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Schon im Prolog des kleinen Ratgebers wird klar: Mit dem Handicap eines verkrüppelten X-Chromosoms bedeutet jede Erkrankung eine akute Bedrohung des Überlebens. Das weiß Mann nun ja schon länger. Ein zweites Überprüfen der Situation wischt dann auch jeglichen Zweifel beiseite. Der Rachen fühlt sich geschwollen an, das Schlucken geht nicht mehr so einfach wie gestern Abend. Da lief das Bier locker durch die Kehle ohne auch nur die geringste Beeinträchtigung. Der Kopf fühlt sich schon an, als ob in Kürze eine heftige Fieberattacke droht. Wieder leichte Panik. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Im folgenden Kapitel Richtig krank werden erfährt Mann dann, wie er sein Krankenstadium sorgfältig einleitet, indem er tapfer erklärt, aufzustehen, sich heldenhaft in die Firma zu schleppen und der Krankheit die Stirn zu bieten und ein echter Kerl zu sein, den Abermillionen kleine Tiere nicht in die Knie zwingen können. Dabei ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass der morgendliche Kaffee nicht durch eine große Schale Salbeitee ersetzt wird. In Richtig krank sein (nichts für Amateure!), geht es dann ans Eingemachte. Mann wird angeleitet und ermutigt, wie er die tödliche Bedrohung zunächst zelebriert und so in den Genuss der vollen Fürsorge durch Partnerin und Familie kommt. Sobald das massive Grauen abgewendet ist, ist der vielversprechende Zeitpunkt erreicht, die Medikation massiv zu verändern. Halsweh und Schmerzen sind durch die Medikamente und Tees nicht besser geworden, sondern nur deiner robusten Gesundheit ist es zu verdanken, und dem absoluten Willen wieder zu genesen, dass du nicht ins Delirium abgeglitten bist. () Dabei ist jedoch () absolute Selbstdisziplin angesagt. Wenn du nun zwei Portionen Currywurst mit Pommes rot-weiß orderst und dazu ein Sixpack deines Lieblingsbiers, dann ist das ein grober Stockfehler. In Richtig genesen kommt dann langsam der Zeitpunkt, dass sich dein Kranksein dem Ende zuneigt. Wichtig dabei ist, dass dieser Prozess nicht zu rasch vollzogen wird. Du musst dabei darauf achten, dass die Betreuung durch die Krankenschwester nicht abrupt endet, sondern nach und nach ausläuft. Schließlich musst du dich ja an das normale Leben erst wieder gewöhnen. Insgesamt also sollte die Pflege so lange wie möglich aufrechterhalten werden, insbesondere was deine Lieblingsspeisen und die Vermeidung von Kinderbetreuung und Mithilfe im Haushalt betrifft. Wenn es dir aber glückt, dass dein Heldenmut durch deine Familie bewundert wird, wirst du aus dieser Erkrankung gestärkt hervorgehen und dem Nimbus des Helden in der Familie steht nichts im Wege. Lies selbst!
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Seitenzahl: 43
Ähnliche
Afinion Innovations AGGerhard Krug
Gerhard Krug
Richtig krank sein
für Männer
Afinion Verlag
Originalausgabe
Afinion Verlag
Gerhard Krug
Copyright © 2019
by Afinion Innovations AG / Gerhard Krug
Schönbühl, Schweiz
ISBN 978-3-9820095-2-0
Cover und Illustrationen
Markus Olivieri
Über den Autor und dieses Buch
Gerhard Krug schreibt Bücher über den täglichen Wahnsinn des Lebens, zur Zeitgeschichte, historische Romane und Fachbücher zu seinem Berufsalltag im Projektmanagement, in dem es nicht besser zugeht. Immer im Mittelpunkt die Menschen hinter den Geschichten und vertiefte Anleitungen für das „richtige“ Verhalten in schwierigen Situationen.
Und so ist es auch mit dem Kranksein der Männer.
Frauen und Männer sind scheinbar unterschiedlich krank!
Während Frau einfach nur wieder gesund werden will und dabei auch noch die Familie im Blick hat, ist richtig Kranksein für Männer ein fast nicht zu bewältigendes Problem und eine heroische Aufgabe, die den gesamten Einsatz der Familie benötigt.
Weil! Mann ist nicht krank, sondern nur vorübergehend in seiner Schaffens- und Manneskraft eingeschränkt. Oder doch nicht?
Prolog
Ganz weich legt sie ihre Hand an deinen Nacken und zieht den Kopf zärtlich zu ihren Lippen. Du lässt es willig geschehen und spürst schon ihre weichen Lippen auf den deinen.
Blubb!
Und du bist wach und in deinem Bett wieder allein angekommen!
Es ist mitten in der Nacht. Gefühlt hast du überhaupt noch nicht geschlafen, geschweige denn tief.
Eine Überprüfung deiner körperlichen Empfindungen ergibt widersprüchliche Resultate.
Die Stirn ist gefühlt heißer als gewöhnlich. Das verwirrt.
Die Schlafposition mit einem völlig verdrehten Kopfkissen auf der linken Seite lässt auch nichts Positives erahnen.
Der Magen scheint in Ordnung, die vier Bier vom Abend und der Beutel Chips sind scheinbar ohne Probleme durchgeschleust worden.
Das Knie ist kalt, weil wahrscheinlich schon länger nicht mehr unter der Decke.
Ein Blick auf die Uhr irritiert. Es ist 4 Uhr 21. Zu früh um als vorab wach durchzugehen. Der Wecker ist auf 7 Uhr 15 gestellt.
Alles scheinbar in bester Ordnung.
Doch halt!
Beim Schlucken ist ein leichtes Ziehen an der linken Mandel zu spüren. Nicht sehr stark, aber auch nicht schwach genug, um als momentane Unpässlichkeit anerkannt zu werden.
Nochmals ein Testschlucken. Grausam!
Eine schwere Bronchitis oder auch eine vereiterte Mandelentzündung bahnt sich an.
Wenn’s gut geht.
An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken. Dazu ist der Krankheitsverlauf bereits zu weit fortgeschritten.
Nun wäre natürlich sofortige Symptombekämpfung angesagt. Aber um diese Zeit aufstehen?
Das schwächt den Körper noch zusätzlich und verschlimmert nur die Krankheit.
Also bleibst du liegen und fügst dich in dein kommendes Schicksal.
Es gilt nun die nächsten Tage der Krankheit zu überstehen. Und dabei auch noch eine der Krankheit entsprechende Leidensgeschichte zu durchlaufen.
Wobei der Fokus natürlich auf das Überleben gerichtet ist.
Mit dem Handicap eines verkrüppelten X-Chromosoms bedeutet jede Erkrankung eine akute Bedrohung des Überlebens. Das weiß Mann nun ja schon länger.
Nochmals nachprüfen. Kein Zweifel. Der Rachen fühlt sich geschwollen an, das Schlucken geht nicht mehr so einfach wie gestern Abend.
Da lief das Bier locker durch die Kehle ohne auch nur die geringste Beeinträchtigung.
Der Kopf fühlt sich schon an, als ob in Kürze eine heftige Fieberattacke droht.
Wieder leichte Panik. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.
Nun muss alles unternommen werden, was der Gesundheit dient und dabei musst du auch noch eine gute Figur machen. Also Bella Figura im Bett.
An Aufstehen ist jetzt ja ohnehin nicht mehr zu denken.
Du gehst in Gedanken den Arzneischrank durch. Wobei das nicht so einfach ist.
Dieser wird von deinem besseren Pendant geführt und überwacht.
Deine Kenntnis darüber beschränkt sich seit Jahren auf die Einnahme der dargereichten Mittel. Nachfüllen und Inventarisierung liegt nicht in deiner Hand.
Sie jedoch schläft selig neben dir. Ganz schön fies, aber im Augenblick nur dadurch zu ändern, dass du sie weckst.
Aber dazu brauchst du gute Argumente.
Ein klitzekleiner Verdacht auf eine kommende, schwere Krankheit reicht da nicht aus.
Das könnte in einem späteren Stadium des körperlichen Verfalls zu negativen Reaktionen führen. Also, dass sie dich in den nächsten Tagen nicht wirklich ernst nimmt und als Simulant einstuft.
Das jedoch gilt es unbedingt zu vermeiden. Um sie aus den Träumen zu holen, musst du schon mehr bieten als eine kleine Unpässlichkeit.
Deshalb heißt es nun auszuharren, bis der Wecker das Argument liefert.
Doch das hat auch einen kleinen Vorteil. Du kannst nun einen Vorgehensplan für Krankheit und Genesung entwickeln.
Alle Maßnahmen sorgfältig einordnen und bewerten.
Es gilt, keine unkoordinierten Heilungsaktionen durchzuführen, sondern sorgfältig durchdachte und abgestimmte Maßnahmen zu treffen, die tödliche Bedrohung durch die kleinen, bösartigen Tiere abzuwehren.
Die Zeit verrinnt nur sehr zäh. Jede Minute erbringt der Mandelcheck dasselbe Resultat. Es ist eine beginnende Halsentzündung. Vermutlich der schwereren Art.
Und sie wird dich Tage, wenn nicht gar Wochen ans Bett fesseln.
Somit bleibt dir nur, dich in dein Schicksal zu fügen!
Richtig krank werden
Irgendwann bist du weggedämmert. Der Wecker klingelt und du willst schon zügig aufstehen. So wie immer sonst.
Doch da erinnerst du dich an die grausame Wirklichkeit.
Du wirst krank!
