Professor Zamorra 1013 - Christian Schwarz - E-Book

Professor Zamorra 1013 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Das kann nicht die Hölle sein. Die gibt es nicht mehr.

Wo bei Merlins hohlem Backenzahn bin ich hier also?

Und warum bin ich?

Robert Tendyke fühlte zunehmende Verwirrung, als seine Blicke zum wiederholten Male die fernen Säulen aus loderndem Feuer trafen. Zusammen mit tausenden Irrlichtern erhellten sie die schwefelgetränkte Nacht und tauchten das karge, lebensfeindliche Land bis zu den Höhen hinter ihm in einen geheimnisvollen Schein.

Der Abenteurer hörte einen schaurigen Chor wehklagender Seelen und atmete den beißenden Geruch der träge ziehenden Qualmwolken so lange ein, bis er hustete. Aber das war schlicht unmöglich. Tote konnten nicht husten.

Und ich bin tot. Umgebracht von meinem eigenen Erzeuger ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die 1000 Tode des Robert T.

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Jürgen Speh

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-4903-7

www.bastei-entertainment.de

Die 1000 Tode des Robert T.

von Christian Schwarz

Das kann nicht die Hölle sein. Die gibt es nicht mehr.

Wo bei Merlins hohlem Backenzahn bin ich hier also?

Undwarumbin ich?

Robert Tendyke fühlte zunehmende Verwirrung, als seine Blicke zum wiederholten Male die fernen Säulen aus loderndem Feuer trafen. Zusammen mit tausenden Irrlichtern erhellten sie die schwefelgetränkte Nacht und tauchten das karge, lebensfeindliche Land bis zu den Höhen hinter ihm in einen geheimnisvollen Schein.

Der Abenteurer hörte einen schaurigen Chor wehklagender Seelen und atmete den beißenden Geruch der träge ziehenden Qualmwolken so lange ein, bis er hustete. Aber das war schlicht unmöglich. Tote konnten nicht husten.

Und ich bin tot. Umgebracht von meinem eigenen Erzeuger …

In diesem Moment bemerkte Tendyke, dass er seinen Hut nicht mehr besaß.

»Shit«, murmelte er, denn irgendwie fühlte er sich unwohl ohne seinen Stetson. Aber das ist kein Problem, das einen Toten über Gebühr belasten sollte, dachte er zynisch und strich sich über die Brust. Dort, wo eigentlich die tödliche Wunde sein sollte, war – nichts mehr. Allerdings wies das Loch im ledernen Fransenhemd darauf hin, dass da doch etwas gewesen war.

Tendyke schüttelte den Kopf und schluckte ein paar Mal schwer. Mit den Händen griff er sich an die Schläfen, um die plötzlich aufgetretenen Kopfschmerzen wegzumassieren. Es funktionierte gut. Mit ihnen verschwand auch das angebliche Heulen und Wehklagen gemarterter Seelen. Da er sich in der Hölle befand, hatte sie sein Gehirn wohl ganz einfach dazu erfunden. Schließlich wusste es genau, wie es in der Hölle aussah und was es dort erwarten durfte.

Tendyke fühlte sich beobachtet. Er sah sich nach allen Seiten um, bemerkte aber niemanden. So setzte er, weil er sich dort einen besseren Überblick und neue Erkenntnisse erhoffte, seine ersten Schritte in Richtung der steilen Hügel hinter ihm. Zaghaft zuerst, da er nicht wusste, wie sich die Schritte Toter auswirkten, dann immer sicherer.

Seltsam, es fühlt sich alles an wie damals, als ich noch gelebt habe. Bei Merlins jährlicher Gastritis, was tue ich dann aber jetzt? Zumindest existiere ich. Aber warum spüre ich dann meinen Herzschlag? Und dieses beschissene Rauschen im Ohr? Ist das so eine Art Phantomschmerz oder was?

In diesem Moment spaltete ein vielfach verästelter, tiefroter Blitz das Firmament über den Feuersäulen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen erwischte er eine der brennenden Nadeln und ließ sie förmlich explodieren. Gleißende Lichtkaskaden zischten nach allen Seiten weg, brennende Felsbrocken kamen auf Tendyke, der sich erschrocken umgedreht hatte, zugeflogen. Blitzschnell warf er sich auf den Boden und hielt die Hände schützend über den Hinterkopf. Er spürte die Hitze und hörte ein hohles Pfeifen, als ein Steinbrocken nur um Haaresbreite über ihn hinweg zischte und hinter ihm in den Boden schlug.

Tendyke keuchte und rollte sich auf den Rücken. Denn in den dunklen Himmeln über ihm begann es zu brodeln. Das, was dem Blitz gleich folgte, würde ungleich schlimmer sein. Bisher war es nur eine Ahnung, da sich das Firmament wie ein gigantischer Strudel zu drehen begann. Langsam zuerst, dann immer schneller, bis er sich schließlich in nahezu irrsinniger Geschwindigkeit bewegte. Begleitet wurde das unglaubliche Schauspiel von einem dicht verästelten Netz jetzt unaufhörlich zuckender Blitze – die plötzlich von dem Strudel angesaugt und allesamt hineingezogen wurden!

In diesem Moment fing der Strudel schwarz zu leuchten an. Eigentlich eine Unmöglichkeit, aber Tendyke kannte dieses magische Phänomen von den Todesstrahlen der Meegh-Spider her. Gleichzeitig begann der Boden zu zittern und zu beben.

Etwas riss dort oben!

Der Abenteurer schrie unwillkürlich auf. Hinter dem indirekten Leuchten, das ihn an Floridas Sonne, wenn sie hinter dicken Gewitterwolken hervorbrach, erinnerte, sah er plötzlich einen orangerot leuchtenden Tunnel, der kerzengerade in die Unendlichkeit zu führen schien und sich gleichzeitig Hunderte Male wand und in sich selber verdrehte. Tendykes Gehirn tat sich schwer, diesen widersprüchlichen Eindruck zu verarbeiten. Seine Gedanken begannen sich zu verwirren. Gleichzeitig drückte eine gewaltige dunkle Front aus seinem Unterbewusstsein und fraß diese Verwirrung mit einer Gier sondergleichen auf. Dieses Gefühl hatte Tendyke tatsächlich. In der Folge konnte er plötzlich klarer und schärfer beobachten und Schlüsse ziehen, was ihn in nicht geringem Maß bestürzte. Und er sah besser.

Hinter den Flammensäulen schälten sich nun die noch dunkleren Konturen mächtiger Berge aus der Finsternis. Er stand inmitten eines weiten Tales. Aber das war im Moment lediglich eine Randnotiz. Was am Himmel passierte, war viel interessanter!

In dem Tunnel erschien nämlich ein stecknadelkopfgroßer schwarzer Punkt, der auf ihn zu schoss und schnell größer wurde. Dabei wurde seine Form unregelmäßiger und nahm schließlich die Konturen eines riesigen Vogels an.

Eines Vogels?

Nicht eher die eines … Engels?

Tendyke hielt den Atem an. Aus zweierlei Gründen. Je größer und deutlicher das unglaubliche Wesen wurde, desto mehr trübte sich das orangerote Leuchten ein. Schwarze Schlieren entstanden, die zuerst ganz harmlos waberten, sich dann aber immer schneller zu einer mächtigen Wolke verdichteten und schließlich den Ausgang des Tunnels komplett dichtmachten.

Sieht aus wie eine magische Barriere. Wer immer hier das Sagen hat, will nicht, dass das Geflügel dort oben reinkommt.

Der Boden bebte wieder stärker, Tendyke musste sich nun ständig ausbalancieren. Etwas schien in der schwarzen Barriere zu passieren, denn sie begann wie ein lebender Organismus zu pulsieren. Für einen Moment hatte der Abenteurer den Eindruck, als habe dieses … Ding den einzigen Zweck, dem Ankömmling Ströme magischer Energie entgegenzupumpen und ihn darin umkommen zu lassen.

Schlagartig erfüllte ein grässliches Stöhnen die weite Ebene. Es ging mit Schockwellen starker magischer Kräfte einher, die Tendyke voll erwischten und ihn aufbrüllen ließen. Plötzlich hatte er das Gefühl, sein Körper sei in Milliarden von Einzelteilen zerrissen und höllisch brennende Ströme hinderten sie daran, wieder zusammenzufinden. Er taumelte, drückte die Fäuste gegen die Schläfen und fiel wimmernd auf die Knie. Dann wälzte er sich zuckend auf dem Boden, ohne dass das auch nur die geringste Verbesserung seines Zustands herbeigeführt hätte.

Das allumfassende Stöhnen ging nun in ein infernalisches Brüllen über. Nur am Rande registrierte Tendyke, dass wie hingeblendet ein riesiges Gesicht auf der magischen Barriere erschien, hundert, nein tausend Mal größer als er selber. Das Gesicht eines überirdisch schönen Mannes, bartlos, mit perfekt geformten Zügen unter dichten, schwarzen, schulterlangen Locken. Nun aber war es von Todesangst fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Aus den düsteren Augen sprühten schwarze Funken. Die Mundpartie und die Wangen zuckten zudem unkontrolliert.

Dann zerfaserte das Gesicht. Und die Barriere flog in einer gigantischen Explosion auseinander! Die ganze Welt hier leuchtete in Tausenden von Farben gleichzeitig, während der magische Druck nachließ. Tendykes klares Denken setzte umgehend wieder ein.

Gerade noch rechtzeitig, um Zeuge der Apokalypse zu werden, die diesen höllischen Landstrich in Schutt und Asche legte. Für eine knappe Sekunde war er noch in dieses unwirkliche Röntgenlicht getaucht, das die Bewegungen ähnlich wie eine Stroboskoplampe verlangsamte, zerhackte und Tendyke seine eigenen Knochen und Organe sehen ließ. Ein hohes, anschwellendes Pfeifen erfüllte plötzlich die Luft.

Die Druckwelle knickte die Flammensäulen, als seien sie Streichhölzer und trieb das Feuer wie lange, waagrechte Zungen vor sich her. Zu Tendykes Glück in die entgegengesetzte Richtung. Er selbst warf sich zu Boden und ließ die Welle tosend über sich hinwegfegen. Tatsächlich überstand er sie ohne größere Schäden. Die Irrlichter explodierten ebenfalls, während der Boden unter ihm unheilvoll zu grummeln begann. Dass er stoßartig erbebte, trug auch nicht gerade zur Beruhigung des Abenteurers bei. Geschmeidig kam er auf die Beine.

Es knirschte unheimlich. Die Landschaft um ihn her bebte nun so stark, dass er es mit bloßem Auge wahrnehmen konnte. Der komplette Boden schien sich plötzlich aufzubäumen wie ein waidwundes Tier im Todeskampf. An den fernen Bergen brachen Felsen und Steine im Sekundentakt ab und donnerten in breiter Front als todbringende Teppiche zu Tal. Zu seinem Entsetzen bemerkte Tendyke, dass der Steinhagel nicht sehr weit von ihm in den Boden krachte. Keine fünfzig Meter entfernt!

Raum und vielleicht auch die Zeit waren verschoben! Das machte den Aufenthalt hier noch viel gefährlicher für ihn. Denn Tendyke hatte längst begriffen, dass er erneut zum Leben erwacht war – wie schon so oft in seiner jetzt 517 Jahre währenden Existenz. Auch wenn er mit den Umständen noch nicht klarkam.

Die Steinbrocken fielen nun so dicht wie ein Meteoritenhagel. Tendyke versuchte seinen Körper auszubalancieren und in der Senkrechten zu bleiben, denn das unablässige Schütteln unter ihm drohte ihn zu Boden zu werfen. Dabei drückte er seine Hände gegen die Ohren, weil er den infernalischen Lärm kaum noch ertragen konnte. Es nützte ihm nur wenig.

Tendyke wusste, dass er eigentlich fliehen musste (wohin auch immer), aber der Anblick, der sich ihm nun bot, nagelte ihn förmlich auf dem schwankenden Boden fest und ließ ihn für Augenblicke sogar den Lärm vergessen. Mit seiner Körperbeherrschung hatte er einen einigermaßen sicheren Stand.

Die Explosion der Farben hatte die Barriere weggeblasen und den orangeroten Tunnel wieder freigelegt. Aus diesem löste sich der gigantische Schattenriss der Engelsgestalt. Der Abenteurer glaubte dunkelrot glühende Augen darin auszumachen. Und eine Art Schwert, das in den gleichen tausend Farben leuchtete, die die Apokalypse ausgelöst hatten. Was ihn zu der nicht ganz abwegigen Erkenntnis brachte, dass das Schwert für diese Lichtorgie verantwortlich war und deswegen ziemlich mächtig sein musste.

Für einen Moment schien der Geflügelte zu zögern. Dann nahm er Fahrt auf und schoss in einer Irrsinnsgeschwindigkeit dem Grund entgegen. Dabei hielt er das leuchtende Schwert vor sich. Und mit ihm kam die Aura. Eine Aura unglaublicher Macht, wie sie Tendyke nie zuvor gespürt hatte. Weder bei Merlin noch bei Asmodis oder gar Lucifuge Rofocale, dem ehemaligen Ministerpräsidenten der Hölle. Ihre Machtaura war nur ein müder Abklatsch im Vergleich zu diesem Engel hier gewesen. Winzig klein und unbedeutend kam sich der Abenteurer plötzlich im Angesicht dieses Wesens vor. Nur mit äußerster Mühe widerstand er dem Drang, sich auf die Knie zu werfen und den Kopf demütig zu neigen.

Er wusste, wer da kam, ohne diesem Wesen jemals zuvor begegnet zu sein.

LUZIFER.

Das Farbenspiel am Himmel war endgültig verschwunden. Stattdessen schob sich nun hinter den Bergen ein fahles, giftiges Grün über den Horizont. Es breitete sich rasch nach allen Seiten aus und fraß die Finsternis regelrecht auf. Eine derartige Farbe hatte Tendyke noch nie zuvor gesehen. Er begann zu wimmern, weil gleichzeitig Wind aufkam und das Pfeifen sich endgültig ins Unerträgliche steigerte. Der Wind wuchs sich zu einem gewaltigen Sturm aus. Tendyke, der mit den Händen an den Ohren herumtaumelte, wurde umgeworfen. Sein Kopf prallte gegen einen Stein. Er stöhnte, versuchte sich wieder aufzurichten, was im immer stärker werdenden Sturm aber vergeblich war.

Blut lief ihm in die Augen. Mit klammen Fingern wischte er es ab.

In diesem Moment steigerte sich das Schütteln unter ihm zu einem wahren Stakkato. Tendyke kam sich vor, als läge er auf einer Rüttelplatte. Das Knirschen und Grollen war nun so laut und mächtig, dass es alle anderen Geräusche, selbst das Pfeifen, übertönte.

Tendyke schrie vor Grauen. Aus seiner liegenden Position sah er die Gipfel der Berge explodieren! In dem grünen Leuchten, in das sich pulsierende Lichtkaskaden aus dem immer noch offenen Weltentor mischten (es schien von der Apokalypse ebenfalls betroffen zu sein), konnte er alles ganz genau wahrnehmen. Millionen Tonnen Gestein wurden in die Luft katapultiert. Aus der Spitze des zerstörten Bergs schoss eine gigantische, rotgelb glühende Magmafontäne hoch in die Luft, während erste Steine auf ihn herunterprasselten. Er stöhnte laut, als sein Schulterblatt zertrümmert wurde.

Rotgelbe Geschosse sausten wie Mini-Kometen quer über das Tal, während eine riesige Dreck- und Qualmwolke von den Bergen hoch wallte und sich langsam ausbreitete. Aber das war erst der Anfang. Neben dem ausgebrochenen Vulkan riss plötzlich die Oberfläche auf. Ein mächtiger Riss pflanzte sich zickzackförmig den Berg hinunter und über die Ebene fort. Seitenarme entstanden. Gleich darauf überzog ein bizarres Netz aus Spalten das komplette Tal und breitete sich ständig weiter aus. Überall schoss Lava hoch und bildete schaurig-schöne Fontänen aus.

Es war ein Wunder, dass Robert Tendyke das immer noch sah, da die tobende Natur ihn förmlich steinigte. Vor ihm versank der Boden in einem Lavameer, während an den Berghängen gigantische Felsplatten wegbrachen, sich senkrecht aufstellten und dann in das Magma rutschten. Weitere Fontänen kamen dazu, viele Kilometer hoch. Es war, als bestehe die Welt nur noch aus Säulen von Feuer und Rauch.

Tendyke ergab sich dem Geschosshagel. Seine blutenden Wunden und gebrochenen Knochen waren so zahlreich, dass sie sich wie eine einzige große Wunde anfühlten. Er sah aus seiner liegenden Perspektive, dass im hinteren Teil des Tals die komplette Landoberfläche verschwand. Als habe jemand die Berge an ihrem Fuß gesprengt, sanken sie donnernd in das gelbrote, brodelnde, tobende Meer, das sich nun bis zum Horizont erstreckte.

Auch das Stück Boden, auf dem er lag und das ihm wie eine winzige Insel in der tobenden Lavasee vorkam, würde gleich von den Höllengewalten verschlungen werden. Es brach ebenfalls auf, einer der gezackten Risse lief direkt auf ihn zu!

Tendyke registrierte es emotionslos. Er hatte keine Chance mehr. Nicht in diesem Chaos, das LUZIFER angerichtet hatte. Aber vielleicht …

Der Abenteurer versuchte sich trotz der wahnsinnigen Schmerzen auf den Schlüssel und die Zauberworte zu konzentrieren, die ihm bisher die Wiedergeburt ermöglicht hatten. Doch es fiel ihm schwer, so schwer …

In diesem Moment glaubte er neben sich eine Bewegung wahrzunehmen. Aus den Augenwinkeln nur, denn er schaffte es nicht mehr, seinen Kopf zu drehen. Plötzlich fühlte Tendyke sich hochgehoben. Wie ein nasser Sack wurde er über eine haarige Schulter geworfen. Mit dem Kopf nach unten hing er über den Rücken, während irgendetwas seine Beine stählern festklammerte.

Wer immer ihn sich da geschnappt hatte (es musste ein gut zehn Meter großer Riese sein), röhrte laut und floh in Richtung des Hügels, der noch Bestand hatte. Tendyke spürte dunkle Kräfte, die in seinen Körper flossen und ihm Linderung verschafften. Er hatte sogar das Gefühl, dass sie einen Heilprozess einleiteten. Das machte seinen Geist wieder wacher. Er fühlte sich hin und her geworfen, als sein Retter mit mächtigen Sätzen über Bodenrisse setzte und den Berg viel schneller erklomm, als es von der Entfernung her eigentlich möglich gewesen wäre. Als das Wesen, das in Tendyke unwillkürlich die Assoziation eines Yetis erweckte, mit einem Arm fast senkrechte Steilwände erklomm, wurde es ihm ein wenig schummrig. Vor allem, als das mächtige Bein unter ihm wegrutschte und plötzlich frei in der Luft hing, während er im aufbrechenden Spalt tief unter sich bereits das Magma brodeln sah. Doch Yeti verschaffte sich selbst den nötigen Stand – indem er einen schwarz flimmernden magischen Tritt schuf, der frei in der Luft schwebte.

Auf dem Gipfel hielt Tendykes Retter kurz inne. Der Abenteurer schaffte es bereits wieder, kurz den Kopf zu heben und ihn in beide Richtungen zu drehen.