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Raben-Killer: Drei Krimis Dieses Buch enthält folgende Krimis: Hans-Jürgen Raben: Diamanten und eine Killerin Hans-Jürgen Raben: Verräter müssen sterben Hans-Jürgen Raben: Jagd auf die Mörderbrut Bount Reiniger, der berühmte New Yorker Privatdetektiv, wird von der De Waater Mine Corporation aus Südafrika beauftragt, eine Gangsterbande zu entlarven, die der Minengesellschaft in regelmäßigen Abständen Rohdiamanten stiehlt und außer Landes schmuggelt. Der Kopf der Bande ist eine außergewöhnlich skrupellose Frau: 'die Tigerin'. In Florida begegnet der Detektiv ihr zum ersten Mal. Und Bount muss feststellen, dass er die Tigerin unterschätzt hat … Cover: STEVE MAYER
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Seitenzahl: 613
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Raben-Killer: Drei Krimis
Hans-Jürgen Raben
Published by Casssiopeia-XXX-press, 2017.
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Raben-Killer: Drei Krimis
Diamanten und eine Killerin: N.Y.D. - New York Detectives
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Verräter müssen sterben!: N. Y. D. - New York Detectives
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Jagd auf die Mörderbrut: N. Y. D. - New York Detectives
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Dieses Buch enthält folgende Krimis:
Hans-Jürgen Raben: Diamanten und eine Killerin
Hans-Jürgen Raben: Verräter müssen sterben
Hans-Jürgen Raben: Jagd auf die Mörderbrut
Bount Reiniger, der berühmte New Yorker Privatdetektiv, wird von der De Waater Mine Corporation aus Südafrika beauftragt, eine Gangsterbande zu entlarven, die der Minengesellschaft in regelmäßigen Abständen Rohdiamanten stiehlt und außer Landes schmuggelt. Der Kopf der Bande ist eine außergewöhnlich skrupellose Frau: 'die Tigerin'. In Florida begegnet der Detektiv ihr zum ersten Mal. Und Bount muss feststellen, dass er die Tigerin unterschätzt hat ...
Krimi von Hans-Jürgen Raben
Der Umfang dieses Buchs entspricht 169 Taschenbuchseiten.
Bount Reiniger, der berühmte New Yorker Privatdetektiv, wird von der De Waater Mine Corporation aus Südafrika beauftragt, eine Gangsterbande zu entlarven, die der Minengesellschaft in regelmäßigen Abständen Rohdiamanten stiehlt und außer Landes schmuggelt. Der Kopf der Bande ist eine außergewöhnlich skrupellose Frau: 'die Tigerin'. In Florida begegnet der Detektiv ihr zum ersten Mal. Und Bount muss feststellen, dass er die Tigerin unterschätzt hat ...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Der Mann rannte, als sei der Teufel hinter ihm her.
Und genau das war der Fall.
Er blickte sich hilfesuchend um, stolperte, fand schwankend wieder das Gleichgewicht und lief weiter. Die Anstrengung presste die Luft aus seinen Lungen, und er glaubte, sein Keuchen sei meilenweit zu hören.
In seinen Ohren rauschte das Blut. Trotzdem hörte er die harten Schritte der Verfolger hinter sich. Und dann war da noch das Hecheln der Hunde. Seine Chancen waren von Anfang an minimal gewesen, aber jetzt würde es nur noch um Sekunden gehen.
Der Mann war kurz davor aufzugeben. Nur ein innerer Automat trieb ihn an, die Füße weiter zu bewegen. Es war sinnlos, und er wusste es.
Vielleicht würden sie endlich schießen. Dann war es vorbei. Ein schneller Tod.
Aber sie würden ihn lebend haben wollen. Er wusste, was ihm dann bevorstand.
Und das war schlimmer als ein Schuss in den Rücken.
Das Keuchen der Hunde wurde lauter. Fast spürte er den heißen Atem schon hinter sich. Stimmen riefen sich leise Kommandos zu. Es waren ausgebildete Männer, die ihn verfolgten. Killer, die ihren Job verdammt gut verstanden.
Er kannte sie und wusste, dass sie nie lockerließen, wenn sie erst eine Spur hatten. Und diesmal hatten sie eine. Sein ganzes Unternehmen war von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Wie hatte er nur annehmen können, dass sein Plan klappen würde?
Die Gedanken rasten schneller durch seinen Kopf. Das Keuchen seines Atems wurde lauter. Der Kopf dröhnte vor der ungewohnten Anstrengung. Gleich würde es vorbei sein.
Sollte er noch einen Haken versuchen? Seitlich in die Büsche? Er wagte es.
Nasse Zweige peitschten sein Gesicht, und er bekam kaum die Hände hoch, um es zu schützen. Tränen der Verzweiflung rannen über sein Gesicht, aber es war zu spät, um über einen Fehler nachzudenken. Sein Fuß verfing sich in einer Wurzel, und er breitete die Arme aus, um seinen Sturz abzufangen.
Schwer krachte er auf den weichen Boden. Er zerrte mit dem rechten Fuß an einem Hindernis. Schmerz wallte durch seinen Körper. Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Er wollte seinen Verfolgern die Jagd nicht noch erleichtern.
Hätte er doch bloß an die verdammten Hunde gedacht! Wie konnte er nur einen solchen Fehler begehen! Die heiße Sonne musste ihm das Gehirn aus dem Schädel gebrannt haben.
Er kriegte den Fuß nicht frei. Von der kleinen Straße, auf der er geflohen war, hörte er das Geräusch eines sich nähernden Wagens. Das war sie! Die Tigerin!
Aber die Verfolger würden noch schneller hier sein.
Er zerrte wütend an der Wurzel, die seine weitere Flucht verhinderte. Wie ein Tier in der Falle, zuckte es durch seinen Kopf. Der Schmerz schoss in heißen Wellen vom Knöchel hoch.
Dann waren sie da.
Zwei schwere Pfoten stemmten sich auf seine Brust, und eine hechelnde Hundeschnauze hing über seinem Hals. Die scharfen Reißzähne schimmerten hell, aus der Schnauze rann Geifer.
Der Mann rührte sich nicht. Es war vorbei. Wenn er sich jetzt bewegte, würden sich die Zähne in seinen Hals graben. Er wusste, zu was diese Hunde abgerichtet waren.
Ein zweiter drängte sich neben den ersten. In der schwachen Beleuchtung wirkten sie wie Wölfe aus den Pforten der Hölle. Das Gewicht der Tiere drückte auf seine Brust, obwohl er jetzt dringend Luft für seine gemarterten Lungen brauchte. Der Mann wagte nur, ganz flach zu atmen.
Der Strahl einer Taschenlampe blitzte auf, beleuchtete kurz das Dickicht und blieb dann auf ihm hängen. Der Mann schloss geblendet die Augen.
„Da ist er“, sagte eine raue Stimme. „Die Hunde haben gute Arbeit geleistet. Schnappt ihn euch.“
Der Mann spürte, wie das Gewicht der Hunde von seinem Körper wich. Er hörte das Schnappen der Halsbänder, als man sie wieder ankettete. Dann rissen ihn andere Arme auf die Beine.
Er schrie auf, denn diesmal spürte er das Knacken seines Knöchels. Schlaff zog er das Bein hinter sich her, als sie ihn zurück zur Straße schleiften.
Die schwarze Limousine stand mit abgeblendeten Scheinwerfern mitten auf der Straße. Sie zerrten ihn bis vor den Kotflügel und ließen ihn auf den harten Belag fallen. Der Mann spürte, wie seine Haut an verschiedenen Stellen aufgeschrammt wurde.
Die hintere Tür auf der Beifahrerseite öffnete sich. Aus seiner Perspektive erkannte der Mann zunächst ein endlos langes, schlankes Bein, das vorsichtig auf den Boden gesetzt wurde. Es steckte in einem teuren, modischen Schuh, handgearbeitet aus feinstem Leder.
Ein zweites Bein folgte, und der Blick des Mannes glitt bis zur Mitte des Oberschenkels, bevor ein geschützter Rock die weitere Sicht versperrte.
Die Autotür fiel ins Schloss, und der Mann konnte die ganze Gestalt sehen - eine Figur, wie sie normalerweise auf den Titelseiten von großen Illustrierten abgebildet war. Die Frau trug ein raffiniertes Kleid, das mehr enthüllte als verbarg. Um die Schultern hatte sie einen Mantel aus Tigerfell gelegt.
Das ebenmäßige Gesicht war von einer gepflegten Frisur umrahmt. Am merkwürdigsten war das Haar: ein ganz helles Blond, das fast weiß wirkte.
„Ist er das?“, fragte die Frau sanft.
Zustimmendes Gemurmel ertönte von verschiedenen Seiten.
„Dann seht nach, ob er die Sachen bei sich hat.“ Die Stimme war ruhig und kultiviert. Aber der Mann ließ sich nicht täuschen. Er wusste, zu was diese Frau fähig war.
Rohe Hände zerrten ihn halb in die Höhe und durchsuchten seine Taschen. Sie rissen ihm die Kleidung herunter und behandelten ihn wie einen Abtreter.
„Nichts!“, stellte eine enttäuschte Stimme schließlich fest.
„Das ist unmöglich“, sagte die Frau, nur eine Nuance lauter, aber jetzt klang die Stimme wie das Zischen einer Klinge.
„Vielleicht hat er die Steine irgendwo versteckt oder weggeworfen.“
Die Frau nickte. „Vielleicht. Wir werden es herausfinden. Bringt ihn zurück.“
Sie stieg ein und schwang ihre makellosen Beine mit einer eleganten Bewegung ins Wageninnere.
Die Hitze war mörderisch.
Ein einsamer Raubvogel kreiste hoch oben im stahlblauen Himmel. Einige Insekten zirpten, aber sonst war kein Geräusch zu hören. Die Luft flirrte über den flachen Senken zwischen den kahlen Hügeln. In der Ferne täuschte die heiße Luft über dem Boden endlose Seen vor. Nur eine Fata Morgana.
Die beiden Männer lagen reglos auf dem Hügelkamm. Sie duckten sich in das Elefantengras, dessen messerscharfe Kanten schmerzhaft in die ungeschützte Haut schnitten. Die niedrigen Dornbüsche, die überall verstreut wuchsen, lieferten zu wenig Schatten. Und sie rissen die Haut noch mehr auf als das Elefantengras.
Herabrinnender Schweiß hatte helle Bahnen in die dreckverkrusteten Gesichter der beiden Männer gezogen. Sie wirkten erschöpft und ausgebrannt, trotzdem war die Härte in ihnen nicht zu übersehen.
Neben ihnen lagen großkalibrige Jagdflinten. In Segeltuchtaschen an der Hüfte trugen sie außerdem Coltrevolver. In den Gürteln steckten Patronen. Sie sahen aus wie Großwildjäger. Nur gab es in dieser menschenleeren Gegend kein Großwild.
Ihre Kleidung sprach ebenfalls für diese Annahme. Sie trugen khakifarbene Buschhemden und Drillichhosen mit zahlreichen Taschen. Das war nicht sehr modisch, aber außerordentlich praktisch, wenn man sich an diesem Teil der südwestafrikanischen Küste aufhielt.
Einer der Männer nahm mit einer trägen Bewegung ein Fernglas hoch, setzte es an die Augen und regulierte die Scharfeinstellung. Er schüttelte den Kopf, was sofort einen Schweißausbruch nach sich zog. „Immer noch nichts. Entweder hat der Kerl keine Uhr - oder es ist etwas schiefgegangen.“
Der zweite Mann blinzelte in die Sonne und starrte ebenfalls in die Richtung, wo sich eine ewig gleiche Landschaft endlos bis zum Horizont erstreckte.
„Diese Typen sind nie besonders pünktlich“, sagte er. „Sie haben ein anderes Verständnis von Zeit. Wir müssen Geduld haben. Du weißt doch, dass es sich lohnt.“
Der andere Mann lachte kurz auf. „Für uns weniger, aber ich muss zugeben, dass die Bezahlung stimmt. Andererseits ist das Risiko auch verdammt groß.“
Der zweite Mann zuckte mit den Schultern, soweit das in seiner liegenden Position möglich war. „Ohne Risiko ist heutzutage nichts mehr hinzukriegen. Du hättest ja in New York bleiben und weiter alten Weibern die Handtaschen klauen können.“
Beide Männer sprachen einen Ostküstenslang, der überhaupt nicht in diese Gegend passte. So sprach man in der südlichen Bronx in New York, und einer der Männer war auch dort geboren. Es war das erste Mal, das er so weit von zu Hause weg war, und manchmal wünschte er sich zu den trostlosen Häuserzeilen zurück, in denen er sich heimischer fühlte als in dieser trostlosen Wüste.
Der Mann hieß Joe Savante. Er hatte sein bisheriges Leben zum größten Teil in Streetgangs zugebracht, bis man ihm die große Chance bot. Sein Freund und alter Kumpel Don Riklis hatte ihn erst vor ein paar Monaten von der Straße geholt und ihm ein Angebot unterbreitet. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass ihn seine Zusage hierherbringen würde. Er hasste Afrika.
„Dieses Land geht mir auf die Nerven“, sagte Savante. „Ich habe mal gehört, dass man einen regelrechten Afrikakoller kriegen kann.“
„Wenn du erst siehst, was wir hier abholen, wirst du einen Koller ganz anderer Art kriegen“, entgegnete Riklis. „Unser Boss weiß, was Trumpf ist. Wir ziehen hier die ganz große Abstaube ab. Es lohnt sich für uns alle. Du wirst schon sehen.“
„Trotzdem kann ich dieses Land nicht leiden“, murrte Savante.
„Halt jetzt mal die Klappe!“, sagte Riklis plötzlich scharf. „Dort drüben bewegt sich was.“ Er deutete mit der rechten Hand nach vorn in das weite Land und tastete mit der anderen Hand zu seinem Gewehr.
Savante griff nach dem Fernglas und starrte in die angegebene Richtung. „Du hast recht. Da hetzt einer im Affentempo durch die Büsche. Das würde ich bei dieser Hitze keine fünf Minuten aushalten.“
„Das hält auch sonst keiner freiwillig aus“, murmelte Riklis mit zusammengebissenen Zähnen.
„Wie meinst du das?“
„Da stimmt was nicht! Auch Afrikaner rennen normalerweise nicht so schnell durch die Gegend.“
„Heißt das Gefahr?“ Savantes Stimme zitterte.
„Darauf kannst du Gift nehmen!“, sagte Riklis grimmig. Er richtete sich halb auf und lud sein Gewehr durch. Savante tat es ihm nach.
„Was jetzt?“
„Das wirst du wissen, wenn es so weit ist.“ Riklis schob einen Kaugummi in den Mund und mahlte nervös darauf herum. Sie hörten, wie etwas vor ihnen das harte Gras in Bewegung brachte.
„Da ist er!“, schrie Riklis plötzlich.
Ein hochgewachsener Schwarzer brach aus einem niedrigen Gebüsch, schwankte noch ein paar Schritte weiter und sackte dann in die Knie. Auf seinem nackten Oberkörper sah man deutlich hellrote Blutbahnen, die sich mit dem Staub vermischt hatten. Der Mann hatte sie noch nicht gesehen. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er offenbar jemanden erwartete.
„Verdammt, sie haben ihn erwischt!“, fluchte Savante und wollte zu dem Mann hinlaufen.
„Warte!“ Riklis packte seinen Freund hart am Arm und zwang ihn wieder in Deckung. „Er wird mit Sicherheit verfolgt. Wenn sie uns sehen, ist es aus. Das sind verdammt harte Burschen. Wir haben keine Chance gegen sie.“
Savante wurde blass. „Das hat mir in New York keiner gesagt.“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll.
„Hast du denn gedacht, du verdienst dein Geld im Schlaf? Manchmal passiert eben was. Damit müssen wir fertigwerden. Dreh jetzt bloß nicht durch. Wir brauchen alle Nerven, die wir haben.“
Der Schwarze taumelte wieder hoch und zwang sich weiter vorwärts. Die Bewegung bereitete ihm sichtlich Anstrengung. Wie von einem Motor angetrieben setzte er seine Füße voreinander. Aus der Ferne ertönte Hundegebell.
Die beiden Amerikaner zuckten zusammen. „Sie sind schon ziemlich nahe“, stellte Riklis fest.
„Er hat einen Beutel in der Hand“, sagte Savante, der wieder durch das Fernglas blickte.
„Dann hat er die Steine also auch. Vielleicht schafft er es bis zu uns. Wir können uns die Ware nicht in letzter Sekunde entgehen lassen. Wir haben lange genug darauf gewartet.“
Riklis richtete sich aus seiner Deckung auf und winkte. Der Schwarze sah ihn und änderte die Richtung. „Hoffentlich geht das gut“, murmelte Savante düster und brachte sein Gewehr in Anschlag.
Der Schwarze stolperte den Hügel hinauf, auf dem sich die beiden Amerikaner befanden. Eine Staubfahne markierte seinen Weg. Sie hörten ihn keuchen. Es klang wie eine Dampfmaschine. Der Kerl musste über eine ungeheure Energie verfügen.
Dann tauchte er vor ihnen auf. Jetzt sahen sie deutlich seine Schusswunde. Es glitzerte rot auf seinem Körper. Der Brustkorb des Mannes hob und senkte sich unter den Atemzügen. Er musste die Konstitution eines Bullen haben, wenn er mit einer solchen Wunde so weit gelaufen war. Aber jetzt schien er am Ende zu sein. Es war das letzte Aufbäumen vor dem endgültigen Zusammenbruch.
Der Schwarze murmelte ein paar unverständliche Worte. In seinen Mundwinkeln standen Schaumbläschen. Er streckte die Hand, in der er den kleinen Beutel hielt, den Amerikanern entgegen. Dann sank er zusammen. Sein Körper zuckte.
„Sieh nach, ob er die Ware bei sich hat!“, befahl Riklis. Er hob das Gewehr und suchte aufmerksam den Horizont ab. Das Hundegebell schien sich zu nähern.
Savante stemmte sich hoch und rutschte den Abhang ein paar Meter hinunter, bis er bei dem Verletzten war.
Ohne sich um die Wunde zu kümmern, öffnete er gewaltsam die Faust des Mannes. Er zerrte den Lederbeutel aus der Hand, die ihn nicht freigeben wollte. Mit fliegenden Fingern löste er die Schnur, die oben um den Beutel geschlungen war.
Er schüttelte ein paar unscheinbare Steine aus dem Beutel in seine Handfläche.
„Alles in Ordnung“, sagte er.
„Dazu ist jetzt keine Zeit!“, rief Riklis. „Schließ den Beutel — und dann weg von hier!“
In diesem Augenblick wurde es am Rande des Buschgeländes lebendig. Es reichte bis zum Fuß der Hügelkette. An verschiedenen Stellen zwischen den niedrigen Büschen erschienen Männer in uniformartigen Kombinationen. Einige führten Hunde an langen Leinen, die geifernd an ihren Halsbändern zerrten.
Die Männer waren mit Gewehren oder Maschinenpistolen bewaffnet, und sie sahen aus, als könnten sie damit umgehen. Sie riefen laut und deuteten auf Savante, der deckungslos auf dem flachen Hang stand, den Lederbeutel in der Hand, den er gerade wieder zuschnürte.
Er drehte sich halb um und starrte zu der Kette von bewaffneten Männern, die sich jetzt schneller vorwärtsbewegten.
„Wird er reden?“, fragte er und deutete auf den Schwarzen, der zu seinen Füßen lag.
„Sorg dafür, dass er es nicht mehr kann, wenn er gefragt wird! Los, beeil dich!“
Savante zog seinen Revolver, richtete ihn nach unten und drückte ab. Das Echo des Schusses brach sich donnernd in den Hügeln. Ein Schwarm Vögel stieg aufgeschreckt in die Luft.
Savante stolperte den Abhang wieder hinauf und rollte über die Kante der flachen Senke in Deckung. „Sie sind verdammt nahe!“, keuchte er. Dann warf er sich herum, brachte sein Gewehr in Anschlag und visierte die näher rückenden Männer an.
„Nur ein paar Schüsse, um sie in Deckung zu zwingen“, knurrte Riklis. „Dann hauen wir so schnell wie möglich ab. Gib mir den Beutel!“ Er streckte die Hand aus.
Zögernd gab ihm Savante den Lederbeutel. Riklis wog ihn kurz in der Hand, dann schob er ihn in eine seiner zahlreichen Taschen. Er legte das Gewehr an und gab rasch hintereinander drei Schüsse ab.
Die uniformierten Männer verschwanden wie von Zauberhand im hohen Gras. Nur das leichte Schwanken der Halme verriet, wo sie sich befanden.
„Das wird sie ein paar Minuten aufhalten“, sagte Riklis befriedigt. „Jetzt nichts wie weg!“
Auch Savante feuerte wahllos ein paar Schüsse zu den Verfolgern hinüber. Dann liefen sie geduckt auf der abgewandten Seite den Hügel hinunter. Die Uniformierten erwiderten das Feuer, aber die Geschosse schlugen wirkungslos irgendwo in den Sand.
Das ist zum ersten Mal passiert, dachte Riklis. Und ausgerechnet jetzt hatte er einen Anfänger dabei. Immerhin hatte sich Savante bis jetzt gut bewährt. Den Schwarzen hatte er abgeknallt, ohne mit der Wimper zu zucken. Das hätte nicht jeder getan. Der Boss würde das zu schätzen wissen.
Das wichtigste waren die Steine. Und sie hatten noch einen langen Weg vor sich, bis sie in Sicherheit waren. Die Verfolger waren nicht zu unterschätzen.
Diesen Weg würden sie natürlich auch zum letzten Mal nehmen. Diese Möglichkeit, die Steine aus diesem verfluchten Land herauszuholen, war ein für allemal verbaut. Die Sicherheitseinrichtungen der De Waater Mine Corporation waren erstklassig. Es gab Lücken, aber nie sehr lange. Wurden erst einmal Diebstähle oder auffällige Fehlbestände entdeckt, ruhte die firmeneigene Sicherheitstruppe nicht eher, bis das Loch gestopft war.
Und diese ganze Streitmacht ist jetzt hinter uns her, schoss es Riklis durch den Kopf. Es war auch schon viel zu lange gutgegangen, seit er diesen Job übernommen hatte. Er hatte gewusst, dass es eines Tages so kommen würde, aber natürlich hatte er diesen Gedanken immer wieder verdrängt.
Seine Auftraggeber erwarteten Resultate. Er war ihnen dafür verantwortlich, dass die Steine sicher aus dem Land gelangten. Es war ihnen völlig gleichgültig, mit welchen Mitteln er das erreichte. Sie bezahlten ihm einen Haufen Geld dafür.
Als er den Auftrag seinerzeit angenommen hatte, hatte man ihm vier Wochen prophezeit. Und nun war er schon fast ein Jahr tätig. Er musste unwillkürlich grinsen.
Er arbeitete gern für die Organisation, und er hatte wirklich geglaubt, seinem Freund Joe Savante einen Gefallen zu tun, als er ihn für die Organisation anheuerte. Er warf Joe einen Blick zu, der schräg hinter ihm lief, das Gewehr in beiden Händen schussbereit vor der Brust.
Joe bewährte sich gut. Er würde ein lobendes Wort für ihn einlegen. Oh ja, sie waren damals schon ein gutes Team. Damals, als sie um die Vorherrschaft von zwei Häuserblocks kämpften. Heute ging es um andere Dinge, und wenn er Joe nicht geholt hätte, würde der heute noch mit rivalisierenden Gangs um Nichtigkeiten kämpfen.
Hier ging es um andere Dinge. Er spürte das Gewicht des Lederbeutels, obwohl die Steine darin nicht viel wogen. In diesem Zustand sahen sie sogar unscheinbar aus. Viele Menschen würden überhaupt nicht erkennen, um was es sich handelte.
Rohdiamanten wurden erst unter den Händen des Schleifers zu dem, was sie so unverwechselbar werden ließ. Dann erhielten sie das unvergleichbare Feuer und ihren Wert als Schmuck oder Geldanlage.
Es ist nur logisch, dass sich die Organisation mit Diamanten befasst, dachte Riklis. Schließlich ist der Boss eine Frau!
Man nannte sie die Tigerin, aber er hatte sie noch nie gesehen. Doch was er von ihr gehört hatte, ließ ihn schaudern. Seitdem hoffte er, dass er niemals ihr Missfallen erregte.
Die Gedanken verwischten sich zu roten Ringen. Er blickte zu Joe. Der Schweiß lief ihnen in dichten Strömen über den Körper. Die Luft rasselte in den ausgepumpten Lungen. Die Kehle war wie ausgedörrt. Riklis hätte sonst was für einen Schluck Wasser gegeben. Und er fragte sich allmählich, ob sie es bis zum Boot schaffen würden.
Auf der anderen Seite des Atlantiks war es Nacht. Der Mann fröstelte, aber das rührte nicht von der Kälte her. Er lehnte an der massiven, hölzernen Barriere, die unmöglich zu erklimmen war.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah den hellen Ausschnitt des Himmels, zerlegt in präzise Quadrate. Das war das Gitter, das die Barriere oben abschloss.
Er tastete mit den Händen im weichen Sand. Ob wohl einer mal versucht hatte, sich durchzuwühlen?
Er war sicher, dass es nicht zu schaffen war. Die dicken Bohlen reichten mit Sicherheit weit in die Erde. Außerdem gab es noch die Wachen. Sie würden jeden Versuch einer Flucht auf diese Weise leicht bemerken. Nein, es hatte keinen Sinn. Er musste sich mit seinem Schicksal abfinden.
Er fragte sich, ob es den Versuch wert gewesen war. Nein, natürlich nicht. Er schüttelte müde den Kopf.
Für ihn war es ohnehin gelaufen. Er hatte ihnen gesagt, wo er die Steine während seiner Flucht versteckt hatte. Natürlich hatte er es ihnen gesagt. Er hatte schon vorher gewusst, dass er nicht lange durchhalten würde. Allerdings hatte er nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Der ganze Plan war von Anfang an sinnlos gewesen. Aber es war ebenso sinnlos, jetzt darüber nachzudenken.
Jetzt suchten sie die Steine. Solange würde er noch leben. Sie hatten ihm gesagt, dass er noch eine Chance hätte, wenn er ihnen das Versteck verrate. Der Mann glaubte nicht daran. Nicht bei ihr!
Sie ließ keinen laufen, der sie betrogen hatte. Sie nicht! Der Mann starrte in den dunklen Himmel, der noch keinen Morgen verriet.
Der Mann kicherte leise. Sie wollten ihm eine Chance geben, wenn sie die Steine fanden? Sollte er ihnen noch ein Schauspiel bieten? Sie würde sich darüber freuen. Aber für ihn war es in jedem Fall zu spät.
Lautlos flammte ein Scheinwerfer auf. Der gleißende Strahl irrte einen Moment ziellos durch das Dunkel und richtete sich auf den Mann.
Er schloss geblendet die Augen. Unmittelbar danach flammten weitere Scheinwerfer auf und leuchteten das Gelände innerhalb der Barriere aus. Es handelte sich um eine Art Arena.
„Wir haben die Steine gefunden“, sagte eine Frauenstimme. „Jetzt sollst du deine Chance habe.“
Der Mann stemmte sich hoch und hob den Arm vor die Augen, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Sein Blick fiel auf das Tor in der Barriere, genau gegenüber. Das schwere Gitter wurde gerade hochgezogen.
Ein dumpfes Knurren ertönte, und dem Mann lief ein Schauer über den Rücken. Er sah noch nichts, aber er spürte die Gefahr, die aus der Öffnung auftauchen würde.
So musste es dem Torero zumute sein, wenn er auf das Tor blickte, durch das der Stier erscheinen würde. Doch dies hier war weitaus gefährlicher als ein Stierkampf.
Über ihm mussten sich inzwischen Zuschauer eingefunden haben. Er hörte Füße scharren und unterdrückte Stimmen. Einer hustete leise.
„Fangt an!“, befahl die Frauenstimme scharf.
Bevor er ihn sah, roch er ihn.
Eine scharfe Ausdünstung. Die Nasenflügel des Mannes zuckten. Er presste sich eng gegen die Wand. Weiter konnte er nicht zurückweichen. Das leicht ovale Rund der Arena hatte einen Durchmesser von höchstens zehn Metern. Da war nicht viel Spielraum für Ausweichmanöver.
Und dann sah er ihn.
Der Tiger war riesig. Seine Barthaare zitterten, die Schwanzspitze peitschte nervös über den Boden. Er bewegte sich völlig lautlos. Er drehte den Kopf und starrte den Mann an.
Die Scheinwerfer schienen ihn nicht zu stören. Aus seiner Kehle drang wieder das tiefe Knurren. Er wandte sich nach rechts und verfiel in einen leichten Trab. Kleine Sandwolken wirbelten unter den gewaltigen Tatzen hoch.
Der Mann schob sich, eng an die Wand gedrückt, in die andere Richtung. Er dachte an nichts mehr - nur noch an den Tiger.
War das seine Chance? Mit unbewaffneten Händen gegen einen Tiger? Die Christen im alten Rom fielen ihm ein - und dann griff der Tiger zum ersten Mal an.
Er wandte sich um, fauchte und sprang mit weiten Sätzen los. Zwei Meter vor dem Mann blieb er stehen und kauerte sich auf den Boden. Die gelben Augen funkelten im Licht der Scheinwerfer. Sein ganzer Körper bebte. Die Masse aus Knochen und Muskeln zogen sich zum Sprung zusammen.
Der Mann schrie und lief los.
Der Tiger löste sich vom Boden. Über den hellen Sand huschte sein Schatten. Dann gab es einen dumpfen Zusammenprall.
Die Küste konnte nicht mehr weit sein. Don Riklis glaubte schon, den Geruch des Meeres zu spüren. Er warf sich herum, als hinter ihm Schüsse knallten. Joe Savante war ein Stück zurückgefallen. Riklis hatte keine Kraft, ihm noch etwas zuzurufen.
Wieder fielen Schüsse. Die Verfolger waren wesentlich besser für solche Anstrengungen trainiert als die beiden Amerikaner. Die Kugeln schlugen bereits in der Nähe ein. Diese Typen würden nicht aufgeben. Nicht so kurz vor dem vermeintlichen Ziel.
Riklis sah bereits das Glitzern der endlosen Wasserfläche. Der Geruch nach Salz war jetzt ganz deutlich. Er hörte das Rauschen der sanften Dünung des Atlantiks. Sie würden es vielleicht gerade noch schaffen.
Er hetzte weiter. In seinen Ohren dröhnte es. Achtlos ließ er das Gewehr fallen. Damit konnte er gegen die Maschinenpistolen wenig ausrichten. Es behinderte ihn nur. Vielleicht gewann er ohne das Gewicht die entscheidende Sekunde.
Automatisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Vor seinen Augen tanzten grelle Farben. Die blaue Wasserfläche war schon zum Greifen nah. Sie glänzte wie flüssiges Blei. Er könnte es schaffen.
Wieder krachten Schüsse in rascher. Folge. Die Verfolger mussten eingesehen haben, dass die Flüchtenden bald das Wasser erreichten, und sie konnten sich sicher denken, dass dieses Ziel einen bestimmten Grund hatte.
Plötzlich schrie Joe auf. „Don! Sie haben mich erwischt! Don, ich bin getroffen. Ich kann nicht weiter! Don! Hilf mir!“
Das Schreien ging in ein langgezogenes Wimmern über, das langsam schwächer wurde. Don Riklis drehte sich nicht um. Das war das Risiko, das Joe eingegangen war. Das Schicksal hatte die Karten ausgeteilt, und er hatte verloren. Das war Pech, aber so war das Leben. Wen kümmerte ein Joe Savante?
Don Riklis jagte über den schmalen, steinigen Strand der kleinen Bucht. Noch hundert Schritte bis zu der überhängenden Felsnase, unter der sich die Rettung verbarg.
Vielleicht hielt Joe die Verfolger ein paar Sekunden auf. Sie würden stehen bleiben und sich um ihn kümmern. Wenn er noch lebte, würde er nicht viel sagen können. Er kannte nur ihn, Don Riklis. Das war sein einziger Kontakt zur Organisation. Über die Methoden, die Diamanten aus dem Land zu schmuggeln, wusste er nichts. Dies war sein erster Einsatz - und natürlich sein letzter.
Riklis hoffte, dass Savante tot war. So wäre es am besten für alle Beteiligten. Tote konnten nicht mehr reden, und das war ein unbestreitbarer Vorteil. Jetzt war nur noch wichtig, die Steine zu retten und sich selbst.
Seine Füße versanken im weichen Sand, und er gelangte kaum voran. Er fühlte sich wie in einem Sumpf gefangen und hätte sich am liebsten fallen lassen. Dann wäre alles vorbei gewesen. Doch seine letzten Energiereserven trieben ihn weiter.
Seine Füße sanken nicht mehr so tief ein. Der Untergrund wurde fester. Und plötzlich war er im Schatten der Felsen. Die Schüsse hinter sich registrierte er kaum noch. Er hatte die Distanz zu seinen Verfolgern halten können. Das pulverte ihn auf. Außerdem war es schwer, ein sich schnell bewegendes Ziel zu treffen. Er korrigierte sich: So schwer offenbar nicht. Sie hatten Joe Savante immerhin erwischt.
Doch jetzt gab ihm der Felsen für ein paar Sekunden Schutz. Er hatte wenig Zeit, seinen Verfolgern zu entwischen. Aber die Möglichkeit war in greifbare Nähe gerückt. Seine Augen leuchteten, und er sog die frische Meeresluft tief in seine gequälten Lungen. Die Wellen brachen sich an den zerklüfteten Felsen, Gischt spritzte hoch in die Luft.
Direkt unter der Felsnase gab es eine fast kreisrunde geschützte Stelle, wo das Wasser ruhig war. Die Wellen brachen sich an einer Felsmauer, und nur durch eine schmale Rinne gelangte man auf die offene See. Er selbst hatte dieses ideale Versteck vor einem halben Jahr entdeckt. Kein Mensch verirrte sich jemals in diese unbewohnte Gegend, und die Fischer würden um die gefährliche Küste einen weiten Bogen schlagen.
Das schnittige Motorboot schaukelte in dem flachen Wasser, sanft getragen von leichten Wellen. Mit einem einzigen Sprung überwand er die Distanz und prallte mit beiden Füßen gleichzeitig mitten zwischen die Sitzbänke.
Das Boot kenterte beinahe, aber es gelang ihm, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Noch während er schwankend nach der richtigen Balance suchte, riss er an der Schnur des Motors. Nichts.
Riklis hörte bereits den Afrikaans-Dialekt der Verfolger. Sie mussten die Felsen erreicht haben. Natürlich waren sie vorsichtig, da sie mit einem verzweifelten Schuss aus dem Hinterhalt rechnen mussten. Sie wollten keinen Mann verlieren.
Riklis verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Sie konnten nicht wissen, dass hier ein Boot lag. Aber sie würden es gleich hören. Und dann half nur noch Tempo.
„Na los!“, knurrte er leise und riss an der Schnur.
Der Außenborder sprang stotternd an und lief dann gleichmäßig weiter. Die Verfolger riefen sich aufgeregte Worte zu. Ein Schuss fiel, aber das war wohl aus Versehen.
Riklis ließ sich hinter das Steuer fallen und betätigte einen Schalter. Das Dröhnen des kraftvollen Evinrude Motors veränderte sich, und das Boot nahm Fahrt auf. Vorsichtig nahm er Kurs auf die schmale Rinne. Wenn sie ihn hier erwischten, bot er ein leichtes Ziel. Mit zusammengekniffenen Lippen steuerte er das Boot mit höchstmöglicher Fahrt durch die gefährliche Stelle.
Dann war er draußen und aus der Deckung der Felsnase heraus. Die brennende Sonne spürte er nicht. Er wusste nur, dass er es fast geschafft hatte.
Jetzt sahen ihn die anderen. Schüsse fielen rasch hintereinander. Don Riklis duckte sich tief hinter das Steuer und warf einen Blick über die Schulter. Am Strand liefen die uniformierten Männer durcheinander. Die Hunde bellten und zerrten an ihren Leinen, als seien auch sie wütend, dass ihnen das Wild entgangen war.
Eine Kugel klatschte in die Bordwand, blieb aber stecken. Eine zweite durchschlug die niedrige Windschutzscheibe. Gleich zwei trafen die Verkleidung des Außenborders, sirrten aber als Querschläger irgendwo ins Leere. Inzwischen ragte das Boot mit dem Bug hoch aus dem Wasser. Der Gashebel war bis zum Anschlag hinuntergedrückt, und jede Sekunde verringerte das Risiko, von einer Kugel getroffen zu werden. Jetzt konnte es nur noch ein Zufallstreffer sein, aber Don Riklis hatte vor solchen Zufällen eine höllische Angst. Das Boot zog eine breite Schaumwelle hinter sich her, und nach jeder quer laufenden Welle klatschte es schwer aufs Wasser. Die Geschwindigkeit war viel zu hoch für diese See.
Immerhin wurden die Figuren am Strand allmählich kleiner. Nur noch vereinzelte Schüsse waren zu hören. Aber sie trafen das Boot nicht mehr. Don Riklis warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er war ihnen entwischt.
Nun gut, er war ihnen zunächst entwischt. Er wusste, dass seine Verfolger nicht so schnell aufgeben würden. Sie konnten Küstenwachboote oder Hubschrauber alarmieren.
Er warf einen Blick auf den Kompass und korrigierte den Kurs. Um ihn war nur das Dröhnen des Motors und das Rauschen der Bugwelle. Der Fahrtwind war angenehm kühl.
Riklis beschattete seine Augen und starrte voraus. Am Horizont wurde ein dunkler Punkt sichtbar. Er atmete tief durch. Der Kutter war an der richtigen Stelle. Es war kaum anzunehmen, dass es sich um ein anderes Schilf handelte. Es musste der Kutter sein.
Ein paar Minuten später hatte Don Riklis Gewissheit. Das Schiff wurde rasch größer. Er erkannte die Umrisse wieder. Es war der richtige Kutter. Riklis fasste in seine Brusttasche und holte den Beutel heraus. Er öffnete ihn und schüttete den Inhalt auf die Handfläche. Die Steine sahen aus wie stumpf glänzende Kiesel.
Für einen Moment starrte er fasziniert auf die Rohdiamanten. Er hielt ein Vermögen auf der Handfläche. Selbst als Laie erkannte er die Qualität der Steine. Sie waren überdies besonders groß. Ein geschickter Schleifer würde wahre Wunderwerke aus diesen Steinen zaubern.
Er schloss die Hand um die Steine und dachte einen Augenblick daran, sich einen oder zwei in die eigene Tasche zu stecken. Wer wusste schon, wie groß die gestohlene Ware war? Der Kontaktmann war vermutlich tot — aber er war nicht sicher.
Wer wusste noch von den Steinen? Riklis runzelte die Stirn. Es gab zu viele Unbekannte in diesem Spiel. Er ließ die Steine wieder in den Beutel fällen und verschloss ihn.
Er hatte keine Ahnung, welchen Weg die Steine gehen würden, nachdem er sie übergeben hatte. Brüssel? Amsterdam? Oder London? Die Organisation hatte überall ihre Verbindungen. Seine Arbeit war nur ein Glied in der Kette. Jedenfalls würden diese Steine in anderer Form eines Tages den Hals einer reichen Lady zieren.
Er wusste sogar, dass sich die Tigerin einen ganz besonderen Dreh ausgedacht hatte. Die gestohlenen Diamanten bezahlte sie nämlich mit heißem Geld. Dollars, die aus illegalen Geschäften in den Vereinigten Staaten stammten, flossen auf diesem Weg ins Ausland.
Irgendwann tauchten sie dann an anderer Stelle wieder auf, und kein Mensch konnte ihre Herkunft nachweisen. Riklis war sicher, dass sie am Ende einer langen Reise ihren Platz auf einem sicheren Schweizer Konto ein nahmen.
Oh ja, die Tigerin war clever! Er hätte diese Frau gern einmal kennengelernt. Aber das war nicht so einfach. Die Leute der Organisation, die sie kannten, waren vorsichtig. Man erzählte sich haarsträubende Geschichten über solche Ereignisse. Riklis war nicht sicher, ob diese Geschichten stimmten. Andererseits war er aber nicht scharf darauf, es nachzuprüfen. Wenn er sich bewährte, würde er aufrücken in der Organisation, und dann würde er die Tigerin auf ganz normalem Weg kennenlernen.
Er war wirklich gespannt auf diese Frau, die es verstand, eine ziemlich große Organisation von Kriminellen an sich zu binden und vor allem mit starker Hand zu führen. Sie musste schon einige Talente haben. Außerdem sollte sie eine ausgesprochene Schönheit sein.
Riklis nahm das Gas zurück. Der Kutter war nicht mehr weit. Seine Gedanken kreisten um die Diamanten. Wahrscheinlich würde die Organisation mit ihnen weitere Geschäfte abschließen. Rauschgift kaufen oder Waffen. Die Tigerin handelte mit allem, was guten Profit abwarf.
Aber es war zu riskant, auf diesem Feuer ein eigenes Süppchen zu kochen. Sie würden ihn wahrscheinlich erwischen, wenn er versuchte, seinen ersten Stein an den Mann zu bringen. Und danach würde er sicher Gelegenheit haben, die Tigerin persönlich kennenzulernen. Wenn alles stimmte, was man sich von ihr erzählte, würde sie ihn bis ans Ende der Welt verfolgen.
An seinen Kumpel Joe Savante verschwendete er keinen Gedanken mehr. Es hatte ihn eben erwischt. Das passierte schon mal.
Er wirbelte das Steuer herum, und mit leichtem Schaben und Knarren legte sich das Motorboot an die Bordwand des Kutters.
Vor dem breiten Panoramafenster hellte sich der Himmel langsam auf. Ein fahler Lichtstreifen erschien und verriet die ersten tastenden Sonnenstrahlen des neuen Tages. Es war ein atemberaubender Anblick.
Die Frau wandte sich widerwillig vom Fenster ab und setzte das Glas Milch, an dem sie genippt hatte, vorsichtig auf die polierte Tischplatte.
Die Frau war von faszinierender Schönheit. Schlank, hochgewachsen und gepflegt. Sie strahlte eine Sinnlichkeit aus, die Männer um den Verstand brachte. Das helle Haar lag wie ein Helm um ihren Kopf. Trotz der frühen Stunde war sie tadellos frisiert und geschminkt.
Sie hätte ein hochbezahltes Fotomodell sein können. Nur ihre Augen verrieten eine ungebändigte Grausamkeit. Sie schimmerten wie gefrorene Seen.
„Was tun wir mit ihm?“, fragte eine männliche Stimme aus der Dunkelheit des Raumes.
Die Frau bewegte leicht die Hand. „Schafft ihn dorthin, wo ihn niemand mehr findet. Ich will, dass er spurlos verschwindet. Wer mich verrät, hat kein Anrecht auf Erinnerung.“
„Es wird so geschehen, wie Sie es anordnen.“
„Ich weiß“, entgegnete sie kühl und drehte sich zum Fenster.
Der Mann trat aus der Dunkelheit in die Mitte des Raums. Er mochte um die vierzig sein. Er trug einen dunklen Bart, aber sein kahler Schädel glänzte wie eine polierte Billardkugel. Er warf einen Blick auf seine goldene Armbanduhr. „Die nächste Lieferung dürfte jetzt gerade unterwegs sein.“
Die Frau wandte rasch den Kopf. Die helle Mähne flog um ihr Gesicht. Der Blick ihrer Augen war jetzt lebhafter. „Wo lassen wir sie diesmal schleifen?“
„In Amsterdam. Dort sitzen die besten Leute, die man für Geld haben kann. Warum sollten wir einen anderen Ort wählen? Bisher waren Sie immer zufrieden.“
Die Frau nickte. „Ich bin gespannt auf die Steine. Es sollen diesmal ganz besondere Exemplare darunter sein. Wir werden sehen.“
„Wir haben einen guten Mann vor Ort. Er hat einen neuen Begleiter. Er muss sich bewähren.“
„Hat man ihn überprüft?“ Die Stimme gewann an Schärfe.
Der Kahlkopf nickte. „Selbstverständlich. Wir würden bei einer so wichtigen Sache kein Risiko eingehen. Alle unsere Verbindungsleute sind zuverlässig. Sie haben auch keine andere Wahl. Denn sie wissen, was passiert, wenn sie es nicht sind.“
Die Frau lachte leise.
Don Riklis schaltete die Zündung ab, und der Motor erstarb mit einem sanften Blubbern.
An Bord des Kutters hatte man ihn längst bemerkt. Über der Bordwand erschienen die Köpfe von Besatzungsmitgliedern, die zu ihm hinunterstarrten. Es waren Schwarze. In ihren Gesichtern war kein besonderer Ausdruck von Interesse zu erkennen. Riklis grinste. Das war auch gut so.
Das Boot, das ihn abholte, war in einem Hafen viel weiter nördlich registriert. Offiziell handelte es sich um einen Fischkutter. Die Mannschaft beschäftigte sich auch durchaus mit Fischfang. Man roch es.
Aber der Hauptzweck des Bootes war der Schmuggel. Sein Besitzer schmuggelte alles, was guten Gewinn versprach. Und in dieser Gegend der Welt gab es eine Menge Dinge, für die das zutraf. Die Organisation der Tigerin hatte das Boot für den Schmuggel von Rohdiamanten gechartert. Der Kutter hielt sich dabei vorsorglich außerhalb der Dreimeilenzone auf. Er nahm die Schmuggler mit den Steinen an Bord und brachte sie zu einem benachbarten Hafen in einem anderen Land. Von dort reisten die Steine mit dem Flugzeug weiter.
Der Kutter hatte eine Einrichtung, mit der sich das Motorboot an Deck hieven ließ. Riklis befestigte gerade die Haken der Davits an den dafür vorgesehenen Ringen, als er das Geräusch hörte.
Er beschattete die Augen mit der Hand und blickte zu der dünnen Küstenlinie zurück, dem dunklen Streifen zwischen Meer und Himmel. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er den schwarzen Punkt in der Luft erkennen konnte. Ein Hubschrauber! Die andere Seite hatte also noch lange nicht aufgegeben.
An Deck reagierte man ebenfalls. Don Riklis hörte Stimmen in fremder Sprache durcheinanderrufen und Schritte über das Deck trampeln. Hastig hakte er die Hebevorrichtung ein. Jetzt war wichtig, keine Zeit mehr zu verlieren. Er gab ein Zeichen nach oben, ein Elektromotor sprang an, und das Boot schwebte langsam und gleichmäßig in die Höhe. Ein Ruck, und es schlug hart gegen die Bordwand des Kutters. Dann schwenkte es über das Deck, sank nach unten, und hilfreiche Hände streckten sich ihm entgegen.
Rasch lief er zum Ruderhaus, wo sich der Kapitän und Eigner befand, ein fast 1,90 Meter großer Portugiese, der mit einem Schlag seiner Faust eine Deckplanke zertrümmern konnte.
Der Portugiese grinste schief, als er Riklis bemerkte, und spuckte einen Rest Kautabak auf das Deck.
„Was nun?“, fragte Riklis ein wenig hilflos. „Dem Hubschrauber können wir nicht entwischen, oder? Er wird sich doch wohl kaum an die Dreimeilenzone halten, wenn er weiß, was hier an Bord ist.“
„Für solche Zwecke haben wir noch eine kleine Überraschung an Bord“, erklärte der Portugiese. Er wandte sich zu seinen Leuten um und brüllte ein paar Befehle in einem unverständlichen Dialekt. Die dunkelhäutigen Männer liefen über das Deck zum Vorschiff.
Sie zerrten eine Segeltuchplane über einen Gegenstand weg. den Don Riklis bei seinen früheren Besuchen für einen Reserveanker gehalten hatte. Jetzt sah er, dass er sich geirrt hatte. Bisher war es allerdings auch nicht nötig gewesen, den geheimnisvollen Gegenstand zu enthüllen.
Unter der Plane erschien eine in das Deck eingelassene Stahlplattenkonstruktion, die ziemlich nach einem Eigenbau aussah. Es gab wohl auch kaum eine Werkstatt, die so etwas auf einem Fischkutter installiert hätte, ohne anschließend darüber zu reden.
Einer der Männer drehte an einer großen Handkurbel, und die merkwürdige Konstruktion schob sich höher aus dem Deck. Riklis konnte nicht genau erkennen, was die Männer dort vorn betrieben - jedenfalls klappte plötzlich eine Stahlplatte zur Seite. Die Einrichtung, die dahinter erschien, kannte Riklis sehr genau.
Eine weitere Kurbel wurde gedreht, und die Mündungen eines schweren, doppelläufigen Maschinengewehrs richteten sich in den blauen Himmel. Der Portugiese knurrte befriedigt und marschierte auf die Waffe zu. Er spuckte in die Hände und schwang sich in den gepolsterten Sitz hinter der Stahlplatte.
Er beschäftigte sich mit der Visiereinrichtung und veränderte die Richtung der Läufe. Dann prüfte er, ob die Patronengurte eingeführt waren. Die Verschlüsse klickten.
Riklis starrte in den Himmel. Der Hubschrauber hatte sich genähert und senkte sich wie eine Hornisse auf das Schiff nieder. Die Maschine war bewaffnet, aber es war keine Polizei- oder Militärmaschine. Wahrscheinlich gehörte der Hubschrauber zum Sicherheitsdienst der Minengesellschaft.
Eine Megaphonstimme dröhnte und rief irgendetwas in Afrikaans. Don Riklis verstand kein Wort. Er leckte sich vor Aufregung über die Lippen und tastete nach seinem Revolver, der immer noch an seinem Gurt hing. Natürlich war ihm bewusst, dass er damit keine Chance gegen den Hubschrauber hatte.
Um der Aufforderung den nötigen Nachdruck zu verleihen, knatterte eine Maschinenwaffe los, und eine Spur von winzigen Fontänen raste über das Wasser auf den Kutter zu. Alles warf sich in Deckung, aber die Salve war nur als Warnung gedacht. Kurz vor der Bordwand endeten die Wasserfontänen.
Riklis blickte zu dem Portugiesen, der als Einziger ungerührt in seiner Position geblieben war. Er stieß einen Fluch aus und packte mit beiden Händen die Griffe seiner Waffe. Dann zuckten Blitze aus den Läufen, die in rasender Folge in ihren Rückstoßdämpfern vibrierten. In hohem Bogen wirbelten Patronenhülsen über das schmutzige Deck, der ganze Kutter begann zu zittern.
Der Portugiese hatte Leuchtspurmunition geladen, und Riklis sah, wie die Perlschnur der tödlichen Geschosse auf den Hubschrauber zuwanderte. Der Pilot versuchte, in einem waghalsigen Manöver auszuweichen, aber er hatte mit einem solchen Beschuss nicht gerechnet. Seine Reaktion war viel zu langsam.
Die hellen Striche der Leuchtspurmunition verschwanden nebeneinander in der Kanzel der Maschine, als würden sie magisch angezogen. Das Glas splitterte, verschiedene Teile flogen nach allen Richtungen. Der Hubschrauber ging in unkontrollierte Flugbewegungen über und torkelte durch die Luft.
Der Portugiese setzte den Beschuss fort. Für einen Augenblick wanderte die Perlschnur an der Maschine vorbei, dann hatte er sein Ziel wieder voll erfasst. Dutzende von Geschossen mussten den Hubschrauber bereits getroffen haben.
Jetzt schlugen Flammen aus der Turbine. Die Maschine drehte sich wild im Kreis und ging rasch tiefer. Es gab offenbar niemanden mehr, der die Maschine noch hätte steuern können.
Explosionen erschütterten den Hubschrauber, ganze Fetzen der Verkleidung wirbelten durch die Luft und schlugen spritzend auf die Wasseroberfläche. Dann berührte das Wrack ebenfalls die Wellen, schaukelte einen Moment auf dem Wasser, kippte vornüber und sank wie ein Stein. Der Portugiese hatte das Feuer längst eingestellt.
Ein Rest von brennendem Treibstoff blieb noch auf der Oberfläche. Aber sonst verriet nichts die Tragödie, die hier stattgefunden hatte. Überlebende waren nicht zu sehen.
Auf dem Kutter jubelten die Männer. Der Portugiese kletterte mit sattem Grinsen aus seinem Sitz und schob sich ein neues Stück Kautabak in den Mund. Seine Männer tarnten das Maschinengewehr wieder und versenkten es unter Deck.
Der Portugiese trat ins Ruderhaus. „Es ist ganz praktisch, wenn man so etwas zur Verfügung hat. Wir haben es heute zum zweiten Mal gebraucht.“
„Woher haben Sie die Waffe?“, fragte Riklis.
Der Portugiese zuckte mit den Schultern. „Stammt aus einem verschrotteten Jagdflugzeug. Ich habe es günstig erwerben können. Die Waffe war das Einzige, was noch funktionierte. Das Problem ist die Munition. Ist nicht so leicht zu haben. Aber unsere Vorräte reichen noch für ein paar Hubschrauber.“
„Merken die Südafrikaner nicht, was da passiert?“
„Es geht viel zu schnell. Ich glaube nicht, dass der Pilot noch einen Bericht an seine Basis geben konnte.“
Riklis nickte. „Ich bin immer wieder überrascht, was wir für Verbündete haben.“
Der Portugiese grinste. „Das hängt immer von der Bezahlung ab. Übrigens habe ich gehört, dass euer Boss eine Frau ist. Das wäre nichts für mich.“ Er spuckte wieder auf das Deck. „Frauen verstehen doch von diesem Geschäft nichts. Ihr Amerikaner seid schon merkwürdige Leutchen. Eine Frau!“
Riklis biss die Zähne zusammen. Es war sinnlos, dazu etwas zu sagen.
Der Kapitän wandte sich an den Rudergänger. „Kurs wie befohlen. Volle Kraft voraus!“
Riklis sah zu, wie der Streifen der afrikanischen Küste langsam im Dunst versank. Die Rohdiamanten waren in Sicherheit. Seinen Teil der Aufgabe hatte er erfüllt.
Bount Reiniger hatte die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt, las die New York Times und rauchte genüsslich eine Pall Mall.
Zwei Dinge interessierten ihn an der Zeitung besonders: der umfangreiche Sportteil und natürlich das, was in dieser Stadt an Verbrechen geschah. An Letzterem herrschte kein Mangel. Ganze Stadtteile wurden mehr und mehr von Streetgangs beherrscht. Mit einer gefüllten Brieftasche in der U-Bahn zu fahren wurde zum Lotteriespiel, und die Polizei war völlig überfordert. Kein Wunder, dass sein Geschäft blühte. Ein guter Privatdetektiv war gefragter denn je.
Für viele Leute war er die letzte Rettung, da die Polizei nicht in der Lage war, ihnen zu helfen. Sein Name war in gewissen Kreisen bekannt, und Werbung hatte er schon lange nicht mehr nötig. Für manche war er die letzte Instanz, an die sie sich wenden konnten. Er seufzte und blätterte die Seite um.
June March, seine blonde Assistentin, erschien in der Tür zum Allerheiligsten. Er sah auf, weil er ungern in diesen Minuten gestört werden wollte. Der Tag war hektisch genug - und oft auch die Nacht. Er brauchte wenigstens am Morgen ein paar Minuten zur Entspannung bei einer Zigarette und einer Tasse Kaffee.
Er blickte sie unwillig an, die Stirn gerunzelt.
„Da ist ein Klient“, sagte sie. „Er lässt sich nicht abwimmeln. Es sei ungeheuer wichtig. Er sei um den halben Erdball geflogen, nur um mit dir zu reden.“
Bount schwang die Beine vom Tisch. „Das ist allerdings selten. Normalerweise legen meine Klienten nicht so eine weite Strecke zurück. Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin. Schick ihn rein!“
Der Mann, der gleich darauf in der Tür stand, sah gut aus. Braungebrannt, groß, sympathisches Gesicht, um die fünfzig.
Er verbeugte sich leicht. „Sie sind also Mister Reiniger. New Yorks berühmtester Privatdetektiv.“
Bount hob abwehrend die Hand. „Das kann ich nicht beurteilen. Nehmen Sie Platz. Ihr weiter Weg hat mich verwundert, und Ihr Akzent verrät mir, dass Sie kein Amerikaner sind. Australier?“
Der Mann schüttelte den Kopf und lächelte. „Nein, ich komme aus Südafrika, und mein Name ist Robert Parker. Ich bin Sicherheitschef der De Waater Mine Corporation. Wir haben ein kleines Problem, für das wir Ihre Hilfe brauchen.“
Bount sah ihn ungläubig an. „Sie brauchen in Südafrika meine Hilfe? Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen dort helfen könnte. Mein Revier ist New York - und ein paar andere Gegenden in den Vereinigten Staaten.“
„Sie haben auch schon in anderen Ländern auf dieser Welt erfolgreich gearbeitet. Wir haben uns vorher ein wenig über Sie informiert. Sie würden staunen, was es an manchen Stellen Gutes über Sie zu berichten gibt. Sie scheinen eine Menge Freunde zu haben.“
Bount zuckte mit den Schultern. „Kommen wir zur Sache. Erklären Sie mir bitte, warum ausgerechnet Sie meine Hilfe brauchen. Soweit ich weiß, hat Ihre Firma einen Sicherheitsdienst, der erfolgreicher arbeitet als die Polizei mancher Länder.“
Parker war sichtlich geschmeichelt. „Das mag schon stimmen, aber es gibt trotzdem ein paar Probleme, die wir allein nicht lösen können, weil sie außerhalb unserer Reichweite liegen.“
„Wir wär’s, wenn Sie die Karten auf den Tisch legen? Erst dann kann ich Ihnen sagen, ob ich an der Lösung des Problems interessiert bin.“
„Im Laufe des letzten Jahres haben wir eine Menge Diamanten eingebüßt. Jede Diamantenmine muss trotz schärfster Sicherheitsbestimmungen mit einem gewissen Schwund rechnen. Sie glauben gar nicht, was sich die Leute alles einfallen lassen, um ein paar winzige Steine aus dem Gelände zu schmuggeln. Wir erwischen sie meistens schon beim zweiten Mal. Aber in letzter Zeit sind die Verluste enorm geworden und haben eine Größenordnung erreicht, die nicht mehr zu erklären war.“
„Vielleicht sind schlicht die Förderquoten zurückgegangen“, sagte Bount Reiniger.
Parker schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Wir haben jetzt erst festgestellt, dass wir es mit einer größeren Organisation zu tun haben, nicht nur mit einem einzelnen Diebstahl, sondern mit Raub im Großmaßstab. Das ging so weit, dass auch die schriftlichen Unterlagen gefälscht wurden. Man wollte also bewusst vermeiden, dass die Fehlquoten auffielen. Die Diebe haben sich allerdings so reichlich bedient, dass meine Bosse aufmerksam wurden. Wir haben seit Wochen ein weiteres Beobachtungssystem aufgezogen - jenseits der normalen Sicherheitseinrichtungen. Und wir hatten Erfolg. Wir konnten einen der Kuriere schnappen, welche die Rohdiamanten aus dem Gelände schmuggelten.“
Bount Reiniger lehnte sich zurück. „Gratuliere! Und wo liegt nun das Problem?“
„Dieser Kurier ist natürlich nur ein unwichtiges Glied in der Kette. Er hat nur den Auftrag, die geschmuggelten Steine von Punkt A nach Punkt B zu bringen. Mehr hätte er uns nicht sagen können, selbst wenn er gewollt hätte.“
„Was ist mit ihm geschehen?“
„Bei der Verfolgung durch meine Leute wurde er angeschossen. Immerhin hat er es noch geschafft, seine Kontaktleute zu erreichen. Es war an einer völlig einsamen Küste. Wir haben nie geglaubt, dass die Schmuggler ausgerechnet diesen Weg nehmen. Wie auch immer, er wurde dort erwartet und konnte die Steine übergeben. Bevor meine Leute ihn erreichten, wurde er jedoch von seinen Kontaktleuten erschossen. Sie wollten keine Spuren hinterlassen.“
„Nette Leute“, sagte Bount ernst.
„Die Verfolgung ging bis an die Küste. Dort wartete ein Boot. Aber es gelang nur einem der beiden Männer zu fliehen. Der andere wurde von meinen Leuten angeschossen. Er starb, bevor er etwas sagen konnte.“
Parker warf ein Foto auf den Schreibtisch. „Das ist er.“ Bount drehte das Foto herum. Es war nicht gerade künstlerisch, dafür aber gestochen scharf - wenn auch ein bisschen grell ausgeleuchtet. Aber das hatten Polizeifotos so an sich.
„Ein Weißer“, sagte Bount. „Könnte ein Südeuropäer sein.“
Parker nickte. „Da haben Sie recht. Es handelt sich um einen Amerikaner italienischer Abstammung.“
Bount hob den Kopf. „Mafia?“
„Das glauben wir nicht“, erwiderte Parker. „Wir haben bei Interpol nachgefragt. Nach deren Unterlagen handelt es sich um einen gewissen Joe Savante, einen kleinen Gangster aus der Bronx. Er hat vor kurzer Zeit einen Pass für Auslandsreisen beantragt.“
Bount wippte auf seinem Stuhl. „Auf diesem Wege gelange ich also ins Spiel. Die Spur führt nach New York. Ich gebe zu, dass mich der Fall interessiert. Reden Sie weiter. Was haben Sie noch ausgegraben?“
„Dieser Savante ist offenbar von der Organisation angeheuert worden, die für die Diamantendiebstähle verantwortlich ist. Als Kurier vermutlich. Da er hier nur ein kleines Licht war, nehme ich an, dass es irgendeinen Kontakt in seiner Vergangenheit gibt, der uns möglicherweise weiterhilft. Irgendjemand muss ja auf Savante gestoßen sein! Es muss eine Spur geben.“
Bount nickte. „Das ist mit Sicherheit ein interessanter Ansatzpunkt. Um diesen Teil des Falles kann ich mich kümmern.“
Parker atmete auf. „Sie nehmen also an?“
„Erzählen Sie mir den Rest. Was geschah mit dem zweiten Mann, der Ihnen entwischt ist?“
„Er floh mit einem Boot, das an der Küste versteckt war, und wurde offensichtlich weiter draußen von einem Schiff aufgenommen. Wir hatten einen Hubschrauber in der Luft, der uns eine Beschreibung des Bootes gab.“
„Und warum hat der Hubschrauber das Boot nicht gestellt?“
Parkers Mine verdüsterte sich. „Der Hubschrauber wurde abgeschossen. Wir haben später ein paar Wrackteile auf dem Meer gefunden. Es gab keine Überlebenden. Ich nehme an, dass der Kutter eine getarnte Kanone oder etwas Ähnliches an Bord hatte.“
„Haben Sie denn keine Ahnung, woher dieses Schiff stammt?“
Parker nickte. „Doch. Vermutlich ist dieser Kutter, der den Schmuggler an Bord genommen hat, in Port Gentil registriert.“
Bount zog die Stirn kraus. „Und wo, zum Teufel, liegt Port Gentil?“
Parker lächelte milde. „In Gabun. Südlich von Kap Lopez an der Mündung des Ogowe. Das ist der größte Fluss des Landes — eine der kleineren zentralafrikanischen Republiken.“
„Na gut“, sagte Bount Reiniger. „Reden Sie weiter.“
„Gabun war früher eine französische Kolonie. Das Land ist seit 1960 unabhängig. Die Bevölkerung umfasst schätzungsweise nur eine Million Einwohner, hauptsächlich Bantustämme. In der Hauptstadt gibt es sogar einen Flugplatz. Die Stadt heißt Libreville.“
„Aber Sie brauchen doch nicht mich, um in Gabun Nachforschungen anzustellen. Das ist für einen New Yorker Privatdetektiv nicht gerade die nächste Adresse.“ Parker lächelte ein wenig verlegen. „Für uns ist es noch schwerer. Als Südafrikaner kann ich das Land noch nicht einmal betreten. Der Kutter selbst wird nach diesem Zwischenfall wohl kaum noch einmal in südafrikanischen Gewässern aufkreuzen, und wir können in Gabun nicht recherchieren. Selbst wenn das Verbrechen beweisbar wäre, würden die Behörden des Landes keinen Finger rühren, sondern die Tat womöglich noch als patriotisch hinstellen. Nein, wir brauchen jemanden, der absolut unverdächtig ist, etwas mit uns zu tun zu haben. Da die Spur ohnehin nach New York führt, haben wir uns eben an einen New Yorker Privatdetektiv gewandt. Wir glauben nämlich außerdem, dass eine amerikanische Organisation hinter den Diamantendiebstählen steckt.“
„Ich verstehe jetzt, dass die Polizei für Sie wenig hilfreich ist, da die Spuren um die halbe Welt führen. Keine Polizei wird sich zuständig fühlen. Und Interpol ist machtlos, da keine Beweise vorliegen. Ja, das Problem ist mir klar. Aber Gabun ...?“
„Das Land dürfte nur eine Zwischenstation sein. Der Kutter ist sogar mit einem starken Motor einige Tage unterwegs. Von dort geht die Ware vermutlich mit dem Flugzeug weiter. Wahrscheinlich noch nicht einmal direkt in die Staaten, sondern erst nach Europa. Nur dort gibt es die entsprechenden Schleifereien, die aus den Rohdiamanten wertvolle Schmucksteine herstellen. Ist der Schliff erfolgt, sind die Steine nicht mehr zu identifizieren.“
„Was glauben Sie, welchen Wert die Steine haben, die bisher von der unbekannten Organisation geraubt worden sind?“
„Schwer zu sagen. Der eigentliche Wert ist erst nach dem Schliff genau zu bestimmen. Aber wir nehmen an, dass bisher Rohdiamanten im Wert von einigen Millionen Dollar verschwunden sind.“
Bount ließ die Zahl ein paar Sekunden auf sich wirken. Jetzt wurde verständlich, dass die Südafrikaner alles daran setzten, die Organisation auszuschalten. Ein solcher Verlust konnte auf die Dauer selbst eine solche Mine an den Rand des Ruins bringen.
„Haben Sie wenigstens die Löcher vor Ort stopfen können?“, fragte er nach einer Pause.
Parker runzelte die Stirn. „Ich bin nicht sicher. Wir haben nur einen Einzigen erwischt. Wenn die anderen für eine Weile auf Tauchstation gehen, sind unsere Chancen schlecht. Wir haben einfach zu wenig Hinweise. Die Organisation hat sich verdammt gut abgesichert. Die kleinen Hilfskräfte haben keine Ahnung. Sie kennen in der Regel nur ihren nächsten Kontakt. Und der ist abgebrochen. Wir haben nur einen Toten, ein Arbeiter aus der Mine, der für seinen Job mit Sicherheit nur ein Trinkgeld erhalten hat. Ich glaube einfach, dass unsere Chancen hier in New York besser stehen. Es muss eine Verbindung zu diesem Joe Savante geben, und das sollen Sie für uns herausfinden. Natürlich wäre es für uns ebenso wichtig, den weiteren Weg der Steine zu kennen. Fliegen Sie nach Afrika. Wir kommen dort nicht weiter.“
Bount grinste „Ich bin sicher, dass es keine Urlaubsreise wird. Denn diese Organisation scheint keine großen Hemmungen zu haben, wenn es darum geht, die Spuren zu verwischen. Der Auftrag wird eine Menge Spesen erfordern.“
Parker winkte ab. „Das spielt wirklich keine Rolle. Es geht um ein paar Millionen und letztlich um den Bestand der De Waater Mine Corporation. Meine Bosse sind nicht kleinlich.“
„Ich werde in New York mit den Nachforschungen beginnen.“ Bount nahm das Foto an sich. „Wo kann ich Sie erreichen?“
„Ich bleibe ein paar Tage hier.“ Parker kritzelte einige Zeilen auf eine Visitenkarte. „Hier erreichen Sie mich bis zum Ende der Woche. Danach würde ich mich freuen, Sie auch in Südafrika begrüßen zu können.“
„Wir werden sehen, wohin der Fall führt.“
Bount hatte nicht den blassesten Schimmer, was ihm bevorstand.
„Sie sind schon der Zweite, der sich nach diesem Joe Savante erkundigt,“, meinte der Beamte in der Registratur, ein Mann, dem Bount Reiniger vor längerer Zeit einen Gefallen getan hatte. Seitdem half er Bount bei dessen Nachforschungen.
Bount Reiniger nickte. „Ich weiß, das war Interpol.“ Der Beamte sah überrascht hoch. „Sie haben aber gute Beziehungen.“
Bount winkte ab und bot dem Mann eine Pall Mall an. Der lehnte jedoch ab.
„Ich habe es mir abgewöhnt“, sagte er bedauernd. Dann hatte er die Unterlagen gefunden. Er klappte den Schnellhefter auf. „Ist er das?“
Bount verglich das Foto mit dem Bild, das Robert Parker ihm mitgebracht hatte. „Ja, er ist es. Am Ende eines kurzen und erfolglosen Gangsterlebens.“
Der Beamte überflog die Akte. „Kein besonders großes Licht. Ein paar Vorstrafen wegen Straßenraubes, versuchter Erpressung und unerlaubten Waffenbesitzes. Nichts, was Savante für höhere Weihen in der Unterwelt qualifizieren könnte.“
„Er muss irgendwelche Beziehungen gehabt haben, die ihn schließlich nach Südafrika führten. Zumindest muss ihn einer für einen besonderen Auftrag ausgesucht haben.“ Der Beamte hob die Schultern. „Aus den Akten geht das nicht hervor. Bei einer so unwichtigen Figur haben wir keine Querverweise aufgenommen.“
„Auf jeden Fall können Sie die Akte schließen.“
„Ja, sobald ich die offizielle Bestätigung habe. Es tut mir trotzdem leid, dass ich Ihnen in diesem Fall nicht weiterhelfen kann.“
„Geben Sie mir seine letzte Adresse.“ Er schrieb sie auf einen Zettel. „Irgendwo muss ich schließlich anfangen. Es wird doch jemanden geben, der ihn gekannt hat. Solche Leute haben zwar wenig Freunde, aber sie verkehren in Kneipen.“
„Seine sogenannten Freunde beißen sich eher die Zunge ab, als mit einem Bullen zu reden.“
„Ich bin kein Bulle.“
Der Beamte sah ihn zweifelnd an. „Zumindest etwas Ähnliches. Ich wäre gespannt, wie Sie diesen Leuten den feinen Unterschied erklären wollen.“
„Ich danke Ihnen für die Hilfe.“ Bount steckte den Zettel in die Tasche. Jetzt hatte er es eilig.
Das Haus befand sich wie viele andere in der südlichen Bronx im Endstadium des Verfalls. Die Nachbarhäuser zur Rechten waren nur noch Ruinen. Überall waren Brandspuren zu sehen. Keiner bereitete sich die Mühe, die Ruinen zu beseitigen. Die Besitzer dachten gar nicht daran, einen einzigen Dollar zu investieren. Das Stadtviertel verkam zu einem Slum der schlimmsten Art - beherrscht von jugendlichen Straßengangs.
Bount schloss seinen Wagen sorgfältig ab. Es war ein Risiko, ihn hier zu parken, aber er hatte keine andere Wahl, wenn er in das Haus gehen wollte.
Er winkte ein paar Jugendliche heran, die auf den Treppen eines Hauseinganges saßen und mit Würfeln spielten. Keiner von ihnen war älter als fünfzehn, aber sie wirkten schon wie Erwachsene.
Bount zog einen Zehndollarschein aus der Tasche und riss ihn in der Mitte durch. „Ihr bekommt die zweite Hälfte, wenn mein Wagen nachher noch genauso aussieht wie jetzt.“
Der Anführer der kleinen Bande nickte, nachdem er sich mit seinen Freunden leise beraten hatte. Er streckte seine schmutzige Hand aus, und der halbe Schein verschwand unter seinem Hemd. Es war zwar eine unverschämte Parkgebühr, aber immer noch wesentlich billiger als neue Radkappen.
Im Hausflur roch es nach angebranntem Essen, schmutziger Wäsche und unbekannten Gewürzen. Der Lift war außer Betrieb. Die letzte Wartung musste vor dem Krieg gewesen sein. Bount nahm die Treppe. An den Briefkästen standen keine Namen. Sie waren alle aufgebrochen. Im Hausflur lagen ein paar alte Zeitungen.
An der ersten Tür im Obergeschoss klopfte er. Hinter der Tür wurde es sofort still. Es dauerte eine Weile, bis sich vorsichtige Schritte näherten. Eine Kette klirrte, nachdem er durch einen Spion in Augenschein genommen worden war. Das Gesicht eines Kindes erschien im Türspalt, und er wurde aus großen Augen angestarrt.
„Sind Sie von der Fürsorge?“, fragte das Kind.