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Der SAP-Materialstamm – eine endlose Aneinanderreihung von Segmenten und Feldern mit kaum zu überblickender Funktionalität? Lassen Sie sich mit diesem nun überarbeiteten und ergänzten Handbuch-Klassiker vom Gegenteil überzeugen!
Die Autoren verschaffen Ihnen einen schnellen betriebswirtschaftlichen Überblick über den Materialstamm und lassen Sie anhand persönlicher Praxiserfahrungen mit konkreten Prozessbeispielen an ihrer Begeisterung für diese zentrale Form der Datenhaltung aller materialspezifischen Informationen im Unternehmen teilhaben.
Erfahren Sie, wie sich der Materialstamm durch alle Bereiche eines Unternehmens zieht und sämtliche Materialdaten in einem einzigen Datenbankobjekt integriert: angefangen in der Beschaffung (MM) über die Produktion (PP) und Lagerung (WM) bis zum Rechnungswesen (FI und CO), Vertrieb (SD) und Qualitätsmanagement (QM). Lernen Sie die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Sichten im SAP kennen und machen Sie sich mit den werks- und prozessübergreifenden Stammdaten in SAP S/4HANA vertraut. Beschäftigen Sie sich mit praktischen alternativen Möglichkeiten, den Materialstamm anzulegen – wie dem Materialstammkopierer, der Massenpflege, der vereinfachten Materialanlage und der Fiori-App »Produktstammdaten verwalten«. Erstellen Sie mit verschiedenen Tools Auswertungen zum Materialstamm.
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Seitenzahl: 165
Muhamed KaralicWinfried WürzerMatthew JohnsonHolger Brandenburg
Praxishandbuch Materialstammdaten in SAP S/4HANA®
2., erweiterte Auflage
Muhamed Karalic,Winfried Würzer, Matthew Johnson, Holger BrandenburgPraxishandbuch Materialstammdaten in SAP S/4HANA® – 2., erweiterte Auflage
ISBN:978-3-960123-06-4 (E-Book)
Lektorat:Bernhard Edlmann
Korrektorat:Die Korrekturstube
Coverdesign:Philip Esch
Coverfoto:© jax10289 | Nr. 951680990 – istockphoto.com
Satz & Layout:Johann-Christian Hanke
Alle Rechte vorbehalten
2., erweiterte Auflage 2024
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Ilona Hesse:
Preisfindung und Konditionstechnik in SAP S/4HANA
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– 2., erweiterte Auflage
Paul-Werner Neiss:
Schnelleinstieg in SAP S/4HANA
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EAM (Anlagenmanagement)
Rainer Neumann, Dieter Schraad:
Variantenkonfiguration in SAP S/4HANA
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Simone Bär, Andreas Wunsch:
Abrechnungsmanagement in SAP S/4HANA
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– Konditionskontraktabrechnung
– 2., erweiterte Auflage
Ilka Dischinger:
Lohnbearbeitung mit SAP S/4HANA
®
– Einkaufs- und Produktionsprozess
Paul-Werner Neiss:
Schnelleinstieg in die Chargenverwaltung für SAP S/4HANA
®
Der SAP-Materialstamm kann auf den ersten Blick sehr einschüchternd sein, denn es sind so viele Segmente und Felder, die gepflegt werden wollen, dass es einen zu Beginn nahezu erschlägt. Daher möchten wir Ihnen mit diesem Buch einen Einblick in den Materialstamm vermitteln und unsere Erfahrungen mit den SAP-Materialstammdaten an der einen oder anderen Stelle zu teilen.
Wir haben versucht, die Dinge so einfach und praxisnah wie möglich zu beschreiben.
Zu Beginn werden wir Ihnen ein paar generelle Fakten über die Struktur und den Aufbau des Materialstammsatzes erläutern. Anschließend werden wir mehr ins Detail gehen und die entsprechenden Sichten darlegen, die für sämtliche materialspezifischen Tätigkeiten in einem Unternehmen wie Beschaffung, Produktion, Lagerung und Vertrieb notwendig sind.
Einige von Ihnen, die bereits gewisse Vorerfahrungen mit SAP gesammelt haben, werden sich sicher in manchen der beschriebenen Situationen wiederfinden. Falls Sie gerade erst angefangen haben, sich mit SAP und dem SAP-Materialstamm zu beschäftigen, empfehlen wir Ihnen, das Buch chronologisch vom Anfang bis zum Ende zu lesen, um ein besseres Gesamtverständnis für den SAP-Materialstamm zu erhalten.
Am Ende des Buches werden Sie hoffentlich alle Zusammenhänge zwischen Materialstamm und Ihrem Tagesgeschäft erkennen, und vielleicht werden Sie sogar die eine oder andere unserer Herangehensweisen übernehmen.
Die Inhalte dieses Buches beziehen sich auf den Release-Stand S/4HANA 2021. Wenn Sie ein neueres Release haben, können insbesondere die Fiori-Apps schon wieder anders aussehen oder zusätzliche Funktionen haben.
Im Text verwenden wir Kästen, um wichtige Informationen besonders hervorzuheben. Jeder Kasten ist zusätzlich mit einem Piktogramm versehen, das diesen genauer klassifiziert:
Hinweis
Hinweise bieten praktische Tipps zum Umgang mit dem jeweiligen Thema.
Beispiel
Beispiele dienen dazu, ein Thema besser zu illustrieren.
Achtung
Warnungen weisen auf mögliche Fehlerquellen oder Stolpersteine im Zusammenhang mit einem Thema hin.
Video
Schauen Sie sich ein Video zum jeweiligen Thema an.
Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, verwenden wir im vorliegenden Buch bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen zwar nur das gewohnte generische Maskulinum, meinen aber gleichermaßen Personen weiblichen und diversen Geschlechts.
Sämtliche in diesem Buch abgedruckten Screenshots unterliegen dem Copyright der SAP SE. Alle Rechte an den Screenshots hält die SAP SE. Der Einfachheit halber haben wir im Rest des Buches darauf verzichtet, dies unter jedem Screenshot gesondert auszuweisen.
In einem Materialstamm sind Informationen enthalten, die von allen Komponenten des SAP-Logistiksystems genutzt werden. Informationen sowohl für die Beschaffung und Fertigung als auch für die Lagerung und den Vertrieb eines Artikels werden darin hinterlegt. Er ist die zentrale Quelle eines Unternehmens für materialspezifische Daten, um diese abzurufen und zu verarbeiten. Die einzelnen Registerkarten, auch Sichten genannt, sind nach Fachbereichen unterteilt.
Viele der Felder des SAP-Materialstamms wiederholen sich in den unterschiedlichen Sichten, da sie sowohl für die Beschaffung als auch für die Lagerung und den Vertrieb relevant sind. Darüber hinaus können die Daten eines Materialstamms nur für ein einzelnes Werk gültig sein (werksspezifische Daten) oder aber werksübergreifend verwendet werden (siehe Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Materialstamm
Sich wiederholende Felder
Die Basismengeneinheit ist auf sehr vielen Sichten zu finden, da sie für fast alle Fachbereiche relevant ist. Es ist aber technisch immer das gleiche Feld. Wenn Sie das Feld auf einer Sicht ändern, ist diese Änderung auch in allen anderen Sichten zu sehen. Sie können also nur eine Basismengeneinheit je Materialstammsatz verwenden.
SAP bietet mit dem Materialstamm die Integration aller Materialdaten in einem einzigen Objekt.
In den folgenden Kapiteln werden wir Ihnen die einzelnen Sichten, Segmente und Felder eines Materialstamms näherbringen. Viele der erläuterten Felder, wie z.B. die Basismengeneinheit, Einkäufergruppe oder Chargenpflicht, werden Sie in den unterschiedlichsten Sichten eines Materialstamms antreffen, da sie als Basis für viele Prozesse dienen. Beispielsweise ist die Basismengeneinheit sowohl für die Beschaffung, Lagerung und Bewertung als auch für den Vertrieb relevant.
In SAP S/4HANA kann der Materialstamm auch mit der Fiori-App »Produktstammdaten verwalten« angelegt und gepflegt werden. Auch hierfür erhalten Sie in diesem Buch wichtige Hinweise.
In diesem Kapitel möchten wir Ihnen die Grunddaten des SAP-Materialstamms näherbringen. Wir werden dazu die Sicht eines Endanwenders auf die entsprechenden Felder bzw. Bereiche der Stammdaten einnehmen, um damit ein besseres Verständnis für den Zusammenhang zwischen dem technischen Feld und dessen Funktionen zu schaffen.
Bei der Erstellung von Materialstammdaten werden Sie nicht nur einzelne Felder pflegen, Sie werden auch das Material entsprechend seiner gewünschten Verwendung strukturieren. Es wird im Vorfeld entschieden, ob das Material ein eigengefertigtes oder fremdbeschafftes Produkt ist, ob es als Rohstoff, Halb- oder Fertigerzeugnis geführt wird und in welcher Einheit (Meter, Stück, Liter etc.).
Die Stammdaten werden es Ihnen ermöglichen, Einkaufs- und Vertriebstätigkeiten, Planungs-, Produktions- und Versandaktivitäten durchzuführen und diese zu überwachen. Während wir uns durch die Kapitel bewegen, werden wir an manchen Stellen näher ins Detail gehen, um die jeweiligen Einstellungen und Funktionalitäten zu erläutern.
Zur besseren Verständlichkeit möchten wir aber zunächst auf den theoretischen Teil der Grunddaten eingehen, um die Strukturen und Begrifflichkeiten zu klären, die sich durch die weiteren Kapitel ziehen werden. In Abbildung 2.1 ist ein Auszug aus den Grunddaten eines Fertigerzeugnisses abgebildet.
Abbildung 2.1: Grunddaten eines Fertigerzeugnisses
So gut wie alle Informationen, die in einer SAP-Transaktion ersichtlich sind, werden in einer Datenbank hinterlegt. Dieser Datenbank bzw. den Daten wird lediglich eine grafische Oberfläche übergestülpt, die wiederum das benutzerfreundliche Bedienen ermöglicht.
Jede ausgeführte Transaktion beinhaltet die dazugehörigen Informationen in Form von im System hinterlegten Daten, die in unterschiedlichen Tabellen und Feldern geführt werden. Wir werden diese später als Segmente erläutern. Im nachfolgenden Beispiel (siehe Abbildung 2.2) ist die Sicht Disposition 1 abgebildet, ein wesentlicher Bestandteil für die Planungs-, Beschaffungs- und Produktionsparameter eines Materials. Diese Sicht beinhaltet einige Kopfdaten wie die Materialnummer, die Bezeichnung, technische Informationen, das Werk und – je nach Material und dessen Eigenschaft – auch den Revisionsstand.
Die Sicht Disposition 1 ist wiederum in vier unterschiedliche Segmente gegliedert:
Allgemeine Daten
,
Dispoverfahren
,
Losgrößendaten
und
Dispositionsbereiche
.
Abbildung 2.2: Sicht »Disposition 1«
Jedes Element in dem genannten Segment wird als Feld bezeichnet. Im gezeigten Bespiel beinhaltet das Segment Allgemeine Daten u.a. die Felder
Basismengeneinheit
,
Dispositionsgruppe
,
Einkäufergruppe
,
ABC-Kennzeichen
,
Werksspez. MatStatus
und
Gültig ab
(bezugnehmend auf den werksspezifischen Materialstatus).
Abhängig von SAP- und kundenspezifischen Einstellungen, in der SAP-Sprache Customizing genannt, kann das Segment noch weitere Felder beinhalten.
Jedes Feld ist im Hintergrund einer Tabelle zugeordnet. Es gibt werksspezifische und werksübergreifende Tabellen. Werksspezifische Tabellen umfassen Felder, die nur auf Werksebene existieren. Diese können in verschiedenen Werken unterschiedliche Einträge haben, wie z.B. den Höchstbestand. Werksübergreifende Tabellen wiederum beinhalten Felder, die mandantenweit gültig sind, wie z.B. die Nummer des Materials oder die Basismengeneinheit. Diese Felder sind in jedem Werk identisch.
SAP hat ergänzend eine Strukturverwaltung programmiert, die das Kommunizieren zwischen den Tabellen ermöglicht. Dadurch lassen sich übergreifende Informationen abrufen, die in verschiedenen Transaktionen, Tabellen und Feldern hinterlegt sind. So gelangen Sie schnellstmöglich an die gewünschten Daten. Diese Verbindungen untereinander werden Ihnen nicht nur das Verständnis des Aufbaus der Materialstammdaten, sondern auch der individuellen Reports erleichtern.
Für nahezu jedes Feld ist eine technische Information vorhanden, die die entsprechende Tabelle und den Feldnamen beinhaltet. Im untenstehenden Beispiel (siehe Abbildung 2.3) ist die technische Information für das Feld »Einkäufergruppe« abgebildet. Dieses Feld hat den technischen Namen EKGRP und ist in der Tabelle MARC hinterlegt.
Abbildung 2.3: Technische Information – Tabellen- und Feldname
Abrufen von Informationen über Tabellen- und Feldnamen
Es bestehen viele Möglichkeiten, über Standard-SAP-Transaktionen an benötigte Informationen zu gelangen. Wenn es allerdings mal schneller und eventuell einfacher gehen soll, können bestimmte Informationen auch direkt über Tabellen ausgelesen werden. Beispielsweise lässt sich über die Transaktion SE16N nahezu jede gewünschte Tabelle aufrufen, die dann die erforderlichen Felder beinhaltet. So könnten Sie etwa in der Tabelle MARC das Feld »EKGRP« (Einkäufergruppe) einsehen und bei Bedarf ganz schnell herausfinden, welches Material welcher Einkäufergruppe zugeordnet ist.
Abrufen von Einkäufergruppen zu bestimmten Materialnummern über die allgemeine Tabellenanzeige
Sie möchten gerne für bestimmte Materialien die in SAP hinterlegten Einkäufergruppen abfragen, ohne über Standardtransaktionen auf die Suche zu gehen. Der technische Feldname für die Materialnummer lautet MATNR und für die Einkäufergruppe EKGRP. Beide sind in der Tabelle MARC hinterlegt. Starten Sie die Transaktion SE16N und selektieren Sie die gewünschten Materialnummern. Anschließend müssen Sie nur noch anhaken, welche Informationen Sie ausgegeben haben möchten. Sollten Sie mehr Informationen als die Einkäufergruppe (EKGRP) benötigen, so können Sie diese entsprechend auswählen, z.B. das ABC-Kennzeichen (MAABC) oder die Planlieferzeit (PLIFZ). Die Transaktion SE16N zeigt alle Felder an, die der jeweiligen Tabelle zugeordnet sind.
Erweiterte Abfrage über Tabellen-Joins
Nachdem Sie ein wenig Erfahrung mit Tabellen und Feldern gesammelt haben, können Sie Ihren eigenen Report aufbauen und Daten aus unterschiedlichen Tabellen abrufen. Anders als mit der Transaktion SE16N, die immer nur eine Tabelle anzeigen kann, besteht die Möglichkeit, mit den Transaktionen SQVI, SQ01 oder SQ02 sogenannte Tabellen-Joins (Verbindungen/Verknüpfungen) zu erstellen und auf diese Weise Informationen abzurufen, die in verschiedenen Tabellen hinterlegt sind. Zu Beginn würden wir empfehlen, mit dem SAP QuickViewer (SQVI) zu starten, um sich schnell eigene Reports aufzubauen, da dieser einfach und übersichtlich ist. Die Transaktionen SQ01 und SQ02 sind eher für fortgeschrittene Anwender geeignet. Mit ihnen lassen sich mehr Funktionen bereitstellen, wie z.B. das Freigeben von selbst erstellten Reports für bestimmte Benutzer oder Benutzergruppen, während der SQVI lediglich benutzerspezifische Reports zulässt.
In Abbildung 2.4 sehen Sie alle für den Materialstamm relevanten Tabellen.
Abbildung 2.4: Materialstammtabellen
Zum Bearbeiten der Materialstämme können Sie die folgenden Transaktionen und Fiori-Apps nutzen:
MM01 – Material anlegen
(auch als Fiori-App verfügbar): Mit dieser Transaktion erfolgt die initiale Anlage eines Materials. Sie haben die Möglichkeit, ein vorhandenes Material als Vorlage zu verwenden oder aber eine Neuanlage ohne Bezug vorzunehmen.
MM02 – Material ändern
(auch als Fiori-App verfügbar): Diese Transaktion ermöglicht, Änderungen an einem vorhandenen Material durchzuführen, wie z.B. den Sicherheitsbestand einzustellen oder die Einkäufergruppe zu ändern. Es lassen sich jedoch nicht alle Daten ändern, nachdem das Material einmal angelegt worden ist. Beispielsweise sind der Bewertungspreis oder die Materialart nach der initialen Anlage nur noch eingeschränkt änderbar.
MM03 – Material anzeigen
(auch als Fiori-App verfügbar): Wie der Titel schon erahnen lässt, ist dies eine reine Anzeigetransaktion. Sie lässt keine Änderungen zu und wird in der Regel verwendet, um sich die gewünschten Daten schnell anzusehen.
Fiori-App »Produktstammdaten verwalten«
(App-ID F1602): Mit der Fiori-App können Sie Materialstämme anlegen, ändern, anzeigen und kopieren. Auch Massenpflege ist damit möglich.
Besonderheiten in SAP Retail
Wenn Ihr System ein Retail-System ist, müssen Sie statt den Transaktionen MM01, MM02 und MM03 die retailspezifischen Transaktionen MM41, MM42 und MM43 verwenden. Diese haben die Besonderheit, dass dort auch lieferantenspezifische Daten gepflegt werden, für die in Industriesystemen Infosätze separat angelegt werden müssen.
Ein Materialstamm beinhaltet sämtliche Informationen zu einem Produkt, sowohl die Materialnummer als auch die Bezeichnung, die das Material beschreibt. Darüber hinaus werden dort Werte hinterlegt, die es erlauben, das Material zu beschaffen, zu produzieren und zu verkaufen.
Ein Materialstamm ist zwingend notwendig, wenn Sie ein Material im Bestand führen wollen. Ansonsten empfiehlt sich ein Materialstamm bei wiederholter Beschaffung auch für den Verbrauch. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sie produzierendes Unternehmen, Dienstleister oder Behörde sind.
Für die Anlage eines Materialstammsatzes verwenden Sie die Transaktion MM01 oder die Fiori-App »Produktstammdaten verwalten«. Zunächst widmen wir uns der Transaktion MM01. Nach dem Transaktionsstart erscheint der in Abbildung 2.5 dargestellte Screen.
Abbildung 2.5: Material anlegen – Einstieg
Hier geben Sie die Materialnummer ein, die das Material eindeutig identifiziert.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Materialnummer zu vergeben: Entweder Sie lassen das Feld leer, und SAP vergibt automatisch die nächste verfügbare Materialnummer; oder Sie tragen eine Materialnummer ein, die bis zu 40 frei wählbare Zeichen beinhalten kann.
Welche Art der Vergabe (intern oder extern) und welche Nummernkreise möglich sind, wird im Customizing hinterlegt. Hierfür wird jede Materialart einer Gruppe zugeordnet. Bei externer Vergabe kann geprüft werden, ob die Nummer dem Nummernkreis entspricht. Interne Nummernkreise müssen immer numerisch sein. Externe Nummernkreise können dagegen auch alphanumerisch sein. Wenn Sie eine Materialnummer mit mehr als 18 Zeichen benötigen, müssen Sie die Feldlängenerweiterung im Customizing aktivieren (Transaktion FLETS).
Eigene Materialnummernkreise in SAP
Wir haben in mehreren Unternehmen mit den verschiedensten Materialnummern gearbeitet und die Vorteile eines eigenen Nummernkreises erfahren. Daher empfehlen wir Ihnen die Vergabe von eigenen Materialnummern. Zum einen hat dies den Vorteil, dass die Daten einfacher nach Produktgruppen und Produktfamilien gestaltet und somit müheloser abgerufen werden können, wie z.B. die Lagerbestände aller Lacke oder Verpackungen über den jeweiligen Nummernkreis. Zum anderen hilft es den Mitarbeitern im Tagesgeschäft, die Artikel zu finden. Wenn z.B. alle Lacke mit einem bestimmten Nummernkreis beginnen, kann der Mitarbeiter den Platz des Artikels im Lager gezielter ansteuern.
Fallbeispiel für eigene Materialnummernkreise
Das Unternehmen Schmidt bildet Produktgruppen über eigene Nummernkreise ab. Alle Lacke beginnen mit der Materialnummer 200, alle Granulate mit 300 und Verpackungen mit 360. Wenn die Lagermitarbeiter nun die Kommissionierliste für die Fertigung erhalten, erkennen sie bereits anhand der Materialnummer, um welche Produktgruppe es sich handelt, und sind dadurch schneller mit der Kommissionierung der Artikel.
Fallbeispiel für fortlaufende Materialnummern
Das Unternehmen Müller hat sich für die Vergabe von fortlaufenden Materialnummern entschieden. Alle Artikel beginnen mit 1000 und werden bei der Anlage automatisch hochgezählt. Dadurch ergeben sich Artikelnummern wie 1000000042, 1000000043 oder 1000000044. Beim Kommissionieren muss der Lagermitarbeiter zumeist jede Materialnummer in SAP abrufen, damit er identifizieren kann, um welchen Artikel es sich handelt – jedenfalls sofern er nicht über die Materialbezeichnung weiterkommt.
In der Praxis kommen beide Nummerierungsformen vor.
Problematisch wird es, wenn zwei Firmen fusionieren und dann die Materialstämme miteinander harmonisieren müssen. In so einem Fall ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide Firmen dieselben Materialnummer verwenden, bei externer und alphanumerischer Vergabe (z.B. P-2023-Z4) geringer als bei interner Vergabe.
Hier wird dem Material ein Industriezweig zugeordnet. Abhängig von der Selektion werden die nachfolgenden Eingabemasken in einer logischen Reihenfolge (Bildsequenz) erscheinen. Es gibt auch branchenspezifische Felder, die nur dann erscheinen, wenn die entsprechende Branche ausgewählt wird.
Hier wird die Materialart des gewünschten Artikels hinterlegt. Von ROH (Rohstoff), HALB (Halbfabrikat) oder FERT (Fertigerzeugnis) bis hin zu HAWA (Handelsware) oder UNBW (unbewertetes Material) bietet SAP ein großes Spektrum an Auswahlmöglichkeiten. Ähnlich wie bei der Branche ist bei der Materialart eine Logik hinterlegt, die gewisse Felder erscheinen lässt, wenn eine bestimme Materialart ausgewählt wurde.
Materialarten
Neben der Feld- und Bildauswahl sowie der Nummernvergabe sind die Mengen- und Wertfortschreibung die wichtigsten Unterscheidungskriterien bei den Materialarten. Die Materialarten ROH (Rohstoffe), HALB (Halbfabrikate), FERT (Fertigerzeugnisse) und HAWA (Handelswaren) beispielsweise haben eine Mengen- und Wertfortschreibung. Das heißt, die Materialien dieser Materialarten werden sowohl mengen- als auch wertmäßig im Bestand geführt. Materialien der Materialart UNBW (unbewertete Materialien) dagegen haben nur eine mengenmäßige Bestandsführung. Sie können daher nur für den Verbrauch beschafft werden. Materialien der Materialart NLAG (Nichtlagermaterial) haben weder Mengen- noch Wertfortschreibungen. Auch sie können nur für den Verbrauch beschafft werden. Dies gilt auch für Materialien der Materialart SERV (Services), die neu in SAP S/4HANA ist. Mit Materialien dieser Materialart können Dienstleistungen (Produkttypgruppe 2) beschafft werden. Die Besonderheit dabei ist, dass Sie im Beschaffungsprozess anstelle eines Wareneingangs eine Leistungserfassung buchen (nur mittels Fiori-App möglich).
Diese wird verwendet, um Änderungen an einem Materialstamm zu verfolgen. Sollten Sie sich entschieden haben, mit Änderungsnummern zu arbeiten, können Sie weitere Einschränkungen wie »Freigabe der Änderung« für unterschiedliche Unternehmensbereiche oder »Änderungen mit Gültigkeitsdatum« nutzen. Änderungen an einem Materialstammsatz werden aber auch ohne die Änderungsnummernverwaltung im Hintergrund protokolliert.
Wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt, lässt sich ein neues Material auch mit Bezug auf ein bereits bestehendes Material anlegen. Allgemeine Daten wie die Basismengeneinheit oder das Dispoverfahren werden vom Vorlagematerial übernommen, wodurch sich der Artikel schneller anlegen lässt. Dies ist oft ein bequemer Weg, wenn bereits ähnliche Artikel vorhanden sind. Das Anlegen mit Vorlage können Sie auch verwenden, um ein bestehendes Material zu erweitern, beispielsweise um eine weitere Sicht, für ein weiteres Werk oder eine weitere Verkaufsorganisation.
Prüfen Sie bei Anlage mit Vorlage sorgfältig!
Es ist besondere Vorsicht geboten, wenn ein bereits vorhandenes Material als Vorlage genutzt wird. Es ist relativ wahrscheinlich, dass Sie nicht sämtliche Felder identisch übernehmen möchten. Überprüfen Sie deshalb unbedingt während oder nach der Anlage, ob die Felder Ihren Vorstellungen entsprechend gefüllt sind.
Nachdem Sie die benötigten Informationen in die von uns soeben beschriebenen Felder eingegeben haben, wird Sie das System auffordern, die zur Vervollständigung Ihrer Materialstammanlage benötigten Sichten (siehe Abbildung 2.6) auszuwählen. Selektieren Sie die von Ihnen gewünschten Sichten und bestätigen Sie das Fenster mit Enter auf Ihrer Tastatur.
Abbildung 2.6: Sichtenauswahl
Nachdem Sie die Sichten ausgewählt haben, wird Sie das System auffordern, die Organisationsebenen anzugeben (siehe Abbildung 2.7).
Abbildung 2.7: Organisationsebenen ohne Vertriebssichten
Hier werden das Werk und der Lagerort