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Beschreibung

Die Gattung der Liebeselegie ist etwas genuin Römisches - und deswegen aus dem lateinischen Lektüreunterricht auch nicht wegzudenken. Repräsentiert wird sie durch die erhaltenen Werke der drei großen Elegiker Roms: Properz, Tibull und Ovid. Die sorgfältig zusammengestellte Elegien-Auswahl macht nicht nur die Vielzahl der Themen deutlich, die diese Dichter rund um die Liebe behandeln, sondern lässt - trotz allen formalen und motivischen Gemeinsamkeiten, die die Gattung gleichsam formieren - auch die Unterschiede erkennen: Jede Dichterpersönlichkeit setzt andere Akzente und widmet sich dem Stoff in einer ganz individuellen Haltung. Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter, Nachwort und Literaturhinweisen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Seitenzahl: 93

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Römische Liebeselegien

Ausgewählt und herausgegeben von Antje Sucharski

Reclam

2013 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-960602-6

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019863-6

www.reclam.de

Inhalt

Einleitung

Die römische Liebeselegie

Properz

Tibull

Ovid

Zur Benutzung dieser Ausgabe

Römische Liebeselegien (Auswahl)

Properz

1,1  Cynthia: Leiden an unerwiderter Liebe

1,2  Schönheit der Geliebten

1,3  Erfüllung der Liebe?

1,5  Leiden an der Liebe – Paraklausithyron

1,7  Epiker versus Elegiker

1,14  Liebe als wahrer Reichtum

1,22  Der Dichter (Siegel des ersten Buches)

2,5  Eifersucht und Rache

2,15  Erfüllung der Liebe

2,27  Vergänglichkeit der Liebe

3,21  Absage an Cynthia und Flucht

Tibull

1,1  Delia: Lebenswahl

1,3  Kulturklage

1,5  Untreue, Trennung und Trauer

1,10  Lebenswahl

Ovid (Amores)

1,1  Programmatisches Bekenntnis zur Liebesdichtung

1,3  Werbung: Unsterblichkeit der Geliebten

1,4  Eifersucht beim convivium

1,5  Erfüllung der Liebe

1,13  Bitte um Fortsetzung der Liebesnacht

2,5  Eifersucht und Liebeskummer

3,9  Nachruhm des Elegikers: Totenklage um Tibull

3,15  Poetologisch-biographischer Abschluss (Siegel des Buches)

Anhang

Abkürzungen und Symbole

Lernwortschatz

Verzeichnis der häufig erwähnten Eigennamen

Prosodie und Metrik

Besonderheiten der Dichtersprache

Stilistik

Literaturhinweise

Hinweise zur E-Book-Ausgabe

[7] Einleitung

Die römische Liebeselegie

Das römische Genre der Liebeselegie entwickelt sich vor dem Hintergrund der letzten Jahrzehnte der römischen Republik, als Einzelpersönlichkeiten wie Pompeius und Caesar die Grundlagen der römischen Verfassung unterlaufen und die Macht im Staat für sich allein beanspruchen. Der Beginn der Kaiserzeit vollendet mit Augustus als erstem Alleinherrscher den erzwungenen Rückzug vieler junger Patrizier und Ritter aus der aktiven Politik ins Privatleben oder – aus Perspektive der Dichter – von der Außen- in die Innenwelt. Als literarischen Protest gegen die degenerierten politischen Verhältnisse erschaffen junge Intellektuelle in nur einem halben Jahrhundert, ab Mitte der 40er Jahre bis um die Zeitenwende, in ihren Liebeselegien eine poetische Gegenwelt, in der traditionelle Werte individuell umgedeutet werden und die Liebe als ideale Lebensform erscheint.

In Distichen verfasste Elegien – inhaltlich breit gefächert und bei Gelagen zur Flöte vorgetragen – haben in der griechischen Dichtung seit dem 8. Jh. v. Chr. eine lange Tradition. Bereits im 5. Jh. v. Chr. werden darunter Klagegesänge verstanden. Gleichzeitig entwickelt sich aus kurzen Inschriften das im elegischen Distichon verfasste Epigramm als Gedichtform. Elegie und Epigramm erfreuen sich in hellenistischer Zeit großer Beliebtheit. Zum Vorbild für die römischen Liebeselegiker avanciert vor allem Kallimachos. Als poeta doctus verfasst er im 3. Jh. v. Chr. in Alexandria, dem kulturellen Zentrum des Hellenismus, perfekt ausgefeilte erotische Epigramme.

[8] Als unmittelbarer Wegbereiter der römischen Liebeselegie gilt C. Valerius Catullus (um 84–54 v. Chr.), während C. Cornelius Gallus (69–26 v. Chr.), ein General und später in Ungnade gefallener Freund des Augustus, von den Autoren als Begründer des Genres verehrt wird. Seine vier Bücher Amores auf die Geliebte Lycoris sind fast vollständig verlorengegangen. Die Elegiker Sextus Propertius und Albius Tibullus wirken gleichzeitig. Bereits mit den Amores, seinem Debüt, führt Publius Ovidius Naso das genuin römische Genre zum Höhepunkt. Nicht überliefert ist das Werk anderer Elegiker, z. B. von Sulpicia, einer der wenigen bekannten römischen Dichterinnen.

Im Zentrum der stark subjektiv gefärbten erotischen Elegie stehen das Werben, Leiden und Klagen des unglücklich Liebenden (amator) gegenüber der Geliebten (puella/domina). Wiederholte Formen sind z. B. die Klage vor der Tür der Geliebten (Paraklausithyron), der Abschied nach der Liebesnacht, Liebeslehren, Liebesbriefe und Totenklagen. Auch wenn die Texte eine autobiographische Deutung nahezulegen scheinen, darf nicht von der Identität des lyrischen Ichs mit der historischen Person des Dichters ausgegangen werden. Die Grundelemente des elegischen Wertesystems sind:

a) Ewige Liebe (foedus aeternum): Postuliert wird die Liebe über den Tod hinaus.

b) Liebe als Lebensform (vor allem militia amoris): Alternativ zum traditionellen cursus honorum oder zur Militärlaufbahn agiert der Elegiker als miles amoris (Soldat für die Liebe).

c) Liebe als Sklavendienst (servitium amoris): Das lyrische Ich ordnet sich der puella wie ein Sklave unter.

[9] Diese programmatische Abgrenzung von traditionellen römischen Vorstellungen über Liebe, Ehe und Sexualität provozierte die Zeitgenossen. Bei der römischen Ehe handelte es sich um eine Zweckbeziehung, in der sich die Ehefrauum den häuslichen Bereich kümmerte und die Erben aufzog, während die Gesellschaft zunehmend die geistige und sexuelle Befriedigung des Mannes außerhalb der Ehe tolerierte. Durch die Expansion im Osten befördert, etablierte sich darüber hinaus in Rom der Frauentypus der gebildeten, politisch einflussreichen Hetäre (griech., »Gefährtin«), die mit Angehörigen der römischen Oberschicht oft langjährige eheähnliche Verhältnisse unterhielt. Da in der römischen Gesellschaft das Verhältnis der Geschlechter durch die Machtverhältnisse – als Dominanz oder Unterordnung – organisiert war, manifestierte sich in der Elegie der provokative Bruch mit der Tradition vor allem in der sklavischen Unterordnung unter eine Frau.

Properz

Obwohl Sextus Propertius (um 50 – 15 v. Chr.) in seiner umbrischen Heimat Asisium (heute Assisi) dem Landadel angehört, entscheidet er sich gegen eine politische Laufbahn und führt nach seiner Übersiedlung in die Hauptstadt ein ungebundenes Leben als Dichter. Er veröffentlicht wahrscheinlich zwischen 29 und 15 v. Chr. über 90 Elegien in vier Büchern. Nach dem Erfolg des ersten Bandes (Monobiblos) unter dem Titel Cynthia wird er in den Dichterkreis des Maecenas, eines Vertrauten und Beraters des Kaisers Augustus, aufgenommen. Während in den beiden ersten Büchern die Liebesthematik im Vordergrund steht, enthält [10] das dritte verstärkt poetologische Texte. Im vierten Buch erschließt Properz mit Sagen aus der römischen Frühzeit weiteres Terrain, distanziert sich aber – trotz guter Beziehungen zum Kaiserhaus – von einem durch Maecenas angeregten römischen Epos. Mit Blick auf die Gattungstypologie wirkt seine Haltung aber eher apolitisch als antiaugusteisch. Die durch Wechsel und Brüche gekennzeichnete Komposition der Elegiensammlung folgt nicht durchgängig der Chronologie der Liebesbeziehung und wird erst in der neueren Forschung als Qualität gewürdigt.

Die Liebeselegien des Properz kreisen ausschließlich um die literarisch überhöhte Geliebte Cynthia, der das lyrische Ich ungeachtet ihrer Untreue (nequitia) und gegen alle Vernunft die Treue hält. Der Name Cynthia ist – wie bei den Elegikern üblich – ein Kunstprodukt. Wiederholt bezeichnet der Dichter Kallimachos Apollon nach dem Berg Kynthos auf dessen Geburtsinsel Delos als Kynthios. Cynthia bedeutet also »die Apollinische«. Über die reale Person hinter dem Pseudonym kann – wie bei allen puellae – nur spekuliert werden. In den Texten erweist sich Cynthia als selbstbewusste, unabhängige Frau, die als Teil der stadtrömischen High Society deren Spielregeln virtuos beherrscht und trotz zahlreicher Liebhaber kaum um ihren Ruf fürchten muss. Vergleiche mit legendären Frauen aus Geschichte und Mythos verdeutlichen ihre außergewöhnliche Schönheit und Ausstrahlung. Sie ist gebildet und dichtet sogar selbst. Dennoch endet die »Liebesgeschichte« mit der Erkenntnis, dass mit Cynthia ein erfülltes Leben nicht denkbar ist.

[11] Tibull

Die Familie des Elegikers Albius Tibullus (um 59/54 – 19/17 v. Chr.) gehört wahrscheinlich dem Ritterstand an und kann ihm – trotz Verlusten in der Zeit des Bürgerkrieges – eine umfassende Ausbildung finanzieren. Der junge Autor schließt sich dennoch dem Dichterkreis des Feldherrn, Autors und Kunstmäzens M. Valerius Messalla Corvinus an, dem er als Chronist und Soldat auch zur Niederwerfung eines Aufstandes in das gallische Aquitanien folgt. Den gemeinsamen Feldzug in den Orient verhindert eine Krankheit.

Von Tibull sind zwei Bücher mit insgesamt 16 Elegien überliefert. Das erste Buch erscheint wahrscheinlich um 27 v. Chr. unmittelbar nach der Monobiblos des Properz. Das zweite Buch wird vermutlich noch vor seinem Tod herausgegeben. Die zwanzig Texte im sogenannten Corpus Tibullianum hält man heute für eine Anthologie mit Texten aus Messallas Familienarchiv.

Im Augusteischen Zeitalter existiert in Rom eine lebendige Kunstszene mit öffentlichen Dichterlesungen, pantomimischen Aufführungen nach Dichtertexten, aktiven Verlegern, die Werke auch außerhalb Roms vermarkten, und neuen Bibliotheken wie die 28 v. Chr. beim Apollon-Tempel auf dem Palatin eröffnete. Tibull, einer der Protagonisten dieser kulturellen Elite, erwähnt dennoch den Namen des Kaisers und dessen Taten nicht. Stattdessen hält er den Krieg für ein allgemeines Übel und spricht sich vehement gegen die Vereinnahmung des Einzelnen durch die Gesellschaft aus. Politik, Geschichte und Gesellschaft bleiben weitgehend ausgeblendet, beschworen wird eine [12] visionäre ländlich-fromme Gegenwelt mit dem Liebhaber und seiner Geliebten.

Anders als bei Properz und Ovid gibt es bei Tibull nicht nur eine Geliebte. Delia, die puella des ersten Buches, erhält ihr Pseudonym nach Apollons Geburtsinsel Delos. Entfaltet wird darüber hinaus die homosexuelle Beziehung zu dem Knaben Marathus. Im zweiten Buch findet sich dann die Geliebte Nemesis, in Reaktion auf Delias schlimmes Verhalten benannt nach der griechischen Göttin der Rache.

Ovid

Publius Ovidius Naso (43 v. Chr. – 17/18 n. Chr.), der bereits zu Lebzeiten meistgelesene römische Dichter, wird in Sulmo (heute Sulmona), etwa 135 Kilometer östlich von Rom, geboren. Als Kind erlebt er den blutigen Übergang von der Republik zum Prinzipat und repräsentiert somit eine neue Dichtergeneration, für die die pax Augusta bereits Realität ist. Als Angehöriger des Landadels – er gehört zum Ritterstand – erhält Ovid eine fundierte rhetorische Ausbildung, entscheidet sich aber gegen die Karriere in der Politik. Der interessante Nachwuchspoet findet wie Tibull in Messalla einen einflussreichen Förderer und Zugang zu dessen literarischem Kreis.

Bereits mit den Amores (Liebeselegien), von denen nur die in drei Büchern um die Zeitenwende veröffentlichte zweite Auflage erhalten ist, gelingt Ovid der Durchbruch als Autor. Das Werk erscheint zunächst in fünf Büchern, die wahrscheinlich sukzessive schon vor 15 v. Chr. veröffentlicht werden. Zur zweiten Schaffensphase gehören die [13] erotischen Lehrgedichte Ars amatoria (Liebeskunst), Remedia amoris (Heilmittel gegen die Liebe), die Schrift Medicaminafaciei femineae (Die Pflege des weiblichen Gesichts), die Tragödie Medea und die Heroides (Liebesbriefe mythologischer Frauengestalten). Zwischen 1 und 8 n. Chr. verfasst Ovid in einer dritten Schaffensperiode die Metamorphoses (Verwandlungen),ein Epos in fünfzehn Büchern, und die unvollendeten Fasti (Festkalender).

Unerwartet trifft den erfolgreichen Dichter im Jahre 8 n. Chr. die Relegation durch ein Edikt des Kaisers Augustus. Der Verbannte behält zwar Bürgerrecht und Vermögen, wird aber nach Tomi (heute Rumänien) am Schwarzen Meer – für damalige Begriffe an den Rand der zivilisierten Welt – verbannt. Die Gründe für das Exil sind bis heute ungeklärt. Die vierte Schaffensphase Ovids umfasst die Jahre im Exil, in denen Tristia (Klagelieder), Epistulae ex Ponto (Pontusbriefe) und – hinsichtlich der Urheberschaft umstritten – das Schmähgedicht Ibis und die Halieutica, ein Lehrgedicht über Fische, entstehen. Ovid sollte Rom bis zu seinem Tod im Jahre 17/18 n. Chr. nicht wiedersehen.

Ovid ist mit den Amores der letzte Vertreter und gleichzeitig der Vollender der römischen Liebeselegie. In den drei Büchern (15, 19 und 15 bzw. 16 Elegien) wird Corinna, deren Name auf eine griechische Dichterin verweist, als puella verehrt. Nach dem Beginn der Liebesbeziehung erleben wir Affären mit anderen Partnern im zweiten Buch und Versuche, sich voneinander loszusagen, sowie alternative Arrangements jenseits des servitium amoris im dritten Buch. Im Spiel mit der literarischen Tradition erweitert Ovid vor allem mittels Ironie und Parodie das elegische Wertesystem und bringt eine innere Distanz zur Liebesbeziehung zum [14] Ausdruck. Der amator ist der puella weder lebenslang treu noch ist er für sie zu sterben bereit. Im Gegenteil, er gesteht der Geliebten alle Freiheiten zu und unterhält seinerseits ein Verhältnis mit der Dienerin.

Zur Benutzung dieser Ausgabe

Der Kommentarteil erläutert die einzelnen Textstellen vor allem sprachlich mit dem Ziel des morphologischen, syntaktischen und semantischen Verständnisses. Wo es für die Übersetzung unerlässlich ist, werden auch kulturgeschichtliche Sachinformationen geboten.

Vorausgesetzt wird die Kenntnis der in Reclams Standardwortschatz Latein (Universal-Bibliothek Nr. 19780) enthaltenen Vokabeln; diese werden nicht angegeben, es sei denn, sie erscheinen in einer Spezialbedeutung. Nicht vorausgesetzte Vokabeln werden im Kommentar entweder angegeben oder mit einem Herleitungshinweis versehen, wo sich dies anbietet (das Symbol »~« bedeutet ›entspricht‹, »<« bedeutet ›abzuleiten von‹, »↔« bedeutet ›ist das Gegenteil von‹).

Vokabeln, die auf engem Raum mehrfach vorkommen, werden nur bei ihrem ersten Auftreten angegeben. Der Verweis »→