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Indien - faszinierend, vielschichtig und gefürchtet: Es gibt wohl nur wenige Länder, an denen sich die Gemüter so sehr scheiden. Das vor allem vom Hinduismus geprägte Land zeichnet sich einerseits durch eine facettenreiche, bunt schillernde und "exotische" Kultur aus und die Gastfreundschaft seiner Bewohner sucht seinesgleichen, andererseits machen die Überbevölkerung und daraus resultierende Probleme, die oft marode Infrastruktur und gewisse Eigenarten der Inder vielen Besuchern den Aufenthalt schwer. Der ständige Wechsel von positiven und weniger positiven, gar schockierenden Erlebnissen unterwirft viele Reisende einem Wechselbad der Gefühle. Was hilft, das emotionale Pendel nicht zu sehr in eine Richtung ausschlagen zu lassen, ist Wissen - Wissen um das "Warum", das dem Verhalten der Gastgeber zugrunde liegt, Wissen, das Missverständnissen vorbeugt und Toleranz weckt. Auf das mysteriöse Kastenwesen und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern geht der jahrelang Indien-erprobte Autor ebenso ein wie auf indische Geschäftspraktiken, Tischsitten und die durch die Globalisierung befeuerten Kontraste zwischen Moderne und Tradition. Dazu: 22 Seiten Verhaltenstipps von A bis Z mit vielen Hinweisen für angemessenes Verhalten, Verweise auf ergänzende und unterhaltsame Multimedia-Quellen im Internet, Literaturempfehlungen zur Vertiefung … Aus dem Inhalt: - Die Kasten: Hierarchie durch Geburt? - Glaube und Aberglaube - Die Großfamilie: der Zentralpunkt des Lebens - Zu Gast: "Iss, trink, hab' Spaß!" - Auf dem Basar: Handeln und Feilschen - Die indische Hygiene: der wunde Punkt? - Stadt und Land: zwei Welten - Korruption und Bürokratie: eine Bruderschaft der Mogelei? - Nonverbale Kommunikation - Freundschaften: East meets West - Regen ohne Ende: der Monsun KulturSchock - die besonderen und mehrfach ausgezeichneten Kultur-Reiseführer von REISE KNOW-HOW. Fundiert, unterhaltsam und hilfreich im fremden Alltag unter dem Motto: Je mehr wir voneinander wissen, desto besser werden wir einander verstehen. REISE KNOW-HOW - Reiseführer für individuelle Reisen
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Seitenzahl: 356
Rainer Krack
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„Khao, pio, maja karo!“„Iss, trink, hab Spaß!“
Indische Lebensmaxime
Sechsundzwanzig Jahre ist es nun her, dass dieses Buch 1987 zum ersten Mal erschien. „KulturSchock Indien“ war der erste Band der mittlerweile sehr erfolgreichen Kultur-Schock-Reihe des REISE KNOW-HOW Verlages, die 2010 auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin mit dem Preis „Besondere Reiseführer-Reihe“ ausgezeichnet wurde.
Indien ist alles andere als ein leichtes Reiseland. Diese Tatsache erklärt auch den Erfolg des hier vorliegenden Buches: Kaum irgendwo anders ist der Kulturschock größer, kaum irgendwo anders werden die Nerven der Besucher auf eine solch schwere Probe gestellt und kaum irgendwo anders ist man auf so viel Hilfestellung – in Form von Informationen und Vorwissen – angewiesen wie in Indien.
Am Ende der Reise ist Indien für viele ein Traumland, in das sie immer wieder gerne zurückkehren. Für andere kann es zum Albtraum werden. Schon unsere Vorfahren, die als erste Weiße Indien betraten, waren entsetzt über die „Fremdartigkeit“ und die in westlichen Augen bizarren Rituale und Glaubensvorstellungen der Inder. Nur wenige Reisende der Vortourismuszeit wagten es, sich ernsthaft mit den Vorstellungen der Einheimischen auseinanderzusetzen. Diejenigen, die es taten und sich gar indische Lebensgewohnheiten aneigneten, setzten sich dem Spott ihrer Landsleute aus. „Gone native“ nannten die Engländer diesen unerwünschten Zustand der Integration, „zum Eingeborenen geworden“. Eine meiner Lieblingsfiguren ist Generalmajor Charles Stuart (ca. 1758–1828). Als „Hindoo Stuart“ ging er in die britische Kolonialgeschichte ein. Er hatte sich kopfüber in die ihm anfänglich fremde Kultur gestürzt. Heute liegt er in einem „kleinen Mausoleum“ auf dem South Park Street Cemetary in Kolkata (Kalkutta) begraben (ein faszinierender Ort, den man bei einem Besuch nicht auslassen sollte).
Während manche Reisende den Kulturschock und eine oft irrationale, sehr emotionalen Ablehnung des Fremden erleben, neigen andere zu einer ebenso irrationalen Romantisierung des Gastlandes. In diesem Buch wird versucht, ein für den Reisenden realistisches Bild Indiens zu präsentieren, sodass der Reisende auf möglichst viele Situationen vorbereitet sein möge. Indien ist ein extrem vielschichtiges und oft widersprüchliches Land, das beileibe nicht leicht zu „erklären“ ist. Verhaltensweisen, die in relativ modernen Städten wie Delhi oder Mumbai als akzeptiert und „normal“ gelten, würden in einem abgelegenen Dorf vielleicht einen Schock oder gewalttätige Proteste auslösen. Indien ist – auch wenn es nach einer Floskel klingt – ein Land der Gegensätze. Es ist keine leichte Aufgabe, den westlichen Reisenden auf 1,2 Milliarden Inder vorzubereiten, die unterschiedlichen Religionen und lokalen Sitten folgen, sich in Tausende von Kasten aufteilen und in Hunderten von Sprachen kommunizieren. Nicht einmal ihre Essensgewohnheiten kann man unter einen Hut bringen. In vielen Fällen müssen wir uns daher mit einer Art „Durchschnittsinder“ behelfen, auf den viele „typisch indische“ Eigenschaften zutreffen.
Einigen Kapiteln dieses Buches wurde ein Zitat vorangestellt, das ich einem frühen „Vorläufer“ der KulturSchock-Bände aus dem 19. Jahrhundert entnommen habe: „Hindu Manners, Customs and Ceremonies“ von dem ehrenwerten Abbé (Abt) J. A. Dubois beruht auf 31 Jahren Indienerfahrung (1792–1823) und beschreibt das zeitgenössische Leben der Inder sowie ihre Gebräuche. Nicht selten zeigt Dubois, dass er selbst einem erheblichen Kulturschock erlegen war. Als Darstellung indischen Lebens des 19. Jahrhunderts aber ist sein Buch ein Klassiker. Einige der vorangestellten Zitate aus Dubois’ Buch haben bis heute ihre Gültigkeit, andere sind antiquiert und erscheinen kurios. Manche Leser haben die Zitate als meine eigene Meinung missverstanden. Dem ist nicht so, sie stellen lediglich Abbé Dubois als Opfer des Kulturschocks dar. (Unter dem Titel „Leben und Riten der Inder – Kastenwesen und Hinduglaube in Südindien um 1800“ ist Dubois’ Buch im REISE KNOW-HOW Verlag erschienen.)
Der hier vorliegende Band soll helfen, den Kulturschock des Reisenden abzumildern oder ihn im Idealfall gänzlich zu vermeiden. Eine goldene Überlebensregel für den Aufenthalt in Indien möchte ich gleich voranstellen. Es handelt sich um eine mentale Einstellung, die man sich zulegen sollte: Indien ist ein Land, das einem extreme Erfahrungen bescheren kann, gute wie weniger gute. Ein ständiges Wechselbad der Gefühle gehört zu Indien wie die Gezeiten zur Bucht von Bengalen. Es gilt, ein wenig yogihaften Gleichmut zu kultivieren, sich von den guten Erlebnissen nicht zur Euphorie verleiten zu lassen und sich von den negativen Begebenheiten nicht herunterziehen zu lassen!
Um diesen Gleichmut zu bewahren, hilft Verständnis: Im öffentlichen Leben können Inder westliche Reisende zur Weißglut bringen, oft wird man grob und rüpelhaft behandelt. Auf der anderen Seite zeigen Inder im Privaten allerhöchste Gastfreundschaft, Güte und Herzlichkeit und oft findet man Freunde fürs Leben. Im öffentlichen Leben muss um alles gekämpft werden, denn die Ressourcen sind begrenzt und die 1,2 Milliarden Menschen wollen überleben. Privat aber, losgelöst vom Alltagskampf, sind Inder oft die liebenswürdigsten Menschen, die man sich wünschen kann.
In diesem Sinne: gute Reise und viele wunderbare Erlebnisse in Indien!
Rainer Krack, Mai 2013
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Vorwort
■Verhaltenstipps von A bis Z
■Religion und Weltsicht
Der Hinduismus: das Leben ist Religion
Der Aberglaube: die Kehrseite der Religion
Die Kasten: Hierarchie durch Geburt?
■Familie und Gesellschaft
Die Großfamilie: der Zentralpunkt des Lebens
Heirat und Ehe: der wichtigste Schritt
Pssst, Sex: das große Tabu und die Folgen
Kinder, Kinder: die Überbevölkerung
Die Frau: Göttin oder Dienerin?
Paisa: der Inder und das Geld
Die Politik: Indiens Leid und Leidenschaft
Stadt und Land: zwei Welten
Xenophobie: die Angst des Inders vorm fremden Mann
■Reisealltag
Auf der Straße: „What’s your name?“
Missverständnisse: die Wurzeln des Konfliktes
Bettler, Schnorrer und Ganoven: „One rupee, please!“
Die Unsensibilität des Gastes: Was tun? Was nicht?
Die indische Hygiene: Der wunde Punkt?
Korruption und Bürokratie: Eine Bruderschaft der Mogelei?
Guru-Shopping: die Suche nach dem Meister
Indian Standard Time: die Uhren gehen anders
Unterwegs mit Bus, Bahn und Flugzeug
Zu Gast: „Iss, trink, hab’ Spaß!“
Respekt: das Schlüsselwort für den täglichen Umgang
Freundschaften: East meets West
Auf dem Basar: Handeln und Feilschen
Regen ohne Ende: der Monsun
Glanz und Elend der „Gottesdienerinnen“: das Yellamma-Fest in Saundatti
■Anhang
Die indische Presse: Quelle der Information
Nützliche Internetseiten
Lesetipps
Glossar
Register
Übersichtskarte Indien
Der Autor
Extrainfos im Buch
ergänzen den Text um anschauliche Videos, die vom Autor aus der Fülle der Internet-Quellen ausgewählt wurden. Sie können bequem über unsere spezielle Internetseite http://ks-indien.reise-know-how.de durch Eingabe der jeweiligen Extrainfo-Nummer (z. B „#1“) aufgerufen werden.
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Pilger in Udipi, Karnataka
Exkurse zwischendurch
Geist führt zum Tod einer ganzen Familie
Munnabhai sei Dank: ein Volk entdeckt seinen „Vater“ wieder
Indische Hochzeitsannoncen
Homosexualität und Eunuchentum
Sexueller Missbrauch von Kindern: Indiens dunkelstes Geheimnis?
„If her parents had not wanted a daughter“
Gechlechtsbestimmung: Soll’s was Süßes sein?
„Big Brother“ mit Shilpa Shetty: Eine Ohrfeige für Indien?
Mithörskandal im Flughafenrestaurant
Gold, Adidas und Haarspray: seltsame Funde bei SathyaSai Baba
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Das Einreiben mit Uferschlamm an der Dargah von Mira Datar ist Teil des dortigen Exorzismus-Programms
■Aberglaube: Der Aberglaube ist unlösbar mit den „offiziellen“, religiösen Dogmen verschmolzen. Magie, Wunderglaube, Astrologie u. Ä. sind weit verbreitetet, nicht nur im Hinduismus, sondern auch im Islam und den meisten anderen Religionen Indiens (siehe auch das Kapitel „Der Aberglaube: Die Kehrseite der Religion“ S. 40). In abgelegenen ländlichen Gebieten können die Auswüchse des Aberglaubens beinah mittelalterlich wirken. So ist es zum Beispiel nicht ungewöhnlich, wenn Menschen schwarze Magier anheuern, um Feinde zu verhexen; die „Verhexten“ wiederum benötigen okkulte Hilfe, um die Flüche von sich abzuwenden. Als Tourist halte man sich offen für alles und genieße das „Andere“ oder „Exotische“. Selbst in den großen Metropolen wird gehext, verflucht und exorziert. An der Dargah von Mira Datar im Stadtteil Darukhana in Mumbai (eine Dargah ist die Grabstätte eines muslimischen Heiligen) kann man beobachten, wie „Besessene“ versuchen, sich die Dämonen austreiben zu lassen.
■Ansprechen: Inder sprechen Ausländer nur allzu gerne an, auf der Straße oder sonstwo: „What is your name?“, „Where do you come from?“ o.Ä. Man ist neugierig und möchte einen kleinen Schwatz halten. Anstatt genervt zu reagieren, sollten Besucher des Landes sich freuen, dass sie so willkommen sind und nicht – wie oft in der Heimat – auf Gleichgültigkeit und Unfreundlichkeit stoßen.
■Armut und Bettelei: Die häufig anzutreffende Armut kann einen Europäer schockieren und deprimieren. Das häufige und hartnäckige Auftreten von Bettlern kann anstrengen und irritieren. Manchen Reisenden plagt ein schlechtes Gewissen, weil es ihm selbst so viel besser geht. Unter den Bettlern gibt es allerdings Profis, die durch Betteln mehr verdienen, als sie durch Arbeit einnehmen würden. Oft sind es Sadhus („heilige“ Männer), Fakire (eine Art muslimisches Pendant zu den Sadhus), Hijras (Eunuchen oder angebliche Eunuchen) oder andere „exzentrische“ Zeitgenossen. Dabei bedienen sie sich oft sogar einschüchternden Gebarens. Show gehört ebenso zum Geschäft, davon sollte man sich nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Wer etwas geben will, sollte dies bei Personen tun, die offensichtlich arbeitsunfähig sind (Krüppel, Greise etc.). Frauen, die mit Kind auf dem Arm betteln, um damit Mitleid zu erheischen, sind Profis!
■Alkohol: Alkohol ist weitgehend verpönt und sein Konsum ist mit einem Hauch von Frevel oder Unsittlichkeit behaftet. Die meisten Inder sind lebenslange Abstinenzler. Aufgrund hoher Steuern, die von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich ausfallen, sind alkoholische Getränke, am Landesstandard gemessen, relativ teuer, vor allem in Restaurants oder Bars. Der Bundesstaat Gujarat ist sogar gänzlich „trocken“, Alkohol gibt es hier nur auf dem Schwarzmarkt. Ausländer können sich eine spezielle Gehnemigung austellen lassen. Erhältlich sind sie z. B. in den Büros der Tourimusbehörde oder in Spirituosenläden in gehobenen Hotels.
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