Rockstars haben auch Gefühle - Kylie Scott - E-Book

Rockstars haben auch Gefühle E-Book

Kylie Scott

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Beschreibung

Die Menschen, die wirklich zählen, erkennt man manchmal erst, wenn man sie von sich gestoßen hat

Adam Dillon, der neue Shootin-Star des Rock `n‘ Roll, ist fest entschlossen, seiner Ex-Freundin Jill zu beweisen, dass sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht hat, als sie ihm dem Laufpass gab. Zugegeben, er war vermutlich nicht der beste Partner, den man sich vorstellen kann, aber phantastische Songs schreiben und sich an die Spitze der Charts vorzuarbeiten ist schließlich kein Spaziergang im Park. Doch Adam merkt schon bald, dass Erfolg nicht alles ist und er vielleicht derjendige ist, der den größten Fehler seines Lebens begangen hat ...

"Ein wunderbares und heißes Wiedersehen mit Kylie Scotts Rockstars - die Seiten fliegen nur so dahin." THE READING CAFÉ

Eine neue Novella aus der STAGE-DIVE-Reihe

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Seitenzahl: 128

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howard

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Ich war ehrlich begeistert und empfehle diese Geschichte sehr gerne weiter.
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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Playlist

1

2

3

4

Epilog

Die Autorin

Die Romane von Kylie Scott bei LYX

Leseprobe

Impressum

KYLIE SCOTT

Rockstars haben auch Gefühle

Ins Deutsche übertragen von Andreas Heckmann

Zu diesem Buch

Die Menschen, die wirklich zählen, erkennt man manchmal erst, wenn man sie von sich gestoßen hat …

Adam Dillon, der neue Shootin-Star des Rock ’n’ Roll, ist fest entschlossen, seiner Ex-Freundin Jill zu beweisen, dass sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht hat, als sie ihm dem Laufpass gab. Zugegeben, er war vermutlich nicht der beste Partner, den man sich vorstellen kann, aber fantastische Songs schreiben und sich an die Spitze der Charts vorzuarbeiten ist schließlich kein Spaziergang im Park. Doch Adam merkt schon bald, dass Erfolg nicht alles ist und er vielleicht derjenige ist, der den größten Fehler seines Lebens begangen hat …

Playlist

»Somebody That I Used To Know« von Gotye

»Moanin’ At Midnight« von Howlin’ Wolf

»Let It Go« von James Bay

»Ex-Factor« von Lauryn Hill

»Always On My Mind« von Willie Nelson

»Exile« von Taylor Swift feat Bon Iver

»Go Your Own Way« von Fleetwood Mac

»Try« von P!nk

»Chew on My Heart« von James Bay

1

»Nein«, sagte der Sicherheitsmann.

»Aber –«

»Miss, haben Sie eine Ahnung, wie viele Leute in den Backstage-Bereich kommen wollen, indem sie behaupten, sie würden Mr Dillon kennen?« Mit betont ausdruckslosem Gesicht sah der Mann im tadellosen schwarzen Anzug auf mich herunter. Er hatte ja recht. Ich hatte mich durchs Fangetümmel gekämpft und mehrere Tritte auf die Zehen und einen Ellbogenstoß in die Niere kassiert, um es immerhin bis zu ihm zu schaffen. Gott allein mochte wissen, welche Mühen es erforderte, zum Star der Show selbst vorzudringen.

»Viele vermutlich«, brüllte ich zurück. Was unerlässlich war angesichts der Lautstärke der Musik. »Aber der Unterschied ist, dass ich nicht lüge.«

»Das behaupten alle, deshalb macht das aus meiner Sicht keinen Unterschied.«

Auf der nahe gelegenen Bühne ließ der Ausnahmerockstar Adam Dillon seine schmalen, in Jeans gekleideten Hüften kreisen wie ein Elvis des Alternative-Rock. Er schmollte und schmachtete wegen der Frau, die ihm bitteres Leid zugefügt hatte. Meinetwegen. Ja, ich war die große, böse Ex, die ihn gebrochen und erstmals die Gefahren der Liebe hatte erleben lassen. Das jedenfalls behauptete der Song.

Doch er log, und nicht zu knapp.

Dem Text zufolge, den er ins Mikrofon jammerte, hatte ich sein Herz unter Zwölf-Zentimeter-Absätzen zermalmt und ihm zum Abschied eine Kusshand zugeworfen. Meiner Erinnerung nach hatte es jede Menge lautstarken Streit gegeben, aber sicher keine Kusshände. Und weil ich die flachen Schuhe abgestreift hatte, die ich zur Arbeit trug, war ich barfuß gewesen, und Beine und Rücken hatten geschmerzt. Auf keinen Fall war ich in Stilettos herumstolziert. Nach einem anstrengenden Tag im Friseursalon hatte ich Adam zu Hause auf dem Sofa vorgefunden, wo er schon gelegen hatte, als ich elf Stunden zuvor arbeiten gegangen war. Und wo er gefühlt seit Monaten seine Zeit verbrachte, während ich mir ein Bein ausriss, um die Miete zu zahlen. Da war mir der Kragen geplatzt. Aber nicht nur das hatte unsere Beziehung in die Brüche gehen lassen. Nichts ist jemals einfach.

Aber zurück zum Hier und Jetzt. Ich zog den Zettel aus der Brusttasche und hielt ihn dem Sicherheitsmann hin, damit er ihn las. »Ich heiße Jill Schwartz. Wie viele von denen, die behaupten, ihn zu kennen, haben so was?«

Mit großen Augen las er den Namen auf dem Scheck und riss sie noch weiter auf, als er den Betrag sah. Das konnte ich gut nachvollziehen. Auch ich hatte nach Eintreffen des Schecks leichte Panik empfunden. Als Adam beschlossen hatte, mir Geld zukommen zu lassen, war er nicht gerade subtil vorgegangen. Wenn ich bloß herausfinden könnte, was das alles bedeutete. Sofern es überhaupt etwas bedeutete natürlich. Genau diese Frage hatte mich heute Abend hergeführt.

Der Sicherheitsmann musterte mich genauer, doch seine Miene blieb ungerührt. Verständlich, denn ich sah wirklich nicht wie die Freundin beziehungsweise Ex-Freundin eines Rockstars aus. Ich war eher klein, hatte ein kantiges Kinn, markante Wangenknochen, olivfarbene Haut und trug ungewollt ein Zickengesicht zur Schau, um das mich viele beneideten. Jedenfalls redete ich mir das gern ein.

Adam dagegen hatte sich mit seinen langen dunklen Haaren, den Tattoos und dem groß gewachsenen Körper letzten Monat auf dem Cover des Rolling Stone sichtlich zu Hause gefühlt. Im Schneidersitz hatte er auf einem Perserteppich gesessen und eine akustische Gitarre gespielt. Der Sicherheitsmann hatte ganz offensichtlich große Schwierigkeiten, sich uns als Paar vorzustellen, das all die musikalische Hysterie wert war.

»Haben Sie einen Ausweis dabei, Ma’am?«, fragte er.

Ich zog meine Brieftasche aus den Jeans, was wegen all der verschwitzten Menschen, die sich dicht um mich drängten, gar nicht so einfach war. Ich hielt ihm meinen Führerschein hin, und er richtete eine kleine Taschenlampe darauf. »Das Bild ist vom letzten Jahr, als mein Haar viel länger war«, erklärte ich. »Und blau.«

Sein Mundwinkel zuckte, ansonsten zeigte er keinerlei Reaktion.

Das blaue Haar war toll gewesen. Von Türkis bis Indigo und zurück. All meine Kindheitsträume, eine Meerjungfrau zu sein, waren damals wahr geworden. Nun allerdings war mein Haar nur noch schulterlang und obendrein silbergrau gefärbt. Total super.

Der Sicherheitsmann zog ein kleines Handfunkgerät aus der Tasche und gab Anweisungen. Ein Ordner mit schwarzen Jeans und schwarzer Krawatte gesellte sich zu ihm ans Tor. Nun war er es, der mich leicht ungläubig von oben bis unten musterte. Doch dann ging das Tor langsam auf, und sie führten mich hinein. Einige Fans in der Nähe protestierten und wollten die Wachen mit Geld oder sexuellen Avancen bestechen, stießen aber auf taube Ohren. Nur ich wurde ins Allerheiligste gelassen. Erstaunlich. Es hatte tatsächlich geklappt. Nach langer Zeit würde ich ihn wieder leibhaftig zu sehen bekommen. Alle Worte, die ich mir zurechtgelegt hatte, entfielen mir, und meine Hände begannen aus Gründen zu zittern, über die ich besser nicht nachdachte.

Mit dem Sicherheitsmann stieg ich einige Stufen hinauf in einen exklusiven, schwer zugänglichen Backstage-Bereich. Eine hohe Wand schützte uns vor der Bühne und deren näherer Umgebung, doch wir gelangten schnell in einen Flur, wo Leute hin und her hetzten. Die Bassvibrationen sickerten durch die Wände – die Musik war so laut, dass mir die Ohren dröhnten. Wir bogen scharf nach rechts und gelangten aus der ziemlich industriell anmutenden Umgebung in eine schicke kleine Lounge mit Bar und Kühlschrank, einem großen Arrangement aus weißen Orchideen, Wasserflaschen, einer Glasschale mit M&M’s (Adams Lieblingssüßigkeit) und einer Amazone, die mit ihrem Smartphone beschäftigt war. Groß, brünett, irgendwie einschüchternd und mit Plateau-Pumps von Yves Saint Laurent im Fünfzigerjahre-Stil, die zu besitzen einst zu meinen feuchten Träumen gezählt hatte. Großer Gott – diese Schuhe! Fast hätte ich gesabbert. Daheim in meiner Garderobe gab es eine billige Kopie davon, und sogar die trug ich nur zu ganz besonderen Anlässen. Also nicht an Abenden wie diesem. Für meine tollkühne Aktion schienen Kampfstiefel die angemessenere Wahl zu sein. Zwecks Erstürmung der Rock-’n’-Roll-Festung.

»Danke, Ziggy.« Sie schickte den Sicherheitsmann weg und musterte mich flüchtig und mit deutlichem Desinteresse. »Sie haben sechzig Sekunden.«

»Und wer sind Sie?«, fragte ich nicht gerade höflich, aber entschlossen, mich nicht einschüchtern zu lassen.

Prompt lächelte sie. »Ich bin Martha, Adams Managerin. Und Sie?«

»Jill. Adams Ex. Aber das hat Ihnen der Sicherheitsmann bestimmt schon gesagt.«

Ihr abschätzender Blick wurde hundertmal schärfer. »Aha, Adams Ex, und was wollen Sie?«

»Mit Adam über etwas reden, das er mir neulich hat zukommen lassen.«

Sie hob das Kinn. »Über den Scheck. Davon wusste ich nichts.«

»Wissen Sie denn über alles Bescheid, was er tut?«

»Im Großen und Ganzen«, erwiderte sie blasiert. »Rock-Stars sind quengelige Riesenbabys, die jemanden brauchen, der ihr Leben organisiert, damit nicht alles den Bach runtergeht. Für Adam bin ich das. Nächste Frage: Falls der Scheck echt ist und Sie die sind, die Sie zu sein behaupten, warum nehmen Sie das Geld nicht und verschwinden?«

Ich seufzte. »Daran habe ich gedacht. Seit seinem Erscheinen ist dieses Album der Fluch meines Lebens. Egal, wo ich bin, überall höre ich diese Musik, in Kneipen, Tankstellen, Lebensmittelgeschäften … als würden die Songs mich stalken.«

»Die Lieder sind wirklich nicht gerade schmeichelhaft, was Sie angeht«, räumte sie ein.

Ihre Bemerkung ließ mich die Augen verdrehen. Eine furchtbare Angewohnheit, aber ich konnte nicht anders. Wenn jemand etwas atemberaubend Offensichtliches sagte, stöhnte ich immer innerlich. »Darüber rede ich nicht mit Ihnen, das ist persönlich. Sollte es zumindest sein. Aber man sollte fairerweise sagen, dass Adams und meine Sicht auf unsere Beziehung sich stark unterscheiden. Auf jeden Fall hat er schon lange vor unserem Kennenlernen an seiner Musikkarriere gearbeitet. Das war sein Traum, und er hat hart geschuftet und sein Ziel erreicht. Hut ab! Hätte er den Scheck nur über seinen Mietanteil und so weiter ausgestellt, wäre ich nicht gekommen. Aber diese Summe … ist zu hoch. Viel zu hoch.«

»Ein siebenstelliger Betrag ist eindrucksvoll. Aber er kann sich das leisten, falls das Ihre Sorge ist.«

»Da bin ich mir sicher, aber darum geht es mir nicht.«

»Sie haben sich in Interviews nie über ihn geäußert, nie Fotos aus ihrer gemeinsamen Zeit verkauft. Davon hätte ich Wind bekommen.«

»Und?«

Sie musterte mich vom Scheitel bis zur Sohle. »Sind Sie schwanger?«

»Nein.«

»Möchten Sie schwanger werden?«

»Großer Gott, was geht Sie mein Unterleib an? Ich will bloß mit ihm über den Scheck reden.«

Einen langen Moment musterte die Managerschnepfe Martha mich nur. Dann sagte sie: »Interessant. Kommen Sie mit.«

Damit verschwand sie auf ihren eleganten Pumps, die sie um einiges größer machten, als sie war. Vermutlich konnte sie damit sogar rennen. Die Welt schien ihr Laufsteg zu sein, und offenbar wurde sie erwartet.

»Wohin gehen wir?« Ich musste fast traben, um mit ihr Schritt zu halten. Kurze Beine waren manchmal nervig.

»Sie wollen doch mit Adam sprechen?«

»Schon, aber …«

»Ja oder nein, Jill? Ich habe keine Zeit zu vertrödeln.«

»Ja, ich will mit ihm reden«, sagte ich mit gerunzelten Brauen. »Ich muss mit ihm sprechen.«

Die Garderoben und Abstellräume wichen größeren Fluren. Requisiten, Scheinwerfer und diverse Bühnenutensilien waren ordentlich in Regalen gelagert. Viele Leute wuselten durcheinander, noch mehr Leute lungerten herum. Durch zwei große Doppeltüren erreichten wir einen Tunnel, in dem zwei Sicherheitsleute neben einem protzigen, schwarz glänzenden Mercedes SUV warteten.

Martha öffnete eine hintere Seitentür und sah wieder aufs Display ihres Smartphones. »Einsteigen.«

Ich zögerte. Natürlich. Denn wo ich herkam, galt es als böse, von Fremden in ein Fahrzeug gelockt zu werden. Und diese Frau hatte nicht mal den Anstand besessen, mir vorher ein Bonbon anzubieten oder ein Kätzchen zum Spielen zu geben.

»Noch mal: Ich habe keine Zeit zu vertrödeln. In knapp zwei Minuten wird Adam im Laufschritt durch den Backstage-Bereich hierher zum Wagen geleitet.« Martha klang irgendwie gelangweilt. »Also setzen Sie sich jetzt ins Auto? Oder lassen Sie sich von Bon zurück in den Zuschauerraum führen? Wofür entscheiden Sie sich?«

Der Sicherheitsmann warf mir einen kurzen Blick zu. Die Beulen in seinem Jackett kamen sicher nicht von Kaugummi- oder Kleenex-Vorräten. Nein, Bon war bewaffnet. Wie wahnsinnig die Welt doch war!

»Eigentlich dürfte ich das gar nicht tun«, fuhr sie fort. »Aber Sie haben mein eiskaltes Herz berührt. Zufällig weiß ich, wie Ihre Lage sich anfühlt. Auch über mich hat mal einer ein Album geschrieben. Keine angenehme Erfahrung.«

Oha! Obwohl in Marthas Fall vermutlich alle Songzeilen, die davon handelten, wie das Herz eines Mannes unter zwölf Zentimeter hohen Absätzen zermalmt wurde, der Wahrheit entsprachen.

Sie klopfte mit dem Fuß auf den Estrich. »Also?«

»Wo fährt Adam denn hin?«, fragte ich hinhaltend.

»Wenn’s nach mir ginge, auf direktem Weg nach Hause. Aber garantieren kann ich das nicht.« Sie runzelte kaum merklich die Brauen. »Manchmal kann er nach einem Auftritt einfach nicht abschalten.«

Interessant. Beinahe hätte ich die Ironie der Situation belächelt. Ich selbst hatte immer Probleme gehabt, Adam vom Sofa hochzubekommen. Und nun schien die neue Frau in seinem Leben Schwierigkeiten zu haben, ihn dort zu halten.

Um ehrlich zu sein, ging mir das Ganze auf die Nerven. Adams neues Leben erschien mir als verkehrte Welt: Security, Luxuskarossen und diese einschüchternde Frau, die alles unter Kontrolle hatte. Als ich noch mit ihm zusammen gewesen war – ein Jahr lag das zurück –, hatte er exakt zwei Socken besessen, beide mit Löchern. Nicht sehr sexy. Klar, was er damals von mir zu Weihnachten bekommen hatte. Er verbrachte seine Tage damit, Songs zu schreiben oder mit Freunden in diversen Kneipen der Stadt improvisierte Konzerte zu geben. Manchmal bekam er für seine Musik Geld oder konnte dadurch einen Job als Pizza-Auslieferer an Land ziehen. Oder er bekam ein paar Schichten als Barmann in einem Club. Aber weiter brachte er es nicht, was erwachsenes und verantwortungsvolles Verhalten betraf. Jahrelang hatte er sich auf dem Sofa gefläzt und in wechselnden Beziehungen und Verhältnissen gelebt, bis er und ich zusammengekommen waren. Und nun war das hier sein Leben.

Total irre.

»Sie können auf dem Weg zu dem Ort, an den er gefahren werden will, mit ihm sprechen. Danach bringt Mac Sie, wohin Sie wollen«, sagte Martha. »In ein paar Tagen fliegt Adam nach Europa, um seine Tournee fortzusetzen. Das hier ist für Sie also auf absehbare Zeit die letzte Möglichkeit, unter vier Augen mit ihm zu reden. Wollen Sie davon nun Gebrauch machen oder nicht?«

Verflixt. Ich hätte es wirklich nicht tun sollen, aber ich stieg in den SUV und rutschte über das schwarze Leder in die Ecke. Das Innere war makellos und roch nach Neuwagen. Früher hatte er sich meinen lausigen alten Kombi geliehen, um überhaupt einen fahrbaren Untersatz zu haben, und mit bewundernswertem Geschick Gitarrenkoffer und Verstärker in den kleinen Wagen gequetscht. Und jetzt das. Der Junge hatte es weit gebracht.

Der attraktive, dunkelhäutige Hüne auf dem Fahrersitz lächelte mir im Rückspiegel zu. »Miss.«

»Hallo.« Mein Lächeln wurde unsicher, vor allem wohl aus mangelndem Selbstvertrauen. Was verrückt war. Adam Dillon hatte mich nie eingeschüchtert. So schön und begabt er auch sein mochte – wie hätte mich jemand verunsichern sollen, der immer vergaß, die Klobrille runterzuklappen. Es musste an der Situation liegen – am Konzert, der Limousine, all den Sicherheitsleuten. Gleich würde es mir wieder gut gehen. Ich musste nur kurz Atem schöpfen, dann würde ich …

Und da war er. Auf seinem Kopf hing kapuzengleich ein Handtuch, und er trank ein isotonisches Getränk aus der Flasche. Vor und hinter ihm ein Leibwächter. Martha schritt neben ihm her, wobei sich ihre Lippen bewegten, um ihn mit einem scheinbar endlosen Informationsstrom zu versorgen. Mitunter nickte Adam. Er trug Sportschuhe, Jeans und T-Shirt. Das Shirt war verschwitzt und klebte ihm am Leib. Unter all den Scheinwerfern wurde es sicher sehr heiß. Und er hatte dort mehr Platz zum Herumstolzieren als auf den winzigen Bühnen bei seinen kleinen Auftritten damals, als er noch mit mir zusammen gewesen war.

Aber das war nicht alles. Während er auf der Bühne wie der Inbegriff von einem Rock-Idol gewirkt hatte, war sein Gesicht aus der Nähe bleich, und er hatte Ringe unter den Augen. Er sah, gelinde gesagt, grottenschlecht aus. Und doch konnte ich ihn nur anstarren.

Wahrscheinlich lag das nur an dem Schreck, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Wobei, gesehen hatte ich ihn natürlich zwischenzeitlich oft. Schließlich war er auf Werbeplakaten, im Internet und anderswo omnipräsent, manchmal in Gesellschaft bildschöner Frauen, manchmal solo. War das nicht herrlich? Ihm nun jedoch wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, war etwas ganz anderes. Etwas, worauf ich offenbar nicht so gut vorbereitet war wie erhofft.