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Dieses Buch ist die Lightversion meines Buchs "Schäferhunde: Deutscher, Altdeutscher und Weißer Schweizer Schäferhund". In diesem Buch sind dieselben Informationen zu finden. Man erfährt viel über Geschichte, Rassestandards, Wesen, Genetik, Anatomie und vieles mehr. Ich habe bei der Light-Version lediglich auf einen Teil der Bilder verzichtet, um das Buch günstiger zu machen. Es eignet sich also für interessierte Leser, die nicht soviel Geld ausgeben möchten und auf die Vielzahl der Bilder keinen so großen Wert legen. Dennoch runden auch dieses Buch viele Fotos und Zeichnungen ab.
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Seitenzahl: 342
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Der Deutsche Schäferhund
Der Altdeutsche Schäferhund
Der Weiße Schweizer Schäferhund
Vereine
Genetik
Anatomie
Dies & Das
Literatur
Vor Tausenden Jahren begann der Mensch, Haustiere zu halten. Sie wurden und werden gegen Beutegreifer beschützt von Herdenschutzhunden (Hirtenhunden). Hütehunde in unseren Regionen entwickelten sich erst mit dem Zeitalter der Industrialisierung. Man fing an, Schafwolle industriell zu verarbeiten. Schafe sind relativ einfach zu halten. Sie sind anspruchslos, können sich auch auf kargem Grund ernähren. Sie können gut auf kargem Land gehalten werden, auf dem sonst keine intensive Landwirtschaft möglich wäre.
Man hielt Schafe in großem Stil. Gleichzeitig wurde der Ackerbau weiter ausgebaut. Nun benötigten die Schäfer Hunde, die kleiner, wendiger und nicht ganz so selbstständig wie die alten Herdenschutzhunde waren. Die Hunde mussten die Schafe zusammen halten, in die vom Schäfer gewünschte Richtung treiben, Acht geben, dass kein Tier verloren ging und gleichzeitig die Schafe davon abhalten, in ungeeignete Flächen wie z.B. Gärten und Felder einzubrechen und dort alles abzufressen. Schäferhunde reagieren auf Fingerzeig ihres Herrn. Sie müssen aber auch selbstständig arbeiten, etwa wenn Schafe vom Weg abkommen oder sich Beutegreifer nähern. Das Umkreisen der Beute, Tiere aus der Herde aussondern, in Richtung der Rudelmitglieder treiben – ein Verhalten, das Wölfe bei der Jagd zeigen. Und Hütehunde zeigen dieses Verhalten auch. Der letzte Schritt jedoch, das Packen und Töten der Beute, muss dem Schäfer, dem Rudelführer obliegen. Ein Hütehund, der sich am Vieh vergreift, hat an der Herde keine Zukunft, denn er stellt eine Gefahr für die Schafe dar. Und jedes Schaf hat wirtschaftlichen Wert. Der Schäfer fängt die Schafe ein, sperrt sie in Pferche, verabreicht ihnen Medikamente, schert sie, kümmert sich um sie. Hin und wieder werden auch Schafe geschlachtet, wobei die Hunde natürlich ihren Anteil bekommen. Der Hütehund muss das Packen und Töten der Beute – den letzten Schritt der Jagd – dem Schäfer überlassen. Auch in Wolfsfamilien darf nicht einfach einer vorpreschen, denn entkommt die Beute, ist das Überleben der gesamten Gruppe in Gefahr. Der Schäfer ist unumstrittener Rudelführer. Nur so kann er die Hunde über lange Entfernungen dirigieren und korrigieren. Die Hunde reagieren sofort auf Pfiffe, Zurufe oder Handzeichen. Es gibt auch unter Hütehunden Hetzer. Diese haben an der Herde keine Zukunft. Sie stellen wie gesagt eine Gefahr für die Herde dar. Solange der Mensch an der Herde kein Interesse zeigt, lassen die Hütehunde sie meist in Ruhe. Stimmt jedoch das Rangverhältnis zwischen Mensch und Hund nicht, kann es sein, dass der Hund sich weiter entfernt und dem Jagen – zur Arterhaltung – nachgeht.
Max von Stephanitz, „Schöpfer“ des Deutschen Schäferhundes, schrieb über Hektor Linksrhein, später umbenannt in Horand von Grafrath, den ersten registrierten Schäferhund im Zuchtbuch des SV: „Wundervoll in seiner anschmiegsamen Treue zum Herrn, allen anderen gegenüber eine rücksichtslose Herrennatur, ungebändigt in ihrer überschäumenden Lebensfülle. In der Jugend leider nicht erzogen, trotzdem in der Hand des Herrn gehorsam auf den leisesten Wink, aber, sich selbst überlassen, der tollste Unfugtreiber, der wildeste Raufer und ein zügelloser Hetzer. Nie müßig, immer unterwegs, gutmütig zu harmlosen Menschen, aber kein Schmeichler, ein Kindernarr – und immer verliebt. Seinem Beobachter ein dauernder Genuss, seinem Besitzer oft auch eine Quelle schweren Ärgers. Was hätte aus dem Hund werden können, wenn wir damals schon zielbewusste Abrichtung gehabt hätten! Seine Fehler waren Fehler seiner Erziehung, nicht seiner Anlage. Er litt an unterdrücktem, sagen wir besser, nicht ausgenütztem Tätigkeitstrieb, denn er war selig, wenn man sich mit ihm beschäftigte, war dann der lenksamste Hund.“
Schäferhunde sind hervorragende Partner auf vier Pfoten. Sie sind teamorientiert, besitzen ein ausgeprägtes Rangordnungsempfinden. Sie sind normalerweise unterordnungsbereit, aktiv und arbeitsfreudig. Als Hundehalter muss man eine klare Führungsposition einnehmen und dem Hund neben genügend Auslauf eine geeignete geistige Auslastung bieten. Seine hohe Intelligenz, seine Arbeitsbereitschaft, müssen gefordert werden. So wird der Schäferhund der Freund für’s Leben. Manche Menschen besitzen eine natürliche Autorität, andere müssen dies lernen. Auf liebevolle Art und Weise trainiert, ist der Schäferhund zu höchsten Leistungen fähig. Ein Schäferhund sollte nicht dressiert werden. Bei der Dressur bringt – oder zwingt – man den Hund dazu, Dinge zu tun. Der Schäferhund sollte aber ein echter Partner sein. Kein Sportgerät, das man nach Gebrauch wieder weg stellt.
In Deutschland lebten vier verschiedene Hütehundetypen: kleinere spitzartige Hunde im Norden, zotthaarige im Osten, in Thüringen größere Hunde mit derbem, stockhaarigen Fell und Stehohren, zotthaarige mit Hängeohren in Württemberg. Mit Beginn der Rassehundezucht im 19. Jahrhundert in England wurden auch in Deutschland einheitliche Hütehunderassen gezüchtet. Diese Hunde waren außerordentlich vielseitig und intelligent, immer auf die Wünsche ihres Herrn bedacht. Auch im Kriegsdienst wurden Hunde eingesetzt. Als Melde-, Wach-, Sanitäts- und Schutzhunde. Neben Airedale Terrier und Collie wurde auch der Deutsche Schäferhund vielfach eingesetzt. Am 16.12.1891 gründete man den „Verein zur Züchtung Deutscher Schäferhunde und Spitze Phylax“. Der Verein hatte die Ausstellung und Reinzucht der bodenständigen Hunde zum Ziel, was nicht leicht war, da die meisten dieser Hunde Schäfern gehörten, die mit Zuchtschauen und Reinzucht meistens nicht viel am Hut hatten. Artur Meyer und Max von Stephanitz schufen schließlich den Deutschen Schäferhund, den wir heute kennen. Sie hatten Deutsche Schäferhunde auf einer Ausstellung gesehen und erkannten ihr Potenzial. Die Schafzucht als ertragreicher Wirtschaftszweig ging nach und nach verloren. Damit drohten auch die Hütehunde zu verschwinden. Um die Hunde zu erhalten, gründeten Max von Stephanitz und Artur Meyer am 22. April 1899 den Verein für Deutsche Schäferhunde (SV). Sie entwarfen den Rassestandard und verfolgten die Zucht mit eiserner Energie. Meyer starb kurz nach Vereinsgründung, aber Max von Stephanitz führte den Verein bis 1935. Als er am 22. April 1936 – dem Tag der Vereinsgründung – starb, bellten ihm zu Ehren auf der Kölner Ausstellung – ebenfalls am 22. April 1936 – 700 Schäferhunde eine Minute lang. Das Leitmotto von Max von Stephanitz lautete von Anfang an: „Gefällige Erscheinung ist anzustreben, doch darf die Gebrauchstüchtigkeit dadurch nicht in Frage gestellt werden.“ Und: „Ein guter Hund kann keine schlechte Farbe haben“ sowie „Die Farbe eines Hundes hat keinen Einfluss auf seine Gebrauchstüchtigkeit.“
Der SV erlangte weltweite Bedeutung. Der Deutsche Schäferhund gehört heute zu den beliebtesten Rassen der Welt, und in Deutschland führt er unangefochten die Welpenstatistik an. Er ist einer der am vielseitigsten einsetzbaren Rassehunde.
Der Deutsche Schäferhund begeistert nach wie vor beim Preishüten. Zahllose Hundesportler haben einen Deutschen Schäferhund als Freizeit- und Sportpartner. Zahllosen Menschen hat er als Rettungshund oder im Kriegsdienst das Leben gerettet. Er gehört zu den anerkannten Diensthunderassen und ist bei uns der beliebteste Polizeihund. Man sieht ihn ebenso häufig als Familien-, Begleit- und Sporthund. Auch als Behindertenbegleithund macht er eine gute Figur. Leider sind viele Schäferhunde in die Hände von Vermehrern geraten. Auch in die Hände von Menschen, die besser gar keine Hunde halten sollten. Leider werden Schäferhunde oft unüberlegt angeschafft. Das Ergebnis sind überforderte Halter und Schäferhunde (oder Schäferhundblendlinge (Kreuzlinge und Mischlinge)), die im Tierheim landen oder gar eingeschläfert werden.
Die früher oft geforderte stark abfallende Rückenlinie ist inzwischen zum Glück wieder rückläufig. Sie ist nicht nur unnatürlich und hässlich, sie begünstigt auch Skelettprobleme wie HD. Die Diensthunde bei der Polizei und die Arbeitshunde an der Herde weisen den überzogenen Körperbau der Schausieger in der Regel nicht auf. Der gerade Rücken ist weit weniger anfällig für Gelenkprobleme. „Zucht“ ohne Papiere ist ein schwieriges Thema. Hier findet man oft Schäferhunde, die gesundheitlich, körperlich und charakterlich starke Defizite aufweisen und im SV oder RSV gar keine Zuchtzulassung erhalten hätten – aus gutem Grund. Da diese Hunde weit billiger abgegeben werden als Hunde aus seriösen Zuchten, finden sie leider auch viele Abnehmer – und werden munter weiter produziert. Oft werden diese Hunde dann eingeschläfert oder landen als unvermittelbar im Tierheim. Der Schäferhund ist temperamentvoll und arbeitsfreudig. Versteht sein Besitzer nichts von seinem Wesen oder von natürlichem Hundeverhalten, könnte ihm der Hund bald auf der Nase herumtanzen. Nicht selten wird ein solcher Hund zum Wanderpokal oder landet im Tierheim, weil niemand mehr mit ihm fertig wird.
Der Deutsche Schäferhund braucht eine liebevolle, konsequente Erziehung und viel Auslauf und Beschäftigung. Nasenarbeit, Hüten, Agility, was auch immer. Er ist nicht so aufdringlich verschmust wie der Weiße Schweizer Schäferhund, aber er braucht und genießt die Zuwendung und Nähe zu seinen Menschen. Er besitzt einen natürlichen Wach- und Schutztrieb. Er fordert seine Menschen und will gefordert werden. Unausgelastet, kann er laut und zerstörerisch werden. Gut erzogen und genügend ausgelastet, ist er der wunderbarste Hund. Er hat eine Widerristhöhe von 55 bis 65 cm bei einem Gewicht von 22 bis 40 kg. Das Fell ist stockhaarig oder langstockhaarig mit ausreichend Unterwolle. Die Farben sind schwarz und grau einfarbig, schwarz oder grau mit gelben, lohfarbenen, roten oder grauen Abzeichen, gelb, lohfarben, rot oder grau mit grauem oder schwarzem Sattel. Dunkelgrau gewolkt mit Maske. Die Farbe Weiß ist nicht zugelassen. Der Deutsche Schäferhund wird oft als „Zehnkämpfer“ unter den Hunderassen beschrieben. Er ist kräftig, aber nicht schwer oder plump. Er ist mittel- bis übermittelgroß. Sein Körperbau – bei geradem Rücken und ohne Übertreibungen – befähigt zu Höchstleistungen. Er kann mühelos laufen, traben und galoppieren. Er ist stets aufmerksam. Sein dichtes Langstockhaar oder Stockhaar liegt dicht an. Es hat ausreichend Unterwolle, um vor Witterungseinflüssen zu schützen. Er muss stets ausreichend bewegt und beschäftigt werden (bei alten, kranken oder sehr jungen Hunden bzw Welpen bitte entsprechend angepasst weniger). Laut Standard hat die Hündin eine Schulterhöhe von 55 – 60 cm bei einem Gewicht von 22-32 kg und der Rüde eine Schulterhöhe von 60 – 65 cm bei einem Gewicht von 30 bis 40 kg. Natürlich gibt es über- und Untergrößen, aber es wird nur 1 cm mehr oder weniger akzeptiert. Hündinnen sind häufig etwas kleiner und leichter als Rüden, aber nicht grundsätzlich. Für die Zucht sollten die Hunde natürlich möglichst so aussehen, wie es der Rassestandard verlangt. Kleinere Hunde gibt es selten, größere Hunde als im Standard festgeschrieben kommen dagegen öfter vor. Mit einer höheren Körpergröße steigt aber auch das Gewicht und damit die Gefahr von Skeletterkrankungen. Die Endgröße des Hundes ist genetisch festgelegt. In Maßen kann man aber die Wachstumsgeschwindigkeit beeinflussen (z.B. durch die Fütterung). An dieser Stelle möchte ich noch einmal ausführlicher auf die Fellfarben des Deutschen Schäferhundes eingehen. Den bekannten schwarz-gelben Typ gibt es in verschiedenen Schattierungen. Sehr attraktiv sind die fast schwarzen Hunde, die kleine gelbe (manchmal auch rote, lohfarbene, graue oder fast weiße) Abzeichen an Pfoten und über den Augen aufweisen. Diese Abzeichen können sich weiter ausdehnen und sich über die Läufe ziehen. Auch am Kopf finden sich kleine Abzeichen am Fang und über den Augen. Auf der Brust können sich kleine, hellere Abzeichen befinden. Dann gibt es den roten, gelben, lohfarbenen (rotgelben) oder grauen Schäferhund mit grauem oder schwarzem Sattel. Dabei ist auch der Fang dunkler gefärbt, und meistens findet sich auch eine dunklere Gesichtsmaske. Attraktiv sind auch graue Schäferhunde, auch wolfsgrau, dunkelgrau gewolkt oder Agouti genannt. Diese Hunde sind gelb, loh oder rot. Die einzelnen Haare sind schwarz gebändert. Gelb-schwarz-gelb-schwarz usw. Die Spitze des Einzelhaares ist schwarz. Der eine Hund wirkt eher gelb oder rot mit grauem Anflug, der andere eher grau-schwarz. Diese Hunde sind ebenfalls sehr attraktiv. Außerdem gibt es die reinschwarzen Schäferhunde. Diese sind von Kopf bis Pfote und Rute reinschwarz durchgefärbt. Nicht erwünscht, aber hin und wieder vorkommend, sind kleine weiße Brustabzeichen (bei allen Farbschlägen). Das Fell ist stockhaarig (auch kurzstockhaarig genannt) oder (seit einiger Zeit wieder zugelassen) langstockhaarig. Die Langstockhunde werden auch Altdeutsche Schäferhunde genannt. Auf diese wird später noch einmal gesondert eingegangen. Das Fell ist wetterfest, pflegeleicht und robust. Es ist doppelt, besteht also aus Unterwolle und Deckhaar. Am Rücken ist das Fell grundsätzlich etwas länger, am Widerrist liegt es grannenartig lang an. Der Deutsche Schäferhund hat eine dichte Unterwolle. Außer bei weißen und schwarzen Hunden ist diese leicht grau gefärbt. Reines Langhaar ohne Unterwolle und kurzes „Maushaar“ ist beim Deutschen Schäferhund nicht erwünscht. Am Hals, an der Rute und an den Hinterseiten der Läufe ist es etwas länger. Die Rute ist buschig. Beim Langstockschäferhund ist das Deckhaar länger (5-10 cm im Gegensatz zu 2,5-5 cm), an den Ohren finden sich Büschel sowie an den Hosen und an den Hinterseiten der Läufe. Man nennt das lange Fell dann auch Fahnen. Diese Hunde wirken wuscheliger. Sie haben viel Unterwolle, die vor Nässe, Kälte und sogar bis zu einem gewissen Grad vor Hitze schützt. Sie müssen sorgfältig gebürstet werden, damit das Fell nicht verfilzt. Durch die Länge der Haare verlieren Langstockhunde weit weniger Haar als Kurzstockhunde, denn das noch festsitzende Haar hält abgestorbenes Haar fest. Von Teppichen und Möbeln sowie Polstern lässt sich langes Fell weit leichter entfernen als kurzes. Seit einiger Zeit lässt der SV bzw der FCI-Standard den Langstockhund wieder zu. Langhaar ohne Unterwolle ist aber auch beim Altdeutschen Schäferhund (eine gebräuchliche Bezeichnung für Deutsche Langstockschäferhunde) nicht zugelassen. Langstockhunde sind äußerst beliebt. Es gibt auch einige Polizeihundeführer, die einen Altdeutschen Schäferhund haben. Es ist dem Hundeführer überlassen, ob er sich die Mehrarbeit mit dem Fell machen will. Den Hund behindert es nicht in seiner Tätigkeit. Das Fell muss immer glatt anliegen, fest sein, darf nur leicht gewellt sein und nicht gelockt, rau oder kraus. Ab und an sieht man auch rauhaarige Schäferhunde, aber in der Reinzucht dürften diese kaum noch vorkommen.
FCI-Rassestandard
23.12.2010/DE
FCI-Standard Nr. 166
DEUTSCHER SCHÄFERHUND
URSPRUNG: Deutschland
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN OFFIZIELLEN
STANDARDS: 11.08.2010
VERWENDUNG: vielseitiger Gebrauchs-, Hüte- und Dienstgebrauchshund
KLASSIFIKATION FCI: Gruppe 1 - Hütehunde und Treibhunde Sektion 1 – Schäferhunde. Mit Arbeitsprüfung
Kurzer geschichtlicher Überblick:
Nach den amtlichen Festsetzungen des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV) e.V., Sitz Augsburg, im Verband für das Deutsche Hundewesen -VDH-, der als Gründerverein der Rasse für den Rassestandard des Deutschen Schäferhundes verantwortlich zeichnet, aufgestellt in der ersten Mitgliederversammlung zu Frankfurt/M. am 20. September 1899, nach den Vorschlägen von A. Meyer und von Stephanitz, nebst den Ergänzungen der VI. Mitgliederversammlung am 28. Juli 1901, der XXIII. Mitgliederversammlung zu Köln/Rh. am 17. September 1909, der Vorstands- und Beiratssitzung zu Wiesbaden am 5. September 1930 und Zuchtausschuss- und Vorstandssitzung am 25. März 1961, im Rahmen der Weltunion der Vereine für Deutsche Schäferhunde - WUSV -, überarbeitet und bei der WUSV-Tagung am 30. August 1976 beschlossen, überarbeitet und katalogisiert mit Ermächtigungsbeschluss durch den Vorstand und Beirat vom 23./24. März 1991, geändert durch die Bundesversammlungen vom 25. Mai 1997, 31. Mai/ 01. Juni 2008 und 6./7. Juni 2009. Der Deutsche Schäferhund, mit dessen planmäßiger Züchtung im Jahre 1899 nach Gründung des Vereins begonnen wurde, ist aus den mitteldeutschen und süddeutschen Schlägen der damals vorhanden gewesenen Hütehunde herausgezüchtet worden mit dem Endziel, einen zu hohen Leistungen veranlagten Gebrauchshund zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Rassestandard des Deutschen Schäferhundes festgelegt, der sich sowohl auf die körperliche Beschaffenheit wie auch auf die Wesens- und Charaktereigenschaften bezieht.
Der Deutsche Schäferhund ist mittelgroß, leicht gestreckt, kräftig und gut bemuskelt, die Knochen trocken und das Gesamtgefüge fest.
Die Widerristhöhe beträgt für Rüden 60 cm bis 65 cm, bei Hündinnen 55 cm bis 60 cm. Die Rumpflänge übertrifft das Maß der Widerristhöhe um etwa 10 -17 %.
Der Deutsche Schäferhund muss vom Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangen und (außerhalb einer Reizlage) gutartig sein, dazu aufmerksam und führig. Er muss Triebverhalten, Belastbarkeit und Selbstsicherheit besitzen, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehund geeignet zu sein.
Der Kopf ist keilförmig, der Körpergröße entsprechend (Länge etwa 40 % der Widerristhöhe), ohne plump zu sein oder überstreckt zu sein, in der Gesamterscheinung trocken, zwischen den Ohren mäßig breit. Die Stirn ist von vorn und von der Seite gesehen nur wenig gewölbt und ohne oder mit nur schwach angedeuteter Mittelfurche. Das Verhältnis von Oberkopf zu Gesichtsteil beträgt 50 % zu 50 %. Die Oberkopfbreite entspricht in etwa der Oberkopflänge. Der Oberkopf geht (von oben gesehen) von den Ohren zur Nasenkuppe sich gleichmäßig verjüngend mit schräg verlaufendem, nicht scharf ausgebildetem Stirnabsatz in den keilförmig verlaufenden Gesichtsteil (Fangteil) des Kopfes über. Ober- und Unterkiefer sind kräftig ausgebildet.
Der Nasenrücken gerade, eine Einsattelung oder Aufwölbung ist nicht erwünscht. Die Lippen sind straff, gut schließend und von dunkler Färbung.
Die Nase muss schwarz sein.
Das Gebiss muss kräftig, gesund und vollständig sein (42 Zähne gemäß der Zahnformel). Der Deutsche Schäferhund hat ein Scherengebiss, d.h. die Schneidezähne müssen scherenartig ineinandergreifen, wobei die Schneidezähne des Oberkiefers scherenartig die des Unterkiefers überschneiden. Auf-, Vor- und Rückbeißen ist fehlerhaft, ebenso größere Zwischenräume zwischen den Zähnen (lückenhafte Stellung). Fehlerhaft ist ebenso die gerade Zahnleiste der Schneidezähne. Die Kieferknochen müssen kräftig entwickelt sein, damit die Zähne tief in die Zahnleiste eingebettet sein können.
Die Augen sind mittelgroß, mandelförmig, etwas schrägliegend und nicht hervortretend. Die Farbe der Augen soll möglichst dunkel sein. Helle, stechende Augen sind nicht erwünscht, da sie den Ausdruck des Hundes beeinträchtigen.
Der Deutsche Schäferhund hat Stehohren von mittlerer Größe, die aufrecht und gleichgerichtet getragen werden (nicht seitwärts eingezogen), sie sind spitz auslaufend und mit der Muschel nach vorn gestellt. Kippohren und Hängeohren sind fehlerhaft. In der Bewegung bzw. in Ruhestellung nach hinten angelegt getragene Ohren sind nicht fehlerhaft.
Der Hals soll kräftig, gut bemuskelt und ohne lose Kehlhaut (Wamme) sein. Die Zuwinkelung zum Rumpf (Horizontale) beträgt ca. 45 %.
Die Oberlinie verläuft vom Halsansatz an über den hohen langen Widerrist und über den geraden Rücken bis zur leicht abfallenden Kruppe ohne sichtbare Unterbrechung. Der Rücken ist mäßig lang, fest, kräftig und gut bemuskelt. Die Lende ist breit, kurz, kräftig ausgebildet und gut bemuskelt. Die Kruppe soll lang und leicht abfallend (ca. 23° zur Horizontalen) sein und ohne Unterbrechung der Oberlinie in den Rutenansatz übergehen. Die Brust soll mäßig breit sein, die Unterbrust möglichst lang und ausgeprägt. Die Brusttiefe soll etwa 45 % bis 48 % der Widerristhöhe betragen.
Die Rippen sollen mäßige Wölbung ausweisen, tonnenförmige Brust ist ebenso fehlerhaft wie Flachrippigkeit.
Die Rute reicht mindestens bis zum Sprunggelenk, jedoch nicht über die Mitte des Hintermittelfußes hinaus. Sie ist an der Unterseite etwas länger behaart und wird in sanft herabhängendem Bogen getragen, wobei sie in der Erregung und in der Bewegung stärker angehoben getragen wird, jedoch nicht über die Horizontale hinaus.
Operative Korrekturen sind verboten.
Gliedmaßen
Vorhand
Die Vordergliedmaßen sind von allen Seiten gesehen gerade, von vorn gesehen absolut parallel.
Schulterblatt und Oberarm sind von gleicher Länge und mittels kräftiger Bemuskelung fest am Rumpf angelagert. Die Winkelung von Schulterblatt und Oberarm beträgt im Idealfall 90°, im Regelfall bis 110°.
Die Ellenbogen dürfen weder im Stand noch in der Bewegung ausgedreht werden und ebenso nicht eingedrückt sein. Die Unterarme sind von allen Seiten gesehen gerade und zueinander absolut parallel stehend, trocken und fest bemuskelt. Der Vordermittelfuß hat eine Länge von ca. 1/3 des Unterarmes und hat einen Winkel von ca. 20° bis 22° zu diesem. Sowohl ein zu schräg stehender Vordermittelfuß (mehr als 22°) als auch ein steil stehender Vordermittelfuß (weniger als 20°) beeinträchtigen die Gebrauchseignung, insbesondere die Ausdauerfähigkeit.
Die Pfoten sind rundlich, gut geschlossen und gewölbt, die Sohlen hart, aber nicht spröde. Die Nägel sind kräftig und von dunkler Farbe.
Die Stellung der Hinterläufe ist leicht rückständig, wobei die Hintergliedmaßen von hinten gesehen parallel zueinander stehen. Oberschenkel und Unterschenkel sind von annähernd gleicher Länge und bilden einen Winkel von ca. 120°, die Keulen sind kräftig und gut bemuskelt.
Die Sprunggelenke sind kräftig ausgebildet und fest, der Hintermittelfuß steht senkrecht unter dem Sprunggelenk.
Die Pfoten sind geschlossen, leicht gewölbt, die Ballen hart und von dunkler Farbe, die Nägel kräftig, gewölbt und ebenfalls von dunkler Farbe.
Gangwerk
Der Deutsche Schäferhund ist ein Traber. Die Gliedmaßen müssen in Länge und Winkelungen so aufeinander abgestimmt sein, dass er ohne wesentliche Veränderung der Rückenlinie die Hinterhand bis zum Rumpf hin verschieben und mit der Vorhand genausoweit ausgreifen kann. Jede Neigung zur Überwinkelung der Hinterhand mindert die Festigkeit und die Ausdauer und damit die Gebrauchstüchtigkeit. Bei korrekten Gebäudeverhältnissen und Winkelungen ergibt sich ein raumgreifendes, flach über den Boden gehendes Gangwerk, das den Eindruck müheloser Vorwärtsbewegungen vermittelt. Bei einem nach vorn geschobenen Kopf und leicht angehobener Rute ergibt sich bei einem gleichmäßigen und ruhigen Trab eine von den Ohrenspitzen über den Nacken und Rücken bis zum Rutenende verlaufende weichgeschwungene und nicht unterbrochene Rückenlinie.
Die Haut ist (lose) anliegend, ohne jedoch Falten zu bilden.
Beschaffenheit des Haares
Haar:
Der Deutsche Schäferhund wird in den Haarvarietäten Stockhaar und Langstockhaar - beide mit Unterwolle - gezüchtet.
Stockhaar:
Das Deckhaar soll möglichst dicht, gerade harsch und fest anliegend sein. Am Kopf einschließlich des Ohrinnern, an der Vorderseite der Läufe, an Pfoten und Zehen kurz, am Hals etwas länger und stärker behaart. An der Rückseite der Läufe verlängert sich das Haar bis zum Vorfußwurzelgelenk bzw. bis zum Sprunggelenk, an der Rückseite der Keulen bildet es mäßige Hosen.
Langstockhaar:
Das Deckhaar soll lang, weich und nicht fest anliegend sein, mit Fahnen an Ohren und Läufen, buschige Hosen und buschige Rute mit Fahnenbildung nach unten. Am Kopf einschließlich des Ohrinnern, an der Vorderseite der Läufe, an Pfoten und Zehen kurz, am Hals länger und stärker behaart, nahezu eine Mähne bildend. An der Rückseite der Läufe verlängert sich das Haar bis zum Vorderfußwurzelgelenk bzw. bis zum Sprunggelenk und bildet an der Rückseite der Keulen deutliche Hosen.
Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen. Schwarz einfarbig, grau mit dunklerer Wolkung, schwarzem Sattel und Maske. Unauffällige, kleine weiße Brustabzeichen, sowie helle Innenseiten sind zugelassen, aber nicht erwünscht. Die Nasenkuppe muss bei allen Farbschlägen schwarz sein. Fehlende Maske, helle bis stechende Augenfarbe sowie helle bis weißliche Abzeichen an Brust und Innenseiten. Helle Krallen und rote Rutenspitze sind als Pigmentschwäche zu bewerten. Die Unterwolle zeigt einen leichten Grauton. Die Farbe weiß ist nicht zugelassen.
Rüden: Widerristhöhe 60 cm bis 65 cm
Gewicht: 30 kg bis 40 kg
Hündinnen: Widerristhöhe 55 cm bis 60 cm
Gewicht 22 kg bis 32 kg
Rüden sollten zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Skrotum befinden.
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.
Abweichungen von den vorstehend beschriebenen Rassekennzeichen, die die Gebrauchsfähigkeit beeinträchtigen.
Ohrenfehler: Seitlich zu tief angesetzte Ohren, Kippohren,
Schildspannerstellung der Ohren, nicht gefestigte Ohren.
Erhebliche Pigmentmängel.
Stark beeinträchtigte Gesamtfestigkeit.
Zahnfehler:
Alle Abweichungen vom Scherengebiss und der Zahnformel, soweit es sich nicht um ausschließende Fehler (siehe folgendes) handelt.
a) Wesensschwache, bissige und nervenschwache Hunde.
b) Hunde mit nachgewiesener “schwerer HD”.
c) Monorchiden und Kryptorchiden sowie Hunde mit deutlich ungleichen bzw. verkümmerten Hoden.
d) Hunde mit entstellenden Ohren- bzw. Rutenfehlern.
e) Hunde mit Missbildungen.
f) Hunde mit Zahnfehlern bei Fehlen von: 1 mal Prämolar 3 und ein weiterer Zahn oder 1 Fangzahn oder 1 Prämolar 4 oder 1 Molar 1 bzw. Molar 2 oder insgesamt 3 Zähne und mehr.
g) Hunde mit Kiefermängeln: Rückbiss von 2 mm und mehr, Vorbiss, Aufbeißen im gesamten Schneidezahnbereich.
h) Hunde mit Über- bzw. Untergröße von mehr als 1 cm.
i) Albinismus
j) Die Haarfarbe weiß (auch bei dunklen Augen und Nägeln).
k) Langstockhaar ohne Unterwolle.
l) Langhaar (langes, weiches Deckhaar ohne Unterwolle, meist auf der Rückenmitte gescheitelt, Fahnen an Ohren und Läufen und an der Rute).
Foto: Ritter.
Foto: Ritter.
Der gut sozialisierte Schäferhund macht vieles mit. Foto: Ritter.
Foto: Ritter.
Foto: Ritter.
Lohfarben mit schwarzem Sattel
Foto: Ritter.
Foto: Ritter.
Foto: Ritter.
Foto: Ritter
Foto: Ritter
Bei richtiger Zucht und Aufzucht sind Schäferhunde äußerst kinderlieb. Foto: Ritter.
Als der Deutsche Schäferhund Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, stand die Eignung als Gebrauchs- und Diensthund im Vordergrund. Da stockhaarige Hunde geringfügig pflegeleichter sind als langstockhaarige und zudem als am witterungsbeständigsten, wurde dem stockhaarigen Hund der Vorzug gegeben. Zudem war Wolfslook angesagt. So konzentrierte man sich auf das gewünschte Erscheinungsbild und gestromte, einfarbige oder gescheckte Hunde standen eher hinten an. Rauhhaarige Hunde sind in der Reinzucht heute eine absolute Rarität. Sie kommen so gut wie nicht mehr vor. Aber es fallen nach wie vor weiße und langstockhaarige Welpen. Früher wurden sie ausgemerzt, sobald man das lange Haar erkannte. Es mag sein, dass der Stockhaarhund gewisse Vorteile als Diensthund hat. Aber es gibt zahlreiche (Polizei-) Hundeführer, die einen Altdeutschen Schäferhund haben. Ob der Hundeführer den zusätzlichen Aufwand erbringen will, die das längere Fell mit sich bringt, ist ihm selbst überlassen. Es behindert den Hund aber nicht bei seinen Aufgaben. Der Altdeutsche oder Langstockschäferhund hat eine Felllänge von ca. 5-10 cm und ausreichend Unterwolle und Deckhaar. Langhaar ohne Unterwolle ist auch beim Altdeutschen Schäferhund nicht zugelassen. Die Langstockschäferhunde gehören zu den schönsten Hunden überhaupt. Bei Belgischen und Holländischen Schäferhunden finden wir diese Haarart nach wie vor. Der Rough Collie (Langhaarcollie) hat im Übrigen echtes Langhaar – mit Unterwolle! Denn ein Herdengebrauchshund ohne schützende Unterwolle ist eigentlich nicht denkbar. Der Hund ist auf die schützende Unterwolle angewiesen, um Wind, Regen, Schnee, Kälte und bis zu einem gewissen Grad sogar Hitze gewachsen zu sein. Langstockschäferhunde finden sich in allen bekannten Linien Deutscher Schäferhunde. Die Welpen sind einfach goldig und dürfen längst nicht mehr getötet werden. Langstockschäferhunde machen als Begleit-, Familien-, Sport-, Gebrauchs- und Diensthunde eine ebenso gute Figur wie ihre stockhaarigen Vettern.
1991 stellte der LSVD (Langhaarschäferhundeverband Deutschland) einen Antrag an den VDH, den Altdeutschen Schäferhund als Rasse anzuerkennen. Dieser wurde vom VDH negativ beschieden. Die Begründung des VDH lautete, der LSVD habe „die Züchtung einer Rasse zum Ziel, die nicht dem geltenden Standard entspricht“. Eine Anerkennung hätte die Züchter nicht aus der Pflicht genommen, gesunde, wesensfeste und typvolle Altdeutsche Schäferhunde zu züchten. Der Altdeutsche Schäferhund hat dieselben Eigenschaften wie seine stockhaarigen Vettern. Bis heute ist der Altdeutsche Schäferhund nicht als eigene Rasse anerkannt, aber seit 2010 wieder im Standard des Deutschen Schäferhundes erfasst. So ist Langstockhaar wieder zu allen Zuchttauglichkeitsprüfungen, Sportveranstaltungen usw zugelassen. Es ist wieder gleichberechtigt neben den stockhaarigen Deutschen Schäferhunden. Es gibt Züchter, die gemischte Würfe machen, andere haben sich auf stockhaarige oder langstockhaarige Schäferhunde spezialisiert. In den Würfen stockhaariger Schäferhunde fallen immer wieder Langstockwelpen. Der Altdeutsche Schäferhund entspricht in der Erscheinung und dem Deutschen Schäferhund, ist aber allgemein etwas sensibler. Und natürlich hat er längeres Haar.
Wie wir gesehen haben, baut die Zucht des Altdeutschen Schäferhundes auf der des stockhaarigen Deutschen Schäferhundes auf. Er hat die gleichen typischen Eigenschaften, wird aber allgemein als sensibler beschrieben. Er hat einen mehr oder minder ausgeprägten Wachund Schutztrieb und beschützt seine Menschen sowie deren Hab und Gut. Bei guter Zucht, Aufzucht, Erziehung und Haltung ist er auch „nur“ als Begleit- und Familienhund geeignet, natürlich mit entsprechender körperlicher und geistiger Auslastung (Nasenarbeit, Agility, was auch immer, es gibt unzählige Möglichkeiten). Er ist tapfer, kräftig und gewandt, temperamentvoll, intelligent und wesensfest. Das Fell ist ein wenig pflegeintensiver als bei Stockhaarhunden, aber es hält sich in Grenzen. Und Langstockhunde haaren weit weniger als Hunde mit kurzem Stockhaar, da das lange festsitzende Fell das abgestorbene Haar weitgehend festhält. Natürlich muss der Altdeutsche Schäferhund dennoch regelmäßig gebürstet werden, um Haut und Haar in gutem Zustand zu halten und Verfilzungen zu vermeiden. Bei guter Sozialisierung ist der Altdeutsche Schäferhund kinderlieb und ein guter Familienhund. Durch seine Größe und das schöne Langstockhaar ist er natürlich eine imposante Erscheinung. In Würfen Deutscher Schäferhunde fallen immer wieder mal mehr oder weniger langhaarige Welpen. Diese Welpen bekamen schon vor Jahren Abstammungsnachweise, obwohl mit ihnen innerhalb des SV nicht gezüchtet werden durfte. Liebhaber fanden sich viele. So wurde 1984 der LSVD (Langhaarschäferhunde Verband Deutschland e.V.), 1993 der ASC (Altdeutscher Schäferhunde Club e.V.) und später noch weitere kleinere Vereine gegründet. Nach wie vor ist der Altdeutsche Schäferhund beliebt. Er ist zwar nicht als eigene Rasse anerkannt, aber seit 2011 wieder als Variante vom SV-Standard des Deutschen Schäferhundes akzeptiert, seit 2008 in der FCI. Langstockschäferhunde dürfen wieder an allen SV-/ VDH-Veranstaltungen wie Zuchtschauen, sportlichen Prüfungen usw teilnehmen.
Rassestandard
FCI: nicht als eigene Rasse anerkannt. Vor einiger Zeit wurden Langstockhunde jedoch wieder in den FCI-Standard des Deutschen Schäferhundes aufgenommen. So gilt der Altdeutsche Schäferhund (Langstockhaar) als zugelassene Variante des Deutschen Schäferhundes und nicht als eigene Rasse.
URSRUNG: Deutschland
KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS: Nach den amtlichen Festsetzungen des Vereins für Deutsche Schäferhunde e.V., Sitz Augsburg im Verband für das Deutsche Hundewesen – VDH -, der als Gründerverein der Rasse für den Rassestandard des Deutschen Schäferhundes verantwortlich zeichnet, aufgestellt in der ersten Mitgliederversammlung zu Frankfurt/M. am 20. September 1899, nach den Vorschlägen von A. Meyer und von Stephanitz, nebst den Ergänzungen der VI. Mitgliederversammlung am 28. Juli 1901, der XXIII. Mitgliederversammlung zu Köln/Rh. am 17. September 1909, der Vorstands- und Beiratssitzung zu Wiesbaden am 5. September 1930 und Zuchtausschuss- und Vorstandssitzung am 25. März 1961, im Rahmen der Weltunion der Vereine für Deutsche Schäferhunde – WUSV – überarbeitet und bei der WUSVTagung am 30. August 1976 beschlossen, überarbeitet und katalogisiert mit Ermächtigungsbeschluss durch Vorstand und Beirat vom 23. – 24. März 1991.
Der Deutsche Schäferhund, mit dessen planmäßiger Züchtung im Jahre 1899 nach Gründung des Vereins begonnen wurde, ist aus den mitteldeutschen und süddeutschen Schlägen der damals vorhanden gewesenen Hütehunde herausgezüchtet worden mit dem Endziel einen zu hohen Leistungen veranlagten Gebrauchshund zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Rassestandard des Deutschen Schäferhundes festgelegt, der sich sowohl auf die körperliche Beschaffenheit wie auch auf die Wesens- und Charaktereigenschaften bezieht.
Allgemeines Erscheinungsbild
Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund Langstockhaar) ist mittelgroß, leicht gestreckt, kräftig und gut bemuskelt, die Knochen trocken und das Gesamtgefüge fest.
Die Widerristhöhe beträgt für Rüden 60 cm – 65 cm, bei Hündinnen 55 cm – 60 cm. Die Rumpflänge übertrifft das Maß der Widerristhöhe um etwa 10% bis 17%.
Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund Langstockhaar) muss vom Wesensbild her ausgeglichen, nervenfest, selbstsicher, absolut unbefangen und (außerhalb einer Reizlage) völlig gutartig sein, dazu aufmerksam und führig. Er muß Mut, Kampftrieb und Härte besitzen, um als Begleit-, Wach-, Schutz-, Dienst- und Hütehunde geeignet zu sein.
Aussehen
Der Kopf
Der Kopf ist keilförmig, der Körpergröße entsprechend (Länge etwa 40% der Widerristhöhe), ohne plump zu sein oder überstreckt zu sein, in der Gesamterscheinung trocken, zwischen den Ohren mäßig breit. Die Stirn ist von vorn und von der Seite gesehen nur wenig gewölbt und ohne oder mit nur schwach angedeuteter Mittelfurche. Das Verhältnis von Oberkopf zu Gesichtsteil beträgt 50% zu 50%. Die Oberkopfbreite entspricht in etwa der Oberkopflänge. Der Oberkopf geht (von oben gesehen) von den Ohren zur Nasenkuppe sich gleichmäßig verjüngend mit schräg verlaufendem, nicht scharf ausgebildetem Stirnabsatz in den keilförmig verlaufenden Gesichtsteil (Fangteil) des Kopfes über. Über- und Unterkiefer sind kräftig ausgebildet. Der Nasenrücken gerade, eine Einsattelung oder Aufwölbung ist nicht erwünscht. Die Lippen sind straff, gut schließend und von dunkler Färbung.
Das Gebiss
Muss kräftig, gesund und vollständig sein (42 Zähne gemäß der Zahnformel). Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund langstockhaar) hat ein Scherengebiss, d.h. die Schneidezähne müssen scherenartig ineinandergreifen, wobei die Schneidezähne des Oberkiefers scherenartig die des Unterkiefers überschneiden. Auf-, Vor- und Rückbeißen ist fehlerhaft, ebenso größere Zwischenräume zwischen den Zähnen (lückenhafte Stellung). Fehlerhaft ist ebenso die gerade Zahnleiste der Schneidezähne. Die Kieferknochen müssen kräftig entwickelt sein, damit die Zähne tief in die Zahnleiste eingebettet sein können.
Die Nase
Muss schwarz sein.
Die Augen
Sind mittelgroß, mandelförmig, etwas schrägliegend und nicht hervortretend. Die Farbe der Augen soll möglichst dunkel sein. Helle, stechende Augen sind nicht erwünscht, da sie den Ausdruck des Hundes beeinträchtigen.
Die Ohren
Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund Langstockhaar) hat Stehohren von mittlerer Größe, die aufrecht und gleichgerichtet getragen werden (nicht seitwärts eingezogen), sie sind spitz auslaufend und mit der Muschel nach vorn gestellt. Kippohren und Hängeohren sind fehlerhaft. In der Bewegung bzw. in Ruhestellung nach hinten angelegt getragene Ohren sind nicht fehlerhaft.
Der Hals
Der Hals soll kräftig, gut bemuskelt und ohne lose Kehlhaut (Wamme) sein. Die Zuwinkelung zum Rumpf (Horizontale) beträgt ca. 45°.
Die Brust
Soll mäßig breit sein, die Unterbrust möglichst lang und ausgeprägt. Die Brusttiefe soll etwa 45% bis 48% der Widerristhöhe betragen. Die Rippen sollen mäßige Wölbung ausweisen, tonnenförmige Brust ist ebenso fehlerhaft wie Flachrippigkeit.
Der Körper
Die Oberlinie verläuft vom Halsansatz an über den gut ausgebildeten Widerrist und über den zur Horizontalen ganz leicht abfallenden Rücken bis zur leicht abfallenden Kruppe ohne sichtbare Unterbrechung. Der Rücken ist fest, kräftig und gut bemuskelt. Die Lende ist breit kräftig ausgebildet und gut bemuskelt. Die Kruppe soll lang und leicht abfallend (ca. 23° zur Horizontalen) sein und ohne Unterbrechung der Oberlinie in den Rutenansatz übergehen.
Die Rute
Reicht mindestens bis zum Sprunggelenk, jedoch nicht über die Mitte des Hintermittelfußes hinaus. Sie ist an der Unterseite etwas länger behaart und wird in sanft herabhängendem Bogen getragen, wobei sie in der Erregung und in der Bewegung stärker angehoben getragen wird, jedoch nicht über die Horizontale hinaus. Operative Korrekturen sind verboten.
Gliedmaßen
Die Vorhand
Die Vordergliedmaßen sind von allen Seiten gesehen gerade, von vorn gesehen absolut parallel. Schulterblatt und Oberarm sind von gleicher Länge und mittels kräftiger Bemuskelung fest am Rumpf angelagert. Die Winkelung von Schulterblatt und Oberarm beträgt im Idealfall 90°, im Regelfall bis 110°. Die Ellenbogen dürfen weder im Stand noch in der Bewegung ausgedreht werden und ebenso nicht eingedrückt sein. Die Unterarme sind von allen Seiten gesehen gerade und zueinander absolut parallel stehend, trocken und fest bemuskelt. Der Vordermittelfuß hat eine Länge von ca. 1/3 des Unterarmes und hat einen Winkel von ca. 20° bis 22° zu diesem. Sowohl ein zu schräg stehender Vordermittelfuß (mehr als 22°) als auch ein steil stehender Vordermittelfuß (weniger als 20°) beeinträchtigen die Gebrauchseignung, insbesondere die Ausdauerfähigkeit. Die Pfoten: Sind rundlich, gut geschlossen und gewölbt, die Sohlen hart, aber nicht spröde. Die Nägel sind kräftig und von dunkler Farbe.
Die Hinterhand
Die Stellung der Hinterläufe ist leicht rückständig, wobei die Hintergliedmaßen von hinten gesehen parallel zueinander stehen. Oberschenkel und Unterschenkel sind von annähernd gleicher Länge und bilden einen Winkel von ca. 120°, die Keulen sind kräftig und gut bemuskelt. Die Sprunggelenke sind kräftig ausgebildet und fest, der Hintermittelfuß steht senkrecht unter dem Sprunggelenk. Die Pfoten: Sind geschlossen, leicht gewölbt, die Ballen hart und von dunkler Farbe, die Nägel kräftig, gewölbt und ebenfalls von dunkler Farbe.
Das Gangwerk
Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund Langstockhaar) ist ein Traber. Die Gliedmaßen müssen in Länge und Winkelungen so aufeinander abgestimmt sein, dass er ohne wesentliche Veränderung der Rückenlinie die Hinterhand bis zum Rumpf hin verschieben und mit der Vorhand genauso weit ausgreifen kann. Jede Neigung zur Überwinkelung der Hinterhand mindert die Festigkeit und die Ausdauer und damit die Gebrauchstüchtigkeit. Bei korrekten Gebäudeverhältnissen und Winkelungen ergibt sich ein raumgreifendes, flach über den Boden gehendes Gangwerk, das den Eindruck müheloser Vorwärtsbewegungen vermittelt. Bei einem nach vorn geschobenen Kopf und leicht angehobener Rute ergibt sich bei einem gleichmäßigen und ruhigen Trab eine von den Ohrenspitzen über den Nacken und Rücken bis zum Rutenende verlaufende weichgeschwungene und nicht unterbrochene Rückenlinie.
Die Haut
Die Haut ist (lose) anliegend ohne jedoch Falten zu bilden.
Haarkleid
Haar
Der Altdeutsche Schäferhund (Deutscher Schäferhund Langstockhaar) wird in der Haarvarietät Langstockhaar - mit Unterwolle - gezüchtet.
Langstockhaar:
Das Deckhaar soll lang, weich und nicht fest anliegend sein, mit Fahnen an Ohren und Läufen, buschige Hosen und buschige Rute mit Fahnenbildung nach unten. Am Kopf einschließlich des Ohrinnern, an der Vorderseite der Läufe, an Pfoten und Zehen kurz, am Hals länger und stärker behaart, nahezu eine Mähne bildend. An der Rückseite der Läufe verlängert sich das Haar bis zum Vorderfußwurzelgelenk bzw. bis zum Sprunggelenk und bildet an der Rückseite der Keulen deutliche Hosen
Farben:
Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen. Schwarz und grau einfarbig, bei grau mit dunklerer Wolkung, schwarzem Sattel und Maske. Unauffällige, kleine wieße Brustabzeichen sowie sehr helle Innenseiten sind zugelassen, aber nicht erwünscht. Die Nasenkuppe muss bei allen Farbschlägen schwarz sein. Fehlende Maske, helle bis stechende Augenfarbe sowie helle bis weißliche Abzeichen an Brust und Innenseiten, helle Krallen und rote Rutenspitze sind als Pigmentschwäche zu bewerten. Die Unterwolle zeigt einen leichten Grauton. Die Farbe weiß ist nicht zugelassen.
Größe und Gewicht:
Rüden:
Widerristhöhe: 60 cm bis 65 cm.
Gewicht: 30 kg bis 40 kg.
Hündinnen:
Widerristhöhe: 55 cm bis 60 cm.
Gewicht: 22 kg bis 32 kg.
Fehler
Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.
SCHWERE FEHLER: Abweichungen von den vorstehend beschriebenen Rassekennzeichen, die die Gebrauchsfähigkeit beeinträchtigen.
Ohrenfehler:
Seitlich zu tief angesetzte Ohren, Kippohren, Schildspannerstellung der Ohren, nicht gefestigte Ohren. Erhebliche Pigmentmängel. Stark beeinträchtigte Gesamtfestigkeit.
Zahnfehler:
Alle Abweichungen vom Scherengebiss und der Zahnformel soweit es sich nicht um ausschließende Fehler (s.u.) handelt.
Ausschließende Fehler:
Aggressiv oder ängstlich.
Wesensschwache, bissige und nervenschwache Hunde.
Hunde mit nachgewiesener „Schwerer HD“.
Monorchiden und Kryptorchiden, sowie Hunde mit deutlich ungleichen bzw. verkümmerten Hoden.
Hunde mit entstellenden Ohren- bzw. Rutenfehlern.
Hunde mit Missbildungen.
Hunde mit Zahnfehlern bei Fehlen von:
1 mal Prämolar 3 und ein weiterer Zahn, oder
1 Fangzahn, oder
1 Prämolar 4, oder
1 Molar 1 bzw. Molar 2, oder insgesamt 3 Zähne und mehr.
Hunde mit Kiefermängeln:
Rückbiss von 2 mm und mehr.
Vorbiss.
Aufbeißen im gesamten Schneidezahnbereich.
Hunde mit Über- bzw. Untergröße von mehr als 1 cm.
Albinismus.
Die Haarfarbe weiss (auch bei dunklen Augen und Nägeln).
Langhaar (langes, weiches Deckhaar ohne Unterwolle, meist auf der Rückenmitte gescheitelt, Fahnen an Ohren und Läufen und an der Rute).
Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.
HODEN: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
Grundlage des Rassestandards bildet der FCI-Rassestandard des deutschen Schäferhundes, Nr. 166.
Der Weiße Schweizer Schäferhund
Die Geschichte des weißen Schäferhundes ist eng mit der des Deutschen Schäferhundes verbunden. Weiße Schäferhunde gab es nicht erst mit der Reinzucht des Deutschen Schäfer-hundes, sondern schon sehr viel früher. Bereits im 1. Jh. v. Chr. wurde von weißen Hüte- und Herdenschutzhunden berichtet. Diese wurden häufig bevorzugt, da man sie in der Dämmerung und in der Dunkelheit besser von wilden Beutegreifern unterscheiden konnte. Die Schutzhunde waren sehr groß und wogen häufig mehr als 50 kg. Sie schützten das Vieh vor zwei- und vierbeinigen Viehdieben. Die Hüte- und Treib-hunde waren meistens kleiner und wendiger. Sie wogen meistens nicht mehr als 25 kg. Sie waren dazu da, die Herden in die vom Menschen gewünschte Richtung zu treiben. Solche Herdenhunde waren nicht grundsätzlich weiß, aber häufig, wenn dies sinnvoll erschien. Der heute bekannte Deutsche Schäfer-hunde geht auf lokale Schläge deutscher Hütehunde zurück. Einige waren klein und wendig, andere groß und kräftig, die einen kurzhaarig, die anderen zotthaarig. Zu diesen Rassen oder Schlägen gehörten verschiedene altdeutsche Hütehunde wie der Thüringer Schäferhund, der Pommer’sche Schafpudel, Hanauer Hunde, Hütespitze und weitere Rassen bzw Schläge. Rittmeister Max von Stephanitz sah einem Schäfer bei der Arbeit mit seinen Hunden zu. Die Hunde beeindruckten ihn so sehr, dass er mit der Zucht begann. Er züchtete aus verschiedenen Schlägen eine Rasse, die sowohl als Herden- als auch als Gebrauchshund in anderen Gebieten geeignet war. Max von Stephanitz kaufte auf einer Karlsruher Ausstellung am 22.04.1899 den Schäferhundrüden „Hektor Linkshrein“, den er in „Horand von Grafrath“ umbenannte. Noch am Tag der Hundeausstellung gründete Max von Stephanitz mit einigen weiteren Hundefreunden den Verein für Deutsche Schäferhunde. Horand kam stark züchterisch zum Einsatz. Fast alle heute bekannten Deutschen Schäferhunde sind irgendwie mit Horand oder seinem Wurfbruder Luchs verwandt. Horand stammte von dem Frankfurter Züchter Spaarwasser. Die Hunde, die von Stephanitz auswählte, mussten gesund, gutartig, robust, intelligent, lern- und arbeitsfreudig sein. Das Aussehen spielte eine eher untergeordnete Rolle, doch wurden bevorzugt mehrfarbige, stockhaarige und stehohrige Hunde eingesetzt. Allerdings gab es in den Anfängen der Schäferhundezucht neben stockhaarigen Hunden auch lang-, langstock-, kurz- und rauhhaarige Hunde. Ebenso gab es auch melierte, geschimmelte und weiße Hunde, blaue, leberfarbene und andere Farben. 1882 wurden auf einer Ausstellung in Hannover zwei Schäferhunde gezeigt. Einer war der grau-weiß gescheckte Kirass, der andere Greif, der vollständig weiß war. Greif war der Großvater von Horand von Grafrath. Somit kann die Herkunft und Existenz der weißen Schäferhunde klar genetisch belegt werden. Weiß ist zwar keine typische Farbe des Deutschen Schäferhundes, aber sie kommt auch heute noch durchaus gelegentlich vor. Unter Horands Nachkommen waren immer wieder weiße Hunde. Oder sie vererbten das weiße Gen rezessiv an ihre Nachkommen weiter. Ein direkter Nachkomme von Greif und Horand war der weiße Rüde Berno von der Seewiese, der 1913 geboren und als zweiter weißer Schäferhund im Zuchtbuch des SV registriert wurde – damals war der weiße Schlag noch zugelassen. Im selben Wurf lag die weiße Hündin Berna von der Seewiese. Bereits vor diesen beiden weißen Schäferhunden wurde 1913 die weiße Schäferhündin Lotte von Burg Eltz als erster weißer Schäferhund im SV-Zuchtbuch registriert.
Mit der Zeit wurden weiße Schäferhunde mehr und mehr ausgegrenzt. Zum einen wohl aus rein optischen Gründen, zum anderen wurde ihnen fälschlicherweise angedichtet, an sämtlichen genetischen Fehlern, die in der Zucht auftraten, schuld zu sein. 1933 wurde die weiße Farbe schließlich ganz aus dem Standard des Deutschen Schäferhundes gestrichen. Weiße Schäferhunde wurden nicht mehr auf Ausstellungen gezeigt und auch nicht mehr in der Zucht zugelassen. Allerdings hielt sich die Natur nicht an diese neuen Vorschriften, und so fallen bis zum heutigen Tage in manchen Linien weiße Welpen. Das ist nun wieder nicht verwunderlich, da die weißen Gene durch Greif in der Rasse verankert sind. Leider wurden fast alle weißen Welpen auf der Stelle von den „Züchtern“ ermordet. In der Folge verschwanden die weißen Schäferhunde – mit Ausnahme von Großbritannien, wo es immer weiße Schäferhunde gegeben hat – aus Deutschland und Europa. Es ist amerikanischen und kanadischen Züchtern zu verdanken,