Porterville - Folge 07: Götterdämmerung - Hendrik Buchna - E-Book

Porterville - Folge 07: Götterdämmerung E-Book

Hendrik Buchna

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Beschreibung

Vorsicht! Die neue Mystery-Serie “Porterville” ist keine normale Serie, wie du sie kennst. Denn sie funktioniert wie eine Art Puzzle: So ist jede neue Folge von “Porterville” wie ein neues Puzzle-Teil. Das bedeutet, die Geschichten beginnen nicht unbedingt da, wo du bei der letzten Folge aufgehört hast. Doch mit jeder neuen Folge erhältst du tiefere Einblicke in die Stadt und ihre Bewohner, bis sich das rätselhafte Gesamtbild immer mehr zusammen setzt und am Ende die Frage geklärt wird: “Was ist das dunkle Geheimnis der Stadt Porterville?” Folge 7: „Verstört irrlichtert Martin Preys Blick in der Crenlynn-Kammer umher, seine bebende Stimme ist von Angst und Fassungslosigkeit verzerrt. 'Ich verstehe nicht. Wo … wo sind wir?' Törichter Narr. Nicht das Wo ist es, das alle bis ins Mark erschüttert, sondern das Wann … Auch meine Selbstbeherrschung erlischt wie eine Kerze im Sturmwind, als mir die brachiale Tragweite der vier digitalen Ziffern auf der Datums-Anzeige bewusst wird …“ (Angus Hudson)

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Seitenzahl: 56

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PORTERVILLE

- Folge 7 -

„Götterdämmerung“

Hendrik Buchna

- Originalausgabe -

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-942261-48-7

Lektorat: Hendrik Buchna

Cover-Gestaltung: Ivar Leon Menger

Fotografie: iStockphoto

Psychothriller GmbH

www.psychothriller.de

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Vertonung als Hörbuch oder -spiel, oder der Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen, Video oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.

Ein Buch zu schreiben, dauert Monate. Es zu kopieren, nur Sekunden. Bleiben Sie deshalb fair und verteilen Sie Ihre persönliche Ausgabe bitte nicht im Internet. Vielen Dank und natürlich viel Spaß beim Lesen! Ivar Leon Menger

Prolog

„Ich fühle, wie ein Lächeln meine Lippen umspielt. Ich stehe wieder näher am Fenster und blicke hinunter auf die dunklen Straßen von Porterville. Die Stadt, die ich so sehr hasse … und doch so sehr liebe. Vom ersten Augenblick an hat sie mich in ihren Bann gezogen. Der schillernde Turm aus Kristall, die Trolle aus Stein, der grüne Kobold. Ich kichere, denn heute weiß ich, was es mit all den Dingen auf sich hat.“

Eleanor Dare-Sato

Porterville, Jahr 0048

- 1 -

Dreißig Sekunden nach dem Ereignis

Verstört irrlichtert Martin Preys Blick in der Crenlynn-Kammer umher, streift die erschütterte Madam Secretary und ihren kreidebleichen Mann Randolph, den blondmähnigen Football-Fan, dessen Zahnpasta-Lächeln einer Grimasse des Schreckens gewichen ist, meinen Leibwächter Clark, der jetzt mitten in der Bewegung erstarrt und vom bluttriefenden Attentäter ablässt, und richtet sich schließlich auf mich. Seine bebende Stimme ist von Angst und Fassungslosigkeit verzerrt.

„Ich verstehe nicht. Wo … wo sind wir?“

Törichter Narr. Nicht das Wo ist es, das alle bis ins Mark erschüttert, sondern das Wann …

Auch meine Selbstbeherrschung erlischt wie eine Kerze im Sturmwind, als mir die brachiale Tragweite der vier digitalen Ziffern auf der Datums-Anzeige bewusst wird:

1584

„Transfer beendet“, verkündet die Computerstimme aus den beiden Lautsprechern, und mit einem hellen Piepton schaltet sich der Außenmonitor wieder ein.

Doch da draußen ist … nichts.

Nichts außer dichten, weißen Schwaden.

Keine Welt. Kein Sein.

Nur Nebel.

„Oh, mein Gott …“

Es waren meine Lippen, die diesen Satz formten, doch sie erscheinen mir fremd und fern.

Es gibt kein Vokabular, das dieser Katastrophe gerecht werden könnte. Jeder Begriff, jeder Versuch einer Bezeichnung muss im Angesicht allumfassender Endgültigkeit in sich zusammenfallen.

Ein Käfer kann den Mond vom Himmel stürzen sehen, doch er vermag es nicht in Worte zu fassen.

Genauso fühle ich mich in diesem Augenblick. Jeder Sprache beraubt.

Und dennoch existiert in der Terminologie unserer Wissenschaftler ein unscheinbares Akronym, das dem Unfassbaren, dem Undenkbaren einen Namen verleiht: LIT

Lost in time

- 2 -

Eine Minute nach dem Ereignis

Verloren in der Zeit.

Gestrandet in einer Vergangenheit, aus der es keine Rückkehr mehr gibt.

Selbst wer nur vage mit den Einzelheiten unserer Historie vertraut ist, wird ein bestimmtes Datum nie aus dem Gedächtnis verlieren, weil es mit der Muttermilch aufgesogen wurde:

25. Mai 1727

An jenem Tag, 150 Jahre vor der glorreichen Gründung von Porterville, nahm inmitten eines ausgedehnten Waldgebiets von Maryland die unterirdische Retro-Basis ihre Arbeit auf und löste damit die riskante Praxis der singulären ‚Chrono Jumps‘ ab. Es war die Geburtsstunde der Crenlynn-Kammer, die seither für bis zu dreißig Personen gleichzeitig einen fest fixierten, sicheren Transfer zwischen Zukunft und Vergangenheit ermöglicht. Ein Zeittunnel, der klaren Gesetzmäßigkeiten und unumstößlichen Konstanten unterliegt. Die ersten beiden Regeln sind gleichzeitig die wichtigsten:

Der Ursprung markiert die Grenze.

Die Grenze darf nicht überschritten werden.

Wer bei einem Zeitsprung über diesen Punkt, den 25. Mai 1727, dennoch hinaustritt, kehrt nicht mehr zurück.

Der Grund ist denkbar einfach: Die Crenlynn-Kammer benötigt an beiden Enden des Tunnels eine Basis, deren Technik den Transfer erst ermöglicht. Wird die Kammer infolge eines Unfalls oder menschlichen Versagens in eine Zeit vor Errichtung der Basis geschleudert, ist sie unrettbar verloren. Ohne auffangenden Hafen, den Timeport, gäbe es keinerlei Möglichkeit, ihre Ankunft zu koordinieren. Die Crenlynn-Kammer würde wie ein riesiger Metallsarg aus dem Zeittunnel gespuckt werden und mitten im Nirgendwo der endlosen Wälder einschlagen.

Aufgrund des vollständigen Verbindungs- und somit auch Daten-Abbruchs hätten unsere Spezialisten aus der Zukunft keine Chance, den genauen Zeitpunkt der Strandung zu ermitteln. Und da vor 1727 das Kammer-System noch nicht existiert, könnte man keine Rettungs-Teams, sondern nur vereinzelte ‚Jumper’ auf gut Glück in zufallsgewählte Zeitzonen schicken. Sinnloser Aktionismus. Genauso gut könnte man versuchen, ein verlorenes Reiskorn in der Sahara wiederzufinden.

Im Laufe all der Jahrhunderte ist es nie zu einem solchen Unglück gekommen. Ein derartiger Fall galt angesichts der perfekten Technik als rein hypothetisch.

Bis heute.

Erneut blicke ich auf die unerbittliche Datums-Anzeige. 1584.

Wir haben den ‚Punkt ohne Wiederkehr’ um mehr als 140 Jahre überschritten. Statt von 2011 aus in die Zukunft zu reisen, sind wir durch die Folgen des Attentats in den Schlund der Vergangenheit gestürzt.

Das zentralste aller Gesetze wurde gebrochen. Über die Schuld der Delinquenten besteht kein Zweifel. Eine Verhandlung geschweige denn Verteidigung wird nicht gewährt. Das Urteil steht längst fest und wird vom Hohen Gericht der Physik verhängt: die Todesstrafe.

Wahlweise vollstreckt durch wilde Tiere oder indianische Nomadenstämme, die diese Gegend durchstreifen.

So oder so – wir werden alle sterben.

Wieder ertönt die Computerstimme.

„Willkommen in Porterville!“

Nur drei Worte. Unscheinbar. Alltäglich.

Und doch ändern sie alles.

Dieser kurze Satz ist es, der den Schalter in mir umlegt und mich aus meiner Starre reißt. Wie ein gleißend weißer Sturzbach spült mich die Erkenntnis zurück in die Wirklichkeit.

Plötzlich ist mir alles klar.

Würde das Datum stimmen, hätte uns der Bordcomputer gerade unmöglich willkommen heißen können. Im Jahr 1584 gab es keine Basis, die unserer Crenlynn-Kammer das Ankunftssignal hätte senden können. Auch der Schott-Mechanismus würde nicht funktionieren, weil es keine Zentrale gäbe, die den Autorisierungsprozess einleitet. Nichts würde um uns herum existieren.

Da die Kammer aber immer noch fest in ihrem Gefüge ruht und die gesamte Elektronik, mit Ausnahme des ausgelösten Druckabfalls, tadellos zu funktionieren scheint, ist die Lage klar: Der Attentäter hat durch die heftige Rückkopplung des Strikers einen Systemabbruch hervorgerufen, der uns über eine Reversionsschleife wieder an unseren Startpunkt im Jahr 2011 versetzte. Dabei ist offensichtlich die Datums-Anzeige kollabiert.

Benommen blicke ich mich um. Im austretenden Dampf der überhitzten Kühl-Aggregate schimmern die kreidebleichen Gesichter der Passagiere wie geisterhafte Schemen. Immer noch starren sie entsetzt auf das Datums-Display. Wütend stelle ich fest, dass auch mein Leibwächter komplett von der Situation gefangen ist. Der Vollidiot hat endgültig von dem Angreifer abgelassen und stiert wie die anderen auf die grün blinkenden vier Zahlen, während das beschädigte Außenschott sich nur millimeterweise öffnet.