Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman - Helen Carter - E-Book

Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman E-Book

Helen Carter

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 256 Taschenbuchseiten ... Der zweite Rockstar | Band 2 | Erotischer RomanBand von Helen Carter. Ein Erotik- und Liebesroman in zwei Bänden. Alle weiteren Bände, die Hörbücher und anderen Werke von Helen Carter erhalten Sie hier in diesem E-Book Shop. Bones is back! Der harte Weg des RockStars geht weiter ... Jeff "Bones" Armstrong sucht nach der Trennung von seiner Geliebten Ivy mit dem Groupie Gwen sexuelle Zerstreuung. Aber auch Ivy tröstet sich mit einem anderen Mann, der ausgerechnet der neue Manager von Jeff ist. Es scheint bei Ivy und Jeff keine Regeln und keine Grenzen zu geben, bis beide wieder aufeinandertreffen. Sofort spüren sie die alte sexuelle Anziehungskraft, können aber nicht dazu stehen ... Gibt es eine zweite Chance? Weitere erotische Bücher und Hörbücher von Helen Carter: Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman1 Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman2 AnwaltsHure 1 AnwaltsHure 2 AnwaltsHure 3 AnwaltsHure 4 Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Rockstar | Band 2 | Erotischer Roman

von Helen Carter

 

Helen Carter wurde 1965 an der englischen Ostküste geboren.Bereits mit dreizehn Jahren begann sie, erste Geschichten zu schreiben. Es dauerte allerdings noch weitere zehn Jahre, bis sie bei den erotischen Romanen ihre wahre Heimat fand. Ihre Familie war mit diesem Genre nicht besonders glücklich. Besonders ihr Vater hatte Probleme mit den sehr expliziten Texten. Doch Helen wich nicht von ihrem Weg ab. Im Gegenteil: Sie begann damit, immer intensiver eigene Erlebnisse in ihre Romane einfließen zu lassen. Und so entstand ein prickelnder Mix aus Fantasie und Realität. Nach ihrem Studium an der Universität von Oxford arbeitete Helen im PR-Bereich. Irgendwann kam der Moment, wo sie sich zwischen ihrer zeitraubenden Arbeit in der PR-Agentur und ihren immer erfolgreicheren Romanen entscheiden musste. Helen wählte den zeitweise recht steinigen Weg der Autorin.Heute lebt Helen in den ländlichen Cotswolds, wo sie ein ruhiges Cottage bewohnt, das ihr Zeit und Muße für ihre Arbeit lässt und dennoch nahe genug am aufregenden Treiben in London und den Küstenorten liegt. Sie ist nicht verheiratet und hat auch keine Kinder, denn – so betont sie – man müsse eine Sache richtig und ohne Abstriche machen. Zudem vertrage sich ihr Leben nicht mit einer gewöhnlichen Form der Ehe.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2016 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Coka @ Fotolia.com

Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

 

ISBN 9783862775743

www.blue-panther-books.de

1.

Seit er gegen Mittag aufgestanden war, hatte ihn die Sache geärgert. Wie ein ununterbrochen tropfender Wasserhahn hatte es sich angefühlt und ihn schlussendlich so aggressiv gemacht, dass selbst das Atmen ihn beben ließ. Für andere mochte es eine Nichtigkeit sein, doch er kochte innerlich, seit er die Kurznachrichten auf seinem I-Pad überflogen hatte und dabei über jene Nachricht gestolpert war, die ihn persönlich betraf.

London – Das Musikmagazin »Rock ’n Roll« will die vor Jahren entstandenen Pornofotos von Bones Armstrong wieder hervorholen und in ihrer Juni-Ausgabe veröffentlichen.

Nach und nach hatte er sich erinnert. An jedes einzelne Bild. Wie er seinen Ständer in der Hand hielt ... Die Nippel seiner Fotogespielin im Mund ... Er erinnerte sich, wie diese im Suff entstandenen Bilder ihn beinahe seine Beziehung gekostet hatten, und wenn er genau darüber nachdachte, hatten sie vielleicht tatsächlich den Anfang vom Ende bedeutet.

Ein scharfer, ziehender Schmerz erfüllte seine Brust. Nein, noch einmal würde er das nicht zulassen! Er hatte zwar keine Partnerin, aber allein schon der Gedanke, Wichsvorlage zu sein, brachte ihn in Rage. Er war ein anderer geworden seit damals und nichts sollte das in Frage stellen. Die Fotos waren in der Versenkung verschwunden gewesen, und da sollten sie auch bleiben.

Jeff duschte, kochte einen Kaffee und fuhr, so schnell es der Londoner Verkehr zuließ, zur Redaktion von »Rock ’n Roll«.

Als er vor dem viktorianischen Reihenhaus stehen blieb, überraschte ihn die Ähnlichkeit mit dem Gebäude, in dem seine Plattenfirma residierte. Seltsamerweise konnte man bei diesen Häusern nie vorhersagen, wie sie innen aussahen.

Er hatte unter einem gewaltigen Rhododendronbusch geparkt und suchte jetzt nach dem richtigen Klingelknopf. Es dauerte einen Moment, doch dann hörte er eine samtige Stimme, die ihm in elegantem Singsang mitteilte, bei wem er geklingelt hatte, und sich erkundigte, zu wem er denn wollte.

»Jeff Armstrong hier. Ich will zur Chefredaktion.«

»Werden Sie erwartet?«

»Nein«, knurrte er zurück.

»Einen kleinen Moment bitte.«

Er hörte ein leises Knacken, das wohl dafür sorgen sollte, dass er auf keinen Fall irgendeinen Wortwechsel mitbekam. Es war ihm absolut egal. Wenn sie ihn nicht freiwillig herein ließen, würde er die verfluchte Tür einfach eintreten. Er kannte alle Chefredakteure. Von den nach Pott stinkenden Althippies bis zu den Typen, die eigentlich aus der Türsteherszene kamen und das Blättchen nur überwachten, weil ihr Boss damit irgendwelches Geld wusch.

»Mister Armstrong ... Kommen Sie bitte herein.«

Ein leises Brummen öffnete die Tür und er trat ein. Diese Räume sahen weder nach Pott noch nach Schlagringen aus. Alles war modern und sauber eingerichtet. Es hatte ein wenig von modernen Siebzigern. Es musste Ewigkeiten her sein, dass er in einer Redaktion gewesen war. Damals hatte es noch Menschengewimmel gegeben, Stimmen, die durcheinanderriefen. Der Geruch von schwarzem Kaffee und das entnervende Klingeln zahlloser Telefone. Nichts von alledem gab es mehr.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«

Jetzt erinnerte er sich wieder lebhaft an die Auseinandersetzungen, die ihn damals beinahe seine Beziehung zu Ivy gekostet hatten, und alles nur, weil ein paar geldgeile Dreckschweine seine Sucht ausgenutzt hatten, und ihn in jene Situation gedrängt hatten, wo man dann von ihm und einer Gespielin Pornofotos gemacht hatte. Nichts in seinem Leben hatte er derart bereut. Und nun stand er vor dem gleichen Abgrund. Nur, dass er diesmal wild entschlossen war, sich nicht mehr ausnutzen zu lassen.

Sie war lediglich eine Sekretärin, also bemühte Jeff sich, von seinen Fans Bones genannt, seinen Zorn nicht an ihr abzureagieren, sondern zu warten, bis der tatsächlich Verantwortliche vor ihm stand.

»Ich will zum Chefredakteur«, sagte er knapp und möglichst kühl.

»Ein Mister Armstrong für dich«, sagte die Sekretärin, indem sie ihren zu einem Zopf frisierten Kopf durch eine der Türen schob.

»Bitte ...«, sagte sie verbindlich und hielt dem Hünen die Tür auf.

Bones schob sich an ihr vorbei. Im Vorbeigehen sah er das Namensschild an der Tür. Kendra Rhodes. Entschlossen warf er sein langes, schwarzes Haar, das wie poliertes Ebenholz aussah, über die Schulter, sodass es geschmeidig seinen Rücken herabglitt. Was er aber vor sich sah, verblüffte ihn. Es handelte sich keineswegs um einen ausgebufften Chefredakteur, der kettenrauchend über seinem schwarzen Kaffee brütete, sondern um eine Blondine mit perfekter Sanduhr-Figur.

Sie rollte lächelnd ihren Schreibtischstuhl ein wenig zurück, als wollte sie Bones zeigen, wie elegant sie ein Bein über das andere schlagen konnte. Ihre vollen Lippen waren im gleichen Rotton wie ihr Kostüm. Das Jäckchen saß hauteng, ebenso wie der Bleistiftrock, der allerdings mit einem dicken, langen, goldfarbenen Reißverschluss dekoriert war.

»Mr Armstrong ... Was führt Sie hierher?«

Langsam richtete sie sich auf, sodass Bones die Halbkugeln ihrer Brüste in dem tiefen Ausschnitt bewundern konnte. Dennoch vergaß er seinen Zorn nicht für einen Moment. Heute kam er als sein eigener Herr und nicht mehr als Sklave von Suff, Drogen und Management. »Ich habe gehört, dass Sie planen, alte Fotos von mir erneut zu veröffentlichen ...«

Augenblicklich nahm ihr Gesicht einen ernsten Ausdruck an. »Ja, sie sind wieder frei auf dem Markt und unsere Besitzer haben beschlossen, dass sie so gut sind, dass wir nicht auf eine Veröffentlichung verzichten wollen.« Sie wechselte die Beine, wobei der Reißverschluss an ihrem Rock mit einem winzigen Ruck aus seiner Arretierung sprang und drei Finger breit aufging.

Jeff starrte auf den nackten Schenkel, die feinen Härchen und die samtige, helle Haut. Er hoffte plötzlich, dass er noch weiter aufgehen möge, allein, weil er wissen wollte, ob sie einen Slip trug.

»Was muss ich tun, um die Bilder, beziehungsweise die Rechte an ihnen, zu bekommen?«, fragte Bones, wobei er sich zwang, seine Konzentration auf das Wichtige zu lenken.

»Ich fürchte, Mr Armstrong, das ist zu spät. Unsere Besitzer versprechen sich wirklich viel von dem Projekt ...«

Er wusste, dass er keine reelle Chance hatte und das machte ihn wütend. Mit zwei Schritten war er um ihren Tisch herum und schob sein Gesicht direkt vor ihres, wobei er den sanften Duft ihres Parfums wahrnahm.

»Hören Sie zu, Miss ... Das ist keine Verhandlungssache ... Ich verlange die Rechte zurück!« Sein Haar glitt nach vorn und berührte ihr Gesicht.

Aus den Augenwinkeln sah er ihre Brüste, die sich heftig hoben und senkten, während er sie bedrängte.

»Ich kann nicht ...«, ächzte sie und spreizte urplötzlich die Beine ein Stück weit, als wollte sie sich Raum verschaffen, um sich aus dem Sitz abstoßen zu können. Ihr Rock war zum Zerreißen gespannt. Die Zähne des Reißverschlusses gruben sich tief in das Fleisch ihres Schenkels.

Jeff spürte, wie er hart wurde. Mit schmerzhaftem Druck schwoll sein Schwanz an und rieb am Stoff seiner Hose.

»Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, Mr Armstrong ... Aber es ist einfach nicht möglich.«

»Ich brauche dann wenigstens eine Kopie der neuen Verfügung, um sie von meinen Anwälten prüfen zu lassen.«

Zwar wollte er eine neuerliche Veröffentlichung unbedingt verhindern, aber er konnte sie auch unmöglich ihren Arbeitsplatz aufs Spiel setzen lassen.

Sie erhob sich langsam und berührte dabei seinen Körper, da Jeff dicht vor ihr stand. Der Duft ihres Parfums verwirrte ihn. Dazu das Geräusch des Stoffes ihres Kostüms, das an ihm rieb.

Sie blickte zu ihm auf und lächelte. Ihre Lippen öffneten sich ein kleines Stückchen. Wie sie glänzten ... Und die Zunge, die sich zwischen den strahlend weißen Zahnreihen bewegte ... Sie machte keinen Schritt zurück, sondern blieb dicht an ihn gedrängt stehen.

Jeff beugte sich noch ein wenig tiefer, packte mit der Linken ihren Nacken, und schob die Rechte unter ihren Rock. Kendra trug nichts weiter, als einen winzigen String und als er diesen ergriff und daran zog, gab sie ein heftiges Stöhnen von sich. Er wusste, dass der Stoff jetzt ihre Pussy heftig reizte.

»Bist du nass?«, fragte er leise.

»Sieh nach!«, antwortete Kendra mit belegter Stimme und legte sich auf den Schreibtisch, wobei sie rücksichtslos einen Großteil ihrer Arbeitsutensilien auf den Boden fegte.

Der Reißverschluss öffnete sich komplett und Bones starrte auf ihre rosa Spalte, in der sich der Spitzenstoff rieb. Er musste sich einfach nach vorn beugen und seine Zunge tief in die würzige Pflaume wandern lassen. Sie war, bis auf einen schmalen Streifen, glatt rasiert, was ihn beinahe um den Verstand brachte. In seinen Augen war jener schmale Streifen sexier als alles, was sich Frauen sonst mit ihrem Lustdreieck einfallen ließen.

Kendra bebte am ganzen Körper, und er selbst spürte die ersten Samentropfen, die sich aus seiner Eichel lösten. Jeff kämpfte mit sich selbst, denn er gierte danach, so tief mit seinem Schwanz in sie einzudringen, wie er nur konnte. Aber er hatte beschlossen, nicht bis zum Ende zu gehen. An diesem Tag sollte nur sie genießen. Ihr heftiges Stöhnen, das tief aus ihrer Kehle empordrang, riss ihn aus seinen Gedanken. Fasziniert betrachtete er die hohen, schmalen Absätze ihrer Pumps, die weit auseinander über das Glas des Schreibtischs schabten. Jetzt machten sie sogar noch ein eindringlich klackendes Geräusch, denn von der Gier getrieben, klopfte sie intensiv mit den Absätzen auf die Platte.

Jeff genoss die Heftigkeit, mit der sie sich den Bewegungen seiner Zunge hingab. Wie sich ihre rot lackierten Nägel tief in das feste Fleisch ihrer Schenkel bohrten, um jenen Gefühlen etwas entgegenzusetzen, die jetzt in ihr tobten ...

Und dann geschah es: Kendra packte urplötzlich seinen Kopf mit beiden Händen und stieß sein Gesicht förmlich in ihre tropfend nasse Spalte. Wild ächzend und keuchend bewegte sie ihren Unterleib. Ihr geschwollenes Fleisch machte zuckende Bewegungen, als versuche es, Jeffs Zunge in sich hineinzuziehen.

»Oh Gott! Besorg’s mir! Jetzt!«, schrie sie, wobei sie den Kopf tief in den Nacken legte und die vollen, glänzenden Lippen weit öffnete. »Oh Gooooott!«, hallte es gedehnt durch das Zimmer. Das musste jeder hören können, der sich hier oben in den Büroräumen befand.

Doch das kümmerte Jeff wenig. Sie war eine erwachsene Frau und hatte ihn keine Sekunde zurückgewiesen und wenn sich ihr Genuss lautstark Bahn brach, konnte und wollte er es nicht unterdrücken.

Am ganzen Körper bebend, setzte Kendra sich langsam auf und ließ ihre bebenden Beine zu Boden gleiten. »Du bist unglaublich«, strahlte sie ihn an.

Jeff machte eine kleine Verbeugung, wobei sein Haar nach vorn glitt und sein klassisch schönes Gesicht sofort verdeckte. Er setzte sich entspannt zurück, während Kendra sich über ihn beugte und ihre Lippen Schmetterlingsflügeln gleich über seine Schläfe gleiten ließ, wobei sie sein Haar sanft mit den Fingerspitzen zurückhielt.

»Ich will noch viel mehr von dir«, murmelte sie mit samtiger Stimme. »Dann werden wir uns so lieben, wie ich es mag. Einverstanden?«

Ein Hauch ihres Parfums umgab ihn und er wollte nichts sehnlicher, als erfahren, was sie mit diesen Worten gemeint hatte. Ihre Haut schimmerte und er hätte sie nur allzu gern gefilmt, während sie den engen Rock an ihren festen und doch weiblich geformten Schenkeln herabzog und dann den Reißverschluss wieder schloss. Sie zupfte den Blazer wieder zurecht und stellte sich dann vor ihn, als wollte sie von ihm hören, ob sie so unter die Leute gehen konnte.

»Du siehst umwerfend aus«, sagte er lächelnd.

»Danke schön.«

Doch wie sie sich jetzt über ein paar Unterlagen beugte und Jeff ihren Hintern entgegenstreckte, geschah bestimmt nicht zufällig. Dessen war er sich sicher.

»Wenn du Lust hast, könnten wir noch einen Kaffee trinken ...«, schlug sie vor, ohne sich zu ihm umzudrehen.

Jeff aber entschuldigte sich. Es tat ihm wirklich leid, sie zurückweisen zu müssen, doch er war sich auch sicher, dass seine Selbstbeherrschung nicht lange halten würde, wenn er so mit ihr beim Kaffee sitzen würde. Sie hatte alles, was eine Frau für ihn erotisch machte. Nicht nur der Haarstreifen über ihrem heißen Dreieck. Nein, auch die Art, wie sie sich bewegte und die Selbstsicherheit, mit der sie ihre prächtigen Kurven vorzeigte.

Sein Schwanz brannte in seiner Hose, denn er hatte sich nicht erleichtert. Er musste schnellstmöglich nach Hause. Nachdem er ihr Angebot ausgeschlagen hatte, war er nun am Zug.

»Also bei mir geht es zwar nicht, aber wenn du magst, können wir uns demnächst mal treffen ...«

Sie schob einen Ordner in ein Regal und drehte sich dann zu Jeff um. Ihr Gesicht war ruhig und ausdruckslos. Das hatte er nicht erwartet. »Warum nicht ... Ich rufe dich an, einverstanden?«

»Fabelhaft«, sagte er und schloss währenddessen seinen fast bodenlangen schwarzen Ledermantel. Ihr Gesichtsausdruck irritierte ihn maßlos. Konnte es wirklich sein, dass er sie nicht mehr interessierte, nur weil er ihren Vorschlag für einen Kaffee abgelehnt hatte? Eine solche Reaktion hatte er noch nicht erlebt. Nie zuvor hatte eine Frau so auf ihn reagiert.

»Ich hoffe, das mit den Fotos klappt«, sagte er so gefasst, als hätte er nicht gerade ihre nasse, geschwollene Spalte ausgesaugt.

Kendra lächelte geschäftsmäßig. »Ich gebe mir jede erdenkliche Mühe, die Chefetage zu überzeugen.«

Er versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten, denn sie wirkte tatsächlich bemüht, ihm diesen nicht gerade einfachen Gefallen zu tun. Was ging in dieser Frau nur vor?

2.

Selbst im Frühling konnte die Abendluft extrem kalt und trocken sein. Das wurde Ivy klar, als sie, mit offenem Mund und um Atem ringend, vom Auto zu ihrem Haus ging. Sie fluchte leise vor sich hin, denn sie hatte die große Canvas-Tasche viel zu voll gestopft und so schnitt diese mit jedem Schritt schmerzhaft in ihre Schulter.

Es war ein langer Tag gewesen mit vielen komplizierten Patienten und so war sie nicht mal dazu gekommen, auch nur ein Sandwich zu essen. Ihr Magen knurrte seit längerem nicht mehr, stattdessen war ihr übel. Alle paar Schritte hatte sie das Gefühl, stehen bleiben und sich übergeben zu müssen. Trotzdem schaffte sie es immer weiter. In ihrem nächsten Leben, so beschloss sie, würde sie auf dem Land leben. In einem Dorf, wo sie jede Menge Platz zum Parken haben würde und sich die Praxis nur ein paar Schritte von ihrem Cottage entfernt befinden würde.

Da das aber Ivys Plan für ihr kommendes Leben war, musste sie sich vorerst mit dem aktuellen auseinandersetzen. Dies bedeutete, dass sie sich glücklich schätzen konnte, wenigstens eine Wohnung im Erdgeschoss gefunden zu haben und das bei Vermietern, die nicht aus Transsilvanien kamen und nur nachts ansprechbar waren.

Sie atmete tief durch und die Nachtluft fuhr scharf in ihre Lungen. Ivy schob das längliche Kissen am Trageriemen hoch und positionierte es sorgfältig über der am meisten schmerzenden Stelle ihrer Schulter. Es waren nur noch wenige Schritte bis zur Haustür, aber mit diesem Gewicht waren es sehr lange Schritte. Gerade versuchte sie, auch noch ihre Aktenmappe neu zu platzieren, als etwas energisch an ihrem Trageriemen zog und ihn ihr förmlich entriss.

Ivys Gedanken waren blitzschnell. Ein Dieb! Aber hier? Direkt vor den Häusern, hinter deren Fenstern noch das Licht brannte? Sie überschlug den Inhalt der Tasche und ob es sich lohnte, dafür zu kämpfen. Im Bruchteil einer Sekunde entschied sie sich, zu fighten. Egal, was in dieser Tasche war, niemand würde es ihr wegnehmen. Und da die einzige Waffe, die sie dabeihatte, ihre Aktenmappe war, streckte sie ihren Arm aus und begann sich gleichzeitig so schnell wie möglich im Kreis zu drehen. Ivy taxierte aus dem Augenwinkel, wo sich der Kopf, und damit die empfindsamste Stelle des Gegners, befand. Dann ließ sie mit dem so erzeugten Schwung die Aktenmappe gegen die Seite seines Kopfes krachen. In der Mappe befanden sich ihr Notebook, ein Taschenrechner und Stifte.

Sie spürte befriedigt, dass sie ihn mit voller Wucht getroffen hatte, denn der Dieb sackte mit einem Keuchen auf die Knie. Er hatte ihre Tasche fallen lassen und presste seine Hände gegen seine Schläfen.

Ivy wusste, dass es höchste Zeit war, zu rennen. Aber irgendetwas hielt sie davon ab. Es war keineswegs plötzlich aufkeimendes Mitleid oder gar ein schlechtes Gewissen, es war vielmehr die Erkenntnis, dass sie den Mann, der da vor ihr auf dem Gehweg kauerte und vom Stöhnen zum Fluchen übergegangen war, nur allzu gut kannte.

»Jeff!«, stieß sie verblüfft hervor und trat einen Schritt auf ihn zu.

Vorsichtig, und offensichtlich noch immer von Schmerzen geplagt, hob er sein Gesicht zu ihr.

Im gleichen Moment schienen sich die Hände eines Riesen um ihren Brustkorb zu legen. Sie bekam keine Luft mehr und der Schmerz drang bis in ihr Rückgrat durch.

»Ja verdammt. Machst du das immer so, wenn dir jemand helfen will?« Seine Stimme klang keineswegs amüsiert.

Ivy hatte ihn offensichtlich wirklich heftig getroffen.

»Nur, wenn er mir im Dunklen meine Tasche wegreißt«, knurrte sie. »Wenn du willst, kannst du aber mit reinkommen. Dann kümmere ich mich um deinen Brummschädel.«

Jeff kam auf die Füße, griff nach der Canvas-Tasche und schwang sie über seine Schulter, als wöge sie rein gar nichts. So von ihrer Last befreit, konnte Ivy zügigen Schrittes auf das Haus zugehen.

Drinnen angekommen, steuerte sie sofort auf die Küche zu und füllte einen Kühlbeutel mit Wasser und Eiswürfeln. »Setz dich schon mal auf die Couch«, rief sie und ging mit dem Kühlbeutel zu ihm. »Wir nehmen erst mal das und wenn es nicht reicht, habe ich ein paar Tabletten für dich.«

Indem sie sich ihm gegenüber in den Sessel setzte, hatte sie automatisch den Platz gewählt, der am weitesten von ihm entfernt war. Das war auch gut so, denn als sie ihn jetzt zum ersten Mal richtig ansah, bekam sie weiche Knie.

Er hatte sich einen Bart stehen lassen, der wie der eines Ritters aussah. Dazu sein ebenholzfarbenes Haar mit dem leichten Glanz, das dicht und glatt über seinen Rücken fiel. Ivy erinnerte sich daran, wie er damals auf der Liege in der Praxis gelegen hatte und sein Haar fast bis zum Boden herabgeglitten war. Mit dem Bart sah er noch besser aus, da er ihm etwas Verwegenes gab.

Für einen Moment hielt Ivy die Luft an. Dann aber fragte sie: »Wieso bist du hier?«

Sie freute sich nicht wirklich, ihn zu sehen. Es war einfach zu viel geschehen. Er mochte vielleicht nicht an allem schuld gewesen sein, aber in ihren Augen war er ein Mann wie eine tickende Zeitbombe. So wie er im Moment aussah, die Haut noch immer blass, von einem alabasternen Ton, der Griff fest und die Augen klar – schien er allerdings weder mit Alkohol noch mit anderen Drogen Probleme zu haben. Andererseits sagte sein Aussehen nicht unbedingt etwas über seine psychische Verfassung aus.

Innerlich bebte Ivy, weil sie nicht den leisesten Schimmer hatte, weshalb er hier aufgetaucht war. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Kurz nachdem er die Klinik verlassen hatte, hatten sie sich noch einmal getroffen, aber das hatte zu nichts geführt. An der Feststellung, dass zu viel geschehen war, hatte sich nichts geändert, und auch nicht an der Erkenntnis, dass sie keine weiteren Katastrophen ertragen konnte. So sehr sie ihn auch einmal geliebt hatte ...

»Warum bist du hier?«, wiederholte sie. Ivy gab sich nicht einmal die Mühe, ihrer Frage einen freundlichen Unterton zu geben. Allein durch sein Auftauchen bedrohte er ihr inneres Gleichgewicht, und damit konnte sie nicht umgehen.

Seltsamerweise hatte sie damit gerechnet, dass er ihr jetzt wie aus der Pistole geschossen eine Antwort geben würde, doch er tat es nicht. Stattdessen stand er auf und begann, im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.

»Ehrlich gesagt war ich gerade in der Gegend und wollte sehen, wie es dir geht. In die Praxis gehen kann ich ja schlecht und deine Handynummer funktioniert nicht mehr.«

Er klang wie jemand, der einen Schlafplatz für die Nacht suchte und nicht so recht wusste, wie er es begründen sollte.

»Ich habe ein neues Handy«, sagte sie kühl und ging in die Küche. »Willst du auch eine Tasse Tee?«

Dass er ihr folgte, passte ihr nicht und gleichzeitig fand sie es verwirrend, dass er diese Gefühle in ihr auslöste. Er stand so dicht hinter ihr, während Ivy Wasser in die Kanne laufen ließ, dass sie ihn spüren konnte. Sie atmete tief durch, um den Druck in ihrem Brustkorb zu mindern, doch genau dadurch, berührte sie ihn. Der Geruch seines Aftershaves umgab sie sacht und schien sie in ein Wohlgefühl zu versetzen, vor dem sie sich beinahe fürchtete. Es war, als griff man nach einem Seil, das einen in genau die Richtung zog, in die man nicht geraten wollte.

»Nimmst du Zucker oder Sahne in deinen Tee?«, fragte sie leise, um die Sehnsucht nach ihm in ihrer Stimme zu verbergen.

»Zucker bitte.« Jeff beugte sich nach vorn, um zwei Tassen vom Regal zu nehmen, da glitt sein Haar über ihre Schultern und berührte dabei ihre Wange.

Sie wollte sich dem Sturm aus Gefühlen entziehen, die diese Berührung in ihr auslöste, doch sie schaffte es nicht, sich an ihm vorbeizudrängen. Sollte sie ihn denn wissen lassen, was sich gerade in ihr abspielte? Es schien ihr, als hielte er seinen Arm länger als nötig an ihren Oberarm gedrückt.

»Wo hast du die Teebeutel?«, fragte er.

Ivy deutete nach oben. Es war mit einem Mal wieder die alte Intimität da. Wie konnte das sein, überlegte sie. Hatte sie ihn nicht gerade noch hinauswerfen wollen? Aber es tat gut, mit jemandem zusammenzusein, den man so gut kannte. Sie beobachtete ihn und kannte jede noch so winzige Bewegung.

»Und du? Nimmst du deinen Tee immer noch mit Süßstoff ... Frau Doktor?«, fragte er gedehnt und zog sie auf.

»Ja, tue ich. Auch wenn es nicht gerade gesund ist.«

Jeff trug die beiden Tassen an Ivy vorbei ins Wohnzimmer. Sie nahmen wieder ihre alten Plätze ein und Ivy griff impulsiv nach der Teetasse. Im gleichen Moment schnellte Jeffs Hand nach vorn und ergriff ihr Handgelenk. »Nicht! Die ist noch schweineheiß!«

Ivy wich sofort zurück.

Sein Griff brannte wie Säure auf ihrer Haut. Und dennoch wollte sie sich um nichts in der Welt davon lösen. Im gleichen Moment fragte sie sich, wie ein solcher Wandel möglich sein konnte.

Plötzlich spürte sie, wie er seine Fingerkuppen tiefer unter ihren Ärmel schob. Ivy holte tief Luft. Sie merkte, dass sie feucht wurde. Dass sich wieder dieser intensive Druck in ihrem Unterleib auszubreiten begann, den sie so lange vermisst hatte. Er streichelte sanft die dünne Haut an der Innenseite ihres Handgelenks, dort, wo das Blut direkt unter der Haut floss.

Langsam hob er sein Gesicht zu ihr empor und fixierte im gleichen Moment ihre Blicke. Er sagte mit seinen Augen: Ich berühre dich, du magst es und ich weiß das. Lass uns weitergehen ...

Ivy erwiderte seinen Blick, hielt ihm stand. Nun fixierten sie sich gegenseitig. Was sie da taten, war Wahnsinn, und Ivy war sich dessen in jeder Sekunde bewusst.

Sie wollte, dass er ging!

In den zurückliegenden Monaten war es unglaublich mühselig gewesen, sich mit Arbeit von all diesen Erinnerungen abzulenken. Und jetzt machte er alles mit einem Schlag kaputt.

Ivy lehnte sich zurück und entzog ihm so ihren Arm. »Und? Was macht die Karriere?«, fragte sie zur Ablenkung.

Er strich seine Haare hinter die Ohren und hatte plötzlich diese professionelle Aura, die ihn umgab, wenn er den Vertretern irgendwelcher großen Medienanstalten gegenübersaß, um ihnen ausschweifende Interviews zu geben. Ein Bein über das andere geschlagen, schaute er wie suchend in seine Tasse. »Ich kann mich nicht beklagen. Die Veränderungen haben der Musik absolut gutgetan. Verglichen mit früher, ist es jetzt gigantisch geworden. Ich hatte immer gedacht, dass ich eine Band um mich herum brauche, aber Montague hat mir bewiesen, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil. Eine Band bremst mich.«

Ivy drehte die Tasse in der Hand und stellte sie dann auf den Tisch, ohne getrunken zu haben. »Das ist ja fabelhaft. Hast du wirklich verdient. Dieser Montague muss ja ein Zauberer sein, was man so im Internet liest. Er bringt wirklich frischen Wind und frisches Geld.«

Ein merkwürdiger Blick zur Seite machte ihr deutlich, dass dies der falsche Satz gewesen sein musste.

»Mit Montague habe ich mehr Erfolg denn je. Na ja ... ich denke, ich bin aus vielem herausgewachsen.«

»Da gratuliere ich dir. Das freut mich sehr.« Sie wusste, dass er wusste, dass der Satz gelogen war, denn für Ivy stand fest, dass sie zu den Dingen gehörte, aus denen er herausgewachsen war. Sie hörte sich selbst zu und fühlte sich elend. Sie wollte ihm gegenüber nicht so klingen.

»Bist du zufrieden mit dieser Entwicklung? Immerhin lief das ja mal alles ganz anders«, versuchte sie beim Thema zu bleiben.

Jeff hob die Schultern an und ließ sie wieder heruntersacken. »Ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht. Aber Montague macht nicht die gleichen Fehler wie Ashes. Er behandelt mich wie einen erwachsenen, selbstverantwortlichen Mann und nicht wie ein Kind, das man von einem Punkt zum nächsten schieben muss. Du solltest ihn unbedingt mal kennen lernen. Er hat auch schon viel von dir gehört.«

Er nickte seinen eigenen Worten zu, doch Ivy fragte sich, worin der Sinn bestehen sollte, dass sie, die Ex-Freundin, seinen Manager kennen lernte.

»Also nicht mehr die gleichen Fehler wie damals?«, fragte sie leise.

Jeff presste die Lippen zusammen und schüttelte vorsichtig den Kopf.

Ivy schluckte hart, denn in der aktuellen Situation taten sie beide besser daran, kein Wort mehr über die Vergangenheit zu verlieren. Zumal sie ihm alles zutraute, vor dem Hintergrund, dass er unversehens hier aufgetaucht war, ohne ihr einen vernünftigen Grund dafür nennen zu können. Wie sehr er sich auch geändert haben mochte, es war mit Sicherheit nicht genug, dass sie sich ihm wieder annähern würde. Er reizte sie, weiß Gott, sein Gesicht, das lange Haar, dieser Körper, der ein einziges erotisches Versprechen war ..., aber für eine Beziehung taugte er sicherlich immer noch nicht und für alles andere hatte Ivy keine Kraft und keine Ausdauer. Es gab in diesem Business zu viele willige Frauen und zu viele schmierige Dealer.

»Und wie sieht es bei dir aus?«, fragte er und zog sie aus ihren Gedanken.

»Alles beim Alten. Die Praxis ist noch dieselbe und die Patienten auch. Man muss sich halt nach der Decke strecken, zumal die Regierung ein Kürzungspaket nach dem anderen verabschiedet und ich meinen Patienten erklären muss, wie sie damit umgehen sollen. Hier in Tottenham, wo die Gehwege sowieso nicht mit Gold überzogen sind.«

»Und sonst in deinem Leben?«

Ivy wusste sofort, worauf er hinauswollte. »Ebenfalls alles beim Alten, wenn du so willst.«

»Tja ... Bei mir auch«, stieß er hervor und erhob sich.

Sie war sich nicht sicher, auf welchen Status er sich dabei bezog: auf den, wo er mit ihr fest liiert gewesen war oder wo er es mit allem getrieben hatte, was sich ihm in den Weg geworfen hatte.

»Dann danke ich dir für den Tee und mache mich wieder auf den Weg.«

Ivy stand ebenfalls auf und brachte ihn zur Tür.

»Man sieht sich«, sagte er, ohne sie dabei anzuschauen. Es mochte die Enttäuschung sein, weil sie nicht mehr für ihn gehabt hatte als Belanglosigkeiten, aber Ivy war unfähig, weiter auf ihn zu zugehen. Dazu fehlte ihr die Kraft.

Monatelang war in jeder Nacht das Gleiche geschehen: Sobald sie das Licht gelöscht hatte, tauchten Bilder aus ihrer Vergangenheit auf. Immer wieder sah sie, was mit ihm geschehen war, was er getan hatte. Ab da hatte sie sich vorgenommen, ihn zu vergessen. Für Jeff Armstrong gab es in ihrem Leben keinen Platz mehr.

3.

Ivy wusste nicht, wann sie zum letzten Mal eine Einladung angenommen hatte. Schon gar nicht zu jemandem, den sie praktisch nicht kannte.

Clive Montague war solch ein Fall. Sein Anruf hatte sie vollkommen überrascht, denn sie wusste nicht mehr von ihm, als das, was Jeff bei seinem Besuch erzählt hatte. Zudem hatte sie keine Ahnung, wie dieser Mann überhaupt dazu kam, sie einzuladen. Immerhin war sie niemand anderes als die belanglose Ex seines Schützlings.

Er hatte sie eines Abends angerufen und einfach mit ihr geplaudert. Da er nett klang und ein äußerst begabter Plauderer war, befanden sie sich, ehe Ivy sich versah, in einem amüsanten Gespräch, das länger dauerte, als geplant. Am Ende hatte er sie tatsächlich in sein Haus eingeladen. Da sie nur über ein Kleid verfügte, hatte Ivy nicht lange grübeln brauchen, was sie zu einem solchen Mann anziehen sollte. Es war ein dunkelblaues, gerade geschnittenes Kleid, das bis zu den Knien ging. Der einzige Schmuck fand sich am Rücken. Er war sehr tief und stammte noch aus der Zeit, als es ihr Spaß gemacht hatte, Jeff damit ein wenig den Kopf zu verdrehen. An diesem tiefen Rückenausschnitt überkreuzten sich zwei Stoffbahnen, wobei eine über und über mit Glitzersteinen und Pailletten bestickt war.

Während sie sich fertig machte, überlegte Ivy, wieso sie diese Einladung angenommen hatte. Sie hatte von Ferne beobachtet, wie Montague die Band umgebaut und neue Wege eröffnet hatte, wobei er Jeff trotzdem im Griff hatte. Davon war sie stark beeindruckt. Und nun hatte sie die Gelegenheit, diesen Mann einmal live zu erleben.

***

Es war kurz vor sechs, als sie in die Auffahrt einbog. Vor ihr stand ein gewaltiges schmiedeeisernes Tor, vor dessen rechter Seite sich eine Säule mit Gegensprechanlage fand. So sehr sie auch den Kopf reckte, sie konnte nichts von dem Haus sehen, da ihr Blick von Bäumen und Sträuchern verstellt war. Die hiesige Nachbarschaft bestand aus lauter solcher Tore und Sprechanlagen, wobei es eine große Bandbreite zwischen historisch und hypermodern gab.

Ivy drückte den Klingelknopf.

»Miss Ivy Newman«, sagte sie mit fester Stimme. »Mister Montague erwartet mich.«

Ohne, dass jemand am anderen Ende reagiert hatte, öffnete sich das Tor vor ihr und sie fuhr hindurch. Ein geschwungener Kiesweg führte sie zunächst durch einen dunklen, scheinbar naturbelassenen Wald, bevor sich die Szenerie auf eine weite Rasenfläche hin öffnete. Vielleicht mochte es kein wirkliches Schloss sein, das sie nun sah, aber es war ein wundervolles Jagdhaus, wie es sich die Adligen im 18. Jahrhundert bauen ließen. Sie fuhr in einem Kreis um einen Brunnen herum, an dem Efeu herabhing und stellte ihr Auto halb unter einen gewaltigen Rhododendronbusch.

Es schien, als hätte Montague auf sie gewartet, denn der Ton des Autoschlosses war noch nicht verklungen, da hatte er schon die Eingangstür geöffnet und kam Ivy entgegengeeilt.

Für einen Moment blieb sie stehen und starrte ihn an. Zwar hatte sie ihn schon auf Fotos gesehen und gefunden, dass er wirklich gut aussah, aber ihn so live vor sich zu haben, war noch einmal eine gänzlich andere Sache.

»Ivy ... Wie schön, dass Sie es geschafft haben.« Seine Stimme hatte einen tiefen, weichen Klang, und sie fragte sich, warum er nicht Radiosprecher geworden war. Die letzten Strahlen der Abendsonne ließen sein kurzgeschnittenes dunkelbraunes Haar leuchten, während sein T-Shirt seinen sportlichen Körper kaum verdeckte.

»Sagen Sie das zu jedem Gast, Mr Montague?«, erwiderte sie und fand ihren Tonfall selbst ein wenig zu keck.

»Lassen Sie uns hineingehen. Dann entschuldige ich mich mit einem Drink.«

Er führte Ivy durch eine elegante Vorhalle, in der gewaltige Grünpflanzen dicht an dicht standen.

Montague hielt ihr die Tür auf. »Das ist der Salon. Ich mag ihn lieber als das Wohnzimmer«, sagte er und bedeutete Ivy, dass sie sich hinsetzen sollte.

Nachdem sie ihm gesagt hatte, dass sie gern ein Wasser trinken würde und er sich neben sie gesetzt hatte, begann der erfolgreiche Manager mit einem heiter dahinplätschernden Smalltalk. Zwar reagierte Ivy mit dem einen oder anderen Kommentar, tatsächlich aber beobachtete sie nur diesen mehr als gut aussehenden Mann. Allein die Art, wie seine Muskeln unter der festen Haut spielten, fesselte sie. Dazu das Schimmern der winzigen Härchen, die von den Adern gehoben und gesenkt wurden. Das Graublau seiner Augen hatte etwas von glänzender Seide und dazu die lange, gerade Nase, von der man nicht zu sagen vermochte, ob sie ausdrucksvoller war oder sein breiter Mund mit der vollen Unterlippe.

»Wissen Sie ... Ich verstehe einfach nicht, warum Sie mich eingeladen haben«, sagte sie so plötzlich, dass Montague abrupt innehielt und sie verdutzt ansah.

»Wie bitte?«

»Ja. Es überrascht mich einfach. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wir haben nichts miteinander zu tun. Der Mann, den Sie unter Ihre Fittiche genommen haben, ist schon lange nicht mehr mit mir zusammen und es gibt auch keinerlei Anzeichen, dass sich das irgendwann einmal ändern wird.« Sie ignorierte entschlossen Jeffs Besuch bei ihr. Der ja im Übrigen auch zu nichts geführt hatte.

Montague beobachtete sie mit einem winzigen, angedeuteten Lächeln. »Wollen Sie wieder gehen?«, fragte er ruhig.

Ivy stockte der Atem. Weiß der Teufel, was dieser Mann von ihr gewollt hatte, aber sie hatte es soeben zerschossen. Sie erhob sich und schob den Riemen ihrer Tasche über die Schulter.

Montagues Blick fiel beiläufig darauf. »Was ist denn das?«, fragte er amüsiert.

Ivy hatte eine Leidenschaft für verrückte Taschen entwickelt und an diesem Abend trug sie eine in Form einer Kirschtorte.

»Meine Tasche ...«, erwiderte sie.

»Die ist ja fantastisch!«, sagte er und sie hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass er das Geplauder vergessen hatte und einfach nur ehrlich und ungeplant sprach.

Ohne darüber nachzudenken, setzte sie sich wieder auf die Couch und führte ihm ihre Tasche vor.

»Ich kenne keine Frau, die so etwas hat«, schmunzelte er.

»Ich habe eine riesige Sammlung, ehrlich gesagt. Immer, wenn ich mich nicht so gut fühle, kaufe ich mir eine. Blöd ist nur, dass die meisten so winzig sind, dass man gerade den Schlüssel und das Handy hineinbekommt.«

Montague war dicht zu ihr hingerückt, und um besser sehen zu können, hatte er seinen Kopf so nahe an ihren gebracht, dass seine Stirn die ihre berührte. Ivy hatte es bemerkt, doch sie hatte sich nicht bewegt. Der Duft seines Aftershaves hatte etwas Umwerfendes. Es passte perfekt zu ihm. Männlich und gleichzeitig »sophisticated«.

Es war eine plötzliche, ungeplante Bewegung, als Montague den Kopf hob. Er hatte sein Gesicht so dicht vor ihres gebracht, dass sie sich hätte zurückbeugen müssen, um sein Gesicht ganz sehen zu können. Ihr Brustkorb zog sich zusammen und sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, als er plötzlich seine Lippen zu ihr emporhob. Das Letzte, was sie sah, war, wie er seine Augen schloss. Augenblicklich begann ihr Unterleib zu pochen und das Blut stampfte förmlich in ihren Ohren. Glühende Hitze ergoss sich über ihren ganzen Körper und sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken wanderten. Seine Zunge bewegte sich in ihrem Mund und Ivy erwiderte den leidenschaftlichen Kuss mit all jener Sehnsucht, die seit ihrer Trennung von Jeff unerfüllt geblieben war. Ein Teil in ihr fragte sich noch immer, wieso er ausgerechnet sie eingeladen hatte. Wie kam er dazu, sie einfach so zu küssen, wo sie sich noch nicht einmal eine Stunde kannten? Es war vollkommen unglaublich. Was sollte das Ganze? Führte er etwas im Schilde? Aber seine von Moment zu Moment steigende Leidenschaft, machte diese Fragen nach und nach wertlos.

Sie beide waren hier und begehrten sich. Was spielten ihre Gedanken schon für eine Rolle ...

Und so wehrte sie ihn auch nicht ab, als seine Hand unter ihren Rock glitt und ihre Schenkel zu kneten begann. Es erregte sie, wie sein Atem beständig schwerer zu gehen begann. Seine Brust unter dem Shirt hob und senkte sich immer schneller.