Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieses Buch enthüllt die psychologische Wahrheit über die 3.000 Milliardäre, die die globale Wirtschaft kontrollieren. Es ist keine Verschwörungstheorie. Es ist Neurowissenschaft. Psychologie. Biografische Analyse. Eine vollständige Sektion in die Gehirne der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt. Dieses Buch ist eine tiefgehende, aber zugängliche Autopsie der Psychologie extremer Macht und des Reichtums im 21. Jahrhundert. Es beginnt mit der Frage, warum eine kleine Gruppe von rund 3.000 Milliardären de facto die wirtschaftlichen und technologischen Leitplanken der Welt setzt – und hört dort nicht auf, wo die üblichen Business-Biografien aufhören, sondern geht unter die Oberfläche: in Persönlichkeitsstrukturen, Hirnprozesse, Kindheitstraumata und systemische Anreizmechanismen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 225
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
PSYCHOPATHEN IN ANZÜGEN
Wie 3.000 Menschen die Welt kontrollieren
Es gibt etwa 3.000 Menschen auf dieser Erde, die die Welt kontrollieren. Nicht im Sinne einer Verschwörung. Nicht im Sinne einer bösen Kabale. Sie kontrollieren die Welt, indem sie Billionen Dollar beherrschen. Sie kontrollieren Unternehmen, Technologie, Medien und Politik. Durch ihre Entscheidungen – ihre Investitionen, ihre Strategien, ihre Worte – wird die Welt geformt. Der Krieg oder Frieden. Wirtschaftlicher Boom oder Rezession. Technologische Revolution oder Stagnation. Das Leben von Milliarden von Menschen wird von den Entscheidungen dieser 3.000 Menschen beeinflusst.
Und doch: Wir wissen sehr wenig über sie. Wir wissen, dass sie reich sind. Wir wissen, dass sie mächtig sind. Wir wissen, dass sie Villen und Yachten und Flugzeuge besitzen. Aber was wir nicht wissen, ist: Wer sind sie wirklich? Wie funktionieren ihre Gehirne? Was treibt sie an? Was sind die psychologischen Merkmale, die diese Menschen definieren? Was ist es in ihrer Psyche – in ihrer Kindheit, in ihrer Neurobiologie, in ihrer Persönlichkeit – dass sie in die Lage versetzt, Billionen zu kontrollieren, während 8 Milliarden andere Menschen am Rande des Überlebens kämpfen?
Diese Fragen sind nicht akademisch. Sie sind praktisch und existenziell zugleich. Weil wenn wir verstehen, wie diese Menschen funktionieren – wenn wir verstehen, welche psychologischen Merkmale sie definieren, welche Traumas sie motivieren, welche kognitiven Verzerrungen sie nutzen – dann verstehen wir auch, wie die Welt funktioniert. Wir verstehen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Warum Reichtum sich konzentriert. Warum Ungleichheit wächst. Warum Innovation und Zerstörung oft Hand in Hand gehen.
Dieses Buch ist ein Versuch, diese Fragen zu beantworten. Es ist eine psychologische Analyse der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt. Es ist nicht eine Verschwörungstheorie. Es ist nicht Anti-Kapitalismus, obwohl es kritisch gegenüber dem Kapitalismus ist. Es ist ein Versuch, wissenschaftliche Rigorosität – psychologische Forschung, neurologische Erkenntnisse, biografische Analyse – auf die Frage anzuwenden: Wer sind diese Menschen?
Und die Antwort ist überraschend. Die Menschen, die Billionen kontrollieren, sind nicht superintelligent – obwohl manche sehr intelligent sind. Sie sind nicht automatisch moralisch – obwohl manche sehr ethisch sind. Sie sind nicht glücklicher als normale Menschen – obwohl sie mehr Ressourcen haben. Sie sind einfach: Anders. Ihre Gehirne funktionieren anders. Sie haben psychologische Profile, die an den äußersten Enden der normalen Spanne liegen. Sie sind Ausreißer. Und das macht sie – nicht besser, aber anders. Und dieses „anders" hat sie in die Lage versetzt, die Welt zu formen.
Wir werden in diesem Buch in die Gehirne dieser Menschen einsteigen. Wir werden ihre Psychologie analysieren. Wir werden ihre Kindheitserfahrungen betrachten – denn der Ort, wo die Psyche geformt wird, ist die Kindheit. Wir werden die psychologischen Merkmale analysieren, die bei Millionären überrepräsentiert sind: Gewissenhaftigkeit, Risikobereitschaft und interner Locus of Control. Wir werden die dunklen Seiten untersuchen – die Psychopathie, den Narzissmus, den Machiavellismus. Wir werden Fallstudien betrachten: Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Bernard Arnault und Warren Buffett. Fünf Männer mit völlig unterschiedlichen psychologischen Profilen, aber alle haben sie es geschafft, Milliarden zu kontrollieren.
Und wir werden versuchen zu verstehen – wie? Nicht nur intellektuell, sondern neurologisch. Nicht nur statistisch, sondern emotional. Nicht nur faktisch, sondern existenziell. Wir werden versuchen zu verstehen, was es bedeutet, die mächtigste Person der Welt zu sein. Was es kostet. Was es nimmt.
Die letzte wichtige Lektion, bevor wir anfangen: Dieses Buch ist keine Anleitung, um wie diese Menschen zu werden. Es ist nicht „Wie man Milliardär wird, indem man die Psychologie von Milliardären versteht." Das ist eine Versuchung – und eine, die ich fallen könnte. Milliarden Menschen werden dieses Buch lesen und denken „Okay, ich muss narzisstischer sein. Ich muss rücksichtsloser sein. Ich muss psychopathische Züge entwickeln." Das wäre die falsche Lektion. Das wäre gefährlich, denn die Welt hat genug Psychopathen, genug Narzissten und genug rücksichtslose Menschen.
Stattdessen: Dieses Buch ist ein Versuch zu verstehen. Zu sehen. Die Wahrheit zu sagen – unbequem, wie sie ist – über die Menschen, die die Welt kontrollieren. Damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Damit wir verstehen, wie das System funktioniert. Damit wir wissen, welche Regeln gespielt werden. Und dann – und nur dann – können wir entscheiden, wie wir selbst spielen wollen. Ob wir das System spielen wollen. Ob wir es ändern wollen. Ob wir ganz aus dem Spiel aussteigen wollen.
Die Welt wird kontrolliert von 3.000 Menschen. Diese 3.000 Menschen haben psychologische Profile, die uns viel erzählen. Sie erzählen uns, wie Macht wirklich funktioniert. Sie erzählen uns, dass Moralität und Erfolg nicht immer zusammengehen. Sie erzählen uns, dass Glück von enormer Bedeutung ist. Sie erzählen uns, dass das System nicht neutral ist. Und sie erzählen uns, dass es Alternativen gibt.
Willkommen in der psychologischen Welt der Superreichen.
© 2025. Alle Rechte vorbehalten.
KAPITEL 1
Die Welt der Superreichen im Jahr 2025
Es gibt einen Moment in der Wissenschaft, in dem eine Frage gestellt wird, die so offensichtlich ist, dass es schockiert, dass sie nicht früher gestellt wurde. Ein Moment, in dem eine Forschergruppe beschließt: „Wir werden das herausfinden. Wir werden diese Menschen studieren. Wir werden sehen, was sie zu dem macht, was sie sind." Das war die Münster-Studie. Im Jahr 2011 initiierten Forscher an der Universität Münster – angeführt von Präg und Theuns – eine Längsschnittstudie mit einem einfachen, aber revolutionären Ziel: die psychologischen Merkmale von Millionären verstehen. Sie würden keine einfachen Reichen befragen – Menschen mit ein paar Millionen Euro, die vielleicht geerbt hatten oder in Immobilien investiert hatten. Sie würden Self-Made-Millionäre untersuchen. Menschen, die von unten angefangen hatten und sich zum Millionär gearbeitet hatten. Menschen, die also nicht einfach vom Glück der Geburt profitiert hatten, sondern etwas über ihre psychologische Ausstattung verraten mussten.
Die Studie war umfangreich. Sie verfolgten über 1.000 Self-Made-Millionäre über mehrere Jahre hinweg. Sie maßen ihre psychologischen Profile mit standardisierten Tests. Sie stellten Fragen. Sie führten Interviews. Sie folgten den gleichen Personen über die Zeit, um zu sehen, wie sich ihre Psychologie mit ihrem Reichtum veränderte. Und die Ergebnisse waren faszinierend. Sie waren auch überraschend. Denn die Forscher fanden Muster. Klare, statistisch signifikante Muster. Die Millionäre unterschieden sich psychologisch von der Allgemeinbevölkerung – und nicht nur ein wenig. Sie unterschieden sich fundamental.
Die erste große Entdeckung war Gewissenhaftigkeit. Die Münster-Forscher untersuchten die Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen – ein Standardmodell, das in der modernen Psychologie verwendet wird. Und was sie fanden, war: Millionäre hatten deutlich höhere Werte in Gewissenhaftigkeit als der Durchschnitt der Bevölkerung. Nicht nur ein bisschen höher. Signifikant höher. Etwa 0,6 bis 0,8 Standardabweichungen über dem Mittelwert. Was bedeutet das praktisch? Es bedeutet, dass ein typischer Millionär in Gewissenhaftigkeit oberhalb von etwa 75–80% der Bevölkerung liegt. Das ist nicht das Extreme – manche Menschen sind obsessiv-zwanghaft gewissenhaft. Aber es ist deutlich über dem Durchschnitt.
Diese Gewissenhaftigkeit manifestiert sich auf verschiedene Weise. Millionäre sind planend. Sie machen Budgets. Sie denken langfristig. Sie sind diszipliniert. Sie halten an ihren Plänen fest. Sie prokrastinieren nicht. Sie geben nicht auf, wenn Dinge schwierig werden. Sie sind zuverlässig. Wenn sie ein Versprechen machen, halten sie es. Diese Eigenschaften – die normalerweise als langweilig wahrgenommen werden – sind eigentlich die Grundlagen für finanzielle Akkumulation. Es ist schwer, Millionär zu werden, wenn Sie undiszipliniert sind. Es ist schwer, wenn Sie nicht planen können. Es ist schwer, wenn Sie nicht durchhalten können, wenn Dinge schwierig werden.
Die zweite Hauptentdeckung war die Risikobereitschaft. Aber das ist entscheidend – es war nicht einfach reine Risikobereitschaft. Die Millionäre in der Studie zeigten höhere Risikobereitschaft als die Durchschnittsbevölkerung – etwa 0,4 bis 0,6 Standardabweichungen über dem Mittelwert. Das ist weniger dramatisch als die Gewissenhaftigkeit, aber immer noch signifikant. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Millionäre mehr bereit sind, Risiken einzugehen. Sie sind mehr bereit, ihren Job zu kündigen und ein Unternehmen zu gründen. Sie sind mehr bereit, Geld zu investieren, obwohl das Investment scheitern könnte. Sie sind mehr bereit, in neue, unbekannte Territorien zu gehen.
Aber – und das ist kritisch – diese Risikobereitschaft kombiniert sich mit Gewissenhaftigkeit. Das sind zwei psychologische Kräfte, die normalerweise im Konflikt stehen. Gewissenhaftigkeit sagt: „Sei vorsichtig. Plane. Minimiere Risiken." Risikobereitschaft sagt: „Sei kühn. Spring ins Unbekannte. Vertrau deinem Instinkt." Millionäre haben gelernt, diese beiden zu vereinen. Sie sind kühn genug, um Risiken einzugehen. Aber sie sind vorsichtig genug, um diese Risiken zu kalkulieren. Sie sind keine Glücksspieler im Casino. Sie sind kühle Köpfe, die berechnen, dass die Chancen in ihrem Gunsten sind – und dann wagen sie den Sprung.
Die dritte Hauptentdeckung war etwas, das in der psychologischen Literatur Internal Locus of Control genannt wird. Das ist ein einigermaßen technisches Konzept, aber es ist zentral für das Verständnis von Millionären. Der Internal Locus of Control ist der Glaube, dass die Ereignisse in deinem Leben primär von deinen eigenen Handlungen beeinflusst werden – nicht von äußeren Kräften, nicht vom Schicksal, nicht von Glück. Ein Mensch mit hohem Internal Locus of Control glaubt: «Mein Leben ist das Resultat meiner Entscheidungen. Wenn ich scheitere, bin ich schuld. Wenn ich erfolgreich bin, habe ich das verdient.» Ein Mensch mit niedrigem Internal Locus of Control glaubt: «Mein Leben wird von äußeren Kräften kontrolliert. Das Schicksal. Die Wirtschaft. Die Regierung. Ich bin ein Passagier.»
Die Münster-Forscher fanden: Millionäre hatten deutlich höhere Internal Locus of Control als die Durchschnittsbevölkerung. Das ist psychologisch wichtig, denn es bedeutet, dass Millionäre an ihre eigene Handlungsfähigkeit glauben. Sie glauben, dass ihre Entscheidungen wichtig sind. Sie glauben, dass sie Kontrolle haben. Und dieser Glaube – dieser psychologische Zustand – führt zu Verhalten, das zu Reichtum führt. Wenn du glaubst, dass deine Handlungen wichtig sind, arbeitest du härter. Wenn du glaubst, dass du kontrollierst, nimmst du mehr Verantwortung. Wenn du glaubst, dass dein Schicksal in deinen Händen liegt, gibst du nicht auf, wenn die Dinge schwierig werden.
Aber es gibt auch eine Schattenseite zu dieser Entdeckung. Ein hoher Internal Locus of Control kombiniert mit extremem Reichtum kann zu einem psychologischen Problem führen, das manchmal Illusion of Control genannt wird. Ein Mensch mit massiven Ressourcen und hohem Glauben an seine Kontrollierbarkeit kann anfangen zu glauben, dass er alles kontrollieren kann. Er kann anfangen zu denken, dass es keine externen Limits gibt. Das kann zu Hybris führen. Und Hybris führt zu Fehlern. Wir werden das später im Detail sehen, wenn wir auf Elon Musk schauen – ein klassisches Beispiel für einen hohen Internal Locus of Control, der sich in Hybris verwandelt hat.
Die Münster-Studie hatte auch negative Erkenntnisse. Dinge, die Millionäre nicht hatten. Sie hatten zum Beispiel nicht signifikant höhere Intelligenz als der Durchschnitt. Das ist überraschend für manche. Man könnte denken, dass Millionäre geniale Menschen sind. Aber die Daten sagen: Nein. Sie sind intelligent – durchschnittlich intelligent oder ein bisschen überdurchschnittlich. Aber nicht genial. Nicht in einem Maße, das ihre Millionen erklären würde. Intelligenz ist ein Faktor. Aber es ist nicht der Faktor.
Sie hatten auch nicht signifikant höhere Kreativität. Sie hatten nicht mehr emotionale Intelligenz (obwohl manche das hatten – es war nicht systematisch). Sie hatten nicht mehr Charisma. Sie waren nicht notwendigerweise „fröhlicher" oder „glücklicher" oder „besser angepasst" als normale Menschen. Sie waren in drei Dimensionen deutlich überdurchschnittlich – Gewissenhaftigkeit, Risikobereitschaft und Internal Locus of Control – und in vielen anderen Dimensionen durchschnittlich bis überdurchschnittlich.
Das ist die Essenz der Münster-Studie. Es ist nicht, dass Millionäre Superhelden sind. Es ist, dass sie in spezifischen psychologischen Dimensionen extreme Werte haben. Und diese extremen Werte – in Kombination mit anderen Faktoren, wie wir später sehen werden (Netzwerke, Glück, Timing, Vorrecht) – führen zu Reichtum. Die Studie beantwortete nicht die letzte Frage: Sind diese psychologischen Merkmale die Ursache für Reichtum, oder sind sie Korrelationen? Das ist eine Frage, die wir später im Detail erforschen werden. Aber sie gab uns einen Anfang. Sie gab uns ein Framework. Sie sagte: Hier sind die Dimensionen, die bei reichen Menschen überrepräsentiert sind. Hier sind die psychologischen Merkmale, die zu Reichtum führen könnten.
Und damit begann unsere Reise. Die Münster-Studie war nicht perfekt: Sie hatte Limitationen wie Survivor Bias, Selection Bias und alle klassischen methodologischen Probleme. Aber es war ein Anfang. Es war das erste Mal, dass jemand systematisch und wissenschaftlich diese Frage gestellt hat: Wer sind diese Menschen? Und die Antwort war: Sie sind Menschen mit extremen psychologischen Profilen. Sie sind Ausreißer. Sie sind nicht wie uns.
Oder sind sie? Das ist die zentrale Frage dieses Buches.
KAPITEL 2
Gewissenhaftigkeit – Der stärkste Prädiktor
Wenn Sie die Münster-Studie lesen und verstehen, dass Gewissenhaftigkeit das stärkste psychologische Merkmal von Millionären ist, denken Sie vielleicht: «Das ist langweilig.» Sie denken an einen gewissenhaften, aber langweiligen Menschen – jemanden, der sein Zimmer aufräumt, der pünktlich zur Arbeit kommt, der seine Steuererklärung frühzeitig macht. Sie denken an die Art von Person, die kein Rockstar ist. Die nicht innovativ ist. Die nicht inspirierend ist. Aber das ist ein massives Missverständnis. Gewissenhaftigkeit ist nicht langweilig. Gewissenhaftigkeit ist das psychologische Merkmal, das Menschen mit großen Träumen in die Lage versetzt, diese Träume zu verwirklichen. Gewissenhaftigkeit ist der Motor. Und ohne diesen Motor funktioniert nichts.
Um das zu verstehen, müssen wir zunächst definieren, was Gewissenhaftigkeit wirklich bedeutet. In dieser Studie wendeten die Forscher einen standardisierten Persönlichkeitstest an – das sogenannte Big-Five-Inventar (oder OCEAN-Modell). Aber was misst dieser Test eigentlich? Und warum ist er so wichtig?
Der Big Five ist nicht irgendein psychologisches Spielzeug, das man in einer Zeitschrift findet. Er ist der Goldstandard der modernen Persönlichkeitspsychologie – über Jahrzehnte validiert, in dutzenden Ländern getestet und heute das einzige Persönlichkeitsmodell, auf das sich fast alle ernsthaften Psychologen einigen können. Das Modell teilt die menschliche Persönlichkeit in fünf Dimensionen auf. Das Akronym OCEAN hilft, sie sich zu merken.
Offenheit für Erfahrungen misst, wie neugierig und kreativ Sie sind. Ein Mensch mit hoher Offenheit liebt Neues, reist, experimentiert und wechselt seine Meinung, wenn neue Informationen verfügbar sind. Ein Mensch mit niedriger Offenheit ist praktisch veranlagt, konservativ und misstraut dem Unbekannten. Bei Milliardären ist dieser Wert oft erhöht – nicht weil sie geistig unruhig sind, sondern weil sie die Welt als gestaltbar sehen.
Gewissenhaftigkeit – und hier wird es interessant – misst Ihre Disziplin, Zuverlässigkeit und Leistungsorientierung. Können Sie sich zwingen, etwas zu tun, auch wenn Sie es nicht wollen? Halten Sie Ihre Versprechen? Planen Sie voraus? Ein Mensch mit hoher Gewissenhaftigkeit schläft zu regelmäßigen Zeiten, macht seine Steuererklärung frühzeitig, erscheint pünktlich zu Terminen und vervollständigt Projekte, statt sie hinzuwerfen. Ein Mensch mit niedriger Gewissenhaftigkeit ist spontan, unorganisiert und prokrastinierend. In dieser Dimension machten die Münster-Forscher ihre zentrale Entdeckung: Millionäre rangieren in Gewissenhaftigkeit etwa in den oberen 15 Prozent der Bevölkerung. Das ist nicht das absolute Extrem – manche Menschen sind wahnsinnig gewissenhaft – aber es ist deutlich über dem Durchschnitt. Und wenn man bedenkt, dass Gewissenhaftigkeit mit dem Alter natürlich zunimmt – Menschen werden mit den Jahren vorsichtiger und strukturierter – ist dieser hohe Wert bei oft bereits älteren Millionären noch beeindruckender.
Extraversion misst, wie gesprächig, energiegeladen und gesellig Sie sind. Ein extrovertierter Mensch spricht auf Partys sofort mit Fremden. Ein introvertierter Mensch zieht sich lieber zurück. Bei Millionären ist das gemischt – manche sind hochextraviert (Elon Musk sucht die öffentliche Bühne), andere sind introvertiert (Warren Buffett wirkt nach außen hin distanziert). Die Münster-Studie fand hier keinen signifikanten Unterschied zur Allgemeinbevölkerung.
Verträglichkeit misst, wie kooperativ und empathisch Sie sind – oder wie direkt und konfrontativ. Ein verträglicher Mensch vermeidet Konflikte, denkt an andere und ist vertrauensvoll. Ein weniger verträglicher Mensch ist direkter, skeptischer und manchmal sarkastisch. Und hier fanden die Forscher etwas Wichtiges: Millionäre haben NIEDRIGERE Werte in Verträglichkeit als der Durchschnitt. Das klingt zunächst negativ, aber im Kontext des Geschäfts ist es ein Vorteil. Wenn Sie zu nett sind, können Sie Ihre Mitarbeiter nicht feuern. Sie können schwierige Entscheidungen nicht treffen. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, es allen recht zu machen. Der „Mangel an Verträglichkeit" ist oft ein Überlebensvorteil im Kapitalismus.
Die letzte Dimension ist Neurotizismus – oder sein Gegenpol, emotionale Stabilität. Sie misst, wie anfällig Sie für Angst, Wut, Traurigkeit und Scham sind. Ein Mensch mit hohem Neurotizismus ist emotional volatil, wird leicht verärgert, macht sich Sorgen und ist empfindlich gegenüber Kritik. Ein Mensch mit niedriger Neurotizismus bleibt ruhig unter Druck. Die Münster-Studie fand: Millionäre haben niedrigere Neurotizismus-Werte. Sie sind emotional stabiler. Das macht Sinn. Wenn Sie beim Aufbau Ihres Unternehmens ständig unter Angst und Sorge leiden, werden Sie gelähmt. Sie können keine Risiken eingehen. Sie können nicht schlafen, wenn alles kritisch ist.
Aber zurück zu Gewissenhaftigkeit, denn sie ist nicht einfach „Disziplin". Sie ist nicht einfach „pünktlich sein". Sie ist eine fundamentale psychologische Konfiguration – eine Art, die Welt zu verstehen und sich in ihr zu bewegen.
Ein hochgewissenhafter Mensch denkt langfristig. Er denkt nicht: «Was will ich heute?» Er denkt: «Was will ich in fünf Jahren? In zehn Jahren? In 50 Jahren?» Und dann arbeitet er rückwärts. Welche Schritte muss ich heute machen, um das zu erreichen? Welche Gewohnheiten muss ich aufbauen? Welche Fähigkeiten muss ich entwickeln? Ein hochgewissenhafter Mensch ist nicht spontan – oder zumindest ist seine Spontaneität innerhalb eines übergeordneten Plans. Er plant und führt dann aus. Er ändert sein Leben nicht alle paar Monate.
Ein hochgewissenhafter Mensch ist auch perfektionistisch – aber in einer produktiven Weise. Er sagt nicht: «Das ist gerade nicht perfekt, also gebe ich auf.» Er sagt: «Das ist nicht perfekt, also werde ich es besser machen. Ich werde es immer wieder versuchen, bis es richtig ist.» Das ist die Psychologie des Reichtums. Das ist, wie Menschen vermögend werden. Sie geben nicht auf. Sie revidieren nicht. Sie tun die Dinge immer wieder, bis sie funktionieren.
Ein hochgewissenhafter Mensch ist auch sehr selbstdiszipliniert. Er kann schwierige Dinge tun, die unangenehm sind, weil er weiß, dass sie zum Ziel führen. Er kann auf Vergnügung verzichten heute, weil er weiß, dass das zu größeren Vergnügungen morgen führt. Das ist nicht natürlich – die meisten Menschen können das nicht. Die meisten Menschen wählen kurzfristige Befriedigung. Ein hochgewissenhafter Mensch kann das überschreiben.
Und dies führt zu einem fundamentalen psychologischen Vorteil im Aufbau von Wohlstand: das Prinzip der Verzögerung der Befriedigung. Ein berühmtes psychologisches Experiment – das „Marshmallow-Experiment" – gab Kindern die Wahl: eine Marshmallow jetzt, oder zwei Marshmallows in 15 Minuten, wenn sie warten können. Manche Kinder aßen sofort die eine Marshmallow. Andere warteten und bekamen zwei. Die Forscher verfolgten diese Kinder über Jahre. Und sie fanden: Die Kinder, die warten konnten – die die Befriedigung verzögern konnten – wurden wohlhabender, gesünder und glücklicher im Erwachsenenleben. Sie hatten einfach gelernt, dass Warten sich auszahlt.
Millionäre sind Menschen, die die Befriedigung aufschieben können. Sie können heute 1.000 Euro verdienen und 900 Euro investieren – obwohl sie gerne 1.000 Euro ausgeben würden. Sie können unbequem arbeiten heute – obwohl sie lieber entspannen würden – weil sie wissen, dass die Unbequemlichkeit heute zu Komfort morgen führt. Sie können ihre Träume aufschieben – jahrelang – weil sie wissen, dass wenn sie durchhalten, der Traum sich verwirklichen wird.
Dies ist nicht zu unterschätzen. Die Psychologie der Verzögerung der Befriedigung ist das Fundament des Wohlstandsaufbaus. Und Gewissenhaftigkeit ist das psychologische Merkmal, das diese Fähigkeit steuert.
Doch die Gewissenhaftigkeit hat auch ihre Schattenseiten. Ein hochgewissenhafter Mensch kann zu kontrollierend werden, zu obsessiv und zu rigide. Ein hochgewissenhafter Mensch kann nicht flexibel sein. Er kann nicht spontan reagieren. Er kann nicht «Plan B» umsetzen, wenn Plan A nicht funktioniert, weil der Plan so wichtig ist. Ein hochgewissenhafter Mensch kann auch zum Workaholic werden. Er kann sein ganzes Leben der Arbeit widmen und alles andere – Familie, Freunde, Freizeit – vernachlässigen. Das ist der psychische Preis der Gewissenhaftigkeit.
Und hier liegt ein Paradoxon vor: Die Menschen mit der höchsten Gewissenhaftigkeit sind nicht unbedingt die glücklichsten. Sie sind oft gestresst, angespannt und können nicht entspannen – sie sind ständig auf der Jagd nach dem nächsten Ziel. Manche der reichsten Menschen der Welt sind auch manche der unglücklichsten.
Gewissenhaftigkeit ist also ein zweischneidiges Schwert – ein psychologisches Dilemma. Es führt zu Wohlstand. Aber es führt auch zu innerer Unruhe. Es führt zu Obsession. Es führt dazu, dass man sein ganzes Leben bei der Arbeit verbringt. Und am Ende, wenn man alt und reich ist, stellt sich die Frage: War es den Preis wert?
KAPITEL 3
Risikobereitschaft – Die Fähigkeit, das Unmögliche zu wagen
Wenn Gewissenhaftigkeit der Motor ist, der den Wagen am Laufen hält, dann ist Risikobereitschaft das Lenkrad, das ihn hinein in den Dschungel steuert. Dorthin, wo die wirklichen Schätze vergraben sind – aber auch, wo man sich hoffnungslos verirren kann. Die Münster-Studie zeigte neben der Gewissenhaftigkeit ein zweites, ebenso signifikantes Merkmal: Millionäre haben eine deutlich höhere Risikotoleranz als die Normalbevölkerung. Etwa 0,6 Standardabweichungen über dem Durchschnitt. Das ist nicht so dramatisch wie bei der Gewissenhaftigkeit, aber es ist trotzdem bemerkenswert. Und die Kombination – hohe Gewissenhaftigkeit PLUS hohe Risikobereitschaft – ist das psychologische Rezept für Unternehmertum und Reichtum.
Hier müssen wir jedoch präzise differenzieren. Denn unser Bild von «Risiko» ist oft falsch. Wenn Sie das Wort «Risikobereitschaft» hören, denken Sie vielleicht an den Spieler im Casino, der alles auf Rot setzt. Oder an den betrunkenen Abenteurer, der nachts von einer Brücke springt, um zu sehen, ob er schwimmen kann. Das ist dummes Risiko. Das ist Glücksspiel. Das ist irrationales Verhalten. Was Millionäre auszeichnet, ist etwas völlig anderes. Es ist kalkuliertes Risiko. Es ist der Unterschied zwischen dem blinden Sprung und dem Sprung, bei dem man zuvor die Landestelle vermessen, die Gesetze der Physik durchkalkuliert und ein Sicherheitsnetz gespannt hat. Der Unterschied ist das Schlüsselwort in diesem Kapitel: Kalkuliert.
Um das wirklich zu verstehen, lohnt sich ein konkreter Moment – ein Moment, in dem Risikobereitschaft alles entschied. Dezember 2008. Die Weltwirtschaft bricht zusammen. Die Banken fallen wie Dominosteine. Lehman Brothers kollabiert. Der Aktienmarkt verliert in Wochen mehr wert als manches ganze Land verdient. Es ist eine Finanzkrise biblischen Ausmaßes. Und in diesem Moment sitzt Elon Musk nicht auf einem Schreibtisch in einem sicheren, klimatisierten Büro. Er sitzt in einer Fabrik in Texas und schaut auf die Überreste von SpaceX – einer Raketenfirma, die er gegründet hat, ohne dass er Raketenwissenschaftler ist. SpaceX hatte drei Raketenstarts versucht. Alle drei sind beim Start explodiert. Jeder Fehlschlag war ein Schlag ins Gesicht. Jeder Fehlschlag war ein Beweis dafür, dass die Kritiker recht hatten – dass das unmöglich ist.
Mit jedem Fehlschlag wurde ein neuer Versuch unwahrscheinlicher. Mit jedem Fehlschlag zerfiel das Vertrauen der Investoren ein bisschen mehr. Die Investoren fragten: «Wann wird SpaceX endlich einen erfolgreichen Start haben?» Und die Antwort war: «Wir wissen nicht. Vielleicht nie.» Gleichzeitig drohte Tesla – Musks Autofirma – zusammenzubrechen. Der Roadster war zu teuer. Zu langsam zu produzieren. Zu viele Fehlentwicklungen. Das Geld war aufgebraucht. Das Unternehmen war nicht bankrott – noch nicht – aber es war bedroht. Die Rückgänge waren zu schnell. Die Brennrate war zu hoch. Wenn Tesla nicht bald massive Finanzierung bekam, würde es kollabieren.
Im Herbst 2008 stand Elon Musk vor einer Wahl auf Leben und Tod. Sein gesamtes Vermögen aus dem PayPal-Verkauf – etwa 180 Millionen Dollar – war in Tesla und SpaceX investiert. Alles. Nicht diversifiziert. Nicht sicher. Alles auf Rot gesetzt. Und beide Unternehmen waren am Rande des Zusammenbruchs. Musk war praktisch bankrott. Er musste sich Geld von Freunden leihen, um die Miete zu zahlen. Das war keine Metapher, sondern buchstäblich wahr: dieser Mann, der Gründer von PayPal, konnte seine Wohnung nicht bezahlen, weil die gesamten 180 Millionen Dollar in die zwei Firmen flossen. Die Presse verspottete ihn. Journalisten schrieben, dass er ein Hochstapler war. Ein verrückter Typ, der von Autos träumte, die kein Mensch wollte, und von Raketen, bei denen nur Supermächte das konnten. Die Prognosen waren einhellig: Beide Firmen werden scheitern. Musk wird sein ganzes Geld verlieren. Es war vorbei.
Ein rational denkender Mensch – ein Mensch, der die Grenzen seiner Kontrollierbarkeit anerkennt – hätte in diesem Moment eine Entscheidung getroffen. «Ich rette SpaceX und lass Tesla sterben», hätten rationale Menschen geraten. Oder umgekehrt. «Ich kann nicht beide retten. Ich muss eine opfern.» Das wäre die rationale Antwort. Musk tat das nicht. Statt aufzugeben, verdoppelte er. Er kratzte jeden letzten Cent zusammen. Er überredete bestehende Investoren – Menschen, die wahrscheinlich bereits Geld verloren hatten – mehr Geld nachzuschießen. Er log – oder «übertrieb optimistisch», wie er es später beschreiben würde – Investoren gegenüber über die Chancen. Er arbeitete bis zum physischen Kollaps. Er schlief auf Fabrikböden. Sein Gehirn war nicht im normalen Zustand. Es war in einem Zustand extremer Stress-Reaktion: Cortisol, Adrenalin, permanente Mobilisierung.
Dann, am 23. Dezember 2008 – eine Woche vor Weihnachten – bekam SpaceX einen NASA-Vertrag über 1,6 Milliarden Dollar. Ein Weihnachtswunder. Der Vertrag war nicht das Resultat von Musks Bemühungen in diesem einen Monat – es war ein Projekt, das jahrelang in der Mache war. Aber das Timing war perfekt. Der Vertrag kam in dem Moment, in dem SpaceX seine letzte Hoffnung verloren hatte. Es war nicht, dass Musk seinen Erfolg verdient hatte – obwohl er hart arbeitete. Es war teilweise Glück. Teilweise Timing. Teilweise die Tatsache, dass die NASA Vertrauen in Musk hatte, obwohl alle anderen die Hoffnung aufgegeben hatten.
Einen Tag später, am 24. Dezember, schloss Tesla eine Finanzierungsrunde ab. Nicht weil die Investoren plötzlich glaubten, dass Elektroautos die Zukunft sind. Nicht weil sie glaubten, dass Teslas Plan brillant war. Sondern weil Musk – durch reine Willenskraft und Überzeugungstalent – sie davon überzeugt hatte, dass er es schaffen würde. Und weil dieser Vertrag von der NASA bedeutete, dass er nicht völlig verrückt war. Die Firma hatte Stunden, möglicherweise nur Minuten, bevor sie die Gehälter nicht mehr hätte zahlen können. Bevor sie kollabiert wäre. Musk hatte beide gerettet. Nicht durch Glück – obwohl Glück eine Rolle spielte. Nicht durch Magie. Durch eine fast pathologische Weigerung, die Realität zu akzeptieren.
Die Neurologie des Unbeugsamen: Warum konnte Musk durchhalten, während andere aufgegeben hätten? Die Antwort liegt tief im Gehirn. Wenn Sie und ich vor einer existenziellen Bedrohung stehen – wenn unser Unternehmen pleite geht, wenn wir unser ganzes Geld verlieren – aktiviert sich ein sehr altes Teil unseres Gehirns. Die Amygdala. Ein mandelgroße Struktur tief im Mittelhirn, die unser Alarmsystem ist. Die Amygdala schreit «Gefahr!» Sie schüttet Cortisol und Adrenalin aus. Sie versetzt unseren Körper in einen Zustand der Wachsamkeit und Furcht. Es ist ein evolutionärer Reflex. Vor 50.000 Jahren war diese Reaktion überlebenswichtig. Wenn Sie einen Bären sahen, brauchten Sie diese Angst, um schnell zu fliehen.
Das Problem ist: Diese Angst ist nicht gut, wenn Sie ein Unternehmen führen. Sie lähmt Sie. Sie macht Sie zögerlich und vorsichtig. Sie führt zu schlechten Entscheidungen. Sie führt dazu, dass Sie aufgeben. Aber bei Menschen wie Elon Musk scheint etwas anders zu funktionieren. Forscher an der Stanford University führten im Jahr 2015 ein beachtetes Experiment durch. Sie nutzten fMRI-Scans – eine Technik, die die Aktivität im lebenden Gehirn sichtbar macht – um die Gehirne von Unternehmern mit den Gehirnen von normalen Menschen zu vergleichen. Beide Gruppen wurden mit Szenarien konfrontiert, in denen sie Entscheidungen unter Unsicherheit treffen mussten. Das Ergebnis war eindeutig: Unternehmer zeigten niedrigere Aktivierung in der Amygdala – dem Angst-Zentrum. Gleichzeitig zeigten sie höhere Aktivierung im präfrontalen Kortex – dem rationalen Zentrum des Gehirns, das Entscheidungen trifft.
