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Stell dir vor, du öffnest dein Herz – und deine Haustür – für ein kleines, schnurrendes Kätzchen. Es kuschelt sich an dich, schläft auf deinem Schoß und miaut, wenn es hungrig ist. Alles scheint perfekt – bis die Nacht hereinbricht. Dann beginnt das Miauen sich zu verändern. Die Pfoten werden größer. Die Augen zu tiefen, schwarzen Löchern. Und am nächsten Morgen… bist du nicht mehr da. In "Samtpfoten aus der Hölle – Blutige Nächte" entfaltet Elias Hartmann einen finsteren, mit schwarzem Humor gespickten Albtraum, in dem die zahmsten aller Haustiere plötzlich zu den tödlichsten Wesen der Welt werden. Während Menschen verschwinden und Katzen scheinbar unschuldig schnurren, beginnt ein irrwitziger Wettlauf gegen das, was wir zu kennen glaubten. Ein Thriller, der unter die Haut geht – und sich dort die Krallen wetzt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwortzu„Samtpfoten aus der Hölle – Blutige Nächte“von Elias Hartmann
Stell dir vor, du streichelst ein Kätzchen.
Es schnurrt leise, rollt sich in deinem Schoß zusammen, seine kleinen Pfötchen zucken im Schlaf, während du lächelst. Du fühlst dich sicher. Geborgen. Wer könnte so einem pelzigen Wesen schon etwas Böses unterstellen?
Stell dir vor, dieses Kätzchen sieht dir in die Augen. Lange. Ohne zu blinzeln. Und in diesem Blick liegt etwas, das nicht dort sein sollte. Etwas Kaltes. Intelligentes. Geduldiges.
Stell dir vor, du wachst nachts auf – von einem leisen Geräusch. Kein Poltern, kein Schrei. Nur ein Miauen. Direkt neben deinem Bett.Und du bist… nicht allein.
Diese Geschichte erzählt von einer Welt, in der das Vertraute zur Bedrohung wird. In der das Niedliche Zähne zeigt. Und in der die Nacht nicht dir gehört – sondern denen, die auf leisen Pfoten kommen.
Ein Thriller über Vertrauen, Täuschung und flauschigen Terror.Denn manchmal, ganz selten, ist das, was du am meisten liebst, das, was dich zerstört.
Schnurren war noch nie so tödlich.
Über den Autor
Elias Hartmann wurde an einem regnerischen Dienstag geboren – und hat sich seither nie ganz mit dem Tageslicht angefreundet. Seine Leidenschaft gilt den Schattenseiten des Alltäglichen: dem Bösen hinter dem Lächeln, dem Albtraum hinter der Haustür, und – wie in seinem neuesten Werk „Samtpfoten aus der Hölle – Blutige Nächte“ – dem Monster im Katzenkorb.
Mit einem Augenzwinkern und einer Vorliebe für schwarzen Humor schreibt Hartmann düstere Geschichten, die zwischen Gänsehaut und Grinsen oszillieren. Wenn er nicht gerade schreibt, beobachtet er Katzen. Misstrauisch. Sehr misstrauisch.
Kapitel 1 – Das erste Miauen
Margot Wiesel war 68 Jahre alt, verwitwet, pensioniert und so zuverlässig wie der Teebeutel in ihrer zweiten Tasse Tee des Tages. Sie lebte in einem kleinen gelben Haus mit braunen Fensterläden in einem Vorort namens Finkenwiese – einem jener Orte, an denen der Tag mit dem Glockenspiel des Rathauses begann und mit dem Klappern der Mülltonnen endete. Die aufregendsten Ereignisse waren hier normalerweise die alljährliche Pfingstprozession, der Kirmeswagen mit den weichen Bratwürsten und der tägliche Kampf der Nachbarn um die besten Parkplätze.
Bis zu dem Tag, an dem Margot beschloss, sich eine Katze zuzulegen.
Nicht irgendeine Katze. Ein Schmusekätzchen. Flauschig. Niedlich. Ein bisschen wie der flauschige Magenwärmer, den sie in den Sechzigern mal gewonnen hatte, nur mit Augen und Schwanz.
„Zucker“ sollte sie heißen. Weil sie so süß war. So unschuldig. So unglaublich... weiß. Schneeweiß. Mit einem einzigen kleinen schwarzen Punkt auf der Stirn, wie ein winziges Teufelchen, das sich verirrt hatte.
„Ach, du kleines Zuckermäulchen“, flötete Margot, als sie das Kätzchen vom örtlichen Tierheim abholte. Die junge Mitarbeiterin – ein blasses Mädchen mit bunten Haaren und einem Piercing, das mehr schmerzte als passte – lächelte unsicher.
„Ja... also... sie ist sehr ruhig. Und pflegeleicht. Meistens.“
„Meistens?“, fragte Margot und zupfte an ihrem Wollschal.
„Na ja, sie frisst brav und benutzt das Katzenklo. Aber... also... sie miaut manchmal. Komisch. Nachts. Nur so als Info.“
Margot winkte ab. „Ich schnarche auch nachts. Wir passen wunderbar zusammen.“
Zucker rollte sich während der Heimfahrt auf dem Beifahrersitz zusammen, rührte sich kein bisschen und öffnete nicht einmal die Augen, als Margot die Hupe testete, weil der Lieferwagen vor ihr nicht blinkte. Margot liebte Katzen, auch wenn sie noch nie eine gehabt hatte. Sie hatte in ihrer Kindheit ein Meerschwein namens Gerda besessen, aber das war explodiert, als sie ihm versehentlich Brausepulver in die Trinkflasche kippte. Seitdem hatte sie sich Tieren lieber in Form von Plüschtieren oder Fernsehreportagen genähert.
Am Abend stellte sie ein weiches Körbchen neben das Sofa, streute ein paar Leckerlis aus, die nach Leberwurst rochen und vermutlich auch aus Leberwurst bestanden, und zündete eine Duftkerze an, die nach Vanille und „Wohnzimmer-Wärme“ duftete.
„Heute beginnt unser gemeinsames Leben, Zuckerchen“, sagte sie und goss sich ein Glas lieblicher Weißwein ein. Zucker miaute. Es war ein leiser, kaum hörbarer Laut. Nicht wie ein normales Katzenmiauen. Eher wie... ein Wispern. Ein kehliges, kratziges Wispern.
Margot lachte. „Na, du bist aber eine kleine Schauspielerin, was?“
Die Uhr zeigte 22:41 Uhr.Margot trank ihr Glas leer, strich Zucker über den Kopf – das Fell war seltsam elektrisch, fast wie synthetischer Plüsch – und tappte in ihr Schlafzimmer.
Im Wohnzimmer blieb Zucker sitzen. Starr. Aufrecht. Mit halbgeschlossenen Augen. Und dann begann es zu schnurren.
Aber es war kein echtes Schnurren.Es war... rhythmisch.Wie ein Herzschlag.Nur falschrum.
Margot wachte gegen 2:13 Uhr auf.
Es war still.Zu still.
Selbst der Heizkörper gluckerte nicht, obwohl er das sonst in der Nacht mit der Hingabe eines pubertierenden Saxophonisten tat. Draußen fiel ein leichter Nieselregen, das sah sie an den dunklen Streifen auf der Fensterscheibe.
Sie schwang ihre Beine aus dem Bett. Hausschuhe an. Bademantel übergeworfen. Es war keine Angst in ihr – eher diese seltsame Unruhe, die alte Menschen verspüren, wenn etwas nicht so war wie immer. Vielleicht hatte sie vergessen, die Balkontür zu schließen?
Sie tappte hinaus in den Flur. Alles war dunkel, nur das Nachtlicht in der Steckdose summte leise und tauchte den Gang in ein kränkliches Orange. Der Teppich fühlte sich feucht an. Komisch.
„Zucker?“, flüsterte sie.
Keine Antwort.
Sie trat ins Wohnzimmer.
Und stolperte fast.
Ein Schatten huschte über den Boden. Sie blinzelte, sah etwas Weißes, dann wieder nichts. Als hätte jemand einen Nebel auf den Boden gepinselt.
Dann hörte sie es wieder: Das Miauen.
Nur diesmal war es... tiefer. Und doppelt. Wie zwei Stimmen, die sich überlappten.
„Zucker?“
Sie griff nach dem Lichtschalter.
Knack.Nichts.
Knackknack.Immer noch nichts.
Die Lampe an der Decke war tot. Das Wohnzimmer war eine Höhle. Nur das leichte Leuchten der Straßenlaterne schimmerte durch die Vorhänge.
Und dann kam das Geräusch. Ein Kratzen. An der Wand. Nicht am Kratzbaum. An der Wand. Der Putz bröckelte. Margot ging einen Schritt zurück.
„Zucker, wenn das ein Spiel ist, dann...!“
Etwas Warmes tropfte auf ihren Fuß.
Sie schaute nach unten. Etwas Rotes.
Blut?
Sie hob die Hand, fuhr mit dem Finger über die Flüssigkeit und leckte instinktiv daran – was sie seit Kindertagen nicht mehr getan hatte.
Eisen. Warm.Definitiv kein Wein.
Und dann sah sie es.
Zucker stand auf dem Couchtisch. Oder das, was einmal Zucker war.
Das Tier hatte sich aufgerichtet, war jetzt fast einen Meter hoch, die Augen glühten in einem dumpfen Grün, der Körper... hatte sich gestreckt, die Gelenke schienen verkehrt herum gebogen zu sein. Die Haut spannte sich unter dem Fell, als würde etwas Größeres ausbrechen wollen. Die Schnauze war länger. Die Zähne... viel zu viele.
„Zucker?“, flüsterte sie.
Das Ding blinzelte.Dann sprang es.
Am nächsten Morgen öffnete Nachbarin Frau Linde die Tür, weil Margot den Müll nicht rausgestellt hatte. Margot war immer pünktlich. So pünktlich, dass sogar der Müllwagen sich nach ihr richtete.
„Margot?“, rief sie durch die Tür.
Keine Antwort.
Sie schob die Tür auf – nicht abgeschlossen.
„Margot? Ich bin’s, Erika. Ich wollte nur kurz...“
Dann blieb ihr der Atem weg.
Im Wohnzimmer lag etwas, das einmal Margot Wiesel gewesen war.
Oder zumindest Teile davon.
Der Rest war an Wand, Decke und Fenster verteilt. Als hätte jemand mit einem sehr nervösen Mixer gearbeitet. Blut klebte in tropfenartigen Mustern auf den Gardinen. Das Sofa war zerfetzt. Der Couchtisch war durchgebrochen.
Und mittendrin, auf einem blutgetränkten Kissen, saß eine kleine, schneeweiße Babykatze.Mit einem einzigen schwarzen Punkt auf der Stirn.
Sie schnurrte.Zuckersüß.
Kapitel 2 – Fell und Fetzen
„Sie haben was gesagt? Eine Rentnerin… explodiert?“
Kommissar Niklas Fromm stand im Nieselregen, dampfender Kaffee in der Hand, und starrte auf das abgeriegelte kleine Haus mit dem bröckelnden Gelbputz. Neben ihm schmatzte ein übermotivierter Praktikant an einem Krapfen mit Erdbeermarmelade, was in Anbetracht der Berichte aus dem Inneren eine gewisse Geschmacklosigkeit vermuten ließ.
„Nicht explodiert“, murmelte der Streifenbeamte, der ihn empfangen hatte. „Zerfetzt. Zerrissen. Wie von innen heraus… oder als hätte ein Bär sich mit einem Mixer gepaart.“
Niklas zog eine Augenbraue hoch. Er war 34 Jahre alt, sportlich, mit dieser Art von skeptischem Blick, der jeden Lügner schon beim Atmen entlarvte. Seine Ex-Freundin hatte ihn mal einen „emotional unerreichbaren Witzbold mit Todesblick“ genannt. Sie war jetzt mit einem Yogalehrer verheiratet, der grüne Smoothies trank und Socken mit Flamingos trug. Fromm hatte seither nie wieder Gemüse angerührt.
„Irgendwelche Einbruchsspuren?“
„Negativ. Tür war unverschlossen. Keine Anzeichen von Diebstahl, kein Kampf…“ Der Beamte kratzte sich am Kinn. „Außer natürlich der Kampf, bei dem sie offenbar in... Stücken endete.“
Niklas nickte knapp, trat über das Flatterband und ging auf das Haus zu. Der Regen tropfte leise von seinem Mantel. Es war einer dieser typischen Novembermorgen, an denen das Licht nie ganz aufwachte, als hätte selbst die Sonne beschlossen, heute besser zu Hause zu bleiben.
Drinnen roch es nach Tod. Und Vanille.
Die Kombination aus ausgelaufener Duftkerze und geronnenem Blut hatte etwas abstoßend Süßliches, das sich sofort auf die Zunge legte, obwohl man gar nicht atmen wollte.
Der erste Blick auf die Szenerie war… grotesk.Blutspritzer bis zur Decke. Zerstörte Möbel. Teppich zerrissen wie von Rasierklingen.Und mitten im Chaos: ein kleines, weißes Kätzchen auf dem Sofa.
Es sah aus, als hätte es gerade ein Nickerchen gemacht. Seine Augen waren halb geschlossen, das rosa Näschen zuckte leicht, während es wohlig schnurrte – nicht hektisch, sondern zufrieden. Tief. Laut. Viel zu laut.
„Verdammte Scheiße“, entfuhr es dem Praktikanten.Niklas kniete sich hin, musterte das Tier. Keine Blutspuren an den Pfoten. Kein Dreck. Kein Haar fehlte. Es sah aus, als wäre es in einem Werbespot für Kuscheltierwäsche gelandet.
„Irgendein Hund gemeldet? Wildtiere?“
„Nichts. Die Nachbarn sagen, sie hätte alleine gelebt. Nur dieses Kätzchen hatte sie seit gestern. Von irgendeinem Tierheim.“
Fromm stand auf, trat vorsichtig durch den Raum. Die Wände zeigten klare Kratzspuren – vierfache Schleiflinien, tief eingeschnitten. Kein Mensch hatte Fingernägel, die das konnten. Kein Messer hätte diese Präzision.
„Und was ist mit dem Leichnam?“
„Teilweise... verteilt“, sagte jemand aus dem forensischen Team tonlos. „Kopf in der Küche. Zunge unter dem Fernsehschrank. Der Rest ist... nun. In Bewegung geraten.“
Niklas wandte sich um und betrachtete erneut die Katze. Sie hatte ihn im Blick.
Nicht wie ein Tier.Nicht wie ein dummer Blick.Sondern wie ein… Beobachter.
„Hat sie geblinzelt?“, fragte er.Der Praktikant starrte das Tier an. „Ich… glaub nicht.“
Er trat näher heran. Die Katze sah ihn an. Ihre Pupillen waren schlitzförmig, wie bei jeder anderen Katze auch – doch da war etwas Tieferes darin. Etwas, das sich nicht bewegen musste, um gefährlich zu wirken.
„Sie hat keinen einzigen Tropfen Blut an sich“, murmelte Niklas. „In einem Raum, der aussieht wie eine Szene aus Tarantino auf Speed.“
Der Fotograf knipste ein Bild, als die Katze gähnte.Kleine, scharfe Zähne blitzten auf. Zu viele? Oder sah das nur so aus?
„Gibt es eine Chipnummer?“, fragte Niklas.
Der Forensiker scannte das Tier mit einem Handgerät. Ein Piepen.
„Chip vorhanden. Nummer wird dem Tierheim zugeordnet. In der Akte steht: Name ‚Zucker‘, weiblich, circa zehn Wochen alt.“
„Zucker.“ Niklas schnaubte. „Na dann.“
Er wandte sich an den Praktikanten.„Sack sie ein. Wir nehmen sie mit. Vielleicht gehört sie zur Erklärung.“
„Mitnehmen? Echt jetzt? Ich mein… in dem Raum da – das ist keine normale Katze.“
„Dann ist sie eben Beweismaterial. Und wenn du willst, kannst du ihr ja einen rosa Schleifchenkragen mitnehmen.“
Im Revier, knapp eine Stunde später, saß Zucker in einem Glas-Käfig im Büro von Kommissar Fromm. Die Sekretärin hatte sich sofort in sie verliebt und bereits dreimal Zucker über den Kopf gestreichelt, obwohl Niklas ein „Bitte nicht füttern, nicht anfassen, nicht streicheln“-Schild in rotem Filzstift daneben gehängt hatte.
„Sie schnurrt die ganze Zeit“, sagte sie lächelnd. „Wie ein kleiner Rasenmäher. Total süß!“
Niklas dachte an das, was einmal Margot Wiesel gewesen war, und lehnte sich im Stuhl zurück. Das Geräusch des Schnurrens war durch das Glas leicht verzerrt. Es vibrierte tief durch den Tisch. Viel zu laut für so ein kleines Tier.
Er öffnete seine Ermittlungsakte. Name, Alter, Adresse, Todeszeitpunkt (ca. 2:15 Uhr), Zustand der Wohnung: Zerstört. Zustand der Leiche: Unbrauchbar.
Zeugen? Keine.Kamera? Fehlanzeige.Motiv? Nicht auffindbar.Tatwaffe? ...vielleicht vier Pfoten mit 20 Krallen?
Er klickte sich durch die Datenbank. Gab die Chipnummer ein. Das Tierheim war neu. Eine gemeinnützige Einrichtung, gesponsert von einer Firma mit einem seltsam klingenden Namen: Noc’Talia Incorporated. Keine Website. Kein Logo. Keine Adresse. Nur ein Postfach.
„Noch nie gehört“, murmelte er.
Im Hintergrund: Schnurren.
Zucker hatte sich zusammengerollt, aber sie schlief nicht. Ihre Augen waren geöffnet. Immer noch. Wie zwei kleine Juwelen, eingefasst in Mörderplüsch.
Er griff zum Telefon.„Krüger? Hier Fromm. Ich brauch alles, was ihr über dieses Tierheim rausbekommen könnt. Ja. Jetzt. Und sag der Pathologie, sie sollen prüfen, ob Katzenkrallen an den Schnittwunden passen. Klingt dumm. Ist mir egal.“
Er legte auf.Starrte in den Käfig.
Die Katze gähnte. Wieder.Die Zähne… ja, da war wieder dieses Gefühl. Nicht richtig. Nicht normal.
„Zucker“, sagte er.Die Katze neigte den Kopf.Das Schnurren änderte sich. Einen Tick tiefer.