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Weil Ella einen fatalen Fehler begangen hat, wendet Nathan sich von ihr ab. Die junge Frau will die Liebe ihres Lebens aber nicht kampflos aufgeben und setzt alles daran, ihn zurückzugewinnen. Doch das ist nicht das Einzige, was ihr Leben erneut gehörig auf den Kopf stellt, denn nicht nur Nathan erfährt die Wahrheit über seine Kindheit, sondern auch Ellas Vergangenheit holt sie ein. Gibt es für Ella und Nathan überhaupt eine Chance, endlich ihr Leben gemeinsam zu führen? Oder haben es die Lügen endgültig geschafft die beiden zu entzweien? Es beginnt ein Spießroutenlauf, der immer mehr Details ans Tageslicht bringt, als die beiden es sich vorstellen können.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
a love story
Scars – finally healed
Allie Scott
1.Auflage Jaunar 2021
Copyright © 2020 by Allie Scott
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlung sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Über das Buch:
Weil Ella einen fatalen Fehler begangen hat, wendet Nathan sich von ihr ab. Die junge Frau will die Liebe ihres Lebens aber nicht kampflos aufgeben und setzt alles daran, ihn zurückzugewinnen. Doch das ist nicht das Einzige, was ihr Leben erneut gehörig auf den Kopf stellt, denn nicht nur Nathan erfährt die Wahrheit über seine Kindheit, sondern auch Ellas Vergangenheit holt sie ein. Gibt es für Ella und Nathan überhaupt eine Chance, endlich ihr Leben gemeinsam zu führen? Oder haben es die Lügen endgültig geschafft die beiden zu entzweien? Es beginnt ein Spießroutenlauf, der immer mehr Details ans Tageslicht bringt, als die beiden es sich vorstellen können.
Über die Autorin:
Allie wurde 1989 im ehemaligen Jugoslawien geboren, mit zwei Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Linz (Österreich). Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren gemeinsamen zwei Kindern in einer kleinen Stadt in Oberösterreich. Sie liebt lange Spaziergänge mit ihrer Familie und ihren zwei französischen Bulldoggen. Seit kurzem hat sie auch ihre Begeisterung zum Backen entdeckt. Allies Leidenschaft sind Liebesromane mit viel Drama.
Werke der Autorin:
📚 Scars – never forget (Teil1)
📚 Scars-finally healed (Teil2)
Kurzgeschichten:
📚 The lovely stranger: Authors Challenge
Bald erhältlich:
📚 Scars- torn apart (Teil3)
Nathan
Ich kann nicht glauben was soeben passiert ist. Es fühlt sich alles wie ein beschissener Traum an, der kein Ende nimmt. Nachdem man mich in das Staatsgefängnis gebracht hat, wurden mir all meine Wertsachen abgenommen, die ich noch bei mir trug. Anschließend wurden mir abermals Handschellen angelegt, um mich danach in eine Zelle zu verfrachten. Mein einziges Glück, in diesem verdammten Unglück war, dass ich eine Einzelzelle bekam. Meine Augen suchen den winzig kleinen Raum ab. Ein schäbiges Bett, ein schmutziges Klo, daneben ein kleines Waschbecken und in der Ecke ein Holztisch, der aussieht, als würde er jeden Moment in sich zusammenbrechen. Der Stuhl davor sieht auch nicht besser aus. Seufzend nehme ich auf der stinkenden Matratze Platz, stütze meine Ellenbogen auf den Knien ab und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Wäre uns meine Stiefschwester Jessica nicht in die Quere gekommen, würden Ella und ich wohl jetzt am Strand liegen und uns den Arsch bräunen lassen. Aber nein diese Bitch muss mir meine Pläne immer wieder durchkreuzen. Aber nicht mit mir!
Wie konnte das alles überhaupt so weit kommen? Es kommt mir bereits wie einige Tage vor, obwohl es erst vor ein paar Stunden passiert ist, als Ella und ich das Loft verlassen haben, um unsere restlichen Sachen in den Jeep zu verstauen. Plötzlich waren die Bullen aufgetaucht und haben mich wegen angeblicher sexueller Nötigung verhaftet. Ella hatte angefangen zu heulen und entschuldigte sich permanent bei mir. Zuerst begriff ich nicht wieso, doch dann schoss es mir wie ein Blitz durch meinen Kopf und alles ergab augenblicklich einen Sinn. Keine Stunde später wurde mir das Ganze dann noch einmal von Dean Austin, meinem Anwalt, bestätigt. Bevor er zu mir kam, hat er sich mit Ella getroffen. Sie hat ihm erzählt, dass dieses verdammte Miststück mich nur aus Rache angezeigt hat, weil Ella die Anzeige wegen Körperverletzung sowie Vandalismus, nicht zurückziehen wollte. Sie hatte meinem Mädchen aufgelauert und sie erpresst, sie würde mich in den Knast bringen, wenn sie die Anzeige nicht zurückzieht. Davon hatte sich Ella nicht beeindrucken lassen und ihr keinen Glauben geschenkt. Ellas Fehler war, dass sie sich wieder einmal niemanden anvertraut hat und mich somit ins offene Messer laufen ließ. Sie hat nicht nachgedacht und ich kann ihr nicht böse sein. Aber Jessica wird damit nicht durchkommen. Da hilft ihr auch die ganze Kohle von meinem Dad nichts. Ich werde ihr das Leben zur Hölle machen, sobald ich sie in die Finger bekomme. Und Gnade ihr Gott, wenn sie sich noch einmal in die Beziehung von Ella und mir drängt. Spätestens da kann sie anfangen, ihr eigenes Grab zu Schaufeln. Morgen werde ich dem Haftrichter vorgeführt. Ich bin mehr als gespannt was rauskommen wird. Meines Wissens hat meine Stiefschwester keine Chance, mich hinter Gittern zu bekommen geschweige denn, glaubwürdige Beweise zu haben. Dean Austin, mein Anwalt, sowie der Onkel von meinem besten Freund Travis Cunningham, der uns schon mehr als einmal den Hintern rettete, hat mich über die ganze Scheiße aufgeklärt und mir versichert, dass ich morgen wieder frei sein werde. Allerdings habe ich in seinen Augen eine Spur Unsicherheit erkennen können. Er wird sich heute noch die Zeugenaussage meiner ah-so-tollen-Stiefschwester besorgen sowie eine Kopie von einer angeblichen Aufnahme, die uns beim Sex zeigen soll. Diese Informationen hat er sich telefonisch beim Staatsanwalt eingeholt. Ich kann mich an unseren ersten Fick noch genau erinnern: Es war ihr achtzehnter Geburtstag gewesen. Wir waren alle sturzbetrunken und haben das Haus meines Dads regelrecht verwüstet. Travis, mein Kumpel, bei dem ich eingezogen bin, nachdem ich meinen alten Herren und seine Sippe nicht mehr ausgehalten habe, war an diesem Abend natürlich auch mit von der Partie. Ich kenne Travis jetzt schon seit meiner Kindheit, er wohnte in derselben Straße wie ich. Schließlich baute sich so die Freundschaft zwischen uns beiden auf. Im Kindergarten waren wir das Katastrophen-Duo, auf der High-School die Womanizer. Travis wurde nicht nur zu einem guten Freund, sondern zu meinem Bruder. Meiner selbst ausgewählten Familie. Auf ihn war immer Verlass und wir hingen jede freie Minute zusammen ab. So wie wir eben damals waren, haben wir nur ein Ziel im Kopf gehabt: Uns eine willige Schlampe zu suchen und sie so lange zu ficken, bis sie dich anbettelt aufzuhören. Leider war ich an diesem Abend zu besoffen gewesen, um noch einigermaßen klar denken zu können und stieg mit meiner Stiefschwester ins Bett. Und sie wollte es verdammt! Und wie sie mich wollte. Schon Monate davor, jedes Mal, wenn ich vom College nach Hause kam, hat sie mich regelrecht geblickfickt. Jessica hat nur auf den richtigen Moment gewartet, um mich in ihr Bett zu zerren. Was sie leider Gottes dann auch geschafft hat. Und ab da fing die ganze Scheiße mit uns an. Jedes Mal, wenn ich heimkam, erwartete mich dieses Luder wie eine ausgehungerte Hure, die es kaum erwarten konnte von ihrem Freier durchgevögelt zu werden. Leider wusste sie auch, wie sie mich am besten herumbekam. Zu diesem Zeitpunkt habe ich nur mit meinem Schwanz gedacht und das wusste Jess. Anfangs hielten wir die ganze Sache geheim, bis ich mit dem College fertig wurde und zurück nach Hause kam. Dann fing es so richtig an, sie wollte mehr und ich Vollidiot gab ihr mehr. Auch wenn ich nebenbei andere fickte, beanspruchte sie mich für sich alleine. Sie erzählte herum, wir würden eine Beziehung führen. So kam eins zum anderen und auch unsere Eltern erfuhren von unserer sogenannten Beziehung. Aus irgendeinem kranken Grund haben sie uns keine Vorwürfe gemacht, sondern sich für uns gefreut.
Nun sitze ich wegen diesem dummen Fehler hier fest. Verfickte Scheiße. Allerdings wird sie sich mit dieser ganzen Aktion nur lächerlicher machen und ich werde dafür sorgen.
Seufzend lasse ich meine Hände nach unten sinken und lege mich aufs Bett. Ich weiß nicht, wie lange ich die Zimmerdecke, wo der Putz teilweise schon runterbröselt, anstarre. Es kommt mir vor wie Stunden, doch weiß ich, dass es sicher um Minuten handelt. Meine Gedanken kreisen immer wieder um den ganzen Mist, der gerade in meinem Leben passiert.
Nie im Leben hätte ich gedacht, den Knast einmal von innen zu sehen. Irgendwie schaffe ich es mich auf dieser ungemütlichen Matratze zur Seite zu drehen und starre nun die Tür vor mir an.
Vom Gang höre ich andere Häftlinge miteinander reden. Sie reißen sinnlose Sprüche über irgendwelche Weiber die sie anscheinend Mal gefickt haben.
Witze über fette Mütter, die nicht niveauloser sein könnten. Innerlich schüttle ich den Kopf über diese Vollidioten da draußen und schließe müde meine Augen.
Morgen bin ich hoffentlich wieder ein freier Mann und kann zurück zu meinem Mädchen. Einen Tag länger in diesem Loch würde ich sowieso nicht überleben.
Ella
Nachdem Dean gegangen ist und ich ihn über die ganze Sache aufgeklärt habe, sind meine Freundinnen mit Travis und Alex in das Loft gekommen. Nun sitzen wir alle auf dem riesigen Sofa im Wohnzimmer und auch ihnen erzähle ich von dem Vorfall. In den Augen meiner Freundinnen kann ich deutlich erkennen, wie sauer sie auf mich sind, dass ich sie nicht eingeweiht habe.
Auch erwähne ich, dass ich den Urlaub nach Mexiko nur gebucht habe, damit Nathan und ich von hier eine Zeit lang verschwinden können, bis Jessica sich beruhigt und von ihrer Drohung ablässt.
„Ich würde mich ein bisschen hinlegen, wenn es euch nichts ausmacht“, murmele ich und blicke
meine Freunde an. „Natürlich Süße. Geh und ruh dich aus“, meint Nancy. Schließlich erhebe ich mich
vom Sofa. Meine Füße tragen mich direkt in Nathans Zimmer, wo ich mich in sein Bett fallen lasse.
Tief atme ich seinen Duft, welcher sich in der Bettwäsche verfangen hat, ein und schließe meine Augen. Bald ist er wieder bei mir, rede ich mir immer wieder ein und seufze. Unsanft werde ich an der Schulter gerüttelt, während jemand leise zu mir spricht. Im ersten Moment glaube ich Nathans Stimme gehört zu haben, doch leider werde ich schnell wieder enttäuscht als ich realisiere, dass es Travis ist.
„Ella, wach auf“, flüstert er. Schwermütig öffne ich meine Augen. Travis kniet vor dem Bett und sieht mich mit besorgter Miene an. Im selben Augenblick läuten alle Alarmglocken in mir.
„Wo ist er?“, krächze ich.
„Er wird morgen dem Haftrichter vorgeführt“, antwortet er mit leicht belegter Stimme.
„Das ist gut, oder?“, stottere ich und sehe ihn verzweifelt an.
„Wenn die Beweise nicht ausreichend sind, dann schon. Bald ist er wieder bei uns“, muntert er mich schließlich auf.
Trav nimmt auf der Bettkante Platz und zieht mich in seine Arme.
Ich erwidere die Geste und kralle meine Hände in sein pechschwarzes Shirt.
Pechschwarz, genau so würde ich mein Leben jetzt bezeichnen.
„Was hat dein Onkel noch gesagt?“, frage ich, nachdem ich mich wieder gesammelt habe.
„Es gibt eine Aufnahme, auf dem zu erkennen ist, wie die beiden miteinander schlafen. Sie scheinen darauf jünger gewesen zu sein. Jessica behauptet, sie hätte es über sich ergehen lassen, weil sie Angst vor ihm hatte.“
Ich bekomme nur ein leichtes Kopfnicken zustande. Innerlich hoffe ich, dass Mr. Austin ihn da morgen rausholen wird. Denn ich weiß nicht, wie lange ich es ohne ihn aushalten kann und will.
Travis erhebt sich vom Bett und streckt mir seine Hand hin. Ohne zu zögern ergreife ich sie und lasse mich von ihm hochziehen. Danach schlendern wir in die Küche, wo wir uns einen Tee zubereiten. Mit unseren Tassen nehmen wir im Wohnzimmer Platz und verfallen in ein angenehmes Schweigen.
Am späten Abend kommen meine Freundinnen wieder vorbei. Sie haben mich überredet, dass ich sie in die WG begleite. Travis ist mit von der Partie.
Unterwegs haben wir uns noch etwas zu Essen besorgt.
Zuhause habe ich es irgendwie geschafft, ein paar Bissen runterzubekommen.
Anschließend habe ich mich sofort in meinem Zimmer eingeschlossen und im Bett verkrochen. Die
Nacht verging ohne Schlaf. Zu viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Zum Beispiel, was ich
alles anders hätte machen können oder wieso ich mich keinem anvertraut habe. Wird Jessica damit durchkommen? So viele Fragen und keine einzige Antwort. Fakt ist, dass ich Nate von der Begegnung mit diesem Biest hätte erzählen sollen und ihn von der Drohung berichten musste. Wegen mir sitzt er jetzt hinter Gittern und ich kann nichts für ihn tun.
Es ist früher Morgen und da ich sowieso kein Auge zubekomme habe, stehe ich auf und verschwinde ins Badezimmer. Dort lasse ich mir eine halbe Ewigkeit Zeit, um zu duschen und mich anschließend fertig zu machen. Letztendlich verschwinde ich in der Küche, um Frühstück und frischen Kaffee vorzubereiten. „Wieso bist du schon wach?“, höre ich Nancys Stimme hinter mir. „Ich konnte nicht mehr schlafen“, erwidere ich. „Hast du überhaupt ein Auge zugemacht?“ Anstatt ihr zu antworten, schüttle ich nur mit dem Kopf.
„Elly ich weiß es ist schwer. Aber verdammt nochmal du musst jetzt stark sein.
Was glaubst du würde Nathan tun, wenn er dich so sehen könnte?“
Ich drehe mich zu meiner Freundin um, die mich mit verschränkten Armen argwöhnisch mustert. „Er würde mir den Arsch versohlen“, gebe ich mit monotoner Stimme von mir. Meine Freundin reißt
dabei entsetzt die Augen auf. Meine Lippen bilden sich zu einem kleinen, aber schüchternem Lächeln.
Schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit schießen durch meinen Kopf, dabei wird mein Herz schwer wie Blei. „Na, dann werde ich ihm auf jeden Fall verraten, wie du dich verhalten hast.“ Frech zwinkert sie mir zu und holt sich anschließend eine Tasse Kaffee. Danach nehmen wir beide Platz und schlürfen von unserem Koffein. Nacheinander stehen auch die anderen auf und gesellen sich zu uns. Während wir frühstücken, fangen die anderen an, Fluchtpläne zu schmieden, falls Nathan doch für längere Zeit im Gefängnis bleiben muss. Alle möglichen bescheuerten Szenarien gehen wir durch und ich weiß, dass sie das nur tun, um mich zum Lachen zu bringen.
Nathan
Es ist so weit, ich werde nun dem Haftrichter vorgeführt und ich kann es kaum erwarten, dieses Loch hoffentlich bald zu verlassen. Die letzte Nacht habe ich vor mich hinvegetiert. An Schlaf war nicht zu denken und auch ging mir Ella die ganze Zeit durch den Kopf. Nach wie vor kann ich nicht verstehen, wieso sie verdammt nochmal nichts von Jessicas Drohung gesagt hat. Ich dachte man vertraut einander, wenn man eine Beziehung führt und teilt sich alles mit? Man verlässt sich auf den Partner und beseitigt gemeinsam Probleme. Durch all die Fragen, zu denen ich keine einzige Antwort gefunden habe, dröhnt mein Kopf wie verrückt.
Seufzend schließe ich kurz meine Augen und atme einmal tief durch. Als ich sie wieder öffne, stehe ich von der Matratze auf und trete an das stinkende Klo. Nachdem ich in dieses verseuchte Keramikteil gepinkelt habe, wasche ich mir Hände und Gesicht, ohne Seife natürlich. Gerade als ich in meine Schuhe schlüpfen will, wird die schwere Tür zu meiner Zelle aufgeschoben und ein Wächter betritt den Raum.
„Guten Morgen, Edison“, sagt er, sobald er den Raum betritt. „Morgen, Sir“, erwidere ich. „Bitte
drehen Sie sich um und die Hände auf den Rücken.“ Sofort komme ich seiner Bitte nach. „Sie werden nun dem Richter vorgeführt“, spricht er weiter, während er mir die Handschellen anlegt. Ein Klick ist zu hören, was mir signalisiert, dass er nun mit seiner Aufgabe fertig ist. „So, mitkommen“, fordert er mich auf. Ich drehe mich zu dem Typen um, der mir mit dem Kinn andeutet, die Zelle zu verlassen. Meine Füße tragen mich den Flur entlang, während der Wächter mich am Oberarm festhält und mir den Weg weist. Als wir gerade einen schmalen Gang entlanggehen, wird vor mir auf der rechten Seite eine Tür geöffnet und mein Anwalt tritt heraus. „Nathan, schön dich zu sehen“, begrüßt er mich freundlich und nickt dem Wachposten kurz zu. „Hey, Dean“, erwidere ich und plötzlich überkommt mich eine solche Unruhe, dass ich nicht mehr still auf meinem Platz stehen kann. „Wie siehts aus?“, setze ich noch nach. „Das werden wir gleich herausfinden“, antwortet er mit ruhiger Stimme und wendet sich dann dem Kerl hinter mir zu. Ich höre nicht was er zu ihm sagt, denn mein Kopf explodiert gerade wie ein Vulkan. Gedanken über Gedanken verknoten sich in meinem Hirn und mein Blut fängt an in meinem Ohr zu rauschen. Ich habe das Gefühl, als bekäme ich keine Luft mehr. Verdammt, dass ich einmal in so einer Situation kommen würde, hätte ich mir nie im Leben gedacht. Aber verflucht, nun stehe ich hier und sollte mich nicht wie eine Pussy benehmen. Ich atme tief ein und wieder aus, um meine innere Unruhe damit zu bändigen und nach und nach, funktioniert es auch. Meine Sicht wieder klarer und ich habe nicht mehr das Gefühl, als würde sich um mich herum alles drehen. „Wir können“, werde ich von meinen Ich-hol-tief-Luft-Übungen unterbrochen und schon schlendert Dean den restlichen Weg des Flures entlang, hinter mir mein Leibwächter. Vor einer Tür am Ende des Ganges bleibt Dean stehen und dreht sich zu mir um. „Na dann lass uns mal deinen Hintern retten, ansonsten lässt du am besten nie die Seife fallen.“ Dean zwinkert mir zu, um im nächsten Moment die Türklinke nach unten zu drücken. Etwas überrumpelt von seiner Aussage, bleibe ich noch kurz stehen, ehe ich ihm folge und mich umsehe. Ein Gerichtssaal. Auf der einen Seite steht der Richterpult auf einem Podest, daneben der Zeugenstand. Davor zwei Tische, für die Anklagevertretung und für die Verteidigung. Auf der rechten Seite sitzt ein Mann in meinem schicken Anzug, der sich erhebt, sobald Dean auf ihn zugeht. Sie begrüßen sich und anschließend fixieren mich seine Augen. Bevor ich aber einen weiteren Schritt gehen kann, werden mir, von dem Wächter hinter mir, die Handschellen abgenommen. Murmelnd bedanke ich mich bei ihm und reibe mir die Gelenke. Automatisch tragen mich meine Füße nach vorne und bleibe vor dem Unbekannten im Anzug stehen. „Guten Tag, Mr. Edison. Ich bin Max Kingstone, Staatsanwalt“, stellt er sich vor und reicht mir seine Hand. Trotz seiner gespielten Freundlichkeit kann ich die Kälte sowie den Wunsch, mich für Jahre in den Knast zu befördern, deutlich sehen. Dean bittet mich auf der linken Seite Platz zu nehmen, was ich umgehend auch mache und mich auf einen Stuhl niederlasse. Neben mir nimmt schließlich auch er Platz. „Wie liegen meine Chancen?“, flüstere ich Dean zu, doch er hält den Blick starr nach vorne gerichtet. Meine Hände liegen ineinander geschlungen auf dem Holztisch. „Ich würde sagen gut“, murmelt er neben mir und ich atme tief durch. „Wenn wir es heute nicht schaffen den Richter zu überzeugen, kommst du bestimmt bis zur Hauptverhandlung auf Kaution frei“, setzt er noch nach. „Okay …“ Ich atme tief durch und dann betritt der Richter den Saal. Er stellt sich als Eduard Mitch vor und anschließend beginnt auch schon die lächerliche Show hier. Meine Daten werden vorgetragen, die ich mit richtig absegnen muss, um anschließend unter Eid, nur die Wahrheit auszusagen. Alles passiert wie in Zeitlupe, ich könnte schwören, dass ich jeden Herzschlag, jeden Atemzug von den anderen wahrnehme und doch verläuft alles wie in Blitzgeschwindigkeit. Das Video, von dem Dean mir erzählt hat, wird vorgespielt und immer wieder schüttle ich ungläubig meinen Kopf. Das ist doch alles ein Witz. Bis gestern wusste ich von dieser Aufnahme nichts. Wie oft uns diese Bitch wohl dabei gefilmt haben muss? Was treibt sie eigentlich für ein Spiel? Ich schildere dem Richter, dass es sich bei diesem Ereignis um Jessicas achtzehnten Geburtstag gehandelt hat und wir betrunken in ihrem Bett gelandet sind. Ebenso setze ich noch nach, dass ich von dieser Aufnahme nichts gewusst habe und äußere meine Meinung dazu, dass Jessica dieses Video mit voller Absicht gedreht hat, um mich damit bei Gelegenheit zu bestechen. Auch erwähne ich, dass meine Stiefschwester ein intrigier Mensch ist und sie meiner Freundin gegenüber gewalttätig wurde, Ella sie angezeigt und meine Stiefschwester aus Rache diese Farce hier eingeläutet, hat. Mein Anwalt versichert mehrmals, dass keine Fluchtgefahr besteht und bittet den Vorsitzenden, mich auf Kaution bis zur Hauptverhandlung freizulassen. Der alte Herr, der hinter dem langen Tisch thront, sieht mich für meinen Geschmack, etwas zu lange misstrauisch an. Ich bemühe mich um eine neutrale Miene, denn wie ein Schleimklotz will ich auch nicht rüberkommen.
„Einverstanden“, brummt der Richter „Die Hauptverhandlung findet heute in zwei Wochen
statt. Mr. Edison ich muss Sie darauf hinweisen, die Stadt nicht zu verlassen und jederzeit erreichbar zu
sein. Darüber hinaus werden Sie Ihren Reisepass bei Gericht hinterlegen. Somit ist die Hauptverhandlung
bis auf Weiteres abgeschlossen“, setzt er noch nach
und erhebt sich schließlich dann um den Raum zu
verlassen.
Als er eben diese Worte aussprach, fiel mir ein Stein von Herzen. Zwar bin ich noch nicht ganz ein freier Mann, aber alles ist besser, anstatt in dieses dreckige Loch eingesperrt zu werden.
„Das wäre dann schon mal geschafft, mein Junge. Keine Angst, du wirst nicht zurück in die Zelle gesteckt, dafür habe ich schon ein Ass im Ärmel“, meint Dean leise zu mir und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Neugierig betrachte ich den Mann vor mir. Was führt er in Schilde?
Nachdem wir den Saal wieder verlassen durften, werde ich von meinem Anwalt zurück in das Nebengebäude begleitet. Dort hole ich meine Wertsachen ab, die man mir gestern abgenommen hat, um anschließend diesen verfickten Bau endlich zu verlassen.
Ella Ich fühle mich wie ein Junkie auf Entzug. Seit über vierundzwanzig Stunden warte ich auf meinen nächsten Schuss und hoffe so sehr, dass ich ihn jetzt endlich bekommen werde. Mein gesamter Körper zittert und ich kann kaum richtig Luft holen. Travis,
der neben mir steht, hat mir eine Zigarette für meine
Nerven angeboten. Kurz habe ich wirklich überlegt
mir eine Kippe von ihm zu nehmen. Allerdings wenn ich an meinen ersten Versuch zurückdenke, eine zu rauchen, lehne ich schnell dankend ab. Nie wieder würde ich so ein widerliches Zeug freiwillig nehmen. Damals dachte ich, ich würde ersticken, bekam keine Luft mehr, weil der blöde Rauch nicht aus meiner Lunge rauswollte. Meine Freunde von damals haben sich totgelacht, als ich fast tot umfiel. Schön, dass sich die anderen auf meine Kosten amüsieren konnten, während ich um mein Leben bangte. Die Verhandlung hat vor einer halben Stunde angefangen, allerdings kommt es mir vor, als würden wir hier schon seit Stunden - oder nein Tagen - stehen und warten. Auch Melody und Nancy sind mit uns mitgekommen. Keiner von uns kann es erwarten, ihn hoffentlich wieder bei uns zu haben. Wir sind wie eine kleine Familie zusammengewachsen und unterstützen uns alle gegenseitig. Obwohl ich anfangs kein Fan von Travis war, bin ich ihm jetzt so dankbar, dass er in diesen letzten schweren Stunden nun für mich da ist. Er hat mir dadurch bewiesen, dass er nicht nur ein arrogantes, selbstverliebtes Arschloch ist, den er immer heraushängen lässt.
„Ich halte diese Warterei nicht mehr aus“, murre ich und streiche mir eine lose Strähne, die sich aus meinem Zopf gelöst hat, hinter mein Ohr.
„Immer die Ruhe in Person“, kichert Mel und ich
verdrehe dabei genervt die Augen.
„Ah, ich würde gerne sehen, wie ruhig du wärst, wenn es um Alex ging“, zicke ich sie an und verschränke wie ein trotziges Kind meine Hände vor der Brust.
Wir befinden uns hier vor dem Gefängnis und haben uns etwas abseits unter einen Baum, der genügen Schatten wirft, gestellt. Die Sonne brennt wie heiße Lava auf die Erde und die Luft ist zu stickig, um richtig atmen zu können. Mit meiner Hand fächere ich mir vergebens frischen Sauerstoff zu. Die Zeit vergeht im Schneckentempo und mit jeder weiteren Minute, habe ich das Gefühl komplett durchzudrehen.
„Ich glaube da kommen sie“, ruft Mel plötzlich. Blitzartig drehe ich mich um und entdecke Nate mit seinem Anwalt durch das Tor schlendern. Wortlos laufe ich los, direkt auf meinen Liebsten zu.
„Baby!“, rufe ich erleichtert aus und springe ihm in die Arme, als er diese für mich öffnet
und mich auffängt. Wie ein Äffchen klammere ich mich an ihn fest und atme immer wieder seinen vertrauten Duft ein. „Ich habe dich so vermisst. Es tut mir so leid, …“ rede ich los, doch er unterbricht mich, indem er mir seine weichen Lippen auf meinen Mund drückt.
„Shhht, … jetzt bin ich ja wieder bei dir“, wispert er.
„Ja das bist du“, schniefe ich und küsse ihn abermals. „Du hast mir so gefehlt, Nathan.“
„Du mir auch Babe.“ Er stellt mich zurück auf meine Füße und schlingt sofort einen Arm um meine Taille.
„Na, das nenn ich mal ein nettes Begrüßungskomitee“, lacht Nathans Anwalt und erst dann wird mir bewusst, dass wir ja gar nicht allein sind, während ich ihn so überfallen habe. Aber verdammt, ich brauchte meinen nächsten Schuss, meine Droge. Da wäre es mir egal, wenn die komplette Welt zusehen würde, wenn ich mich wie ein hilfloses Äffchen an ihn klammern würde.
„Eifersüchtig Dean?“, witzelt Nathan und drückt mich noch fester an sich. Dean zwinkert meinem Freund frech zu und wendet sich nun an mich.
„Hallo Ella, schön dich zu sehen“, begrüßt er mich.
„Guten Tag Mr. Austin.“ Mein Mund verzieht sich zu einem breiten Grinsen, dass ich einfach nicht abstellen kann.
„Oh Bitte, nenn mich doch Dean“, meint er und winkt seinem Neffen und meinen Freundinnen zu, die gerade auf uns zu kommen.
Nachdem Dean uns noch von dem Geschehen geschildert hat und uns erklärt, wie es nun weitergehen würde, verabschiedet er sich von uns. Überglücklich wieder neben Nathan sein zu dürfen, schlendern auch wir zurück zu unserem Auto.
„Na, wie war das Knastleben so?“, erkundigt sich
Travis bei meinem Freund. „Ach, halt die Fresse
Mann. Verdammt, du weißt ja gar nicht, wie
beschissen es da drinnen ist. Ich dachte, ich würde verrotten und nie wieder aus dieser Zelle rauskommen“, beschwert sich Nate bei seinem Kumpel. Schuldgefühle steigen in mir wieder hoch und verankern sich in mich hinein. Er musste diese abscheuliche Erfahrung nur wegen mir machen. Ich habe ihm sozusagen, sein eigenes Grab geschaufelt und ihn hineingeschubst. Hätte ich ihm vorher noch von der Drohung erzählt, hätte er bestimmt einen Ausweg finden können, um nicht hinter Gitter zu landen. Allerdings will ich Nathans sichtlich gute Laune jetzt nicht gefährden, daher zwinge ich mich, ein Lächeln aufzusetzen.
Um das schlechte Gewissen und die Schulgefühle kümmere ich mich später.
Zusammen fahren wir mit Travis‘ Auto in die WG zurück. Dort angekommen, verschwindet Nathan sofort im Badezimmer, um sich ausgiebig zu duschen. In der Zwischenzeit bereitet Nancy uns allen etwas zum Essen vor. Melody und ich helfen ihr dabei.
„Es ist schön dich wieder so strahlen zu sehen“, meint Mel als sie gerade eine Gurke für den Salat schneidet.
„Ja ich kann mein dämliches Grinsen gar nicht mehr abstellen“, erwidere ich freudestrahlend. „Das sieht
man“, kichert Nancy und rührt in der Pfanne. „Ich
hoffe, du machst nicht wieder so eine Dummheit Ella“, meint Melody leise und wischt sich nun die Hände an einem Geschirrtuch ab. „Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber du musst endlich damit anfangen mit uns zu reden. Wir sind deine Freunde, deine Familie, wir sind immer für dich da.
Wir lieben dich und Nathan vergöttert dich, also bitte, …“ Schuldbewusst blicke ich meine zwei besten Freundinnen an. Ja, sie hat recht. Dessen bin ich mir mehr als bewusst, doch es ist leider nach wie vor nicht einfach für mich. Ich habe in meinem Leben schon viel Leid ertragen müssen und bin teilweise durch die Hölle gegangen.
Es fällt mir nun mal schwer, mich jemanden zu öffnen.
Aber ich habe mir fest vorgenommen, das zu ändern. Ich will mich ändern. Ich will in Zukunft mit meinen Liebsten immer über meine Probleme reden und nicht mehr allein damit stehen.
Nachdem Nathan aus dem Badezimmer gekommen ist, gesellten er und Travis sich zu uns in die Küche. Gemeinsam haben wir das köstliche Gericht von
Nancy verspeist und sitzen nun alle mit einem Glas
Wein an unserem runden Tisch und unterhalten uns. Melody erzählt uns von einem neuen Auftrag, dass
sie an Land gezogen hat. Sie wird für eine Newcomer-Sängerin der Popmusik, in ihrem
Musikvideo tanzen. Während sie uns davon
berichtet, strahlt sie in einer Tour und kann kaum noch auf ihrem Stuhl ruhig sitzen bleiben.
„Also Mel“, wendet sich Travis an sie. „Sobald ich einen Plattenvertrag habe, wirst du in meinem Clip die Hauptrolle übernehmen.“
„Oh Trav, darüber reden wir, falls du es jemals soweit schaffst“, kichert meine Freundin und prostet ihm zu.
„Na logisch schaffe ich das, wart nur ab. Dann werdet ihr alle blöd aus der Wäsche gucken“, setzt er dagegen an.
„Das will ich sehen“, meint Nan und verdreht gespielt genervt ihre Augen.
„Wirst du noch früh genug Darling“, frech zwinkert Trav seiner Freundin zu und nimmt ein Schluck von dem Rotwein. „Ihr seid doch alle nur neidisch auf meinen geilen Körper und meine sexy Stimme, die allein dadurch Frauen einen Orgasmus beschert. Tief in eurem Inneren würdet ihr gerne alle so sein wie ich und …“ Weiter kommt er nicht mit seinen Wunschvorstellungen, denn wir brechen alle in lautes Gelächter aus. „Okay, okay, es reicht schon“, beschwert er sich, als wir auch nach einigen Minuten nach wie vor an unseren Lachanfällen fast ersticken. „Man, ihr seid ja schlimmer als Kindergartenkinder.“ Trav erhebt sich von seinem Platz und marschiert aus der Küche. Prompt sind wir alle still und sehen ihm verwundert nach.
„Okay und das war jetzt was?“, frage ich verwirrt.
„Ich glaube wir haben seine Gefühle verletzt“, kichert Nan und steht ebenfalls auf.
„Ja verdammt das habt ihr!“, ruft er uns aus dem Wohnzimmer und wieder muss ich an mir halten, um nicht loszulachen.
„Babe, ich würde mich gerne etwas hinlegen, kommst du mit oder ...?“, wendet sich nun Nate an mich. Bevor ich ihm antworte, sehe ich mich in der Küche um, die dringend aufgeräumt gehört.
„Na klar kommt sie mit“, entscheidet Mel für mich.
„Ich kümmere mich hier um den Saustall und du genießt die Zweisamkeit mit deinem Schatz.“ Sie zwinkert mir zu und steht dann ebenfalls auf um sich an die Arbeit zu machen. Lächelnd erhebe ich mich und strecke meinem Freund meine Hand entgegen und gemeinsam gehen wir in mein Zimmer. Dort angekommen schließt er die Tür hinter uns ab, um mich anschließend in seine Arme zu schließen.
„Du hast mir so gefehlt“, murmelt er, während er sein Gesicht in meine Halsmulde vergräbt. Eine leichte Gänsehaut überzieht meine gesamten Körper und wohlige Wärme breitet sich in meinem Inneren aus. Meine Finger krallen sich in sein schwarzes Shirt und ziehen ihn noch näher an mich heran.
„Gott Baby es tut mir alles so leid“, wispere ich.
„Schhh …“, murmelt er und löst sich von mir, um
meine Hand zu ergreifen und mich zum Bett zu
führen. Wir legen uns auf die weiche Matratze und
sofort kuschle ich mich an ihn. Ich will ihn nie wieder
loslassen, nie wieder ohne ihm in diesem Bett liegen.
Ich will Tag für Tag neben ihm aufwachen um Nacht für Nacht neben ihm einschlafen. Nathan zieht mich halb auf sich und schlingt seine starken Hände um meinen Körper, während ich mein Kopf an seine Brust bette und meine Füße sich mit seinen verknoten. Und so bleiben wir liegen, dabei lausche ich seinem kräftigen Herzschlag und verfalle in einen tiefen und seelenruhigen Schlaf.
Ella
Seit nun acht Tagen ist Nathan aus dem Gefängnis draußen und mit jedem Tag der vergeht,
kommt es mir vor, als würde er sich immer mehr von mir zurückziehen. Den Mut, ihn anzusprechen, was mit ihm los ist, habe ich noch nicht gefunden. Innerlich frisst es mich auf, dass er nicht mit mir redet und sich mir nicht anvertraut. Am ersten Morgen, nachdem er entlassen wurde, ist er vor mir wach geworden. Er war den ganzen Vormittag nicht zu erreichen. Sonst wusste auch keiner, wo er sich aufhielt. Ich versuchte dutzende Male ihn anzurufen und habe ihm Nachrichten hinterlassen, er möge sich bitte wenigstens melden, dass alles Okay wäre. Doch nichts kam. Bis er am Nachmittag völlig verschwitzt in die WG spazierte. Sofort bin ich aufgesprungen und habe ihn zur Rede gestellt, wo er verdammt nochmal war und wieso er sich nicht gemeldet hat. Nun ja, das Ergebnis war, dass Nathan ohne einen Kommentar die Wohnung wieder verließ und erst am nächsten Tag zurückkam.
Die ganze Nacht lag ich hellwach in meinem Bett und grübelte nach, was sein verdammtes Problem nun war. So ging es dann ein paar Tage, er war zwar da, aber wir redeten kaum miteinander.
Nathan verschwand tagsüber immer wieder für ein
paar Stunden, die Nächte verbrachte er nicht mehr bei mir. Als er am siebten Tag, am frühen Morgen wieder in meinem Zimmer stand, versuchte ich mit ihm zu reden, aber nein, Mr-ich-ignoriere-jetzt-alle-wie-ein-Kleinkind stieß mich nur zurück ins Bett, um mich ausgiebig zu ficken. Zuerst fand ich es unpassend, dass wir in diesem Moment Sex hatten, doch meine Lust und Leidenschaft siegte. Also ließ ich es zu. Nachdem Nathan völlig fertig auf mir zusammensackte, genoss ich das Gefühl ihn wieder bei mir zu haben. Doch die Rechnung hatte ich nicht mit ihm gemacht, als er sich plötzlich aufrappelte und im Bad verschwand. Voller Hoffnung er würde zu mir zurückkommen blieb ich liegen und wartete, wartete und wartete. Völlig umsonst. Denn keine zehn Minuten später hörte ich die Wohnungstür ins Schloss fallen und ich bleib allein in meinem Bett zurück. Bittere Tränen brannten in meinen Augen, die ich nur mühsam verdrängen konnte. Ich fühlte mich in diesem Moment wie ein billiges Flittchen, eine benutzte Hure vom Straßenrand. Wie ein Embryo rollte ich mich zusammen und bin im Selbstmitleid versunken.
Irgendetwas musste vorgefallen sein, dass Nathan sich so verhielt. Ob es wieder etwas mit Jessica zu tun hatte? Hat sie ihn nun erpresst? Was war hier los? Was übersah ich?
Nachdem Nathan mich mit seinem Verhalten und
seiner Handlung so tief verletzt hatte, blieb ich den
restlichen Tag in meinem Zimmer. Ich wollte einfach nur mit meinem Schmerz alleine sein.
Heute ist Tag acht und ich weiß nicht, ob ich mich bei Nate nun melden sollte oder nicht. Von ihm habe ich keine Anrufe oder Nachrichten bekommen. Etwas Anderes hätte ich in diesem Fall auch nicht mehr von ihm erwartet. Seufzend hole ich mir einen Kaffeebecher aus dem Küchenschrank und gieße mir etwas von der braunen Flüssigkeit in das Porzellan ein. Damit drehe ich mich um und will auf einem der Stühle Platz nehmen, als die Wohnungstür geöffnet wird. In dem Moment als ich ihn erblicke, setzt mein Herzschlag für einen Takt aus und mein Herz fängt wie wild zu hämmern an.
„Nate“, keuche ich, als er an der Türschwelle stehenbleibt und sich anschließend an den Türrahmen lehnt.
„Ella“, sagt er mit monotoner Stimme und blickt mich aus eiskalten Augen an.
„Wo warst du?“, flüstere ich und stelle den Becher auf den Tisch ab, ehe er mir noch aus der Hand fällt.
„Nicht bei dir“, gibt er von sich. In seinen Augen kann ich die üblicherweise Wärme, mit der er mich immerzu angesehen hat, nicht entdecken.
„Was ist dein verdammtes Problem?“, schreie ich plötzlich hysterisch los und erschrecke selbst über meinen Wutanfall.
„DU“, herrscht er mich an und tritt einen Schritt auf
mich zu. Ich bleibe an Ort und Stelle stehen, recke
zusätzlich noch mein Kinn in die Höhe. „Du bist mein Problem, Ella. Du bist es, die alles falsch macht. Du bist so verdammt …“ Nate fährt sich mit der Hand durchs Haar, fixiert mich aber weiterhin mit seinen eiskalten Augen, die mich zu töten versuchen.
„Verdammt Ella, ich war im Gefängnis, wegen DIR!“, ruft er wütend und wendet sich dann doch von mir ab. „Du hast mich, mit deinem verdammten Schweigen, in den Knast gebracht. Ist dir das überhaupt klar?“ Fassungslos stehe ich da und starre den Mann, den ich liebe, an. Ob ich mir darüber bewusst wäre? Ob ich mir im Klaren wäre? Mehr als das. Bevor ich jedoch zu einer Antwort ansetzen kann, fährt er fort. „Du bist so egoistisch, Ella. Wie konnte ich mich bloß so in dir täuschen? Wie konnte ich dich lieben?“ Den letzten Satz spricht er ruhig aus. Seine Worte treffen mich mitten ins Herz, bahnen sich einen Weg durch meine Adern und verbreiten sich wie pures Gift durch meinen Körper aus.
Als würde jemand seine Hand um
meinen Hals legen und zudrücken, ersticke ich an den letzten Worten. Das hat er nicht ernst gemeint.
„Nate“, keuche ich und will einen Schritt auf ihn
zugehen, doch meine Füße sind schwer wie Stein.
Das muss an dem verdammten Gift liegen, welches
sich gerade in mir ausbreitet. „Das meinst du nicht
ernst“, setze ich mit belegter Stimme nach und sehe ihn flehend an.
„Doch Ella, jedes verdammte Wort“, spuckt er mir entgegen. In diesem Moment höre ich, wie mein Herz in tausende von Teilen zersplittert. Alles was übrig bleibt, ist eine innere Leere, sowie tiefer Schmerz.
Nathan
Sie hat dein Leben ruiniert … Wegen ihr bist du im Gefängnis gelandet … Verstehst du nicht, wieso Jessica so reagiert hat? Aus Verzweiflung und Liebe, weil sie dich liebt Nathan, weil sie die Richtige für dich ist … Sie verkehrt in deinen Kreisen, weiß wie man sich an öffentlichen Veranstaltungen zu benehmen hat, würde dich nie blamieren … außerdem hast du schon mal daran gedacht, wie sich diese ganze Sache auf deine Karriere auswirken wird?
Glaubst du wirklich, dass du jemals einen Job bekommen wirst? Einen Ex-Knacki,
auch wenn es nur für einen Tag war? Sei doch Vernünftig mein Sohn, diese Frau ist nichts für dich.
Sie ist eine Plage, eine Pest, eine … Die Worte meines Vaters hallen immer und immer wieder in meinem
abgefuckten Kopf.