Run so Far - Lilia Lay - E-Book

Run so Far E-Book

Lilia Lay

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Beschreibung

Eine überstürzte Flucht, eine leidenschaftliche Anziehung und eine verhängnisvolle Bedrohung. Um sich dem Einfluss ihres toxischen Ex-Freundes Peter zu entziehen, sieht Alina keinen anderen Ausweg als die Flucht. Hals über Kopf steigt sie in einen Flieger nach Australien und lässt Freunde, Familie, Studium und ihr komplettes Leben in München zurück. Kaum an der Ostküste angekommen, stürzt sie sich in einen heißen One-Night-Stand mit dem attraktiven Surfer Ryan. Wie unpraktisch, dass er ihr seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Denn eines ist sicher: Nie wieder wird sie sich auf eine Beziehung einlassen, selbst wenn ihre Gefühle andere Pläne haben. Als Peter schließlich ihren Aufenthaltsort ausfindig macht, kommt es zu einer dramatischen Wendung

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EPUB
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Seitenzahl: 373

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Run so Far

AUSTRALIA LOVE

BUCH EINS

LILIA LAY

Copyright © 2024 by Lilia Lay V2

All rights reserved.

ISBN 978-3-98995-110-5

https://lilialay.de

Umschlaggestaltung: © Lilia Lay / Canva

No part of this book may be reproduced in any form or by any electronic or mechanical means, including information storage and retrieval systems, without written permission from the author, except for the use of brief quotations in a book review.

Für meine Familie,

die mich immer unterstützt.

Inhalt

1. The Bucket List

2. The Morning After

3. The Ex

4. The Café

5. The Mother

6. The Skater

7. The Lighthouse

8. The Hangover

9. The Farewell

10. The Farewell

11. The Farewell

12. The Monolith

13. The Guy

14. The Job

15. The Spotting

16. The Attack

17. The Walk

18. The Kitchen Shelf

19. The Best Friend

20. The Decoration

21. The Toilette

22. The Decision

23. The Hotel

24. The City

25. The Return

26. The Koalas

27. The Surfboard

28. The Almonds

29. The Christmas Party

30. The Christmas Party

31. The Awakening

32. The Airport

33. The Hospital

34. The New Year

Epilog – Die Heimat

Danksagung

Leseprobe

Bücher von Lilia Lay

Über die Autorin

KAPITEL1

The Bucket List

Ich, Alina Miller, 21 Jahre jung, nominiere mich hiermit selbst für den australischen Integrations-Award. Keine Ahnung, ob es diesen Preis wirklich gibt. Aber für die Tatsache, dass nach meiner Ankunft in South Heads gerade einmal 24 Stunden vergangen sind, bis ich meinen ersten Punkt von der Australien Bucket List streichen kann, fordere ich Anerkennung in ihrer höchsten Form. Zur Not müsste man den Preis einfach neu erfinden.

Also: Herzlichen Glückwunsch an mich selbst! Auch dafür, dass ich meine eigenen Erwartungen maßlos übertroffen habe. Denn der Typ, der seinen Kopf gerade tief zwischen meinen Beinen versenkt, ist definitiv ein Surfer und eignet sich somit hervorragend, um hinter die Aufgabe Sex mit einem Surfer einen Haken zu setzen.

Meine beste Freundin Nele und ich hatten vor meiner Abreise nach Australien so einige klassische To-dos in einer umfassenden Liste festgehalten. Zu meiner Verteidigung hatten nicht alle etwas mit leicht bekleideten, heißen Männern zu tun. Beispielsweise wollte ich auch einen Koala streicheln oder Wallabys füttern.

Der Kerl weiß selbstverständlich nicht, dass er nur ein Spiegelstrich auf meiner Bucket List ist, der sich ganz unspektakulär zwischen dem Selfie mit einem Wombat und einem Barbecue am Strand befindet. Aber ich gehe davon aus, dass ich für ihn auch nur eine weitere Kerbe im Bettpfosten darstelle, weshalb ich deswegen kein schlechtes Gewissen habe.

Eigentlich war ich heute Abend nur in die kleine Bar an der Küstenpromenade gegangen, um mich nach einem Job zu erkundigen. Leider hatte das Breakers aktuell keinen Bedarf an Servicekräften. Weil ich aber schon einmal dort war, gönnte ich mir spontan einen kleinen Apfelcider an der Bar und stieß mit mir selbst auf meine gelungene Flucht aus Deutschland an.

Die Bar wirkte mit ihrer rustikalen, braunen Einrichtung und den vielen Fernsehbildschirmen wie ein englisches Sports-Pub und war an diesem gewöhnlichen Mittwochabend mehr als gut besucht.

Deshalb genoss ich die Kombination aus dem sauren Geschmack des Apfels und dem betäubenden Gefühl des Alkohols nur kurz allein. Denn ich stand keine zwei Minuten an der in die Jahre gekommenen Theke, als auch schon drei Jungs auf mich zukamen und mich ansprachen.

Dieser Umstand sorgte dafür, dass ich mich hin- und hergerissen fühlte, denn eigentlich wollte ich ja nach einer Einkommensquelle für die nächsten Wochen suchen. Ich hätte nach diesem Getränk dringend zum nächsten Laden weiterziehen sollen, um endlich einen Job zu finden! Aber die Verlockung, an diesem Abend mit einem der Jungs eine Ablenkung der ganz anderen Art zu entdecken, war schon verdammt groß.

In einem schwachen Moment beschloss ich für mich, dass ich noch einige Tage Zeit hätte, um mich um das Finanzielle dieser Reise zu kümmern und ich lieber herausfinden wollte, was der Abend ansonsten in petto haben könnte.

Außerdem würde es mir mein angeknackstes Selbstbewusstsein danken, wenn ich es tatsächlich schaffte den schärfsten Kerl des ganzen Ladens aufzureißen.

Nach ein wenig Smalltalk an der Bar wurde schnell klar, dass der Typ mit den wirren, sonnengebleichten, blonden Haaren und den tiefblauen Augen mit mir auf einer Wellenlänge lag. Ryan war witzig, charmant und nahm sich dabei selbst nicht zu ernst.

Seine beiden Kumpels verabschiedeten sich bald in Richtung eines Tisches, an dem sie die Jungs und Mädels mit Schulterklopfen begrüßten. Ryan hingegen blieb mit mir am Tresen stehen und schien sich in diesem Moment einzig und allein für mich zu interessieren, wenngleich seine beiden Freunde ständig prüfende Blicke in unsere Richtung warfen.

Obwohl ich wusste, dass ich heute wirklich nicht schlecht aussah, tat Ryans Aufmerksamkeit meinem Ego unglaublich gut. Ich hatte mich gründlich geschminkt, meine dunkelblonden Haare geglättet und zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Mein Outfit aus schwarzem, knielangen, engen Rock und einer kurzen, cremefarbenen geknoteten Bluse ließ trotz seiner Spießigkeit erkennen, dass ich viel Zeit in Sport und gesunde Ernährung investierte.

Ryan brachte mich schon wieder zum Lachen und frage dann ungewohnt ernst. „Linny… Was hältst du davon, wenn wir kurz an die frische Luft gehen?“ Dabei beugte er sich gefährlich nahe zu mir herunter und streifte mit seinen vollen Lippen ganz leicht mein Ohr.

Ich war nicht naiv. Mir war klar, dass er genauso gut hätte fragen können, ob ich vor der Tür mit ihm herummachen möchte. Aber das war exakt die Art Beschäftigung, auf die ich gerade allergrößte Lust verspürte. Ein leichtes, vorfreudiges Kribbeln breitete sich bereits bis in meine Fingerspitzen aus.

„So einiges!“, antwortete ich ihm deshalb mit einem wissenden Lächeln. Dann nahm ich seine Hand, die sich angenehm warm und weich an meiner Haut anfühlte. Er schaffte es gerade noch die leere Bierflasche auf dem Tresen abzustellen, bevor ich ihn mit mir zur Tür zog.

Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und die Luft hatte sich etwas abgekühlt. Obwohl es erst Oktober war, und damit gerade einmal Frühlingsanfang auf der Südhalbkugel, war es während des Tages schon fast sommerlich warm gewesen. Mein Körper, der schon auf den kalten Herbstanfang in Deutschland eingestellt war, hatte die unerwartete Wärme des Tages gierig wie ein ausgetrockneter Schwamm aufgesogen.

Aus Richtung des Meeres wehte ein sanfter Wind und man hörte statt dem lauten Stimmengewirr aus der Bar nur noch Wellen, die leise gegen die Küste brandeten.

Ich hielt noch immer Ryans Hand, der die Führung übernahm, mich nun zwei Meter um die Ecke des Hauses herumzog und sich dann zu mir drehte.

Er grinste unverschämt breit, legte gleichzeitig eine Hand unerwartet sanft unter mein Kinn und küsste mich im selben Moment. Ich war tatsächlich von der Geschwindigkeit, in der sich das Ganze entwickelte, etwas überrumpelt. Nach einigen Sekunden, in denen ich das Gefühl seiner weichen Lippen untätig auf meinen genoss, kam wieder Leben in mich und ich legte meine Hände in seinen Nacken, um ihn näher zu mir zu ziehen. Leicht erwiderte ich seinen Kuss und vergrub meine Finger in seinen wirren Haaren.

Als wir vorher in der Bar waren, wirkte er in dem lässigen weißen T-Shirt und den knielangen schwarzen Shorts eher schmächtig. Aber als er mich mit seinem Körper hart gegen die Hauswand drückte, da bekam ich bereits eine Vorahnung, was er unter seinen locker sitzenden Klamotten verstecken könnte.

Klar, irgendwoher musste dieses unglaubliche Selbstbewusstsein kommen, das ihn so offensichtlich und unbefangen mit mir flirten ließ und mit dem er mich so schnell aus der Bar und direkt in seine Arme ziehen konnte. Er machte das hier sicher nicht zum ersten Mal, aber das war mir tatsächlich gerade recht. Ich war nicht auf der Suche nach - noch einer - furchtbaren Beziehung.

Ich ließ es also geschehen. Mehr noch, ich genoss die zärtlichen Berührungen unserer Lippen und wollte noch viel mehr spüren. Deshalb fuhr ich mit den Händen unter sein Shirt und an seinen festen Rückenmuskeln entlang nach oben. Ich fühlte die weiche Haut unter meinen Fingerkuppen und zog ihn noch etwas näher an mich heran. Dann öffnete ich die Lippen vorsichtig und vertiefte den Kuss. Er schmeckte nach seinem letzten Bier und irgendwie nach Kokosnuss. Als sich unsere Zungen endlich berührten, seufzten wir beide gleichzeitig leise auf.

Seine Hand, die noch unter meinem Kinn lag, fuhr sanft an meinem Hals nach unten, berührte dabei durch den Stoff meines Oberteils hindurch meine Brust und dann meinen Bauch, bis er an dem kleinen Stückchen Haut angekommen war, das zwischen meiner Bluse und dem Rock hervorlugte. Das elektrisierende Gefühl blieb dabei auch an den Stellen, an denen seine Finger schon längst weitergezogen waren. Viel zu sanft strich er mit den Fingerkuppen an meinem Rockbund entlang und löste unseren Kuss für einen kurzen Moment, um mir in die Augen zu sehen.

Ich verlor mich in seinen hellblauen Iriden, wobei meine Hände, immer noch unter seinem Shirt, nach vorne wanderten. Endlich konnte ich seine harten Brustmuskeln fühlen. Meine Vorahnung hatte mich definitiv nicht im Stich gelassen, denn seine Brust war fest und warm. Als ich anschließend tiefer glitt, spürte ich ein gut definiertes Sixpack unter glatter, weicher Haut, über das ich meine Finger langsam gleiten ließ.

Unsere Lippen trafen wieder aufeinander, aber diesmal war der Kuss nicht mehr sanft und vorsichtig. Wir küssten uns hart und fordernd und unsere Zungen trafen schnell und erhitzt aufeinander. Seine Hand fand zügig den Weg unter meiner Bluse nach oben und umschloss meine Brust, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Währenddessen folgte ich der sanften Spur aus kleinen Härchen unter seinem Bauchnabel bis unter den Bund seiner Shorts, was gar nicht so einfach war, da wir so dicht aneinander standen, dass kein Blatt zwischen uns gepasst hätte.

„Man Leute, jetzt nehmt euch doch ein Zimmer!“, ertönte eine laute und leicht lallende Stimme direkt neben uns.

Wir fuhren erschrocken auseinander, denn in unserer Welt hatte es gerade nur noch uns beide gegeben. Der Typ war schon weitergegangen und verschwendete keinen weiteren Blick an uns, aber wir sahen uns plötzlich merkwürdig verunsichert an.

Ryan stand vor mir, eine Hand stützte er an der Hauswand neben meinem Kopf ab. Seine Haare waren noch zerzauster als vorher, was ihn jungenhaft wirken ließ, aber durch den leichten Bartschatten an seinem Kinn wieder ausgeglichen wurde. Ich gab ebenfalls kein sonderlich aufgeräumtes Bild ab. Der Knoten meiner Wickelbluse war fast komplett geöffnet und aus meinem glatten Ponytail hatten sich Strähnen gelöst, die mir nun wirr in die Augen hingen.

Er grinste fast ein bisschen verlegen, biss sich leicht auf die Unterlippe, legte dann aber seine Hände an meine Hüften und zog mich langsam zurück an seinen Körper.

Als der Typ uns aufgeschreckt hatte, fand ich die ganze Situation ziemlich unangenehm. Wenn mein Ex-Freund Peter, das Arschloch, wie ihn meine beste Freundin zu nennen pflegte, mich jetzt so gesehen hätte, er wäre komplett ausgerastet.

Aber Peter war weit weg. Meine Gedanken streiften ihn tatsächlich nur kurz und ich zwang mich diese sofort wieder auf den heißen Kerl vor mir zu lenken.

„Zu dir oder zu mir?“ fragte er leise, als er mir mit einem Zwinkern - vermutlich aufgrund der klischeehaften Frage - in die Augen sah, ohne die Berührung unserer Körper abreißen zu lassen. Ich fühlte die Erregung, die meinen Körper überflutete, musste mir auf die Unterlippe beißen, um sie irgendwie im Zaum zu halten und schob anschließend meine Hände wieder unter sein Shirt, wo ich mit den Fingerkuppen kleine Kreise auf die warme Haut seines harten Sixpacks malte. Kurz überlegte ich, aber im Grunde stand die Entscheidung schon fest.

„Zu dir. Bei mir im Schlafsaal schlafen noch sieben andere Mädchen“, antwortete ich deshalb mit einem leichten Lächeln.

„Aber ich hoffe, es ist nicht besonders weit“, schob ich hinterher und begann im selben Moment damit ihn wieder zu küssen.

Das hoffte ich wirklich, denn ich wollte sofort mehr von diesem Wahnsinnsgefühl spüren, das Ryan in mir auslöste. Aber ich wollte auch keine Möglichkeit geboten bekommen, vernünftig darüber nachzudenken, was ich hier eigentlich im Begriff war zu tun und am Ende das Ganze noch abbrechen.

Und so landeten wir letztendlich im Inneren von Ryans Truck, wie sie hier in Australien gefühlt von jedem gefahren wurden. Dankenswerterweise hatte der Kerl seine Rückbank und die überdachte Ladefläche zu einem geräumigen Bett umgebaut. Über die Tatsache, dass man nur über die Kofferraumklappe hineinkam, konnte ich hinwegsehen, denn er hatte den Wagen in der nächsten Seitenstraße geparkt, was somit unschlagbar nah war.

Gleich nach dem Einsteigen hatten wir uns zügig unserer Klamotten entledigt. Ich trage mittlerweile nur noch meinen schwarzen Spitzen-BH, denn das Höschen hatte mir Ryan sofort vom Körper gerissen, als er sich an meinem Bauch entlang in tiefere Gefilde geküsst hatte. Ich hatte das Gleiche mit seinem Shirt getan, weshalb er nur noch seine dunklen Boxershorts trägt.

Gerade vergrabe ich meine Hände in seinen wirren Haaren, während seine Bartstoppeln an der weichen Haut meiner Schenkel kratzen. Ich muss vor Erleichterung leise aufstöhnen, als seine Zunge endlich, endlich den empfindlichsten Punkt zwischen meinen Beinen berührt und ein elektrisches Pulsieren durch meinen Körper peitscht. Er hatte die letzten Minuten damit verbracht mich mit Küssen und Berührungen der Finger und seiner Zunge quasi zu foltern, indem er mich überall berührte, mit Ausnahme der Körperstelle, an der es mich am dringendsten danach verlangte.

Ich spüre, wie er zwischen meinen Beinen zufrieden grinst und stöhne ein weiteres Mal laut auf, als er vorsichtig aber bestimmt zwei Finger in mich hineinschiebt. Gott, was habe ich das hier gebraucht! Ich drücke den Rücken durch und genieße das himmlische Gefühl, das Ryan anschließend mit seinen Lippen, seiner Zunge und seinen Fingern in mir hervorruft. Als sich mein Körper wie eine gespannte Saite anfühlt und sich das kribbelnde Gefühl zu entladen droht, ziehe ich ihn, vermutlich etwas zu fest, an seinen wirren Haaren zu mir nach oben.

Seine Lippen treffen hart auf meine. Ich schmecke mich selbst und im selben Moment presst er seinen Oberschenkel fest an meine Mitte, so dass ich vor Lust aufschreien könnte, wenn mir sein Kuss nicht den Atem rauben würde. Er ist wild und ungestüm. Ryan zerrt mit der rechten Hand den Spitzenstoff meines BHs nach unten, umfasst fest meine Brust und klemmt dabei meinen Nippel zwischen seinen schlanken Fingern ein. Daraufhin dringt ein tiefer, verzweifelter Laut aus meiner Kehle, den ich noch nie von mir gehört habe.

In dieser Position drückt Ryans Härte unnachgiebig gegen meinen Bauch und ich schiebe voll fiebriger Begierde meine Hände unter den Bund seiner Boxershorts. Dann umschließe ich seine Spitze mit einer Hand und verreibe die leichte Feuchte an seiner Eichel langsam mit dem Daumen. Er erschauert und drückt mir als Antwort seinen Oberschenkel noch fester gegen meine feuchte Mitte. Ich stöhne hilflos, schlinge die zweite Hand ebenfalls hart um sein Glied und spüre, wie es unter meinen unnachgiebigen Bewegungen pulsiert.

„Lina. Warte“, bittet mich Ryan nach kurzer Zeit hastig, mit heiserer Stimme und offensichtlich unter größter Anstrengung. Ich gewähre ihm den Gefallen.

Gemächlich nehme ich meine Hände nach oben, vergrabe sie wieder in seinen Haaren, grinse nun ebenfalls und ziehe ihn sanft an meinen Mund. Diesmal küssen wir uns langsam und zärtlich. Seine Zunge berührt meine Lippen nur ganz leicht und wir versuchen beide wieder etwas zu Atem zu kommen. Das sachte Kribbeln, das sich von unseren Mündern ausgehend in meinem ganzen Körper ausbreitet, verurteilt dieses Vorhaben zum Scheitern.

Dann greift Ryan langsam in die Hosentasche der Shorts, die neben ihm liegen, und zieht ein Kondom heraus.

„Okay?“, fragt er mit rauer Stimme, als er das kleine Päckchen hochhält.

Gott, ja, bitte! Aber ich nicke nur und versuche ihm dabei die Boxershorts auszuziehen. Allerdings schaffe ich es nur bis knapp über seinen straffen Hintern. Den Rest erledigt er zügig selbst und streift sich das Kondom über. Er ist sofort wieder nah bei mir und legt sich zwischen meine geöffneten Beine.

In dieser Position spüre ich nur zu deutlich, wie sein Glied fest gegen meinen empfindlichsten Punkt drückt und fühle unmissverständlich das vorfreudige Pulsieren seiner Härte. Mein eigener Körper könnte bersten vor spannender Erwartung. Als wir uns in die Augen sehen, ist es wie ein Startschuss, der uns all die vorsichtige Zärtlichkeit von gerade eben vergessen lässt.

Sein Mund senkt sich so schnell auf meinen, dass unsere Zähne unsanft aneinanderstoßen. Seine Hand findet ihren Weg zurück an meine Brust, die er sofort wieder fest umschließt, während ich meine Beine noch weiter öffne und mit der Hand seinen Schaft an meinen Eingang dirigiere.

Mit einem harten Stoß seiner Hüfte gleitet er im selben Moment tief in mich hinein und wir stöhnen beide, vor Lust und Erleichterung, laut und kehlig auf. Das Gefühl von ihm in mir, wie er mich dehnt, wie er mich ausfüllt, wie seine geschickten Finger meine Brustwarze liebkosen, wie seine Zunge mit meiner spielt, das alles bringt mich an den Rand meines Verstandes.

Ryan nimmt zittrig die Hand von meiner Brust, drückt damit mein rechtes Knie weiter in Richtung meines Kopfes und dringt dadurch noch tiefer in mich, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hätte. Ich stöhne teils aus Verwunderung und teils aus purer Lust heiser und überrascht auf.

Wir küssen uns weiterhin mit schnellen Bewegungen unserer Zungen. Ich wühle mit beiden Händen in seinem Haar und schiebe ihm meine Hüfte noch mehr entgegen. Ich will dieses elektrisierende Gefühl tiefer und härter spüren. Dann zieht er sich sanft aus mir heraus, nur um mit einer harten Bewegung wieder in mich einzudringen. Er bewegt sich schnell und fieberhaft in mir, auf mir und an mir. Ich fühle ihn überall und die prickelnde Spannung in meinem Unterleib wächst dabei ins Unermessliche. Wir stöhnen unkontrolliert und viel zu laut und ich will, dass dieses Gefühl ewig anhält. Aber gleichzeitig wünsche ich mir auch die sich anbahnende Erleichterung eines Orgasmus jetzt und sofort zu erleben.

Ich fühle, dass es auch ihm nicht anders ergeht. Seine Bewegungen sind fahrig, seine Atmung schnell und ich spüre, dass es ihn alles kostet, die Kontrolle nicht zu verlieren.

„Ryan, bitte!“, flüstere ich heiser und er erfüllt mir den unausgesprochenen Wunsch sofort. Mit zwei letzten Stößen presst er sich so gekonnt in und an mich, dass ich mit einem erstickten Schrei endlich Erlösung finde. Alle meine Muskeln ziehen sich zusammen. Ich bäume mich auf und sehe, wie durch einen Nebel hindurch, dass ihn das ebenfalls über die Klippe stürzen lässt, wobei er mehrmals leise meinen Namen seufzt.

KAPITEL2

The Morning After

Ich fühle eine sanfte Berührung an meiner Wange, woraufhin mich einige verirrte Haarsträhnen kitzeln, als sie mir aus dem Gesicht gestrichen werden.

Eigentlich trage ich meine Haare nie offen. Das bedeutet, dass sich mein gebundener Ponytail während der Aktivitäten der letzten Nacht wohl gelöst haben muss. Es waren tatsächlich stürmische Aktivitäten, rekapituliere ich nüchtern. Als meine Gedanken zum gestrigen Abend mit Ryan wandern, stellt sich sofort ein flatterndes Gefühl in meiner Magengegend ein.

Dann spüre ich weiche Hände, die sanft meine Schulter berühren und jemand flüstert. „Linny… Hey, wach auf!“

Ich befinde mich geistig noch halb in einem konfusen Traum über Palmen und Kokosnüsse und kann mich nur schwer davon losreißen.

Nach besagten Aktivitäten der letzten Nacht war ich zwar völlig erschöpft und tiefenentspannt, fand aber trotzdem schwer zur Ruhe. Ryan lag schon längst auf der Seite und schlief selig. Er hatte einen Arm um meine Hüfte geschlungen, während mein Kopf in seiner Halsbeuge ruhte.

Ich drehte mich unterdessen so behutsam wie möglich in seiner Umarmung hin und her, um irgendwie einschlafen zu können. Der Jetlag machte mir weiterhin zu schaffen und gefühlt war ich erst vor wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf geglitten.

„Alina, wach auf!“, versucht Ryan es nochmal mit meinem richtigen Namen. Dass er es weiterhin nicht schafft ihn ansatzweise korrekt auszusprechen, zaubert mir ein kleines Lächeln ins Gesicht, während ich weiterhin die Augen fest zukneife.

Damit ich ihn nicht ständig wegen seiner Aussprache meines Vornamens aufzog, hatten wir uns schnell auf eine Kurzform geeinigt. Lina oder Linny, ging ihm, auch in hektischeren Situationen wie beispielsweise heute Nacht, wesentlich leichter von den Lippen als Alina.

„Ich sehe, dass du lachst“, versucht es Ryan gespielt empört, wobei seine Stimme verrät, dass er schon wieder grinst.

„Sorry… Jetlag…“, murmele ich verschlafen, als ich die Augen nun doch aufschlage. „Bei uns zuhause ist es gerade mitten in der Nacht“, ergänze ich träge. Dabei muss ich feststellen, dass das Innere des Trucks, trotz der abgedunkelten Scheiben, von der Sonne bereits in ein oranges Licht getaucht wird.

In seinen blauen Augen sehe ich ein wenig Schuldbewusstsein, als er mir antwortet. „Ich weiß, dass es echt früh ist, aber ich muss wirklich los und ich kann dich hier leider nicht schlafen lassen, wenn ich fahre.“

Wie zur Bestätigung klingelt sein Handy, das er aus seinen Shorts zieht, die er nach kurzem Suchen am Fußende der Matratze findet. Er trägt nur seine Boxershorts und mit Genugtuung stelle ich fest, dass er mir wenigstens noch ein Weilchen den Anblick seines nackten Oberkörpers gönnt.

Er nimmt den Anruf an, während ich mir das erste Mal Zeit nehme, die Tätowierungen auf seinem linken Arm zu begutachten. Feine schwarze Linien ziehen sich über seinen Oberarm und die Schulter bis hin zum Schlüsselbein.

Ryan knurrt in sein Handy. „Ja. Ich bin doch quasi schon unterwegs.“ Dann legt er gleich wieder auf.

Ich seufze. „Ist schon okay.“

Dann fange ich mit langsamen und absolut unmotivierten Bewegungen an, meine Bluse und den schwarzen Rock in dem Deckenwirrwarr zu suchen. Meine Unterwäsche hatte ich mir zum Schlafen schon angezogen und ich stülpe im Liegen den Rock über meinen Slip.

Ryan ist noch immer in Boxershorts und er macht keine Anstalten sich mehr Kleidung überzuwerfen.

„Musst du dich nicht anziehen?“, frage ich ihn, setze mich auf und deute mit dem Kopf in Richtung seines Oberkörpers.

„Nein. Aber das stört dich nicht, oder?“, antwortet er mir mit einem Zwinkern, während ich gerade meine Bluse über den schwarzen Spitzen-BH ziehe und fühle mich ein wenig ertappt. Eventuell hatte ich ihn ein wenig zu lange angestarrt. Aber es ist auch eine Unverschämtheit, wie fit und gut er quasi mitten in der Nacht aussieht.

Ich schnaube als Antwort nur kurz, während ich meine Bluse vorne verknote.

Ryan hingegen legt sich neben mich auf den Rücken, zieht sich in einer lässigen Bewegung seine Boxershorts mit einem Ruck aus und dreht sich nackt zu mir.

Ich bin so perplex, dass ich in der Bewegung innehalte. Mit beiden Händen hatte ich gerade versucht meine Haare zu einem halbwegs ordentlichen Zopf zusammenzubinden.

Der Zustand dauert aber nur wenige Sekunden an. Ryan dreht sich, greift hinter mich und nimmt aus einem Kleiderstapel Badeshorts heraus, die er sich sofort überzieht. Dass er mich dabei mit seinem nackten Oberkörper sanft streift und eine zarte Gänsehaut über meine Arme schickt, scheint ihm nicht aufzufallen.

„Fertig?“, fragt er mich spärlich bekleidet, als er anschließend die Heckklappe des Trucks öffnet.

Ich schließe meinen Mund, der angesichts seiner Aktion immer noch leicht offensteht, und verspüre eine leichte Enttäuschung darüber, dass es sich bei seiner Tat gerade nicht um den Auftakt von Runde zwei gehandelt hat. Ich nicke daher nur und fische nach kurzem Suchen meine Handtasche und meine Riemensandalen aus einem weiteren Klamottenberg. Danach steige ich barfuß hinter ihm auf die menschenleere Straße.

Der Himmel ist in ein intensives Orange getaucht, es ist angenehm warm und das Meeresrauschen erfüllt die morgendliche Stille.

„Wie spät ist es denn?“, frage ich ihn und unterdrücke ein Gähnen, als wir um das Auto herum zur rechten Vordertür gehen. Währenddessen ziehe ich, auf einem Bein hüpfend, einen Schuh an.

„Sechs Uhr ungefähr“, antwortet er. „Willst du fahren?“, schaut er mich lachend an.

Entsetzt starre ich zurück. „Sechs Uhr? Wer zum Teufel steht um diese Uhrzeit auf?“ Ich halte mich am Auto fest und ziehe meinen zweiten Schuh an. „Und warum sollte ich fahren wollen?“

Er lacht schon wieder. „Dann musst du bitte da drüben einsteigen“, antwortet er mir nur auf meine zweite Frage und deutet mit dem Daumen zur Beifahrertür auf der linken Seite.

Es würde bestimmt noch einige Tage dauern, bis ich mich an dieses Fahren auf der linken Fahrbahnseite gewöhnt hätte.

Als ich einsteige, hat er seinen Truck schon gestartet, die Fenster geöffnet und parkt gelassen rückwärts aus, während ich noch an meinem Gurt herumfummele.

„In welchem Hostel wohnst du?“, fragt er mich.

Herr Sherlock hat also schlau kombiniert, dass die deutsche Touristin mit sieben Mitbewohnerinnen wohl in einem Hostel wohnen müsste.

„YHA“, antworte ich und deute die Straße entlang.

„Ungefähr zwei Kilometer die Straße runter.“ Nach einer kurzen Pause schiebe ich in versöhnlichem Ton nach. „Danke, dass du mich fährst.“

Ich erinnere mich noch gut an den längeren Spaziergang vom Hostel zum Breakers, den ich in meinem jetzigen, todmüden Zustand nicht wiederholen wollen würde.

Während der Fahrt überlege ich fieberhaft, was ich denn nun zu dem Kerl neben mir sagen soll. War nett mit dir! oder Man sieht sich! kommt mir in den Sinn. Aber diese Floskeln wären wohl mehr als abgedroschen.

Viel Zeit zum Überlegen habe ich allerdings nicht, denn wir halten schon nach wenigen Querstraßen vor einem modernen Bungalow. Dort kommen gerade zwei Jungs aus der Tür, die ich als Ryans Kumpels von gestern Abend wiedererkenne. Beide tragen ebenfalls nur Badeshorts und haben je ein Surfbrett unter dem Arm, das sie kurzerhand auf das Dach des Trucks zu Ryans Board werfen und mit geübten Handgriffen festschnallen.

„Du weckst mich um sechs Uhr morgens, weil du surfen gehst?“, frage ich Ryan völlig entgeistert, während ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen mustere.

Er lässt sich davon nicht einschüchtern. Immerhin besitzt er den Anstand, mich aus seinen blauen Augen entschuldigend anzusehen. „Wir hatten das gestern schon geplant und außerdem sind die Bedingungen heute wirklich hervorragend.“

Er zuckt mit den Schultern und mir wird klar, dass das die einzige - für Ryan offensichtlich absolut legitime - Entschuldigung für die tiefsten Augenringe meines Lebens ist, die ich von ihm bekomme würde.

Er hatte es gestern tatsächlich ernst gemeint, als er sagte, dass er das Surfen über alles liebte. Das hatte einerseits dafür gesorgt, dass ich mir sicher sein konnte einen echten Surfer für meine Bucket List Aufgabe gefunden zu haben. Aber es hat andererseits - wie ich nun feststellen muss - auch den Nachteil, dass Ausschlafen, Sex am Morgen oder gar ein gemeinsamer Morgenkaffee wohl mit ihm keine Optionen sind.

Zu einer Antwort komme ich nicht mehr, denn die beiden Jungs reißen die Hintertüren auf, klappen nach kurzem Hantieren die Rückbank hoch und lassen sich auf diese fallen.

„Morgen Alina!“, begrüßen sie mich mit ähnlich schlechter Aussprache wie Ryan, wobei sie von meiner Anwesenheit ziemlich überrascht scheinen, was mir der kurze Blickwechsel zwischen ihnen verrät.

Ihrem Kumpel, der den Wagen schon wieder gestartet hat, schlagen sie mit einem lässigen „Wie geht’s?“ auf die Schulter. Der dunkelhaarige Dean reicht Ryan wie selbstverständlich einen großen Mug, aus dem unwiderstehlicher Kaffeeduft den Wagen erfüllt.

Ich erwidere den Morgengruß grummelnd, während Ryan an seinem Kaffee nippt.

„Danke, Mann“, bringt er nach einem tiefen Seufzer hervor.

„Ich nehme an, dass ihr Beiden einen netten Abend hattet?“, fragt Dean kurz darauf mit süffisantem Grinsen.

Der andere Typ, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, geht sofort darauf ein und zieht Ryan weiter auf. „So wie der da vorne grinst, hatte er einen mehr als netten Abend.“

Ryan grinst, wie mir ein Seitenblick verrät, wirklich unverschämt breit.

„Aber du siehst aus, als ob du lieber geschlafen als gevögelt hättest“, kommentiert Dean trocken in meine Richtung.

Ich drehe mich zu ihm um und werfe ihm einen bösen Blick zu. Der Tag danach ist immer irgendwie unangenehm, aber normalerweise muss ich mich beim Walk of Shame nur fremden Omas in der U-Bahn und keinen nervigen Jungs stellen, die mir meinen derangierten Zustand ungefiltert aufzeigen. Mein letzter Walk of Shame war allerdings schon ziemlich lange her. In der knapp zweijährigen Beziehung mit Peter gab es keine Eskapaden dieser Art. Allerdings muss ich sagen, dass ich dieses spezielle Gefühl nicht wirklich vermisst hatte.

Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, sind wir auch schon bei meiner Unterkunft angekommen. Mit den beiden Jungs auf der Rückbank, die ihre Ohren mit Sicherheit neugierig spitzen, fällt es mir noch schwerer die richtigen Worte für eine Verabschiedung zu finden, doch Ryan kommt mir zuvor.

Als ich die Hand schon auf dem Türgriff habe, beugt er sich rasch und seltsam schüchtern zu mir hinüber, legt seine Hand vorsichtig auf meinen Oberschenkel, drückt mir einen sanften Kuss auf meine Wange und flüstert leise. „Bye, Linny.“

Ich werfe noch einmal einen Blick in diese himmelblauen Augen und flüsterte genauso leise. „Bye, Ryan“, ehe ich die Tür öffne und aussteige.

Bevor ich allerdings die Wagentür schließe, drehe ich mich nochmal um und stecke den Kopf in das Wageninnere. Dann verlässt mich allerdings der Mut. Ich halte kurz inne und beginne zu stammeln. „Hoffentlich gibt’s heute gute Wellen!“ Daraufhin schlage ich die Tür viel zu heftig und mit einem lauten Knall zu.

Wie peinlich war bitte dieser Abgang? Und wie sinnlos diese Verabschiedung? Ich drehe mich abrupt um und gehe mit sicherlich hochrotem Kopf, und ohne mich noch einmal umzusehen, auf die graue Eingangstür des Hostels zu.

Eigentlich hatte ich ihn fragen wollen, ob wir in Kontakt bleiben wollen. Aber mir waren genau in diesem Moment zwei Dinge klar geworden. Zum einen, dass er ebendiesen Kontakt absolut nicht nötig hatte, denn er kannte bestimmt einige Frauen, die nur zu gerne Zeit mit ihm verbrachten. Und zum anderen, dass ich mich dringend von Männern, die in der Lage waren, auch nur die geringste Gefühlsregung in mir auszulösen, fernhalten wollte.

Dass Ryan das Potential hätte, mehr als ein One-Night-Stand zu sein, zeigt mir ein beengendes Drücken in der Brust, als ich die ausgetretenen Treppenstufen in den zweiten Stock zu meinem Zimmer hinaufsteige. Und so etwas könnte ich aktuell nun wirklich nicht brauchen.

Vor der Schlafsaaltür ziehe ich meine Schuhe aus, schließe vorsichtig auf und schiebe mich barfuß durch die Tür. Dort schlägt mir sofort der muffige Geruch von zu vielen schlafenden Personen auf zu engem Raum entgegen. Meine nackten Füße tapsen über den kalten, glatten Boden und einige Decken rascheln, als ich mich mehr schlecht als recht zu meinem Bereich schleiche.

Eigentlich will ich mich sofort ins Bett legen und meinen Schlaf wieder aufnehmen, entscheide mich angesichts der stickigen Luft und des mir anhaftenden Geruchs nach Sex aber zunächst für eine Dusche.

Also ziehe ich meinen schwarzen Koffer unter dem Bett hervor, nehme meine Badtasche, ein Handtuch und die Schlafsachen heraus und mache mich auf den Weg zu den Gemeinschaftsduschen.

Mit feuchten, lockigen Haaren, in schwarzen Schlafshorts und einem gleichfarbigen Tanktop komme ich kurze Zeit später zurück in mein Zimmer.

Sofort falle ich auf das Bett und schlafe in dem Moment ein, in dem mein Körper das Bettlaken berührt.

Als ich aufwache, ist es unerträglich schwül im Zimmer. Die Sonne steht hoch am Himmel und leuchtet grell in den Schlafsaal. Ich werfe die zu warme Bettdecke von meinem Körper und taste mit einer Hand nach meinem Handy. Das hatte ich, wegen der Nähe zur Steckdose, zum Laden auf den Boden neben mein Bett gelegt.

Ein Blick darauf verrät mir, dass es schon weit nach Mittag ist und ich schleunigst aufstehen sollte, wenn ich den Jetlag jemals besiegen will. Aufstehen ist allerdings noch etwas viel verlangt. Deshalb setze ich mich im Bett auf, lehne mich an das Kopfteil und beschließe, dass es nun endlich Zeit ist, mich bei meiner besten Freundin zu melden. Die zerwühlten Betten im Raum verraten mir, dass meine sieben Mitbewohnerinnen diese Sauna hier bereits verlassen haben.

Ich versuche im Bett sitzend meinen Koffer herauszuziehen, muss aber nach kurzer Zeit einsehen, dass ich dazu aufstehen sollte. Ich schwinge also meine Beine aus dem Bett und kniee mich neben mein Gepäck, um darin herumzuwühlen und alles in einen noch unordentlicheren Zustand zu versetzen, als es sowieso schon der Fall ist.

Eigentlich bin ich eine sehr ordnungsliebende Person. Aber seit der Trennung von Peter lebe ich alle meine schlechten Seiten, wie er es immer nannte, mit einer an Wahnsinn grenzenden Befriedigung aus.

Bald finde ich die Prepaid-Karte, die ich mir am Tag meiner Ankunft schon besorgt hatte. Gestern hatte ich mein iPhone bereits zurückgesetzt. Das bedeutete allerdings einen Berg an Arbeit, denn ich musste die Apps danach alle neu herunterladen. Aber ich hatte zu große Angst davor, dass mir Peter heimlich irgendwelche Programme zur Ortung oder ähnliches eingerichtet haben mochte, weshalb eine Neuinstallation die einzige Möglichkeit blieb.

Aktuell meldet mein Handy keinen Empfang, aber das würde sich hoffentlich bald ändern. Ich stecke es ab, nehme einen meiner Perlenohrringe aus dem Ohrläppchen und steche mit dem dünnen Stift in die SIM-Karten Öffnung. Das kleine, leere Metallteil fällt mit einem leisen Klirren auf den schäbigen, grauen Fliesenboden, von dem ich es vorsichtig aufhebe.

Meine alte SIM-Karte hatte ich noch vor meinem Abflug aus München im Klo meiner Mutter hinuntergespült. Peter hatte mir diese Karte geschenkt und war weiterhin für die Bezahlung verantwortlich. Deshalb sah ich diesen Akt als Teil meiner Rache an ihm an.

Ich drücke also die neue SIM-Karte vorsichtig aus ihrer Plastikummantelung und setze sie in mein Handy ein. Nach kurzer Zeit vermeldet mein iPhone vollen Netzempfang und ich seufze erleichtert auf.

Voller Vorfreude krame ich nun wieder in meinem Koffer, um mein Notizbuch zu suchen. Das hatte ich mir erst vor gut einer Woche zugelegt. Es ist mit seinem weiß-blauen Tischdeckenmuster auf dem Cover allerdings ziemlich hässlich. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass die Auswahl an Läden, die so etwas anbieten, in meinem Heimatort mehr als mangelhaft ist und ich nehmen musste, was ich kriegen konnte.

Bei Notizbüchern zählt selbstverständlich vorrangig der Inhalt. Also schlage ich es auf, will die Seite mit meiner Australien Bucket List schon fast überblättern und halte dann aber inne. Ich krame ein weiteres Mal im chaotischen Koffer, um einen Stift ans Tageslicht zu befördern. Dann mache ich einen dicken Haken hinter die Zeile, die die Aufgabe Sex mit einem Surfer beinhaltet. Mit einem übertrieben glückseligen Lächeln ergänze ich davor den Zusatz ziemlich guten.

Ich blättere weiter, bis ich die Seite mit der Überschrift Wichtige Kontakte finde.

Bevor ich mein Handy einstampfte und damit alle gespeicherten Kontakte verloren gingen, hatte ich mir die wichtigsten Nummern und E-Mail-Adressen hier notiert. Die Seite konnte ich dabei gerade einmal halb füllen, da viele Freunde, mit denen ich die letzten beiden Jahre Zeit verbracht hatte, eigentlich Peters Freunde waren und ich diese sicher nicht kontaktieren würde.

Ganz oben steht die Handynummer von meiner besten Freundin Nele, die ich bereits seit der Grundschule kenne.

Wir waren in unserer gesamten Schulzeit und auch im ersten Studienjahr unzertrennlich. Natürlich gab es Phasen, in denen wir weniger miteinander anzufangen wussten. Aber wir konnten uns über die Jahre hinweg immer aufeinander verlassen und waren füreinander die Schwester, die wir beide nie hatten. Als ich aber nach zwei erfolglosen Semestern Wirtschaftspädagogik das Studienfach wechselte, dann Peter kennenlernte und nach kurzer Zeit eine Beziehung mit ihm anfing, wurde der Kontakt weniger.

Peter hielt nicht viel von Nele und auch nicht viel von der Person, die ich war, wenn ich mit Nele Zeit verbrachte. Da war ich ihm zu kindisch, ich lachte zu laut und zu viel und beschäftigte mich mit belanglosen Dingen, wie beispielsweise den neuesten Netflix-Serien.

Im letzten Jahr hatte der Kontakt wieder zugenommen, was einzig und allein Neles Verdienst war. Sie meldete sich viel häufiger bei mir, verpflichtete mich zu wöchentlichen Lunch-Dates in der Uni, blieb bei ihren Kritiken zu Peters Verhalten mir gegenüber hartnäckig und ließ sich nicht von meinen Ausflüchten abspeisen. Ihr hatte ich es zu verdanken, dass ich mich letztendlich aus der Beziehung mit Peter befreien konnte. Und das obwohl ich mir, gerade einmal zehn Tage danach, absolut nicht mehr vorstellen konnte, auch nur eine weitere Minute in seiner Gegenwart zu ertragen.

Ein prüfender Blick auf die Handyuhr sagt mir, dass es bei Nele aktuell noch sehr, sehr früher Morgen ist. Deshalb lege ich ihre Nummer als ersten Kontakt in meinem Telefonbuch ab, verbinde mich mit dem Hostel WLAN und schreibe ihr zunächst eine kurze Nachricht.

Alina 12:54 pm Hey! I made it!

Etwas verwundert sehe ich, dass die Nachricht nach kürzester Zeit als gelesen markiert wird und erhalte prompt eine Antwort.

Nele 12:55 pm Yessss! Call?

Ich schaue mich nochmal kurz im Zimmer um und vergewissere mich, dass ich wirklich allein bin. Dann setze ich mich wieder auf das Bett, lehne mich entspannt an das Kopfteil und drücke den Videotelefonie-Button.

Auf dem Bildschirm erscheint prompt eine zerzauste Nele, die probiert ihre dunklen Locken mit einem dicken Haargummi zu bändigen. Den Versuch unterbricht sie allerdings sofort, als sie mein Videobild erblickt und legt stattdessen im selben Augenblick mit ihrer Schimpftirade los. „Du blöde Kuh, warum meldest du dich jetzt erst? Ich habe mir mega Sorgen gemacht! Geht’s dir gut? Bist du gut angekommen?“

Ich versuche sie zu unterbrechen, was sich über das Handy als gar nicht so einfach gestaltet. „Nele, Nele, langsam, bitte! Und ich hoffe übrigens schwer, dass du nicht zu dieser unchristlichen Zeit wach bist, weil du dir Sorgen gemacht hast!“

„Ha, das hättest du wohl gerne, du Drama Queen!“

Das lasse ich ihr unkommentiert durchgehen, da uns beiden klar ist, dass ich absolut nicht zu Übertreibungen oder gar Drama neige.

Nele antwortet schnell. „Ich konnte nicht schlafen, wegen der Uni morgen, also heute, und dann kam plötzlich deine Nachricht rein. Jetzt stehe ich völlig unter Adrenalin und werde sicher kein Auge mehr zutun.“

Bevor ich die Möglichkeit bekomme mich zu entschuldigen, redet sie auch schon weiter. „Also erzähl, bist du gut angekommen?“

„Ja, hat alles perfekt geklappt“, schaffe ich es schließlich zu einer Antwort. „Der Flug war zwar lange, aber mit Bingewatching und ein paar kleinen Powernaps zwischendurch war es ganz erträglich. Beim Umsteigen in Singapur konnte ich mir ein bisschen die Beine vertreten, so dass es insgesamt echt okay war.“ Ich denke kurz nach. „Nur die Busfahrt von Sydney hierher war dann etwas nervig. Erst hatte der Bus über eine Stunde Verspätung, dann konnte ich nur noch einen viel zu engen Fensterplatz ergattern und letztendlich fand der Typ vom Hostel meine Buchung eine Ewigkeit nicht. Aber seitdem läufts eigentlich.“

Nele antwortet beruhigt. „Das hört sich ja eigentlich ganz gut an. Die Nummer, von der du anrufst, ist also deine neue?“

„Ja, genau.“ Ich überlege kurz. „Bitte gib sie an niemanden weiter. Nicht einmal an meine Mutter, okay? Und kannst du mich vorsichtshalber unter einem anderen Namen einspeichern?“

Jede andere Freundin hätte vielleicht gefragt, ob ich paranoid oder irre wäre. Aber Nele hatte Peters Kontrollwahn hautnah miterlebt, also wird ihr Gesicht auf meinem Bildschirm ernst statt belustigt.

„Klar, dann bist du jetzt meine Summer Roberts, okay?“

Wir haben beide eine Schwäche für O.C. California, weshalb ich mit ihrem Vorschlag natürlich sofort einverstanden bin. Vermutlich auch, weil ich Summer gar nicht so unähnlich sehe. Ich bin ebenfalls ziemlich klein und sportlich. Allerdings habe ich dunkelblonde Locken, die ich aber meistens mit dem Glätteisen bearbeite. Peter fand meine natürliche Mähne nämlich wenig elegant, wie er es so schön ausdrückte.

„Deine Mutter hat übrigens schon circa tausend Mal nach dir gefragt. Gestern stand sie sogar bei uns vor der Tür, als ich in der Uni war“, greift Nele den Faden wieder auf.

Neles und meine Mutter wohnen noch immer im selben kleinen Ort, in dem wir beide aufgewachsen waren und gemeinsam die Grundschule besucht hatten. Nele nahm auch während des Studiums jeden Tag die 30-minütige Fahrt mit der S-Bahn in die Stadt auf sich, um weiterhin bei ihrer Mutter zu leben. Ich hingegen war ziemlich schnell in Peters geräumige Stadtwohnung in München eingezogen.

„Kannst du meiner Mum bitte sagen, dass es mir gut geht? Ich würde mich die nächsten Tage bei ihr melden“, bitte ich Nele.

Ich will nicht, dass sich meine Mutter Sorgen macht, bin aktuell aber nicht gerade gut auf sie zu sprechen. Als ich in aller Eile meine wichtigsten Habseligkeiten in einen Koffer geworfen und aus Peters Wohnung gestürmt war, kam ich für eine Woche wieder in meinem alten Zimmer bei meiner Mum unter. Leider war sie in dieser Zeit absolut keine Unterstützung für mich, denn ihr einziges Bestreben war, mich so schnell wie möglich wieder mit Peter zu vereinen. Ich verstand ihre Beweggründe durchaus. Seit dem Tod meines Vaters, vor über zehn Jahren, war das Geld in unserem Haus immer knapp und in ihren Augen schmiss ich die Chance auf ein einfacheres Leben wegen ein paar Lappalien weg. Davon abgesehen hatte sich mein Ex-Freund ihr gegenüber immer als galanter Gentleman mit perfekter Fassade präsentiert. Das führte dazu, dass mir meine Mutter mehr als einmal vorwarf zu übertreiben, oder gar zu lügen, wenn ich ihr zu erklären versuchte, welche Probleme wir hatten.

Das Fass zum Überlaufen brachte dann allerdings ein Anruf von Peter bei meiner Mutter. Nachdem ich die SIM-Karte meines Handys nach unendlich vielen Anrufversuchen von ihm in die Kanalisation befördert hatte und er mich tagelang nicht erreichen konnte, versuchte er es irgendwann bei Mum. Auf meine ständigen Bitten, die Anrufe nicht anzunehmen, ging sie nur anfangs ein.

Als ich eines Abends von einer Laufrunde zurückkam, hörte ich sie mit jemandem sprechen. Mein Puls schoss in weitaus größere Sphären als bei meinem gerade absolvierten Training, sobald ich realisierte, dass sie Peter am Telefon hatte.

„Ja, ja sie ist hier, du kannst gerne am Wochenende vorbeikommen!“ Pause.

„Das wird schon wieder.“ Pause.

„Sie beruhigt sich schon wieder.“

Als ich das hörte, wusste ich, dass ich wegmusste. Weit weg von diesem Kerl und diesem Leben, das er für mich ausgesucht hatte. Weg von diesem Studium, das ich nur wegen ihm durchzog. Weg von diesen Freunden, die seine waren. Und vor allem weg von dieser Person, die ich in den letzten beiden Jahren geworden war.

Keine fünf Minuten später saß ich in meinen verschwitzten Klamotten und heulend wie ein Schlosshund bei Nele auf dem Bett. Dann suchten wir nach der einfachsten Möglichkeit, um meinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Neles Cousin war vor zwei Jahren über ein Work & Travel Programm in Australien gewesen und so kam Nele schnell auf die Idee, dass ich es darüber versuchen sollte. So wäre ich auch finanziell abgesichert, denn meinen Studentenjob hatte ich nach dem Einzug bei Peter unfreiwillig aufgegeben und nur wenige Ersparnisse.

Ich arbeitete damals eigentlich gerne in dem Café in der Nähe der Uni. Aber das war eines der ersten Dinge, die Peter für mich in die Hand genommen hatte.

Eines Tages, ich war seit einer Woche bei ihm eingezogen, kam er abends zur Haustür herein, überreichte mir einen Blumenstrauß und gratulierte mir mit dem freudestrahlenden Lächeln, das ich so sehr an ihm mochte. Verdutzt fragte ich ihn, wofür ich denn Glückwünsche verdient hätte. Daraufhin verkündete er in feierlichem Ton, dass ich seit heute nicht mehr in dem abgefuckten Café, wie er den schnuckeligen Vintage-Laden nannte, arbeiten müsste, denn er hatte sich endlich um meine Kündigung gekümmert. Ich dachte natürlich, dass es sich dabei um einen Scherz handeln würde und lachte laut los.

„Ich wusste doch, dass du dich freust!“, missinterpretierte er die Situation, eventuell absichtlich, und streckte mir mit einem, nun etwas gekünsteltem, Lächeln die Blumen weiter entgegen.

„Jetzt im Ernst?“, fragte ich ihn völlig überrumpelt.

„Ich möchte eben nicht, dass du dich dafür hergeben musst anderen Studenten völlig überteuerten Kaffee zu servieren, während du einen Hungerlohn dafür bekommst. Das kannst du doch auch nicht wollen, oder? Du hast doch etwas Besseres verdient“, versuchte er mich mit beschwichtigender Stimme zu ködern.

Damals wusste ich noch nicht, dass Widerstand zwecklos war, weshalb ich nach Argumenten suchte, die für diesen Job sprachen. „Aber ich mag meine Arbeit dort! Die Kollegen sind nett und die Arbeitszeiten sind fair. Ich sehe wirklich keinen Grund dort zu kündigen!“, antwortete ich ihm also.

„Das musst du auch gar nicht, das habe ich nämlich schon für dich erledigt“, konterte er mit triumphierender Miene.

„Das kannst du doch nicht machen“, antwortete ich ihm ton- und verständnislos.

„Ich hätte mir tatsächlich etwas mehr Dankbarkeit erwartet. Schließlich war das eine überaus unangenehme Angelegenheit, die ich für dich übernommen habe.“ Jetzt klang Peter eingeschnappt und seine Stirn lag in Falten.

Ich versuchte einzulenken, denn ich wollte keinen Streit riskieren. „Ich finde es ja total lieb, dass du dich so um mich kümmerst, aber das hättest du echt nicht machen müssen. Und ich brauche das Geld!"

Den letzten Satz hätte ich besser nicht laut ausgesprochen, denn jetzt war er richtiggehend wütend und schrie fast.

„Du brauchst überhaupt kein Geld, denn ich verdiene ja wohl genug, damit du dir selbst tausende von überteuerten Latte Macchiatos bei unterbezahlten Studenten kaufen kannst!“

Er schien seinen kurzen Ausbruch zu bereuen. Sogleich kam er mit erhobenen Händen beschwichtigend auf mich zu. Er trug das schwarze, enganliegende Hemd, das ich an ihm so mochte, denn es passte perfekt zu seinen dunklen Haaren und betonte seine sportliche Statur. Kurz überlegte ich, ob er es wohl extra angezogen hatte, damit ich weniger wütend wurde.