Red River-Ballade - G.F. Wego - E-Book

Red River-Ballade E-Book

G.F. Wego

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Der große Rancher Matt Cardigan parierte abrupt sein Pferd und lauschte. Was hat er, dachte der junge Charlie. Wir sind noch sechs Meilen von der Ranch entfernt. Was hat Vater gehört? Charlie hörte nichts. Mit dem Alten war eine seltsame Veränderung vorgegangen. Er duckte sich immer tiefer. Sein eckiges Gesicht schien noch kantiger geworden zu sein, seine Hand kroch langsam zum Gewehr. Matt Cardigans Blicke huschten über die Büsche rechts und links des Weges. Sie waren hier nicht auf dem breiten Fahrweg zur Stadt, sondern mitten durch die Playa del Oro geritten. Hier gab es nur einen schmalen Pfad, kaum breit genug für zwei nebeneinanderlaufende Pferde. Indianer, grübelte Big Matthew. Das gibt es doch nicht. Wir haben keine Rothäute mehr in unserem Land, oder sie sitzen in Reservationen. Unwillkürlich musste er sich bei diesem Gedanken schütteln. Ging es etwa wieder los, wie damals? Matt Cardigan hatte das Gewehr in der Hand, bemerkte den verstörten Blick seines Sohnes. »Pass auf, wir drehen um«, sagte er gepresst. »Und dann Galopp!«

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Die großen Western Classic – 18 –

Red River-Ballade

G.F. Wego

Der große Rancher Matt Cardigan parierte abrupt sein Pferd und lauschte. Was hat er, dachte der junge Charlie. Wir sind noch sechs Meilen von der Ranch entfernt. Was hat Vater gehört?

Charlie hörte nichts.

Mit dem Alten war eine seltsame Veränderung vorgegangen. Er duckte sich immer tiefer. Sein eckiges Gesicht schien noch kantiger geworden zu sein, seine Hand kroch langsam zum Gewehr. Matt Cardigans Blicke huschten über die Büsche rechts und links des Weges. Sie waren hier nicht auf dem breiten Fahrweg zur Stadt, sondern mitten durch die Playa del Oro geritten. Hier gab es nur einen schmalen Pfad, kaum breit genug für zwei nebeneinanderlaufende Pferde.

Indianer, grübelte Big Matthew. Das gibt es doch nicht. Wir haben keine Rothäute mehr in unserem Land, oder sie sitzen in Reservationen.

Unwillkürlich musste er sich bei diesem Gedanken schütteln. Ging es etwa wieder los, wie damals?

Matt Cardigan hatte das Gewehr in der Hand, bemerkte den verstörten Blick seines Sohnes.

»Pass auf, wir drehen um«, sagte er gepresst. »Und dann Galopp!«

»Warum denn?«

»Indianer!«

»Was?«

Dem Jungen fuhr es durch Mark und Bein, er wollte es nicht glauben. »Dreh um, sofort!«

Einen bitteren Moment dachte Matt daran, dass Ruben ihn nicht so blödsinnig verwundert angesehen hätte. Ruben, sein Ältester, hätte die Gefahr vor ihm gerochen, aber der kleine Charlie schlief lieber.

Matt riss das Pferd herum, während er instinktiv registrierte, schon viel zu weit geritten zu sein. Er ahnte nichts Gutes.

Als sein brauner Hengst drehte, sah er es und stieß ruckartig die Linke hoch. Die Büsche seitlich von ihm teilten sich jäh. Der Alte reagierte wie in seinen besten Tagen. Das Gewehr sprang förmlich in die Waagerechte. Matt feuerte auf den Schatten. Gleichzeitig presste er seinen Oberkörper auf die Mähne des Pferdes und trieb es mit wilden Nackenschlägen in die Weichen an. Der Hengst machte einen Riesensatz.

Dicht an Matt schwirrte ein Pfeil vorbei. Dieses unheimliche Geräusch vermischte sich mit dem Schuss aus seinem alten Spencerkarabiner. Das Echo rollte in Wellen über die blühenden Büsche. Dann gellten zwei Schreie, der eine vor dem Rancher, der andere hinter ihm. Er sah, wie die Gestalt getroffen zurückgeschleudert wurde, als hätte eine gewaltige Faust den Körper voll erwischt.

»Los!«, rief Matt und sah sich nach seinem Sohn um.

Hinter dem Jungen war etwas. Charlie gab seinem Falben die Hacken. Dabei schrie er vor Schmerz und duckte sich über dem lang gestreckten Pferdehals, ein Pfeil hatte sein Bein getroffen.

Dort, wo die Bewegung war, zuckte in der nächsten Sekunde ein Mündungsblitz auf. Er war kaum vierzig Yards entfernt. Die Kugel traf den Falben.

Irgendetwas in Matt Cardigan explodierte. Wenn sie ihn angriffen, dann war das ganz anders, als wenn sie auf seine Söhne schossen. Er brüllte wie ein wilder Stier, als er zwei-, dreimal feuerte und jemand aus den, Büschen taumelte und hinschlug.

Dann steilte der Falbe, machte noch einen Satz.

»Spring ab!«

Mehr brachte der Alte nicht heraus. Er brüllte einen Befehl, und der Junge gehorchte sogar. Er warf sich nach links, landete am Rand des Pfades, verlor aber sein Gewehr.

Matt Cardigans Hengst wirbelte schnaubend herum. Der Rancher drückte ihm die Hacken tief ein. Das Pferd jagte drei Längen zurück.

»Steh auf, schnell.«

Matts gewaltige Faust packte zu. Die schwieligen Finger krallten sich in den Jackenkragen Charlies. Mit Bärenkräften, die früher Hufeisen zerbrochen hatten, riss der Alte seinen Sohn auf den Hengst.

Einen Moment ärgerte es ihn, dass Little Charlie sein Gewehr liegen ließ, aber es war nun auch egal.

»Halt dich an mir fest, Junge.«

Und er hielt sich fest. Er schrie auch nicht mehr. Der Hengst galoppierte zwischen die Büsche. Einen anderen Weg sah Matt Cardigan nicht mehr. Der Teufel mochte wissen, was noch alles am Pfad wartete. Der Hengst brach durch das Buschwerk, raste auf die nächste Lichtung zu. Der Buschstreifen war an dieser Stelle nur schmal, aber er bot wenigstens etwas Deckung. Die Lichtung war etwa 160 Yards breit und 300 lang.

Die beiden hatten kaum die Mitte erreicht, da knallte es hinter ihnen erneut. Die Kugel streifte den Hengst. Der schwere Leib zuckte kurz und streckte sich. Matt sah sich um, während der Hengst in gerader Richtung auf den Buschstreifen zupreschte. Er konnte nicht schießen, weil ihn Charlie behinderte. Aber auch der Indianer hinter ihnen hatte keine Chance zu einem zweiten Schuss. Er hatte anscheinend keinen Mehrlader. Im Mondlicht glaubte Matt zu erkennen, dass der Halunke hastig nachlud.

Gleich darauf hatten sie die Lichtung überquert und Deckung in den Büschen gefunden. Kaum 100 Yards mochten sie geritten sein, als Matt spürte, dass das Pferd langsamer wurde.

»Sieh nach, wo es ihn erwischt hat«, knurrte er Charlie an. »Mach schnell, Junge!«

»Ja, Dad. Mein Bein …«

»Sieh nach.«

Charlie stöhnte, beugte sich zur Seite, sah das Blut an der unteren Rundung des Pferdebauches.

»Er blutet am Bauch, Dad.«

»Verdammt!«

Matt musste sich entscheiden. Wenn er eine Chance haben wollte, musste er aus dem Sattel. Der Braune wurde immer langsamer. Als die nächste Lichtung hinter ihnen lag, hielt er an.

»Runter, Junge.«

»Dad, ich kann nicht laufen«, jammerte Charlie. »Was hast du vor?«

»Uns den Hals zu retten, wenn es geht, was sonst?«, fauchte Matt. »Los, steig ab, wir müssen es versuchen. Der Hengst läuft noch eine Weile ohne Reiter. Das ist unsere Chance.«

Er sprang hinter Charlie ab. Der Junge lag auf den Knien und umklammerte sein Bein. Matt schlug seinem Hengst auf die Kruppe. Das Tier rannte weiter.

»Wenn du schreist, holt dich der Teufel«, stieß der Rancher grimmig hervor. »Beiß die Zähne zusammen, Junge. Du hast Glück gehabt, der Pfeil ist nur durchs Fleisch gefahren. Ich breche ihn ab und ziehe ihn raus, verstanden? Also, nimm dich zusammen.«

Es knackte, dann riss Matt den Schaft mit einer blitzschnellen Bewegung aus Charlies Bein, nahm sein Messer und schlitzte dem Jungen die Hose auf. Der Junge schrie nicht, aber er schnaufte wie ein Jungbulle, den jemand am Lasso hat. Matt saugte, spuckte das Blut aus, fluchte leise und schlang sein Halstuch fest um Charlies Schenkel.

»Fertig, Junge. Steh auf, wir müssen laufen, so weit wir können. Wenn wir den Hügel erreichen, haben wir mehr Glück als Verstand. Ich wette, die Halunken kommen uns nach.«

Er lief voraus, sein mächtiger Körper bahnte dem Jungen einen Weg.

»Dad, Dad, wo kommen die Indianer her? Weshalb sind sie hier?«

»Weiß der Teufel«, zischte Matt. »Vielleicht sind sie aus der Reservation geflohen? Seit sieben Jahren keine Indianer mehr, und plötzlich sind sie da. Verdammte Geschichte. Machst du etwa schlapp?«

»Es geht noch, Dad.«

Es geht noch, dachte Matt bitter. Er sagt, es geht noch. Er ist zu langsam, so kommen wir nie bis auf den Hügel. Hier stehen die Büsche nicht so eng beieinander. Nur auf dem Hügel haben wir eine Chance, uns die Indianer vom Hals zu halten.

*

Zuerst war der Schrei zu hören, danach das Brechen der Zweige. Der alte Matt Cardigan fuhr herum.

Charlie lag am Boden und stöhnte. Sein Gesicht war eine bleiche Maske im sanften Licht des Mondes, die Augen groß und dunkel.

»Ich – ich kann nicht mehr, Vater.«

Da schoss es Matt durch den Kopf, dass Ruben niemals aufgegeben hätte. Sein ältester Sohn glich ihm aufs Haar. Er war genauso zäh, hart und unnachgiebig gegen sich selbst.

Dennoch fühlte der alte Matt nichts als Mitleid. Jeden anderen Mann hätte er angebrüllt und mit Gewalt hochgetrieben. Bei Charlie konnte er das nicht. Der war nun mal der »Kleine«, der Lieblingssohn des Alten. Vielleicht deshalb, weil Charlie den alten Matt an seine Mutter erinnerte.

Der Rancher kehrte um, war mit einigen Sätzen bei seinem jüngsten Sohn und riss ihn hoch. Sein Blick fiel auf das Hosenbein.

Blut. Der behelfsmäßige Verband hielt die Wunde nicht zusammen. »Es tut mir leid, Dad.«

Der Alte sagte nichts, weil Charlies Worte so matt klangen. Ein Sorgenkind war er ja immer gewesen.

Kurz entschlossen packte Matt den Jungen und wuchtete ihn sich auf den Rücken.

Matt Cardigan lief. Vor ihm stand der Mond über den sanften Hügeln. Ganz weit hinten sah er die Kette der Cap Rock-Berge.

»Dad, lass mich runter. Du kannst mich nicht so weit tragen.«

»Hoho.«

Da war er wieder, dieser unheimliche, ungewöhnliche innere Antrieb, beweisen zu wollen und zu müssen, dass er besser, härter, zäher war als alle anderen. Es war diese Energie, die ihn sein Leben lang angetrieben hatte.

Er lief, keuchte, schnaufte, doch er gab nicht auf, obwohl er spürte, dass es zu viel wurde. Aber da war der unbeugsame Wille eines Mannes, der tausend Gefahren getrotzt hatte. Du musst es schaffen, Matt Cardigan, du musst.

Er trat besonders fest auf. Seine Spur musste deutlich sein. Dann erreichte er die Gegenseite im Osten und hielt an.

Teufel, dachte Matt, als sich alles um ihn drehte und seine Lungen sich blähten wie Blasebälge in einer Schmiede, Matt, fall nicht um.

Der Rancher fiel nicht um. Er ging nur in die Knie, um den Jungen sacht gleiten zu lassen.

»Leg dich hin, sei ganz ruhig«, keuchte Matt. Dann zog er seine Jacke aus, nahm sein Messer und schnitt den Hemdsärmel ab. Er musste schnell handeln. Viel Zeit, das ahnte er, blieb ihm nicht.

Als er Charlies Bein verband, lachte er schon wieder.

»Du, den Mückenstich merkst du in einer Woche nicht mehr. Jetzt hör genau zu, Junge. Ich muss weg, ich werde drüben warten. An mir kommt keiner vorbei. Du hast nichts zu tun, als wie tot liegen zu bleiben und zu warten. – Verstanden? Ich lasse die rechte Flanke frei. Nimm den Revolver. Und achte darauf, dass der Lauf nicht das Mondlicht reflektiert. Deck ihn ab. Indianer haben Augen wie Katzen, die sehen auch nachts alles.«

»Werden sie denn kommen, Va­ter?«

»Und ob die kommen. Keinen Laut, nicht bewegen und kaltes Blut. Lass dich durch nichts verrückt machen, bleib auf diesem Fleck. Keinen Schritt weiter, verstanden?«

Der Alte rannte davon, aber nicht über die Kuppe. Er lief im Bogen nach links und erreichte zwei Minuten später einen Punkt an jener Bahn, die er durch die Büsche gebrochen hatte. Dort hockte er sich hin und nahm das Messer in die Faust. Das Gewehr legte er griffbereit neben sich.

*

Sie waren da, so nahe, dass er sie greifen konnte. Und doch rührte sich Matthew Cardigan nicht. Zwei Mann krochen rechts um die Lichtung, während die beiden anderen Comanchen im Bogen nach links verschwunden waren. Das wusste Matt. Sie verständigten sich durch Vogelsignale.

Aber etwas war viel schlimmer. Er hörte Hufgeräusche. Sie kamen von jenem Weg, auf dem sie ihn und Charlie um ein Haar erwischt hätten.

Sie kommen von der Ranch und reiten nach Westen. Dort beginnt der Llano Estacado, die Sand- und Kakteenwüste. Wenn sie zwei Tage reiten, haben sie sie durchquert. Verflucht, was ist denn auf der Ranch passiert?

Die Wut packte ihn, der Jähzorn, den ein ganzes Land fürchtete. Dann erkannte er die Chance und schnellte blitzschnell hoch.

Er holte aus, das Gewehr in beiden Händen. Im nächsten Moment sah er einen Comanchen vor sich.

Als Matt den Kolben herumschlug, steckte seine aufgestaute Wut hinter dem Hieb. Er traf den Comanchen. Der schlug zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Der zweite Indianer schnellte herum. Matt zog sein Messer und tötete auch den zweiten Indianer.

Hoffentlich verlor der Junge nicht die Nerven, obwohl er sich von zwei Seiten bedroht fühlen musste.

Matt Cardigan robbte zu Charlie. Da peitschte ein Revolverschuss, zerriss die unheimliche Stille.

Das war der Junge.

Den Alten riss es hoch, obwohl das tödlicher Leichtsinn war. Er tat es dennoch und sah einen Indianer, hörte den gellenden Schrei Charlies.

Matt Cardigan feuerte und rannte los, brach wie ein Büffel durch die Büsche. Der Junge schrie nicht mehr. Zweige brachen, Blätter rauschten.

Dann blieb der Alte stehen. Seine Brust dehnte sich, der Atem fuhr aus den Lungen.

Über Charlie lag der Comanche, das Messer in der Faust. Die Kugel hatte ihn über Charlie hinweggestoßen. Das Messer war in den Boden gedrungen.

»Charlie, alles okay?«

»Oh, mein Gott, mein Gott«, stammelte Charlie. »Lebe ich noch?«

»Denke schon«, sagte Matt, zog den Comanchen von seinem Sohn und ging sechs Schritte. Dort lag der letzte Indianer. Der Junge hatte ihn tödlich getroffen.

»Dad?«

»Keine Sorge. Das waren alle, Junge. Die anderen kommen nicht mehr, wette ich. Die haben uns Pferde gestohlen.«

»Dad, ich hörte den anderen nicht. Er war plötzlich über mir, ich konnte nicht so schnell schießen.«

Charlie zitterte am ganzen Leib. Sein Gesicht war eine graue Fläche mit dunklen entsetzten Augen.

»Hast du Angst gehabt, Junge?«

»Ja«, murmelte Charlie. »Das war unheimlich.«

»Jetzt brauchst du keine mehr zu haben. Komm, steh auf, wir müssen weiter. Es ist noch ’n ganzes Stück bis zur Ranch.«

»Dad, danke!«

»Das musst du auch noch lernen: Bedanke dich nie!«, entgegnete der Rancher. »Junge, ich glaube, du musst noch um ein paar Grade härter werden. Wirst wohl bei deinem Bruder in die Lehre gehen müssen.«

»Dad, ich kann doch alles: Reiten und schießen.«

»Besonders schießen, was?«, fragte Matt. »Du bist manchmal zu wild, Charlie.«

Er ist wie seine Mutter Juana, dachte er. Das macht sein spanisches Blut. Ich hätte ihn härter anpacken müssen und ihm nicht alle Freiheiten lassen sollen, verdammt.

Matt Cardigan zog seinen Sohn hoch, brachte ihn zum Pfad zurück und ließ ihn sich ausruhen, während er nach den Spuren sah.

»Unbegreiflich«, sagte er dann grimmig. »Wie konnten sie an unsere Pferde kommen? Der Posten hat geschlafen. Den schlage ich tot, den Kerl.«

*

Zwei Stunden hatte er Charlie geschleppt, dann wurde Hufgetrommel laut. Sie wirbelten eine Staubfahne auf, über ein Dutzend Reiter, allen voran Ruben, der Erstgeborene. Er war so groß und breit wie sein Vater. Auch er trug nie einen Hut. Als er vor ihnen hielt und die Pferde schnaubten, schnaubte auch der Alte los: »Wo, zum Teufel, kommst du her? Warum bist du nicht auf der Weide, Sohn?«

»Ich war dort«, erwiderte Ruben Cardigan kühl. »Als der Mond aufzog, ritt ich noch eine Runde. Dann fand ich eine Mokassinfährte. Sie verlief vom Corral an der Weidehütte zum Badlandstreifen. Am Tule Creek Mound fand ich dann noch mehr Spuren und drei tote Mustangs. Die Spuren führten in Richtung Ranch.«

Natürlich, dachte der Alte, wer sollte die Fährte sonst gesehen haben? Er sieht ja immer alles, kann alles besser als andere.

»Und dann kommst du jetzt erst? Welcher Idiot hat Pferdewache gehabt?«

»Kingsburn.«

»Ich schmeiße ihn raus.«

»Er ist tot.«

»Auch das noch. Das hat er nun davon, geschieht ihm recht. Na, worauf wartest du noch? He, Mitch, runter vom Pferd. Du bringst Charlie zur Ranch … Hank?«

Hank Marshall trieb sein Pferd an den anderen vorbei und hielt vor seinem Boss. Er war genauso alt wie Matt und mit ihm in dieses Land gekommen. Es gab sonst niemanden, der Matt Cardigan beim Vornamen nennen durfte. Hank war nicht nur der älteste Reiter der Ranch, sondern auch so etwas wie Matts rechte Hand.

»Du machst alle Arbeiten weiter, verstanden?«, knurrte der Alte. »Sorg für Charlie. Wir werden die Indianer schon finden. He, was ist das für ein Gaul, Hank?«

»Ruben meinte, ich sollte den für dich mitnehmen, du würdest wohl ein Ersatzpferd brauchen.«

»Was, den Ziegenbock? Wo ist mein Zuchthengst?«

»Den haben sie mitgenommen, Matt.«

»Mich trifft der Schlag. Ist denn wenigstens die Stute da?«

»Beide weg.«

Das war zu viel. Dem Rancher verschlug es die Sprache. Er musste sich am Zaumzeug von Hanks Pferd festhalten und knirschte mit den Zähnen.

»Die hänge ich auf, die Strolche. Meine besten Zuchtpferde.«

Er brüllte vor Wut, riss dann die Zügel des Pferdes an sich und stieg auf.

»Vorwärts, ich will diese Strolche morgen haben.«

»Nein«, sagte Ruben. »Unmöglich.«

»Nichts ist unmöglich«, schrie er Ruben an. »Was fällt dir ein? Wenn ich morgen sage, dann haben wir sie morgen, verstanden?«

»Nein«, sagte Ruben noch einmal, und der Alte platzte beinahe vor Grimm. »Ich weiß nicht, vor wem sie weggelaufen sind, aber sie steckten zwei volle Tage im Badland auf unserem Gebiet. Sie müssen ihre Mustangs vorher gejagt haben, sonst wären nicht drei tot umgefallen. Nun haben sie Mustangs und unsere Pferde. Und die sind schneller als andere. Ich habe mir die Spur der Mustanghufe angesehen.«

»Na und?«

»Die Hufe sind abgewetzt, sie müssen über Felsen geritten sein. Wahrscheinlich ans Palo Duro-Bergmassiv. Mit den Mustangs kommen sie nicht sehr weit. Später werden sie die Mustangs stehen lassen, aber erst, wenn die am Ende sind. Dann nehmen sie unsere Pferde und reiten weiter. Rechne dir aus, wann sie einzuholen sind.«