Plötzlich getraut - Jacob Z. Flores - E-Book

Plötzlich getraut E-Book

Jacob Z. Flores

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Beschreibung

Nicht zum ersten Mal wacht Cody nach einer wilden Nacht in Vegas verkatert und nackt neben einem fremden Mann auf – nur ist er diesmal mit ihm verheiratet. Und dann auch noch ausgerechnet mit dem offen schwul lebenden Senator Julian, der sein Leben minutiös geplant und seiner Karriere verschrieben hat. Für beide Männer ist klar, dass die Ehe sofort annulliert werden muss. Dummerweise haben inzwischen die Medien Wind davon bekommen und auf einmal setzt Julian alles daran, mit Cody verheiratet zu bleiben, obwohl sie weniger als nichts gemeinsam haben – abgesehen von ihrer gegenseitigen Anziehung, die mit jedem Tag heißer zwischen ihnen brennt… Band 19 der BELOVED Romantik-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 305

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2018

Für die Originalausgabe:

© 2016 by Jacob Z. Flores

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Suddenly Yours«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2018 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN-13:978-3-95823-706-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem den Autor des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber seiner Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane des Autors und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Nicht zum ersten Mal wacht Cody nach einer wilden Nacht in Vegas verkatert und nackt neben einem fremden Mann auf – nur ist er diesmal mit ihm verheiratet. Und dann auch noch ausgerechnet mit dem offen schwul lebenden Senator Julian, der sein Leben minutiös geplant und seiner Karriere verschrieben hat. Für beide Männer ist klar, dass die Ehe sofort annulliert werden muss. Dummerweise haben inzwischen die Medien Wind davon bekommen und auf einmal setzt Julian alles daran, mit Cody verheiratet zu bleiben, obwohl sie weniger als nichts gemeinsam haben – abgesehen von ihrer gegenseitigen Anziehung, die mit jedem Tag heißer zwischen ihnen brennt…

Für Andy, Christa und Dani. Danke für alles.

Kapitel Eins

Cody hatte in seinem Leben einige Male einen gewaltigen Kater durchlitten. Im College war er einmal nackt vor dem Haus seiner Studentenverbindung aufgewacht, nachdem seine Brüder entschieden hatten, mit Filzstiften seine gesamte Haut mit obszönen Bildchen zu bemalen. Er hatte eine Woche gebraucht, bis es ihm endlich gelungen war, alle Penisse von seiner Haut zu schrubben. Dann war da sein einundzwanzigster Geburtstag gewesen, an dem sein bester Freund, Sam Judd, ihn überzeugt hatte, dass er ohne Augenbrauen gut aussehen würde, oder das eine Mal, als er seinem College-Schwarm, dem Star-Quarterback der Texas Longhorns, I Will Always Love You vorgesungen hatte. Diesen amüsanten Abend hatte er damit verbracht zu verhindern, verprügelt zu werden.

Es hatte andere, ähnliche Momente in den dreißig Jahren seines Lebens gegeben, aber dieser... nun, dieser schoss den Vogel ab.

Er war noch nie zuvor verheiratet aufgewacht.

»Wir sind was?«, fragte sein neuer Ehemann, bevor er einen Blick auf Codys Hand warf. Cody hörte auf, mit dem Ehering herumzuspielen und deutete auf seinen Finger.

»Verheiratet.«

Julian, sein Ehemann, keuchte und richtete seinen Blick auf seine eigene linke Hand. »Soll das ein Witz sein?«

Wenn es nur ein Scherz gewesen wäre, den seine besten Freunde sich ausgedacht hatten, aber keiner der beiden hatte so viel Glück. Obwohl Cody sich im Moment dank des alkoholinduzierten Nebels, der seine Erinnerungen verschwommen erscheinen ließ, nicht an alles erinnerte, war ihm deutlich im Gedächtnis geblieben, wie er Hand in Hand mit Julian die Vierundzwanzig-Stunden-Kapelle betreten und den ganzen Weg bis vor den Altar lachend zurückgelegt hatte. Jetzt hatten sie definitiv nichts zu lachen. »Nee. Wir sind verheiratet.«

»Das – das kann nicht wahr sein«, stöhnte Julian und ein panischer Ausdruck zeigte sich auf seinen dunklen, schönen Gesichtszügen, während er auf die weißen Laken blickte, die sie um ihre Körper gewickelt hatten. »Bin ich –? Sind wir –? Haben wir –?«

Julian musste seine Fragen nicht beenden, damit Cody wusste, was er fragte. Offensichtlich waren sie bereits lange genug verheiratet, dass Cody seine Gedanken beenden konnte. »Ja, ja, und–« Er schob eine Hand unter die Decke. Die Spitze seines Schwanzes war empfindlich und als er seine Eier berührte, schmerzten sie, als hätte er sie die ganze Nacht hart gegen etwas geschlagen. »Ja.«

Julian hob eine Hand vor seinen Mund und eine Sekunde später sah Cody seine nackte, verschwommene Gestalt, wie sie ins Badezimmer rannte. Kurz darauf fiel die Tür zu und die zauberhaften Geräusche von heftigem Würgen hallten von den gefliesten Wänden wider.

Nicht unbedingt ein herausragender Beginn ihres gemeinsamen Lebens.

»Gott, ich will sterben«, sagte Julian zwischen zwei Schwallen.

Cody konnte das definitiv nachvollziehen. Sein ohnehin flauer Magen zog sich zusammen und als er das Bett verließ und sich selbst im Spiegel ansah, gefiel ihm seine aktuell grünliche Hautfarbe ganz und gar nicht.

Das musste die verkorksteste Sache sein, die er je getan hatte, und nach Codys Maßstäben bedeutete das viel. Er rühmte sich damit, erst zu springen und dann nachzudenken. Zur Hölle, das war sein Lebensmotto. Wieso sollte man sein Leben genießen, indem man demselben Weg in eine Sackgasse folgte wie alle anderen? Aber das? Das war selbst für seine Verhältnisse zu viel.

»Wir brauchen Anwälte«, sagte Julian, bevor eine weitere Welle der Abscheulichkeit seinen Körper verließ.

Kein Scheiß, und es war nicht so, als hätte Cody Geld, um diesen Fehler in Ordnung zu bringen. Er hatte den größten Teil seiner Ersparnisse, die er als Kellner verdient hatte, verschwendet, um diesen Urlaub in Vegas zu bezahlen. Dieser Aufenthalt war verdammt noch mal nichts, was er sich leisten konnte, aber Sam würde dieses Wochenende heiraten. Er konnte nicht nicht kommen.

Jetzt würde er nicht nur einen Weg finden müssen, die Miete seiner Einzimmerwohnung zu bezahlen, wenn er nach Austin zurückkehrte, er würde außerdem herausfinden müssen, wie er einen Anwalt bezahlen sollte.

Ein trockenes Würgen hallte durch den Raum.

War eine Ehe nicht großartig?

Cody schloss seine Augen. Er konzentrierte sich, so intensiv er konnte, darauf, den schwarzen Schleier seiner Erinnerungen zu durchdringen, um eine vernünftige Erklärung für sein Handeln der vergangenen Nacht zu finden. Er erinnerte sich an die Bar nach dem Junggesellenabschied. Sam war dort gewesen und Codys andere besten Freunde vom College, Mando Escamilla und Brett Cooper. Sie hatten es die ganze Nacht krachen lassen. Dann hatte einer von ihnen, höchstwahrscheinlich Sam, Cody dazu überredet, einen attraktiven, hispanischen Mann anzubaggern. Natürlich hatte er es getan. Wann hatte er jemals eine Herausforderung abgelehnt?

Aber als er an seine Zeit mit Julian zurückdachte, konnte er sich nur daran deutlich erinnern, wie er eine Unterhaltung mit ihm begonnen hatte. Danach gab es nur noch schwache Erinnerungsfetzen an Wahrheit oder Pflicht und daran, wie sie eine Straße entlanggebummelt waren, bevor sie sich entschieden hatten, als Ehemänner zu leben, bis der Tod sie scheiden würde. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm?

Das war eine komplizierte Geschichte, über die er jetzt gerade nicht nachdenken wollte.

Er wollte aus diesem Zimmer fliehen und so tun, als wäre das alles nie passiert, aber er konnte nicht weit genug rennen, um dieser Hölle zu entkommen. Er musste bleiben und das bis zum bitteren Ende erleben.

Cody stieß einen langen Atemzug aus und warf einen Blick in das Badezimmer, wo Linda Blair endlich aufgehört hatte, Erbsensuppe zu speien. Gott sei Dank. »Wie fühlst du dich, Süßer?«

»Nenn mich nicht so.«

War Julian in der vergangenen Nacht auch so ein Spielverderber gewesen? Cody erinnerte sich an eine kühle Reaktion, als er sich vorgestellt hatte. Während die meisten anderen Männer sich umgedreht hätten und gegangen wären, hatte Cody das nicht getan. Julians Unnahbarkeit war eine Herausforderung gewesen und Cody ging einer Herausforderung niemals aus dem Weg. Es hatte seine Neugierde geweckt – wie das erste Mal, als er tauchen gegangen war. Er war nervös gewesen, hatte es jedoch nicht erwarten können, ins kalte Wasser zu springen.

Das war genau das, was er getan hatte. Nein, das war genau das, was sie beide getan hatten. Julian hatte sich offensichtlich noch nicht daran erinnert.

Cody lehnte sich an die Tür und grinste. »Bevorzugst du Honigbärchen oder hältst du es gern simpel? Etwas wie Babe oder Liebling?«

»Julian reicht völlig aus«, sagte er mit dem Kopf in der Toilettenschüssel, bevor eine weitere Welle Unappetitlichkeit seinen Körper verließ. Das waren die schlimmsten Flitterwochen, die jemand erleben konnte!

Da sein Bräutigam kein Interesse an verspieltem, morgendlichem Geplänkel hatte, entschloss sich Cody, den Körper zu mustern, den der Staat Nevada kürzlich gänzlich zu seinem erklärt hatte. Kein Wunder, dass er ihm einen Ring angesteckt hatte. Julian war verflucht heiß, selbst während er sich übergab.

Sein kurzes, dunkles Haar, das frech in alle Richtungen stand, passte zu seiner von Natur aus dunklen Haut, und Mann, Cody liebte Männer mit dunkler Haut. Er jagte ihnen nach, als wäre es sein Job oder so etwas. Julian hatte außerdem eine trainierte, muskulöse Brust, schön entwickelte Arme und einen niedlichen, festen Hintern.

Treffer, Treffer und doppelter Oh-mein-Gott-ich-könnte-das-die-ganze-Nacht-lecken-Treffer.

Wenn ihm nicht so übel wäre, würde er seinen Los, Cody-Tanz tanzen, der im Prinzip ein Cabbage Patch mit einigen zusätzlichen Tritten war.

Dennoch, egal wie unglaublich lecker Julians Körper war, wieso war Cody überhaupt vor diesen Traualtar getreten?

Julian hob seinen Kopf aus der Toilette, starrte mit seinen großen, dunkelbraunen Schokoladenaugen zu ihm hoch und schenkte ihm ein Lächeln, das Codys Beine zu Pudding werden ließ.

Oh ja. Das könnte etwas damit zu tun gehabt haben.

Julian Canales hatte keine Ahnung, wieso er lächelte. Nichts an dieser Situation war amüsant, besonders, wenn man bedachte, dass er eben in wenigen Minuten seinen gesamten Magen geleert hatte.

Wie zur Hölle war es möglich, dass er verheiratet war? Was zur Hölle hatte er gegessen, das lindgrün war?

Etwas Idiotisches zu tun, sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Er war sein ganzes Leben lang den rechten Weg gegangen und hatte dafür gesorgt, dass jeder Pfad, den er einschlug, ihn dorthin brachte, wo er am meisten hinwollte. Er war schon als Kind so gewesen. Seine Eltern hatten es ihm eingetrichtert und sie hatten ihm beigebracht zu vermeiden, sein Leben zu versauen, aber jetzt war er mit einem Mann verheiratet, von dem er sich nur vage an ihr Kennenlernen erinnern konnte, und Julian hatte, wegen dieser einen, einzelnen, dummen Entscheidung, höchstwahrscheinlich seine Karriere zerstört.

Die Vorstellung sorgte dafür, dass sein Kopf sich drehte und eine weitere Welle der Übelkeit schlug über ihm zusammen. Er klammerte sich an den Rändern der Kommode fest.

»Wirst du klarkommen?« Sein neuer Ehemann lehnte an der Badezimmertür, er trug nur seinen Ehering und ein Lächeln. Man konnte nicht leugnen, dass er ein attraktiver Mann war. Er war groß, vermutlich knapp über einen Meter achtzig, und hatte ein albernes Grinsen, das seine starke Kieferpartie weicher wirken ließ. Sein Haar, das oben lang und an den Seiten kurz war, stand in rotblonden Stacheln von seinem Kopf ab, was vermutlich die Folge ihrer gemeinsamen Nacht war. Julians wundem Arsch nach zu schließen, war es eine lange Nacht gewesen.

Hatten sie überhaupt Kondome benutzt? Gott, er hoffte es wirklich. Er wollte HIV oder eine andere sexuell übertragbare Krankheit definitiv nicht der Liste an Dingen, die er in der vergangenen Nacht bekommen hatte, hinzufügen.

»Hör mal, Cory –«

»Cody.«

»Was?«

»Mein Name ist Cody.« Ein Grinsen hing in seinen Mundwinkeln, während er sein rotblondes Barthaar kratzte, das seine Wangen und seinen Hals bedeckte. Julian war nie ein Fan von Dreitagebärten gewesen, er hatte den glatt rasierten Look immer bevorzugt, aber Cory, oder Cody, gelang es irgendwie, Julian zu einem Fan des ungepflegten Aussehens zu machen. »Man sollte meinen, du würdest den Namen deines Ehemanns kennen.«

Cody wackelte in einem offensichtlichen Versuch der Unbeschwertheit mit den Augenbrauen, aber Julian war nicht in Stimmung. Die Zeit für Spiel und Spaß war vorbei. Es war Zeit, erwachsen zu sein und sich nicht wie die verantwortungslosen Collegejungs zu verhalten, als die sie sich verkleidet hatten, aber es war schwer, eine ernste Unterhaltung mit jemandem zu führen, der splitterfasernackt war.

Er erhob sich langsam, ließ seinen Blick die muskulösen Kurven von Codys Armen und das hellblonde Haar im Tal zwischen seinen Brustmuskeln hinabwandern. Von dort folgte Julian der Spur bis zu seinem Bauch und dem goldenen Nest, in dem Codys Schwanz ruhte. Bilder von sich selbst auf dem Rücken, auf den Knien, mit seinen Beinen auf Codys breiten Schultern auf dem Sofa, an der Wand, über den Tisch gebeugt, auf dem Teppich und dann wieder auf dem Bett füllten mit einem Mal Julians Gedanken. Große Güte! Wie oft hatten sie es getan?

»Gefällt dir, was du siehst?« Ein schelmisches Grinsen glitt über Codys Mund. »Mir nämlich schon.«

»Was meinst –?« Julian sah auf seine eigene Nacktheit hinab, bevor er seinen Intimbereich mit beiden Händen bedeckte. »Vielleicht wären Klamotten angemessen.«

»Hast du genug von mir?« Cody hob seine Hand in übertriebenem Schock vor seinen Mund. Er sah sich im Zimmer um, bevor er ein leises Flüstern hervorbrachte. »Schon?«

Julian seufzte. Wenn er einen Stand-up-Comedian geheiratet hatte, würde er sich vielleicht umbringen. Er schnappte sich ein weißes Handtuch vom Waschbecken und schlang es sich um die Hüfte. »Klamotten. Jetzt.«

Codys Oberlippe verzog sich zu einem falschen, spöttischen Lächeln. »Ich bin dein Ehemann, nicht dein Sklave!«

Julian änderte seine Meinung. Es war Cody, der nur noch wenige Sekunden zu leben hatte. »Klamotten. Bitte.«

Mit einem Mal ersetzte ein echtes Lächeln den Spott. »Natürlich, Honigbärchen.« Er wirbelte herum und verließ das Badezimmer, wobei er seinen glatten, muskulösen Arsch zur Schau stellte. Julians neuer Ehemann gab definitiv gut auf sich acht.

Julian schüttelte den Kopf. Er musste sich auf die Zwickmühle, in der sie sich befanden, konzentrieren und nicht auf die cremeweiße Haut, die das mit einem Mal schwierig machte.

»Also, was jetzt?« Cody hatte einen Bademantel um seinen Körper geschlungen. Er war ordentlich bedeckt. Trotzdem verbesserte sich Julians Konzentration nicht, weil der Stoff sich in der Mitte teilte und ihm Einblick bis zu seinem Nabel gewährte.

Er entließ die Luft aus seinen Lungen und vertrieb die Person, die er in der vergangenen Nacht gewesen war, aus seinem Körper. Nach einigen tiefen Atemzügen befanden die kühlen, vertrauten Zügel der Kontrolle sich wieder in seinem Griff. Er fühlte sich geerdet, mehr wie die Person, die er immer gewesen war, und er wandte sich mit einem kritischen Blick seinem Bräutigam und den trüben Erinnerungen der letzten Nacht zu.

Es konnte nur einen Grund geben, warum dieser Fremde ihn vor einen Traualtar geschleift hatte. »Worauf hast du es abgesehen?«

Cody legte seinen Kopf schief. »Wovon sprichst du?«

»Du weißt offensichtlich, wer ich bin, und willst abkassieren.« Julian machte sich auf den Weg zu der Stelle, an der seine Hose in einem zerknüllten Haufen lag, und angelte seinen Geldbeutel heraus. »Wie viel hast du erwartet, aus dieser Situation ziehen zu können?«

»Du sprichst Englisch, aber ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«

»Komm schon, Cory –«

»Cody.«

»Was auch immer. Kommen wir zum Punkt. Wie viel?« Er nahm ein paar Scheine heraus und fächerte sie in Richtung seines neuen Ehemanns.

Cody schnaubte und schüttelte den Kopf. »Du glaubst, ich hätte dich wegen des Geldes geheiratet?«

»Erzähl mir nicht, dass du nicht wusstest, dass ich reich bin.«

»Nun, ich wusste, dass du finanziell nicht schlecht dastehst, das ist verdammt klar.« Er deutete auf Julians maßgeschneiderten italienischen Anzug, der sorgfältig über der Lehne eines Stuhls hing. Julian mochte in der letzten Nacht in Bezug auf Sex und Ehe unüberlegt gehandelt haben, aber er hatte sich Zeit genommen, dafür zu sorgen, dass seine Klamotten nicht verknittert wurden. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm? Nein. Es war am besten, nicht darüber nachzudenken.

»Hörst du mir überhaupt zu?«

Codys Worte holten ihn in das Desaster, das jetzt zu seinem Leben gehörte, zurück.

»Sorry. Was hast du gesagt?«

»Wir haben nicht wegen deines Geldes geheiratet. Verdammt, das hat beinahe dafür gesorgt, dass ich dich nicht geheiratet hätte.«

Cody sagte die Wahrheit. Julian konnte es an seiner entspannten Haltung und daran, dass er seinem Blick nicht auswich, sehen. Seine Zeit in der Politik hatte ihn gelehrt, einen Lügner zehn Meilen gegen den Wind zu riechen. »Ich verstehe es nicht. Du weißt, wer ich bin, oder?«

»Du meinst, außer mein Ehemann, das Licht meines Lebens?«

Julian begegnete seinem Blick.

»Himmel.« Cody schüttelte den Kopf. »Ich sehe schon, du bist wieder genauso miesepetrig wie bei unserer ersten Begegnung.«

Der gequälte Ausdruck in Codys Augen sorgte dafür, dass Julians Brust sich zusammenzog. Wieso reagierte er körperlich darauf, wenn er Cody wütend machte? Julian verärgerte andauernd Leute und es hatte ihn nie auch nur im Geringsten gestört.

Julian warf das Geld und seinen Geldbeutel auf den Schreibtisch und ließ sich neben Cody auf das Bett fallen. »Also gut. Vielleicht sollten wir darüber sprechen, was zur Hölle letzte Nacht passiert ist.«

Es war die einzige Option, die Sinn ergab. Sobald er wusste, wie es passiert war, konnte er einen Weg finden, es so schnell und unauffällig wie möglich rückgängig zu machen.

Kapitel Zwei

»Erinnert ihr euch, wie wir Cody mit diesen Schwänzen bemalt haben?«, fragte Mando, nachdem er einen Schluck seines dritten Biers des Abends getrunken hatte.

Cody stöhnte in sein Getränk. Er liebte seine Kumpels vom College, aber manchmal wollte er sie verprügeln, bis sie tot waren. Wieso hatten sie immer so viel Freude daran, ihn zu quälen? Besonders, da er so liebenswert, sympathisch und unschuldig wie ein Neugeborenes war? Vermutlich hatte es etwas damit zu tun, dass sie hetero waren. Nur heterosexuelle Männer waren auf diese ärgerliche Art und Weise unerträglich. Wenn Alkohol dazukam, stieg der Ärgerlichkeitsfaktor um mindestens tausend an.

Brett und Sam lachten leise über die Erinnerung.

»Das war eine großartige Nacht.« Sam wischte sich eine einzelne Träne weg. »Es war die Nacht, in der Cody uns endlich gesagt hat, dass er schwul ist.«

Oh Gott. Nicht schon wieder diese Geschichte. Er hatte Angst davor gehabt, sich vor seinen Freunden zu outen, hatte befürchtet, dass sie sich von ihm abwenden würden. Wenn er nur dieses Glück gehabt hätte.

Brett schnaubte, strich mit seinen Händen durch sein Haar, als wäre es noch immer schulterlang wie im College und würde nicht langsam ausfallen. »Als hätten wir es nicht gewusst. Ich meine, wir anderen haben jede Woche andere Mädchen gevögelt, während Cody sich in seinem Zimmer verkrochen hat, um fernzusehen –« Er hielt inne und blinzelte. »Wie hießt diese Serie noch mal?«

Cody seufzte. Wenn er es ihnen nicht sagte, würden sie ihm so lange auf die Nerven gehen, bis er es doch tat. Es war besser, es einfach hinter sich zu bringen. Glücklicherweise war Rache süß und er war der unangefochtene König, wenn es darum ging, Rechnungen zu begleichen. »Zeit der Sehnsucht.«

Sam schlug auf den Tisch. »Stimmt. Du hast diese Serie jeden verdammten Tag aufgenommen. Ich habe jahrelang nur noch Bo und Hope dies, Bo und Hope das gehört.«

»Wie war noch mal ihr Nachname?«, fragte Cody und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab.

»Brady«, antwortete Sam viel zu schnell, um sein Gesicht zu wahren.

Brett bellte vor Lachen, während Mando Bier aus der Nase lief.

»Fickt euch alle«, sagte Sam und zeigte dem ganzen Tisch seinen Mittelfinger. »Ich habe drei Jahre mit Cody ein Zimmer geteilt. Ich erinnere mich an mehr über diese Serie, als ich je wissen wollte. Ich hatte Albträume, in denen Stefano vorkam.«

Das half seiner Argumentation nicht. Mando und Brett brachen aufeinander zusammen, lachten hysterisch und zogen schiefe Blicke von den benachbarten Tischen auf sich, als hätte die Bar im Venetian niemals die Überbleibsel einer Bachelor-Party gesehen.

Sam leerte sein Bier und winkte der Kellnerin zu. »Ich hasse euch alle.«

Das war natürlich eine Lüge. Sam liebte sie mehr als seinen eigenen Bruder, weswegen sie einander erbarmungslos neckten.

»Ich hasse euch auch.« Cody trank sein Bier aus.

»Was kann ich euch Jungs bringen?« Die Kellnerin stand plötzlich neben ihm und drückte ihren deutlich zur Schau gestellten Busen in Codys Gesicht. Zum ersten Mal seit etwa dreißig Minuten hörten Sam, Brett und Mando auf zu sprechen, ihre Münder standen offen, als wären sie Neugeborene, die bereit waren zu trinken. Cody hätte sich nicht mehr für seine Freunde schämen können, selbst wenn er es versucht hätte.

»Wie wäre es mit einer Runde Tequila-Shots?«

»Sicher, Süßer.« Sie strich mit ihren Händen über seine breiten Schultern, bevor sie zwinkerte und davonging.

»Das ist so verdammt unfair«, grummelte Brett. Er drehte sich in seinem Stuhl um und sein Kopf folgte dem Schwingen ihrer schmalen Hüften. »Wieso überschlagen Hetero-Mädchen sich immer vor Begeisterung, wenn sie schwule Männer sehen?«

»Vermutlich hat es etwas damit zu tun, dass ich sie ansehen und meine Spucke in meinem Mund behalten kann.«

Mando wischte sich Speichel vom Kinn und schüttelte den Kopf. »Nee, das ist es nicht.« Was Mando über Frauen wusste, ließ sich an einer Hand abzählen. Valerie, Mandos Frau, tat Cody sofort leid. Sicher, Mando war ein guter Mann und einer seiner besten Freunde, aber das hieß nicht, dass Cody die Fehler seines Freundes ignorierte. Er war ein Schwein, ganz einfach. »Was denkst du dann, woran es liegt?«

»Ich denke, es liegt daran, dass du eine verbotene Frucht bist, etwas, von dem sie weiß, dass sie es nicht haben kann, aber sie will es trotzdem. Vielleicht sollte ich das versuchen. Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass ich schwul bin.«

»Hast du vergessen, dass du verheiratet bist?«, fragte Sam, nachdem er sein Bier geleert hatte.

Mandos Augen weiteten sich. »Ich bin verheiratet, nicht tot. Ich kann gucken, weißt du.«

»Du planst, absichtlich zu grapschen, und das weißt du«, sagte Brett mit einem Grinsen.

»Ich grapsche nicht.« Mando betrachtete sie von oben herab.

»Sag das der Kellnerin bei Hooters.«

»Fick dich, Brett. Das war ein Unfall.«

Während seine Freunde debattierten, wie Mandos Hand auf dem Arsch der Kellnerin ein Unfall gewesen sein konnte, sah Cody sich in der Bar um. Wenn seine Kumpel weiterhin diesem Pfad folgen würden, brauchte er dringend soziales Gleitmittel. Statt die Kellnerin zu finden und sie zu bitten, sich zu beeilen, wurde Codys Blick von einem dunkelhäutigen Mann angezogen, der etwas trug, das ein maßgeschneiderter italienischer Anzug sein musste. Er schmiegte sich an den richtigen Stellen an seinen Körper und sorgte dafür, dass Cody sofort einige sehr schmutzige Gedanken hatte.

Er war nicht sehr groß, vermutlich nicht größer als eins siebzig, aber trotz seines relativ kleinen Körperbaus zeigte er eine eindrucksvolle Präsenz. Er beobachtete das Casino ohne das großäugige Staunen der meisten Touristen und sah in den Raum hinein, als gehörte er – und damit alle, die sich darin aufhielten – ihm. Wenn er sich durch die Menschenmassen schob, gingen die Leute ihm aus dem Weg. Jeder seiner Schritte war zielstrebig und selbstbewusst.

Normalerweise hatte Cody kein Interesse an solchen Männern. Sie kamen oft schnell und kümmerten sich nicht um die Lust ihres Partners. Cody genoss es, in der nackten Umarmung eines Liebhabers zu liegen, sich Zeit zu lassen, um herauszufinden, was seinen neuen Partner zum Stöhnen brachte und ihn die Augen verdrehen ließ. Beim Sex ging es um Erkundung, nicht um einen wilden Ansturm auf die Ziellinie, und Männern wie Mr. Latin-GQ ging es nur ums Kommen und Gehen.

Aber er hatte etwas an sich, das tiefer ging als die geraden Linien seiner Kleidung und seiner Gesichtszüge.

Dann waren da seine vollen, mokkafarbenen Lippen. Sie sorgten dafür, dass Cody seine darauflegen und über die samtenen Falten lecken wollte.

Der Mann hob seine Hand, als er jemanden in der Bar entdeckte, wo Cody mit seinen Freunden saß. Seine Lippen öffneten sich und er zeigte ein breites, umwerfendes und strahlendes Lächeln. Es war die Art, die einen Raum aufhellte, als würde jemand ein Dutzend Blitzlichter zur gleichen Zeit betätigen, und sorgte dafür, dass Cody ein Stück weit von seinem Stuhl rutschte und sein Blick ihm wie der eines Paparazzos durch den Raum folgte.

»Sieht aus, als hätte jemand einen Spielgefährten gefunden.«

Cody sah über seine Schulter und blickte Mando an. »Huh?«, fragte er, bevor er sich wieder zu Mr. Latin-GQ drehte, der durch die überfüllte Bar ging, als wäre sie leer.

Ein schneller Tritt gegen sein Bein zog seine Aufmerksamkeit mit einem Stirnrunzeln wieder auf seine besten Freunde, die versuchten, unschuldig auszusehen. Ja, genau. »Was zur Hölle? Hört auf, mich zu treten!«

Brett legte seine flache Hand auf seine Brust. »Was meinst du denn?«

»Hört auf mit dem Scheiß!« Er drehte sich um und entdeckte, dass der Mann mit dem Tausend-Watt-Lächeln sich ein paar Tische weiter hingesetzt hatte. Er unterhielt sich mit irgendeinem Kerl in einem schicken schwarzen Anzug. War das Latin-GQs Freund?

»Hey.« Sam griff nach seiner Schulter und zwang ihn, sich umzudrehen. »Wir sind hier drüben, erinnerst du dich?«

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. »Wie könnte ich das vergessen? Ihr drei hört verdammt noch mal nie auf zu reden.«

Mando runzelte die Stirn. »Unhöflich.«

»Wollt ihr mich gerade verarschen?«

»Nein, wollen wir nicht.« Brett warf Cody ein deutliches Kopfschütteln zu. »Wir sind hier, um Sams letzte Nacht als freier Mann zu feiern, und nicht, um zuzusehen, wie du dich an irgendeinen Typen ranmachst. Wieder mal.«

Cody sah seine Freunde an. Wer waren diese Männer? Als sie seinen einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatten, hatten sie nicht nur seine Augenbrauen rasiert, sondern sie hatten ihn in einer Bar in der Sixth Street sitzen gelassen, während jeder von ihnen mit einem anderen Mädchen gegangen waren. Cody hatte per Anhalter zurück zum Campus fahren müssen.

Bevor er ungehalten werden konnte, bebten Bretts Lippen und ein Funke glitzerte in Sams blauen Augen. Eine Sekunde später prustete Mando los und die drei brachen in Gelächter aus.

»Du hättest dein Gesicht sehen sollen.« Mando schlug ihm aufs Knie. »Du warst kurz davor, uns eine zu verpassen.«

»Ja. War ich.«

»Ich konnte es schon hören.« Brett senkte seine Stimme, um Codys tiefere Klangfarbe zu imitieren. »Das von den Männern, die mich an meinem einundzwanzigsten Geburtstag allein gelassen haben.«

Sam rieb seine Augen und tat so, als wäre er ein weinendes Kleinkind. »Wah!«

Cody konnte das Kichern, das seiner Kehle entkam, nicht unterdrücken. Diese Männer kannten ihn besser als irgendjemand sonst, was es extrem schwer machte, sie zu hassen, egal wie sehr er es gerade wollte. »Wieso macht ihr mir immer das Leben schwer?«

»Weil du jedes Mal darauf reinfällst«, sagte Sam, als die Kellnerin mit ihren Shots zurückkehrte.

Der Tisch bejubelte ihre Ankunft und Mando versuchte, sie anzumachen. Sie nickte ihm höflich zu und wandte sich dann an Cody. »Noch etwas?«

Mandos Schmollen sorgte beinahe dafür, dass Cody die Beherrschung verlor. »Ich denke, für den Moment haben wir alles«, sagte er zwischen seinem Prusten.

Als sie weg war, beschwerte Mando sich erneut darüber, wie unfair das Leben war. Um ihn zum Schweigen zu bringen, schob Sam die vier Schnapsgläser von der Mitte des Tisches zu Cody hinüber.

Cody spannte sich an. Wann immer sie das taten, bedeutete es üblicherweise –

»Lasst uns anstoßen.«

Oh Mist.

Sam, Brett und Mando sprangen auf. Sie schlangen ihre Arme um die Taillen der anderen, schwankten vor und zurück und sangen sofort das alte Trinklied ihrer Studentenverbindung.

»He eats it. He beats it. He even mistreats it. Here’s to Brother Cody, who’s with us tonight. Now drink, motherfucker. Drink, motherfucker.«

Die Bar wurde sofort still, als ihr schiefer Gesang den Lärm durchdrang wie eine Rasierklinge.

»He eats it. He beats it. He even mistreats it. Here’s to Brother Cody, who’s with us tonight. Now drink, motherfucker. Drink, motherfucker.«

Sie wiederholten die Worte Drink, motherfucker und würden es so lange tun, bis er jedes der vier Schnapsgläser geleert hatte. Cody nahm einen der Tequila-Shots, leerte ihn und legte schnell mit dem zweiten nach. Seine Kehle brannte und betäubende Wärme breitete sich in seinem Magen aus. Als er das letzte Schnapsglas geleert hatte, begannen sich Schweißtropfen auf seiner Haut zu bilden.

Glücklicherweise hörten seine Freunde auf zu singen und setzten sich hin.

»Du weißt, was als Nächstes kommt, oder?«, fragte Brett und ein teuflisches Funkeln hellte seinen Blick auf.

Leider wusste er das. Wann immer das rituelle Trinklied gesungen wurde, kam anschließend eine Mutprobe.

»Was soll ich tun?«

Sam sah in die Runde, bevor er sich wieder ihm zuwandte und mit einem Nicken hinter Cody deutete. »Hol ihn dir, Tiger.«

»Ich werde mit Senator Whitmore sprechen und sehen, was ich tun kann.«

Der vage Tonfall dieser Antwort gefiel Julian nicht. Karsten Hughes, ein alter Freund von Yale, arbeitete für Alex Whitmore, den republikanischen Senator von Nevada, der als einziger gemäßigter Politiker seiner Partei seine Unterstützung und seinen Handschlag für den Gesetzesentwurf, den Julian bewarb, noch nicht zugesagt hatte. Er stand vor dem Senat zur Abstimmung und wenn er verabschiedet würde, würde das Immigrationssystem des Landes vollständig überholt werden. Illegale Einwanderer würden die Möglichkeit bekommen, die Staatsangehörigkeit zu erhalten, und man würde ihnen Amnestie gewähren, was dafür sorgen würde, dass es die Millionen verfügbar machen würde, die aufgewendet wurden, um diese kleine Gruppe aufzuspüren und außer Landes zu schaffen.

»Du weißt, wie viel Gutes das bewirken könnte, Kar.« Julian beugte sich vor und schenkte ihm das Lächeln, von dem er wusste, dass er so bei Frauen und schwulen Männern oft seinen Willen bekam. Da Karsten zu den Log Cabin Rebublicans gehörte, hoffte Julian darauf, dass sein Grinsen genau das tun würde. Wenn er Whitmore nicht hatte, würde sein Gesetzesentwurf sterben.

Karsten verschränkte seine Arme vor seiner Brust und funkelte ihn an. »Für Senator Whitmore ist es auch ein Wahljahr, es wird dir also nichts nützen, einfach nur dieses Grinsen zu zeigen. Das ist ein riskantes Unternehmen, das Whitmore seinen Sitz im Senat kosten könnte. Wenn Whitmore verliert, habe ich keinen Job mehr.«

Darauf konnte Julian nichts erwidern, aber das hieß nicht, dass er aufgeben würde. Stattdessen ließ er sein Lächeln noch strahlender werden. »Ich verstehe. Alles, was du tun kannst, ist willkommen.«

Karsten seufzte und lehnte sich vor. »Du weißt, dass das viel einfacher wäre, wenn du deinem Lächeln tatsächlich Taten folgen lassen würdest.« Ein freches Grinsen huschte über seine pinken Lippen.

Julian spannte sich an, obwohl er wusste, dass Karsten es nicht ernst meinte. Er gab sein Bestes, um einen Skandal oder auch nur den Anflug eines Skandals zu meiden. Er hatte miterlebt, wie unangemessenes Verhalten die Karriere eines Politikers zerstört hatte, und Julian hatte seine gesamte erste Amtszeit damit verbracht, die üblichen Tretminen zu meiden, was nicht leicht gewesen war. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen war Julian nicht verheiratet und hatte weder einen hingebungsvollen Ehepartner noch 2,5 Kinder, um ihn auf dem rechten Pfad zu halten. Wenn er mit jemandem ausging oder auch nur einen Versuch in diese Richtung startete, nahmen die Klatschblätter ihn auseinander.

Er versuchte, diesen Stress während seiner Kampagne zu meiden. Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt und ihn in Gang gebracht. Leider war er gescheitert.

Wenn es funktioniert hätte, hätten er und Blane gemeinsam eine gute Zukunft gehabt. Es hätte Julians Leben außerdem um einiges leichter gemacht.

»Wirst du dich mal entspannen?« Karsten schüttelte den Kopf und nippte an seinem Wein. »Ich mein's nicht ernst.«

Julian nickte. »Natürlich.« Er sah sich dennoch um, um herausfinden, ob irgendjemand, ein Reporter zum Beispiel, es gehört hatte. Diese hinterhältigen Mistkerle tauchten auf, wenn man sie am wenigsten erwartete.

»Du musst wirklich flachgelegt werden.«

Das stimmte, aber er würde es nicht zugeben. »Ich habe keine Zeit.«

»Haben du und Blane deswegen nie...? Du weißt schon.«

Seine Arbeit war es nicht gewesen, was seine letzte Beziehung beendet hatte.

Karsten seufzte und es klang, als gehörte das in einen kitschigen Liebesroman. »Du musst ihn wirklich geliebt haben, um nach dieser ganzen Zeit noch Single zu sein.«

Julian brachte es nicht übers Herz, die Wahrheit zuzugeben. Sein Herz war nicht gebrochen gewesen, als Blane ihre Verlobung aufgelöst hatte. Wenn er ehrlich war, war er nie in Blane verliebt gewesen. Für Julian gab es keine Liebe. Er hatte ihre zerstörerische Kraft gesehen, wie sie das Fundament einer Person zerstörte wie ein Erdbeben und einriss, was über Jahre hinweg aufgebaut worden war. Er würde sich das niemals antun. Er war klüger als das.

Stattdessen strebte er danach, das zu erlangen, was ihn glücklich machen würde: Erfolg. Für Julian bedeutete das, seine politischen Fähigkeiten zu nutzen, um dieses Land besser für alle zu machen. Er wollte sein Leben nicht so verschwenden, wie seine Geschwister es taten. Sicher, sie hatten ihre Treuhandfonds vervierfacht, indem sie für ihren Vater arbeiteten und die kalte, egoistische Geschäftswelt gewählt hatten, aber so wie bei ihren Eltern wurden ihre Ehen nur von dünnen Fäden zusammengehalten.

Sie hatten Erfolg. Sie hatten Familien. Sie waren nur nicht glücklich.

Julian war glücklich, und die eine Sache, die ihn von allen unterschied, war, dass er nicht dumm genug gewesen war, sich zu verlieben.

»Hast du mit Blane gesprochen?«

Karstens Frage riss Julian aus seinen Gedanken und beförderte ihn zurück in die volle Casino-Bar. Er trank einen weiteren Schluck seines Martinis. »Nein. Er ist zurück nach Massachusetts gegangen, nachdem wir uns getrennt haben.«

»Du solltest ihn anrufen. Vielleicht sehnt er sich auch noch nach dir.«

Wohl kaum. Er hatte Blane verletzt, obwohl er alles, was in seiner Macht stand, getan hatte, um es nicht zu tun, aber Blane war derjenige gewesen, der die Bedingungen ihrer Übereinkunft verändert hatte, ohne mit ihm zu sprechen. »Es ist besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen.«

Bevor Karsten antworten konnte, begann ein Tisch voller unerträglicher Männer irgendein idiotisches Trinklied zu singen, was das gesamte Geschehen in der Bar zum Stillstand brachte. Karsten beobachtete sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.

Julian würdigte den Tumult keines Blickes, sondern ignorierte ihn. Stattdessen trank er den Rest seines Martinis mit einem einzigen, brennenden Schluck.

»Du solltest einfach wieder rauskommen«, sagte Karsten mit einem Nicken zu dem Tisch hinter Julian.

»Du hast ja gehört, was dieser Typ alles macht. Könnte dir guttun. Du weißt, dass du es brauchst.«

Julian sah über seine Schulter und schnaubte. Er brauchte keinen Mann, besonders nicht einen, der noch immer seine Collegetage wieder aufleben ließ, die mindestens zehn Jahre her sein mussten.

Was könnte so jemand ihm schon anbieten?

Julian sah zu, wie Karsten mit seinem Mann für diese Nacht auf ihn zukam. Er konnte nicht anders, als Karstens unbekümmerte Einstellung zu beneiden. Er arbeitete nur für einen Senator, was bedeutete, dass er sich keine Sorgen um seinen politischen Ruf machen musste.

»Ich verschwinde.« Karsten riss seine Jacke von der Lehne seines Stuhls und deutete auf den grinsenden, braunhaarigen Mann hinter ihm. »Man sieht sich, und vergiss nicht: Du bist in Vegas. Leb ein bisschen! Hab etwas Spaß!«

Julian salutierte ihm, worauf Karsten mit einem Augenrollen reagierte. Zwei Sekunden später hatten Karsten und sein neuer Freund die Bar durchquert.

Julian würde Spaß haben. Er würde in seine Hotelsuite zurückgehen, heiß duschen und sich anschließend Miss Undercover auf seinem iPad ansehen. Er liebte diesen Film. Nicht, dass er das jemals zugeben würde.

»Hey. Wie geht's?«

Julian zuckte zusammen. Der blonde Collegejunge vom Tisch der Singenden Idioten schob sich auf Karstens verlassenen Stuhl. Oh Freude. »Ich glaube, du hast dich verlaufen.« Er nickte über seine Schulter hinweg. »Die Bierparty ist da drüben.«

Ein verlegenes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes, während er mit seinen Fingern durch sein Haar strich, das nicht ganz so blond war, wie Julian zunächst gedacht hatte. Rötliche Strähnen durchzogen den goldenen Farbton. »Ja. Das war ziemlich peinlich.«

»Da werde ich nicht widersprechen.«

Er hielt ihm seine Hand hin. »Mein Name ist –«

»Bruder Cory. Ich hab's gehört.«

Sein Lächeln wurde ein weniger blasser und er zog seine Hand zurück. Glücklicherweise schien er kurz davor zu sein, zurück zu seinem Tisch zu gehen, aber nach ein paar überraschten Wimpernschlägen wurde sein dünnes Lächeln erneut breiter. »Eigentlich heiße ich Cody.«

Julian stand auf. »Da lag ich wohl falsch.«

»Kann ich dich um einen Gefallen bitten, bevor du gehst?«

Oh Gott. Genau das hatte ihm noch gefehlt, ein politischer Fan, der unbedingt ein Foto mit ihm brauchte. Obwohl es ein Teil seines Jobs war, genoss er es nicht, Hände zu schütteln, Fotos zu machen und Babys zu küssen. Er zog es vor, das zu tun, wofür er gewählt worden war – Veränderungen zu bewirken. »Also gut. Ein Bild.«

Cory, oder Cody, legte seinen Kopf schief. »Bild?«

»Ich habe angenommen, dass du das willst.«

»Wieso sollte ich ein Bild mit dir wollen?«

Julian war fasziniert. Cody hatte absolut keine Ahnung, wer er war. Das war seit ein paar Jahren nicht mehr passiert. Seine dauerhaft angespannten Schultern lockerten sich und er hörte auf, seine Zähne zusammenzubeißen. »Egal. Was willst du von mir?«

»Nun, siehst du diese Männer da drüben?« Er nickte zu dem Tisch mit winkenden Idioten hinter ihnen. Ein Mann zeigte ihm ein Daumen-hoch, während die anderen beiden ihre Fäuste in die Luft stießen.

»Leider«, antwortete Julian, nachdem er sich umgedreht hatte.

»Das sind meine Brüder aus der Studentenverbindung –«

»Was du nicht sagst.«