Polizistendeutsch - Peter Waldbauer - E-Book

Polizistendeutsch E-Book

Peter Waldbauer

0,0

  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Sind Sie auch ein ängstlicher und ahnungsloser Bürger, der seine Rechte nicht kennt und dem jedes Mal vor Angst die Knie schlottern, sobald er in eine Verkehrskontrolle gerät. Sagen Sie brav "Ja" und "Amen" zu allem, was Ihnen die Polizeibeamten vorschlagen: ob Atemalkoholtest, Drogentest, Blutabnahme oder Selbstzüchtigung? Bei einer Festnahme bedanken Sie sich dafür, dass man Sie nur hart angefasst und rüde gegen die Wand gedrückt, Ihnen aber nicht sämtliche Knochen gebrochen hat? Aus Angst vor Folter verzichten Sie darauf, einen Rechtsanwalt zu kontaktieren oder begnügen sich mit dem Hinweis des Polizisten, dass Anwälte nur unnötig Geld kosten und sie nur derjenige brauche, der etwas ausgefressen hat? Kurz und gut, Sie sind ein staatsgläubiger, unterwürfiger Bürger, der von Polizeiarbeit soviel weiß, wie eine Kuh vom Tangotanzen. Dank dieses tollen Aufklärungsbuches und Ratgebers werden Sie aufsteigen in den elitären Kreis der mündigen Bürger, Sie werden souverän ihre Rechte vertreten und den Respekt der Polizei genießen, wann immer Sie ihr begegnen. Der nächsten Verkehrskontrolle sehen Sie gelassen entgegen, ja, Sie freuen sich sogar darauf. Ihr Leben wird wieder angstfrei und glücklich sein.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 130

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
Polizeideutsch
Impressum
Vorwort
Die Polizei

Gründung der Polizei

Aufgabe der Polizei

Gesetzesgrundlagen

Organisation der Polizei

Das äußere Erscheinungsbild der Polizei

Uniform

Ausrüstung

Fahrzeuge

Die Amtsbezeichnungen („Dienstgrade“)

Polizeimeisteranwärter

Polizeimeister

Polizeiobermeister

Polizeihauptmeister

Spezialisten bei der Polizei
Der Beruf des Polizisten

Karriere in einem Traumberuf

Hohes Ansehen der Polizei

Berufsausbildung

Berufsvoraussetzungen

Die fünf Polizistentypen

Der harte Hund

Der Sozialarbeiter

Der Abgeklärte

Der Intellektuelle

Die Übereifrige

Der Tagesablauf der Schutzpolizisten
Guten Tag, Polizei!

Grundlagen der Kommunikation

Die Gegner der Polizei
Die Personenkontrolle

Richtiges Verhalten bei der Personenkontrolle: Quittung verlangen

Die allgemeine Verkehrskontrolle
Die schönsten Ausreden bei der Verkehrskontrolle
Die Hausdurchsuchung

Richtiges Verhalten bei der Hausdurchsuchung: Solle mer se reinlasse?

Die schönsten Ausreden bei der Hausdurchsuchung
Sonstige polizeiliche Maßnahmen
Die polizeiliche Vernehmung

Allgemeine Fragetechniken

Spezielle Fragetechniken

Vernehmungstechniken

Hilfsangebote der Polizei
Polizei-Hardcore: Das SEK
Die schönsten Ausreden von Polizisten
So drehen Sie den Spieß um: Strafverfolgung von Polizisten

Dienstaufsichtsbeschwerde

Anzeigen einer Ordnungswidrigkeit

Drohen mit Strafanzeige

Polizei-Notruf
Kleines Polizei-Lexikon

Von A wie Alibi bis Z wie Zeuge.

Test: Verstehen Sie Polizeideutsch?
Nachwort
Autorenvita

Polizeideutsch

Impressum:

Copyright © by Peter Waldbauer, 2019

Peter Waldbauer

Berliner Straße 49

68723 Schwetzingen

Buchumschlag und Buchsatz: Jacqueline Spieweg, FarbRaum4.de

Bildnachweis: studiostoks/Shutterstock.com

Vorwort

Die Polizei, dein Freund und Helfer, lautet ein bekannter Spruch. Spätestens seit der SAT-1-Reportage Toto & Harry kann es daran keinen Zweifel mehr geben. Deutschlands bekannteste, echte TV-Polizisten zeichnen ein Bilderbuchbild ihrer Zunft: warmherzig, uneigennützig und sozial bis zur Selbstaufopferung. Der Erfolg dieser Doku hat viele Nachahmerserien hervorgerufen. Ob sie Auf Streife (SAT 1), Der Blaulicht-Report (RTL) oder Achtung Kontrolle (Kabel 1) heißen – das Interesse an der täglichen Polizeiarbeit scheint ungebremst. Doch ist dem wirklich so? Denkt der Schutzpolizist in erster Linie an den Bürger? Oder denkt er nicht minder an sich? Zwingen ihn Erfolgsdruck, Zeitdruck und Personalnot gar zur Rücksichtslosigkeit? Gehen erst Menschlichkeit und Anstand, danach Recht und Gesetz verloren? Solche Fragen will dieses Buch beantworten und wie alle Titel der Reihe …-Deutsch tut es dies auf satirische, überspitzte Weise.

Obwohl es humoristisch geschrieben ist, gibt das Buch nützliche Tipps. Wie verhält man sich bei einer Personenkontrolle? Oder bei einer Verkehrskontrolle? Oder gar bei einer Hausdurchsuchung, die auch dem Unschuldigen passieren kann?

Polizeideutsch ist in erster Linie für den Bürger geschrieben. Sollten einige von Ihnen selbst den Beruf des Polizisten anstreben, können Sie nachlesen, welche Voraussetzungen Sie für diesen Beruf mitbringen müssen. 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen der Autor.

Heidelberg, im Februar 2019

Die Polizei 

Gründung der Polizei

Die Polizei ist eine Organisation des Staates, die für Sicherheit und Ordnung sorgt. Das Wort stammt von altgriechischen polis ab und bedeutet Staat. Polizeieinheiten im heutigen Sinne entstanden erst im 18. Jahrhundert. Zuvor zweigte man zur Aufrechterhaltung der Ordnung Kräfte vom Militär ab. Die erste Kriminalpolizei wurde 1810 in Paris gegründet. Sie hieß brigade de sûreté (Sicherheitsbrigade). Ihr Chef war ein Ex-Sträfling: Eugène François Videocq. Man glaubte schon damals, dass Verbrechen am besten durch Verbrecher bekämpft werden können. 

Auch im Wilden Westen war ein Seitenwechsel von Gesetzlosen zu Gesetzeshütern (und umgekehrt) völlig normal. Beide Seiten entsprachen dem Wesen des Revolverhelden und ehemalige Outlaws wurden oft Sheriffs oder Marshalls. Der bekannteste von ihnen war Wyatt Earp. Polizisten und Gangster – beide sind vom Verbrechen fasziniert, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Der eine ist aggressiv gegen das Opfer, der andere gegen den Aggressor. Aggressiv sind beide. Aus dieser Zeit stammt der Spruch: Verbrecher sind die besten Polizisten. Er gilt bis heute.

Aufgabe der Polizei

Der Staat hat das Gewaltmonopol und Polizisten sind jene, auf die die Staatsbürger ihre Gewalt übertragen. Die Polizisten prügeln sich stellvertretend für den Bürger. Dies ist eine Errungenschaft der modernen Zivilisation. Es darf nur derjenige Gewalt ausüben, der per Gesetz dazu ermächtigt ist. Gegen Diebe, Einbrecher, Räuber, Vergewaltiger und Mörder selbst vorzugehen, ist verboten. Da der Staat das 

Monopol auf Gewalt besitzt, wird er ärgerlich, wenn ihm jemand Konkurrenz macht (Ausnahmen: Notwehr und Nothilfe.)

Außer der Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten ist die Gefahrenabwehr die Hauptaufgabe der Polizei. Deshalb kommt sie in der Regel, wenn sie gerufen wird. Ihre Aufgaben sind aber sehr vielfältig: Verkehrsüberwachung, Ermittlung im Mordfall oder Wegweiser für ortsunkundige Touristen. In speziellen Fällen (Katze vom Baum runterholen/ entlaufene Ehefrau einfangen) hilft die Polizei auch, sonst gerne die Feuerwehr.

Gesetzesgrundlagen

Die Polizei darf nicht tun, was sie will (auch, wenn viele das glauben), sondern muss sich streng an die Gesetze halten (zumindest theoretisch). Alles basiert auf einer Rechtsgrundlage. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die folgenden vier Gesetze:

• Straßengebührenbuch (StGB)

• Straßenproletenbuch (StPO)

• Straßenverstopfungsordnung (StVO)

• Offener Widerstand-Gesetzbuch (OWiG)

Zusätzlich gibt es noch die Polizeidienstvorschrift (PDV), welche den Beamten nur grob bekannt ist, da sie schon einige Jahre nicht mehr hinein geschaut haben. Seit bestandener Berufsprüfung liegt das vergammelte Exemplar verschollen auf dem Dachboden oder im Keller, wo es einsam vor sich hinrottet. Das Hauptaugenmerk bei der täglichen Arbeit richtet sich darauf, wie diese lästigen, von gefühlsduseligen Sozialromantikern erfundenen Stolpersteine umgangen werden können.

Schließlich gibt es noch das Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland. Für die tägliche Polizeiarbeit sind die folgenden vier Artikel maßgeblich:

Artikel 1: Die Worte des Polizisten sind unantastbar. Ihre Auslegung ist nicht Sache des Bürgers, sondern der Polizei.

Artikel 3: Ein Polizist hat immer Recht, auch dann, wenn er nicht Recht hat, schließlich ist er bei der Polizei.

Artikel 5: Alle Bürger sind gegenüber der Polizei ungleich. 

Artikel 9: Ein Polizist darf alles, solange es kein Richter mitkriegt.

Organisation der Polizei

Die Polizei eines Bundeslandes gliedert sich in Polizeiverwaltungsbehörden und Vollzugspolizei. Zu den Verwaltungsbehörden gehören z.B. das Ordnungsamt (Knöllchenschreiber) und das Gewerbeaufsichtsamt. Dieses wird auch „Pommespolizei“ genannt, denn es kontrolliert verschimmelte Lebensmittel und versiffte Gaststätten. Die Vollzugspolizei ist für die Gefahrenabwehr zuständig und gliedert sich in:

Schutzpolizei (SchuPo)

Gegensatz zur Kripo. Schutzpolizisten machen Streifendienst, die Kripo kommt nur, wenn sie gerufen wird. Als Standardausrüstung tragen Schutzpolizisten: schusssichere Weste, Pistole, Ersatzmagazin, Handschellen, Plastik-Einweg-Fesseln, Handschuhe, ausziehbarer Schlagstock, Multifunktionswerkzeug, Metallschlüssel zum Aufsperren von Absperrpfosten, Taschenlampe, Funkgerät, Handy und Laserschwert. Ohne das Gerödel sind sie 50 Kilo leichter. Im Streifendienst kontrollieren sie Innenstädte und Wohngebiete. Zu ihren Aufgaben zählen: Aufnahme von Unfällen, Einbrüchen und Überfällen, Vermisstensuche, Leuten den Weg zeigen und Drogenpäckchen aus Exkrementen herausfischen.

Bereitschaftspolizei (BePO)

Ersatzeinheit und Lückenbüßer der „normalen“ Polizei. Bereitschaftspolizisten kommen dort zum Einsatz, wo wenig Hirn, aber viel Masse gefragt ist. Sie stehen Spalier bei Fußballspielen, Demonstrationen, Volksfesten, Rosenmontagzügen, Castortransporten und dem Durchkämmen von Wäldern nach Flüchtigen oder Vermissten. Das Begleiten übellauniger Fans vom Bahnhof zum Station und zurück ähnelt der Tätigkeit beim Viehtrieb. Bereitschaftspolizist zu sein bedeutet: tagelang in derselben Kluft heraumzulaufen, kaum Schlaf, kein Waschwasser und Pinkelgehen zwischen Bäumen. Je nach Einsatz gestalten sich Versorgung und Unterbringung schwierig. Frühstück in der Turnhalle, Mittagessen auf dem Parkplatz. Übernachtung in muffigen Klassenzimmern oder Containerlagern, wo die Beamten in quietschenden Stockbetten schlafen, eisige Luft durch die Ritzen zieht und in den Matratzen das Ungeziefer kriecht. 

Kriminalpolizei / Kripo (KriPo)

Wunschtraum vorpupertärer Jugendlicher und spätere Berufswahl von Spürnasen, die gerne Krimis schauen („Harry, fahr schon mal den Wagen vor.“). In einem gewissen Alter will jeder später Kommissar, Feuerwehrmann, Pilot, Astronaut oder Tierarzt werden. Wie sich das der kleine Moritz so vorstellt. Bis man gemerkt hat, dass es bei der deutschen Kripo nicht zugeht wie in amerikanischen Serien, in denen die Polizisten ständig auf Verfolgungsjagd sind und großkalibrig herumballern, sondern eine Ermittlung aus Bildschirmarbeit und langweiligem Papierkram besteht, ist man schon verbeamtet. Auch hat der Tatort nichts mit der sonntäglichen Krimiserie in der ARD zu tun, deren Unglaubhaftigkeit dadurch gesteigert wird, dass die jeweils nächste Folge noch hanebüchener und grotesker ist als die letzte. An echten Tatorten im Freien herrscht oft ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen, so dass alle Spuren verwischt sind. Für die klassische Tatortbegehung gilt: oben Nieselregen, unten Brombeerdornen.

Daneben gibt es noch die Wasserschutzpolizei (WaPo), die Autobahnpolizei (AuPo), die Volkspolizei (VoPo) und die Polenböllerpolizei (PoPo). Außerdem existieren einige übergeordneten Behörden wie LKA, BKA, FKK und LMAA.

Das äußere Erscheinungsbild der Polizei

• Uniform

Der Dienstmarke allein wird oft nicht geglaubt („Da könnte ja jeder kommen“; „So eine Hundemarke habe ich auch noch im Keller herumliegen.“) Deshalb tragen Polizisten nach Art und Farbe einheitliche Markenklamotten, damit man sie als Vertreter des Staates erkennt und nicht jedesmal fragen muss: „Sind Sie von der Polizei?“. Außerdem soll die Uniform die Legitimität ihrer Diensthandlung unterstreichen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Polizisten nicht von Museumswärtern, Straßenbahnschaffnern und Türstehern. 

Die Uniform war früher potthässlich (senffarben) und stellte eine Bestrafung dar, weil Polizisten sich dazu herablassen, niedere Dienste zu verrichten (Fahrzeuge kontrollieren/Verkehr regeln/Objekte bewachen), während die Bürger schön im Warmen sitzen dürfen. Außerdem erinnerte die grün-gelbe Uniform zu sehr an Kanarienvögel und verstieß damit gegen die Menschenrechte (Grundgesetz, Artikel 1), deshalb wurde sie aussortiert. Heute erstrahlt die EU-einheitliche Polizeiunifom in schönem Blau und ähnelt der Pfadfinderuniform. Sie wertet die Beamten ästhetisch auf, womit auch deren Selbstwertgefühl steigt. Vor allem zwickt sie die männlichen Beamten nicht mehr so im Schritt.

Zur Uniform gehört zwingend eine Kopfbedeckung, die Schirmmütze. Die weißen Deckel leuchten dem Bürger schon von weitem entgegen, fliegen bei Wind vom Kopf und unter dem Kunstleder schwitzt der Beamte. Sie sind auch Aufhänger für Querulanten, die den Beamten lächerlicherweise vorwerfen, solange sie nicht ihre Polizeimütze tragen, dürften sie dem Bürger keine Anweisungen erteilen, d.h. ihr polizeiliches Handeln sei nicht legitimiert. Diese absurde Legendenbildung erkennt man schon daran, dass der Staat seine hoheitlichen Befugnisse auf Personen überträgt, nicht auf Kleidungsstücke

Ausrüstung

• Handschellen: Auch „Stahlacht“, „Schließacht“ oder „Acht“ genannt. Beliebtes SM-Spielzeug zur Fixierung potenieller Sexualpartner. Polizisten sind die Einzigen, die sich trauen, das Accessoire während der Dienstzeit ungeniert am Gürtel zu tragen und damit ihre Vorlieben offenbaren. Je nach Veranlagung und aktueller Stimmung sind die Handschellen aktiv oder passiv verwendbar. Als besonderer Kick gilt der vorsätzliche oder grob fahrlässige Verlust der Schlüssel und das Schreiben der Verlustmeldung.

• RSG / Reistoffsprühgerät: Ausrüstungsgegenstand für Beamte, die trotz Einzelkämpferausbildung, Schwarzgurt und Gefahrenzulage den Messerstecher nicht mit bloßen Händen kampfunfähig machen können. Obwohl das RSG eine Reichweite von mehreren Metern hat, brennt das Pfefferspray zuerst dem Sprüher selbst in den Augen.

• Dienstpistole: Ähnlich wie beim Sheriff im Wilden Westen glänzt das Phallussymbol am Gürtel der Polizisten und soll Eindruck schinden. Sobald der Beamte auch nur einen Schuß abfeuert, sitzt er drei Tage lang an dem Schreibkram zu diesem Vorfall. Die Dienstpistole erfüllt ihren Zweck am besten dadurch, dass sie zwar von allen gesehen, aber nie benutzt wird. Ziel der Beamten: Ohne einen einzigen Schuss abzugeben, in Rente gehen.

• Polizeikelle: Beleuchteter Anhaltestab mit der Aufschrift „Halt Polizei“. Dient zum Herauswinken eines Fahrzeuges aus dem fließenden Verkehr (wenn der Polizist zu Fuß ist) oder zum Heraushalten aus dem Beifahrerfenster. Die Aufforderung zum Anhalten erfolgt mittels Hin- und Herschwenken der Kelle. Notfalls kann sie als Schlagwaffe gegen körperliche Angriffe zweckentfremdet werden oder um Rasern während des Überholsvorganges Beulen ins Auto zu hauen.

Fahrzeuge

• Funkstreifenwagen: Klobiges und sperriges KFZ der oberen Mittelklasse in Form eines Kombis, dessen Heck mit Ausrüstungsgegenständen bis unters Dach voll gestopft ist und das aufgrund seiner Abmessungen für Verfolgungsjagden völlig ungeeignet ist. Wird jemand im Polizeiwagen abtransportiert, kann er froh sein, wenn er zwischen Schutzhelmen, Schutzwesten, Atemschutzmasken, Schlagstöcken, Maschinenpistolen, Warnleuchten, Faltsignalen, Handscheinwerfern, Nagelsperren, Sandsäcken, Feuerlöscher, Nothammer, Anhaltestab, Absperrband, Messrad, Digitalkamera, Markierungstafeln, Verkehrsleitkegeln und Spurensicherungskoffer noch ein schmales, sauberes Plätzchen auf der Rückbank ergattert. Als Gipfel der Geschmackslosigkeit gilt das schrille Design mit gelben Neonstreifen, das vorgeblich der besseren Erkennbarkeit der Bullenkarosse dient, tatsächlich aber der späteren Weiterverwertung als Zivilfahrzeug geschuldet ist und auf spätpupertierende, geltungssüchtige Käufer zielt. Denen ist auch egal, dass die Karre dann 500.000 Kilometer auf dem Buckel hat, innen beschissen aussieht und außen vermackt ist. 

• Providawagen: Zivilfahrzeug der Polizei, mit dem Jagd auf Raser und Drängler gemacht wird. Per Videoaufzeichnung werden Geschwindigkeit und Sicherheitsabstand gemessen. Unter dem Innenspiegel befindet sich eine kleine Kamera, die nach der Regie-Anweisung „Aufnahme läuft“ alles auf einen Monitor überträgt. Danach erfolgt der freundliche Leuchthinweis „Polizei, bitte folgen“. Meist leugnet der Delinquent hartnäckig, wenn er angehalten und auf seine Fahrweise hingewiesen wird. Polizist und Verkehrssünder sehen sich dann zusammen einen Kurzfilm an, indem der Straßenhulk bei 220 km/h ans Heck des Vordermannes auffährt, ständig die Lichthupe betätigt und zwischen den Überholvorgängen hektisch die Spur wechselt.

• Mannschaftswagen: Kfz für Hundertschaften, die gemeinsam und kostenlos zu Fußballspielen fahren, vom Spiel wenig sehen, bis in die Morgenstunden Gewalteinsätze fahren und sich wegen mangelhafter Ausrüstung von den Ultras auf die Mütze hauen lassen müssen. Nach empfangener Körperverletzung und medizinischer Erstversorgung im Rettungswagen geht es aus dem Kriegsgebiet zurück zur Polizeikaserne. Bis zum nächsten Wochenende. 

• Wasserwerfer: Auf ein Großfahrzeug der Polizei montierte Wasserspritzpistole in XXL-Format. Ausdruck der frühkindlichen Sehnsucht nach Neckereien und dem Spaß am gegenseitigen Nassspritzen. Je nach Dauer der Einwirkung und Stärke des Wasserstrahls entstehen veritable Körperverletzungen, wobei „Auge to go“ und Enthauptung noch die harmlosesten sind.

• Räumfahrzeug: Sonderwagen der Polizei, auch Polizeipanzer genannt. Findet seine Verwendung bei kriegsähnlichen Zuständen im Innern wie Demonstrationen, Amokläufen, Umweltkatastrophen, Explosionen und Terroranschlägen. Kann mit einem Maschinengewehr aufgerüstet werden, falls der Parksünder der Aufforderung der Polizei nicht nachkommt. 

Die Amtsbezeichnungen („Dienstgrade“)

Auch wenn die Besoldung mit dem Handwerksberuf vergleichbar ist – Meister bei der Polizei ist kein Titel, den man wie der Handwerker erst nach langen Gesellenjahren und dem Absolvieren einer Meisterschule erhält. Bei der Polizei ist Meister, wer die Ausbildung gerade beendet hat. Ebenso kurios sind die drei Kategorien mittlerer, gehobener und höherer Polizeivollzugsdienst. Man beginnt erst in der Mitte und spaltet dafür die Höhe auf. Ein „unterer“ Dienst ist bei der Polizei nicht vorgesehen, unten steht der Bürger. Nachfolgend die Dienstgrade der mittleren (untersten) Kategorie, weil Sie es mit diesen häufig im Alltag zu tun bekommen. Sie sind zu erkennen an den blauen (früher grünen) Sternen.

• Polizeimeisteranwärter (PMA)

Eigentlich eine Dienstbezeichnung, da der Auszubildende ja noch kein Amt inne hat. Zu erkennen an einem blauen Stern auf der Schulterklappe. Als Azubi wird der PMA genauso ausgenutzt wie in anderen Berufen und vorwiegend fürs Kaffeekochen, Bleistiftspitzen und Botengänge eingesetzt. Dafür hat er die Sicherheit, nach der Ausbildung übernommen zu werden. Ständig fragt sich der Grünschnabel, wie es sich wohl anfühlt, jemanden zu verhaften? Ab dem zweiten Ausbildungsjahr darf der Milchbubi den Streifenwagen zur Waschanlage fahren und die Blaulichtflüssigkeit auffüllen. Ab dem dritten Jahr darf er mit zu Einsätzen und beim „Dienstsport“ (Schlägerei) die Rübe hinhalten. 

• Polizeimeister (PM)

Zu erkennen an zwei blauen Sternen auf der Schulterklappe. Der PM gehört nach einer schmerzhaften Sehnenscheidenentzündung vom vielen Klausurenschreiben zur großen Polizeifamilie. Nun fühlt er sich als etwas Besonderes. Der Grünspatz hat das berufstypische Verhalten und die Umgangsformen gegenüber dem Bürger („Wir gegen die“) von Kollegen abgeschaut oder in der Ausbildung antrainiert bekommen und ist nun reif für den vollen Einsatz. Das Auftreten des Frischlings lässt sich mit folgenden Eigenschaften beschreiben: brüskierend, schroff, rüde, herablassend, arrogant, hämisch, besserwisserisch, rechthaberisch, zynisch und sarkastisch.

• Polizeiobermeister (POM)