Please, take my mind - Emma Smith - E-Book

Please, take my mind E-Book

Emma Smith

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Beschreibung

Arden Hill, Hollywoods Schauspiel-Superstar Nummer eins, steht kurz vor seinem ersten Oscar. Doch dann lernt er June kennen. Die vorlaute Frau fasziniert ihn und bald kämpft er um mehr als ein simples Date mit ihr. Aber dass sie vor der Begrüßung schon das Pfefferspray zückt und seine Einladungen mit immer wilderen Ausreden ausschlägt, spricht nicht gerade dafür. ... Und doch ist Arden überzeugt, dass June ihn als Einzige akzeptieren kann, wie er ist. June Miller möchte ihr altes Leben zurück und bloß nicht wieder in die oberflächliche Glitzerwelt Hollywoods hineingedrängt werden. Auch wenn Arden ihr gefällt – sie kann das Risiko nicht eingehen, ihrer Vergangenheit zu begegnen. Und dann passiert es doch. Nachdem sie alles dafür getan hat, dass Arden aufgibt, lässt sie sich bei ihm fallen und bemerkt zu spät, dass er noch viel mehr Dunkelheit in sich trägt, als sie jemals ahnen konnte. Vielleicht ist er der Eine, der sie retten und zugleich vernichten kann ...

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Seitenzahl: 228

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Please, take my mind

(PLEASE-REIHE 1)

EMMA SMITH

Inhalt

Prolog

1. Die Begegnung

Arden

2. Unerwarteter Besuch

Arden

June

3. Absichten

June

4. Wie werde ich ihn los?

June

5. Unfälle passieren, Zufälle nicht

June

6. Lügen haben schlanke Beine

June

7. Einsatz mit Folgen

June

8. Wer braucht schon Eier?

June

9. Wenn sie Nein sagt, meint sie Ja

Arden

David

June

10. Hollywoodreif

Arden

11. Albträume sind da, um sie wiederzusehen

Arden

12. Die Wahrheit und ihre Konsequenzen

Arden

June

13. Warum Zucker nicht immer Zucker ist

14. Das Ende vom Zucker

Arden

15. Brenn für mich!

Arden

Ohne Titel

Nachwort

Über den Autor

Impressum:

Jasmin Schürmann

c/o Autorenbetreuung/Caroline Minn

(Impressumservice)

Kapellenstraße 3

54451 Irsch

[email protected]

Lektorat: Marie Weißdorn

Korrektorat: Klaudia Szabo

Cover: Sabrina Dahlenburg

Prolog

Vor einem Jahr

Ich war 16, als ich mich das erste Mal verliebte. Mit 19 wusste ich bereits, dass es schwierig werden würde, meinen Traum von einem Ehemann, einem Haus und zwei Kindern wirklich zu erfüllen. Denn damals wollte mich niemand lieben. Nicht so, wie ich sie liebte.

Meine Hand ruhte auf seiner weichen Bettwäsche. Die kleinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf, weil ich wusste, dass er hier immer lag und schlief.

Eine wunderschöne Vorstellung.

Im Hintergrund lief ein Liebeslied. Überall hatte ich kleine Teelichter aufgestellt und angezündet. Die Atmosphäre war genau die richtige für diesen Moment. In der Luft roch ich sein Parfum. Ich hatte es im Bad gefunden.

Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf auf dem weichen Kissen ab.

Sein Gesicht erschien vor meinem inneren Auge. Dieses schöne, ebenmäßige Gesicht, das er der ganzen Welt zeigte.

In das ich mich unsterblich verliebt hatte.

Mit der anderen Hand ertastete ich meinen letzten Brief. Den, den er wie all die anderen ignoriert hatte.

Ich war vielleicht verliebt, aber nicht dumm.

Er wollte mich nicht.

Nicht so, wie ich ihn wollte.

Für ihn war ich nur ein dummer Fan, der es nicht ernst meinte.

Aber ich würde ihm zeigen, wie wenig er mich doch kannte.

Meine Lippen erzitterten, als der Sänger des Liedes über Ehrlichkeit und Treue sang.

Was für eine Ironie ...

Irgendwann hörte ich Schritte.

Meine Hand zitterte, als ich die Klinge in die Hand nahm, die die ganze Zeit neben mir gelegen und auf ihren Einsatz gewartet hatte.

Letzte Woche hatte ich mir eine Dokumentation über Selbstmorde angesehen. Viele, die den Mumm am Ende doch nicht besaßen, erzählten von einem plötzlichen Zögern. Einem Umdenken, als sie wussten, sie würden gleich sterben.

Ich gehörte nicht zu dieser Gruppe.

Mein Schnitt war weder zögerlich noch unbeholfen ausgeführt.

Ich spürte regelrecht, wie die Klinge durch meine vielen Hautschichten schnitt und die Pulsader durchtrennte.

Mein Körper fühlte sich urplötzlich wohl. Als hätte er es gebraucht.

Und als die Tür geöffnet wurde und er mich überrascht anstarrte, da wusste ich, dass ich es nicht nur gebraucht, sondern auch gewollt hatte.

Niemand wird dich je so lieben, wie ich es tue.

Ein Teil von dir wird immer mir gehören, ob du willst oder nicht.

KAPITEL1

Die Begegnung

JUNE

»Mir ist schon klar, dass du zehn Zentimeter für groß hältst, aber du irrst dich, du dämlicher Idiot!«

»Beruhige dich«, bat ich meine Freundin Lola und fuhr weiter.

Obwohl der andere Autofahrer mir fast hinten reingefahren wäre, lohnte es sich nicht, sich aufzuregen. Wir lebten in Los Angeles und der Verkehr war nun mal eine Katastrophe.

»Beruhigen? Der Penner telefoniert, raucht und will dann noch einparken? Stell dir vor, er wäre uns reingefahren!«

Lola war freie Journalistin und arbeitete momentan öfter für den Hollywood Reporter. Seit Stunden stand sie unter Strom, denn nach wochenlangem Kampf mit seinem Manager hatte sie heute einen Termin bei Arden Hill. Seit ein paar Jahren war er der Schauspieler für Hollywoods feuchte Träume. Zumindest war das Lolas Meinung, auch wenn sie auf Frauen stand.

»Er ist aber nicht reingefahren«, erwiderte ich ruhig.

»Ich verliere wirklich bald die Nerven«, murmelte sie und kontrollierte noch mal ihre Notizen.

Wir waren seit Jahren beste Freundinnen, aber so durcheinander hatte ich sie selten gesehen. Das lag womöglich nicht nur an Arden Hill selbst, sondern auch daran, dass dieses Interview sie beruflich weiterbringen sollte.

»Du schaffst das schon. Immerhin hätte sein Management dich gar nicht zurückrufen müssen. Irgendwie hast du sie ja beeindruckt.«

Lola lächelte mich an. »Du bist toll, weißt du das?«

Ich lächelte zurück. »Das merkst du erst jetzt?«

Lola schnaubte und kramte ihre ganzen Zettel wieder zusammen, faltete sie und steckte sie in ihren Notizblock. »Und, wie war deine Nacht?«

Ihre Frage klang wie beiläufig gestellt, dabei äußerte sie nie etwas unbedacht. Das hatte ich direkt an ihr gemocht.

»Sie war okay.«

Lola wusste von meinen Schlafproblemen. Sie wusste fast alles über mich, außer …

»Vielleicht sagst du mir doch noch seinen Namen, June. Dann könnte ich …«

»Welche Hausnummer war es noch mal, Lola?«, sprach ich ihr schnell dazwischen, damit sie nicht wieder nachhakte.

»Gut vom Thema abgelenkt. Die Adresse ist Wallace Ridge 2396.«

Wir beide blickten aus dem Fenster, da wir uns fast am Ziel befanden. Ich hätte gar nicht mehr nach der Hausnummer fragen müssen, es war klar, welches Haus es war. Die vielen Autos, die laute Musik und die Menschenmenge in der Einfahrt waren Indiz genug.

Ich machte mir nicht die Mühe, auf das Grundstück zu fahren. Dahin wollten schon zu viele andere Wagen.

»Ich lass dich hier raus, okay?«

»Perfekt. Es sieht aus, als würde er seinen Sieg ausgiebig feiern.«

Ich nickte. Das große Haus, eine typische Villa in West Hollywood, wurde von Scheinwerfern beleuchtet. Die Party war im vollen Gange, so laut wie die Musik spielte. Arden Hill hatte heute den Golden Globe für seine Rolle in dem Thriller Mighty bekommen und hatte an diesem Abend wohl noch einiges vor.

»Er wird gut drauf sein, das ist meine Chance auf ein sehr interessantes Interview. Danke, Süße. Ich nehm mir ein Taxi zurück und meld mich morgen bei dir.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, grinste aufgeregt und stieg aus.

Ich lächelte ihr hinterher und fuhr wieder los. Hoffentlich würde sie nicht enttäuscht werden. Hollywoodstars konnten einem schnell zeigen, wie oberflächlich diese Welt wirklich war. Auch wenn Lola professionell war, war sie doch ein Arden-Hill-Fan. Ich hatte bisher nur einen Film von ihm gesehen und konnte nicht viel über ihn sagen, außer dass er hübsch anzusehen war und seinem Ruf alle Ehre machte.

Ich hielt gerade an der ersten roten Ampel und ließ den Blick schweifen, da bemerkte ich Lolas Notizbuch, das sie auf dem Beifahrersitz vergessen hatte.

Seufzend schüttelte ich den Kopf.

»Lola, du nervöse Chaotin.«

Also wendete ich schnell und fuhr wieder zurück. Es dauerte mehrere Minuten, bis ich einen freien Parkplatz an der Straße gefunden hatte. Ich griff nach Lolas Buch, ging auf die riesige Villa zu und schüttelte den Kopf. Ich würde nie verstehen, warum ein einzelner Mensch so viel Platz benötigte.

Vor dem Eingang stand ein bulliger Türsteher, der akribisch jeden Besucher kontrollierte. Ich drückte mir Lolas Notizbuch vor die Brust und stellte mich in der langen Schlange an.

»Name?«, brummte der Türsteher und starrte auf sein Klemmbrett.

Nett. Nicht mal ansehen konnte er mich.

»Ich wollte meiner Freundin nur ihr Notizbuch geben. Sie hat es vergessen und gleich ein Interview mit Arden Hill«, erklärte ich.

Sein Blick schoss zu mir. Er musterte mich von oben bis unten.

Ja, ich trug nur eine simple Jeans, ein weißes T-Shirt und meine Lederjacke. Mir war bewusst, dass ich mit meinem Outfit aus der Reihe tanzte.

»Auch wenn die Story originell ist, ohne Einladung kann ich dich nicht reinlassen.«

»Ich will doch nur eben meiner Freundin ihr Buch geben.«

»Bedaure.«

Ich seufzte. Der Typ glaubte wohl echt, ich wäre irgendein Groupie, das sich hineinschleichen wollte.

»Gut, dann geben Sie meiner Freundin das Buch. Ihr Name ist Lola Suarez«, sagte ich und hielt ihm das Notizbuch hin.

»June? Was machst du denn hier?«, hörte ich plötzlich Lolas Stimme. Sie wollte erst an der Tür vorbeigehen, sah mich dann aber und kam aus dem Haus auf mich zugelaufen.

»Du hast dein Buch vergessen«, antwortete ich.

»Oh, Shit. Danke dir. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es fehlt. Du musst dir unbedingt die Party anschauen. Komm, du bist meine Begleitung!« Der letzte Satz war an den Türsteher gerichtet, der uns brummend den Weg frei machte.

Die Musik war schon draußen laut gewesen, aber hier drin? Ich würde mich wundern, wenn ich morgen noch etwas hören konnte.

»Die Location ist unglaublich«, schrie Lola mir ins Ohr, damit ich sie überhaupt verstehen konnte. »Und einen Schokobrunnen haben die auch!«

Ich runzelte die Stirn, als ich den genannten Brunnen sah. Er war so groß, dass sich darin tatsächlich zwei halbnackte Tänzerinnen räkelten. Wer würde daraus denn noch etwas essen wollen?

Das Gedränge hier drinnen ging mir an die Nieren. Passend gekleidet war ich auch nicht und Arden Hill war für mich kein Grund, hier weiter herumzuhängen.

»Ich glaube, ich geh lieber wieder«, murmelte ich, aber Lola griff nach meiner Hand und hielt mich fest. Sie hatte sich extra für heute einen Chiffon-Rock und eine neue bunte Bluse gekauft. Ihre lilafarbenen Haare passten perfekt zu ihrem bunten Erscheinungsbild.

»Ach, komm. Du bist schon hier, dann sieh dich noch etwas um. Vielleicht hast du ja doch Spaß!«

Ich bezweifelte das stark, aber wollte sie auch nicht enttäuschen.

»Okay, ich schau mich mal um«, versprach ich also.

»Perfekt.« Sie drückte ihr Notizbuch an sich. »Ich suche Ardens Manager. Und du hast Spaß. Versuch es zumindest! Wenn irgendetwas sein sollte, hier laufen zig Security-Leute herum.«

Ich nickte und ließ sie gehen.

Rechts von mir befand sich die große Tanzfläche, davor spielte ein DJ, der die Menge anheizte. Links von mir stand dieser – anscheinend für Hollywoodverhältnisse typische – Schokobrunnen mit Tänzerinnen darin … Was sollte man dazu nur sagen?

Ich hatte gerade beschlossen, mir zumindest etwas zu trinken zu holen, da hörte urplötzlich die Musik auf.

»Einen wunderschönen guten Abend, ihr Verrückten!« Die Menge kreischte. »Wir alle sind aus einem bestimmten Grund gekommen!«, sprach der DJ laut in das Mikro. Zum Teufel … Das war doch Alfonso Roberto, einer der angesagtesten DJs dieser Welt! »Wir alle sind hier, weil wir den heißesten …« Die Menge grölte. »Talentiertesten …« Wieder schrien sie. »Und verdammt noch mal geilsten Typen Hollywoods feiern wollen. Scheiße, Arden, du hast es geschafft! Dein erster Golden Globe!«

Alfonso zeigte nach oben. Dort befand sich noch eine weitere Etage, auf der tatsächlich der grinsende Arden Hill stand. Er hielt den Golden Globe in den Händen und ließ sich von Frauen anschmachten und Männern bejubeln.

Arden Hill sah genauso gut aus, wie man ihn aus seinen Filmen kannte. Dunkelblondes, kurzes Haar, breite Schultern und ein Lächeln, das jeden Puls sofort in die Höhe schießen ließ. Der typische Traum einer jeden Schwiegermutter. So zumindest verkaufte Hollywood ihn. Vermutlich gehörte er in Wirklichkeit eher zum Albtraum jeder Schwiegermutter.

Arden hob eine Hand und wartete, bis die Menge etwas ruhiger wurde. »Danke, Alfonso. Alter, die Party wird dank dir die beste, die L.A. jemals gesehen hat. Oder?«

Die Leute jubelten ihm zu und lachten mit ihm. Er wusste auf jeden Fall, wie man die Menge glücklich machte.

»Ihr seid alle meine Gäste, weil Bill hier …« Er zog einen älteren Mann im Anzug in seine Arme. »Euch alle eingeladen hat, weil er gehofft hat, ich gewinne. Stellt euch mal vor, ich hätte es nicht getan. Na ja, die Party wäre dennoch legendär geworden!«

Wieder kreischten sie alle herum.

Sein Freund Bill lächelte leicht, dann entließ Arden ihn.

»So, ich will, dass jeder hier feiert, trinkt und sich den besten Abend seines Lebens macht. Ich tue es nämlich auch!«

Arden hob siegreich den Golden Globe in die Höhe, alle brüllten wieder und die Musik begann weiter zu spielen. Ich kannte den Song. Sweat von David Guetta und Snoop Dog. Die Scheinwerfer auf der Tanzfläche verdunkelten sich und der heiße Rhythmus des Liedes begann seine Wirkung durch das Haus zu versprühen.

Viele der Tanzenden hatten sich zu Paaren zusammengeschlossen und begannen sich aneinander zu reiben.

»… give it up«, dröhnte es aus den Boxen und instinktiv schaute ich wieder nach oben. Arden stand noch an derselben Stelle wie zuvor und schaute sich in der Menge um.

Und dann blieb sein Blick an mir hängen, als hätte ich nur darauf gewartet, dass er mich anschauen würde. Er musterte mich. Auch wenn ich es aus der Entfernung niemals genau erkennen konnte, wusste ich, dass es stimmte. Er machte ein überraschtes Gesicht, als würde meine Erscheinung nicht viel Sinn ergeben. Da gab ich ihm recht. Ich unterschied mich von allen, die sonst hier waren. Denn ich wollte es gar nicht sein.

»I just wanna make you sweat.«

Der Song, der mich selten in eine echte Partystimmung gebracht hatte, hinterließ jetzt ein Kribbeln in meinem Bauch. Als wären die Worte nur an mich gerichtet. Verrückt.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich immer noch zu ihm schaute. Gott, er dachte sicher, ich würde ihn verknallt anschmachten.

Räuspernd beendete ich den Blickkontakt und sah mich um. Niemand hatte mich weiter beachtet.

Nervös fuhr ich mir durch mein Haar und erwischte mich dabei, wie ich wieder hochsah, aber Arden war verschwunden.

Arden

Die Kleine mit den langen braunen Haaren stand völlig allein dort unten herum, als wäre sie rein zufällig in meine Party gestolpert. Sie trug nichts Hübsches. Nichts, was für eine Party angebracht wäre. Man könnte wohl erwarten, dass man sich für eine Party mit mir aufhübscht, oder?

»Aaarden!«

Wie ich es liebte, wenn man meinen Namen so künstlich in die Länge zog, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber ich tat ihr den Gefallen mich umzudrehen, weil es meine Party war und ich Besseres zu tun haben sollte, als nichtssagende Frauen zu begaffen.

Heute hatte ich mich für eine dunkelhaarige Schönheit entschieden. Sie saß bereits auf der großen Ledercouch und wartete darauf, mit mir anzustoßen. Sie reichte mir den Champagner, den ich eigentlich weder wirklich mochte, noch trinken sollte.

»Auf dich!«

Die Kleine gehörte zu den Groupies mit ein wenig Stil. Kurzer schwarzer Rock, leichtes Make-up und ein Ausschnitt, der einiges zeigte, aber der Fantasie noch genug zu arbeiten gab. Sie hatte die Beine so übereinandergeschlagen, dass ich instinktiv immer wieder versuchte, mehr von ihrer Haut dort unten auszumachen. Und dieses kleine Miststück wusste das auch ganz genau.

»Ich find es so toll, dass du gewonnen hast, Arden.«

»Ich auch«, antwortete ich und stieß mit ihr an.

»Du warst so toll in Mighty. Wobei ich dich in jedem deiner Filme klasse finde. Du kommst einfach immer super rüber«, sagte sie und blickte mich verträumt an.

Ich nickte, diesen Satz hörte ich ständig. Mein Blick schoss zu Bill, der ein paar Meter weiter telefonierte. Er hob den Daumen, um mir zu bedeuten, dass der Hintergrundcheck der Kleinen hier unauffällig war.

Großartig. Im Grunde hatte ich schon jetzt wieder das Interesse verloren.

»Und, wie ist sie so?«, fragte sie neugierig.

»Wer?«, fragte ich, obwohl ich es bereits erahnen konnte.

»Na, Stacy. Wie war es so, mit ihr zu drehen? Bestimmt toll, oder? Ihr kamt so toll als Paar herüber.«

Ob ihr auffällt, wie oft sie jetzt „toll“ gesagt hat?

Stacy Williams war vor einigen Jahren meine Filmpartnerin in dem Film, der mir den Durchbruch verschafft hatte. Ich spielte einen jungen Werwolf, der sich in die Prinzessin des verfeindeten Nachbarlandes verliebte. Der Film hatte Millionen gemacht, die Kritiker hatten ihn auseinandergenommen und ich musste ihnen recht geben. Er war mies.

»Es war …«, begann ich und versuchte gar nicht erst, noch interessiert zu klingen. »… toll.«

Die Kleine klatschte vor Freude in die Hände.

Wunderbar. Jetzt war es also wieder so weit. Sie verwandelte sich wie all die anderen in ihr 15-jähriges Ich zurück.

Die Golden Globe-Trophäe lachte mich vom Tisch aus an. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Nach all der harten Arbeit, dem Stress und dieser ganzen Scheiße, die Bill am liebsten nie wieder erwähnen wollte, stand ich kurz davor, den Oscar zu bekommen. Es könnte wirklich passieren.

»Arden? Hast du mich gehört?«

Und während ich meinen Erfolg feiern wollte, sollte die Kleine neben mir stehen? Mich weiter umjubeln? Mir Honig ums Maul schmieren? Mir erzählen, wie „toll“ ich doch war? Nein. Heute nicht.

»Trink, was du möchtest«, sagte ich, nahm meinen Award und ließ sie sitzen.

Die Kleine rief mir verwirrt nach, aber ich ignorierte es.

»Pass auf das hier auf. Ich sehe mich mal um«, bat ich Bill, der den Award annahm und mich nachdenklich musterte.

Ich verdrehte die Augen. »Ich bau schon keinen Mist.«

»Ja, natürlich tust du das nicht.«

Ich ignorierte die Ironie in seiner Stimme und lief an ihm vorbei die Treppe runter. Das konnte ich heute Abend nicht gebrauchen.

»Mr. Hill.«

Eine Kleine mit lilafarbenen Haaren kam mir auf der Treppe entgegen. Stirnrunzelnd sah ich sie an. Trug sie zu diesen Haaren tatsächlich noch eine bunte Bluse? Hier in L.A. waren bunte Vögel nichts Neues, aber der Anblick war doch etwas ungewohnt.

Ich wollte ihr wirklich zuhören – ehrlich –, aber da fiel mir wieder diese kleine Brünette auf, die sich gerade mit irgendeinem Kerl unterhielt. Nein, falsch. Sie hörte dem Typen zu und wirkte nicht richtig glücklich darüber.

»Wer zum Teufel ist das?«, murmelte ich vor mich hin.

»Was?«, sagte die Kleine vor mir und drehte sich mit mir um. »Verflucht. Wenn Sie nur eine Minute warten könnten, Mr. Hill. Ich bin gleich wieder da. Laufen Sie bloß nicht weg!«

Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und hastete die Treppe runter, direkt auf die unscheinbare Brünette zu.

Wie in Trance folgte ich ihr. Obwohl ich mich im Hintergrund hielt, folgten mir neugierige Blicke.

Der bunte Vogel mischte sich in das Gespräch zwischen der Brünetten und dem Typen ein. Ich hörte nicht, was sie sagte, aber plötzlich hob der Kerl abwehrend die Hände.

»Ich hab doch nur gefragt«, schrie er.

»Und sie hat Nein gesagt!«, rief der bunte Vogel wütend aus.

»Lola …« Die Brünette berührte sie an der Schulter und sah auf einmal in meine Richtung.

Heilige Mutter. Hatte ich gesagt, die Kleine wäre unscheinbar? Ich hätte mich nicht mehr irren können.

Sie besaß dunkle Augen und lange Wimpern, die ihr einen katzenartigen Touch gaben. Dazu hohe Wangenknochen und helle Haut. Letzteres war ein seltener Anblick bei kalifornischen Frauen. Sie war wunderschön.

»Oh, Mr. Hill. Gut, dass Sie auf mich warten.« Der bunte Vogel wandte sich wieder der Brünetten zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die wiederum nickte nur, blickte mich noch kurz an und verschwand dann Richtung Haustür.

Moment mal. Wo wollte sie denn hin?

»Mein Name ist Lola Suarez. Wir haben einen Termin für …«

»Pass auf. Lola, richtig?«

Irritiert hielt sie inne und nickte.

»Wir reden später. Lass dir von meinem Manager einen neuen Termin geben.«

»Aber …«

Ich lief an ihr vorbei und zur Tür. Dort sah ich mich suchend um, doch die Kleine war nicht mehr zu sehen.

»Hey, Sean«, sprach ich den Türsteher an. »Ist hier gerade eine kleine Brünette mit Lederjacke rausgegangen?«

Der Türsteher nickte und deutete in Richtung der Einfahrt. Ich folgte der Geste mit dem Blick und sah gerade noch, wie sie durch das Tor ging und mein Grundstück verließ.

Warum ich ihr hinterherlief, war mir ein absolutes Rätsel. Aber ich musste es tun, da waren sich mein Kopf und mein Puls absolut einig.

Ich rannte die Einfahrt praktisch hinab und hastete um die riesigen Rosenbüsche direkt an der Straße – ich sollte den Idioten feuern, der die hier gepflanzt hatte –, als mit einem Mal ein gewaltiger Schmerz in meinen Augen explodierte.

»Verfickte Scheiße!« Keuchend beugte ich mich vornüber und hob schützend eine Hand vors Gesicht.

»Oh mein Gott. Arden Hill?«

Ich blinzelte gegen die Tränen an. Die Brünette stand vor mir und hielt eine kleine Dose in der Hand. Klasse.

»Lass mich raten. K.-o.-Spray?«, fragte ich unter Schmerzen. Meine Augen brannten höllisch und meine Sicht wurde immer trüber.

»Ich dachte … ich dachte …«

»Was dachtest du? Fuck, das brennt!«

»Sie haben mich verfolgt und da … da habe ich instinktiv gehandelt. Ich wusste ja nicht, dass Sie es sind, dann hätte ich nicht so viel gesprüht.«

»Wundervoll«, murmelte ich und rieb mir die schmerzenden Augen. Kommt schon! Ich bin nicht hier rausgegangen, um zu erblinden. »Also bekommt ein erfolgreicher Schauspieler nur die halbe Packung, oder wie?«

»Zumindest nur so viel, dass keine bleibenden Schäden entstehen und ich nicht verklagt werde«, murmelte sie.

Trotz der Schmerzen konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Die Kleine hatte Humor.

»Kommen Sie. Setzen Sie sich.«

»Ich kann stehen«, behauptete ich und blinzelte immer noch wie bescheuert. Aber dieses Brennen, die Tränen und die Schmerzen machten es verflucht schwierig.

»Ich hab noch ein paar Taschentücher, wenn es hilft.«

Ich spürte den Stoff zwischen meinen Fingern und legte das Tuch sofort über eins meiner Augen.

»Es tut mir wirklich leid. Ich … ich denke nicht, dass es lange anhält. Ich wollte mich nur verteidigen.«

»Schon gut«, antwortete ich und meinte das auch absolut ernst. Es war merkwürdig, mit jemandem zu reden, den ich kaum sehen konnte.

»Soll ich Sie zurück zum Haus begleiten?«

»Ach was, das schaffe ich schon allein.«

Auf keinen Fall würde sie mich wie einen alten Senioren zum Haus zurückbegleiten.

Vorsichtig nahm ich das Taschentuch runter und erkannte langsam wieder mehr als verschwommene Umrisse. Sie stand dicht neben mir und musterte besorgt mein Gesicht.

Ich ließ mir nicht anmerken, dass es langsam besser wurde.

Sie hatte wirklich schöne Augen.

»Wie heißen Sie?«, fragte ich.

»June.«

»Einfach nur June?«

Sie musterte mich kurz skeptisch, dann nahm sie wieder Abstand. »Warum wollen Sie das wissen? Damit Sie mir auch bei mir zu Hause auflauern können?«

»Ich habe Ihnen nicht auflauern wollen.«

»Ah, Sie wollten wohl nur den Sternenhimmel genießen, was?«

Wir befanden uns ins West Hollywood. Sterne waren das Letzte, was man hier sehen konnte, und das wusste sie auch ganz genau.

»Okay«, sagte ich und nickte. »Ich bin Ihnen gefolgt.«

Dass ich die Wahrheit erzählte, machte sie noch skeptischer.

»Warum?«

»Keine Ahnung«, sagte ich ehrlich. Dabei beobachtete ich sie ganz genau und obwohl meine Augen immer noch schmerzten, nahm ich auch noch etwas anderes in meinem Körper wahr. Lust. Lust auf sie.

»Ich muss los«, plapperte sie plötzlich drauflos und drehte sich um.

»Moment, was? Hey!«

Wieder lief ich ihr nach, aber kam nur wenige Meter weit, weil sie bereits in ihr Auto stieg. Ein kleiner Toyota, der seine besten Jahre längst verfahren hatte.

»Kühlen Sie Ihre Augen«, rief sie mir zu und kurbelte die Fenster runter. Bei der warmen Luft hier brachte das nur etwas, wenn man keine Klimaanlage hatte.

»Sind Sie ein Fan, June?« Ich war auf der anderen Seite des Wagens angekommen und schaute durch die offene Fensterscheibe, als sie kurz lächelte. Das tat sie nicht oft, sagte mir mein Instinkt.

»Ich hab Sie als Werwolf gesehen.«

Natürlich hatte sie den gesehen. Wie das Groupie oben auf der Galerie und wie zig Millionen andere. Trotzdem hatte sie mir keine wirkliche Antwort auf meine Frage gegeben.

»Und?«, fragte ich sie.

»Ich fand ihn schrecklich.«

Dann drückte sie aufs Gas und fuhr davon.

Perplex sah ich ihr nach. Was war das denn bitte gewesen?

Kopfschüttelnd drehte ich mich um und ging zum Haus zurück.

»Wo warst du?«, fragte Bill, kaum dass ich die Einfahrt hochgekommen war. Er stand neben Sean und sah ziemlich angepisst aus.

»Frische Luft schnappen.«

»Frische Luft schnappen? Ich fass es nicht.«

»Hast du die Nummer der Kleinen mit der bunten Bluse?«, fragte ich geradeheraus, während er mir folgte, als ich wieder die Treppen hochging.

»Die Reporterin? Ja, ich wollte mich nächste Woche bei ihr melden.«

»Check sie durch und finde heraus, in welcher Verbindung sie mit einer June steht.«

Wir kamen wieder oben an und Bill sah mich überrascht an.

»Nachname?«

»Kenn ich nicht.«

»Kennst du nicht? Jetzt sag nicht, sie hat irgendetwas gegen dich in der Hand.«

Das nicht, aber ich fürchtete, das könnte sich bald ändern.

»Sie fährt einen gelben Toyota Corolla. Baujahr 88 oder so. Kennzeichen war …« Ich ratterte die Zahlen und Buchstaben herunter und Bill tippte die Infos eilig in das iPad, das er ständig mit sich herumtrug.

»Und was willst du dann mit den Informationen machen?«

Ich blickte ihn abwesend an. »Keine Ahnung.«

Und das war etwas, das ich unbedingt herausfinden musste.

KAPITEL2

Unerwarteter Besuch

JUNE

»Guten Morgen, Miguel«, sagte ich, als ich ins Fitnessstudio kam.

»Morgen, June. Wie war dein Feierabend?«, fragte Miguel, während er den Computer an der Information hochfuhr. Die Frage hatte er schon zigmal gestellt, aber heute wäre die Antwort eine andere. Wenn ich es ihm erzählt hätte.

Ja, wie war mein Feierabend gewesen?

Obwohl ich eigentlich nur Lola zu ihrem Termin fahren wollte, hatte ich Arden Hill mein K.-o.-Spray ins Gesicht gesprüht. Ich hatte einen Hollywood-Superstar, der kurz davor stand, einen Oscar zu gewinnen – zumindest war Lola der Ansicht, er würde auf jeden Fall nominiert – womöglich erblinden lassen. Sofort stellte ich mir vor, wie Arden Hill mit einem Blindenstock über den roten Teppich lief.

»June? Alles klar?«, fragte Miguel stirnrunzelnd.

»Sorry, hab wenig geschlafen. Mein Feierabend war wie jeder andere. Zu kurz.«

Er lachte. »Ja, Chica. Da bin ich deiner Meinung.«

Miguel gehörte das kleine Fitnessstudio hier in Downtown und er war einer der wenigen, denen ich vertraute. Das lag auch daran, dass Lola ihn schon viele Jahre kannte und er schwul war. Wenn ich in meinen Trainingsklamotten arbeitete, bewunderte er stets mein Outfit und interessierte sich null für meine Brüste oder meinen Hintern.

»Ich zieh mich eben um. Die ersten Mädels müssten gleich kommen.«

Miguel nickte und wedelte mit der Hand herum, weil er schon in seinen Papierkram vertieft war.

Hinten befand sich ein kleiner Raum für die Mitarbeiter. Da nur Miguel und ich eben diese Mitarbeiter waren, war es hier ziemlich beengt, aber es reichte, um sich in Trainingsklamotten zu schmeißen und seine eigenen Sachen in einem der zwei Schränke zu verstauen.

Wie die dreihundert Male zuvor blickte ich auf mein Handy. Okay, anscheinend war er noch nicht erblindet. Immerhin wäre das ja mindestens eine große Schlagzeile wert, oder? Wobei … würde er das so schnell der Presse melden? Vermutlich nicht.

Dann musste ich wohl darauf hoffen, dass ich mir umsonst Sorgen machte. Oder ich wartete einfach auf sein Anwaltsschreiben. Aber was hatte er sich auch dabei gedacht, mir zu folgen?

Seufzend steckte ich mein Handy weg, ging wieder nach vorne und begrüßte die ersten Mädels aus meinem Yogakurs.

Arden

David stellte den Motor ab und ich musterte das Gebäude.

Der große Komplex wirkte heruntergekommen und absolut nicht wie ein Fitnessstudio, aber das kleine Schild am Eingang belehrte mich eines Besseren. Wir waren hier tatsächlich richtig.

»Kannst du mir sagen, was wir hier sollen, Alter?«

David war mein PR-Berater und bester Freund. Neben Bill gehörte er zu meinem inneren Zirkel und wusste praktisch alles über mich. Außer heute. Heute hatte ich ihn einfach gebeten, mich zu fahren.

»Interessiert dich das wirklich?«, fragte ich, während ich durch die Sonnenbrille jedes Detail in der Gegend aufnahm.

Ein Obdachloser saß auf der gegenüberliegenden Seite, zwischen den Häusern lungerten sicherlich ein paar Junkies herum. Warum zum Teufel war das hier Junes Arbeitsstelle?