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Zwei Schafe, ein Präsident und die letzte Chance für Europa. Rosa Lämmerlux hat genug von der Logik der Gier, die alles Menschliche entwertet. Sie ist die Autorin des Protokolls des Stillstands, eines radikalen Manifests, das das neoliberale System als "kollektive Einbildung" entlarvt: eine Religion des endlosen Wachstums, die Angst und Exklusion belohnt. Rosa und ihr Gefährte Malik beschließen, ihre Idee in die Tat umzusetzen. Auf einer absurden und dringlichen Reise durch das Chaos der Zivilisation dringen sie in den Elysee-Palast ein, um dem Präsidenten Emmanuel Macron das Protokoll zu übergeben. Im prunkvollen Salon Dore kommt es zum Tribunal des Stillstands. Macron, Starmer und Tusk - die Architekten der Macht - sind gezwungen, Rosas Botschaft zu lesen. Sie müssen sich entscheiden: Weiter der Logik folgen, die in den Krieg führt, oder den Stillstand wagen, eine Revolution der Werte, die auf Empathie und Gemeinschaftssinn beruht. Nur so können sie Europa vor dem drohenden Albtraum des Nationalismus retten. Dieses Buch ist eine philosophische Fabel von brennender Aktualität. Es ist die einzigartige Konfrontation zwischen der reinen Wahrheit und der politischen Macht und stellt die entscheidende Frage: Was opfern wir für das Wachstum, und was könnten wir gewinnen, wenn wir einfach aufhören...
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die Utopie des Stillstands: Ein Protokoll
Ein globaler Ruck
Die Mauer der Enttäuschten
Die Verabredung zur Stille
Ein Protokoll des Stillstands
Protokoll des Stillstands – 01.09.
Das System und der Mensch
Der letzte Dialog
Der stille Helfer
Das Trojanische Schaf
Der Blick in den Spiegel
Das Tribunal des Stillstands
Macrons Heimliche Revolution
Starmers Neuer Sozialer Vertrag
Der Weg in die neue Stille
Ich bin Rosa.
Ich habe gearbeitet, bis mein Fell rau wurde vom Funktionieren. Ich habe geschwiegen, bis meine Stimme sich selbst vergaß. Ich habe gelächelt, während mein Innerstes schrie.
Und dann bin ich stehen geblieben.
Nicht aus Schwäche, sondern aus Klarheit.
Ich habe gekündigt. Ich habe geschrieben. Ich habe gefragt, während andere folgten. Ich habe mich geweigert, weiterzumachen – nicht, weil ich nicht konnte, sondern weil ich nicht mehr wollte.
Die Welt dreht sich weiter. Schneller, lauter, blinder. Sie wählt die Falschen, feiert die Lauten, diffamiert die Denkenden.
Und ich? Ich sitze auf der Weide. Ich denke. Ich schreibe. Ich bleibe still.
Denn ich glaube: Wenn niemand mehr arbeitet, beginnt etwas Neues. Nicht Chaos. Sondern Wahrheit.
Dieses Buch ist kein Manifest. Es ist ein Protokoll.
Ein Gedankenspiel. Eine Zumutung.
Ich bin Rosa Lämmerlux. Und ich bleibe stehen. Bis die Welt innehält und endlich fragt:
Für wen arbeiten wir eigentlich?
Ich sitze in meinem Stall. Die Wände sind aus altem Holz, gebeizt von Jahren der Stille und der Geduld. Es riecht nach Heu, nach Regen, nach Zeit. Mein Laptop steht auf dem kleinen Tisch. Er ist eine verdammte Kiste der Pandora, die mich lockt, obwohl ich es besser weiß.
Die Nachrichten flackern über den Bildschirm, wie ein brutaler Blitzschlag aus einer anderen Welt: Hunderttausend Rechte marschieren durch London. Gegen Migranten. Gegen Menschen. Gegen alles, was lebt.
Hunderttausend. Und nur fünftausend stehen dagegen.
Ich starre auf die Zahlen wie auf einen Fiebertraum, aber sie sind real. Die Bilder zeigen Fahnen, Gesichter, Parolen. „Unite the Kingdom“, nennen sie das. Ich sehe keine Einheit, ich sehe Hass. Organisiert, finanziert, vernetzt. Ich sehe den britischen Hetzer Tommy Robinson, wie er sich feiern lässt, als wäre er ein Prophet. Ich sehe MAGA-Kappen neben israelischen Flaggen, die neue Rechte, die alte Rechte, die ewig Gestrigen, die nie weg waren.
Was passiert da? Warum sind sie so viele? Warum sind wir so wenige?
Ich habe gelesen, verglichen, verstanden.
Hitler kam durch Zustimmung. Die Vichy-Regierung kollaborierte aus Opportunismus. Mussolini versprach Ordnung und brachte Zerschlagung. Franco lieferte Tod unter dem Deckmantel der Heimat.
Und heute? Heute versprechen sie Sicherheit und liefern Angst.
Ich glaube nicht mehr an Zufälle. Nicht in dieser Zeit, in der ein ultrarechter Evangelikaler wie Charlie Kirk erschossen wird und nur drei Tage später hunderttausend Leute in London marschieren.
Sie sind vernetzt. Weltweit.
Telegram, X, Rumble – ihre Echokammern. Milliardäre finanzieren ihre Narrative. Politiker sprechen ihre Sprache. Algorithmen verstärken ihre Wut.
Ich sitze in meinem Stall und weiß: Das hier ist kein lokales Problem. Es ist ein globaler Ruck. Ein Rückfall in die Dunkelheit, aber diesmal mit WLAN.
Ich bin Rosa Lämmerlux. Ich schreibe, weil ich nicht schweigen kann. Ich schreibe, weil ich nicht glauben will, dass wir nichts gelernt haben.
Ich schreibe, weil ich weiß: Wenn wir jetzt nicht stehen bleiben, werden wir wieder marschieren.
Ich sitze in meinem Stall. Die Dielen knarren unter mir, das Holz lebt noch, obwohl es alt ist. Es riecht nach Heu, nach feuchter Erde, nach den Jahren, die ich hier schon denke. Der Abend ist diffus, das Licht weich wie ein müder Gedanke. Ich habe den Laptop eben ausgeschaltet. Seine Bilder, Stimmen und Zahlen haben mir das Hirn durchgebrannt. Hunderttausend Rechte marschieren durch London. Gegen Migranten. Gegen Menschen. Gegen alles, was ich bin.
Nur fünftausend stehen dagegen. Fünftausend. Ein Flüstern gegen ein Gebrüll.
Ich zünde mir eine Zigarette an, langsam. Der Rauch steigt auf, mischt sich mit dem Licht, als wollte er verschwinden. Ich sitze auf der Bank vor dem Stall, sehe in die Ferne. Die Schafe grasen, als sei die Welt in Ordnung. Als gäbe es kein Manöver zwischen Putin und Lukaschenko, keine Drohnen über Polen, kein NATO-Gebiet, das getestet wird wie ein Zaun. Als gäbe es keinen Trump, der die Nationalgarde verschiebt wie Spielsteine – Risiko, dieses alte Spiel, bei dem man Länder erobert und Armeen bewegt. Nur dass hier keine Würfel fallen, sondern Menschen sterben.
Xi Jinping lässt sein Militär marschieren, synchron, perfekt, beängstigend. Und Israel? Da fehlen mir die Worte. Nicht aus Unwissen, sondern aus Erschöpfung. Ich sehe all das und spüre: Das ist kein Zufall. Nicht in dieser Zeit. Nicht bei dieser Präzision.
Charlie Kirk wurde erschossen. Ein ultrarechter Evangelikaler, der Transmenschen dämonisierte und Waffen heiligsprach. Drei Tage später marschieren sie in London. Zufall? Nein. Das ist Choreografie. Das ist Taktik. Das ist vernetzte Macht. Telegram, X, Rumble – ihre Echokammern. Milliardäre finanzieren ihre Narrative. Politiker sprechen dieselbe Sprache: Angst, Nation, Ausschluss. Algorithmen verstärken die Wut wie ein Verstärker in einer leeren Halle.
Ich sitze da, rauche, denke. Und frage mich: Was passiert, wenn niemand mehr grast, als sei die Welt in Ordnung?
Vor der Pandemie war alles schon da. Die Angst. Die Spaltung. Die Gier. Aber sie war gut verpackt. In Wellness, Work-Life-Balance, Selfcare und Netflix. Die Welt war erschöpft, aber sie funktionierte wie ein müdes Tier, das trotzdem weiterläuft, weil es gelernt hat, dass Stehenbleiben gefährlich ist.
Dann kam das Virus. Und plötzlich stand alles still. Nicht freiwillig. Nicht politisch. Sondern radikal.
Die Straßen waren leer, die Flugzeuge am Boden, die Fabriken verstummten. Und die Menschen? Sie waren allein. Mit sich. Mit ihrer Angst. Genau da begann die Verschiebung. Die Rechten rochen die Leere, die Sehnsucht nach Ordnung, nach Schuldigen, nach einfachen Antworten. Sie rochen die Angst – und machten sie zu ihrer Währung. Die Pandemie war kein Wendepunkt. Sie war ein Verstärker, der die Risse sichtbar machte, die vorher nur gespürt wurden. Sie entblößte die Systeme und zeigte, dass wir nicht vorbereitet waren. Nicht auf Krankheit. Nicht auf Solidarität. Nicht auf Wahrheit.
Und dann kamen sie. Die alten Männer mit den neuen Parolen. Die jungen Männer mit den alten Waffen. Die Parteien, die keine Programme haben, sondern Feindbilder. Die Influencer, die keine Inhalte haben, sondern Algorithmen.
Ich sitze in meinem Stall. Die Schafe grasen. Die Welt brennt. Und ich schreibe. Nicht für Likes, sondern für die Erinnerung. Für den Moment, in dem jemand fragt: "Was habt ihr getan, als die Welt wieder braun wurde?" Und ich antworte: "Ich habe geschrieben. Ich habe gefragt. Ich habe nicht funktioniert."
Ich gehe zur nächsten Weide. Die Luft trägt noch die Wärme des Tages, aber sie riecht schon nach Herbst – nach Abschied, nach Umbruch, nach etwas, das sich nicht mehr aufhalten lässt. Die Gräser sind trocken, die Schatten länger. Malik sitzt auf der Mauer, wie immer. Der graue Zottelbock, mein Freund, mein Spiegel. Er raucht, lässig, nachdenklich, als würde der Rauch ihm helfen, die Welt zu ertragen.
Ich klettere zu ihm hoch, puffe ihn in die Seite. „Hast du die Nachrichten gesehen?“ Malik nickt. „Eigentlich sollte man sich das nicht mehr antun. Von Tag zu Tag wird es schlimmer.“ Ich zünde mir eine Zigarette an. Wir sitzen da, schweigend, rauchend, denkend. „Warum schaffen sie es nicht?“ frage ich. „Macron. Starmer. Tusk. Warum gelingt kein Ruck in die andere Richtung?“
Malik zieht langsam. „Weil sie eingebunden sind. Weil sie träumen, aber nicht zünden. Weil sie regieren, aber nicht bewegen.“
Ich denke an Macron. 2017 sprach er in der Sorbonne-Universität von nichts Geringerem als einer Neugründung Europas.
Er forderte eine gemeinsame Verteidigung, eine gemeinsame Migrationspolitik und eine Stärkung der Eurozone.
„Was Europa darstellt, können wir nicht blind übertragen, weder auf die andere Seite des Atlantiks noch auf die Grenzen zu Asien“, sagte er. „Er wollte ein Europa, das nicht nur reagiert, sondern gestaltet. Er wollte Jupiter sein.“
„Und warum ist er gescheitert?“ fragt Malik.
„Er ist nicht gescheitert“, sage ich. „Er ist isoliert. Frankreichs Position als einziges atomares Bollwerk Europas isoliert es von Deutschland. Seine Visionen von tieferer Integration scheitern am Widerstand in Berlin. Sein Jupiter-Traum zerbröselt am Pragmatismus der deutschen Vorsicht. Er kämpft an zwei Fronten: gegen die Populisten im eigenen Land und gegen die Trägheit der EU-Partner.“
„Und Starmer?“ frage ich.
„Der hat mehr drauf, als man denkt. Aber er bleibt blass“, sagt Malik. „Er hat Labour entkernt, um die Wählerschaft in der Mitte zu überzeugen. Das Problem ist, dass er jetzt eine Vision füllen muss, die er selbst geleert hat. Er müsste sagen: Ich bin nicht hier, um zu verwalten. Ich bin hier, um zu verändern. Aber dafür müsste er brennen – nicht für sich, sondern für eine Sache.“
„Und Tusk?“, werfe ich ein. „Er kämpft in Polen gegen PiS, aber er nutzt dieselben Waffen. Er will zurück zur Mitte, aber die Mitte ist längst verschoben.“
Malik nickt. „Die Bedrohung durch Russland ist real. Tusk könnte das nutzen – nicht für Angstpolitik, sondern für eine neue Erzählung: Polen als Bollwerk der Demokratie. Nicht als Opfer, sondern als aktiver Teil Europas.“ Ich nicke. „Aber dafür braucht es Mut. Und Poesie. Nicht nur Paragrafen.“
Wir schweigen. Die Schafe grasen in der Ferne, als sei die Welt in Ordnung. Aber wir wissen: Sie ist es nicht.
„Und dann kommt der Wunsch nach Sicherheit“, sage ich. Malik lacht bitter. „Ein Wunsch, der aus einem Trauma geboren wurde. Eine Generation, die in den Nachwehen des Krieges aufwuchs. Mit Erziehungsmethoden, die noch viel vom Dritten Reich in sich trugen. Sie erlebten zu viele von ihnen in zu wenigen Jobs, keine Studien- und Ausbildungsplätze, keine Förderung der Bildung, stattdessen ABMMaßnahmen. Später gab es keine Kinderbetreuung, keine Mobilität. Und dann kam der Neoliberalismus und die Telekom-Aktie. Plötzlich dachten sie, sie könnten mit den großen Hunden pinkeln.“
„Sie haben sich in der Bequemlichkeit des Erreichten eingerichtet“, sage ich.
„Sie wählen Sicherheit, weil sie den Wandel fürchten. Sie wählen rechts, weil sie glauben, dass früher alles besser war – und vergessen, dass ‚früher‘ für viele tödlich war. Es ist keine Bösartigkeit, sondern die Angst, das Erreichte zu verlieren.“ „Sie wollen keine Utopie“, sagt Malik. „Sie wollen Wiederholung.“ „Und genau das ist gefährlich“, sage ich. „Denn die Rechten versprechen das Gestern – und liefern das Morgen in Uniform.“
Wir sitzen da. Auf unserer Mauer. Zwischen Rauch und Restwärme. Zwischen Klarheit und Erschöpfung.
Und wir wissen: Wenn wir den Nährboden des Bösen trockenlegen wollen, müssen wir aufhören, ihn zu düngen. Mit Angst. Mit Routine. Mit Schweigen.
Wir sitzen noch immer auf der Mauer. Die Zigaretten sind zu Asche geworden, die letzte Wärme des Tages hat sich in die Dielen des Stalls verzogen. Der Wind wird kühler, er trägt den Geruch von Nacht. Malik schweigt, starrt in die Dunkelheit, als suche er dort eine Antwort.
"Aber das ist doch alles Schnee von gestern," sage ich, breche die Stille.
"Die Deutschen verschulden sich gerade. Das Sondervermögen, 100 Milliarden Euro – die 'schwarze Null' ist Geschichte."
Malik dreht sich langsam zu mir. "Ja. Und die USA als Sicherheitsgarantie sind fragwürdiger denn je. Sie merken, dass ihr größter Verbündeter unzuverlässig wird."
"Also waren sie doch nicht so stur, wie sie getan haben?" frage ich.
"Doch", sagt Malik. "Sie waren stur. Aber die äußeren Umstände haben sie gezwungen, ihre Prinzipien zu verraten. Es ist kein Wandel aus Überzeugung, sondern ein Akt der Notwehr. Es ist eine schmerzhafte Kapitulation vor der Realität."
