Psychologie: Das Rätsel der Träume (GEO eBook Single) -  - E-Book

Psychologie: Das Rätsel der Träume (GEO eBook Single) E-Book

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Beschreibung

Wach sein und träumen - das geht doch nicht gleichzeitig, werden Sie sagen. Doch! Denn es gibt einen Zustand, in dem beides möglich ist. Der Klartraum ist eine faszinierende Grenzerfahrung des Bewusstseins. Und wirft die seltsamste aller Fragen auf: Was ist überhaupt wirklich? GEO-Autorin Johanna Romberg hat in einem Selbstversuch nach Antworten gesucht. Und fünf erfahrene Klarträumer schildern ihre nächtlichen Erlebnisse Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO-eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Seitenzahl: 30

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Herausgeber:GEODie Welt mit anderen Augen sehenGruner + Jahr GmbH & Co KG,Am Baumwall 11, 20459 Hamburgwww.geo.de/ebooks

Inhalt

Dies ist kein Traum. Oder doch?

Von Johanna Romberg

Zusatzinfos

Hintergrund: Warum nachts im Kopf ein Film abgeht

»Träume zu verstehen, ist nicht schwer«

Interview mit Prof. Dr. Michael Schredl, Mannheim

Fünf Traumprotokolle

Lektüretipps und Websites

DIES IST KEIN TRAUM. ODER DOCH?

Wach sein und träumen – das geht doch nicht gleichzeitig, werden Sie sagen. Doch! Denn es gibt einen Zustand, in dem beides möglich ist. Der Klartraum ist eine faszinierende Grenzerfahrung des Bewusstseins. Und wirft die seltsamste aller Fragen auf: Was ist überhaupt wirklich? GEO-Autorin Johanna Romberg hat in einem Selbstversuch nach Antworten gesucht. Und fünf erfahrene Klarträumer schildern ihre nächtlichen Erlebnisse

Von Johanna Romberg

In einer Juninacht vor zwei Jahren hatte ich die Lösung des Welträtsels vor Augen. Sie stand auf einer Art Tablet-PC, in Hieroglyphen einer mir unbekannten Kultur, aber schwarz auf weiß und gestochen scharf. Ich hätte sie abschreiben oder fotografieren können – wenn ich denn Stift oder Kamera bei mir gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, denn ich lag im Bett. Kurz darauf erwachte ich.

Es war nur ein Traum. Aber was heißt „nur“?

Ich habe kaum Erfahrung mit Psychodrogen – von ein paar Rotweinexzessen und dem täglichen Kaffee-High nach dem Mittagessen abgesehen. Deshalb ist der folgende Satz vielleicht etwas gewagt. Ich schreibe ihn trotzdem: So, wie diesen Traum, stelle ich mir einen gelungenen Drogentrip vor. Eine Reise in eine strahlend bunte, üppige Anderswelt, die zugleich unwirklich und glasklar wirkt; bizarr, ohne zu verstören, berauschend, ohne einen Kater zu hinterlassen. Der Anblick der Welträtsellösung war nur der Höhepunkt dieser Reise, die ich weitgehend im Flug zurücklegte. Noch Tage später ging ich wie auf Wolken.

Das Besondere an diesem Traum war nicht seine Buntheit und sein Formenreichtum, sondern dass ich ihn bewusst erlebte, wie im Wachzustand. Ich fühlte mich wie eine Kinozuschauerin, die durch Zauberhand mitten in einen 3-D-Film geraten ist. Wobei mir die ganze Zeit klar war, dass ich keinen wirklichen Film betrachtete, sondern mein eigenes Kopfkino.

Als Kind habe ich gelernt, Träume auf Schäume zu reimen, und so dachte ich auch über diesen zunächst nicht weiter nach. Bis ich, vor einigen Monaten, beim Surfen im Internet zufällig auf ein Wort stieß, das ich bis dahin nicht kannte.

Klartraum. Was ich darüber lese, kommt mir auf Anhieb bekannt vor. Und ich stelle, leicht ernüchtert, fest, dass mein Abenteuer jener Juninacht gar nicht so außergewöhnlich gewesen ist: Es gibt Hunderte von Menschen, die Ähnliches erleben, zum Teil sogar regelmäßig, und sie berichten darüber ausführlich; in Blogs, Foren oder YouTube-Videos. Dass diese Berichte, zumindest mehrheitlich, weder erfunden noch Halluzinationen sind, legen etliche wissenschaftliche Fachartikel zum Thema nahe, die ich im Netz finde. Vor allem für Kognitionspsychologen scheinen Klarträume ein spannendes Studienfeld zu sein – weil sie ungewohnte Einblicke ins menschliche Bewusstsein geben.

Die Wissenschaft liefert auch eine ebenso schlichte wie glasklare Definition des Phänomens: Danach gilt ein Traum dann als klar oder auch „luzid“, wenn er vom Träumenden als solcher erkannt wird, während er schläft. Und zwar unabhängig von seiner Dauer und seinem Inhalt. Andere nächtliche Erlebnisse fallen unter die Kategorie „Trübtraum“, egal wie bunt, bizarr und eindrücklich sie sind: weil ihnen diese Erkenntnis fehlt; weil der Träumende sie im Moment des Erlebens für bare Münze nimmt.