Rassimus kommt vom Teufel - der ist aber kein Rassist - Lucian Vicovan - E-Book

Rassimus kommt vom Teufel - der ist aber kein Rassist E-Book

Lucian Vicovan

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Beschreibung

Malindi, Kenia. Luczizcki begeht den törichten Fehler und mischt sich in den Angelegenheiten der Geselschaft eines benachbarten Tisches. Hätte er doch nur seine Umgebung ausgeblendet und sich einzig und allein auf sein Bier konzentriert. Die Beziehung welche er mit seiner Nachbarin eingeht ist auch alles andere als "normal".

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Lucian Vicovan

Rassimus kommt vom Teufel - der ist aber kein Rassist

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Rassismus kommt vom Teufel - der ist aber kein Rassist

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Impressum neobooks

Rassismus kommt vom Teufel - der ist aber kein Rassist

verfasst von Lucian Vicovan

überarbeitet von Sara Schnell

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

1

Sie war eine Hure, das war so deutlich erkennbar wie eine Leuchtrakete in dunkler Nacht oder das Blau der Meere auf einer Weltkarte.

Das lag nicht unbedingt an ihrer Aufmachung oder ihrem Gewand. Ihr Oberteil in knallrosa, die schwarzen Hotpants mit Nieten, sowie die übertriebene Schminke und ihre fettigen Haare konnten auch einfach nur von einem schlechten Geschmack herrühren. Um ehrlich zu sein, zählt die kleine Stadt Malindi im Norden Kenias ohnehin nicht zu den Modehochburgen dieser Welt. Überhaupt bin ich mir sicher, dass nur die wenigsten von der Existenz dieses Nestchens jemals gehört haben.

Was das Mädchen - sie war offensichtlich noch so jung, ich konnte sie kaum als Frau bezeichnen - jedoch als Prostituierte, oder Professionelle, oder wie auch immer Sie das älteste Gewerbe der Welt zu nennen belieben, entlarvte, war der Mann, der mit ihr am Tisch saß und keine Möglichkeit ausließ sie auf jede erdenkliche Art zu demütigen.

Sie ließ sich alles gefallen und lachte jedes Mal mit wenn die anderen am Tisch lachten, auch wenn die Lacher ihrer Schmach galten. Es war ein höfliches Zeigen der Zähne, ohne Freude oder Begeisterung, während alle anderen laut wieherten und sich sogar manchmal auf die Schenkel klopften.

„Wenn Sie noch weiter so auf das Mädchen starren, Luczizcki, werden Ihnen noch die Augäpfel aus den Augenhöhlen fallen und auf den Boden, womöglich noch unter die Bar, kullern.”

„Mama Coco, reich mir ein weiteres Tusker-Bier und lass mich gefälligst hinschauen, wohin ich will und so lange meine Augen es belieben.”

„Das Bier steht wie immer - im Kühlschrank! Ich werde immer noch nicht aufstehen, um es Ihnen zu bringen, das wissen Sie, Luczizcki. Holen Sie es sich und ich trage ein, dass es heute bereits Ihr Sechstes war.” Dann sah sie demonstrativ auf ihre Uhr, senkte ihren Blick und schüttelte den Kopf. Ich stand auf, um mir die Flasche aus dem fünf Schritte entfernten Kühlschrank zu holen. Da war nichts zu machen, es brauchte schon ein kleines Wunder, damit Mama Coco sich von ihrem Stuhl hinter der Kasse hervor bewegte. Sie müsste in ihren Sechzigern sein und war mindestens einen Kopf größer als ich. Dazu hatte sie sich zeit ihres Lebens auch das Vierfache von meinem Körpergewicht angefuttert und verpackte es an jenem Tag in einem Stoffumhang in den Farben der Biene - also schwarz mit gelben Streifen - welches man alternativ auch als Vorhang für eine Fensterfront bei einem dieser modernen Häuser einsetzen könnte. Auf dem Kopf trug sie einen schwarzen Turban, ihre Stimme war donnernd. Das regelmäßige Auftragen von Lippenstift deutete auf eine ausgeprägte Eitelkeit hin.

Ich trank gerne bei “Mama Coco’s“ - die Bar hieß genauso, wie der Koloss, der sie führte - da sie in einer Seitenstraße etwas versteckt von den üblichen Touristenrouten lag, wohin sich diese nur selten per Zufall verirrten.

Mama Coco legte ein erfrischendes Desinteresse an den Tag und versuchte niemals die üblichen Gespräche aufzuziehen, zu denen sich die meisten anderen Kellner, Barmänner oder Einheimischen hinreißen ließen. Kein: „Woher kommst du?”, „Wie lange bleibst du?”, „Bist du schon auf Safari gewesen? Im Tsavo East oder Tsavo West, vielleicht sogar im Serengeti?” - nichts davon. Mama Coco pflanzte ihre über zweihundert Kilo auf ihren massiven Hocker - wer etwas von ihr wollte, musste sich gefälligst zu ihr bemühen.

Ich saß immer zu ihrer Linken, also von mir aus gesehen am rechten Ende der Bar. Gleich daneben war ein kleiner Holzzwinger, in welchem Monster, eine, so erzählte man sich, dreihundertjährige Schildkröte, träge ihr Dasein fristete. Auch die war erfrischend ungesprächig, was mir die Gelegenheit gab meinen eigenen Gedanken nachzuhängen, bis der Alkohol diese ersäufte und mir nichts mehr zum Hängen übrig blieb. Dann würde ich nach Hause torkeln, dort noch einen oder zwei, manchmal auch drei oder vier Kurze Mombasa Club, den heimischen Gin, trinken, bis ich ins Bett fiel und schlief.

Wollte ich Mama Coco zu einem Gespräch bewegen, brauchte ich nur meine Zweifel an dem Alter ihrer Schildkröte zum Ausdruck bringen. Das hatte zur Folge, dass sie mich mit einer donnernden Schimpftirade belegte, die immer damit endete, dass sie mir Lokalverbot auferlegte. Bis jetzt durfte ich aber trotzdem jedes einzelne Mal wieder kommen.

Ich befand mich auf dem Weg zum Kühlschrank, als es am Tisch, an dem die junge Hure saß, wieder laut wurde. Der Freier - ein fetter Amerikaner, dessen Hintern in keinen der Gartenstühle aus Plastik passte und der dafür auf einem Holzstuhl ohne Armlehnen saß - trug ein offenes kariertes Hemd, sowie die wahrscheinlich einzige Hose, die in solchen Größen fabriziert wird - eine beige Cargohose. Ich hörte nicht was gesagt wurde, doch alle aus der Runde brüllten los. Zusätzlich zu dem Mädchen und ihrem fetten und in Strömen schwitzenden Freier, saßen noch drei Männer am Tisch.

Die junge Hure fand den Scherz diesmal nicht lustig und lachte auch nicht mit. Der dicke Mann kniff sie unter dem Tisch in die Pobacke, sie schrie vor Schmerz auf und stieß seine Hand weg. Er verpasste ihr eine Ohrfeige, dass es nur so klatschte. Alle vier lachten wieder lauthals drauf los - ich hatte genug gesehen. Ich war dabei, den Kühlschrank zu erreichen, änderte meinen Kurs aber und ging schnurstracks auf den Fettsack zu. Ein Schubs mit beiden meiner Handflächen gegen seine Schultern und er fiel mitsamt seinem Stuhl, dem ein Bein abbrach, auf den Rücken in den staubigen Boden. Die anderen drei schnappten zwar nach Luft, machten jedoch keine Anstalten aufzustehen und mir Paroli zu bieten. Daraus schloss ich, dass sich die Gruppe erst an jenem Tag getroffen hatte und sie keine alten Kumpel waren.

„Luczizcki!!!”, donnerte es von der Bar. „Gehen Sie heim, verschwinden Sie sofort! Sie haben hier Lokalverbot!”

„Komm mit!”, forderte ich die junge Hure auf, die sich immer noch verstört und erschrocken die Wange rieb und den Tränen nahe war. „Hat dich der Fettsack schon bezahlt?”

Sie sah mich mit großen Augen an und schüttelte ganz schüchtern den Kopf.

„Gib ihr sofort ihr Geld!”, befahl ich dem Fettsack, der so aussah, wie sicherlich auch die Schildkröte aussehen würde, wenn sie jemand umdrehen und auf den Panzer legen würde.

„Fick dich, du Arsch!”, jaulte der und strampelte hilflos mit den Beinen in der Luft.

Ich nahm das abgebrochene Bein des Stuhls und schwang es über meinen Kopf.

„Damit könnte ich dich tief in den Arsch ficken, mein Lieber, du liegst ja schon so günstig da! Wo ist dein Geld?”

„Helft mir! Ihr seid zu dritt, er alleine!” Der Fettwanst versuchte seine Kumpanen zur Unterstützung zu bewegen, diese saßen immer noch, wie zu Tonfiguren erstarrt, am Tisch. Jeder von ihnen, so konnte ich beobachten, hielt sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. Sie sahen wie drei Murmeltiere aus, sogar die Gesichter mit den weit geöffneten Augen passten dazu.

Ich durchsuchte die Taschen des Schwitzsackes, fand aber keine Geldbörse. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn umzudrehen. Als der sich dagegen wehrte, schlug ich ihm mit dem Holzbein über die Hand und spürte sofort einen Finger brechen. Er schrie wie ein in Panik geratenes Ferkel auf.

„Luczizcki!”, donnerte es wieder von der Bar aus.

Dessen, und von dem Gequietsche des Freiers unberührt, setzte ich mein Vorhaben fort und drehte das Nilpferd auf seinen Bauch. In seiner Gesäßtasche fand ich dann auch endlich, wonach ich suchte. Ich zog ein dickes Bündel verschwitzter Geldscheine, das sowohl aus kenianischen Schilling wie auch aus amerikanischen Dollar bestand, heraus. Ich wollte ihm noch eins mit dem Stuhlbein über seinen fetten Hintern braten, ließ es aber dann doch sein, packte stattdessen das verblüfte Mädchen bei der Hand, half ihr auf die Beine und wir spazierten Hand in Hand aus dem “Mama Coco´s“.

„Luczizcki, Sie haben Lokalverbot, diesmal meine ich es ernst!”, hallte es noch hinter uns.

2

„Auntie T wird mich umbringen!”, war das Erste, was das Mädchen von sich gab, nachdem wir um die nächste Ecke bogen und aus dem Blickwinkel des “Mama Coco´s” verschwunden waren.

„Wie heißt du denn überhaupt und vor allem, wie alt bist du?”

„Roxette, und ich bin achtzehn.”

„Hübsches Ding, mich brauchst du nicht anlügen. Ich bin der Luczizcki, und ich bin keiner von denen!”, belehrte ich sie und deutete mit dem Kinn in die Richtung, aus der wir gerade kamen.

„Ihr Mzungus, ihr seid doch alle gleich”, sagte sie trotzig und zog sofort ihren Kopf ein, so als würde sie die nächste Ohrfeige erwarten.

„Ich bin der Luczizcki und kein Mzunugu, ich bin also nicht wie die!”

Mzungu war der Begriff, den die Menschen hier für alle Weißen verwendeten. Ich konnte mich nicht damit anfreunden, dass dieser Begriff kaum negativ untermalt war. Wenn ich daran dachte, wie viel Negativität und böses Blut der Ausdruck Neger in sich trägt, frage ich mich doch, wieso es umgekehrt nicht ebenso läuft. Schließlich beschreiben beide ein und dieselbe Sache - die Hautfarbe. Überhaupt musste ich mit Bedauern und nicht selten mit Entsetzen feststellen, wie bereitwillig die Einheimischen ihre Rolle des vermeintlich Schwächeren annahmen, während die Europäer auf den Straßen herumspazierten, als hätten sie den Hodensack erfunden. Die Geschichte hat uns doch allen schon eindrucksvoll bewiesen, dass solange ein Unterjochter nicht selber aufbegehrte und das Joch abwirft, der Unterjochende niemals freiwillig einen Schritt in diese Richtung setzen würde. Was ich jedoch sah, war breites Grinsen, gesenkte Häupter und eine unterwürfige Haltung, sobald der Weiße mit seinem dicken Geldbeutel herangetänzelt kam. Traurig - ja, geradewegs entsetzlich.

„Und, was wollen Sie jetzt tun, Luczizcki? Auntie T wird mich umbringen, oder noch schlimmer, aus dem Haus jagen und mich auf die Straße setzen. Ich heiße Tana Nkata. Ich komme aus Busia, das ist an der Grenze zu Uganda. Ich bin vor zwei Jahren von daheim ausgebrochen und hierhergekommen. Meine Eltern würden mich niemals wieder aufnehmen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob sie noch leben. Ohne Auntie T wäre ich auch schon lange nicht mehr am Leben. Jetzt wird sie mich aus dem Haus werfen… Ich bin verloren!” Sie entriss mir ihre Hand und fing herzzerreißend zu weinen an. „Alles wegen Ihnen, Luczizcki, wieso können Sie nicht einfach Ihr Bier trinken und sich aus den Angelegenheiten anderer heraushalten?”

„Aber, aber, kleines Ding, du musst jetzt nicht weinen! Ich werde mit Auntie T schon reden und ihr alles erklären. Du hast ja das Geld bekommen, deine Auntie wird nichts vom Geschäft einbüßen müssen.”

„Dieser Fettsack wird ihr alles erzählen! Sie wird mich umbringen!” Die junge Hure Tana heulte noch lauter.

„Ich werde mit ihr reden!”

„Wie wollen Sie mit ihr reden, Luczizcki? Wie wollen Sie das anstellen? Niemand weiß, wer hinter diesen Namen überhaupt steckt. Wir bekommen ihre Aufträge per Textnachricht und unseren Anteil von ihren Haudegen überreicht, die auch zum Geldeintreiben kommen. Wenn eine von uns Mist baut, schauen diese vorbei und verprügeln uns oder schmeißen uns aus dem Haus. Wenn das passiert, sind wir gebrandmarkt! Wir dürfen dann nie mehr arbeiten, nicht hier in Malindi, nicht in Watamu, nicht einmal in Lamu oder Mombasa! Auntie T kontrolliert alles! Wer es sich mit ihr verscherzt, ist so gut wie tot, auch wenn ihre Schergen sie noch am Leben lassen sollten.”

„Das ist doch alles nur ein Hirngespinst, Tana, das weißt du doch. Das sind Geschichten um euch zu erschrecken. Nichts weiter als das.”

„Luczizcki, woher wollen Sie das wissen? Dieser Fettsack wird sicherlich auch Ihnen wehtun wollen, ich bin sowieso schon so gut wie tot.”

„Bist du wirklich schon achtzehn, Tana?”

„Achtzehn?” Sie lachte laut auf. „Ich wäre da schon längst verheiratet und würde irgendwo in Europa oder Kanada oder sogar Australien wohnen. Ich bin sechzehn, Luczizcki, und wegen dir werde ich sicher auch kaum viel älter.”

In diese unglückliche Unterhaltung vertieft, bemerkte ich gar nicht, wohin sie mich führte. Plötzlich standen wir vor einem Gebäude in einer Straße, wo Bauarbeiter versuchten eine asphaltierte Straße über den Schotterweg zu legen. Es wurden Kanäle gegraben, Fundamente gelegt. Gleichzeitig fuhren Motorräder, Tuk-Tuk´s und Autos zwischen all diesen Gruben und Löcher hindurch. Ich traute mich zu wetten, dass die Arbeiter unmöglich innerhalb der nächsten zwei Jahre mit ihrer Straße fertig werden würden.

Das Gebäude hatte drei Stockwerke und sah so aus, als hätte man auch dieses Projekt frühzeitig aufgegeben. Die Wände waren, bis auf die Fassade, unverputzt, die Stromkabel hingen überall lose heraus, es gab keine Fenster, nur Moskitonetze und der Eingangstüre fehlte ein Schloss.

„Das ist das Haus, aus dem du Angst hast, rausgeschmissen zu werden?”, fragte ich ungläubig, während ich meinen Blick über die vergilbte grüne Fassade auf- und abschweifen ließ.

„Sie verstehen gar nichts, Luczizcki, gar nichts!”

Ich wanderte mit meinem Blick über die angrenzenden Gebäude und bemerkte schnell, dass Tanas Haus in einem vergleichsweise guten Zustand war. Vielleicht hatte sie ja recht und ich verstand wirklich nichts.

Sie schob die Tür auf und ein Geruch nach Katzenpisse und Moder strömte in die sowieso schon heiße und verstaubte Luft hinaus. Auf den Treppen, die sich dahinter befanden, saß ein Mädchen welches etwas älter als Tana sein musste. Sie hatte ein Netz über ihre Haare gespannt, ihre Titten hingen wie zwei zur Seite deutende Schläuche in ihrem Tanktop und sie machte sich gerade die Nägel.

„Spinnst du Tana? Du darfst keine Kunden hierher mitbringen!” Sie sprang erschrocken auf. „Verzeihung, ich meinte natürlich Roxette!”, fügte sie hinzu, nachdem sie mich noch einmal ansah und eingehender musterte.

„Das ist kein Kunde, der Luczizcki hat mich vor dem Fettsack gerettet, der anfing, mich im `Mama Coco´s´ zu verprügeln.” Danach sprach sie in Kisuaheli weiter, wahrscheinlich schilderte sie ihrer Freundin, die sich später als Zola alias Joyce vorstellte, den Hergang.

„Auntie T wird dich verbannen, wenn nicht gar umbringen”, befand die, sobald Tana am Ende ihres Berichts angekommen war und ihr das Bündel Geld zeigte, welches ich ihr überreicht hatte. „Am besten nimmst du das Geld und machst dich sofort aus dem Staub.”

„Wo soll ich denn hin?”, fragte Tana schluchzend, setzte sich auf die Treppen und fing wieder das Weinen an. Von oben kamen noch Jamila alias Jessica, Amani alias Jennifer und Malaika alias Barbara.

Letztere hatte auch die ausgeflippteste Idee: „Luczizcki, Sie haben Tana in diese Scheiße hineingeritten, Sie sollten ihr da jetzt auch heraushelfen. Nehmen Sie Tana mit zu Ihnen und verstecken Sie sie vor den Schergen der Auntie T!”

Unerhört!

„Also hat niemand von euch jemals mit dieser Auntie T gesprochen, sie gesehen oder auch nur die leiseste Vermutung, wer sie sein könnte?”

Sie alle schüttelten den Kopf.

„Diese Nachrichten schickt sie uns immer”, belehrte mich Malaika und hielt mir ein altes Handy unter die Nase. Darin stand: „Mister Eder Lucracelli, Mwembe Resort Malindi, 20.00 Uhr!”

„Und ihr geht da einfach hin und fragt an der Rezeption nach dem jeweiligen Herrn?”

„Also meistens warten die schon am Eingang auf uns. Dann fragt er mich einfach: ,Barbara?' und ich sage: ,Ja.' Er umarmt mich und wir gehen Abendessen. Nur selten haben die Kunden es so eilig, dass sie gleich aufs Zimmer wollen. In diesen Fällen schreiben wir das Auntie T und sie verlangt dann auch die Kosten eines Abendessens von ihnen, so bekommen auch wir etwas mehr Geld.”

„Faszinierend. Und wenn der Kunde handgreiflich wird?”

„Jede von uns weiß, dass der Fettsack ein Grobian ist. Der war ja schon sein halbes Leben im Gefängnis, drüben bei ihm in Amerika. Auch Auntie T weiß es, darum verdienen wir an ihm auch das meiste Geld. Seit einem Jahr schon wohnt er hier in Malindi, er brennt daheim in der Badewanne seinen eigenen Schnaps, aus allen möglichen Früchten die man hier so finden kann.”

„Ist das legal? Wieso geht ihr nicht zur Polizei? Verratet den Mistkerl!”

„Er bringt das meiste Geld ein und auch viele neue Kunden. Wenn Auntie T erfahren würde, dass wir ihn verpetzt haben, würde sie uns den Hals umdrehen. Und Auntie T erfährt immer alles.”

„Ihr spinnt! Lasst mich doch einmal die Nummer wählen.”

Nur widerwillig und nachdem ich ihnen hoch und heilig versprach, niemandem zu verraten, woher ich die Nummer hatte, rückte Zola sie endlich raus.

Ich rief an.