Rettungskreuzer Ikarus 84: Sprung ins Ungewisse - Frederic Brake - E-Book

Rettungskreuzer Ikarus 84: Sprung ins Ungewisse E-Book

Frederic Brake

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Beschreibung

Die Mannschaft der Ikarus hat Langeweile. Da erreicht ein verstümmelter Notruf eines Schiffes der Galaktischen Kirche Vortex Outpost. Die Crew des Rettungskreuzers ist gezwungen, in einem Wettlauf gegen die Zeit die Position des Havaristen zu bestimmen. Als die Ikarus das Unglücksschiff endlich erreicht, hat sich die Notlage weiter zugespitzt und Sonja DiMersi muss zur Rettung der Besatzung einen Sprung ins Ungewisse wagen …

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Inhalt

Impressum

Prolog

Epilog

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Impressum

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Januar 2022 Alle Rechte vorbehalten. © Dirk van den Boom & Thorsten Pankau Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild und Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Endlektorat: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-790-1 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-818-2 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

Prolog

Der Rettungskreuzer Ikarus des Freien Raumcorps wird dafür eingesetzt, in der besiedelten Galaxis sowie jenseits ihrer Grenzen all jenen zu helfen, die sich zu weit vorgewagt haben, denen ein Unglück zugestoßen ist oder die anderweitig dringend der Hilfe bedürfen. Die Ikarus und ihre Schwesterschiffe sind dabei oft die letzte Hoffnung bei Havarien, Katastrophen oder gar planetenweiten Seuchen. Die Crew der Ikarus unter ihrem Kommandanten Roderick Sentenza wird dabei mit Situationen konfrontiert, bei denen Nervenstärke und Disziplin alleine nicht mehr ausreichen. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um diesen Dienst machen zu können – denn es sind wilde Zeiten …

Wernö Tallandars Bewusstsein kehrte zurück in das Gewimmer der Sirenen und den Gestank von schmorendem Plastik und ionisierter Luft. Seine Ohren schmerzten von den hochfrequenten Warntönen fast mehr als sein Kopf. Mit Mühe gelang es ihm, ein Auge zu öffnen. Er schloss es sofort, als die grellen Lichter der Schadensanzeigen und der Warnleuchten ihn blendeten. Sein Oberkörper schmerzte ebenfalls. Die Anschnallgurte seines Sitzes hatten sich fest darum gepresst, und der Druck hinderte ihn daran, tief einzuatmen.

Immerhin, dachte er, lebe ich noch, den Alten Völkern sei Dank!

Wernö schüttelte den Kopf. Schmerzwellen schwappten ansatzlos durch sein Gehirn. Übelkeit stieg zusammen mit Magensäure in seiner Speiseröhre hinauf. Nun hörte er weitere Geräusche, zusätzlich zu den Sirenen.

Nuncan Dux, im Sitz neben Wernö hängend, erbrach sich geräuschvoll.

Wernö Tallandar nahm es mitleidsvoll zur Kenntnis. Er war zu sehr damit beschäftigt, selber wieder ins Jetzt zurückzufinden und die zahlreichen Warn- und Schadensmeldungen der Guter Glaube zu sichten, um Nuncan helfen zu können.

Das abrupte Austreten aus dem Hyperraum war dem jungen Adepten nicht gut bekommen und auch Wernö, gewöhnt an ein Raumfahrerleben, hatte mit den Folgen zu kämpfen. Nach und nach verstummten die Sirenen, je mehr Warnmeldungen er im Computer bestätigte. Mit der letzten Sirene endeten auch die Würgegeräusche Nuncans.

»Priester«, sagte er schwach und wischte sich übers Gesicht, »seid Ihr am Leben?«

»Ja«, kam die knappe Antwort, während Wernö weiter die Schadensprotokolle auslas. Dabei blickte er immer wieder kurz zu Nuncan.

Nuncan richtete sich auf und versuchte vergeblich, die Reste seines Frühstücks von der dunkelblauen Uniformrobe zu wischen. Mühsam löste er die Gurte, die ihn im Sitz gehalten hatten, und stand auf. Schwankend kam er auf die Beine.

»Was ist passiert?«, stellte er die unvermeidliche Frage.

»Das werden wir bald wissen. Erst müssen wir uns Klarheit verschaffen, wie es um uns steht«, erwiderte Wernö und widmete sich wieder ganz den Protokollen.

Er ignorierte dabei Nuncan, der sich langsam und vorsichtig durch die Zentrale des Schiffes bewegte. Offensichtlich war er einigermaßen unverletzt.

»Wenigstens die Lebenserhaltung ist intakt. Gedankt sei dem Universellen!«, ließ Nuncan verlauten, und seine Hände zeichneten eine liegende Acht in die Luft, das Zeichen des Universellen, allen Anhängern und Dienern der Galaktischen Kirche vertraut.

»Das scheint aber auch das Einzige zu sein, was keinen nennenswerten Schaden davongetragen hat. Der Normalraumantrieb ist offline und unser Hyperraumantrieb hat nicht einmal Sensoranzeigen. Wir treiben«, stellte Wernö fest.

Nuncan rieb sich den deutlich sichtbaren Bauch, eine Geste der Verunsicherung.

»Was … was heißt das?«, fragte er. Seine Stimme kiekste dabei.

Wernö hob die Schultern. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Die Außensensoren sind noch weitestgehend intakt. Ich scanne unsere Umgebung. Bisher keine Anzeichen eines Sternensystems in unserer Nähe. Der Hyperfunk ist wohl auch unbeschädigt. Nuncan, scan alle Frequenzen. Vielleicht entdeckst du etwas.«

Nuncan zog ein abgefallenes Deckenpanel von der Funkkonsole, setzte sich hin und schaltete die Anlage ein. Ein Bildschirm wurde hell, darauf wurden die Zeichen des Selbsttests sichtbar. Nach einigen Sekunden erschien ein »ok«. Nuncan seufzte erleichtert.

»Alles gut, Adept?«, fragte Wernö.

»Er funktioniert tatsächlich«, sagte Nuncan und tippte auf der Tastatur der Konsole herum. Er programmierte einen Frequenzsuchlauf.

Wernö sah zu ihm hinüber.

Offensichtlich war der Adept froh darüber, etwas zu tun zu haben. Seine Gesten wirkten ruhiger als noch Minuten zuvor. Schließlich drückte Nuncan auf eine letzte Taste.

»Wollen doch mal sehen«, murmelte er.

»Was wollen wir sehen?«, fragte Wernö, dessen scharfen Ohren nichts entging.

»Ob wir Erfolg haben. Ich habe zusätzlich einen Notruf vorbereitet. Auf Euer Signal kann ich die Sendung starten.«

»Warte zunächst einmal, was der Scan ergibt. Vielleicht haben wir Glück und können das Signal eines Kirchenschiffes auffangen.«

Während der Scan lief und Nuncan die Anzeigen überwachte, analysierte Wernö weiter die Schadensprotokolle.

Etliche davon wurden immer noch auf dem Schadensmonitor der Guter Glaube angezeigt. Es gab zwar fast keine Beschädigung der Hülle, doch was auch immer ihren Rücksturz aus dem Hyperraum ausgelöst hatte, war nicht spurlos an den Aggregaten des Raumschiffes vorübergegangen. Laut den Protokollen war sowohl der Hyperantrieb als auch der Antrieb für den Normalraum schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Umformspulen des Hyperantriebes, die für die Erzeugung des Schutzfeldes um das Schiff im Hyperraum zuständig waren, lieferten keinerlei Telemetriedaten mehr. Die Kameras, mit denen der Maschinenraum des Schiffes fernüberwacht werden konnte, waren ebenfalls ausgefallen. Wernö nahm an, dass die Zerstörungen dort immens sein mussten. Die Fernsensoren waren neben der Außenhülle und den Komponenten des Hyperantriebes die stabilsten und widerstandsfähigsten Teile des Raumers. Eine solche Katastrophe erklärte auch den Ausfall der anderen Antriebsaggregate.

»Seltsam«, sagte er leise und las nochmals sorgfältig die Auflistung der Schäden durch.

Nuncan wurde aufmerksam.

»Was ist seltsam? Dass wir ohne Grund einfach so aus dem Hyperraum geschmissen wurden?«, wollte er wissen.

»Nichts geschieht ohne Grund im Universum. Das wussten schon die Alten Völker. Nein, seltsam ist, dass die Antriebe zerstört und die Sensoren im Maschinenraum blind sind, aber die Lebenserhaltung noch funktioniert. Die Schiffshülle ist fast völlig unbeschädigt, nur eine Notversiegelung im Bereich des linken Triebwerksschachtes. Es gibt keine Explosionsspuren. Die Strahlungswerte sind ebenfalls normal.«

»Das ist doch gut?«

Wernö nickte bedächtig.

»Eigentlich schon. Dennoch müsste die Lebenserhaltung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Die Aggregate befinden sich auch im Maschinenraum.«

Wernö öffnete die Sicherheitsgurte und stand auf.

»Priester, was habt Ihr vor?«, fragte Nuncan und blickte nervös zu Wernö.

»Ich sehe mal nach, was im Maschinenraum noch übrig ist.«

»Das … das halte ich für keine gute Idee. Es gibt keine Messdaten. Es könnte starke Strahlung vorhanden sein, die uns nur nicht angezeigt wird.«

»Unsinn, Nuncan! Du müsstest doch durch deine Ausbildung wissen, dass die Radiationssensoren im Rest des Schiffes Alarm schlagen würden.«

»Und wenn die auch kaputt sind?«, begehrte Nuncan auf. »Wir wissen nicht, was den Schaden verursacht hat. Wir wissen überhaupt nicht, was passiert ist. Keiner von uns kann wissen, was das Ereignis alles beschädigt hat. Und außerdem«, er machte eine bedeutungsvolle Pause, »fängt der Hyperfunk keine Signale ein.«

»Ja, und? Gib dem Scan noch Zeit.«

Nuncan schüttelte den Kopf. »Ihr versteht nicht. Ich empfange gar nichts. Weder Signale von Schiffen noch Störsignale vom Hintergrundrauschen des Universums. Gar nichts!«

»Aber die Anlage ist doch in Ordnung, oder?«

»Zumindest laut Selbsttest.« Nuncan strich mit der Hand über die Konsole. »Ich traue dem Test nur nicht mehr«, sagte er dann.

Wernö seufzte. »Also gut. Wichtige Dinge zuerst. Schauen wir also nach der Hyperfunkanlage.«

»Verflixt! Nichts. Rein gar nichts, was die Stille erklären würde«, fluchte Nuncan und ließ geräuschvoll die Abdeckung der Hyperfunkanlage wieder einrasten.

Wernö nickte. Eine Stunde lang hatten er und sein Adept die Anlage überprüft. Alle Teile waren intakt, eine Überprüfung der Leitungen hatte auch nichts ergeben.

»Und nun?«, fragte Nuncan.

»Sollten wir erst einmal etwas essen. Und dann vielleicht ein wenig beten«, sagte Wernö und stand mühsam auf. Das lange Ausharren in einer wenig bequemen Haltung machte sich bemerkbar. Er stöhnte unterdrückt.

»Alles in Ordnung, Priester?«

Wernö winkte ab. »Alles in Ordnung. Ich bin halt kein junger Adept mehr.«

»In der Tat. Verzeiht, wenn ich das so sage. Aber Ihr seid ein erfahrener, hoch angesehener Priester. Andere mit Euren Meriten wären schon lange Prior oder Nuntius.« Nuncan wurde schlagartig rot und schlug die Hände vor den Mund. »Oh, bitte entschuldigt. Ich wollte nicht so forsch erscheinen«, sagt er verschüchtert.

Wernö lächelte. »Schon gut, Nuncan, schon gut. Du hast ja recht. Ich sollte auf St. Salusa in einem gemütlichen Büro sitzen und andere auf Reisen durch die Galaxis schicken.« Verträumt blickte er auf den Hauptbildschirm der Zentrale, auf der das Schwarz des Weltalls zu sehen war, nur wenig gesprenkelt mit schwachen Lichtpunkten ferner Sterne. Er wies Nuncan mit einer Geste auf den Bildschirm hin. »Gemütliche Büros haben bei aller Annehmlichkeit jedoch einen entscheidenden Nachteil. Weißt du, welchen?«, fragte er.

Nuncan schüttelte den Kopf.

»Sie haben in der Regel keine Sterne vor dem Fenster«, sagte Wernö nach ein paar Augenblicken.

Er atmete tief durch, dann ging er zur Tür der Zentrale. Sie öffnete sich, wenn auch langsam. Dahinter kam der zentrale Korridor zum Vorschein, der sich bis zum Heckbereich des Schiffes erstreckte.

Wernö ging hinein und begab sich zur Messe, wenige Meter vom Zentralenschott entfernt auf der rechten Seite. Auch diese öffnete sich, ebenfalls langsam.

Wernö ging hindurch, trat zu einem der Nahrungsschränke und holte für sich und Nuncan je ein Nutritionpac und einen Wasserbehälter heraus.

Er sah sich in der Messe um.

Auch hier hatte der unvorhergesehene Austritt aus dem Hyperraum so einiges durcheinandergebracht. Einer der Geschirrschränke beispielsweise hatte eine Klappe verloren und seinen Inhalt weiträumig in die Messe verteilt.

Wernö seufzte. Hier würden sie zuletzt aufräumen, ahnte er.

Er wandte sich Richtung Ausgang, als er ein hohes Summen hörte.

Nuncan Dux überprüfte zum wiederholten Mal die Testprotokolle der Hyperfunkkonsole. Sie gaben einfach keinen Aufschluss darüber, warum die Guter Glaube keine Signale empfing. Eigentlich sollte der Hyperfunk voll von Signalen unterschiedlichster Art sein.

Langsam siegte der Hunger über seine Besorgnis. Gleich würde der Priester sicherlich mit einem dieser widerlichen Nutritionpacs zurückkommen.

»Warum hat Tallandar nur so wenig für Genuss über?«, murmelte Nuncan vor sich hin.

Seit drei Jahren war er jetzt Adept des Priesters. Eine spannende Zeit.

Wernö war einer der profiliertesten Erkundungspriester des Pfads des Glaubens. Seine Bilanz war makellos. Bisher hatte er jeden Planeten wieder zurück in den Schoß der Kirche gebracht.

Nuncan war stolz, als sein Adept ausgewählt worden zu sein. Wernö Tallandar war eine Art Berühmtheit innerhalb der Explorationsorganisation der Galaktischen Kirche, und je mehr Nuncan mit ihm erlebte und dabei über ihn erfuhr, umso mehr wunderte er sich, warum der Priester nicht schon längst Raumprior oder gar Nuntius war.

»Irgendwann werde ich ihn noch mal fragen. Die Sterne vorm Fenster? Von wegen! Ich bin sicher, die richtige Antwort wird mich beunruhigen«, führte Nuncan seinen Gedankengang halblaut weiter.

Diese Angewohnheit der leisen Selbstgespräche würde ihn eines Tages einmal in ernste Schwierigkeiten bringen, vermutete er. Sie half ihm beim Denken und dabei, Stress besser zu bewältigen. Solange niemand in seiner Nähe war, war das kein Problem.

Ächzend erhob sich Nuncan aus dem Sessel und kniete sich vor die Konsole. Er löste die magnetische Verriegelung der Abdeckung. Als er die Klappe abhob, rutsche ein Kabelstrang heraus.

»Huch!«, wunderte sich Nuncan und legte die Abdeckung beiseite.

Der Kabelstrang hing nun frei vor ihm. Beschädigungen waren keine zu sehen. Vorsichtig tastete Nuncan danach. Die Steckverbindungen waren ebenso intakt. Da die Protokolle keinen Schaden angezeigt hatten, hatte er auch nichts anderes erwartet.

Nuncan untersuchte weiter das Innenleben. Soweit er das beurteilen konnte, waren keine Defekte oder losen Kontakte erkennbar.

»Mist!«, fluchte Nuncan und gab der Konsole einen Klaps. »Warum funktionierst du nicht, du dummes Ding?«

Er bekam keine Antwort.

Natürlich nicht, die Kontrolllichter leuchteten zwar, aber ansonsten war die Anlage stumm wie ein Abradafisch.

Nuncan leckte sich über die Lippen, als er diesen Gedanken hatte. Diese Delikatesse hatte er seit Jahren nicht mehr kosten dürfen, seit er von seiner Heimatwelt aufgebrochen war, um in den Dienst der Kirche zu treten. Der örtliche Priester hatte ihm dazu geraten. Ein Weg, aus der allgegenwärtigen Armut zu entkommen, die seine Welt seit der gewaltsamen Eingliederung in das Multimperium niederdrückte. Nuncan war sein Lieblingsschüler gewesen und er gab ihm einen Empfehlungsbrief mit, den Nuncan an Wernö Tallandar übergeben sollte.

»Und nun sitze ich hier und rede mit einer Hyperfunkkonsole«, sagte er, kicherte leise und zog sich am Rand des Gehäuses hoch.

Kaum stand er, hörte er einen Knall aus dem Inneren des Schiffes.

Roderick Sentenza sah missmutig auf den Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. Fast schien es ihm, als blicke dieser vorwurfsvoll zurück. Roderick hätte es verstehen können, einige der Akten lagen dort schon seit Wochen.

»Verdammter Schreibkram!«, fluchte er.

Der Mann auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch grinste.

»Da gibt es nichts zu lachen. Ich könnte es ja auch einfach delegieren«, sagte er und sah böse lächelnd zu der dritten Person im Raum.

Sonja DiMersi sah ebenso zurück und nickte.

Roderick lehnte sich im Bürostuhl zurück, legte die Hände zu einem Dach zusammen und sah über den First hinweg Darius Wenderveen an, den Mann auf dem Stuhl.

Der stutzte einen Moment, dann hob er abwehrend die Hände. »Oh, nein!«, stieß er hervor. »Das könnte euch so passen. Ich bin Ingenieur, kein Aktenabstauber. Macht das mal schön selber.«

»Da zeigt dir Rod mal, wie sehr er dir vertraut, und du bist nicht mal dankbar«, erwiderte Sonja und zog einen Schmollmund.

Wenderveen sah von ihr zu Roderick und zurück. Keiner der beiden sagte ein Wort. Wenderveen legte den Kopf schief. »Ihr meint das doch nicht ernst, oder?«, fragte er und zeigte ein zögerliches Lächeln.

Das Ehepaar Sentenza schwieg weiter.

Wenderveen wurde unbehaglich zumute. Er schluckte vernehmlich. »Leute! Das könnt ihr nicht machen. Ich habe keine Ahnung von dem Kram. Gebt mir eine Roboterleiche zum Daran-Herumschrauben und ich bin glücklich. Aber das? Das Corps wäre im Handumdrehen pleite!« Er zeigte auf die Akten und machte ein entsetztes Gesicht.

Roderick atmete einmal tief durch. »Noch bin ich Leiter des Rettungsdienstes und«, er hob den Finger und zeigte auf Wenderveen, »dein Kommandant …« Er sprach nicht weiter.

Wenderveen hatte ihn auch so verstanden. Er wurde blass.

In diesem Moment prustete Sonja. »Du müsstest mal dein Gesicht sehen«, sagte sie unter Gekicher.

Roderick grinste ebenfalls.

»Also, euch sollte man doch!«, empörte sich Wenderveen, was Sonja und Roderick noch einmal auflachen ließ. Wenderveen sah sie mit ärgerlich verkniffenem Gesicht an, dann stimmte er in das Lachen ein.

»Warum ich dich eigentlich hergebeten habe, Darius«, sagte sein Vorgesetzter schließlich, »ist, dass ich deine Einschätzung zu Arthur Trooids derzeitiger Verfassung wissen möchte.«

Wenderveen runzelte die Stirn. »Gibt es Anlass zu Befürchtungen, dass etwas nicht stimmt?«, hakte er nach.

Roderick schüttelte den Kopf. »Nein, nein, keine Sorge. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet. Du weißt aber auch, dass er unermüdlich danach strebt, möglichst menschlich zu wirken. Und dass er dabei manchmal vielleicht … unkonventionelle Wege geht.«

»Und? Was ist daran falsch?«, fragte Wenderveen lauernd.

Roderick sah kurz zu seiner Frau.

»Nichts, Darius«, sagte sie. »Rod muss nur sicher sein, dass dieses Streben nicht irgendwelche negativen Effekte haben könnte.«

»Negative Effekte?«, sagte Wenderveen laut und machte bei dem Wort Effekte mit den Händen, die Gänsefüßchengeste. Er schnaubte zornig. »Arthur ist der loyalste …« Er zögerte kurz, dann setzte er neu an. »Arthur ist das loyalste Crewmitglied, das ihr euch vorstellen könnt. Und egal, wie menschlich er wirken will, er wird niemals seine Crew im Stich lassen. Seine ethische Programmierung geht weit über das hinaus, was ich geschaffen habe. Er entwickelt sich ständig aus sich heraus weiter, in jeder Beziehung. Das hat er oft genug bewiesen.«