Saramee 14: Tödliche Dosis - Chris Schlicht - E-Book

Saramee 14: Tödliche Dosis E-Book

Chris Schlicht

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Beschreibung

In letzter Sekunde entkam die Söldnerin Aschera Chrestani ihren Verfolgern und konnte in einem abgelegenen Tempel im Süden Nominaks Zuflucht finden. Die dortigen Priester nehmen sich der verletzten Söldnerin an, doch schon bald ist die Zeit der Ruhe und Genesung für Aschera vorbei: ein neuer Auftrag führt die Söldnerin in die Gassen von Saramee … Protagonisten Aschera Chrestani Enjill Kronn Gorian Arsan Nefit Morgan Silja Kara Fertan Aspyrin Halek Illa Skor Torbin Galek Völker in dem Roman Mensch Xer

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Chris Schlicht

Saramee 14: Tödliche Dosis

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Tödliche Dosis

 

Saramee - Stadt der Vertriebenen

 

Tödliche Dosis

Autorin: Chris Schlicht

Saramee Band 14

Enjill

Enjill

Die Dunkelheit wollte nicht weichen, sosehr sie auch dagegen ankämpfte. Im Gegenteil, je intensiver sie versuchte, die Schwärze auf der Suche nach Licht zu durchdringen, umso dichter schien sie zu werden. Fast greifbar.

Die Schmerzen waren verschwunden und ein ungutes Gefühl beschlich die sonst so abgebrühte Söldnerin, die an nichts je geglaubt hatte außer an sich selbst. Gab es doch so etwas wie ein Jenseits? Eine andere Welt, in die man gelangte, wenn man sein Leben aushauchte? War diese licht- und geräuschlose Dunkelheit etwa das Reich der Toten?

Ein kurzes, scharfes Knacken, verbunden mit hektisch durch die Zähne gezogener Luft, belehrte sie eines Besseren. Es war nicht so still, wie sie gedacht hatte, sie spürte nun auch wieder ihren Körper, denn das Knacken hatte sie leicht zusammenzucken lassen. Das Geräusch brechender Knochen? Die Schmerzen waren im gleichen Augenblick wieder da, als sie glaubte, einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt zu sein. Doch raubten sie ihr nicht mehr die Sinne. Was war nur geschehen?

Vorerst lauschte sie nur auf die Geräusche ihrer Umgebung. Erst, wenn sie sicher sein konnte, dass sie nicht in Gefahr war, würde sie auch die Augen öffnen.

Noch einmal knackte es. Erneut wurde scharf und zischend Luft geholt. Jemand unterdrückte einen Schmerzensschrei, atmete dann aber fast erleichtert auf.

»Das nächste Mal lässt du dein Zugtier besser laufen, wenn es durchgeht. Ein paar lahme Knochen wieder einzurenken ist kein Problem, aber da hätte noch viel mehr passieren können!«, belehrte eine sanfte, dunkle Stimme in gedämpftem Ton.

»Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben, Priester. Ich danke Euch«, kam die klägliche Antwort. »Ich werde gleich morgen meinen Jüngsten schicken, damit er dem Tempel zwei Hühner bringt. Wenn Ihr dann vielleicht einen Blick auf sein schlimmes Auge werfen könntet?«

»Natürlich, das werde ich tun, zwei Hühner sind sehr großzügig von dir!«

»Och, das Jahr war gut und die Hühnerdiebe nicht so eifrig. Und meine Arbeitskraft ist mir mehr wert, als ich Euch jemals bezahlen könnte.«

Aschera lauschte auf die wortreichen Verabschiedungen, die sich von ihr entfernten.

Priester? Tempel?

Natürlich, sie war in Nominak, dem Land, in dem die Priester des Gottes der Heilung, Aleko, ihre Kunst und ihre pflegenden Dienste den Menschen für eine warme Mahlzeit, ein neues Hemd oder, wenn sie durch das Land zogen, für ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellten. Wenn man sie denn ließ und die ansässigen Heiler und Kräuterhändler sie nicht verjagten. Aschera hatte zwar nicht die geringste Ahnung, wie sie in den Tempel gelangt sein konnte, aber es sollte ihr recht sein.

Ihre Verfolger hatten sie nicht erwischt. Und erkannt ganz sicher auch nicht, das war alles, was zählte. Die Priester jedenfalls waren für ihre Verschwiegenheit bekannt. Keiner von ihnen würde weitererzählen, dass eine Frau mit einer durch einen Armbrustbolzen verursachten Wunde und deutlichen Anzeichen einer überstürzten Flucht bei ihnen im Tempel behandelt wurde.

Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, in die die Stimmen verschwunden waren, und öffnete die Augen einen Spalt weit. Der Vorhang, der den Teil des Raumes, in dem sie lag, von dem langen Gang trennte, war leicht zurückgezogen, sodass sie einen guten Überblick hatte. Wahrscheinlich war kurz zuvor jemand bei ihr gewesen. Der Raum war sehr groß und durchflutet von strahlendem Sonnenlicht. Weiße Vorhänge an Holzstangen, die in schlanke Säulen ohne jeglichen Zierrat eingelassen waren, unterteilten die Halle in kleinere, von Blicken abgeschirmte Bereiche. Durch hohe, schmale Fensteröffnungen fiel sanftes Licht. Die Öffnungen waren mit einem milchigen Material ausgefüllt, das man erst bei näherem Hinsehen als hauchdünnes Pergament aus Tierhäuten identifizieren konnte. Vereinzelt konnte man Schatten hinter den Vorhängen erkennen. Betten, in denen Patienten lagen, und auch die Schatten der Personen, welche diese Patienten umsorgten.

»Ah, endlich wach?«

Sie erkannte diese Stimme, es war die jenes Priesters, der zuvor den anderen Mann verabschiedet hatte. Seine lautlose Rückkehr jedoch erschreckte die Söldnerin. Sie riss die Augen auf und drehte hektisch ihren Kopf zu dem Mann, der unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.

»Ich … ich wollte Euch nicht erschrecken, ich dachte, Ihr hättet mich bemerkt …«, entschuldigte sich der Mann sofort und kam wieder näher. Er kniete neben dem Bett nieder, um ihr ins Gesicht sehen zu können.

Aschera ließ sich in das Kissen zurücksinken und betrachtete ihrerseits neugierig das Gesicht des Mannes. »Schon gut …«, erwiderte sie und erschrak darüber, wie schwach ihre Stimme klang.

»Habt Ihr Schmerzen? Dann hole ich noch etwas, das sie lindert. Ihr braucht noch Schlaf.« Der Priester griff nach einem Krug, der auf einem Schemel neben dem Bett stand, und goss Wasser in einen Becher.

Widerstandslos ließ Aschera sich von ihm hochziehen und beim Trinken helfen. Gierig trank sie den Becher leer, forderte mit einem bittenden Blick noch mehr davon. Der Durst wurde quälender, je mehr sie trank. Ein Zustand, den sie kannte. Je länger man nicht bei Bewusstsein war und nur zwangsweise Flüssigkeit in sich aufnahm, desto mehr hatte man danach das Gefühl, ein ausgetrockneter Bachlauf zu sein, in dem jedes Regenwasser spurlos versickert.

Erst nach dem vierten Becher ließ sie ab und wurde wieder zurückgebettet. Sie beobachtete den Priester aufmerksam, während er die Verbände an ihrem Körper löste und die Wunden kontrollierte. Das Alter des Mannes war nicht leicht zu schätzen. Einerseits war sein bis auf die langen Ponyfransen kurz geschorenes Haupthaar bereits vollständig ergraut und schimmerte silbern in dem warmen Licht der Halle, andererseits hatte das nahezu faltenfreie, fast kindlich zu nennende Gesicht so gut wie keinen Bartwuchs. Ein hübsches, sanftes Gesicht mit großen grauen Augen, die jetzt erneut die Patientin musterten. In ihnen spiegelten sich viele offene Fragen, die nicht den Weg zu gesprochenen Worten fanden.

»Wo bin ich?«, brach sie daher das Schweigen.

»Im Haupttempel des Aleko im Süden von Nominak. Die nächstgrößere Stadt ist Elgion«, antwortete er ruhig.

Aschera nickte nur. Sie konnte sich jetzt einen Reim auf ihre Anwesenheit an diesem Ort machen. Man hatte ihr einen Auftrag gegeben, der jedoch vollständig missglückt war. Sie war anschließend von Gabinor, einer Stadt weiter nördlich, nach Süden geflüchtet, um sich zur Küste durchzuschlagen. Und dann?

»Wie bin ich hierher gekommen?«

»Ich habe Euch gefunden, als ich auf der Suche nach Heilkräutern war, und in den Tempel gebracht.«

Was keine leichte Aufgabe gewesen sein dürfte. Aschera nickte anerkennend. Der Mann war zwar gut einen Kopf größer als sie selbst, aber an seinem dürren Körper war kaum mehr als Haut, Knochen und straffe Sehnen. Als durchtrainierte Kriegerin stellte sie, selbst von allem Gepäck und Waffen befreit, eine nicht unerhebliche Last dar.

Der Gedanke an ihre Waffen ließ sie den Blickkontakt lösen. Sie sah sich suchend um. Der Priester erriet ihre Gedanken.

»Euer Besitz wird vom Ältesten verwahrt. Wenn Ihr wieder gesund seid und den Tempel verlassen könnt, wird er Euch die Kleidung und Waffen wieder aushändigen. Macht Euch keine Sorgen, Dame …?«

»Aschera Chrestani«, stellte sie sich vor und lächelte über die sehr respektvolle Anrede. »Und wem habe ich meine Rettung zu verdanken?«

»Mein Name ist Enjill.«

Unsicher, wie er den musternden Blick der Frau verstehen sollte, fügte er noch an: »Ich bin geweihter Priester des Aleko und Heiler ersten Grades.«

In der Tat hatte Aschera bei der genauen Betrachtung des Mannes einen Augenblick lang überlegt, ob es sich nicht lohnen würde, nach langer Zeit mal wieder einen Mann auf ihrem Lager zu dulden. Der geduldige, sanfte Priester reizte sie sehr.

Wenn Du wüsstest, dass ich weiß, dass die Weihe euch nur innerhalb des Tempels, auf geweihtem Boden, für den Kontakt mit Frauen disqualifiziert, dachte sie und ein belustigtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Fast gerührt nahm sie zur Kenntnis, dass sie den armen Priester völlig verunsicherte. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen … wohl so alt wie ich selbst und ganz offensichtlich noch immer jungfräulich.

»Ihr solltet noch schlafen …«

Fürsorglich wie eine Mutter ihr Kleinkind deckte er sie zu, zupfte die Decke zurecht und schickte sich an, sie zu verlassen. Um ihn nicht noch mehr zu verunsichern, nickte Aschera und schloss die Augen. Müdigkeit überfiel sie im gleichen Augenblick und so verschob sie alle weiteren Pläne auf eine ausgeschlafenere Zeit.

* * *

Unter Rosenbüschen

Unter Rosenbüschen

Die von vielen Generationen Priestern und unzähligen dankbaren Händen über eine unbekannte Zahl Jahrzehnte hinweg errichtete, weitläufige Tempelanlage war durchaus dazu geeignet, sich darin zu verirren. Aschera hielt es nicht in ihrem Krankenbett. Vor allem, als ein paar Betten neben ihrem mit Schwerkranken belegt wurden, deren Stöhnen sie unangenehm begleitete. Ungeachtet der Ermahnungen eines anderen Priesters, der sich im Wechsel mit Enjill ihre Pflege teilte, zog sie sich aus dem Bett und versuchte ein paar steife Schritte. Die Schmerzen ignorierend, die von ihren Wunden ausstrahlten, gewann sie schnell an Sicherheit.

Aschera streifte sich das saubere weiße Wickelkleid über, dass ihr eine aufmerksame Seele neben das Bett gelegt hatte, und lief langsam den Gang entlang. Sie suchte nach einer Tür, die nach draußen führte, denn es verlangte sie nach Sonne und frischer Luft. Dabei gelangte sie zu einer offenen Galerie, die in den Garten des Tempels hinausführte. An die Balustrade gelehnt sog sie die Morgenluft tief in sich ein und betrachtete den Garten eingehend.

Die Priester hatten sich unendliche Mühe mit der Anlage des Gartens gemacht, sodass er einerseits einen reichhaltigen Fundus an Heilkräutern darstellte, auf den jederzeit zurückgegriffen werden konnte, andererseits eine wohlgestaltete Augenweide war. Alles war aufeinander abgestimmt, Blütenfarben und -form ebenso wie Farben und Größen des Blattwerkes. So kalt Aschera bei der Durchführung ihrer Aufträge war, so ausgeprägt war auch ihr Sinn für die Schönheit einfacher Dinge. Der Tempel in seiner ausgewogenen, geradlinigen Bauweise, die ihren besonderen Reiz durch die ausgefeilte Anlage der Fensterfluchten und das dadurch entstehende Spiel des Lichtes in den hohen Hallen entfaltete, hatte schon ihre Begeisterung entfacht. Der Garten mit seiner schlichten, praktischen Ästhetik setzte dem noch eine Krone auf.

Daher empfand sie die zwar leisen, aber besorgt aufeinander einredenden Stimmen fast als störend in ihrer Meditation. Als sie jedoch die Stimme des Priesters erkannte, der sie zum Tempel gebracht und gesund gepflegt hatte, war sie sofort ganz Ohr. Neugierig lief sie die Galerie entlang, näherte sich den Stimmen, die aus einem anderen, höher gelegenen Hof zu kommen schienen.

Eine breite Treppe führte zu einer Terrasse hoch, auf der noch ein Garten angelegt war. Aschera stieg die Stufen hoch, gemessenen Schrittes und nicht bemüht, sich zu verbergen. Sie wollte die Priester nicht ausspionieren, davon ausgehend, dass diese keine Geheimnisse hatten und ihre Neugier befriedigt werden würde.

Der obere Garten war nicht weniger attraktiv als der im Hof und die Söldnerin blieb am Treppenansatz stehen. Sie ergötzte sich an den herrlichen Farben der blühenden Pflanzen, die sauber abgezogene Kieswege einfassten und einigen riesigen Rosenstöcken die Schau stahlen.

Das Gespräch war mit ihrem Auftauchen für einen Augenblick verstummt, doch wurde es umgehend fortgeführt: »Auf jeden Fall ist es eine Katastrophe. Diese Pflanzenart ist zwar keine Schönheit, aber das Wertvollste, das wir hier im Garten hatten. Dass die Trockenheit letztes Jahr uns einige Stauden gekostet hat, war schon schlimm genug und jetzt haben wir nichts mehr, nicht einmal eine Wurzel.«

Aschera lauschte angestrengt. Der Priester sprach einen fürchterlichen Dialekt, aber der Sinn seiner Worte wurde ihr durchaus klar. Er sprach zudem nicht gerade leise, weil er sehr aufgeregt war.

Dagegen wirkte die Stimme Enjills so dunkel und ruhig wie ein tiefer Brunnen. »Natürlich, aber wir werden sie ja wiederbekommen, wenn Gorian zurückkehrt. Er wird eine neue Staude finden, ganz sicher. Du weißt doch, was in dem Bericht steht: Die Pflanze wächst in ihrer Heimat wie Unkraut, nur hat dort scheinbar noch niemand ihre Wirkung erkannt.

Was mich an alldem sehr viel mehr verwundert, ist, wie sauber alles entfernt wurde. Das war kein Tier, das hätte entweder noch andere Pflanzen zerstört oder Wurzeln und Blätter zurückgelassen. Vor allem wäre es nicht so selektiv vorgegangen. Die andere Staude im Obstgarten ist ja ebenso verschwunden!«

Etwas an diesem Gespräch alarmierte Aschera und sie trat zu den beiden Priestern, die in einem Beet hinter dem Gebäude in der Hocke saßen. Beider Kleidung war verschmutzt, ihre Hände schwarz von der guten Muttererde.

Enjill schien ihre Anwesenheit erst jetzt zu bemerken oder zu erkennen und sah verwirrt zu ihr hoch. »Oh … schon wieder auf den Beinen? Ihr solltet besser noch ausruhen, Frau Chrestani!«

»Ich ruhe mich aus, indem ich den Anblick dieser wundervollen Gärten genieße!«, erwiderte Aschera mit einem freundlichen Lächeln. »Ist etwas passiert?«

Die beiden Priester standen auf, ihre Blicke wechselten betreten von dem Loch im Boden zu ihr. Mit einem erneuten Anflug von Rührung entdeckte Aschera die verlegene Röte, die bei ihrem Auftauchen auf Enjills Wangen erschienen war.

»Wir hatten vor einigen Jahren das Glück, eine Pflanze zu finden, die zwar von unscheinbarem Äußeren, aber unwahrscheinlich starker Wirkung war. Fieber, Entzündungen und alles, was damit verbunden ist, konnte mit ihr schnell bekämpft und geheilt werden. Es waren Zufall und ein kruder Gedankengang des Priesters, der sie aus den Sümpfen rund um die Stadt Saramee mitbrachte, welche uns auf die Wirkung aufmerksam machten. Wir kultivierten und benutzten diese Pflanze«, erklärte Enjill, der sich zu scheuen schien, Aschera dabei anzusehen. »Vor vier Wochen sind dann alle nach der Dürre im letzten Jahr verbliebenen Stauden … verschwunden. Sie sind weg, nicht ein Stängelchen ist zurückgeblieben.«

Mit einer fahrigen Handbewegung wies er auf das Loch vor sich und den Hang hoch, wo Aschera eine lang gestreckte Trockenmauer entdeckte, die eine weitere Terrasse bildete und ein großer Nutzgarten zu sein schien.

»Ein Patient vielleicht, der euch beobachtet hat und sich selbst bedienen wollte?«, mutmaßte sie. »Und vielleicht Geld machen will mit der Wunderpflanze? Dann wäre sie in euren Händen für ihn ein Hindernis. Oder seid ihr den Medizinern in Nominak etwa ein Dorn im Auge? Sie werden Angst um ihre Stellung haben, wenn es zu viele von euch gibt und ihr dann auch noch ein Allheilmittel besitzt!«

Offensichtlich hatte sie damit die schlimmsten Befürchtungen der Priester ausgesprochen, denn der ältere Mann zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen.

»An etwas dieser Art hatte ich auch schon gedacht, als ich nach meiner Genesung von dem Drama hörte …«, murmelte Enjill. Es war nicht wirklich an Aschera gerichtet, aber sie griff es dennoch auf.

»Wart ihr für diese Pflanze verantwortlich, Enjill?«

Nun war es an dem jungen Priester, zusammenzuzucken.

»Ja«, hauchte er betroffen.

»Er ist der Hüter unseres Heilmittelhortes und verantwortlich für seine Vollständigkeit und die Erforschung der Möglichkeiten fremder Pflanzen. Zusammen mit Gorian, der jetzt auf dem Weg ist, eine neue Staude zu finden. Enjill war schwer erkrankt zu dem Zeitpunkt, als der … Diebstahl … geschah. Und wir wissen nicht einmal, was Enjill für eine Krankheit hatte!«, verteidigte der andere Priester ihn sofort und schwieg, als ihm Enjill einen gequälten Blick zuwarf.