Robinsonade mit Thymian - Sissi Kaipurgay - E-Book

Robinsonade mit Thymian E-Book

Sissi Kaipurgay

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sechs Wochen auf einer Yacht um die Philippinen rum segeln - wer träumt nicht davon? Allerdings muss Marc dafür niedere Dienste verrichten, nämlich das Schiff putzen. Damit kann er leben, bekommt er dafür doch guten Lohn und jeden Tag schönes Wetter. Selbst die Gesellschaft des griesgrämigen Kapitäns, der merkwürdigen Crew und des hochnäsigen Eigners lassen sich so ertragen. Ausgerechnet mit letzterem landet er auf einer unbewohnten Insel. Na ja, mit einem der anderen wäre er nicht besser dran gewesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Robinsonade mit Thymian

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog - ein Jahr später

Robinsonade mit Thymian

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Copyright Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Fotos: Shutterstock 569532439 Palmenstrand und tropischer Strand, Aleksandr Ozerov, Palme auf Insel - Sissis Malkünste

Cover-Design: Lars Rogmann

Korrektur: Aschure, dankeschön!

Kontakt:http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/, https://www.sissikaipurgay.de/

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Robinsonade mit Thymian

Sechs Wochen auf einer Yacht um die Philippinen rum segeln - wer träumt nicht davon? Allerdings muss Marc dafür niedere Dienste verrichten, nämlich das Schiff putzen. Damit kann er leben, bekommt er dafür doch guten Lohn und jeden Tag schönes Wetter. Selbst die Gesellschaft des griesgrämigen Kapitäns, der merkwürdigen Crew und des hochnäsigen Eigners lassen sich so ertragen. Ausgerechnet mit letzterem landet er auf einer unbewohnten Insel. Na ja, mit einem der anderen wäre er nicht besser dran gewesen.

1.

„Schrubb das Achterdeck“, befahl Antonio, seines Zeichens Kapitän der Odyssee2001. „Bring mir vorher einen Kaffee.“

Das Wörtchen Bitte gehörte nicht zu seinem Wortschatz, genauso wenig, wie jedwede andere Höflichkeit zu seinem Repertoire. Jedenfalls nicht gegenüber Untergebenen. Gegenüber dem Chef hingegen katzbuckelte das Arschloch.

„Aye-aye.“ Marc salutierte spöttisch und eilte runter in die Kajüte, um das Gewünschte zu holen.

Anfangs hatte er sich über Antonios Verhalten aufgeregt, doch mittlerweile ging es ihm am Arsch vorbei. Sich zu grämen verursachte nur Falten. Eitel war er nicht, doch wenn schon Falten, dann bitte vom Lachen.

Bevor er den Becher nach oben trug, schaute er sich nach allen Seiten um und spuckte hinein. Ein bisschen Rache musste sein. Erwischen lassen durfte man sich dabei natürlich nicht.

Außer Antonio gab es noch Manolo und Kirk, die sich um den kulinarischen sowie technischen Kram kümmerten; den Motor, Funkanlage, Navigationssystem und die Segel, sofern letztere mal - meist herrschte Flaute - gebraucht wurden.

Es war immer Marcs Traum gewesen, auf einer Luxusyacht mitzufahren. Allerdings hatte er in seiner Fantasie einen Drink anstelle eines Schrubbers in der Hand gehalten. Auf der anderen Seite konnte er sich nicht beklagen. Das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit stimmte, wenn man damit klarkam, dass es von beidem nie mehrere Stunden am Stück gab. Oft hatte er nämlich tagsüber wenig zu tun, dafür verlangte Antonio abends, dass er das eine oder andere putzte.

Der Eigner der Yacht war ein komischer Kauz, wortkarg und irre attraktiv. Die Mischung aus blauen Augen und schwarzen Haaren fand Marc unheimlich geil. Überwiegend hielt sich der Typ in der Chefkabine oder auf dem Sonnendeck, das für alle anderen tabu war, auf. Nur selten trafen sie in der Messe aufeinander oder wenn Christopher Thymian - so hieß der Mann - bei Antonio stand.

Laut Internet führte Thymian das Familienunternehmen, irgendetwas mit Software, und gehörte zu den reichsten Bürgern Hamburgs. Würden sie nicht aus der gleichen Stadt stammen, hätte Marc niemals angeheuert. Vielleicht war das bescheuert, aber er vertraute auf hanseatische Fairness, was die Zahlung seines Lohns betraf. Bei Leuten anderer Herkunft hätte er geargwöhnt, am Ende um seine Heuer betrogen zu werden.

Ergattert hatte er den Job über eine Anzeige im Hamburger Abendblatt in der Rubrik Reisen. Darin wurden Crewmitglieder gesucht. Die Kontaktperson, Celine Wagennagel, hatte ihn mit Flugtickets und dem Treffpunkt im Hafen Manilas versorgt. Eigentlich eine ziemlich windige Aktion, dass er ohne Arbeitsvertrag oder sonst welche schriftliche Vereinbarung losgeflogen war. Letztendlich war der Flug jedoch bezahlt, genau wie das Rückticket. Hätte er die Yacht nicht gefunden, wäre es eben ein ziemlich langer Urlaub - die Tour sollte sechs Wochen dauern - geworden.

Seine Eltern hatten es als Himmelfahrtskommando bezeichnet und ihm davon abgeraten. Da er sowieso nie auf sie hörte, hatten sie ihm schließlich ein wenig Geld mitgegeben und gebeten, dass er sich in regelmäßigen Abständen meldete. Auch das ignorierte er. Anrufe à la ich lebe noch und mir geht’s gut hielt er für überflüssig, zumal der Mist irre Gebühren kostete.

Seit er sein Studium - Bio und Sport auf Lehramt - abgebrochen hatte, wohnte er wieder bei seinen Eltern. Da er plötzlich Steuern zahlen musste, war ihm sein WG-Zimmer zu teuer geworden. Weiterhin ernährte er sich von Gelegenheitsjobs, wie schon zu Studentenzeiten. Was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte, wusste er noch nicht. Er bezeichnete das als Orientierungsphase.

Seine beiden Schwestern hatten seinen Eltern viel Kummer bereitet. Das war wohl der Grund, weshalb sie ihren Sohn mit seinen Marotten akzeptierten. Anna, 38 und damit drei Jahre älter als er, hatte ihre Drogenkarriere inzwischen beendet. Mit drei Kindern von unterschiedlichen Vätern fristete sie ihr Dasein mithilfe von Hartz IV. Berit, 40, hatte die Drogensache zwar ausgelassen, dafür aber einen Alkoholiker geheiratet. Paul war 20 Jahre älter als sie und Frührentner. Ein durchaus sympathischer Kerl, sofern er mal nüchtern war. Die beiden kamen mit Berits Gehalt als Friseuse und der kleinen Rente mehr schlecht als recht über die Runden.

Angesichts dieser Werdegänge kam sich Marc wie ein Musterkind vor. Okay, abgesehen von der Tatsache, dass er auf Männer stand. Das störte seine Eltern jedoch nicht die Bohne. Seine Mutter ermutigte ihn sogar, sich einen festen Partner zu suchen. Tja ... leichter gesagt als getan. Viele Anwärter schreckte Marcs Lebenswandel ab. Diejenigen, die sich davon nicht verscheuchen ließen, interessierten ihn meist nicht. Er wollte nichts Halbgares. Wenn, dann sollte es echte Liebe sein.

Jedenfalls hatte er im Hafen von Manila das Schiff auf Anhieb gefunden. Antonio, Kirk und Manolo waren bereits an Bord. Thymian war etwas später dazu gestoßen und hatte ihm einen Standard-Arbeitsvertrag in die Hand gedrückt.

Marcs Aufgabe bestand hauptsächlich darin, das Schiff zu putzen. Alles musste stets picobello sein und Antonio fand immer irgendetwas, das dringend auf Hochglanz gewienert werden sollte, wenn er glaubte, sein Tagewerk vollendet zu haben.

Am ätzendsten fand er seinen Dienst in den Bordtoiletten. Er teilte sich eine mit den anderen drei. Entsprechend benutzt sah der Raum auch jeden Tag aus. Es schien, als ob die Ferkel extra viel herumsauten, damit er etwas zu tun hatte. Die Cheftoilette hingegen war der reinste Spaziergang, zumal Thymian äußerst penibel damit umging.

Nachdem er Antonio - der Typ schien italienische Wurzeln zu haben, den schwarzen Locken, dunklen Teint und Akzent zufolge - den Kaffee überreicht hatte, begab er sich mit Schrubber und Eimer aufs Achterdeck. Während er seiner Arbeit nachging, spähte er ab und zu hoch zum Sonnendeck, das nur durch die Kabine des Eigners zu betreten war. Bestimmt befand sich Thymian dort oben und tat ... tja, was auch immer der Typ den ganzen Tag tat.

Mittlerweile waren sie eine Woche unterwegs. Einmal hatten sie in einem Hafen angelegt, um Proviant zu bunkern. Marc hatte die Gelegenheit genutzt, einen kurzen Landgang zu unternehmen. Sowohl seine Crew-Kollegen als auch Thymian waren an Bord geblieben.

Wozu charterte man ein Schiff, wenn man nicht von A nach B wollte? Nur, um auf dem Meer rumzugondeln? Auf seine Frage, wohin die Reise ging, hatte Antonio bloß gebrummelt: „Geht dich nichts an.“

Im Prinzip war’s ihm eh egal. Er genoss es, übers Wasser zu blicken, den wolkenlosen Himmel zu sehen und seine Gedanken wandern zu lassen.

2.

In der folgenden Nacht weckte ihn ein ungewohntes Geräusch. Er blinzelte in die Dunkelheit und lauschte dem Knattern der Segel. Abends war Wind aufgekommen, woraufhin Antonio befohlen hatte, sie zu setzen. Das war es aber nicht, wovon er aufgewacht war, sondern etwas anderes. Schritte von mehr als einer Person auf dem Deck, dann hörte es sich an, als ob eine elektrische Winde betätigt wurde. Zogen seine Kollegen die Segel ein? Ein Platschen verriet, das etwas Schweres auf dem Wasser aufschlug. Das Beiboot! War das Schiff leckgeschlagen und man hatte vergessen, ihn darüber zu unterrichten?

Marc sprang aus seiner Koje, hastete durch den Gang zur Messe und die Treppe zum Deck hinauf. Vorm Steuerstand stoppte er und starrte das Pult an. Wo sonst bunte Lichter blinkten, war alles dunkel. Er eilte weiter zum Achterdeck und wollte schon den Mund öffnen, um auf sich aufmerksam zu machen, da ging ihm auf, dass die Yacht ruhig auf dem Wasser lag und es keinerlei Anzeichen gab, dass sie bald sinken würde. Im nächsten Moment sprang der Außenborder des Beiboots an. Drei Männer saßen darin, erkannte er im Licht des Mondes. Offenbar hatte die Mannschaft das Schiff verlassen. Er konnte sich schwer vorstellen, dass sie einen der ihren zurückgelassen und dafür Thymian mitgenommen hatten.

Es war wohl ratsam, den Chef über die Vorgänge zu informieren. Jemand sollte das Steuer übernehmen. Er verstand nichts von Navigation und hoffte, Thymian hatte davon ein bisschen Ahnung.

Langsam ging er zurück, stieg runter in die Messe, kramte eine Taschenlampe aus seinem Gepäck hervor und klopfte an die Tür der Eignerkabine. „Herr Thymian? Hier ist Marc. Die Crew ist von Bord gegangen.“

Keine Reaktion. Der Mann schien einen tiefen Schlaf zu haben. Er drückte die Klinke runter. Abgeschlossen. Tja ... dann musste das Überbringen der Nachricht eben warten.

Gerade wollte er sich abwenden, da vernahm er ein dumpfes Poltern. War der Chef aus dem Bett gefallen? Als nichts weiter passierte, klopfte er erneut. „Alles okay bei Ihnen?“

Erneutes Poltern, als ob jemand mit einem Gegenstand auf den Boden schlug. Sollte er die Tür aufbrechen? Sonderlich stabil wirkte sie nicht. Auf der anderen Seite hatte Marc keine Lust, für den Schaden aufzukommen.

Grübelnd tippte er sich gegens Kinn. Konnte es sein, dass die Mannschaft Thymian zusammengeschlagen hatte und deswegen geflohen war? Grundsätzlich traute er das den dreien zu. Zumindest Antonio besaß garantiert eine gewalttätige Ader.

Er nahm Anlauf und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Türblatt, das sofort nachgab. Der Schwung katapultierte ihn in die Kabine. Vorm Bett kam er zum Stehen. Im Schein der Taschenlampe erkannte er, dass es leer war und guckte sich suchend um. Thymian, gefesselt und geknebelt, lag auf dem Boden neben der Koje. Also war der Chef wirklich aus dem Bett gefallen und das andere Poltern dürfte der Versuch gewesen sein, auf sich aufmerksam zu machen.

„Wie ich sehe, wissen Sie wohl schon Bescheid“, meinte er trocken und begab sich zurück in die Messe, um ein Schneidwerkzeug zu holen.

Kaum hatte er den Knebel entfernt, stieß Thymian hervor: „Gehörst du zu denen?“

„Würde ich Sie befreien, wenn dem so wäre?“ Er durchtrennte die Handfessel und wandte sich dem Seil, das Thymians Knöchel umspannte, zu.

„Die Schweine haben mich ausgeraubt“, krächzte Thymian. „Geld, Handy, mein Notebook ...“

„Sie haben auch das Beiboot gestohlen.“ Marc richtete sich auf und hielt Thymian eine Hand hin, um ihm vom Boden zu helfen.

Leise fluchend ließ sich sein Chef auf die Füße helfen. In zerknitterten Shorts und T-Shirt, mit den verstrubbelten Haaren, wirkte der sonst stets geschniegelte Thymian wie ein normaler Mensch. „Haben Sie ein Handy?“

„Ja, aber leider ohne Guthaben.“

Thymian fluchte abermals, schob sich an ihm vorbei und durchquerte die Messe. Er lief hinterher, wobei er das benutzte Messer zurück in die Schublade der Kombüse legte. Ordnung musste selbst in Krisensituationen sein.

Thymian stand im Führerhaus, die Hände zu Fäusten geballt. „Die Mistkerle haben die gesamte Anlage sabotiert.“

„Können Sie die nicht wieder in Gang setzen?“

„Sehe ich aus wie ein Elektriker?“ Thymian bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, riss ihm die Taschenlampe aus der Hand und rannte erneut an ihm vorbei, die Stufen in die Messe runter.

„In welche Richtung soll ich steuern?“, rief Marc dem Davoneilenden nach.

„Vergessen Sie’s. Das Ruder ist auch im Arsch.“

Probeweise drehte er am Steuerrad. Tatsächlich: Null Widerstand. Sie trieben also in Windrichtung wer-weiß-wo-hin. In Anbetracht der zahllosen Untiefen, die er bisher gesehen hatte, dürften sie über kurz oder lang irgendwo auflaufen.

Er gesellte sich zu Thymian, der im Maschinenraum ratlos umherschaute. Hier und da hingen Kabel aus den Geräten. Alles war verdächtig still. Da hatten die Saboteure offensichtlich ganze Arbeit geleistet.

„Was ist mit dem Funkgerät?“, erkundigte sich Marc.

Thymian warf ihm einen entnervten Blick zu, wie man es bei begriffsstutzigen Kindern tat. „Hinüber.“

Natürlich. Die Ex-Kollegen waren ja nicht blöde. „Ich gucke mal, ob der Kaffeeautomat noch läuft.“

„Ohne Strom?

---ENDE DER LESEPROBE---