Rainbownights - Soey Noack - E-Book

Rainbownights E-Book

Soey Noack

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Beschreibung

Ben ist ein erfahrener Jäger, immer auf der Suche nach einer neuen "Bekanntschaft". Das "Rainbow" ist sein Jagdgebiet - hier kann er sich nach Herzenslust austoben.

Jung, unerfahren in der schwulen Welt und neu in der Stadt verschlägt es Andre an seinem ersten Abend in "Freiheit" ausgerechnet ins Rainbow. Eigentlich wollte er nur tanzen...

Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch als sie aufeinandertreffen, verändert sich alles...

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Soey Noack

Rainbownights

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Kapitel 1 - Andre -

 

   Was macht ein junger schwuler Twink, wenn er in London landet? Richtig! Er sucht sich erstmal einen Club, um sich das Angebot anzusehen. Bei meiner Suche im Netz werde ich auch fündig. Mindestens 3 Clubs gibt es, die meine Aufmerksamkeit erregen und meinen Entschluss, endlich zu mir selbst zu stehen, festigen.

Jetzt heißt es dann duschen, rasieren und in Schale werfen. Gesagt getan.

Auf dem Weg ins „Rainbow“ beschleicht mich das Gefühl, dass ich endlich anfange zu leben. Aufregung und leichte Erregung macht sich in mir breit und ein freches Grinsen zieht meine Mundwinkel nach oben. Mal sehen, wie der Abend läuft.

Vor dem Eingang steht eine Schlange junger Männer, die alle dasselbe Ziel haben wie ich – tanzen, trinken und vielleicht den ein oder anderen Kerl abschleppen. Nun ja einer würde mir schon reichen. Seit ich von zu Hause weg bin, ist es das erste Mal, dass ich mich in der Szene bewege. Das gab es dort nicht. Ein kleines Dorf, jeder kennt jeden – ich wäre aufgefallen, wie ein bunter Hund. Und das ist etwas, was ich gar nicht mag. Auffallen, meine ich. Die Nachbarn hätten sich das Maul zerrissen, wenn sie spitzgekriegt hätten, dass der kleine Andre auf Männer steht. Die Gerüchte haben zwar schon dafür gesorgt, dass mir immer wieder Blicke gefolgt sind, aber niemand konnte mit Sicherheit sagen, dass es so ist. Klar, wenn ich mit 22 noch immer kein Mädchen mit nach Hause gebracht habe, zieht es in einem kleinen Ort seine Kreise. Aber mir war das egal. Meine Eltern wussten Bescheid, seit ich 16 bin, haben aber immer darauf hingewiesen, dass ich es nicht an die große Glocke hängen soll.

Das Gerede im Dorf war dann doch etwas, was sie nicht unbedingt gutheißen wollten.

Nun ja, deshalb habe ich mich vor einem halben Jahr nach London aufgemacht und mir hier ein neues Zuhause gesucht.

Zwar ist es klein, aber es ist gemütlich und hier sieht mich nicht gleich jeder schräg von der Seite an, wenn ich mal in meinem pinkfarbenen T-Shirt durch die Straßen gondele.

Während ich so darüber nachdenke, lasse ich meinen Blick über die Männer wandern, um schon mal ein bisschen das Angebot zu checken. Nicht schlecht, denke ich so. Der ein oder andere ist einen zweiten Blick wert. Mit einem Lächeln zahle ich den Eintritt, nicht ohne meinen Ausweis zücken zu müssen. Meine Augen verdrehen sich von selbst, was mir von dem Türsteher eine hochgezogene Augenbraue und ein Zungenschnalzen einbringt. Oha, denke ich, mit dem ist nicht gut Kirschen essen… Na ja, jetzt wird erstmal getanzt.

Nachdem ich den schweren Vorhang zur Seite geschoben habe, empfängt mich laute Musik, der Geruch nach Schweiß, Parfüm und Mann. Wow, so habe ich es mir nicht vorgestellt. Das ist ja das reinste All-you-can-eat-Büffet hier. Mir bleibt der Mund offenstehen, als sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben und ich die Männer richtig in Augenschein nehmen kann. Es ist alles vertreten, was Mann sich vorstellen kann. Vor mich hinlächelnd mache ich mich auf den Weg an die Bar. Zuerst einen Drink und dann nichts wie auf die Tanzfläche. Der Barkeeper stellt mir meine Cola hin und dreht sich mit einem Zwinkern zu den nächsten Gästen.

Nicht schlecht, denke ich und lasse meine Augen über seinen Körper huschen. Kopfschüttelnd drehe ich mich in Richtung Tanzfläche und lasse meinen Blick schweifen. Ein paar junge Kerle scheinen sich dort ziemlich wohl zu fühlen. Mit geschlossenen Augen bewegen sie sich aufreizend und blenden die Welt aus. Ich merke, dass auch mein Körper will, dass ich mich bewege. Ich liebe es zu tanzen, habe dieses Gefühl zu meinem Beruf gemacht.

Nachdem ich mein leeres Glas auf den Tresen gestellt habe, hält mich nichts mehr an der Theke. Mit beschwingtem Gang bewege ich mich in Richtung der immer voller werdenden Tanzfläche und suche mir einen einigermaßen leeren Platz, um mich auszutoben.

Ich schließe meine Augen und lasse den Beat in meinen Körper dringen. Schon nach ein paar Sekunden schweife ich ab in meine Welt und nehme nichts mehr wahr. Nur noch mich und die Musik. Ich liebe es zu tanzen, alles zu vergessen und nur noch zu schweben.

Plötzlich spüre ich Hände an meiner Hüfte, leicht nur, aber sie sind da. Nicht gewillt meinen Kopf zurück in die Realität zu bringen, ignoriere ich diese Tatsache und bewege mich einfach weiter. Soll der Kerl sich doch einen anderen suchen. Doch es scheint, als ob er sich nicht abwimmeln lässt. Um mir einen Blick zu gestatten, drehe ich mich in seinen Armen, öffne leicht meine Augen und versuche unter meinen Wimpern den Kerl in Augenschein zu nehmen. Langsam gleite ich von unten nach oben über einen überaus ansprechenden Körper. Lange, trainierte Beine, eine gut bemuskelte Brustpartie, kräftige Arme und Schultern, die breiter sind als mein kleiner Kleiderschrank im Schlafzimmer. Ich muss meinen Kopf ziemlich weit zurücklegen, der Kerl ist mindestens 2 Meter groß. Als ich bei seinem Gesicht ankomme, erwartet mich ein sinnlicher Mund, der sich zu einem Lächeln verzieht. Seine Augen sind der Hammer. Grün, so ganz genau kann ich es nicht sagen, da das Licht es nicht zulässt es genau zu erkennen. Lange dunkle Wimpern und pechschwarze Haare. Ich kann es nicht verhindern, aber meine Augen werden immer größer. Ihn scheint es zu amüsieren, sein Lächeln wird immer breiter, zum Schluss strahlt er richtig.

„Gefällt dir, was du siehst?“, schreit er mir ins Ohr, muss sich dabei ziemlich weit nach unten beugen, da ich mit meinen 170 Zentimetern nicht gerade groß bin.

„Ja.“

Mehr bekomme ich nicht raus. Der Kerl ist der Hammer. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken soll. Meine Arme baumeln an der Seite, da ich mich nicht traue ihn zu berühren. 

Er nimmt eine meiner Hände und bedeutet mir zu folgen. Nun denn, mal schauen, was er will. 

Ich folge ihm zu einer Sitzecke, in der die Musik nicht ganz so laut ist. Sonst wäre es mit unterhalten ziemlich schwierig…

Als ich mich in die Ecke der Sitzbank drücke, setzt er sich relativ nah ran und lächelt mich wieder an. So ganz weiß ich nicht, was ich jetzt machen soll, ist doch ganz schön ungewohnt für mich.

„Bist du neu hier?“, kommt auch schon die erste Frage.

„Ja, erst vor einem halben Jahr hergekommen“, antworte ich ehrlich.

„Und da verschlägt es dich erst jetzt hierher?“, werde ich grinsend gefragt.

„Nun ja, es gab noch einiges zu tun, bevor ich mich umschauen konnte“, gebe ich frech zurück.

Ein Lachen ertönt und der Kerl schüttelt leicht den Kopf.

„Auf den Mund gefallen bist du ja nicht. Ich bin Ben“, er streckt mir seine Hand hin.

„Andre“, gebe ich zurück und ergreife die Hand.

„Freut mich Andre. Was willst du trinken?“

„Cola, aber bitte ohne Eis“, bestelle ich und schon steht er auf und bewegt sich in Richtung Bar.

Mein Blick wird augenblicklich von einem Hintern in Gefangenschaft genommen, der es eng in meiner Hose werden lässt.

Nicht von schlechten Eltern, denke ich so und lasse meine Augen darauf verweilen, bis er in der Menge der Kerle verschwindet. Also der Hintern. So groß, wie er ist, überragt er die meisten Anwesenden um mindestens einen halben Kopf.

 

 

Kapitel 2 - Ben -

 

Seit ich im „Rainbow“ angekommen bin, merke ich, dass es doch immer wieder dasselbe Bild ist, was sich mir zeigt. Die gleichen Kerle, die versuchen meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, es aber nur sehr selten schaffen. Da bin ich zu anspruchsvoll, wie mir meine Freunde immer wieder versichern. Tja, warum soll ich auch jeden mitnehmen, der meint ich würde in sein Beuteschema passen. Nee, nee. Ich suche aus, wer mir gefällt und mit wen ich tanze.

Während sich meine Freunde schon das ein oder andere Opfer für die heutige Nacht gesucht haben, lasse ich meine Augen über das heutige Angebot gleiten und bleiben plötzlich an weißblonden Haaren mit bunten Strähnchen hängen. Hmm, der scheint neu zu sein. Er kann sich gut bewegen und scheint mit jeder Minute, die er tanzt in seine eigene Welt abzutauchen.

Ich schaue mich weiter um, komme aber immer wieder zurück zu dem Wuschelkopf.

Bevor ich michs versehe, bin ich auch schon auf dem Weg zu ihm. Er scheint mich überhaupt nicht zu bemerken, als ich mich immer näher an ihn schleiche. Normalerweise würde sich der Kerl schon umdrehen, wenn meine Füße die Tanzfläche berühren. War bisher jedenfalls immer so. Er aber scheint so in seiner Welt gefangen zu sein, dass er gar nichts mitkriegt, was um ihn herum passiert. Erst als ich meine Hände leicht auf seine Hüften lege, geht ein Ruck durch seinen Körper, der mich sehr anspricht.

Klein, schlank und einen Arsch, der sich bestimmt gut in meinen Händen anfühlt. Er hat genau die richtige Größe, um in meinen Pranken zu verschwinden. Er dreht sich langsam um, und mit einem Schmunzeln bemerke ich, wie er seine Augen an mir nach oben wandern lässt. Tja Junge, da musst du dich aber ganz schön strecken, um mir in die Augen zu schauen, denke ich so bei mir und meine Mundwinkel ziehen sich immer weiter nach oben. Als er mich voll anblickt, werden meine Augen größer. Seine Augen sind der Hammer. Hell. Blau, eventuell. Genau kann ich es nicht sagen, die Beleuchtung macht es unmöglich die Farbe exakt zu bestimmen.

Er scheint nicht genau zu wissen, was er jetzt machen soll, seine Arme hängen an seinen Seiten und er macht keinerlei Anstalten, sie irgendwie zu bewegen. Also schnappe ich mir eine Hand und deute mit dem Kopf zu den Sitzecken. Nach kurzem Zögern setzt er sich in Bewegung und folgt mir.

Angekommen, kriecht er gleich in die Ecke und legt seine Hände leicht auf den Tisch, verschränkt die Finger und sieht zwischen mir und dem Tisch immer wieder hin und her. Schüchtern, denke ich mir und beschließe den ersten Schritt zu machen. Auf meine Fragen, antwortet er leise und frech.

Andre heißt er und ist anscheinend erst vor einem halben Jahr hierhergekommen. Auf meine Frage nach einem Getränk, verblüfft er mich, indem er eine Cola bestellt. Nicht das, was ich bisher gewohnt bin. Sonst bestellen die Kerle immer Alkohol und dann auch meist recht preisintensiv. Er gefällt mir immer mehr. Mit einem Lächeln begebe ich mich zu Marc, dem Barkeeper. An einem Kribbeln im Rücken merke ich, dass er mich mit Blicken verfolgt. Na, soll er doch gucken. Ich weiß, dass mein Arsch den meisten hier heiße Träume bringt.

Als ich an der Bar stehe, zwinkert mir Marc schon zu und nickt in Richtung Sitzecke. Ich drehe leicht meinen Kopf und sehe im Augenwinkel, wie Andre schnell den Blick auf seine Hände senkt. Mit einem Grinsen gebe ich die Bestellung auf.

„Na Ben, gleich mal den Neuen geangelt? Wie ist er denn so?“, bestürmt mich Marc auch gleich.

„Hey Marc. Ja, nett und er heißt Andre.“, gebe ich stenographisch zurück und grinse ihn an. Er weiß genau, dass ich selten über die Jungs hier spreche und schon gar nicht an der Bar. Mit einer hochgezogenen Augenbraue wendet Marc sich wieder in Richtung Andre und schnalzt mit der Zunge. Als ich mich umdrehe, ballen sich meine Hände von allein zu Fäusten. Dan hat es sich wohl zur Aufgabe gemacht, Andre abzugraben. Ich verziehe meine Lippen zu einem Strich und beobachte die beiden.

Scheinbar kommt Dan allerdings nicht weit mit seiner Anmache, da Andre immer wieder den Kopf schüttelt und sich von ihm wegbewegt.

„Hier Ben. Besser du greifst dem Süßen unter die Arme, ansonsten wird Dan in ein paar Minuten wohl nicht mehr seine Finger von ihm lassen können und er sieht nicht so aus, als ob er sich zur Wehr setzen könnte.“ Marc drückt mir die beiden Gläser in die Hand und scheucht mich wieder zurück.

Mit großen Schritten bahne ich mir meinen Weg durch die Menge, schon allein durch meine Größe eingeschüchtert gehen die meisten einen Schritt zur Seite. Als ich an der Sitzecke angekommen bin, nehme ich ein erleichtertes Aufatmen von Andre wahr und lege meine Hand schwer auf die Schulter von Dan.

„Was willst du hier?“, ranze ich ihn dunkel an.

„Hey Ben. Ich wollte nur den jungen Mann hier im Rainbow begrüßen. Er schien mir so allein.“, gibt er dreckig grinsend zurück.

„Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen und jetzt verschwinde“, fauche ich ihn an und drücke meine Finger kräftiger in seine Schulter. Er verzieht leicht das Gesicht, steht dann aber auf und verschwindet mit einem giftigen Blick in meine Richtung in der Menge.

„Alles klar bei dir?“, frage ich Andre vorsichtig.

„J… Ja“, gibt er leise zurück und sieht mich dann mit schreckgeweiteten Augen an. 

„Ist der immer so?“, wagt er leise eine Gegenfrage.

„Ja leider. Das war Dan. Am besten hältst du dich von ihm fern.“, schiebe ich hinterher und stelle ihm seine Cola hin.

Er trinkt einen großen Schluck und atmet dann tief durch. Ich setze mich nahe an ihn ran, versuche aber nicht zu aufdringlich zu sein. 

„Danke“, sagt er leise und ein leichter Schimmer legt sich auf seine Wangen. Niedlich, schießt es mir sofort durch den Kopf.

Um mich von Dan abzulenken, versuche ich ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken.

„Also Andre. Wie alt bist du denn und was hat dich nach London verschlagen?“

„22 und ich bin schwul“, kommt es trocken aus der Ecke und ich muss mich beherrschen mein Wasser nicht vor lauter Lachen quer über den Tisch zu prusten. 

„Aha und was hat das miteinander zu tun?“ Ich wische mir eine Träne aus den Augenwinkeln und betrachte ihn noch immer lachend.

„Nun, wenn man wie ich vom Dorf kommt, ist es nicht gerade prickelnd, wenn einem ständig die Leute schräg ansehen, weil man kein Mädchen an der Hand hat.“

„Ah, verstehe. Aber wieso ausgerechnet London?“

„Ein Freund aus dem Internat kommt von hier und hat mir immer wieder vorgeschwärmt, wie schön die Stadt doch ist und dass es hier die besten Schulen gibt.“, antwortet er leise aber mit einem Lächeln im Gesicht.

„Schulen?“, frage ich leicht irritiert nach. Wieso kommt man in seinem Alter darauf in London zur Schule zu gehen. Er müsste doch schon lange fertig sein.

„Nun, Nike, der Freund, meinte hier in London gibt es mit die besten Tanzschulen. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin hier gelandet.“

„Tanzschule?“ Scheinbar bestehen meine Fragen heute nur noch aus einem Wort.

Er lacht leise auf.

„Ja Tanzschule. Ich habe bereits eine klassische Tanzausbildung erfolgreich hinter mir. Nike habe ich auf dem Internat des Schulbereiches kennengelernt. Er hatte immer einen Bodyguard an seiner Seite und das hat mich neugierig gemacht. Also haben wir uns langsam angefreundet. Meine Tanzkurse waren eh immer abends, da konnten wir die gemeinsamen Unterrichtsstunden nutzen und uns besser kennenlernen. Wir haben und gegenseitig ein bisschen geholfen, zu vergessen, dass wir weit weg von unseren Familien sind.

Als es darum ging, was ich danach mache, meinte er nur, dass es in London auch Schulen für modernen Tanz und Musik gibt. Da mich zu Hause nichts gehalten hat, beschloss ich Nägel mit Köpfen zu machen und nun bin ich hier.“

Frech streckt er seine Zunge raus und lacht.

Ich muss mich echt zusammenreißen, um ihn nicht an mich zu ziehen und meine Lippen auf seine zu pressen. Meine Hose wird eng, während ich mir vorstelle, wie sich sein Körper zur Musik bewegt und ich versuche unauffällig meinen Schwanz zurechtzurücken. Ein bisschen durfte ich ja schon auf der Tanzfläche beobachten, aber es würde mir nichts ausmachen ihn auch mal beim Training zu beobachten. Diese engen Trainingshosen verbergen nichts. Ich muss mich echt am Riemen reißen, denn in meiner Hose herrscht immer mehr Platzmangel, während ich an Andre in einer engen schwarzen Hose denke.

„Ben? Ist alles in Ordnung?“ 

Ich reiße meinen Augen auf und begegne lächelnden Augen. Eisblau, wie ich jetzt feststelle.

„Ja, ich war nur in Gedanken“, gebe ich rau zurück und räuspere mich.

 

Kapitel 3 - Andre -

 

Kaum ist Ben gegangen, setzt sich ein bulliger Typ an den Tisch.

„Hey du. Na neu hier?“ Hat der Typ sich gerade die Zunge in die Wange gesteckt? Urgs, leicht angewidert verziehe ich mein Gesicht, was ihn allerdings nicht zu stören scheint, denn er redet ohne Punkt und Komma auf mich ein. Ich komme gar nicht zu Wort, was mir definitiv nicht leidtut, denn ich kann den Kerl nicht leiden. Wer glaubt er, wer er ist. Hilfesuchend schaue ich mich um, und bemerke, dass Ben und der Barkeeper mich und meinen Tischnachbarn beobachten. 

Hoffentlich kommt Ben bald zurück, der Typ wird immer aufdringlicher und ich habe keine Lust, dass dieses Zusammentreffen in einer Prügelei endet. Er macht mir Angst, als er immer näher rückt und seine Hand sich immer mehr in Richtung meiner Hose bewegt. Vorsichtig versuche ich wegzurücken, aber er kommt nach. Nachdem er mich wieder vollgelabert hat, senkt sich eine große Hand auf seine Schulter. Als er seinen Kopf dreht und entdeckt, wer hinter ihm steht, zuckt er zusammen. 

Ben scheint ihm was ins Ohr zu sagen, denn seine Augen werden größer und zum Schluss erhebt er sich und verschwindet.

Erleichtert atme ich aus und nehme einen großen Schluck von der Cola, die mir Ben hingestellt hat.

Auf meine Frage nach dem Typ, verzieht er das Gesicht. Scheinen nicht die besten Freunde zu sein, die beiden. Egal. Ich will mich nicht weiter damit beschäftigen und antworte etwas ausführlicher auf Bens Fragen. Bei dem Wort Tanzschule werden seine Augen immer größer und sein Blick verschleiert sich etwas. Oh ich weiß genau, was dieser Blick bedeutet, zumindest bei einem schwulen Mann. Auch bei den Mädchen habe ich diesen Blick schon gesehen. Er stellt sich bestimmt gerade vor, wie ich in Trainingshosen aussehe und rutscht dabei unruhig auf der Bank hin und her.

Ich muss zweimal nachfragen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder mir widmet.

 

Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis es mich wieder auf die Tanzfläche zieht. Am Anfang fällt es mir noch etwas schwer mit ihm zusammen zu tanzen, aber auch das legt sich nach dem 3. Song. Ich genieße seine Hände auf meinen Hüften und bei einem langsamen Lied schließe ich die Augen und völlig selbstvergessen schmiege ich mich in seine Arme. Seine Hände wandern an meinem Rücken immer tiefer und bleiben schließlich auf meinem Hintern liegen. Ein neues Gefühl macht sich in mir breit. Es fühlt sich gut an, so als ob er mich festhalten will. Nun, im Moment habe ich nicht die geringste Lust mich von ihm zu lösen. Noch drei weitere Songs tanzen wir, dann brauche ich dringend was zu trinken, mein Mund fühlt sich an wie die Saharawüste. Kurzerhand drehe ich mich in Bens Armen um und nehme seine Hand, um an die Bar zu gehen.

Dort angekommen, nickt mir der Barkeeper auch gleich zu und kommt nach ein paar Minuten um meine Bestellung aufzunehmen. Fragend schaue ich zu Ben, der nur mit dem Kopf nickt. Anscheinend kennen die beiden sich schon länger, verstehen sich auch ohne Worte. Ich bestelle, wie immer eine Cola ohne Eis, setze mich dann auf einen freigewordenen Barhocker und lehne mich mit meinem Rücken an den Tresen. Ben stellt sich direkt vor mich, legt beide Hände auf meine Beine, drückt kurz gegen die Innenseiten und schiebt sich dann frech in den entstandenen Zwischenraum.

„Sag mal kennst du den Barkeeper schon länger?“, frage ich.

„Marc? Ja wir sind zusammen aufgewachsen. Warum?“, kommt es lauernd zurück.

„Na ja… Er scheint gewusst zu haben, was du trinken willst. Deshalb…“

Ben wirft mir einen amüsierten Blick zu und beugt sich zu mir runter. Nahe an meinem Ohr stoppt er und raunt mir zu: „Ich bestelle immer nur ein Getränk hier. Das weiß er von daher…“

Mir kriecht eine fette Gänsehaut über den gesamten Körper und ich muss mich zwingen richtig zu atmen. Seine raue Stimme bringt meine Fantasie gewaltig auf Trab und meine Hose wird eng. Nicht genug, dass er mit seiner Stimme mich an den Rand der Verzweiflung treibt, fangen jetzt auch noch seine Hände an über meine Oberschenkel zu wandern. Ich muss meine Augen schließen und mich konzentrieren, sonst fange ich hier noch an zu stöhnen. Ben scheint nicht zu merken, was er bei mir anrichtet, oder es interessiert ihn gerade nicht. Ein warmer Luftzug an meinem Ohr ist die einzige Vorwarnung, als er mich anspricht.

„Andre? Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Es klingt belustigt und er lässt nicht davon ab seine Hände auf mir weiter wandern zu lassen.

„Hmm…“, murmele ich an seiner Brust. Wie mein Kopf dorthin gelangt ist, weiß ich nicht. Ist mir auch egal, zu gut fühlt es sich an was er da anstellt.

„Hey… Kleiner. Alles klar?“, kommt erneut die Frage und seine langen Finger bewegen sich immer höher hinauf.

Meine Atmung wird stockender und ich muss mich echt zusammenreißen nicht laut aufzustöhnen.

„Ben jetzt lass den armen Jungen doch auch mal Luft holen. Er sieht so aus, als wenn er gleich vom Hocker fällt.“, höre ich es lachend hinter mir und drehe mich in die Richtung aus der die Stimme kommt. Als ich meine Augen wieder öffne, lacht mir Marc ins Gesicht und deutet mit seinem Blick auf meine Hose. So schnell wie ich mich umgedreht habe, werde ich wieder nach vorn ausgerichtet und blicke in glitzernde Augen über mir.

„Ach Marc, jetzt lass mir doch auch mal meinen Spaß. Noch atmet er und umgefallen ist er auch nicht. Außerdem ist er ein großer Junge und kann sich bemerkbar machen, wenn ihm was nicht passt.“, gibt Ben lachend zurück und nimmt die Getränke in Empfang. 

In meinem Kopf dreht sich ein Karussell. Als ob ich bei dieser Attacke auch nur irgendeinen klaren Gedanken hätte fassen können. Ich glaube mein Gehirn hat sich an der Stelle verabschiedet, als Ben sich zwischen meine Beine gestellt hat. Vielleicht hätte ich in der Vergangenheit doch mal allein in einen Club gehen sollen. So ganz kann ich noch immer nicht begreifen, was sich hier abspielt.

Ben drückt mir meine Cola in die Hand und deutet dann wieder in Richtung der Sitzecken. Ich rutsche von meinem Hocker und bin heilfroh, dass mich meine Beine anscheinend nicht im Stich lassen werden. Obwohl mein Gang bestimmt etwas komisch aussieht. In der Lounge angekommen, rutsche ich wieder ganz in die Ecke. Diesmal lässt Ben allerdings nicht so viel Abstand, sondern setzt sich direkt neben mich.

 

„Ist alles ok bei dir?“

„Ja… alles… ok“, bringe ich stammelnd und noch immer etwas atemlos raus und versuche tief Luft zu holen.

„Ich dachte schon, du fühlst dich nicht wohl.“ Ben lächelt mich an und auch meine Mundwinkel zieht es nach oben.

„Nein… nein… aber ich bin es nicht gewohnt, dass…“, bringe ich leise hervor. Ich weiß gerade nicht, wie ich es ausdrücken soll, was er da mit mir gemacht hat. In einer solchen Situation war ich bisher noch nie.

„Heißt das, du warst nur selten in einem Club wie diesem?“, fragt Ben und richtet seinen Blick neugierig auf mich.

Ich merke, wie mir verräterische Hitze ins Gesicht steigt und bin heilfroh, dass es etwas dunkler hier ist. Ben scheint es dennoch bemerkt zu haben, lehnt sich in meine Richtung und blickt mir fragend in die Augen.

„Ähm… bisher noch nie…“, gebe ich leise in Richtung Tischplatte zur Antwort.

Ben’s Kopf ruckt hoch und er sieht etwas geschockt aus.

„Du warst bisher noch nie in einem Club? Andre und dann kommst du gleich ins Rainbow? Respekt Kleiner…“.

„Na ja… das Rainbow liegt am nächsten zu meiner Wohnung, so kann ich heimlaufen.“, gebe ich leise zu.

Ben legt seine Hand auf die Lehne der Bank und rückt noch etwas näher an mich heran.

„Ich freue mich auf jeden Fall, dass du hierhergekommen bist.“, gibt er zwinkernd zurück und bevor ich weiß, was er vorhat, legen sich weiche Lippen auf meine.

Im ersten Moment weiß ich nicht was ich machen soll, schließe dann aber meine Augen. Ganz von allein bewegen sich meine Lippen an Bens und ich genieße das warme Gefühl, was durch meine Blutbahn rauscht. Eine ungeduldige Zungenspitze bringt mich dazu meinen Mund leicht zu öffnen. Schon lässt Ben seine Zunge an meinen Zähnen entlang tiefer eindringen und sucht nach dem passenden Gegenstück.

Kapitel 4 - Ben -

 

Wow, er lässt sich vollkommen in den Kuss fallen. Schon an der Bar habe ich bemerkt, dass er empfindlich ist. Wie er die Augen geschlossen hat, als ich nur mit meinen Fingern an seinen Oberschenkeln entlanggefahren bin. Wenn mich nicht alles täuscht, musst er sich nicht nur einmal ein Stöhnen verkneifen. Marc hat natürlich auch gleich gemerkt, was ich da an seinem Tresen für ein Spiel spiele und wollte mich doch tatsächlich davon abhalten. Natürlich nur um Andre etwas in Sicherheit zu wiegen. Er weiß genau, wieviel Spaß es mir macht, mit den Jungs zu spielen. Aber er hatte Recht. Hätte er mir nicht die Getränke gereicht, wäre Andre vom Hocker gerutscht. Sein Gang zur Sitzecke war auch nicht mehr ganz rund, stellte ich in mich reingrinsend fest. Sobald er sich wieder in der Ecke verkriechen wollte, habe ich mich eiskalt neben ihn gesetzt und versuche ihn aus der Reserve zu locken.

 

Mein Gott, der Kleine war noch nie in einem Club, geschweige denn in der Szene unterwegs und es verschlägt ihn direkt ins Rainbow. Ich muss sagen, meinen Respekt hat er. Obwohl ich denke, dass er gar keine Vorstellung hatte, wie es ablaufen sollte. Als ihm bei seinem leisen Geständnis die Röte ins Gesicht schießt, muss ich mich zusammenreißen, um ihn nicht in die Arme zu schließen. Ich kann allerdings nicht verhindern, dass mich seine vollen Lippen magisch anziehen. Wie ferngesteuert lege ich meine Lippen auf seine und warte erstmal ab, was passiert.

Als er sich mir öffnet, unterdrücke ich ein Stöhnen und lasse meine Zunge auf Erkundungstour gehen. Als ich seine Zunge spüre, kriecht mir ein Schauder über den ganzen Körper und ich muss aufpassen, dass ich ihn nicht gleich hier flachlege. Mein Schwanz drückt schmerzhaft an die Innenseite des Reißverschlusses und verlangt nach seinem Recht. Doch ich muss mich noch etwas gedulden. Andre scheint auf diesem Gebiet wenig bis gar keine Erfahrung zu haben. 

Mit einem Seufzen beende ich den Kuss und muss lächeln. Mit geschlossenen Augen und einem verträumten Lächeln im Gesicht lehnt Andre an meinem Arm und scheint vollkommen weggetreten zu sein. Ich lasse meine Daumen langsam an seiner Wange auf und abgleiten, versuche damit ihn wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Langsam öffnet er seine Augen. Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, er sieht einfach zu süß aus, als er wiederauftaucht.

„Wow“, haucht er und legt seine Fingerspitzen an seine Lippen. Noch einmal schließt er die Augen und scheint dem Kuss nachzuspüren.

„Danke…“, flüstert er mit einem verzückten Lächeln im Gesicht.

„Danke wofür?“, frage ich leise und lehne mich näher zu ihm.

„Das… das… war mein… erster Kuss…“, gibt er schüchtern zurück. „Und er war wunderschön.“, sagt’s und ein strahlendes Lächeln legt sich auf sein Gesicht.

Ich muss mich beherrschen, ihn nicht an mich zu drücken und mich mit ihm aus dem Staub zu machen.

„Dein erster Kuss?“, muss ich noch einmal nachhaken, denn das kann ich mir kaum vorstellen. Die Kerle müssen sich doch um ihn gerissen haben.

„Ja…“, sagt er und senkt schnell den Blick.

Mit zwei Fingern hebe ich sein Kinn an, damit ich ihm in die Augen blicken kann.

„Danke Andre für dieses Geschenk.“, gebe ich ernst zurück und küsse ihn kurz und lege meine Hände an seine Wangen, damit ich seinen Blick halten kann. Er sieht erstaunt aus.

„Ich freue mich, dass es dir gefallen hat, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass es bisher niemanden gegeben hat, dem du dieses Geschenk machen konntest.“

Andre lehnt sich in die Berührung und schließt die Augen, seine Hände haben mittlerweile den Weg auf meine Knie gefunden und bleiben reglos liegen.

„Bisher gab es in meinem Leben nur das Tanzen. Deshalb war ich auch nie groß aus oder in einem Club. Ich habe zwar ein paar Mal bemerkt, dass mich die Jungs beobachten, aber…“. Er holt tief Luft und sieht mir wieder direkt in die Augen.

„Aber keiner von denen hat es geschafft meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“, gibt er dann mit leiser Stimme zurück.

Ich bin echt platt. Es hilft meiner Erregung gerade nicht abzuflauen, wenn er so ehrlich über sich spricht.

„Und ich habe deine Aufmerksamkeit erregt?“, frage ich lauernd nach.

„Ja sicher… Als ich deine Hände auf mir gespürt habe, war ich sofort wieder da. Wenn ich tanze, dann bekomme ich nichts mehr um mich herum mit. Deine Hände allerdings haben es geschafft. Das hat zum Schluss nicht mal mehr mein Lehrer geschafft.“, gibt er zu und wieder wird sein Gesicht herrlich rot.

„Meine Hände also. Nun gut, dann lasse ich sie einfach auf dir liegen, damit du mir nicht wieder abdriftest.“, flüstere ich ihm leise ins Ohr und bemerke grinsend die Gänsehaut an seinem Hals.

„Komm, lass uns noch eine Runde tanzen.“, auffordernd halte ich ihm meine Hand hin und ziehe ihn in meine Arme, als er sie ergreift.

Auf der Tanzfläche lege ich ihm die Hände an die Hüften. Schon nach ein paar Sekunden merke ich eine Veränderung an seiner Körperspannung. Er wird weich und wie von selbst schließen sich seine Augen. Nun gut, dann werde ich mich nicht zurückhalten. Mal sehen was passiert.

Ich lasse meine Hüften an seinem Knackarsch kreisen und auch meine Finger bleiben nicht untätig. Immer wieder suchen sie sich ein Fleckchen Haut und fahren leicht darüber. Andre’s ganzer Körper scheint sich meinen Berührungen entgegen zu strecken. Keine Sekunde lasse ich den Kontakt abbrechen, was mir so langsam arge Probleme in tieferen Regionen beschert.

Plötzlich geht ein Ruck durch seinen Oberkörper und er versteift sich. Als ich meine Augen öffne, sehe ich wie Dan seine Hand an seine Wange gelegt hat und grinst. Mit einem „Nimm deine Pfoten von ihm!“ schiebe ich seine Hand weg und schiebe Andre langsam hinter mich. Er legt zitternd seine Hände an meine Hüften, bleibt aber stehen.

„Was soll das Dan? Habe ich dir vorhin nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass du ihn in Ruhe lassen sollst?“ Er nimmt ein paar Schritte Abstand – ist auch besser, wenn er nicht in meiner Reichweite bleibt.

„Ben, Ben, Ben… seit wann bist du so besitzergreifend? Ich wollte ihn doch nur fragen, ob er auch mal mit mir tanzen will?“ Dan grinst dreckig, er kann es einfach nicht akzeptieren, dass man auch mal NEIN sagt.

„Dan, verschwinde, glaube mir es ist besser für deine Gesundheit.“, fauche ich ihn an und mache ein paar Schritte auf ihn zu.

Bevor er auch nur zu einer Antwort ansetzen kann, bemerke ich im Augenwinkel wie sich Thomas durch die Massen schiebt. Der Türsteher ist gerade angekommen, da besinnt sich Dan anscheinend eines Besseren dreht sich um und geht.

„Hey Kleiner, alles in Ordnung mit dir? Du zitterst ganz schön…“ Thomas hat sich zu Andre gestellt und seine Hände auf seine Schultern gelegt. Als ich näherkomme, bemerke auch ich ein Zittern und gehe langsam auf die beiden zu. Thomas wirft mir einen Blick zu, der sagt, dass es wohl besser ist, wenn ich Andre an die frische Luft bringe. Ich nicke verstehend und als sich Thomas wieder in Richtung Tür bewegt, lege ich vorsichtig eine Hand an seine Wange und versuche ihm in die Augen zu schauen. Schreckgeweitet, wie bei einem Reh im Scheinwerferlicht, blicken sie an mir vorbei. Erst als ich ihm einen Kuss auf die Lippen hauche, kommt er wieder zu sich.

„Komm Andre, wir gehen. Ich glaube, das war wohl etwas zu viel für den ersten Abend.“ Ich schnappe mir sein Handgelenk und ziehe ihn in Richtung Ausgang. Marc gebe ich mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er sein Geld später bekommt, auch die Getränke von Andre bezahle ich.

Draußen angekommen, nehme ich den Kleinen erstmal fest in den Arm. Er schlingt seine Arme um mich und das Zittern verstärkt sich.

„Andre…sieh mich an, bitte.“

Langsam hebt er den Kopf und sieht mich an.

„Ist alles klar? Soll ich dich nach Hause bringen?“, frage ich besorgt, da das Zittern nicht wirklich abnimmt.

Er schüttelt den Kopf und presst sich wieder an mich. Ich kann gar nicht anders, als ihn festzuhalten und abzuwarten.

Langsam wird das Zittern weniger und er holt ein paar Mal tief Luft.

„Danke.“, haucht er mir zu und ich muss ein Schaudern unterdrücken. „Danke, danke, danke!“ Bei jedem weiteren Wort spüre ich seine Lippen zart über meine Haut streicheln. Meine Hand wandert von allein an seinen Hinterkopf und mein Mund sucht sich seinen Weg. Unser Atem vermischt sich und Andres Augen fallen zu. Er zittert nicht mehr so stark, lehnt sich dennoch mit seinem ganzen Gewicht an mich und lässt seine Hände an meinen Seiten leicht auf und ab streichen. Ein Schauer rast meine Wirbelsäule entlang, den ich nicht unterdrücken kann.

Mit einem Seufzen unterbreche ich den Kuss und schaue noch einmal in seine Augen, will mich vergewissern, dass auch wirklich alles in Ordnung ist mit ihm. Andrew schaut mich mit fragendem Blick an und ich kann ein Grinsen nicht verhindern.

„Was schaust du denn so? Ist alles in Ordnung bei Dir?“

„Ben? Warum hörst du auf?“, fragt er leise und zieht seine Unterlippe zwischen die Zähne.

„Holy shit!!“ fluche ich rau. „Hör auf, sofort!“

Ängstlich senkt Andre den Kopf. Ich lege zwei Finger darunter und erlöse seine Lippe aus dem schmerzhaften Griff.

„Das sieht so heiß aus…“, flüstere ich ihm ins Ohr und puste drüber. Dann nehme ich seine Hand und gehe langsam über den Parkplatz des Rainbow. Wenn ich jetzt nicht aufhöre, dann presse ich an eines der Autos und will mehr.

„Wo wohnst du eigentlich?“ Andre sieht mich an und deutet die Straße runter.

„Hill Street. Ich habe Glück gehabt und ein kleines Appartement ergattert…“ Mit zittriger Stimme gibt er mir Auskunft. Oh da hatte er es ja gar nicht so weit. 

Wir schlendern Hand in Hand durch die Straßen. Ich genieße die Stille und zum ersten Mal in meinem Leben geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich gern jemanden hätte, mit dem ich auch mal durch den Hydepark spazieren oder mich einfach anlehnen kann, wenn der Tag beschissen war. Einen kurzen Blick auf Andre werfend, erkenne ich, dass auch er mit seinen Gedanken weit weg zu sein scheint. Dann schleicht sich ein zartes Lächeln in sein Gesicht und es ist, als wenn mein Herz stehen bleibt und dann im doppelten Tempo weiterschlägt. Ein warmes Gefühl dringt durch meine Blutbahn und ich merke wie sich meine Mundwinkel leicht heben. Was ist das?

Gerade, als mir diese Frage durch den Kopf geistert, bleibt Andre stehen.