise zu rationalisieren. Ich schämte mich sehr für die „Erster Eindruck“-Schublade, in die ich sie gesteckt hatte.

Ich glaube, wir alle erliegen der Magie des ersten Eindrucks. Aber wir können uns entscheiden, inwiefern wir ihm Gewicht schenken wollen. Ich zwinge mich dazu, dem Menschen, dem ich begegne, eine große Portion Neugierde für seine Person entgegenzubringen. Die Diskrepanz zwischen dem ersten Eindruck und dem, was danach kommt, kann so unglaublich bunt und bereichernd, aber auch abenteuerlich und offenbarend sein, dass es sich lohnt, abzuwarten.

Körpersprache bewusst einsetzen

Ja, Sie können „schummeln“. Sie können Signale senden, um anderen etwas zu suggerieren, das Ihnen nützt. Persönliches Interesse, Zuwendung, Bestätigung oder Dominanz- bzw. Unterwerfungssignale. Sie werden nach der Lektüre dieses Buches zwar bestimmt nicht ohne Worte Ihren Namen tanzen und auch Goethes Zauberlehrling nicht nonverbal aufführen können. Aber Sie werden mit Sicherheit ein wenig schmunzeln, wenn Sie in der nächsten Sitzung Ihre Kollegen beobachten. Vielleicht können Sie auch besser auf die Stimmung Ihrer Kollegen eingehen und sie mit auf Ihre Welle nehmen oder sich auf ihrer treiben lassen.

Wenn Sie verstehen, woher manche Signale aus evolutionärer Sicht kommen, finden Sie leicht einen Zugang zur Körpersprache. Aber „eine innere Haltung bewusst ausstrahlen“ können Sie nur, wenn Sie tatsächlich gedanklich das Gefühl hervorrufen. Wie ein Schauspieler, der sich in eine Rolle versetzt. Der Körper wird automatisch versuchen, den Gedanken umzusetzen und auszudrücken. Wichtig ist die Kongruenz, also die Übereinstimmung zwischen Ihrer Körpersprache und dem, was Sie denken und fühlen. Das Gesamtbild ist das, was das Gegenüber wahrnimmt. Wenn Sie beispielsweise Angst verspüren, werden Sie nur schwerlich Selbstbewusstsein ausstrahlen können. Es gibt aber Körperhaltungen, die Ihnen helfen können, sich sicherer zu fühlen. Darauf werde ich noch eingehen (siehe Die Körperhaltung).

Bewusst steuerbare Aspekte der nonverbalen Kommunikation

In der nonverbalen Kommunikation können wir folgende Bereiche gut steuern:

Körperhaltung und KörperbewegungDistanzverhaltenGestikMimik

Wobei hier unterschieden werden muss: Zum einen ist das Gesicht genauso wie der restliche Körper Sklave von Reflexen. Das bedeutet, dass wir unsere Mimik nicht wirklich kontrollieren können, wenn wir uns vor etwas erschrecken, überrascht sind, uns spontan freuen oder eine traurige Nachricht erhalten. Als Schauspieler versucht man, sich die dahinterstehenden Gefühle und Auslöser gut zu merken und bei Bedarf zu reproduzieren und bereitzustellen. Mimischen Ausdruck tatsächlich bewusst zu kontrollieren, ist nicht einfach und nicht jedermanns Sache. Aber manchmal setzen wir ganz bewusst die Mimik ein, um zu „sprechen“. Wir „winken“ mit den Augenbrauen, um den Bekannten auf der anderen Straßenseite zu grüßen, lächeln breit und falsch die Nachbarin an, damit sie uns glaubt, dass der Müll im Treppenhaus nicht von uns sein kann, oder wir runzeln unsere Stirn demonstrativ, wenn wir an der Aussage unseres Gegenübers zweifeln.

Bedingt oder gar nicht steuerbare Aspekte der nonverbalen Kommunikation

Manche körperliche Reaktionen können wir nur bedingt oder auch gar nicht steuern. Einiges können Sie durch Training wettmachen, aber mit einer Reihe von Faktoren müssen Sie lernen umzugehen.

Pupillen: Die Pupillengröße reagiert auf emotionale Regungen und ist nicht kontrollierbar.Stimme: Um die Stimme zu kontrollieren, muss man sie ganz bewusst trainieren. Dann kann man bewusst damit spielen und sie einsetzen.Zitternde Hände: Wer Angst davor hat, dass seine Hände zittern, weil er weiß, dass er dazu neigt, der kann sich sicher sein, dass die Hände tatsächlich zu zittern beginnen, wenn es soweit ist. Das ist unangenehm. Meist taucht es in Situationen auf, in denen der Betroffene nervös ist. Ich selbst habe das, wenn ich bei einem Werbecasting die Hände zeigen muss (damit der Kunde sieht, dass ich keine Narben oder krumme Finger habe). Ich bin mir dessen bewusst, dass alle in diesem Moment auf meine Hände starren und eine Kamera jede Bewegung und jedes Zittern dokumentiert. Was dagegen hilft? Ich akzeptiere es. Na und, dann sehen eben alle, dass ich nervös bin. Eine andere Möglichkeit ist: Ruhig atmen und beim Ausatmen denken, dass die Hände schwer werden. Am schlechtesten funktioniert es für mich, wenn ich die zitternde Hand festhalte. Denn sobald ich sie wieder loslasse, beginnt sie sofort wieder zu zittern. Also: atmen oder akzeptieren.Stress-Schwitzen: Schwitzen ist nicht bewusst kontrollierbar. Durch Stress werden Hormone ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass die Muskeln mit Blut versorgt werden, um so schnell wie möglich vor dem Löwen fliehen zu können. Der Körper wird kampfbereit gemacht, und um ihn schon mal vorzukühlen, wird Schweiß abgesondert. Zusätzlich warnt der Geruch des Angstschweißes die anderen Herdentiere vor Gefahr und macht sie wachsam. Deswegen riecht es in Prüfungsräumen immer so streng.Geruch