Rechtsrock als Propagandamittel. Wie kann Musik Menschen beeinflussen und leiten? - Marius Vieten - E-Book

Rechtsrock als Propagandamittel. Wie kann Musik Menschen beeinflussen und leiten? E-Book

Marius Vieten

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Beschreibung

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder“. Diese Zeile impliziert, dass da, wo gesungen wird, nichts Schlimmes passieren kann. Schlechte Menschen singen keine Lieder. Geschichte und aktuelles Tagesgeschehen lehren aber oft das Gegenteil. Musik kann böse Absichten verbreiten, zum Beispiel in Form von menschenverachtenden oder volksverhetzenden Inhalten. Gerade die rechtsextremistische Szene hat die Macht der Musik in Sachen Propaganda und Rekrutierung neuer Mitglieder für sich entdeckt. Die Wirkung von Musik als Propagandamittel am Beispiel von Rechtsrock ist das Thema dieses Buches. In diesem Buch widmed sich der Autor dem Thema Rechtsrock, sowohl geschichtlich als auch am Beispiel wichtiger Bands. Anhand exemplarischer Textbeispiele zeigt er die Botschaften, welche im Rechtsrock vermittelt werden, auf. Passend zur aktuellen politischen Entwicklung, bei der auch die „Hooligans gegen Salafisten“-Bewegung eine wichtige Rolle spielt, stellt er die Bedeutung der Musik für die Hooligan-Szene und deren Verflechtungen mit dem Rechtsrock dar, beispielhaft an der Band Kategorie C. Abschließend stellt er Autor Gegenmaßnahmen und Aufklärungsmaßnahmen staatlicherseits dar sowie Ideen, wie Aufklärungsarbeit im Bereich Kulturpädagogik geleistet werden kann. Aus dem Inhalt: - Propaganda; - Rechtsrock; - Rechtsextremismus; - Volksverhetzung; - Hooligans gegen Salafisten

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Propaganda

2.1 Wirkung von Musik

3. Musik im „Dritten Reich“

4. Rechtsrock

4.1 Geschichte der Skinheads

4.2 Die Anfänge des Rechtsrock und das Blood & Honour-Netzwerk

4.3 Anfänge der Skinhead-Szene in Deutschland

4.4 Die Anfänge von Rechtsrock und seine Entwicklung

5. Rechtsextremistische Musikszene heute

5.1 Unterschiedliche Stile rechtsextremistischer Musik

5.2 Aktuelle Lage der rechtsextremistischen Musikszene

6. Landser – eine der wichtigsten Bands des Rechtsrock

7. Liedtexte

7.1 Nationalismus

7.2 Antisemitismus

7.3 Neonazismus / Heldengedenken

7.4 Rassismus

7.5 Revisionismus

7.6 Germanische Mythologie

8. Kategorie C die „unpolitischen Rechtsextremisten“

9. Gegenmaßnahmen und Strategien

10. Fazit

11. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder“.

Jeder kennt diese Zeile, welche ursprünglich aus dem Gedicht „Die Gesänge“ von Gottfried Seume stammt. Im Original lautet die erste Strophe: „Wo man singet, lass dich ruhig nieder,/Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;/Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;/Bösewichter haben keine Lieder.“

Diese Zeile impliziert, dass da, wo gesungen wird, nichts Schlimmes passieren kann. Schlechte Menschen singen keine Lieder. Geschichte und aktuelles Tagesgeschehen lehren aber oft das Gegenteil. Musik wird sehr häufig dazu genutzt, böse Absichten zu verbreiten, zum Beispiel in Form von menschenverachtenden oder volksverhetzenden Inhalten. Gerade die rechtsextremistische Szene hat die Macht der Musik in Sachen Propaganda und Rekrutierung neuer Mitglieder für sich entdeckt. Diese Wirkung von Musik als Propagandamittel am speziellen Beispiel von Rechtsrock ist das Thema meiner Bachelorarbeit.

Zu Beginn der Arbeit wird der Begriff „Propaganda“ geklärt. Weiterhin werde ich zeigen, dass Musik nicht erst in der heutigen Zeit als Propagandamittel benutzt wird. Hierzu gehe ich kurz auf die Rolle der Musik im „Dritten Reich“ ein.

Nachfolgend widme ich mich dem Thema Rechtsrock, sowohl geschichtlich als auch am Beispiel wichtiger Bands. Anhand exemplarischer Textbeispiele zeige ich die Botschaften, welche im Rechtsrock vermittelt werden, auf. Passend zur aktuellen politischen Entwicklung, bei der auch die „Hooligans gegen Salafisten“-Bewegung eine wichtige Rolle spielt, möchte ich die Bedeutung der Musik für die Hooligan-Szene und deren Verflechtungen mit dem Rechtsrock darstellen, beispielhaft an der Band Kategorie C.

Abschließend werden Gegenmaßnahmen und Aufklärungsmaßnahmen staatlicherseits sowie Ideen, wie Aufklärungsarbeit im Bereich Kulturpädagogik geleistet werden kann, dargestellt.

Zur besseren Lesbarkeit werden auf dieser Website personenbezogene Bezeichnungen, die sich zugleich auf Frauen und Männer beziehen, generell nur in der im Deutschen üblichen männlichen Form angeführt, also z.B. „Kunden“ statt „KundInnen“ oder „Kundinnen und Kunden“.

Dies soll jedoch keinesfalls eine Geschlechterdiskriminierung oder eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes zum Ausdruck bringen.

Wie mit meinem betreuenden Dozenten abgesprochen, werde ich in den Fußnoten, bei langen Internet-Links, nur die Kurzform aufführen. Die kompletten Links werden im Literaturverzeichnis abgebildet. Die Internet-Links sind in der Reihenfolge ihres Auftretens in der Bachelorarbeit abgebildet und nicht alphabetisch. Dies soll dazu dienen, dass man diese leichter zuordnen kann. Ich habe nicht zu jedem Lied immer Text und einen Link zum Anhören gefunden, daher kann es vorkommen, dass nur Text oder nur ein Link vorhanden ist, unter welchem man sich das Lied anhören kann.

2. Propaganda

Der Duden beschreibt den Begriff „Propaganda“ wie folgt: „systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen“[1] Der Propaganda geht es also darum, gewisse Botschaften zu verbreiten, sie im Bewusstsein der Menschen zu verankern und im besten Fall diese für seine Botschaft zu gewinnen. Dies kann auf verschiedene Art und Weise geschehen: über Plakate, Reden, Beiträge im Rundfunk und im Fernsehen oder über Musik.

2.1 Wirkung von Musik

„Fragt man Menschen, warum sie Musik hören, ergibt sich immer wieder, dass Musik vor allem wegen ihrer starken Kraft geschätzt wird, emotionale Reaktionen auszulösen.“[2] Im Leben aller Völker hat Musik schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Das Einwirken von Klängen auf die Psyche und den Körper der Menschen bildet eine Urerfahrung, die schon unsere Vorfahren machten.[3] Musik ist ein Transportmittel für Gefühle. Das Erleben dieser Gefühle beginnt mit dem Hören. „Über den Hörsinn werden emotionale Inhalte von Sprache und Musik transportiert, die die Hirntätigkeit stimulierend oder dämpfend beeinflussen. Abgesehen vom Schmerzsinn ist der emotionale Anteil beim auditiven System am Höchsten.“[4] Das Hören von Musik weckt in den Menschen Emotionen oder Erinnerungen und macht sie so zugänglich für die Botschaften, welche über die Texte der Musik vermittelt werden. Wie die Musik aufgenommen wird, hängt vom jeweiligen Rezipienten ab. Persönliche Faktoren wie persönliches Empfinden oder die musikalische Sozialisation und der individuelle Musikgeschmack spielen eine wichtige Rolle. Wenn meine Stimmung gedrückt ist, höre ich andere Musik, als wenn ich euphorisch bin. Daher lässt sich die Wirkung von Musik auf die Menschen und ihre jeweilige Lebenssituation nicht pauschalisieren.

3. Musik im „Dritten Reich“

„Mit Musik geht alles besser, nicht nur die Schiffschaukel, der Rheindampfer und die Liebe, sondern auch die Genickschussanlage und der Weltkrieg. Das ist ein Faktum, das er begriffen hat.“[5] Diese Aussage trifft der Komponist Werner Egk in seinem Werk „Musik-Wort-Bild.“ Mit „er“ meinte er den damaligen Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Goebbels hatte schnell verstanden, dass der nationalsozialistische Staat über eine gezielt eingesetzte Beeinflussung und Steuerung der Kulturpolitik leichter zu lenken war. Einerseits setzte er dabei auf Kontrolle, andererseits auf Förderung. Zum einen wurde die Musik, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passte, verboten, wie zum Beispiel jüdische oder linksgerichtete Musik. Zum anderen wurde die Musik der Nationalsozialisten gezielt gefördert. Nach diesem Verbot, konnte eine relative Gleichschaltung in der Kultur erreicht werden.[6] „In der Wahrnehmung der nationalsozialistischen Programmatiker bedingten Politik, Rassenzugehörigkeit und künstlerische Produktivität einander. Die von angeblich ‚fremden‘ Bevölkerungsteilen ‚gereinigte‘ Volksgemeinschaft müsse sich im – behaupteten – Kampf der Völker um Vorherrschaft und Lebensraum ‚bewähren‘.

Hierzu sollte die Wiederbelebung des nationalen Paradigmas der ‚deutschen Kunst‘ beitragen.“[7]

Um die Organisation und vor allem die Gleichschaltung der Kultur bewerkstelligen zu können, wurde im September 1933 die Reichskulturkammer gegründet. In dieser mussten sich alle Künstler registrieren, um ihren Beruf weiter ausüben zu können.

Dadurch fiel es der nationalsozialistischen Führung leichter, ihren Einfluss auf die Künstler auszuweiten und sich derer mit Berufsverboten zu entledigen, wenn sie nicht in das Weltbild des Nationalsozialismus passten.[8]

Musik wurde in der Kultur der Nationalsozialisten zunehmend instrumentalisiert, strikt reglementiert und organisiert. Am 01. 06. 1938 wurden durch die Reichsmusikkammer zehn Grundsätze des deutschen Musikschaffens erlassen, welche unter anderem regelten, dass das Wesen der Melodie gegenüber der Theorie und der Konstruktion betont wurde. Weiterhin wurde dem Volk durch die Musik Erholung Unterhaltung und auch Erquickung zugestanden. Ein weiterer wichtiger Grundsatz war die Verbindung von Volkstum und Musik, was die Verbindung zwischen jüdischer und deutscher Musik ausschloss.[9]

Musik wurde im „Dritten Reich“ als wichtiges erzieherisches Moment angesehen und auch genutzt. Dies geschah nicht nur in der Schule und beim Instrumentalunterricht, sondern auch in der Partei und den ihr angeschlossenen Organisationen, im Rundfunk, bei Großveranstaltungen und in den Jugendorganisationen wie in der „Hitlerjugend“ oder im „Bund Deutscher Mädel“.[10] Kunst und Kultur hatten eine zentrale Rolle bei der Legitimation der nationalsozialistischen Herrschaft und sollten dazu beitragen eine Scheinwirklichkeit zu erschaffen. Wahrnehmung und Realitätssinn der Menschen wurden beeinflusst, indem ihnen visuell und auditiv vorgegaukelt wurde, was in der Realität verwehrt blieb. Durch diese Strategie wurde nicht die Wirklichkeit verändert, sondern nur ihre Wahrnehmung, was zur Täuschung über die wahren Motive der Nationalsozialisten führen sollte.[11]

Die Indoktrinierung durch die Musik begann – wie gesagt - schon in der Schule. Um eine einheitliche Musikerziehung in der Schule zu gewährleisten, wurde die Schulpolitik der Länder durch das Reicherziehungsministerium überwacht. Alle Schulen mussten nun die Grundlagen des Nationalsozialismus vermitteln, auch im Musikunterricht.

Dazu wurden die alten Liederbücher durch neue Liederhefte ergänzt. Lieder, die von jüdischen Interpreten verfasst oder als „entartete Kunst“ eingestuft waren, wurden aus dem Lehrplan entfernt. Ab 1939 übernahm das Erziehungsministerium die direkte Kontrolle über die Liederbücher und stufte diese als wichtige Lernmaterialien ein.[12] Bei anderen Jugendorganisationen wie der Hitlerjugend gibt es Lehrgänge oder Musiktage.[13] „Die Musik wird als Mittel der Propaganda und der Sozialisation Teil der politischen Bildung, mit der bevorzugt kriegerische Werte vermittelt werden sollen.“[14]

Bei der Musik im Propagandabereich handelte es sich oft um eingängige Marschmusik oder Volkslieder. Gerade bei großen Veranstaltungen stand das gemeinsame Singen der Lieder im Vordergrund, wodurch ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen wurde, alle sangen mit einer Stimme und waren so eine Einheit. Da es sich oft um einstimmige Melodien handelte, konnten diese auch von musikalisch ungeübten Menschen mitgesungen werden, was den Vorteil hatte, dass jeder in das Geschehen der kultischen Handlung mit einbezogen wurde.[15]

Als einer der wichtigsten Märsche im Nationalsozialismus kann das „Horst-WesselLied“ bezeichnet werden. Horst Wessel wurde 1907 geboren und war Mitglied der NSDAP und der SA. 1927 verfasste er den Text des Marsches, die Melodie hat Wessel vermutlich nicht selber komponiert.[16] Durch seinen frühen Tod - er wurde 1930 von Kommunisten erschossen - wurde Horst Wessel zu einem Märtyrer der nationalsozialistischen Bewegung und sein Lied umso wichtiger. Aus Sicht der SA war es eine politische Tat und auch Joseph Goebbels wusste den Tod Wessels geschickt für seine Propaganda zu nutzen. So schreibt Goebbels am Tag nach Wessels Tod: „(…) Er gab dem hinreißenden Ausdruck: er ‚marschiert im Geist in unseren Reihen mit!‘ Wenn später einmal deutsche Arbeiter und Studenten zusammen marschieren, dann werden sie sein Lied singen, und er wird mit ihnen, unter ihnen sein.

Er schrieb es hin in einem Rausch, in einer Eingebung, wie aus einem Guß, dieses Lied, das aus dem Leben geboren ward und dazu, wieder Leben zu zeugen. Schon singen es landauf, landab die braunen Soldaten. In zehn Jahren werden die Schulkinder, die Fabrikarbeiter und die Soldaten auf weiten Straßen es singen. Sein Lied macht ihn unsterblich. (…) Die Banner wehen, die Trommeln dröhnen, die Pfeiffen [sic!] jubilieren, und aus Millionen Kehlen klingt es auf, das Lied der Deutschen Revolution (…).“[17]

4. Rechtsrock

4.1 Geschichte der Skinheads

Da die Geschichte des Rechtsrock sehr nah mit der Skinhead-Szene und ihrer Entstehung verknüpft ist, gehe ich zunächst auf diese ein.

Die Geschichte der Skinheads beginnt in den 1960er Jahren in Großbritannien, beziehungsweise im Londoner East End.[19]

„Eigentlich entsprach diese Subkultur in ihren Anfängen dem Idealbild einer antibürgerlichen und multikulturellen Bewegung. So hing die Mitgliedschaft in ihr von keiner ethnischen, kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit ab und ihr zentrales Bindeglied war der Protest gegen soziale Missstände.“[20]

Der Skinhead-Kult war „eine im besten Sinne des Wortes multikulturelle Synthese.“[21] Bei der Entstehung dieser Jugendbewegung gab es Parallelen zu den Wilden Cliquen der Weimarer Zeit. Diese beschreibt die Göttinger Sozialwissenschaftlerin Gabriele Rohmann wie folgt: „Die Mitglieder, zwischen 16 und 25 Jahre alt, rekrutierten sich vornehmlich aus dem Arbeitermilieu und gingen, wenn sie nicht von der Arbeitslosigkeit betroffen waren, Gelegenheitsarbeiten nach. Jede Clique hatte einen Anführer, der weniger gewählt wurde als vielmehr aufgrund von Körperkraft, Geschicklichkeit, Mut, Vertrauen und Alter in diese Rolle hineinwuchs.“[22] Die Skinheads der ersten Stunde galten als die rebellische Stimme der englischen Jugend aus der Arbeiterklasse. Die Skinheads stellten laut Forschern des Centre for Contemporary Cultural Studies den Versuch dar, „‚über den „mob‘ die traditionelle Arbeiter-Gemeinschaft als Ersatz für ihren tatsächlichen Niedergang wiederzubeleben.“[23] Sie orientierten sich in ihrer Musik und ihrem Outfit stark an den jamaikanischen Rude-Boys. „Bei den „Rude Boys“ handelte es sich um die Söhne westindischer Einwanderer, deren Auftreten sich schon seit einigen Jahren zu einer Subkultur verfestigt hatte. Westinder bewohnten dieselben Viertel wie die Skins, hatten über Gangs einen persönlichen Kontakt zu ihnen und sahen sich in gleichem Maße als diskriminiert an. Die beiderseitige Ablehnung des Establishments sowie das rüde und selbstbewusste Auftreten der Jamaikaner gaben daher den Ausschlag für ihre Vorbildrolle.“[24] Ihr Auftreten zeichnete sich durch kurzgeschorene Haare und hochgekrempelte Jeans aus, was die Skinheads für ihr äußeres Auftreten übernahmen.

Musikalisch übernahmen die Skinheads den Ska und Reggae. Gerade Ska war eine gute Art sich musikalisch von der breiten Masse abzusetzen. Da dieser als dreckig, primitiv und unprofessionell galt[25], wurde die Musik von der breiten Masse ignoriert. Bedingt durch den gleichen Musikgeschmack, den die Skinheads und farbige Jugendliche hatten, besuchten sie dieselben Clubs. Dabei beschränkte sich die Anziehung für die Skinheads aber meist auf die Musik und nicht auf die Menschen.

Anfang der 1970er Jahre ebbte die erste Generation der Skinhead-Bewegung ab. Dies lag zum einen daran, dass die Polizei mit harten Maßnahmen gegen gewaltsame Jugendcliquen vorging, zum anderen wurden manche Skinheads älter und wollten ihr Leben nicht nur mit Gewalt- und Alkoholexzessen verbringen.

Mitte der 1970er Jahre erlebte die Skinhead-Bewegung eine Renaissance, die eng mit dem Aufleben des Punkrocks in Großbritannien einherging. Die Orientierung an den Punks führte dazu, dass es natürlich eklatante Unterschiede zwischen den Skinheads der Anfangszeit und den Skinheads der zweiten Generation gab. Sie hörten zwar auch teilweise noch Ska- und Reggae-Bands oder klassische Punkbands wie die Sex Pistols, für die „neuen“ Skinheads wurde aber eine andere Musikrichtung wichtiger: der Oi. „Im Prozess einer Verästelung und Verwässerung des Punks war es gerade der so genannte „Streetpunk“, „Real Punk“ oder „Working Class Punk“ der dem Bedürfnis vieler Jugendlicher nach Geradlinigkeit, Glaubwürdigkeit und Protest am ehesten gerecht wurde.[26] Aus dem anarchistisch nach oben gerichteten Punk