Psychologie der Schwangerschaft - Luis Alvarez - E-Book

Psychologie der Schwangerschaft E-Book

Luis Alvarez

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Beschreibung

Eltern zu werden geht mit tiefgreifenden Veränderungen der Persönlichkeit einher, vergleichbar mit denen in der Pubertät. Nicht nur der weibliche Köprer verändert sich daher, auch in der Psyche der werdenden Eltern spielen sich intensive physische Umwälzungen ab. Beide, Mutter und Vater, müssen mit mit Ängsten, Hoffnungen und mit neuen familiären Beziehungen zurecht kommen. Die Autorinnen beschreiben erstmalig detailliert die psychischen Prozesse, die Schwangerschaft, Geburt und Stillen für Paare mit sich bringen.

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Seitenzahl: 344

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Luis Alvarez | Véronique Cayol

Psychologie der Schwangerschaft

Veränderungen bewusst erleben und sich selbst verstehen

Aus dem Französischen von Antje Peter

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler

E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, München

ISBN (E-Book) 978-3-451-80994-1

ISBN (Buch) 978-3-451-61387-6

Inhalt

Impressum

Vorbemerkung

Einführung

Erster Teil: Eltern werden

Kapitel 1: Weshalb wünschen wir uns Kinder?

Kapitel 2: Das Baby von gestern in den Eltern von heute

Die elterliche Funktion

Die mütterliche Funktion

Die väterliche Funktion

Bindungstheorie, Differenzierung und Ablösung

Kapitel 3: Der Kinderwunsch – ein Ausweg aus dem Konflikt mit den Eltern

Warum spielen kleine Kinder Eltern?

Kapitel 4: Der Kinderwunsch macht es möglich, Geschlechterdifferenz und Generationenunterschied zu überwinden

Die Geschlechterdifferenz

Der Generationenunterschied

Die Theorien zur infantilen Sexualität

Kapitel 5: Der Kinderwunsch und das Kind der Träume – von der Kindheit zur Eltern­schaft

Trauma und traumatische Erkrankungen

Das Schocktrauma

Das sekundäre Trauma

Die Anhäufung von Mikrotraumata

Die Latenzperiode

Trauer

Trennungen, Brüche und Bindungs­diskontinuitäten

Inzestuöses familiäres Klima, Inzest und sexueller Missbrauch

Inzestuöses familiäres Klima

Inzest und sexueller Missbrauch

Die Entdeckung von Liebe und Sexualität im Jugendalter

Die Entdeckung von Liebe und Sexualität

Inzestuöses familiäres Klima in der Jugendzeit

Sexuelle Übergriffe

Schlussbemerkung zum ersten Teil

Zweiter Teil: Das Seelenleben in der Schwangerschaft

Kapitel 6: Warum ist die Schwangerschaft eine Krise?

Große körperliche Veränderungen in einer kurzen Zeitspanne

Der Generationswechsel

Ein Wandel der Identität

Die Suche nach einer Bezugsperson

Kapitel 7:»Hilfe, ich werde nicht schwanger!« – das Warten auf die Schwangerschaft

Das Warten auf die Schwangerschaft

Die psychologischen Faktoren der Unfruchtbarkeit

Psychologische Aspekte der verschiedenen Formen von Unfruchtbarkeit

Primäre Unfruchtbarkeit

Sekundäre Unfruchtbarkeit

Die Feststellung einer organischen Anomalie

Der Weg der künstlichen Befruchtung

Kapitel 8:»Hilfe, ich bin schwanger!« – Wie es sich anfühlt, wenn man eine Schwangerschaft feststellt

Der Wunsch, schwanger zu werden

Was geschieht im Moment der Befruchtung?

Die Ambivalenz: »Bin ich sicher, dass ich ein Kind will?«

Die Angst: »Wird mein Körper die Schwangerschaft bewältigen?«

Die Unsicherheit: »Werde ich eine gute Mutter sein? Wird unsere Beziehung das aushalten?«

Kapitel 9:Wie das erste Schwangerschafts­drittel erlebt wird – »Ich fühle mich nicht schwanger!«

Was passiert beim Test auf Trisomie 21?

Müdigkeit, Schläfrigkeit und Übelkeit

Kapitel 10:Die psychologischen Herausforderungen des Ultraschalls

Die Begegnung mit dem Baby von drinnen

Das grundlegende Missverständnis

Der Ultraschallarzt aus Sicht der schwangeren Frau

Vorstellung und Anamnese

Die Untersuchung

Was die schwangere Frau sieht

Die mütterlichen Träume

Fötus, Kind der Träume, Baby?

Schlussbemerkung zu Kapitel 10

Kapitel 11:Wie das zweite Schwangerschafts­drittel erlebt wird – »Endlich sieht man, dass ich schwanger bin, auch wenn es nicht so ist, wie ich dachte«

Die psychische Durchlässigkeit der schwangeren Frau

Die Hinterfragung des körperlichen Ich-Bewusstseins der schwangeren Frau

Die Besetzung des Kindes: zwischen Wirklichkeit und Imagination

Die Neuordnung der Identität der schwangeren Frau

Die psychische Undurchlässigkeit

Die zweite Härteprüfung: Der Ultraschall im zweiten Trimester – Mädchen oder Junge?

Stress, Arbeit und Schwangerschaft

Kapitel 12:Wie das dritte Schwangerschafts­drittel erlebt wird – »Ich kann nicht mehr! Was erwartet mich?«

Die körperliche Erfahrung des Schwanger­schaftsendes

Primäre Mütterlichkeit (PMP)

Die Antizipation der Geburt

Der Weg des Babys von drinnen zum Baby von draußen

Kapitel 13:Sind die Männer »schwanger«?

Rund um die Zeugung

Während der Schwangerschaft

Das Couvade-Syndrom

Das Ende der Schwangerschaft, die ­Geburt und die Begegnung mit dem Kind

Schlussbemerkung zu Kapitel 13

Kapitel 14:Unsere Familie verändert sich

Die elterliche Funktion: Was heißt eigentlich Elternsein?

Die Lage der Geschwister: Was wird aus den älteren Kindern?

Die Erwartung eines Geschwisterkindes im ­zweiten Lebensjahr

Die Erwartung eines Geschwisterkindes zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr

Die Erwartung eines Geschwisterkindes zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr

Die Erwartung eines Geschwisterkindes im Jugend­alter

Kapitel 15:Ich erwarte Zwillinge

Der Zweifel

Zwillinge! Wie kann das sein?

Der Schock der Erkenntnis

Die Entwicklungskrise der Schwangerschaft wird intensiver

Das Ende der Schwangerschaft und die Begegnung mit den Kindern

Kapitel 16:Eine unglückliche Schwangerschaft

Fetalpathologie

Der Moment der Mitteilung

Die Anomalie verstärkt die für jede Schwangerschaft ­typische Angst, Ambivalenz und Unsicherheit

Die Anomalie verknüpft sich mit Ereignissen aus der ­Vergangenheit

Die Anomalie lässt die Kluft zwischen Fötus und Baby ­größer werden

Die Anomalie ist ein Angriff auf die psychische Integrität der Eltern

Die Anomalie stellt die Weitergabe des Lebens infrage

Die Zeit für die Fortschritte in der Fetalmedizin

Die Zeit der Entscheidung und der Erstellung eines Geburtsplans

Das Geburtsprojekt

Der Schwangerschaftsabbruch nach medizinischer ­Indikation

Frühgeburten

Die Situation des frühgeborenen Kindes

Die Begegnung zwischen dem Frühgeborenen und seinen Eltern

Der pränatale Verlust

Die undenkbare pränatale Trauer

Dritter Teil: Die Psyche rund um die Geburt und die Begegnung mit dem Kind

Kapitel 17:Die Geburt steht bevor – »Los, lass uns gehen!«

Die Geburtserfahrung

Kapitel 18:Die erste Begegnung mit dem Kind

Die Zeit unmittelbar nach der Geburt

Die Situation der Mutter

Die Situation des Vaters

Die Situation des Babys

Kapitel 19:Die Rückkehr nach Hause

Die Entdeckung des Babys

Kapitel 20:Stillen und orale Phase

Der Milcheinschuss

Die Illusion, die Schwangerschaft durch das Stillen fortsetzen zu können

Das Thema Unabhängigkeit

Die orale Phase

Das Stillen als unzulässige sexuelle Handlung

Kapitel 21:Der Babyblues

Kapitel 22:Der Verlauf der Mutterschaft oder: Wie vermeidet man die Einsamkeit der Mütter?

Vierter Teil: Psychiatrische Aspekte der Schwangerschaft und der ersten Zeit nach der Geburt

Kapitel 23:Risikofaktoren – Wann sind Frauen gefährdet?

Die Krankengeschichte und die Schwangerschaft

Körperliche Krankheiten bei den Eltern

Psychosoziale Faktoren

Kapitel 24:Grundsätzliches zur Psychopathologie der Schwangerschaft

Kapitel 25:Die Psychopathologie der Schwangerschaft

Vorgeburtliche psychosomatische Krankheiten

Hyperemesis gravidarum – schwere Schwanger­schaft­sübelkeit

Die drohende Frühgeburt

Anpassungsstörungen an die Situation der Schwangerschaft

Depressionen in der Schwangerschaft

Der wehmütige Blick zurück, die Ambivalenz und die normalen Ängste jeder Schwangerschaft

Das Eintreten einer ersten depressiven Episode

Die Verleugnung der Schwangerschaft

Kapitel 26:Die Psychopathologie in der ersten Zeit nach der Geburt

Das posttraumatische Belastungssyndrom (PTBS) nach der Geburt

Die postnatale Psychose

Die postnatale Depression (PND)

Schlussbemerkung

Literatur

Informationen zu den Autoren

Vorbemerkung

Dieses Buch handelt von den psychischen Veränderungen, die mit der Weitergabe des Lebens verbunden sind. Es geht also um die Situation von Frauen und Männern während der Schwangerschaft, während der Geburt und bei der ersten Begegnung mit dem Kind. Dabei bestand unsere Aufgabe darin, die äußerst komplexe Funktionsweise der menschlichen Psyche während dieser Lebensphase für jedermann verständlich darzustellen, ohne die Zusammenhänge allzu sehr zu vereinfachen und auf unsere klinischen Erfahrungen zu verzichten. Dazu ein paar Worte vorab.

Es erschien uns notwendig, zuerst die wichtigsten Etappen zu erläutern, die zur Konstituierung der erwachsenen Persönlichkeit führen. Und zwar aus zwei Gründen: zunächst, um den für jeden Menschen einzigartigen Weg zu beschreiben, der von der Kindheit zur Elternschaft führt; und dann, um deutlich zu machen, inwiefern er während einer Schwangerschaft erneut an Aktualität gewinnt. In diesem Sinne bilden die hier vorgestellten theoretischen Konzepte gewissermaßen die Grundlage dafür, die vielfältigen Erfahrungen besser zu verstehen, die Körper und Seele durchleben, dann gedanklich strukturiert werden und die Menschen schließlich auf unterschiedliche und einzigartige Weise zu Eltern machen. Es geht hier also bewusst nicht um einen modellhaften, normativen Weg zur Elternschaft.

Die Einsicht, wie komplex die Zusammenhänge tatsächlich sind, soll uns auch davor bewahren, allzu simplifizierende und beschränkte Schlüsse zu ziehen und eine unmittelbare, eindeutige Beziehung zwischen einem Ereignis aus der Vergangenheit und den Erfahrungen der Gegenwart abzuleiten. Eine solche Sichtweise würde uns an die guten oder schlechten Aspekte der Vergangenheit ketten und uns zugleich – durch die Konstruktion eines alles begründenden Determinismus – jeder Freiheit berauben. Unser Ziel ist vielmehr, den Leserinnen und Lesern dieses Buchs Einblick in die komplexen Zusammenhänge der menschlichen Seele zu gewähren, die aus einem fortwährenden Ineinandergreifen der Erlebnisse der Gegenwart und der Ereignisse in unserer Vergangenheit hervorgeht – dergestalt, dass die Gegenwart Einfluss darauf nimmt, wie wir die Vergangenheit interpretieren und wie unsere Vergangenheit wiederum unsere Vorstellung von der Gegenwart bestimmt. Dieses Ineinandergreifen hat einerseits zur Folge, dass unsere Erinnerungen die Gegenwart bereichern; andererseits schützt uns der sich verändernde Blick auf die Vergangenheit davor, zu Gefangenen unserer eigenen Geschichte zu werden.

Wir hoffen, dass wir den werdenden Eltern mit diesem Buch eine Art Reiseführer zum eigenen Kind mit auf ihren Weg geben können, auf dem sie die Hauptfiguren sind. Durch die persönlichen Erfahrungsberichte wird sich die schwangere Frau ebenso wie der künftige Vater angesprochen fühlen, und beide können sich über ihre eigene Situation klar werden. Auch wenn dieses Buch keine Konsultation eines Fachmanns für pränatale Psychopathologie ersetzen kann, so darf es doch als Hilfestellung für all jene gelten, die in einem entscheidenden Moment ihres Lebens zu Recht nach Hilfe suchen: dem Moment, in dem sie zu Eltern werden.

Dieses Buch ist die Frucht einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen einer Geburtshelferin und einem auf das ungeborene Kind spezialisierten Psychiater – eine Zusammenarbeit, bei der es gleichermaßen um das Wohl der schwangeren Frau, das Wohl des Paares und des ­Babys geht. Bei der Arbeit an diesem Buch haben wir daher versucht, die Verschränkungen zwischen Körper und Seele sowie die ungemein intensiven Bindungen, die zwischen dem Baby und seinen Eltern auf dem Weg ins Leben entstehen, zu berücksichtigen. Indem wir Körper und Psyche als Einheit verstehen und achtsam mit den sich frühzeitig entwickelnden Beziehungen umgehen, eröffnet sich uns ein ebenso umfassender wie respektvoller Blick auf das überwältigende Ereignis der Geburt eines Kindes.

Einführung

Die Möglichkeit, schwanger zu werden, ein Kind auszutragen und auf die Welt zu bringen, es anschließend zu ernähren und großzuziehen, ist nicht nur eine der größten Herausforderungen für jede Frau, sondern auch für das Paar und nicht zuletzt für den Erhalt unserer Art insgesamt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Licht- und Schattenseiten weiblicher Fruchtbarkeit, die die Geschichte der Menschheit begleiten, schon immer zugleich Gegenstand von Faszination und Schrecken gewesen sind. Wie sehr man vom Geheimnis der Weitergabe des Lebens, von Mütterlichkeit, Abstammung, Vererbung und der Ausbildung eines Gedächtnisses fasziniert war, so sehr war man auch erschreckt vom Schatten der Unfruchtbarkeit, einer unglücklichen Schwangerschaft und dem Leiden und Tod während der Geburt. In der Kunst findet man einen Widerhall jener Faszination für die Fruchtbarkeit, wie dies etwa die sinnlichen Venusstatuen aus Elfenbein bezeugen, die unsere Vorfahren geschaffen haben, ebenso wie die unzähligen Gemälde, deren Gegenstand Mariä Verkündigung oder Mariä Heimsuchung sind. Auch in vielen mythologischen und religiösen Erzählungen besitzt die Geburt einen zentralen Stellenwert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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