Saramee 7: Die Ankunft - Markus K. Korb - E-Book

Saramee 7: Die Ankunft E-Book

Markus K. Korb

0,0
1,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schon lange ist das Verhältnis zwischen dem Westlichen Imperium und Saramee angespannt, doch nun scheint das Westliche Imperium seine Hände nach der Unabhängigkeit Saramees auszustrecken und die Situation zu verschärfen. Doch auch in der Stadt ist die unterschwellige Bedrohung durch das Alte Volk weiter vorhanden und Kronn kommt einen gefährlichen Komplott auf die Spur. Protagonisten in dem Roman Ralec Tarun Jossof Akrikka Garrakas Mott Kronn Harrak Völker in dem Roman Meeresvolk Mensch

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Markus K. Korb, Martin Hoyer

Saramee 7: Die Ankunft

Ralec Zyklus Band 1

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Saramee – Die Ankunft

 

Saramee - Stadt der Vertriebenen

 

Die Ankunft

Autoren: Martin Hoyer und Markus K. Korb

Ralec-Zyklus Band I

Saramee Band 7

Prolog

Prolog

Man sagt unserem Volk eine Kälte des Empfindens nach. Das mag stimmen oder nicht, da wir im Sterben liegen, stört uns nicht die Ansicht der Welt. Doch wer es wissen will, der höre die Stimme der letzten Kinder des Reiches Azachet:

Wir liebten und wir hassten ohne Inbrunst.

Unsere höchsten Götter waren Vernunft und Gewissen.

Unser größter Freund war jeder, den wir achten konnten.

Unser größter Feind waren jene, die unsere Hochachtung nicht verdienten.

Sollten wir untergehen, soll uns die Welt in Erinnerung behalten, wie wir lebten. Sollten wir überdauern, werden wir leben, wie wir zuvor gelebt haben. Wir werden unsere Götter, unsere Freunde und unsere Feinde wieder so wählen, wie wir es zuvor taten. Ein Leben, das nicht unserem Wesen entspricht, ist es nicht wert, gelebt zu werden.

Aus »Spuren im Meer« von Helec Tald'ch, Gelehrter und letzter Gouverneur des Küstenreiches Azachet

1

1

Mit gerefften Segeln rauschte das gewaltige Schiff in die Hafenbucht Saramees.

Für Unkundige mochte der Eindruck entstehen, das Schiff würde nicht zum Stillstand kommen, bevor es die Kaimauer erreichte, doch der Kreuzer wurde nur durch seine eigene gewaltige Masse vorangetrieben. Es war eine Kraftprobe auf Zeit, denn die Geschwindigkeit nahm spürbar ab. Dennoch schien es, als ob das Schiff gewaltsam ins Hafenbecken schoss.

Das war der Eindruck, den das Manöver erwecken sollte. Der Kapitän der DONNERKIND war der Ansicht, dass es sich für ein Schlachtschiff des Westlichen Imperiums nicht ziemte, wie ein Kauffahrer in den Hafen Saramees zu kriechen. Erst als die Kaimauer in Wurfweite war, ließ er beidrehen. Allein diese Bewegung raubte dem Schiff viel seines Schwungs, das Übrige besorgten zwei große Schleppanker, die für diesen Zweck vorbereitet worden waren.

Ralec stand auf der Bugplattform des Schiffes. Die Arme vor der Brust verschränkt, fing er die unvermeidlichen Stöße des Bremsmanövers mit federnden Knien ab. Seine Aufmerksamkeit galt nicht den seefahrerischen Fähigkeiten seines Kapitäns, von denen er sich bereits hinreichend hatte überzeugen können, sondern vielmehr dem Treiben auf der Kaimauer, wo sich geschäftige Hektik und neugieriges Herumlungern zu einem farbenfrohen Gewimmel verband.

Da gab es Seeleute aller Völker, die entweder die letzten Augenblicke ihres Landgangs auskosteten oder auf neue Heuer hofften. Da gab es lärmende Großhändler, die mit Frachtkapitänen um den Preis oder die Transportbedingungen der hergebrachten oder zu transportierenden Waren stritten. Dazwischen warteten schweigende Gruppen von Sklaven darauf, entweder auf ein Schiff mit ungewissem Ziel getrieben oder in die für sie fremden Straßen Saramees geführt zu werden.

Sklaven ihrer Situation waren die zahleichen Flüchtlinge, die auf ihrer wenigen Habe sitzend darauf warteten, dass ein offizieller Vertreter der Stadt ihnen ihr Viertel zuwies. Während die Erwachsenen entweder stumm ihre Möglichkeiten abschätzten oder sich flüsternd untereinander austauschten, lärmten die Kinder zwischen den Ballen gerade gelöschter oder noch aufzunehmender Ware, misstrauisch beäugt von offiziellen und privaten Hafenwachen, die einst ebenso als Flüchtlinge hierher gekommen sein mochten, die Neuankömmlinge aber nichtsdestotrotz als potentielles Ärgernis einschätzten.

Und dann gab es noch jene Leute, die tatsächlich auf Ärger aus waren; angetrunkene Seeleute auf der Suche nach Streit, Langfinger auf der Suche nach einer Gelegenheit, Söldner auf der Suche nach Arbeit.

Unwillkürlich fragte sich Ralec, zu welcher Nuance der letzten Kategorie jene Gestalt gehören mochte, die sich ein wenig abseits vom Gewimmel auf einem Haufen Netze und Tauwerk niedergelassen hatte und die beeindruckende Erscheinung des Schlachtschiffes mit der gleichen Neugier musterte wie alle anderen im Hafen, die nicht genug mit sich selbst zu tun hatten.

Aber galt die Aufmerksamkeit des Mannes wirklich nur dem einfahrenden Schiff? Ralec hätte in diesem Moment beschwören können, dass sich sein Blick für einen längeres Moment mit dem des Fremden getroffen hatte. Nicht lange genug, um ein Kräftemessen zu sein, aber zu lange, um lediglich als flüchtige Neugier durchzugehen.

Instinktiv schätzte er den Mann ein: Seine Erscheinung und Bewaffnung ließen auf einen Söldner schließen, wie es ihrer in Saramee Tausende gab. Die Art, wie er sich verhielt, roch auf zehn Meilen gegen den Wind nach jemandem, der sein Geld damit verdiente, Augen und Ohren für ganz bestimmte Ereignisse und Personen offen zu halten. Beispielsweise für Personen wie Ralec, seines Zeichens Honorarkonsul und Gesandter des Westlichen Imperiums, im Begriff, eine Stadt zu besuchen, die dem Westlichen Imperium seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge war. Eine Stadt, die sich dessen vollkommen bewusst sein musste.

Ralec lächelte und ein dezenter Wink signalisierte dem im respektvollen Abstand wartenden Tarun, sich zu ihm zu bemühen.

Was das Augenscheinliche anging, war ihm Tarun als Adjutant zugeteilt. Andererseits versah der Offizier im Auftrag von Kolanra, der Tante und Beraterin des jugendlichen Thronerbens Lukoan, ebenfalls die Aufgabe eines Spitzels, der jeden Handgriff Ralecs zu beobachten und zu dokumentieren hatte. Tarun war weder dumm noch ungeschickt, auch wenn es ihm an Initiative und Kreativität mangelte, wie Ralec auf der Reise festgestellt hatte. Was lag also näher, als einen Spitzel auf den anderen anzusetzen? Mochte sich dieser Karrieremensch nützlich machen, bis es an der Zeit war, dass sich Ralec des Mannes auf unauffällige Weise entledigte.

»Was kann ich für dich tun, Konsul?«

»Schau nicht direkt hin, aber auf dem Kai steuerbords sitzt jemand, den ich im Verdacht habe, ein wenig zu neugierig zu sein, was unsere Ankunft im Allgemeinen und meine Person im Speziellen angeht. Was hältst du davon?«

Tarun zeigte auf einen der Seevögel, die über ihnen kreisten, als wollte er etwas erklären und folgte dessen Flugbewegung mit dem Blick so, dass die von Ralec benannte Stelle des Kais kurz begutachten konnte.

Gar nicht so dumm, dachte Ralec. Er machte sich eine geistige Notiz, seinen Schatten nicht zu unterschätzen.

»Ich sehe ihn«, bestätigte Tarun. »Ein Söldner. Wenn er nicht ganz so beschränkt ist wie andere seines Schlages, gibt er einen guten Spitzel ab.«

Du erkennst deinesgleichen, dachte Ralec und nickte bestätigend. »Ich möchte, dass du dich an seine Fersen heftest, sobald wir angelegt haben. Finde heraus, ob er im Auftrag der Stadtoberen oder einer anderen Partei handelt. Ich glaube zwar nicht, dass man tätlich gegen uns vorgehen wird, aber es ist mir lieber, du behältst ein Auge darauf.«

Es war Tarun anzusehen, dass ihm der Gedanke missfiel, seine Aufmerksamkeit von Ralec abzuziehen und auf einen Söldner zu konzentrieren, den er – aus einer einflusseichen Familie von Berufssoldaten stammend – ebenso verachten musste, wie er insgeheim sicher auch Ralec verachtete. Andererseits mochte er einsehen, dass das Gelingen von Ralecs Mission in Saramee wichtiger war, als seine lückenlose Überwachung. Womöglich bestand tatsächlich Anlass zur Sorge.

»Wie du wünschst Konsul.« Er wies auf die Anlegestelle, auf die ihr Schiff zuglitt. »Es scheint, als ob das offizielle Empfangskomitee ebenfalls bereit steht.«

Tatsächlich hatte sich eine Reihe Personen an der Anlegestelle eingefunden, auf welche die DONNERKIND zusteuerte. Sie waren den Temperaturen angemessen leicht, aber in beste Stoffe gekleidet und trugen die schweren, Halsketten aus edlen Metallen und die wie eine Seemuschel geformten Hüte mit dem über den Rücken fallenden Schleiertuch, die in Saramee ein Zeichen der Amtswürde waren.

Reglos wie Statuen standen sie da und zuckten mit keiner Wimper, als sich die Bordwand des Kriegsschiffes wie eine Wand vor ihnen aufbaute. Erst als die Taue über die Reling flogen, legten sie die rechte Hand aufs Brustbein und hoben die linke senkrecht neben dem Kopf zu einem formellen Gruß für die Ankömmlinge.

Das Schiff wurde von eifrig herbei eilenden Hafenarbeitern an den Pollern festgezurrt; doch die Leute verschwanden, nachdem sie ihre Aufgabe erledigt hatten, sofort wieder hinter den Kordon aus Stadtwachen, die während des Anlegemanövers unauffällig aufmarschiert waren. Es waren nicht viele Bewaffnete und der Halbkreis um die Anlegestelle war nicht dicht genug geschlossen, um bedrohlich zu wirken, aber es genügte, um Gaffer auf Abstand zu halten und den Ankömmlingen zu verdeutlichen, wer hier zu gebieten hatte. Die gegenseitige Demonstration von Respekt und Macht war beispielhaft für die Verhältnisse zwischen Saramee und dem Westlichen Imperium in den letzten Jahren.

Ralec hatte seinen Platz am Bug des Schiffes verlassen und war an die Reling zu Seiten der Kaimauer getreten. Über das Schanzkleid blickend, gewahrte er drei Schritte unter sich etliche Augenpaare auf sich gerichtet, die zu erwarten schienen, dass er den Grund seines Hierseins erklärte.

Doch der Honorarkonsul wartete, bis die Mannschaft des Schiffes die Laufplanke entlang der Schiffswand herabgelassen hatte. Erst dann verließ er das Schiff in Begleitung des Kapitäns und des Ersten Maates. Es war nicht leicht, auf der schmalen Laufplanke würdevoll herabzuschreiten, aber es gelang den Dreien.

Sie bildeten eine Reihe vor der Delegation der Stadt und nun erwiderte Ralec den Gruß und deutete eine Verbeugung an.

»Ich bin Ralec, Honorarkonsul seiner Majestät Lukoan, dem Herrscher des Westlichen Imperiums. Ich überbringe das Gesuch meines Gebieters, eine diplomatische Vertretung in Saramee einrichten zu dürfen, um die bedauerlicherweise erkalteten Beziehungen zwischen unseren Völkern wieder zu erwärmen. Ferner bitte ich um die Erlaubnis, der Stadt ein Gastgeschenk meines Herrschers überreichen zu dürfen, um für die freundliche Aufnahme zu danken, die uns hier zuteil werden wird, wie wir hoffen.«

Der Anführer der Delegation, ein hagerer, ungewöhnlich blasser Mann mit dem ersten Grau im Haar, aber entschlossenen Gesichtszügen beendete seine Grußgeste.

»Mein Name ist Vennas und ich bekleide die Würde eines Ratsherrn der Freien Stadt Saramee und der zugehörigen Landstriche. Ich heiße Euch als Besucher willkommen.«