Romane über Frauen, 24. Françoise d'Aubigné - Verschiedene Autoren - E-Book

Romane über Frauen, 24. Françoise d'Aubigné E-Book

Autoren Verschiedene

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Beschreibung

Sie war als "Gouvernante Frankreichs" verschrien und galt unter Zeitgenossen als heimliche Fädenzieherin: Madame de Maintenon, zuerst die Mätresse und später die inoffizielle Ehefrau Ludwig XIV. Sie hielt es am längsten mit dem sprunghaften Sonnenkönig aus. Am intrigenreichen Hof Ludwigs XIV. von Frankreich nahm Madame de Maintenon eine besondere Rolle ein. Ob sie sich damals schon sicher war? Sich sicher sein konnte? Wir wissen es nicht. Fest steht einzig und allein, dass Madame Scarron im Februar 1671 erstmals ihrem zukünftigen zweiten Ehemann begegnete – Ludwig XIV. von Frankreich. Und sie musste schon damals, im mehr schlecht als recht für die Hofhaltung geeigneten Schloss von Saint-Germain-en-Laye, diplomatisch sein, ihre wahren Gefühle verbergen.

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Verschiedene Autoren

Romane über Frauen

24. Françoise d'Aubigné

Von Walter Brendel

Marquise de Maintenon

Romane über Frauen

Verschiedene Autoren

24. Band: Françoise d'Aubigné

Von Walter Bendel

Impressum

Texte: © Copyright by Verschiedene AurorenUmschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2024

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Einleitung

Kindheit und Jugend

Erste Ehe

Die Ablösung einer Mätresse

Die neue Mätresse

Die Königin

Die Frau des Königs

Die Gegenspieler der Marquise

Louis de Rouvroy, duc de Saint-Simon

Lieselotte von der Pfalz

Der große Abschied

Schlussbemerkungen

Einleitung

Diese Roman-Dokumentation beschäftigt sich mit der zweiten Frau des französischen Königs Ludwig XIV. Françoise d’Aubigné, verheiratete Madame Scarron, später Marquise de Maintenon, genannt Madame de Maintenon. Sie gilt als letzte Mätresse Ludwigs XIV. von Frankreich, und war in morganatischer Ehe seine zweite Gemahlin. Eine morganatische Ehe oder Trauung zur linken Hand ist eine Form der Eheschließung im europäischen Adel, bei der ein Ehepartner – meistens die Frau – von niedererem gesellschaftlichem Stand war als der andere. Sie erfolgte oft mit der Absicht des Mannes, die bestehende Liebesbeziehung zu einer Mätresse als öffentlich anerkanntes Verhältnis zu legitimieren. Da nach dem Tod des Ehemannes seine Witwe und Nachkommen zumeist nicht erbberechtigt waren, musste ihre finanzielle Versorgung bereits zu Lebzeiten durch einen entsprechenden Ehevertrag abgesichert werden, daher auch die Bezeichnung „Ehe auf bloßer Morgengabe“. Deshalb beschloss Ludwig, nach dem Tod der Königin Marie Therese im Oktober 1683 mit seiner Mätresse, der Madame de Maintenon, insgeheim eine Ehe zur linken Hand einzugehen. Bis zu seinem Tod lebte er mit ihr zusammen und besuchte sie täglich in ihren Räumen.

Wie es zu dieser Beziehung kam und was die Begleitumstände des Aufstiegs einer Mätresse zur Ehefrau linker Hand waren, soll genauso untersucht werden, wie der Einfluss dieser Frau auf die Religion, Innen- und Außenpolitik des Königs und das Intrigenspiel von Versailles.

Kindheit und Jugend

Françoise d’Aubigné kam im Gefängnis von Niort am 27. November 1635 zur Welt. Niort war eine Stadt, wo die Glaubenskriege besonders grausam geführt wurden. Die französischen Protestanten (Hugenotten) herrschten in der Stadt, doch wurde die Stadt nach der Schlacht von Moncontour im Jahre 1569 von den katholischen Truppen des französischen Königs Karl IX. eingenommen. Die Nacht vom 27. zum 28. Dezember 1588 verlief für die Stadt sehr blutig: Die Hugenottenführer Louis de Saint-Gelais und Théodore Agrippa d’Aubigné fielen mit ihren Söldnern in Niort ein und es kam zu Mord, Plünderung und Brandstiftung. Im Jahre 1627 wurde Niort erneut katholisch, doch konnten sich protestantische Widerstandsnester noch bis 1685 in der Stadt halten. Viele Hugenotten zogen es allerdings vor zu fliehen, wobei Kanada als Exilland im Vordergrund stand.

Ihr Vater war der dort inhaftierte Protestant Constant d’Aubigné, der als Abenteurer, Spieler und Trinker galt. Ihre Mutter, Jeanne de Cardilhac war katholisch und stammte aus einer angesehenen Familie. Ihr Großvater, Théodore Agrippa d’Aubigné allerdings, war ein bedeutender hugenottischer Heerführer und ein Mann von hoher Weisheit.

Mit seinem Epos Les Tragiques war er sicher der sprachmächtigste französische Autor seiner Epoche, des frühen Barock. Am 18. August 1572, bei der Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois (der Schwester König Karls IX.) war auch d’Aubigné in Paris, floh aber wenige Tage später, weil er bei einer Rauferei einen Soldaten der Stadtwache verletzt hatte. Er entging so dem Massaker in der Nacht vom 23. zum 24. August 1572, (Bartholomäusnacht), bei dem die katholische Partei das calvinistische Lager um ihren Einfluss bringen wollte. Kurz darauf, da die Massaker sich auch auf die Provinzen ausdehnten, wurde er aber bei einem Anschlag auf sein Leben schwer verletzt. Er konnte sich in das nahe Schlösschen von Diane Salviati retten, um in ihren Armen, wie er sich ausmalte, zu sterben.

Auf dem Krankenlager will er unter dem Eindruck der blutigen jüngsten Ereignisse eine Vision gehabt haben, die ihm den Plan zu einem Epos eingab. Es sollte aus seiner calvinistischen Sicht vom tragischen Schicksal der französischen Protestanten handeln und ihrer grausamen Verfolgung durch die katholische Partei und die von ihr instrumentalisierte Staatsgewalt.

1573, angesichts der nahenden Heirat Dianes, ging d’Aubigné nach Paris und trat als Schildknappe, écuyer in den Dienst Heinrich IV., auch Heinrichs von Navarra, der seit der Bartholomäusnacht am Hof unter Arrest lebte.

Anfang 1576 konnte er seinem Herrn zur Flucht aus Paris verhelfen. Er blieb an Heinrichs Seite, als dieser, rekonvertierte, im nunmehr Sechster Hugenottenkrieg von 1576 bis 1577, den Kampf der Protestanten unter seiner Führung wieder aufnahm. Im Jahre 1577 wurde d’Aubigné schwer verletzt.

Nach seiner Genesung überwarf er sich mit Heinrich IV., der ihm zu politisch, also nicht radikal genug dachte, und zog sich auf ein Landgut in Westfrankreich zurück. 1587 hielt es ihn dort nicht mehr und er kehrte zurück in die Dienste Heinrich IV. Dieser war im Jahre 1584, nach dem Tod des jüngeren Bruders, des kinderlosen Königs Heinrich III., zum Thronanwärter aufgerückt, sah sich aber der mächtigen Allianz der Katholischen Liga gegenüber, die mit Hilfe Spaniens und Savoyen-Piemonts den Calvinismus zurückdrängen wollte und einen eventuellen protestantischen König zu verhindern trachtete. Heinrich von Navarra trug sich etwa um das Jahr 1586 mit Heiratsgedanken. Er wollte Diane d’Andouins – wie im übrigen viele seiner anderen Mätressen – ehelichen. Der König bat seinen engen Vertrauten d’Aubigné um dessen Meinung zu den Eheplänen. Dieser riet ihm davon ab, und Heinrich versprach daraufhin, sein Vorhaben vorläufig ruhen zu lassen. Aufgrund d’Aubignés Intervention wurde Diane d’Andouins für den Rest ihres Lebens seine erbitterte Feindin. D’Aubigné nahm an den Kämpfen gegen die katholische Liga teil. 1593 versuchte er vergeblich, Heinrich von einer neuerlichen Konversion abzuhalten, mit der jener die Duldung von Teilen des katholischen Lagers zu erkaufen und den Thron zu sichern gedachte. Enttäuscht über Henris „Verrat“ an der Reformation zog sich d’Aubigné erneut zurück auf sein Landgut. Als eine große Enttäuschung erlebte d’Aubigné 1618, dass sein Sohn konvertierte. Er enterbte ihn im Zorn und bewirkte so, dass seine Nachkommen im Mannesstamm verarmten, darunter auch seine Enkelin Françoise d'Aubigné, unsere Hauptfigur.

Bis zum Alter von sieben Jahren wuchs Françoise, wie ihre beiden älteren Brüder, bei ihrer hugenottischen Tante Louise-Arthémise de Villette, einer Schwester ihres Vaters, auf; sie verbrachte dabei eine glückliche Kindheit auf Schloss Mursay. Nachdem ihr Vater 1642 aus dem Gefängnis entlassen wurde, holte er seine drei Kinder nach Paris, wo Françoise von ihrer Mutter sehr streng behandelt wurde. 1645 beschloss der mittlerweile sechzigjährige Constant d'Aubigné, zu den Antillen (Westindischen Inseln) aufzubrechen; er machte sich Hoffnungen auf einen Gouverneursposten auf der Insel Marie-Galante. Als sich herausstellte, dass der Posten bereits besetzt war, ließ der Vater seine Familie auf Marie-Galante zurück, um sein Glück wieder in Europa zu probieren; er verstarb 1647. Die völlig überforderte Mutter schaffte es nur mit Hilfe der Westindischen Kompanie (Die Westindienkompanie wurde 1664 durch Jean-Baptiste Colbert mit dem Ziel gegründet wurde, Handel mit den französischen Besitzungen in Amerika zu treiben) zu überleben, und kehrte mit ihren Kindern erst zwei Jahre später nach Frankreich zurück, wo Françoise wieder von ihrer geliebten hugenottischen Tante Madame de Villette aufgenommen wurde. In diesem Moment mischte sich jedoch eine Madame de Neuillant, eine Großtante mütterlicherseits, ein, weil sie es nicht akzeptieren konnte, dass die katholisch getaufte Françoise eine hugenottische Erziehung bekam. Sie schickte das Mädchen zunächst zu den Ursulinen nach Niort, wollte jedoch die Rechnungen nicht bezahlen und nahm das Mädchen dann in ihrem eigenen Hause auf, wo Françoise „ein Aschenbrödel-Dasein“ geführt hat.

„Im Haus trug ich stets Holzpantinen, Schuhe gaben sie mir nur, wenn jemand zu Besuch kam. Ich erinnere mich noch, dass meine Cousine und ich, wir waren gleichaltrig, einen Teil des Tages damit zubrachten, auf die Truthähne der Tante aufzupassen.“

Immerhin lernt Françoise die Gepflogenheiten in einem vornehmen Haushalt kennen und gelangt durch Madame de Neuillant auch nach Paris. Das begabte Mädchen weiß längst, dass es sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss.

Erste Ehe

1652 ging Françoise zusammen mit Madame de Neuillant nach Paris, wo sie den 42 -jährigen brillanten und berühmten Komödien-Autor Paul Scarron (geboren 1610) kennenlernte. Mit seinen Komödien schwamm Scarron auf der Welle der zeitgenössischen Degen und Mantel-Stücke im spanischen Stil. Er litt unter fortschreitender Muskellähmung, saß im Rollstuhl und sah nach eigenen Worten „wie ein Z“ aus; Françoise soll bei seinem Anblick vor Mitleid in

1652 mehrte eine ganz andere Aktion den Bekanntheitsgrad Scarrons: Er heiratete, obwohl nicht eben reich, die 16-jährige mittellose kleinadelige Waise, die ihm durch kluge und wohlgesetzte Briefe aufgefallen war: Françoise d'Aubigné.

Scarron fiel nicht nur die Schönheit, sondern auch die ungewöhnliche Intelligenz des schüchternen und zurückhaltenden Mädchens auf, und er machte ihr einen Heiratsantrag. Sie erkennt sie ihre Chance. Denn bei dem cholerischen, aber äußerst geistreichen Mann verkehren die klügsten Köpfe der Stadt. Chevalier de Méré, unangefochtene Autorität in Fragen der Eleganz, lässt verlauten:

„Françoise ist nicht nur sehr schön, und zwar von einer Schönheit, die nicht ermüdet. Sie ist auch sanft, dankbar, zurückhaltend, treu, bescheiden und intelligent, und als Krönung ihrer Anmut benutzt sie ihren Geist nur, um zu unterhalten oder um liebenswert zu sein.“

Tränen ausgebrochen sein.

Paul Scarron. Musée de Tessé

Scarron schulte ihre Wortgewandheit und ihren Esprit und lehrte sie Spanisch, Italienisch und etwas Latein. Als seine Frau fand sie über die vielen geistreichen Gäste, die in Scarrons Haus verkehrten, Zugang zu vornehmen Pariser Kreisen, wo man sie als interessante und angenehme Gesprächspartnerin wahrnahm. Man nannte sie wegen ihrer ungewöhnlichen und abenteuerlichen Vergangenheit in Westindien auch „Die schöne Inderin“. Dank dem Witz und Galgenhumor Scarrons, aber auch dank dem Charme und Esprit seiner jungen Frau wurde ihr Haus zum Treffpunkt von Literaten und geistig interessierten Aristokraten, was ihnen wiederum half, die Zuwendungen diverser Mäzene zu erhalten, in den 1640er Jahren insbesondere des Kardinals de Retz und in den 1650ern des Finanzministers Nicolas Fouquet.

Vielleicht zu Unrecht war Scarron 1651, während der „Fronde“, eine gegen den Minister Kardinal Mazarin gerichtete Polit-Satire zugeschrieben worden, La Mazarinade. Dies brachte ihn 1653, nach dem Sieg Mazarins, kurz in Schwierigkeiten und veranlasste ihn zu einer mehrmonatigen Entfernung aus Paris.

In dieser Zeit lernte die nunmehrige Frau Scarron unter anderem die berühmte geistreiche Kurtisane Ninon de Lenclos kennen.

***

Anne „Ninon“ de Lenclos, war eine Salonnière. Sie gilt in Frankreich als eine der herausragendsten Frauen des 17. Jahrhunderts.

Ninon de Lenclos wurde als Tochter eines französischen Kleinadligen geboren. Ihre Mutter versuchte, sie religiös zu erziehen. Der Vater jedoch unterstützte die Tochter in ihrem Bildungsdrang und animierte sie, Montaigne zu lesen.

Trotz ihres Lebenswandels als Kurtisane brachte Ninon de Lenclos es durch ihre Bildung und ihre vielseitige musische Begabung, ihre Intelligenz und ihren Sprachwitz, aber auch durch ihre Schönheit bald zu großer gesellschaftlicher Anerkennung. Sie wurde zu einem der Sterne der Ära Ludwigs XIV., wurde allerdings nie bei Hofe empfangen. Sie galt als Meisterin des geistvollen Gesprächs und die Teilnahme an ihren Jours war eine große gesellschaftliche Ehre. Zu ihren Freunden und Freundinnen zählten Königin Christine von Schweden, Molière und Madame de Sévigné.

Ninon de Lenclos legte Wert auf ihre Unabhängigkeit: Sie heiratete nie und hatte unzählige Liebhaber. Noch als Achtzigjährige, so heißt es, sei sie von den Männern heiß begehrt gewesen. Sie selbst nahm ihre Caprices, wie sie ihre Liebschaften bezeichnete, nicht sehr ernst und ließ sich nie auf eine ernsthafte Beziehung zu einem Mann ein. Die aus ihren Liebschaften entstandenen Kinder überließ sie den jeweiligen Vätern zur Erziehung, denn sie wollte sich nicht mit Kinderpflege belasten. Einer ihrer Söhne verliebte sich nichtsahnend in sie, als sie bereits 60 Jahre alt war. Sie offenbarte ihm, dass sie seine Mutter sei. Darauf erschoss er sich vor ihren Augen.

Trotz ihres unmoralisch wirkenden Lebens galt sie als gute, treue Freundin. Sie unterstützte in Not geratene Freunde mit Geld und Taten, achtete jedoch darauf, selbst finanziell unabhängig und niemandem etwas schuldig zu bleiben. Dabei brachte sie es nie zu großem Reichtum; sie lebte in einem für Adelsverhältnisse einfachen bürgerlichen Mietshaus. Ihre Liebschaften wählte sie vor allem ihren Gefühlen folgend und (entgegen damaligem Usus) unabhängig von finanziellen oder politischen Interessen aus.

Ninon de Lenclos, Kupferstich von Antoine-Jean-Baptiste Coupé (1784 – ca. 1852)

***

Nach dem Tode Scarrons 1660 geriet seine Witwe in finanzielle Bedrängnis. Da sie viele adlige Freunde hatte, die sich ständig bei der Königinmutter Anna von Österreich und beim König für sie einsetzten, gewährte dieser ihr aus seiner Schatulle eine Pension von 2000 Livres, von der sie immer noch „beengt“, aber immerhin mit Magd leben konnte. Madame Scarron übernahm in der Folgezeit manchmal bei ihren adligen Freundinnen Aufgaben als Zofe oder kümmerte sich beispielsweise um die Kinder der Marquise de Montchevreuil.

Die Ablösung einer Mätresse

Während der Zeit im Hause Scarron lernte Françoise auch die schöne und glamouröse Marquise de Montespan kennen, die einige Jahre später Mätresse des Königs wurde.

Athénais de Montespan scheint es vollkommen bewusst darauf angelegt zu haben, zur Mätresse des Königs aufzusteigen. Als Hofdame der Königin und da sie sich außerdem mit Louise de La Vallière, der offiziellen Geliebten Ludwigs XIV. anfreundete, hielt sie sich im Grunde ständig in der Gegenwart des Königs auf – der nebenher ohnehin noch weitere Flirts und Amouren hatte (u. a. mit der Princesse de Monaco). Doch meinte Primi Visconti:

„Diese schöne und spöttische Dame gefiel dem König zuerst gar nicht. Eines Tages scherzte er sogar an der Tafel darüber mit Monsieur, seinem Bruder, und als sie mit ziemlicher Affektiertheit ihm zu gefallen suchte, soll er gesagt haben: "Sie tut was sie kann, aber ich will nicht."

Im Juli 1667, während des Flandernfeldzuges, erreichte die Montespan jedoch ihr Ziel und verdrängte Louise de La Vallière (zunächst noch heimlich) als Geliebte Ludwigs XIV. Die Montespan zog dabei alle Register einer echten Intrigantin: Ganz im Gegensatz zu der eher schüchternen, frommen, und oft von Gewissensbissen gequälten La Vallière, schien die Montespan keinerlei Probleme zu haben, mit der Königin und dem König, der gerade ihr Liebhaber geworden war, in der gleichen Kutsche zu fahren, oder in gespielter und scheinheiliger Entrüstung vor der Königin auszurufen: "Gott behüte mich, die Geliebte des Königs zu werden. Wenn ich so unglücklich sein sollte, würde ich niemals die Dreistigkeit haben, mich vor der Königin sehen zu lassen."

Louise de La Vallière blieb nach außen hin zunächst noch die offizielle Maîtresse en titre des Königs, vermutlich weil man hoffte, dadurch die Öffentlichkeit und den eifersüchtigen Ehemann der Montespan zu täuschen. Die beiden Frauen mussten von 1668 bis 1674 noch sechs Jahre lang "Seite an Seite" leben und am gleichen Tisch speisen. Diese für beide Frauen schwierige Situation sorgte für etliche Spannungen, und die Montespan beklagte sich darüber beim König und machte ihm Szenen; andererseits vermutete beispielsweise Madame de Caylus, die Montespan und der König hätten Freude daran gehabt, die La Vallière zu demütigen. Liselotte von der Pfalz beobachtete, wie er das Gemach der La Vallière nur benutzte, um ungesehen zur Montespan zu gelangen, und dabei warf er seiner ehemaligen Geliebten mit einer ironischen Bemerkung ein Schoßhündchen zu.

Zu einer Zeit, als sich die meisten adeligen Ehemänner über das Interesse des Königs an ihrer eigenen Gattin geschmeichelt gefühlt und versucht hätten, daraus einen Vorteil zu ziehen, erstaunte der Marquis de Montespan den Hof, indem er sich offen über die Untreue seiner Ehefrau empörte. Er löste einen Skandal aus, indem er Madame de Montausier der eigennützigen Kuppelei bezichtigte. Er trug sogar Trauerkleidung für seine Frau, und ließ ein Paar Hörner an seiner Kutsche anbringen – als öffentliches Zeichen dafür, dass sie ihn betrogen hatte. Montespan wurde verhaftet, aber nach einigen Tagen wieder freigelassen. Laut Madame Caylus sah man ihn bei Hofe „für einen ungehobelten Menschen und für einen Narren an“, und die Montespan selber beklagte sich: „Er ist hier und erzählt Geschichten am Hofe. Ich schäme mich so, dass mein Papagei und er der Kanaille zum Amüsement dienen“.

***

Françoise de Rochechouart wurde im Schloss Lussac-les-Châteaux als drittes der fünf Kinder von Gabriel de Rochechouart, Herzog von Mortemart, und Diane de Grandseigne geboren. Ihr Vater war ein Vertrauter Ludwigs XIII. und erster Kammerherr des Königs, ihre Mutter war eine sehr fromme Frau und eine zeitlang Ehrendame der Königin Anna von Österreich.

Françoise wurde im Konvent Ste. Marie in Saintes erzogen und als Mademoiselle de Tonnay-Charente am französischen Hof eingeführt. Im Alter von zwanzig Jahren wurde sie Ehrendame der Königin Marie Therese. Im Januar 1663 heiratete sie Louis-Henri de Pardaillan de Gondrin, Marquis de Montespan, der ein Jahr jünger war als sie.

Sie galt als schöne, kultivierte und charmante Unterhalterin und gewann die Bewunderung von Madame de Sévigné und anderen führenden Geistern der Epoche, und später auch von Saint-Simon. Wie ihre gesamte Familie war die Montespan mit dem zu ihrer Zeit sprichwörtlichen Geist der Mortemart begabt: ihre witzig-geistreichen Wortspiele, brillant-ironischen und oft sehr spitzen Bemerkungen machten sie berühmt und berüchtigt am Hofe des Sonnenkönigs.

Madame de Montespan wurde auch manchmal als berechnend, eigensüchtig, hartherzig und kalt beschrieben, beispielsweise sagte Madame de Caylus über sie: „Das Herz dieser schönen Frau war hart“. Liselotte von der Pfalz schrieb:

„Die Montespan hatte eine weißere Haut als die La Vallière (die Vorgängerin der Montespan als Mätresse des Königs), sie hatte einen schönen Mund und schöne Zähne, aber sie hatte ein dreistes Wesen. Man sah ihr am Gesicht an, daß sie stets irgendeinen Plan hatte. Sie hatte schöne blonde Haare, schöne Hände, schöne Arme, was die La Vallière nicht hatte, aber diese war sehr reinlich und die Montespan eine unsaubere Person. (...)“

An anderer Stelle bezeichnet Liselotte die Montespan als „eine launenhafte Kreatur, die sich in nichts beherrschen konnte, jegliche Art von Vergnügen liebte, sich langweilte, mit dem König allein zu sein; sie liebte ihn nur aus Eigennutz und Ehrgeiz und kümmerte sich sehr wenig um ihn selbst“. Eigennutz und Verschwendungssucht warfen ihr auch andere vor, so sprach Languet de Gergy von der „unersättlichen Gier der Madame de Montespan“, und Madame de Sévigné nennt sie in mehreren ihrer Briefe in Anspielung an ihre Geldgier "Quanto" oder "Quantova". Wie viele andere Höflinge verlor oder gewann die Montespan Unsummen beim Spiel. Das Spiel der Madame de Montespan hat sich zu einem solchen Unmaß gesteigert, dass Verluste von hunderttausend Talern nichts Ungewöhnliches sind: Am Weihnachtstage verlor sie siebenhunderttausend Taler, darauf spielte sie auf drei Karten einhundertfünfzig Pistolen und gewann sie.

Das erste der sieben Kinder, das Athénaïs de Montespan dem König gebar, kam im März 1669 auf die Welt und wurde Madame Scarron anvertraut, der zukünftigen Madame de Maintenon; dieses Kind starb schon nach drei Jahren, doch brachte die Montespan ab 1670 fast jedes Jahr ein königliches Kind zur Welt. 1673 legitimierte der König seine ersten drei überlebenden Kinder mit der Montespan, jedoch ohne Nennung des Namens der Mutter, weil man befürchtete, dass Monsieur de Montespan sie für sich beanspruchen könnte.

Inzwischen war der Marquis nach Spanien verbannt worden, und 1674 wurde eine offizielle Trennung durch den Generalprokurator Achille de Harlay ausgesprochen, assistiert von sechs Richtern am Châtelet.

Auch nachdem Louise de La Vallière den Hof 1674 verlassen hatte, um in ein Kloster einzutreten, und trotz ihrer mittlerweile erreichten Stellung als maîtresse en titre musste die Montespan den König nicht nur mit der Königin teilen, denn er war ein extrem flatterhafter Liebhaber und suchte sein Vergnügen nebenher bei verschiedenen Hofdamen. Einige davon waren für die Montespan keine ganz ungefährlichen Rivalinnen, wie die Fürstin de Soubise.

Madame de Montespan, nach Pierre Mignard

665 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter nach Versailles eingeladen und dem König vorgestellt, der Gefallen an der jungen Prinzessin fand. Die Herzogin von Rohan wollte ihre Tochter vor dem Leben am Hof schützen, denn es war allgemein bekannt, dass die Gunst der offiziellen Mätresse, Louise de La Vallière, am Verblassen war. 1669 kursierten Gerüchte, dass Ludwig XIV. und Anne-Julie eine Liebesbeziehung unterhielten. Dies blieb Madame de Montespan nicht verborgen, und sie intrigierte gegen ihre Nebenbuhlerin.

Im Jahr 1673 nahm König Ludwig XIV. den Kontakt zur Princesse de Soubise wieder auf. Ihr Mann begriff sehr schnell, dass er diese Situation zu seinen Gunsten nutzen konnte. Der König zeigte sich großzügig, indem er ihn mit Auszeichnungen und Besitz versah. Im Januar 1674 kam die schwangere Anne-Julie als Ehrendame der Königin Marie-Thérèse nach Versailles. Sie gebar am 26. Juni einen Sohn, Armand-Gaston, künftigen Kardinal von Rohan und Mitglied der Académie Française. Die Liaison mit dem König endete 1675, doch sie blieb weiterhin am Hof wegen ihrer Funktion bei der Königin.

Dann gab es noch die "die schöne de Ludres". Sie war Ehrendame am Königshof. Sie wurde als Kanonisse im Kloster von Poussay erzogen und wurde von ihren Eltern mit dem älteren Herzog Karl IV. von Lothringen verlobt. Doch dieser wollte nicht seine Mätresse, Marie-Louise d' Apremont, verlassen und schlug seiner jungen Verlobten eine Ménage à trois (Dreierbeziehung) vor. Doch Marie-Elisabeth widersetzte sich dem und hatte die Unterstützung des lothringischen Klerus.

Anne de Rohan-Chabot, Princesse de Soubise. Schloss Versailles.

Im Jahre 1666 verließ Marie-Elisabeth das Kloster in den Vogesen und ging nach Versailles. Als Ehrendame wurde sie in den Haushalt der Herzogin von Orléans, Henrietta Anne Stuart, der Lieblingsschwester Karls II., gegeben und bei Hofe eingeführt. Es wird vermutet, dass ihre Familie Marie-Elisabeth in der Hoffnung, sie würde dem französischen König Ludwig XIV. auffallen und zur Mätresse aufsteigen, bei Hofe einführte. Nach dem frühen Tod der Herzogin von Orléans (1670), kam sie in den Hofstaat der französischen Königin Marie Thérèse. Durch ihre Schönheit und ihren lothringischen Akzent zog sie die Höflinge in ihren Bann, darunter den Enkel von César de Bourbon, Philippe de Bourbon-Vendôme. Der König interessierte sich auch für La belle Isabelle. Auch diese Verbindung blieb Madame de Montespan, der mittlerweile Maîtresse en titre des Königs, nicht verborgen, die daraufhin gegen Marie-Elisabeth intrigierte.

1678 verließ Marie-Elisabeth de Ludres den Hof und zog sich ins Kloster des „Orden von der Heimsuchung Mariens“ zurück, nachdem sie eine Geldspende vom König ausgeschlagen hatte. Jahre später und inzwischen verschuldet, war La belle Isabelle gezwungen, eine Pension von Ludwig XIV. zu fordern. Er stellte ihr eine Pension von 2000 Livres aus, von der sie mehr schlecht als recht leben konnte. Sie starb am 28. Januar 1726 in Nancy.

***

Die ewige Untreue des Königs, ihre ständig gefährdete Position als Maîtresse en titre, führte dazu, dass Madame de Montespan Hilfe in Liebestränken und sehr wahrscheinlich auch in der Magie suchte. So wurde sie (wie viele andere Personen des Hofes) zu einer heimlichen Stammkundin der berüchtigten Hebamme, Giftmischerin und 'Hexe' Catherine Mauvoisin, genannt La Voisin.

Marie-Elisabeth de Ludres

1675 kam es zu einem peinlichen Vorfall, als ein Priester ausgerechnet am Gründonnerstag der Montespan wegen ihres doppelten Ehebruchs mit dem König die Absolution verweigerte; sie beschwerte sich darüber beim König, fand jedoch einen mächtigen Gegner in Bossuet, dem damaligen Bischof von Meaux, der den Priester in Schutz nahm. Dies war ein solcher Skandal und auch für den König selber so beschämend, dass sie für eine gewisse Zeit den Hof verlassen musste. Nach ihrer Rückkehr flammte die Liebschaft jedoch wieder auf, und sie bekam noch zwei weitere Kinder vom König.

Trotz all ihrer schönen Rivalinnen und obwohl sie durch die vielen Schwangerschaften immer mehr zunahm und Gewichtsprobleme bekam, triumphierte die Montespan immer wieder über das Herz des Königs, und zeigte dies auch demonstrativ. Dies wurde sehr bildhaft von Madame de Sévigné beschrieben:

„Ah, meine Tochter, welch ein Triumph in Versailles, welch verdoppelter Stolz! welch fest gegründete Herrschaft! welche Herzogin von Valentinois (gemeint ist hier Diane de Poitiers, die Geliebte Heinrichs II.). Welche Steigerung sogar durch die zeitweilige Untreue und Abwesenheit, welch abermalige Besitzergreifung. Ich war während einer Stunde in ihrem Zimmer. Sie befand sich im Bett, geschmückt und frisiert ruhte sie vor der Mitternachtsmahlzeit. Ich richtete ihr Komplimente aus. Sie antwortete mit Liebenswürdigkeiten und Lobsprüchen. Ihre Schwester, die oben stand, sich ganz im Glanze einer Nikäa sonnend (Gestalt aus dem Amadisroman) machte die arme Io (gemeint ist Madame de Ludre) herunter und lachte darüber, dass diese die Kühnheit besessen habe sich über sie zu beklagen ...“

Der König seinerseits ließ für die Montespan mehrere Schlösser erbauen: das sogenannte Trianon de Porcelain bei Versailles – so benannt wegen seines Dekors aus Fayence-Kacheln –, und das Schloss Clagny, ebenfalls in direkter Nachbarschaft von Versailles. Über die Montespan und die Bauarbeiten in Clagny schrieb wieder Madame de Sévigné am 3. Juli 1675:

"Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Triumph das ist, sie, inmitten ihrer Arbeiter, die zwölfhundert an der Zahl sind. Der Palast des Apollidor und die Gärten der Armida geben nur eine schwache Vorstellung davon. Die Frau ihres erklärten Freundes (gemeint ist die Königin) macht ihr Besuche und die ganze Familie, einer nach dem anderen. Sie hat unbedingten Vorrang vor allen Herzoginnen." Von beiden Schlössern existiert heute nur noch die Erinnerung, sie wurden schon im 17. und 18. Jahrhundert abgerissen.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht wurden für die Montespan sogar die Regeln der Etikette aus den Angeln gehoben, laut Primi Visconti „erhoben sich bei ihrer Annäherung alle Prinzessinnen und Herzoginnen sogar in Anwesenheit der Königin, und setzten sich erst wieder“, wenn sie ihnen ein Zeichen gab.