Scars - torn apart - Scott Allie - E-Book

Scars - torn apart E-Book

Scott Allie

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Beschreibung

Trotz all der Gefahr, die er ausstrahlt, schaffe ich es einfach nicht mich von ihm fernzuhalten. Anstatt zu laufen, bin ich stehengeblieben und habe es zugelassen, dass mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages am Boden liegen werde und nicht mehr von allein aufstehen kann. Nie wäre ich seinen Geheimnissen dahinter gekommen.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

a love story

SCARS: TORN APART  Teil 3

von Allie Scott

For my best friend, my beautiful Kathie,

stay amazing as you are

Über die Autorin

Allie wurde am 29.Juli 1989 im ehemaligen Jugoslawien geboren. Als sie zwei Jahre alt war, flüchtete sie mit ihrer Familie nach Linz (Österreich). Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren gemeinsamen zwei Kindern in einer kleinen Stadt in Oberösterreich. Sie liebt lange Spaziergänge mit ihrer Familie und ihren zwei französischen Bulldoggen. Seit kurzem hat sie auch ihre Begeisterung zum Backen entdeckt - leider klappt aber nicht immer alles wie es im Rezept steht. Allies Leidenschaft sind Liebesromane mit viel Drama. Sie taucht auch ab und zu gerne mal in eine Fantasywelt ein. Durch die Autorin Jamie McGuire lernte sie dieses Gerne kennen und lieben.

Bis jetzt erschienen Werke der Autorin:

📚 Scars – never forget (Teil1)

📚 Scars-finally healed (Teil2)

Kurzgeschichten:

📚 The lovely stranger: Authors Challenge

Über das Buch

Trotz all der Gefahr, die er ausstrahlt, schaffe ich es einfach nicht mich von ihm fernzuhalten. Anstatt zu laufen, bin ich stehengeblieben und habe es zugelassen, dass mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird.  Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages am Boden liegen werde und nicht mehr von allein aufstehen kann.

Dieses Buch ist in sich abgeschlossen.

Prolog

Kathie

„Die Party ist lahm“, meckert Ashley neben mir und sieht sich in dem schäbigen Raum um. Es ist keine Party, die wir üblicherweise aufsuchen würden. Es ist das komplette Gegenteil. Ein altes abgefucktes Haus, wo der Putz von den Wänden schon abbröselt. Die Gäste sind alles andere als stilvoll gekleidet, wobei sie auch viel älter wirken als wir.

Zu meinem Glück konnte ich Hunter, meinem Cousin heute entkommen. Er ist wie eine Klette - eine nervige Klette. Außerdem hätte er sofort meinen Dad angerufen, um mich zu verpetzen, wo wir uns gerade aufhalten.

„Hey Süße.“ Langsam drehe ich mich um. Vor mir steht ein großer, attraktiver, junger Mann. Er sieht gut aus, trägt sein kurzes dunkelblondes Haar etwas zerzaust. Ein leichter Bartschatten umspielt seinen Mund sowie seine markanten Wangenknochen. Als ich in seine Augen blicke, bin ich zeitgleich verwirrt sowie fasziniert. Sein linkes Auge schimmert in dem intensivsten Grün, das ich je gesehen habe und das rechte sticht blau wie der Himmel hervor.

„Willst du was trinken?“, fragt er mich, dabei sieht er mir tief in die Augen, als möchte er mich hypnotisieren. Stumm bejahe ich seine Frage nur. Augenblicklich reicht er mir ein Glas gefüllt mit dunkelbrauner Flüssigkeit.

„Was ist das?“, erkundige ich mich. Bevor ich den Inhalt in mich hineinkippe, schnüffle ich daran, wobei ich angewidert die Nase rümpfe.

„Whisky Coke.“ Er zwinkert mir schmunzelnd zu und trinkt von seinem eigenen Becher. Fasziniert sehe ich dabei zu, wie seine Lippen das Glas berühren und sich sein Adamsapfel bei jedem Schluck bewegt. Dabei sieht er so sexy aus, dass meine Mitte sich sofort sehnsüchtig zusammenzieht. Schnell exe ich die Flüssigkeit runter, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

Die Party erreicht wohl den Höhepunkt, denn auf einmal stehen Ashley, Tiffany und ich mitten in einer Orgie.

„Verdammt, was ist hier los?“, zischt Tiffany, schnappt sich meine Hand und zieht mich Richtung Ausgang. Während ich meiner Freundin nachstolpere, beobachte ich die Leute wie sie sich ihren Klamotten entkleiden und sich anschließend gegenseitig berühren. Ich befreie mich aus dem Klammergriff meiner Freundin, um daraufhin die nackte Meute anzusteuern. In meinem Kopf dreht sich alles und gleichzeitig fühle ich mich, als würde ich schweben. Langsam knöpfen meine Finger meine Bluse auf, obwohl ich das gar nicht will. Ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Schlagartig werde ich von jemanden an der Schulter gepackt und finde mich an dem dreckigen Holzboden wieder. Im nächsten Moment verschwimmt meine Sicht und mein Körper fängt an, unkontrolliert zu zucken.

Kapitel 1

Kathie

Ich muss so schnell wie möglich von hier verschwinden. Denn absolut jeder nervt mich. Angefangen von Mom, Dad und meinen Tanten Ella und Nancy, sowie Onkel Nate und Hunter. Insbesondere Hunter. Er spielt sich auf, als wäre er mein großer Bruder, obwohl er einige Monate jünger ist als ich und wir nicht einmal blutsverwandt sind. Nur die Anwesenheit von meinen Cousinen Avery und Zoe ertrage ich momentan. Und Onkel Travis. So gesehen ist auch er nicht mein echter Onkel. Er ist Hunters Dad. Obwohl sein Sohn eine komplette Spaßbremse und der größte Streber ist, ist Travis Cunningham cool.

Er ist ein Rockstar.

Eine wahre Legende.

Der Gründer von Bleeding Roses, Gitarrist sowie Frontmann. Nach wie vor kann ich nicht verstehen, dass Hunter absolut nichts von seinem Dad hat. Klar, sie sehen identisch aus. Das lange schwarze Haar, braune Augen, die mit goldenen Sprenkeln verziert sind. Die Gesichtszüge markant, aber doch weich. Auch vom Körperbau ist er das Ebenbild seines Vaters. Hochgewachsen, schlank, Muskeln an den richtigen Stellen. Doch charakterlich hat er so gar nichts von ihm. Da erinnert er mich eher an seine Mom. Meine Tante ist kein schlechter Mensch, aber eine Nervensäge kann sie schon sein. Sie ist eine Perfektionistin und hat zum Großteil an allem etwas auszusetzen. Ich verstehe nicht wie zwei so unterschiedliche Menschen zusammen sein können. Das ergibt für mich keinen Sinn.

Mein Blick schleift durch den Garten. Dad steht vor dem Griller und macht Burger, während Mom sich mit ihren Freundinnen unterhält. Travis fummelt an der Stereoanlage herum, während Nate auf ihn einredet. Bestimmt hecken sie wieder etwas aus oder haben etwas an Dads teuren Anlage kaputt gemacht. Es sind noch ein paar andere Freunde von meinen Eltern hier. Allerdings interessieren mich diese noch weniger. Meine Eltern haben nicht so viele Freunde. Man hasst uns nicht, ganz im Gegenteil. Aber sie sind keine Fans von vielen Bekanntschaften. Das ist noch so ein Punkt den mir meine Mom andauernd versucht einzureden.

Kathie, du musst nicht mit ganz Long Beach befreundet sein. Kathie es reicht, wenn du deine Freunde auf einer Hand abzählen kannst. Kathie, du hast Hunter und Zoe, unternimm doch öfters was mit ihnen. Wieso lässt sie mich nicht mit den Leuten befreundet sein, mit denen ich will? Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Aber das war eine einmalige Sache. Außerdem wurden mir die Drogen untergejubelt. Ich würde nie freiwillig etwas davon nehmen. Zu meinem Pech glaubt mir hier keiner mehr.

Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken und beobachte den klaren Himmel vor mir. Normalerweise wäre ich jetzt mit meinen Freundinnen auf der Promenade oder am Strand. Ich höre, wie jemand auf der Liege neben mir Platz nimmt. Schnell schließe ich meine Augen, denn ich ahne schon wer der Störenfried ist.

„Kathie“, flötet Hunter und ich stöhne genervt auf.

„Was willst du?“, zische ich genervt.

„Ein Bier wäre nett.“

„Oh wie süß Hunty, hat dir deine Mommy erlaubt endlich Alkohol zu trinken?“, ziehe ich ihn auf.

„Im Gegensatz zu deinen Eltern haben mir meine nie etwas verbieten müssen“, säuselt er und treibt mich damit zur Weißglut.

„Fick dich Hunter!“ Ich öffne meine Augen und sofort weiten sie sich ein Stück.

„Katherine!“ Dad steht mit zusammengeknifften Augen vor mir. Dabei deutet er mit dem Zeigefinger zur Terrassentür. Allein, dass er mich mit meinem vollen Namen anspricht, bedeutet großen Ärger. Mühsam rapple ich mich vom Liegestuhl auf, dabei werfe ich Hunter noch einen bösen Blick zu. Doch dieser Arsch grinst mich nur noch breiter an. Wütend auf ihn und die ganze Welt, marschiere ich ins Haus, gefolgt von meinen alten Herren. Okay so alt ist er ja gar nicht. Und laut meinen Freundinnen sieht er sexy und zum Anbeißen aus. Was ich wiederrum ziemlich abstoßend finde, immerhin ist er mein Dad. Er ist ein Berg eines Mannes, himmelblaue Augen und trägt sein Haar kurzgeschoren. Sein Köper ist Großteiles mit Tattoos überzogen und er zieht sich für einen älteren Mann nach wie vor cool an.

„Was habe ich dir gesagt?“, brüllt er mich an, sobald er die Terrassentür hinter sich geschlossen hat. „Verdammt, was ist bloß los mit dir? Was?“ Ausdruckslos stehe ich da und starre ihn nur desinteressiert an. Sein Geschrei macht mir keine Angst mehr. Nein, es nervt nur noch. Ich weiß nicht was ich verbrochen habe, damit ich so behandelt werde. Es war nur dieser eine dumme Vorfall, sonst war ich immer ein braves und gehorsames Kind. Ich bin nie spät nach Hause gekommen, war nie sturzbetrunken und mit Drogen hatte ich nie was am Hut. Okay das eine Mal zählt nicht. Außerdem bin ich immer eine ausgezeichnete Schülerin gewesen und habe nie den Unterricht geschwänzt. Was also soll der ganze Scheiß jetzt? Wieso werde ich nun dermaßen bestraft?

„Dad, du nervst!“, zicke ich ihn an. Während ich ihn trotzig ansehe, balle ich wütend meine Hände zu Fäusten. Ich lasse mir all das nicht mehr gefallen. Verdammt ich bin bald achtzehn Jahre alt, danach hat er mir sowieso nichts mehr zum Vorschreiben. Außerdem bin ich nach diesem Sommer sowieso weg. Noch ein paar Monate, die werde ich auch noch überleben.

„Katherine.“ Tief atmet er einmal durch und fixiert mich anschließend mit seinen eisblauen Augen.

„Alex.“ Er hasst es, wenn ich ihn bei seinem Namen nenne.

„Damit eins klar ist. Austin kannst du streichen, du wirst auf die UCSB gehen. Den Sommer wirst du dir einen Job suchen. Partys sind ebenfalls gestrichen. ES REICHT MIR.“ Wütend dreht er sich um und marschiert zurück zur Terrassentür. Ungläubig sehe ich ihm nach. Bevor er jedoch das Haus verlassen kann, erwache ich aus meiner Starre.

„Du hast mir nichts zu sagen“, schreie ich, dabei bleibt er wie angewurzelt stehen. „Du kannst mir nicht verbieten nach Austin zu gehen. Bald bin ich Achtzehn, dann kannst du mir nichts mehr!“, schieße ich noch nach. Ich bin außer mir. Mein Körper zittert vor Wut. Das kann er nicht ernst meinen. Ich hasse ihn momentan so sehr. Die Tür wird aufgeschoben und meine Mom betritt das Haus.

„Was ist denn hier los?“ Mit zusammengeknifften Augen mustert sie zuerst ihren Mann dann mich.

„Er ist los!“, fauche ich, dabei zeige ich mit dem Zeigefinger auf ihn. „Er will mir verbieten nach Austin zu gehen. Ich soll mir einen Job suchen und Partys sind tabu! Soll ich gleich in ein Kloster gehen?“ Vor Verzweiflung werfe ich meine Hände in die Luft. Meine Mutter zieht ihren Mann ein paar Schritte weit weg und fängt an mit ihm zu tuscheln. Wütend funkle ich die beiden an. Mom sieht immer wieder zu mir rüber und schüttelt anschließend mit ihrem Kopf. Genervt stöhne ich auf und will mich in mein Zimmer verdrücken, doch werde ich in meinem Vorhaben aufgehalten.

„Kathie Schatz, kann ich unter vier Augen mit dir reden?“ Mom tritt einige Schritte auf mich zu, dabei streckt sie ihre Hand nach mir aus, die ich jedoch nur skeptisch mustere. Will ich jetzt mit ihr reden? Wut steigt in mir hoch und ich laufe mit schnellen Schritten die Treppen nach oben. Momentan habe ich keine Nerven dafür. Lautstark werfe ich die Tür hinter mir zu, lasse mich auf mein Bett fallen und unterdrücke meine Tränen nicht weiter.

***

„Kathie?“ Ein leises Klopfen reißt mich aus meinem Schlaf. Draußen ist es bereits dunkel geworden. „Süße, bist du da?“, höre ich meine Patentante Ella nach mir fragen. Ein schlechtes Gewissen überkommt mich. Diese Frau ist ein Geschenk Gottes und ich würde sie sehr vermissen, wenn ich aus Long Beach verschwinde. Schwer seufzend rapple ich mich von meinem Bett auf und gewähre schließlich meiner Patentante Einlass.

„Hey.“ Ich vermeide es, ihr in die Augen zu sehen, da mich ihr Blick allein schon weichkochen würde. Und das kann ich momentan beim besten Willen nicht gebrauchen.

„Kann ich reinkommen?“ Nickend trete ich nur zur Seite. Als sie auf meinem Bett Platz nimmt, klopft sie neben sich. Eine Sekunde lang starre ich den Platz neben ihr an. Seit ich sie kenne, trägt sie ihr dunkelblondes Haar schulterlang. Ihre intensiven grünen Augen jagen mir manchmal Angst ein. Es ist, als würde sie damit in mein Inneres Ich sehen können. Als endlich wieder Leben in meinen Körper kommt, setze ich mich neben sie. „Was ist denn los bei euch, Liebling?“

„Sie behandeln mich wie ein Kleinkind. Ich darf nicht nach Austin. Ich muss mir einen verdammten Job über den Sommer suchen und darf zu keinen Partys mehr. Ehrlich Ella, mein Leben hat keinen Sinn mehr!“, rufe ich verzweifelt und breche wieder in Tränen aus. Ich hasse es vor jemanden zu weinen, aber meine Patentante ist nicht irgendjemand. Sie ist für mich große Schwester, beste Freundin und Tante in einer Person. Mom hat schon oft aus Spaß behauptet ich würde Ella mehr lieben als sie selbst. Was aber nicht der Wahrheit entspricht, ich liebe meine Mom mehr als irgendjemanden sonst, obwohl ich sie momentan zum Mond schicken würde, genauso wie Dad. Dieser alte Sturbock.

Dad ist Detektiv und meint, er müsse mich und Mom rund um die Uhr beschützen. Genauso muss ich immer einen Schlagring und einen Pfefferspray mit mir herumtragen. Natürlich kontrolliert er das immer, bevor ich das Haus verlasse. Ebenso habe ich unzählige Selbstverteidigungskurse absolvieren müssen und Kampfsport gelernt.

„Süße, dein Leben hat einen Sinn. Gib ihnen ein bisschen Zeit. Lass Gras über das Geschehene wachsen und dann wirst du sehen, wird alles wieder beim Alten sein“, versucht sie mich aufzumuntern.

„Dad ist…“, beginne ich, doch werde ich durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Mom steckt ihren Kopf in mein Zimmer, dabei sieht sie mich aus traurigen Augen an.

„Kann ich reinkommen?“, wispert sie und ich bete sie herein. Sie nimmt auf der anderen Seite neben mir Platz. Nun bin ich gefangen, zwischen zwei erwachsenen Frauen, die sehr hartnäckig sein können.

„Kathie, ich weiß dein Vater …“, beginnt sie doch auch sie wird unterbrochen, denn ohne einen Vorwand spaziert Tante Nancy in mein Zimmer.

„Also was ist hier los?“ Nancy zieht sich einen Stuhl vor mein Bett und nimmt Platz.

„Alex ist los“, murmelt Mom neben mir.

„Gott, wird denn dieser Mann jemals lockerer werden?“ Tante Nancy verdreht die Augen und wirft ihr langes schwarzes Haar nach hinten.

„Halt den Mund!“, schimpft Mom plötzlich aufgebracht. „Alex ist ein wunderbarer Vater, der eben sehr besorgt um seine Tochter ist.“

„Naja, übertreiben kann man es auch“, murmle ich und ernte dafür von meiner Mutter und Ella böse Blicke. Unschuldig lächle ich zurück.

„Er ist eben, wie er ist. Stellt euch mal vor, wie Nathan oder Travis reagieren würden, wenn Avery oder Zoe unter Drogen gesetzt werden? Wie würde es euch gehen?“, schreit Mom plötzlich hysterisch und wirft dabei die Hände in die Luft. Schuldbewusst sehe ich mich im Raum um. Irgendwie hat sie doch Recht. Auch Nan sieht gar nicht mehr so selbstsicher aus und meine Patentante kaut unsicher auf ihrer Unterlippe. Ohne ein weiteres Wort stürmt Mom aus meinem Zimmer und schließt lautstark die Tür hinter sich.

„Sorry“, murmle ich und eile ihr nach. „Mom.“ Am Treppenansatz hole ich sie ein und lege eine Hand auf ihre Schulter ab.

„Jetzt nicht Liebling“, wispert sie und flüchtet nach unten. Jetzt stecke ich wohl noch tiefer in der Scheiße als gerade eben. Es würde mich nicht wundern, wenn sie mich zu einem Umzug in den Keller zwingen würden.

Ganz toll gemacht, Kathie. Seit wann ist dein Leben eigentlich zu so einer Katastrophe geworden?

Ian

Nach wie vor weiß ich nicht, wieso ich nach L.A. gekommen bin. Wieso schließe ich nicht einfach mit der ganzen Scheiße ab und führe mein Leben in Philly einfach weiter wie bisher? Jetzt habe ich mir hier in der Nähe vom Strand sogar eine kleine schicke Bude gekauft. Long Beach ist eigentlich eine geile Stadt und es gibt Unmengen an willigen Fotzen, was man von zuhause nicht so behaupten kann. Irgendwie hat L.A. doch seine Reize.

„Hey Mann, kommst du?“ Sam schlägt mir auf die Schulter und grinst mich dabei schief an. Ihn habe ich an meinem ersten Tag hier kennengelernt. Er ist echt Okay. Feiner Kerl, für jeden Scheiß zu haben. Er hat mir erzählt, dass seine Eltern Snobs wären. Aus diesem Grund chillen wir nur bei mir zu Hause. Keine Ahnung was der Typ mit dreiundzwanzig Jahren noch immer bei ihnen verloren hat.

Ich rapple mich vom Sofa auf, verstaue Geldbörse und Autoschlüssel in meine Hosentasche und verlasse daraufhin mit ihm die Wohnung. Draußen steuern wir meinen Ford Mustang an. Ich betrachte den frisch polierten schwarzen Lack der in der prallen Sonne L.A´s schimmert.

„Wohin?“, erkundige ich mich, sobald ich mich auf den Fahrersitz gleiten lasse.

„Keine Ahnung. Hauptsache wir hocken nicht den ganzen Tag in deiner Bude.“ Ich lasse den Motor aufheulen und gebe sofort Gas. Musik dröhnt aus den Boxen und bringt dadurch meinen Sitz zum Vibrieren. Auf dem Parkplatz des Alamitos Beach suche ich eine freie Parklücke und schalte den Motor ab. Schließlich schlendern wir den kurzen Weg rüber zu Sams Freunden, die tagsüber immer hier abhängen. Irgendwie gehöre ich jetzt auch zu diesem Freundeskreis.

Zuhause hätte ich mich nie mit solchen Leuten abgegeben. Nun ja, zuhause hatte ich auch keine Zeit, um mir Freunde zu suchen. Die einzigen Freunde, die ich hatte, waren Dad’s Männer. Außer Kirill, Iwans Sohn. Iwan und mein Dad waren Freunde sowie Geschäftspartner. Ab und zu sind Kirill und ich gemeinsam durch die Clubs gezogen, haben uns Fotzen geteilt. Allerdings waren wir nie richtige befreundet, es ging letztendlich immer nur ums Geschäft. Ebenso hatte ich nie eine typische Kindheit. Schließlich bin ich zwischen Mafiabossen, Drogen und Huren großgeworden. Mit vierzehn rauchte ich meinen ersten Joint. Danach kamen die härteren Sachen wie Koks oder Heroin. War nicht so mein Ding, also blieb ich nur ab und zu beim Gras.

Wir erreichen Sams Freunde und ich lasse mich auf ein freies Strandtuch fallen. Sofort sehe ich Joyce aus dem Wasser direkt auf mich zukommen. Wir führen sozusagen eine Fickbeziehung. Joyce sieht echt verdammt scharf aus doch ist dumm wie Stroh.

„Na, du?“ Sie schlingt ihre nassen Arme um meinen Hals und drückt mir ihre Lippen auf die Wange. „Hast du mich vermisst?“, säuselt sie.

„Nein“, gebe ich mich mit monotoner Stimme von mir. Anschließend sehe ich mich hier in der Gegend um.

„Immer so unnahbar, Ian“, kichert das Miststück und drückt mir abermals einen Kuss auf die Wange, was mich tierisch nervt also löse ich mich aus ihrem Klammergriff. Seufzend lässt sich Joyce nach hinten fallen, wobei sie noch etwas vor sich hinmurmelt. Sam reicht mir ein Bier, welches ich dankend annehme und sofort einen Schluck zu mir nehme.

„Na Ian, was steht heute noch auf dem Plan?“, erkundigt sich Logan. Er ist einer der wenigen, den ich hier wirklich leiden kann. Kein Angeber, kein Snob. Einfach nur Logan. Er ist jetzt im Abschlussjahr. Studiert hier auf der California State University, irgendwas mit Wirtschaft.

„Nichts Besonderes“, gebe ich von mir und zucke dabei mit den Achseln.

„Lust auf Party?“ Er grinst übers ganze Gesicht und kramt anschließend in seinem Rucksack. Daraufhin zieht er sein Handy hervor und tippt wild auf dem Touchscreen herum. „Heute Abend gibt eine der reichen Tussen hier eine Party, gleich in der Nähe“, klärt er uns auf.

„Welche?“, fragt Sam und sieht argwöhnisch zu ihm.

„Ashley Harrison. Die mit den superlangen Beinen und blonden Haaren“. Er zwinkert ihm zu, während er sein Handy wieder verstaut.

„Nein Mann“, Sam schüttelt bestimmend mit dem Kopf. „Das ist die Freundin meiner kleinen Schwester. Ihr haltet euch fern von ihnen.“

„Hey Alter, sei kein Spielverderber. Die jungen Chicks brauchen doch Männer mit Erfahrungen“, kontert Logan und erntet sich dafür einen bitterbösen Blick von Sam.

„Hast du mich verstanden?“, brüllt Sam plötzlich und steht auf. „Ihr werdet euch ALLE von dieser Party fernhalten. Und damit auch von meiner Schwester und ihren Freundinnen!“ Wütend wendet er sich von ihnen ab und stampft davon.

„Na dann, ihr habt ihn gehört“, flöte ich und folge meinem Kumpel. Schließlich hole ich Sam ein, der bereits wieder den Parkplatz ansteuert. In seinen Augen ist die Wut, über das Verhalten seiner Freunde, deutlich zu sehen.

„Fuck Ian.“, flucht er, bleibt stehen und rauft sich das Haar. „Das sind alles noch Kinder, die sollen die Finger von ihnen lassen. Wenn ich nur einmal mitbekommen sollte, dass sich einer der Penner an meiner Schwester vergreifen sollte, bringe ich sie um!“

„Ich verstehe Mann, die haben es gecheckt.“ Brüderlich klopfe ich ihm auf die Schulter. Zwar habe ich keine Geschwister doch ich glaube, ich würde nicht anders reagieren.

„Tiffany ist so dumm und naiv. Glaubt einfach jedem. Vor ein paar Wochen wurde eine ihrer Freundinnen unter Drogen gesetzt“, beginnt er. „Verdammt. Weißt du wie ich ausgetickt bin? Als ich erfahren habe, dass sie unten am Seal Beach auf einer dieser verdammten Drogenpartys war?“, zischt er und atmet verärgert aus. „Ihre Freundin wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Verdammte drei Tage haben sie gebraucht, um sie clean zu bekommen!“

„Hmmm, ist echt beschissen so was“, antworte ich und verberge die Tatsache vor ihm, dass ich letztens auch auf so einer Party war. „Was machen wir jetzt?“, frage ich, während ich meinem Kumpel zur Promenade folge.

„Kannst du mich zuhause absetzen“, bittet er mich und ich nicke. Na klar, wenn er zu seiner Snob-Familie zurück will, dann bitte spiele ich einmal kurz Taxi.

Nachdem ich Sam zu Hause abgesetzt habe, fahre ich den ganzen Weg nach Alamitos Beach wieder zurück. Ich parke mein Auto am anderen Ende der Küste und gehe auf den Ozean zu. Es ist bereits dunkel draußen und hier sind selten Touristen oder Badegäste. Denn links von mir, fangen die Privatstrände an. Ich lasse mich auf den Sand nieder und starre auf den leicht erhellten Mond hinaus.

Was mir Sam vorhin erzählt hat, geht mir nicht aus dem Kopf. Ein schlechtes Gewissen breitet sich in mir aus. Immerhin habe auch ich einem Mädchen einfach so Ecstasy verabreicht. Sie hatte nicht die Chance selbst zu entscheiden, ob sie es will oder nicht. Ob es dem Mädchen gut geht? Irgendwie hoffe ich, dass Sam nie etwas davon erfährt. Nicht, dass ich Angst vor ihm hätte. Schließlich habe ich vor niemanden Angst. Nur vor Gott höchstpersönlich. Aber er ist mir wirklich ein Freund geworden. Oder denke ich das nur, weil ich nie Freunde im selben Alter hatte? Sehen so Freundschaften aus? Vielleicht sollte ich doch die ganze Sache hier abblasen und wieder zurück nach Hause verschwinden, denn das wird mich hier alles zu kompliziert. Kopfschüttelnd schiebe ich den Gedanken bei Seite und schließe meine Augen. Nach einigen Minuten unterbricht das Handyklingen die Ruhe um mich herum.

„Ja ma’am“, hebe ich ab, nachdem ich einen kurzen Blick auf das Display geworfen habe.

„Hallo Schätzchen, wie geht es dir denn?“, flötet Helena.

„Alles bestens und dir?“, frage ich gelangweilt, denn ich weiß, dass sie nur anruft, um neue Informationen zu bekommen. „Wieso rufst du an?“, komme ich gleich auf den Punkt, denn ich rede nicht gern um den heißen Brei herum.

„Darf ich nicht nachfragen, wie es meinem einzigen Sohn geht?“ Alles nur Show.

„Nein, darfst du nicht. Also spuck es aus“, fordere ich.

„Hast du sie gefunden“, zischt sie.

„Nein.“ Stille. „Noch nicht“, füge ich schließlich hinzu.

„Was treibst du dann die letzten zwei Monate dort?“ Sie ist sauer, was mir aber am Arsch vorbeigeht. „Wenn es dir zu langsam geht, dann komm her und mach es selbst“, knurre ich und lege auf. Diese Frau ist echt eine Nervensäge. Ich weiß nicht, wie Dad es mit ihr all die Jahre ausgehalten hat.

Frustriert stecke ich mein Handy wieder ein und lasse mich nach hinten fallen.

Verdammt soll sie sein.

Wie oft habe ich mir eine normale Kindheit gewünscht. Anstatt mir das Schießen beizubringen, hätte ich viel lieber mit Autos gespielt. Oder einen verdammten Kindergeburtstag gefeiert. Nicht einmal eine öffentliche Schule durfte ich besuchen. Nein, für mich gab es ausschließlich Privatunterricht.

Verdammtes Leben.

Verdammte Mafia.

Ich schließe meine Augen erneut und versuche die trüben Gedanken zu verdrängen. Plötzlich stolpert jemand oder etwas über meine ausgestreckten Füße. Augenblicklich öffne ich meine Augen und sehe wie ein Mädchen gerade mit dem Gesicht direkt im Sand landet.

„Verdammte Scheiße“, flucht sie und versucht sich aufzurappeln, was aber nicht so leicht funktioniert, da ihr Fuß zwischen meinen steckt.

„Kannst du nicht aufpassen?“, knurre ich, während ich meine Füße zusammenziehe, um mich von ihr zu befreien.

„Halt die Klappe, Blödmann!“, fährt sie mich an und ich glaube mir fallen gleich die Augen aus dem Kopf. So hat noch nie jemand zuvor mit mir gesprochen. „Was liegst du auch mitten in der Nacht hier am Strand!“ Während sie dasteht, klopft sie sich den Sand von den Klamotten. Durch das Mondlicht kann ich erkennen, dass ihr Shirt verrutscht ist. Sofort macht sich ein schmutziges Grinsen in meinem Gesicht breit.

„Was grinst du so dämlich? Hä?“, faucht sie und ich deute mit dem Kinn auf ihr Oberteil. „Oh mein Gott!“, ruft sie empört aus und versucht ihre nackte Titte zu verbergen. „Du elendiger Spanner!“

„Nur mit der Ruhe, Kleines.“ Ich zwinkere ihr frech zu. „Das sind nicht die ersten Möpse, die ich zu Gesicht bekomme.“ Ich deute, mit dem Zeigefinger auf ihre ausgeprägte Oberweite. „Außerdem, habe ich schon deutlich beeindruckendere gesehen.“ Nun stehe auch ich auf.

„Fick dich“, zischt sie, dabei kommt sie einen Schritt auf mich zu. Dieses Mädchen hat es faustdick hinter den Ohren. Was mir außerordentlich gut gefällt. Denn noch nie ist mir jemand begegnet, der es einfach so mit mir aufgenommen hat. „Du eingebildetes, arrogantes Arschloch“, knurrt sie und stupst mich mit ihrem kleinen Zeigefinder an. Niedlich.

Kapitel 2

Kathie

Was für ein arrogantes Arschloch. Anstatt mir aufzuhelfen, macht er mich auch noch blöd an. Wichser. Als wäre es nicht schlimm genug, verrutscht mir auch noch mein blödes Top. Und ausgerechnet heute, habe ich mich gegen einen BH entschieden.

Oh Gott.

Wie peinlich.

Es fehlt nur noch, dass meine Eltern herausbekommen, dass ich mich herausgeschlichen habe. Dann wäre dieser Abend perfekt. Spätestens dann würden sie mich mit Garantie in ein Kloster schicken.

„Was rennst du auch hier wie ein kopfloses Huhn mitten in der Nacht herum.“ Der Typ gegenüber mir, verschränkt seine Hände vor der Brust und tritt auf mich zu. Er baut sich vor mir auf, dabei muss ich den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können. Durch den Mondschein sehe ich, wie er seine Augen zusammenkneift. Komischerweise verspüre ich bei seinem bedrohlichen Blick kein bisschen Angst. Eingebildetes Arschloch.

„Wieso liegst du wie ein obdachloser Penner eigentlich mitten in der Nacht hier am Strand?“ Seine Geste stelle ich nach und verschränke ebenfalls meine Hände vor der Brust. Dadurch werden sie aber automatisch weiter nach oben gepusht, was mir gerade sehr gelegen kommt. Provozierend sehe ich ihn an. Plötzlich spüre ich seinen Blick überall auf meinem Körper, nur nicht da, wo es gerade angemessen wäre. In meinem Gesicht. Eine leichte Brise weht vom Ozean auf uns zu, wodurch meine Brustwarzen sofort steif werden. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und auch ich mustere diesen Adonis ausgiebig vor mir. Wie gerne würde ich jetzt meine Hand unter sein Shirt schieben, um diesen vom Mondschein erhellten Körper gründlich zu erkunden. Meine Zunge gleitet über meine Unterlippe um anschließend darauf herum zu kauen.

„Du sabberst“, säuselt der Mistkerl und sofort flammt erneut die Wut in mir auf. Alles an Verlangen verschwindet binnen Sekunden aus meinem Körper.

„ICH?“, empört schreie ich auf und stampfe wie ein trotziges Kleinkind mit dem Fuß auf. Wie kann er behaupten, ich würde sabbern? Man kann doch kaum was erkennen, bis auf seinen durchtrainierten breiten Körper, der mich allein von seinem Anblick in Flammen versetzt. Wie gerne würde ich meine Fingernägel in seine Schulter vergraben, meine Beine um seine Taille schwingen und in diesen breiten Hals beißen. Okay Stopp. Meine Gedanken wandern wieder in eine komplett falsche Richtung. Außerdem würde ich nie einfach so einen Mann überfallen.

„Na klar, wer denn sonst? Ich etwa?“ In seinem Tonfall schwingt so viel Belustigung mit, der meine Wut noch mehr anstachelt. „Was denn, hat es dir die Sprache verschlagen?“, setzt er noch nach und ich sehe Rot. Mein Körper verselbstständigt sich und ihm nächsten Moment klatscht meine Handfläche auf seine Wange. Erschrocken über meine Tat, ziehe ich meine Hand schnell zurück.

„Du Biest“, knurrt er und sicherheitshalber weiche ich einen Schritt zurück.

Oh Gott. Was, wenn er mich hier jetzt grün und blau schlägt? Vielleicht ist er ein Serienmörder? Und genau heute habe ich dumme Kuh Pfefferspray und Schlagring zu Hause liegen gelassen. Ich glaube nicht mal mein jahrelanges Klick-Box-Training bringt mir hier jetzt was. Verdammt. Ich stecke in der Scheiße.

Shit. Shit. Shit.

Ich bin ausgeliefert, so was von ausgeliefert.

„Du hast mir jetzt nicht ernsthaft eine geklebt“, grollt er mit tiefer rauer Stimme und kommt währenddessen auf mich zu. Wieso ich nicht zurückweiche, weiß ich selbst nicht. Denn ich stehe wie versteinert da. Allerdings sieht er nicht danach aus, als würde er mir körperlichen Schmerz zufügen wollen. Ich würde eher sagen, dass die Erregung aus ihm spricht. Verdammte Scheiße, auch ich bin erregt.

„Ja, habe ich“, schieße ich laut und deutlich zurück und abermals verschränke ich meine Hände. Dabei pushe ich absichtlich meine Brüste ein bisschen mehr als zuvor. „Und ich würde dir sogar noch viel mehr antun“, säusle ich, dabei überbrücke ich den Abstand zwischen uns. Beim besten Willen weiß ich nicht, was ich hier gerade abziehe, aber ich kann nicht damit aufhören. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und sein Duft hüllt mich ein. Er riecht so erotisch. Nach Moschus, Aftershave und einer Spur Zigaretten. Eigentlich verabscheue ich den Geruch von Tabak, allerdings turnt es mich bei ihm gerade dermaßen an.

„Ah, ja? Was würdest du denn noch so mit mir tun? Mir in die Eier treten?“ Sein linker Mundwinkel hebt sich etwas, was ihn noch verführerischer aussehen lässt.

„Nein.“ Ich schüttle den Kopf, dabei blicke ich von unten herab auf ihn herauf. „Mit deinen Eiern würde ich was anderes machen.“ Fuck, was mache ich hier eigentlich?

Wer bin ich zum Teufel nochmal?

Wo kommt dieses enorme Selbstbewusstsein her? Normalerweise sollte ich weglaufen und mich verstecken, was man üblicherweise bei so einem angsteinflößenden Typen machen sollte. Außerdem hat er meine Brüste beleidigt. Meine Brüste, die eigentlich voll der Hingucker sind.

Scharf zieht er den Atem ein und genau das ist mein Stichwort. Ohne ein weiteres Wort stoße ich ihn mit voller Kraft um. Der Typ stürzt und landet im Sand. Ich denke nicht weiter nach, sondern lasse mich auf seinem Schoß nieder. Ich werde diesen Mann verführen. All meine sexuellen Fantasien ausleben und anschließend verschwinden. Wir werden uns nie wiedersehen. Nur ein einziges Mal will ich mich meinen sexuellen Trugbildern hemmungslos nachgehen.

Mit meinem Exfreund hatte ich bereits Sex der meiner Meinung nach, akzeptabel war. Nichts Besonderes, denn in meinem Kopf spielten sich immer andere Dinge ab. Dinge, die ich endlich in die Realität umsetzen will. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Adonis genau der Richtige dafür ist. Als ich es mir schließlich rittlings auf seinem Schoß gemütlich gemacht habe, erfasse ich den Saum seines Shirts und ziehe es ihm über den Kopf. Sofort wandern meine Hände über seinen perfekt definierten Oberkörper. Gott, solche Bauchmuskeln habe ich noch nie gefühlt. Einfach zum Anbeißen. Ich neige meinen Kopf zu ihm runter und fahre mit der Zunge über seine Haut. Er schmeckt so gut, so berauschend.

Der Typ legt seine Hände auf meine Hüften ab, die sich anschließend etwas verkrampfen. Aber solange er mich nicht von sich stößt, mache ich weiter. Ich vergrabe meine Finger in sein seidiges Haar um anschließend daran zu ziehen. Zögerlich küsse ich mich seinem Kinn entlang, bis auf einmal seine Lippen auf meinen liegen. Aggressiv dringt seine Zunge in meine Mundhöhle ein und wir werden beide dabei immer wilder. Irgendwie schaffe ich es, nicht permanent in seinen Mund zu stöhnen.

Doch ich bin so erregt wie noch nie zuvor.

Ich werde ihn vögeln und alles mit ihm anstellen, was sich in meinem Kopf abspielt. Ich lasse von seinem Mund ab und bahne mir einen Weg über seinen Adamsapfel nach unten. Seine Haut glüht unter meinen Liebkosungen. Schließlich positioniere ich mich zwischen seinen Schenkel. An seinem Hosenbund angekommen, hacke ich meine Finger ein und ziehe sie ihm ohne Vorwand runter.

„Gott Weib, was machst du da bloß?“, keucht er und richtet sich auf seinen Ellenbogen auf. Frech grinse ich ihn an und ziehe nun auch seine Boxershorts runter. Etwas springt mir vors Gesicht und dieses Etwas, scheint mörderisch groß zu sein. Vorsichtig lege ich meine Hand um seinen Schwanz, wobei ich meine Finger nicht ganz darum verschließen kann. Verdammt, wie kann er bloß so dick sein? Ich höre ihn leise auflachen. Oh, ihm wird das Lachen noch vergehen. Diesem blöden, arroganten, einfach traumhaften gutriechenden Arschloch. Gemächlich fange ich an seinen Schaft zu massieren. Ich befeuchte meine Lippen, um ihn im nächsten Moment tief in mir aufzunehmen. Der Fremde zieht scharf die Luft ein und löst damit ein Prickeln zwischen meinen Beinen aus. Ich steigere mein Tempo, versuche ihn an den Höhepunkt seiner Lust zu treiben. Mit einer Hand reibe ich an seinen Schwanz während die andere seine Hoden leicht kneten.

„Fuck Babydoll, das machst du gut“, raunt er und umfasst fest meinen Kopf. Ich grinse in mich hinein und widme mich wieder seinem Schwanz. Nach einigen Minuten spüre ich, wie sich seine Bauchmuskeln verkrampfen und abermals werde ich schneller. „Babydoll“, keucht er und zieht an meinem Haaren, daraufhin zieht sich in meinem Inneren alles zusammen. „Hör auf“, setzt er nach, doch ich denke ja gar nicht daran. Ich will ihn schmecken. Plötzlich grölt er aus vollem Leibe und entladet sich mit voller Wucht in den Mund. Sein Sperma schießt mir direkt in den Rachen und kurzzeitig glaube ich daran zu ersticken. Allerdings ist das unangenehme Gefühl schnell weg und ich fange an, gierig an seiner Eichel zu saugen. Ich wische den letzten Tropfen ab und lasse ihn auf meiner Zunge zergehen. Anschließend rapple ich mich auf. Der Typ liegt in all seiner Pracht vor mir. Nach wie vor finde ich es schade, dass es hier nicht besser beleuchtet ist, denn ich würde liebend gerne jedes Detail von ihm genau in mein Gehirn abspeichern. Ich ziehe mir mein Shirt über den Kopf und lasse es zu Boden fallen. Anschließend knöpfe ich meine Shorts auf, die sich sofort einen Weg nach unten bahnen. Nun bin ich froh darüber, dass es hier doch dunkel ist. Sonst hätte ich nie den Mut dazu gefasst, mich hier so zu enthüllen. Letztendlich folgt mein String.

„Bist du etwa noch nicht fertig?“, murmelt er.

„Nein“, säusle ich. „Ich fange erst jetzt an.“ Damit nehme ich wieder auf seinem Schoß Platz. „Hast du Kondome?“, hauche ich und drehe mich bereits zu seinen Klamotten um.

„Klar“. Er nimmt mir sein Kleidungsstück ab und kramt nach einem Gummi. Anschließend reicht er mir die viereckige Folie, die ich mit den Zähnen aufreiße. Leise lacht er auf, dabei vibriert sein Körper unter mir. Flink rolle ich das Kondom auf sein Glied und positioniere mich über ihm. Langsam lasse ich mich auf ihn runtergleiten, verharre dabei immer wieder, um mich auf seine beeindruckende Größe zu gewöhnen. Keiner von uns gibt einen Ton von sich. Geschmeidig fange ich an, mich auf ihm zu bewegen, dabei stütze ich meine Hände auf seinen Schultern ab. Mit zusammengepressten Lippen lasse ich mich immer wieder auf ihn nieder, dabei kreise ich meine Hüften. Noch will ich mich nicht fallen lassen. Er zuerst, danach ich. Ich umfasse meine Brüste und kneife anschließend in meine Brustwarzen. Erschrocken japse ich auf, als mich mein Unbekannter plötzlich an den Hüften packt und knurrend in mich hineinstößt. Er füllt mich perfekt aus, als wäre er für mich geschaffen. Seine Eichel stößt gegen diesen einen besonderen Punkt in mir drinnen. Diesen Punkt, der meinen Orgasmus ins Unermessliche treibt. „Fuck, Babydoll“, dröhnt es aus seiner Kehle und umfasst meine Hüften noch stärker. Er wird immer brutaler, stößt ihn immer tiefer in mich, was mich nur noch mehr erregt.

Ich bin fasziniert.

Schwebe auf Wolken.

Genauso wollte ich es immer.

Kein Blümchensex.

Nein, brutalen wilden Sex.

Hemmungslosen Sex.

Genau das, was ich jetzt erlebe. In meinem Magen flammen schon die ersten Wellen auf. Abermals kneife ich in meine Warzen, dabei keuche ich laut auf. Während wir hemmungsloser sowie wilder werden, stöhnen wir gleichzeitig immerzu auf. Dabei wandert mein Finger zu meiner Klit, die ich zusätzlich zu massieren beginne.

„Fuck Babydoll, was machst du denn da?“, keucht er, dabei stößt er von unten so grob in mich, dass mir ein spitzer Schrei entkommt. Im nächsten Moment rollt er sich mit mir herum und ich liege nun unter ihm. Sofort schlinge ich meine Beine um seine Taille und vergrabe meine Finger in seinen Knackarsch. Ein leichter Schweißfilm hat sich auf meiner nackten Haut gebildet. Der Typ beugt sich zu mir runter, um mir danach in den Hals zu beißen, dabei keuche ich auf. Ich verliere mich ganz und gar in meiner Lust, während mein Unbekannter mich in vollen Zügen verwöhnt.

Die Wellen der Lust nehmen zu und ich weiß, ich brauche nicht mehr lange. Drei Stöße später, explodiert ein Vulkan in meinem Unterleib und anschließend sacke ich zufrieden in mich zusammen.

Das war mit Abstand der beste Orgasmus, den ich jemals erleben durfte. Während ich flatternd meine Augen öffne, stößt mein schöner Unbekannter ein letztes Mal in mich hinein, spannt sich an, um sich daraufhin in mir zu entleeren. Er sackt auf mir zusammen, doch sein Körpergewicht erdrückt mich nicht. Schweigend bleiben wir so liegen und lassen uns Zeit zu Atem zu kommen. Meine Finger zucken, so gerne würde ich ihm über sein Haar fahren. Allerdings weiß ich nicht ob es für ihn in Ordnung wäre, immerhin ist es für mich zumindest eine intime Geste der Zuneigung. Aber als ich über ihn regelrecht hergefallen bin, hat er sich ja auch nicht gewehrt. Obwohl welcher Mann würde sich über eine Sex-ausgehungerte-Blondie mit akzeptablen Brüsten schon beschweren? Zögernd strecke ich meine Hand aus und fahre sachte über sein seidiges Haar. Ich höre ihn tief ausatmen, doch er verliert dazu kein Wort. Meine Finger spielen mit seiner Mähne, während ich den Himmel über uns betrachte. Wie oft habe ich von so einer Nacht geträumt? Ob ich so etwas je wieder erleben werde? Oder hat er mich, für den Rest der Männerwelt verdorben? Immerhin kann es nicht sein, dass man so etwas erotisches und Einzigartiges ein zweites Mal erlebt? Oder doch?

Nach einiger Zeit rollt er sich zur Seite, betrachtet so wie ich, den Himmel und gemeinsam lauschen wir den Wellen des Ozeans.

„Wie heißt du?“ Unterbricht er das Schweigen nach einiger Zeit.

„Babydoll“. Ich muss schmunzeln. „Und du?“

„The Fucker“, antwortet er und wir brechen in Gelächter aus.

„Freut mich Fucker“, erwidere ich, als der Lachanfall abgebebbt hat.

„Mich auch“, seine sexy Stimme breitet sofort wieder eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. „Wo wolltest du hin?“, setzt er nach.

„Zu einer Freundin“, hauche ich und ziehe seinen einzigartigen Geruch, der vom Wind zu mir geweht wird, ein.

„Wartet sie denn nicht jetzt auf dich?“ Er dreht seinen Kopf zur Seite und mustert mich.

„Nein.“ Ich winke ab. „Sie schmeißt eine Party, ihr fällt wahrscheinlich nicht einmal auf, dass ich nicht da bin.“

„Nette Freundin.“ Ich lächle und stimme ihm zu. „Was hat dich daran gehindert, nicht zur Party zu gehen?“

„So ein komischer Typ, der mitten in der Nacht auf dem Strand herumlungert“, schmunzle ich.

„Oh ja, ich kenne solche Typen, die werden immer von kleinen Furien verführt und danach verspeist.“

„Das ist gar nicht wahr.“ Lachend drehe ich meinen Kopf zu ihm und betrachte ihn. Auch wenn ich kaum etwas erkennen kann, bin ich mir ziemlich sicher, dass er ein echter Hingucker ist. „Du bist nicht von hier, oder?“

„Wie kommst du darauf?“, schießt er sofort zurück.

„Dein Akzent verratet dich.“ Ich zucke mit den Schultern und sehe wieder zum Himmel.

„Nein, ich bin nicht von hier“, gesteht er dann.

„Was treibt dich nach L.A.?“, wispere ich, denn plötzlich bin ich zu müde um deutlich zu Reden.

„Oh, ne Menge. Die Sonne, die heißen Girls und wilde Furien.“ Leise lacht er und setzt dann noch hinzu. „Und du? Bist du von hier?“

„Geboren und aufgewachsen.“

„Wo gehst du zur Uni?“ Murmelt er und sieht nun auch wieder zum Himmel.

„Austin war mein Ziel, doch anscheinend bleibe ich hier an der UCSB.“ Erkläre ich mit enttäuschter Stimme. Ich kann meinem Vater noch immer nicht verzeihen, dass er mich nicht nach Austin gehen lässt. Nein, ich bin noch immer stinksauer über seine dämliche Entscheidung.

„Wieso gehst du nicht nach Austin?“ Erkundigt er sich.

„Die Dinge haben sich nun mal geändert“, spreche ich mit gedämpfter Stimme aus.

„Gewisse Dinge ändern sich meiner Meinung zu oft“, haucht er und ich sehe zu ihm rüber, er sieht starr zum Himmel, seine Hände hat er nun unter seinem Kopf verschränkt. Wie gerne würde ich mich jetzt an ihn kuscheln und den Moment genießen. Leise seufze ich und wende meinen Blick ab. Ich weiß nicht, wie lange wir hier noch liegen - nackt und den Himmel betrachtend. Die Kälte, die vom Meer zu uns weht, macht mir nichts aus, denn mein Körper glüht noch immer wie ein aktiver Vulkan.

Sein berauschender Duft hüllt mich wie ein Kokon ein. Ich schließe meine Augen, atme tief durch und präge mir diese Nacht noch einmal gut in mein Gedächtnis ein. So etwas wie heute, werde ich wohl nie wieder erleben. Nun ist mir auch egal die Party von Ashley verpasst zu haben. Dieses Erlebnis war es definitiv wert. Flatternd öffne ich meine Augen, denn ich habe mir eingebildet, etwas gehört zu haben. Ich rapple mich auf meine Ellenbogen auf und sehe mich in der Gegend um. Als ich zu meinem Elternhaus blicke, setzt mein Herz einen Schlag aus. Im Vorraum und in der Küche brennt Licht.

„Scheiße.“, fluche ich und springe auf. Auch er steht sofort auf.

„Was ist los?“ Er sieht sich in der Gegend um.

„Ich muss los!“ Rufe ich verzweifelt aus und sammle meine Sachen vom Boden auf, in die ich versuche irgendwie reinzuschlüpfen.

„Wohin?“ Fragt er sichtlich verwirrt.

„Nach Hause!“

„Wieso?“

„Weil ich Heim muss“, fauche ich ihn an und sofort tut es mir leid. Er kann nichts dafür, dass ich so einen bescheuerten Vater habe. „Sorry, meine Eltern wissen nicht, dass ich draußen bin, und im Haus brennt Licht.“ Ich deute mit dem Kinn auf das Anwesen hinter ihm.

„Okay, alles klar. Dann solltest du wohl wirklich lieber ins Bettchen, Babydoll.“ Ein belustigter Tonfall schwingt in seiner Stimme mit, was ich ihm momentan nicht verübeln kann. Fertig angezogen, wende ich mich noch einmal ihm zu.

„Ähm… Na dann, Danke?“ Meine Finger verknoten sich vor Nervosität ineinander. Ich weiß nicht, wie ich nun mit ihm umgehen soll.

„Danke dir, Babydoll“, säuselt er und kommt einen Schritt auf mich zu.

„Nichts zu danken, Fucker“, meine ich und im nächsten Moment liegen seine warmen Lippen auf meinem Mund. Es ist ein keuscher Kuss, doch sogar dieser bringt meine Knie zum Wackeln.

„Bye Babydoll.“ Haucht er an meinen Lippen und das ist mein Stichwort. Schnell wende ich mich von ihm ab und laufe los, dabei wage ich keinen Blick mehr nach hinten.

Auf leisen Sohlen schleiche ich mich ins Haus. In der Küche brennt nach wie vor Licht, doch im Vorraum ist es wieder dunkel. Meine Chance, sich unentdeckt in mein Zimmer zu verdrücken. Meine Sandalen habe ich draußen bereits ausgezogen, damit man mich nicht hört. Leise tapse ich zum Treppenansatz. Fast geschafft.

Erleichtert atme ich aus, als ich denke unbemerkt nach oben gekommen zu sein, als plötzlich das Licht im Vorraum angeht und ich zur Salzsäure erstarre. Verdammter Mist, ich war so nah dran.

„Katherine?“ Die Stimme meiner Mutter erlöst mich aus meiner Starre. Alles ist besser, als von Dad erwischt zu werden. „Wo kommst du her, Kathie?“, flüstert Mom und ich drehe mich mit einem entschuldigten Blick zu ihr um.

„Ähmm…“. Mir fällt spontan keine Ausrede ein, also ist nichts sagen, irgendwie das Beste was mir gerade einfällt.

„Kathie?“ Mom kneift ihre Augen gefährlich zusammen. „Geh rauf, zieh dich um, ich warte in der Küche auf dich.“ Sie dreht sich um und marschiert zurück aus der Richtung, aus der sie gekommen ist. Ich stöhne auf und laufe die Treppen nach oben. Schnell ziehe ich meine Sachen aus, die ich achtlos in eine Ecke werfe und schlüpfe in meine Schlafsachen. Anschließend begebe ich mich in die Höhle des Löwen. Ich hoffe nur, Mom erzählt Dad nichts hiervon. Sonst wird er noch auf die glorreiche Idee kommen, mich zu Hause zu unterrichten und ein Studium aus meinem Zimmer zu absolvieren.

„Schatz, setz dich.“ Mom deutet auf den Platz gegenüber ihr und ich folge artig. Auf der Tischplatte verschränke ich meine Hände und betrachte sie. Meiner Mutter sehe ich kein bisschen ähnlich. Ihr langes schwarzes Haar trägt sie zu einem unordentlichen Dutt, ihre Haut ist makellos, man würde sie nie auf Mitte vierzig schätzen. Ich hoffe ich werde in ihrem Alter auch noch so gut aussehen. Ausschließlich die Augenform habe ich von ihr.

„Mom, es tut mir leid“, wispere ich und sehe sie mit traurigen Augen an. Bis jetzt hat das immer gut funktioniert.

„Als ich so alt war wie du, habe ich geglaubt, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Ich war völlig hin und weg von ihm, er war einige Jahre älter als ich und ein echter Rebell. Doch deine Großeltern wollten von ihm nichts hören. Sie haben mir den Umgang mit ihm verboten und dein Großvater hat angefangen mich zu kontrollieren. Ich durfte damals nicht mehr bei deinen Tanten übernachten und nicht mehr ausgehen. Nicht einmal in die Stadt durfte ich fahren. Nun ja, was ich damit sagen will, ich habe es trotzdem getan, habe mich nachts, als alle geschlafen haben, aus dem Haus geschlichen und die Nächte mit ihm verbracht. Das war die einzige Chance für mich ihn zu sehen. Ich verstehe, dass dir die momentane Situation nicht leichtfällt. Du bist es nicht von uns gewohnt, dass wir dir Vorschriften machen. Doch leider muss ich dazu sagen Kathie, dass hast du dir selbst zuzuschreiben. Hättest du besser aufgepasst, wäre das nie passiert. Du wärst jetzt auf der Party deiner Freundin, sorgefrei und hättest deinen Spaß. Ich weiß, dass du momentan nicht gut auf deinen Dad zu sprechen bist, aber Schatz, du bist noch immer sein kleines Mädchen. Du kannst von Glück reden, dass du bis jetzt so eine schöne Kindheit hattest und du wirklich deine Freiheit genießen konntest. Denn Alex ist, was dich betrifft, ein bisschen ängstlich.“ Sie lacht leise auf.

„Ein Bisschen?“ Ich ziehe meine Augenbraue nach oben und lächle Mom schief an.

„Okay, ein bisschen mehr. Aber das musst du verstehen, du bist sein kleines Mädchen. Er hat nur dich. Sei dankbar solch einen Vater zu haben. Du weißt nicht, was es alles in der Welt gibt, was für Eltern es gibt. Wieviel Leid so viele Kinder durchmachen müssen. Ich will dir noch eins sagen Kathie, bitte.“ Sie sieht mich flehend an und ihre Augen werden feucht. „Wenn du das nächste Mal in Erwägung ziehst, dich von zu Hause rausschleichen zu müssen, dann sag es mir. Ich will nicht schon wieder einen Anruf bekommen und um dein Leben fürchten.“ Nun rollt ihr eine vereinzelte Träne die Wange runter. Ich erhebe mich von meinem Stuhl und umrande den Tisch. Neben ihr bleibe ich stehen und gehe in die Hocke, dann umarme ich meine Mom. Ich drücke sie fest an mich und sie schluchzt leise in meine Halsbeuge.

„Ich verspreche dir Mom, es wird nie wieder vorkommen. Es tut mir leid“, flüstere ich und spüre, wie sie nickt. Noch einen Moment halte ich sie an mich gedrückt, dann löst sie sich von mir, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und wischt sich dann ihre Tränen weg.

---ENDE DER LESEPROBE---