Pol Pot. Der Inbegriff des asiatischen Totalitarismus? - Jutta Schneider - E-Book

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Jutta Schneider

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Sonstiges, Note: 1, Ruhr-Universität Bochum (Fakultät für Ostasienwissenschaft), Veranstaltung: Politische Persönlichkeiten und politische Gestaltung in Ostasien, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Arbeit erörtert, ob Pol Pot der „Inbegriff des asiatischen Totalitarismus“ ist. Dabei sollen die Fragen beantwortet werden, ob überhaupt von einem „asiatischen Totalitarismus“ gesprochen werden kann und ob ein Bezug zwischen der Biographie Pol Pots und dem Begriff Totalitarismus besteht. Da über die Person Pol Pot kaum etwas bekannt ist, ist es schwer sich einen konkreten Überblick über seine Biographie zu verschaffen. Es kann lediglich versucht werden, sein Leben über sein politisches Wirken zu beleuchten. Deshalb wird sich diese Arbeit hauptsächlich mit dem politischen Hintergrund Pol Pots befassen, um dann einen Rückschluss auf dessen Persönlichkeit zu ziehen. Es ist unumgänglich, auf sein politisches Umfeld – die Zugehörigkeit zu den Roten Khmer bzw. der Kommunistischen Partei Kampucheas – einzugehen. Die politischen Ereignisse in China, wie der Große Sprung und die Kulturrevolution, und politische Strömungen, wie die sinisierten Marxismusformen, spielen eine wichtige Rolle für das Verständnis der Pol-Pot-Regierung. Jedoch wird in dieser Arbeit nicht darauf eingegangen. Gemeinhin wird der Name Pol Pot mit Ausdrücken wie „Killing Fields“, „Genozid“, „Autogenozid“ usw. assoziiert. Daher wird unter Punkt 6 dieser Ausarbeitung zumindest auf den Begriff „Autogenozid“ eingegangen, um zu eruieren, ob die Bedeutung dieses Wortes mit der Persönlichkeit Pol Pots in Einklang zu bringen ist oder ob dieser Begriff in Bezug auf Kambodscha durch Personen geprägt wurde, die an dem Thema Pol Pot zwar interessiert sind, es aber aufgrund seiner Komplexität eher vereinfachend behandeln, wie z. B. Journalisten1, um somit ein relativ unvollständiges Bild an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. 1 Vgl. Barth, Ariane und Terzani, Tiziano, Holocaust in Kambodscha, Rowohlt, Reinbek 1982, S. 215 ff.

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Inhaltsangabe

 

Abkürzungen und Glossar

1 Einleitung

2 Totalitarismus

2.1 Definition

2.3 Asiatischer Totalitarismus

3 Biographie Pol Pots

4 Die Anfänge der Roten Khmer

5 Kommunistische Partei Kampucheas

6 Autogenozid – Assoziation zum Begriff Rote Khmer

7 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

 

Abkürzungen und Glossar

1 Einleitung

 

Die folgende Arbeit erörtert, ob Pol Pot der „Inbegriff des asiatischen Totalitarismus“ ist. Dabei sollen die Fragen beantwortet werden, ob überhaupt von einem „asiatischen Totalitarismus“ gesprochen werden kann und ob ein Bezug zwischen der Biographie Pol Pots und dem Begriff Totalitarismus besteht. Da über die Person Pol Pot kaum etwas bekannt ist, ist es schwer sich einen konkreten Überblick über seine Biographie zu verschaffen. Es kann lediglich versucht werden, sein Leben über sein politisches Wirken zu beleuchten. Deshalb wird sich diese Arbeit hauptsächlich mit dem politischen Hintergrund Pol Pots befassen, um dann einen Rückschluss auf dessen Persönlichkeit zu ziehen. Es ist unumgänglich, auf sein politisches Umfeld – die Zugehörigkeit zu den Roten Khmer bzw. der Kommunistischen Partei Kampucheas – einzugehen. Die politischen Ereignisse in China, wie der Große Sprung und die Kulturrevolution, und politische Strömungen, wie die sinisierten Marxismusformen, spielen eine wichtige Rolle für das Verständnis der Pol-Pot-Regierung. Jedoch wird in dieser Arbeit nicht darauf eingegangen.

 

Gemeinhin wird der Name Pol Pot mit Ausdrücken wie „Killing Fields“, „Genozid“, „Autogenozid“ usw. assoziiert. Daher wird unter Punkt 6 dieser Ausarbeitung zumindest auf den Begriff „Autogenozid“ eingegangen, um zu eruieren, ob die Bedeutung dieses Wortes mit der Persönlichkeit Pol Pots in Einklang zu bringen ist oder ob dieser Begriff in Bezug auf Kambodscha durch Personen geprägt wurde, die an dem Thema Pol Pot zwar interessiert sind, es aber aufgrund seiner Komplexität eher vereinfachend behandeln, wie z. B. Journalisten[1], um somit ein relativ unvollständiges Bild an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben.

 

2 Totalitarismus

 

2.1 Definition

 

Der Begriff des Totalitarismus wurde in neuerer Zeit von Mussolini geprägt („alles für den Staat, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“[2]). Er umfasst mehrere Elemente:

 

 Gleichschaltung aller Lebensbereiche,

 

 Ausrichtung auf ein als ‚wahr’ erkanntes Ziel,

 

 eingeschränkte persönliche Freiheit,

 

 messianische Erlösungsideologie,

 

 Bewegungscharakter[3],

 

 Einparteienstaat mit einer charismatischen Führergestalt an der Spitze,

 

 permanenter Terror[4],

 

 Informations- und Gewaltmonopol,

 

 zentralisierte Wirtschaftssteuerung[5],

 

 Annahme eines gemeinsamen, einheitlichen Willens[6],

 

 Akklamationsverfahren zur Durchsetzung Regierungsdekrete.

 

Hannah Arendt entwirft einen Menschen, der zum freien Leben (das nicht definiert wird) „existenziell vorbestimmt“ ist.[7] Der Totalitarismus fungiert als staatliches Gegenteil dieser Bestimmung. Er ist eine Bewegung, für die die „Menschen nur das Material sind, an dem die übermenschlichen Gesetze von Natur und Geschichte vollzogen“[8] werden. Menschen handeln Arendt zufolge gemeinsam, nicht allein, und die „Fähigkeit, sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln“[9], ist Grundlage ihres ein wenig ausgefallenen Machtbegriffs.

 

Während sämtliche moderne Machtbegriffe Webers Annahme eines Zwangs, der andere dazu bringt, Dinge zu tun, die sie sonst unterließen[10], zugrunde legen, beschreibt Arendt ein idealisiertes friedliches Miteinander, das aus der Erfahrung der attischen Demokratie abgeleitet ist und heute als realitätsfremd gilt. Jedoch spielt Arendts Entdeckung des Bewegungsgesetzes totalitärer Herrschaft auch heute noch eine große Rolle. Ihr Fazit, dass seine Umsetzung in positives Recht zur permanenten Tötung führe, gilt als Inbegriff revolutionärer, d. h. umstürzlerischer Dynamik im Totalitarismus.[11]

 

In Friedrichs und Brzezinskis Idealtypus totaler Herrschaft[12] wird ein Staat konstruiert, der keine historische Vorbilder besitzt und dem kein totalitäres Gebilde der Realität zugeschrieben werden kann. Nach Friedrich und Brzezinski ist ein Regime totalitär, das mindestens sechs zusammenhängende Kriterien erfüllen muss, die nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen. So muss es über eine Ideologie verfügen, die in jeden Bereich des menschlichen Lebens eindringt und als Ziel hat, den idealen Endzustand des Menschen zu erreichen, indem die bestehende Gesellschaft durch eine neue ersetzt wird. Es darf nur eine einzige Massenpartei existieren, die in der Regel von einem Führer gesteuert wird und durch eine zentralistische, hierarchisch aufgebaute Kommandostruktur organisiert ist. Weiterhin besteht durch diese Partei, mit Unterstützung eines Geheimdienstes oder einer Geheimpolizei, ein Terrorsystem, das eine absolute Kontrolle, vor allem durch Nutzung wissenschaftlicher Psychologie, besitzt. Hinzu kommt die Überwachung durch ein vollständiges Medien- und Kampfwaffenmonopol des Staates und die zentrale Wirtschaftsführung durch das Regime.[13]