Schamanische Schöpferkraft - Alberto Villoldo - E-Book

Schamanische Schöpferkraft E-Book

Alberto Villoldo

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  • Herausgeber: Ansata
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Der »heilige Traum« ist das Herzstück schamanischer Weisheit: eine kraftvolle Vision, die das Potenzial hat, den Menschen zu seinem wahren Lebenssinn zu führen. Wie wir diesen Traum lebendig werden und uns von ihm leiten lassen, zeigt der weltberühmte Schamanismus-Experte Alberto Villoldo. Veranschaulicht durch spannende Erfahrungsberichte und anhand von praktischen Übungen wird es möglich, blockierende Glaubensmuster loszulassen und grenzenlose innere Freiheit zu erleben. Als bewusste Schöpfer unseres eigenen Schicksals können wir unsere verborgene Lebensvision erkennen und zu voller Blüte bringen!

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Seitenzahl: 237

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ALBERTO

VILLOLDO

SCHAMANISCHE

SCHÖPFER KRAFT

Wie wir unsere Lebensvision Wirklichkeit werden lassen

Aus dem Amerikanischen übertragen von

Karin Weingart

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »The Heart of the Shaman. Stories & Practices of the Luminous Warrior« bei Hay House Inc. USA

Die Verlagsgruppe Random House weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Erste Auflage 2019

Copyright © 2018 by Alberto Villoldo

Originally published in 2018 by Hay House Inc. USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by Ansata Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung von Motiven von © Monthira / shutterstock & © letoosen / Adobe Stock

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-24197-1V001

www.ansata-verlag.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

Für La Loba,

Kriegsgöttin,

Hüterin der Träume

Betrachte ich einen Stern am Himmel,

sehe ich die Feuer alter Kulturen,

mutige Männer und Frauen

auf einer Reise in die Unendlichkeit.

In Schönheit träumen wir

neue Welten herbei.

Alberto Villoldo

Inhalt

Einführung

Kapitel 1

Anders träumen

Kapitel 2

Vom Wesen der Zeit

Kapitel 3

Alte Träumer und geheimnisvolle Zivilisationen

Kapitel 4

Ein Traum – eine Legende

Kapitel 5

Aufwachen!

Kapitel 6

Den Traum von der Sicherheit transformieren, das »Ich bin« entdecken

Kapitel 7

Den Traum von der Beständigkeit transformieren, die Unendlichkeit entdecken

Kapitel 8

Den Traum von der bedingungslosen Liebe transformieren, die Furchtlosigkeit entdecken

Kapitel 9

Die Welt herbeiträumen

Zum Schluss

Die Alltagspraxis des leuchtenden Kriegers

Dank

Über den Autor

Einführunug

Die Schamanen der Anden haben sich in den Dienst eines heiligen Traumes gestellt – eines Traumes, der die Planeten über den Himmel geleitet und das Geschick der Menschen lenkt. Der heilige Traum stellt eine Landkarte der Zukunft dar, die allerdings keine Wege aufweist, denen du folgen kannst, sondern nur die Pfade zeigt, die du selbst anlegst. Diese Karte ist flüchtig, verändert sich von einem Moment zum nächsten, verblüfft dich nach jeder Wendung – genau wie ein Traum.

Die Männer und Frauen, die diesem heiligen Traum dienen und ihn beschützen, bezeichnet man als leuchtende Krieger. Sie haben weder in dieser Welt Feinde noch in der nächsten und verfügen über immense Ressourcen.

Der heilige Traum offenbart die inhärente Ordnung des Universums. Er zeigt sich in den Jahreszeiten, in der Bestäubung der Blüten durch die Bienen, in der Verbundenheit aller Lebewesen und in ihren Beziehungen zueinander. In dieser Weisheit züchteten, kreuzten und kultivierten die Schamanen im alten Peru ihre Süßgräser, bis es schließlich mehr als 400 Maissorten gab. Anhand ihrer Beobachtungen des Nachthimmels sagten sie Sonnen- und Mondfinsternisse Jahrzehnte im Voraus vorher. Und weil sie begriffen, dass sie Teil eines Planes waren, der weit über sie hinausging, erfüllten sich ihre Herzen ganz natürlich mit einem Sinn für bedeutsames Handeln und erstrebenswerte Ziele.

Sobald wir uns des heiligen Traumes bewusst werden, erkennen wir, dass das Universum nicht aus toten Felsen besteht, die durchs Weltall rumpeln, aus lebloser Energie oder der dunklen Materie, von der die Naturwissenschaften sprechen. Vielmehr begreifen wir, dass der Kosmos etwas Pulsierendes, mit Bewusstsein Ausgestattetes ist, das sich danach sehnt, Schönheiten hervorzubringen wie blau-grüne Planeten, Spiralgalaxien und die mehr als zwanzigtausend Schmetterlingsarten, die es auf der Erde gibt.

Jedem von uns wurde ein Fragment des heiligen Traumes gegeben, damit wir es bewahren und auf unsere ganz eigene Art und Weise zum Ausdruck bringen. Sollten wir jedoch vergessen, dass wir einen wesentlichen, notwendigen Teil des heiligen Traumes verkörpern, gerät unser Leben in eine Abwärtsspirale, die schließlich ins Chaos führt, und unsere persönlichen Träume werden zu Albträumen.

An die Stelle des heiligen Traumes haben viele die Träume von Ruhm und Reichtum, von Macht und Facebook-Likes gesetzt. Doch sehen wir uns inzwischen globalen Krisen gegenüber – angefangen beim Klimawandel über das Artensterben bis hin zu Krieg, Hungersnöten, Krankheiten und Seuchen –, die uns in aller Dringlichkeit auffordern, einen ganz anderen Traum zu träumen – für uns und die Welt.

Der heilige Traum ruft uns. Und in diesem Buch werde ich dir erklären, wie du aus dem Schlummer aufwachen kannst, in dem du lebst und mit offenen Augen träumst, damit dir in Zukunft alle Möglichkeiten offenstehen.

Du findest deinen heiligen Traum, indem du drei der gewöhnlichen Träume transformierst, die viele von uns für echt und wahr halten und aus denen sie scheinbar nicht aufwachen können: den Traum von der Sicherheit, den Traum von der Beständigkeit und schließlich den Traum von einer bedingungslosen Liebe. Sobald du diese Träume transformierst – also akzeptierst, dass sich das Leben permanent verändert, dass du unweigerlich sterben wirst und nur du selbst dich von Ängsten und Unsicherheit befreien kannst –, ordnet sich das Chaos in deinem Leben und weicht der Schönheit.

Sobald du deinen heiligen Traum gefunden hast, erhältst du Zugang zur schöpferischen Kraft des Universums, die den Schamanen als Urlicht bekannt ist, damit du Schönes erschaffen und nicht nur dich heilen kannst, sondern auch andere. Dann wirst du zu einem leuchtenden Krieger. Du lebst in Furchtlosigkeit, weißt die Antwort auf die Frage »Wer bin ich?« und kennst die Wege, die über den Tod hinaus in die Unendlichkeit führen.

Auch du bist ein leuchtender Krieger – genau wie die Schamanen der Anden, die Laika. Denn du traust dich, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, die universellen, das Leben bejahenden Werte hochzuhalten und couragiert zu handeln, Tag für Tag.

All das wird dir nach der Lektüre dieses Buches gelingen. Die Übungen auf den folgenden Seiten unterstützen dich bei der Erschaffung deines heiligen Traumes und helfen dir beim Aufbau einer von Mut und Visionen durchdrungenen Zukunft.

In einer Zeit, in der wir nur im Schlaf träumen, in der Feigheit als ehrenwert, die Post-festum-Analyse als weise gilt und die Spiritualität völlig blutleer geworden ist, sind diese Übungen des leuchtenden Kriegers unverzichtbar.

Sie werden dir helfen, Licht und Frieden in deine Welt zu bringen und deinen Anteil am höheren heiligen Traum der Menschheit zu entdecken.

Alberto Villoldo

Kapitel 1

Anders träumen

Es gibt dreierlei Arten von Wachtraum: Albtraum, Tagtraum und heiliger Traum. Bei der Erfüllung deiner Mission hier auf der Erde kann dir nur Letzterer helfen. In einem heiligen Traum zu leben setzt die Erkenntnis voraus, dass Tagträume zwar angenehm sein können, aber zu Albträumen werden, sobald sich die Lebensumstände verändern. Und was die Albträume betrifft, die wir alle so gern vermeiden würden: Jeder von ihnen hat einmal als Tagtraum begonnen, dessen Haltbarkeitsdatum inzwischen allerdings längst überschritten wurde und der schlecht geworden ist – wie Käse, der zu lange im Kühlschrank lag.

Zu einem Alb- kann sich sowohl der Tagtraum einer Liebesbeziehung entwickeln wie der eines bestimmten Arbeitsplatzes, der anfänglich so verführerisch wirkte, dann aber zu einem schwarzen Loch wurde, aus dem man partout nicht mehr herauskommt. Ein Freund von mir hat einmal gesagt: »Mein Job ist wie ein böser Traum, aus dem ich liebend gern aufwachen würde. Aber ich brauche ja den Schlaf.« Der Albtraum lässt kaum Hoffnung, dass sich etwas ändern könnte. Bist du darin gefangen, glaubst du womöglich, angesichts deines zunehmenden Alters seien gesundheitliche Zipperlein normal, und gewöhnst dich einfach daran, oder du hältst die Langeweile und den Frust deines Jobs beziehungsweise deiner Ehe für den Preis, den man für Sicherheit nun einmal berappen müsse. Vielleicht gelangst du auch zu der Überzeugung, du könntest nichts gegen die politisch-gesellschaftliche Spaltung in deinem Land oder gegen die zunehmende Gewalt in der Welt tun. Der Albtraum lähmt dich. Falls du Bekannte hast, die depressiv sind, kannst du mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sie in einem Albtraum gefangen sind, den sie mit der Wirklichkeit verwechseln und von dem sie nicht wissen, wie sie ihm entkommen sollen.

Sind wir in einer toxischen Beziehung gefangen, stellen wir uns über kurz oder lang vor, wie es anders sein könnte, und bringen unser gesamtes Konzentrationsvermögen auf, um uns eine alternative Realität zu erschaffen. Wir stellen uns vor, jemand Leichtfüßiges, Fröhliches träte an unsere Seite und damit zugleich auch die Chance, das Leben zu führen, das uns bislang entgangen ist. Eines Tages dann büxen wir mit unserer neuen Liebe aus – nur um zu erkennen, dass auch dieser Tagtraum ein Verfallsdatum hat.

Tagträume sorgen dafür, dass du weiterhin nach etwas außerhalb deiner selbst suchst, um dich heil und vollkommen fühlen zu können.

Dein nächster Tagtraum kann im Gewand deiner Hoffnungen und Sehnsüchte auftreten, in Form des Ziels, dein Leben in Ordnung zu bringen. Das Erstellen einer Liste mit allem, was du schon erreicht hast, der Plan, an deiner Beziehung zu arbeiten, oder Überlegungen, wie du die Bedingungen dafür schaffen kannst, dass sich dein Leben zum vermeintlich Besseren wendet – das hört sich alles vielversprechend an, kann aber ebenfalls zum Albtraum werden. Denn auch wenn du Job oder Partner wechselt, dir das gewünschte Haus oder Auto kaufst, bist du am Ende womöglich immer noch unzufrieden und findest deine Erfüllung nicht darin. Na, du verstehst schon, was ich meine: Das ganze Listenerstellen und schwere Schuften hat dich geradewegs in den Frust zurückgeführt.

Der Tagtraum veranlasst dich, aus dem Augenwinkel nach deinem wahren Seelengefährten zu schielen, obwohl du schon in einer Beziehung lebst. Er bewegt dich dazu, permanent nach einem neuen Guru, einer neuen Diät, einer neuen Wellnessanwendung Ausschau zu halten und dich zu fragen, was du dir womöglich alles entgehen lässt.

Ich selbst habe auch so einen Tagtraum gelebt, aus dem ein Albtraum geworden ist. In meinen Dreißigern traf ich jemanden, und wir dachten, wir hätten uns ineinander verliebt. Wir glaubten, die Liebe würde uns glücklich machen und all unsere Probleme lösen. Nun, da ich meine Seelengefährtin gefunden hatte, war ich überzeugt, ich würde für immer glücklich sein. Schließlich hatte ich ja mein ganzes Leben lang auf sie gewartet, dachte ich. Und dann wachte ich eines Tages auf und fragte mich: Wer ist denn die Frau da in meinem Bett? Doch bestimmt nicht die, die ich geheiratet habe, oder? Der Tagtraum hatte sich in einen meiner schlimmsten Albträume verwandelt. Ein Glück nur, dass wir keine Kinder hatten! Denn wir gingen im Groll auseinander und schoben uns gegenseitig die Schuld für das Scheitern unserer Ehe in die Schuhe. Vielleicht hattest du einen ähnlichen Albtraum ja auch einmal?

Tagträume mögen dir harmlos vorkommen oder eventuell sogar ganz angenehm sein, enden aber fast immer in einer Katastrophe. Und ein Tagtraum, der sich nicht als Albtraum entpuppt, wiegt uns womöglich im Gefühl der Behaglichkeit, lässt uns aber nicht wachsen – und führt letztlich dazu, dass wir das Leben als fad und sinnlos empfinden. Manchmal narren uns Tagträume auch, und zwar, indem sie sich als mutige Träume – die immer die lohnendsten sind – tarnen, diese jedoch verhindern. Dann meinen wir ein bedeutsames, sinnvolles Leben zu führen und erkennen eines Tages, dass es überhaupt nicht an dem ist.

Woran du erkennst, dass du dein Leben unter dem Einfluss eines Tagtraumes führst?

Tagträume beinhalten immer eine Verabredung beziehungsweise eine Vereinbarung, die du mit dem Leben schließt – und zwar nach dem Muster »Wenn …, dann …«.

»Wenn ich erst einmal mehr Geld habe, dann verliere ich meine Angst.« »Wenn ich erst einmal glücklich bin, dann kann ich auch Dankbarkeit empfinden.« »Wenn wir erst einmal eine neue politische Führung haben, dann werden wir auch einen ernsthaften Dialog führen können.« Oder: »Wenn ich erst einmal die wahre Liebe, meine eigentliche Berufung, das perfekte Haus, den Superjob gefunden habe, dann werde ich …«

Vor einigen Jahren wurde mir vom Arzt eine dramatische Diagnose gestellt. Auf meinen Reisen durch das Amazonasgebiet hatte ich mir zig verschiedene Parasiten zugezogen. Bis dahin war ich überzeugt gewesen, dass zwar andere Menschen alterten oder erkrankten, aber ich doch nicht. Nun jedoch war ich selbst beinahe todkrank und fühlte mich wie ein alter Mann. Ich betete zu Gott: »Wenn ich erst einmal wieder gesund bin, dann werde ich mein Leben in den Dienst anderer stellen und ihnen helfen.«

Gott aber mag solche Deals nicht. Doch als ich den »Wenn, dann«-Vertrag umdrehte, begann ich aufzuwachen.

Denn ich erkannte:

Sobald ich dankbar bin, bin ich auch zufrieden.Sobald ich mein Leben der Dienstbereitschaft widme, werde ich gesund.Sobald ich mich verpflichte, stets die Wahrheit zu sagen, werde ich zu einer echten Führungspersönlichkeit.

Bevor ich wieder gesund werden konnte, musste ich mein Leben umwidmen, es einer Mission weihen, die über mich hinauswies. Ich musste den Albtraum der Erkrankung transformieren, um den heiligen Traum entdecken zu können, der meinem Leben einen neuen Sinn gab, auch wenn ich keine Garantie dafür hatte, dass ich wieder gesund würde und mir noch ein langes Leben bevorstünde.

Ein heiliger Traum verleiht deinem Leben eine Richtung, in der es nicht einfach nur darum geht, nicht zu sterben oder Unbehagen zu vermeiden und dabei noch einigermaßen zufrieden zu sein. Vielmehr ermutigt er dich, die Mysterien des Lebens und der Liebe zu erkunden, dir einen Eindruck von einer Wirklichkeit jenseits des Todes zu verschaffen und eine zeitlose Wahrheit für dich zu entdecken. Der heilige Traum setzt voraus, dass du kühn und couragiert agierst und nicht in das gesellschaftliche Konsensgequatsche einstimmst – das von allen Bejahte und von niemandem Infragegestellte –, obwohl es sich dabei doch bloß um ein populäres Märchen handelt, das uns zu Tagträumen veranlasst, die sich in Albträume verwandeln.

Woran du erkennst, dass du auf einen heiligen Traum gestoßen bist?

Daran, dass er viel größer ist als du und dass es dir unmöglich vorkommt, alles, was du dir vornimmst, auch erreichen zu können. Ein heiliger Traum katapultiert dich auf eine Mission, wie es zum Beispiel bei Martin Luther King jr. und Mahatma Gandhi der Fall war. »Aber ich bin doch kein Gandhi«, wirst du vielleicht einwenden. Stimmt. Und du musst dir ja auch nicht das Ziel setzen, eine Milliarde Menschen in die Freiheit zu führen. Was aber, wenn deine Bestimmung in etwas weit Größerem bestehen würde, als du es dir bislang vorgestellt hast?

Solltest du krank, traurig oder depressiv sein, wirst du dich schwertun, einen heiligen Traum zu finden. Unter diesen Umständen fallen deine Träume viel kleiner aus. Dann genügt es dir schon, deinen alten Daseinszustand zurückzugewinnen. Ich erinnere mich noch gut an meine Heilkrise, als ich schon nach 50 Schritten völlig erschöpft war. Zu der Zeit habe ich nur davon geträumt, wieder um den Block gehen zu können, ohne anschließend total k.o. zu sein. Doch ich war zu dem größeren Traum berufen, anderen zu Diensten zu sein, auf welche – bescheidene – Weise auch immer. Aber wie sollte das gehen, wo ich doch kaum aus dem Bett kam und die Ärzte ernsthaft bezweifelten, dass ich je wieder zu einer meiner geliebten Bergwanderungen würde aufbrechen können? Doch da erkannte ich: Sobald du einen heiligen Traum hast, schlägt sich das Universum aktiv auf deine Seite, damit das Unmögliche möglich wird. Es versieht dich mit Energien und Fähigkeiten, die dir vorher nie zur Verfügung standen. Bald konnte ich tatsächlich wieder einen Spaziergang um den Block machen, und heute bin ich auf der ganzen Welt unterwegs, um ins Leben aller, denen ich begegne, mehr Schönheit zu bringen – das Herschenken (»Give-away«) von Schönem zu praktizieren, das ich später noch näher erläutern werde.

Die Entdeckung des heiligen Traumes setzt eine gehörige Portion Mut voraus. Denn du kannst dann kein passiver (und ängstlicher) Zuschauer mehr sein, der das bedeutsame Leben beobachtet, das die anderen führen. Und an deiner Haustür klingeln wird der heilige Traum auch nicht: Du musst schon bereit sein, dein gewohntes Umfeld zu verlassen, und dich auf die Suche begeben. Und du darfst deine persönliche Integrität nicht gefährden, darfst dich nicht verführen lassen, den »einfachen Weg« zu wählen. Denn der heilige Traum fordert dich auf, der Lüge entgegenzutreten, dein Tagtraum wäre ausreichend, um dir auf Dauer ein gutes Gefühl zu geben.

Aus allen diesen Gründen wird der heilige Traum auch als Weg des leuchtenden Kriegers bezeichnet.

Der Ausbruch aus dem Tagtraum

Die folgende Übung wird dir helfen, die »Wenn, dann«-Gleichung hinter dir zu lassen und den Kampf gegen einen Tagtraum zu beenden, der sich allmählich in einen Albtraum verwandelt. Das geht, indem du die mit dir selbst geschlossene Vereinbarung aufkündigst, in der du festgelegt hast, ab wann du glücklich oder gesund sein beziehungsweise innere Ruhe gefunden haben wirst. Deine Wünsche sollten nie an Bedingungen irgendeiner Art gekoppelt sein.

Ergänze die folgenden Sätze so, dass du die drei Hauptvereinbarungen mit dir erkennst, die du gleich heute noch aufkündigen solltest:

Wenn ich ____________________________________, dann werde ich ________________________________.Wenn ich ____________________________________, dann werde ich ________________________________.Wenn ich ____________________________________, dann werde ich ________________________________.

Ginge es in diesem Buch um die Verbesserung deines persönlichen Wohlbefindens, könnten wir es an dieser Stelle bereits gut sein lassen. Denn dann hättest du jetzt eine einfache Formel an der Hand, die dich glücklich machen würde. Aber hier geht es nicht nur um Tagträume und das Erwachen aus dem Albtraum, den du lebst, sondern vielmehr um die Entdeckung deines heiligen Traumes.

Schau dir die Vereinbarungen, die du mit dir getroffen hast, jetzt noch einmal an. Warst du dir ihrer eigentlich bewusst?

Streiche dann den ersten Teil der Sätze und formuliere den zweiten so um, dass er »Ich werde …« lautet.

Ich werde ____________________________________.Ich werde ____________________________________.Ich werde ____________________________________.

Damit hast du neue Ziele formuliert, die du zudem exakt in diesem Moment erreichen kannst. Meine Ziele damals lauteten:

Ich werde dankbar sein. Ich werde mein Leben in den Dienst der Menschen stellen.Ich verpflichte mich, stets die Wahrheit zu sagen.

Anders als bei sonst üblichen Zielen musst du bei diesen nicht lange überlegen, wie du sie erreichen willst. Vielmehr bekennst du dich zu ihnen und nimmst jede Gelegenheit wahr, sie praktisch umzusetzen. Indem du dankbar bist. Indem du deine Dienstbarkeit unter Beweis stellst. Indem du die Wahrheit sagst. Und so weiter und so fort. Die Ausreden, weshalb du das Leben, das du dir wünschst, noch nicht führen kannst, sollten jetzt endgültig der Vergangenheit angehören.

Bitte überspring diese erste Übung auf gar keinen Fall, denn sie ermöglicht es dir, die drei Albträume zu identifizieren und zu transformieren, die dir bei der Entdeckung deines heiligen Traumes helfen werden.

Das Ende unserer kollektiven Albträume

Aus dem Tagtraum der Sicherheit ist der Albtraum der Unsicherheit geworden: Was kann dir in einer gefährlichen Welt Schutz bieten?Aus dem Tagtraum der Beständigkeit und Dauerhaftigkeit ist der Albtraum des Todes geworden: Warum muss alles enden, auch dein Leben?Aus dem Tagtraum einer Liebe ohne Wenn und Aber ist der Albtraum einer an Bedingungen gekoppelten Liebe geworden: Wie findest du den einen Menschen, den du liebst und der dich genauso liebt, wie du bist?

Diese drei Albträume sind nicht bloß individueller Natur, sondern fest in unserer modernen Gesellschaft verankert. Sicherheit, Gesundheit und Liebe wünschen wir uns ja alle und können, scheint’s, gar nicht genug davon bekommen. Doch am Ende leben wir in Angst und gefühlter Unsicherheit, suchen in einer Welt, die sich unserer Kontrolle entzieht, vergebens nach Sicherheit. Nicht weniger als den Tod selbst fürchten wir die Zeugnisse dafür, dass wir ihm langsam, aber sicher entgegenschlittern, und wünschen uns verzweifelt, die Zeichen des Alterns und Verfalls ignorieren zu können. Aus Angst vor Ablehnung bleiben wir einsam und ungeliebt zurück. Um in Beziehungen auf gar keinen Fall mehr zu geben, als wir bekommen, gehen wir auf Nummer sicher – und machen sie damit über kurz oder lang kaputt. In genau diesen Albträumen landen wir schließlich – obwohl wir doch so bemüht sind, uns Schmerzen zu ersparen und glücklich zu werden.

Sobald wir beginnen, diese Albträume einzeln zu analysieren, geraten wir auf eine Erkundungsreise, an deren Ende wir unseren heiligen Traum entdecken können – nach dem sich im Übrigen die meisten von uns sehnen. Wie Parzival zu Zeiten von König Artus können auch wir den Heiligen Gral entdecken – unseren heiligen Traum. Dafür müssen wir aber tapfer sein und statt des bereits von vielen Füßen breitgetretenen Pfades, der nie zum Erfolg führt, den unmarkierten Weg zum Schloss wählen.

Bleibst du deiner Suche treu, wird sich dir dein heiliger Traum offenbaren. Und du wirst zu einem leuchtenden Krieger. Wie schwer die Herausforderung auch sein mag, mit der du es zu tun bekommst: Auf deinem Weg werden dir ungeahnte spirituelle Ressourcen zur Verfügung stehen, die es dir ermöglichen, all deinen Mut zu fassen und deine Bestimmung anzunehmen. Sie besteht darin, im Einklang mit dem Spirit eine neue Welt herbeizuträumen.

Der heilige Traum, der sich dir zeigen wird, besteht aus Licht. Aus reinstem Licht, das keinerlei Gestalt besitzt – und doch die Quelle aller Formen darstellt, die uns umgeben. Im heiligen Traum ist das Licht die wahre Natur des Wassers, der Erde, des Feuers und des Windes. In dem Maße, in dem du den heiligen Traum erkundest, wird dir klar, dass sogar Planeten und die Sonne nicht weniger als Bäume und Wale aus dick in Materie verpacktem Licht bestehen. Licht ist der »Urstoff« des Universums, dem die Weisen Gestalt verleihen, indem sie »die Welt herbeiträumen« – nicht viel anders als der Töpfer, der aus Tonerde und Wasser eine Schüssel gestaltet.

Den Weisen der Anden war das Licht des heiligen Traums, das auch Urlicht genannt wird, als Ti bekannt. Hört sich kompliziert an, ich weiß. Aber schauen wir mal weiter.

Unsere Tagträume verwandeln sich über kurz oder lang in Albträume. Selbst die besten schlagen irgendwann um. Und die erste Übung zur Transformation dieser Albträume besteht darin, die »Wenn, dann«-Verträge, die wir mit uns selbst geschlossen haben, mit sofortiger Wirkung zu kündigen.

Nun möchte ich dich bitten, die »Wenn, dann«-Übung durchzuführen – jetzt gleich. Mit deinen Willenserklärungen »Ich werde …« beginnst du, aus deinen Tagträumen aufzuwachen. Lies bitte erst danach weiter.

Mit der Befreiung aus deinem alten Vertrag beginnt eine Reise, auf der du deinen heiligen Traum finden und die Kraft des Ti entdecken wirst.

Wow, sagst du vielleicht, das hört sich ja gar nicht schlecht an, fast so gut wie ein Sechser im Lotto: Ich entdecke meinen heiligen Traum und bekomme obendrein noch die Schlüssel zur unbeschränkten Kraft der Schöpfung zugesteckt. Ich werde zu einem leuchtenden Krieger, der keine Feinde kennt. Nee, echt nicht übel.

Und dann erkennst du, dass damit der Auftrag verbunden ist, Schönes zu erschaffen, Leiden zu beenden, Welten zu erträumen – beginnend mit deiner eigenen.

Die Kraft von Ti

Während meines Anthropologiestudiums habe ich gelernt, dass sich die Inka für die Kinder der Sonne hielten. Später dann stellte sich heraus, dass das nicht ganz stimmt. Wohlmeinenden Akademikern war ein Fehler unterlaufen. Ti ist nämlich das Licht, und der Sonnengott der Inka hieß Inti. Dieser Ausdruck bezeichnet die Sonne in der Mittagszeit, wenn das Licht am stärksten ist – im Unterschied zum jungen Licht des frühen Morgens oder der nachlassenden Helligkeit bei Sonnenuntergang. Die Sonne ist die Quelle des Lichts, aber nicht das Licht selbst. Ebenso wenig, wie die Taschenlampe der Lichtstrahl ist. Du darfst ja auch nicht vergessen: Bis vor relativ kurzer Zeit wussten wir noch gar nicht, dass die Sonne ein Ball aus glühendem Plasma ist, der 1,3 Millionen Planeten von der Größe der Erde umfassen könnte. Viele indigene Völker nehmen die Sonne als ein Loch im Himmel wahr, durch welches das Licht fällt und unsere Welt beleuchtet.

Die Inka hielten sich für die Kinder von Ti. Ti unterscheidet sich von der Sonne wie der Feuerschein von einem brennenden Holzscheit. Das Wort Ti wird mit alten Örtlichkeiten assoziiert, zum Beispiel dem Titicacasee auf dem Dach der Wel, oder mit Paititi, der Verlorenen Gold-Stadt der Inka, und Tiwanaku, dem Zeugnis der ältesten Kultur der Anden.

Der Überlieferung nach besteht die Kraft von Ti unter anderem darin, Schönes zu erschaffen, Kranke zu heilen und neue Galaxien hervorzubringen. Dies ist die Kraftquelle der Schamanen. Doch unsachgemäß eingesetzt kann sie auch zerstörerisch wirken.

Der heilige Traum, heißt es, bestehe aus dem Licht von Ti, und um sich daran zu erinnern, genüge es vollkommen, bei Tagesanbruch in die Sonne oder nachts in einen schimmernden Stern beziehungsweise in ein Feuer zu schauen. Ti stellt einen Plan der Geschicke des Kosmos sowie jedes einzelnen Lebewesens dar. Eine Blaupause für unsichtbare Lichtstädte, für Frieden und Schönheit im gesamten Kosmos. Doch dieser Ausgang ist keinesfalls in Stein gemeißelt; eine Garantie besteht nicht dafür. Voraussetzung ist vielmehr, dass jeder von uns sich seines Teils des Traumes von dieser möglichen Zukunft annimmt und Sorge trägt, ihn zu realisieren.

Als Pachacútec Yupanqui, der neunte Herrscher über das Inkareich, noch ein junger Mann war, begab er sich auf eine Visionssuche in die Berge. Auf dem Weg nach Cusco hielt er an einer unter dem Namen Susurpuqio bekannten magischen Quelle an. Als er, um seinen Durst zu stillen, einen Eimer in das Wasser tauchte, wurde er von einem Lichtschein geblendet, und eine Stimme legte ihm seine Bestimmung dar: die Ausweitung des Inkaterritoriums zum größten Königreich, das es auf amerikanischem Boden je geben würde. Als »Reich der Sonne« sollte es in den Anden eine tausendjährige Friedensperiode einleiten. Doch würde Pachacútec Yupanqui auch vor große Herausforderungen gestelltwerden. Bei seiner Rückkehr nach Cusco musste er feststellen, dass sich das Volk der Chanka, schon seit Langem mit den Inka verfeindet, anschickte, in die Stadt einzudringen. Wie alle gesunden Männer hatte auch sein Vater Cusco bereits verlassen.

Pachacútec Yupanqui verstand, was von ihm verlangt wurde, wusste aber nicht, wie er es anstellen sollte. In der Stadt waren nur noch die Alten und ein paar Straßenjungen verblieben. Diesen bunten Haufen versammelte Pachacútec Yupanqui um sich und griff die nichts ahnenden Chanka an, die sich auf der Festung Sacsayhuamán oberhalb von Cusco verschanzt hatten. Der Legende nach wurden die Steine wie vonZauberhand lebendig und schleuderten sich ganz von selbst den Eindringlingen entgegen, die sich auf ihre Ländereien am anderen Ufer des Apurímac flüchteten. Dabei gab es keinen einzigen Toten.

Pachacútec Yupanqui wurde zum Leitbild des leuchtenden Kriegers, der auf spirituelle Ressourcen zurückgreifen kann, wenn er der Bestimmung nachkommt, die seinem heiligen Traum entspricht.

Wie dereinst Pachacútec Yupanqui offenbart das Urlicht auch uns den heiligen Traum und unsere Bestimmung. Und wie Pachacútec Yupanqui müssen auch wir uns schier unüberwindlichen Herausforderungen stellen. Dann sind wir aufgefordert, darauf zu vertrauen, dass Ti uns genau die außergewöhnliche Hilfe zuteilwerden lässt, die wir benötigen.

Die Schamanen wissen, dass alles Lebendige aus hochkomprimiertem, fest zu Materie gebündeltem Licht besteht. Und je freigebiger sie ihr Licht mit anderen teilen, desto mehr befreien sie sich aus den Albträumen, von denen diejenigen gequält werden, die in einem einengenden Traum von persönlicher Bereicherung oder Bequemlichkeit gefangen sind.

Wegen seiner unendlichen Großzügigkeit waren die frühen Völker versucht, Ti anzubeten. Die Inka jedoch erkannten, dass man das Urlicht nicht als Gott verehren kann. Denn das würde ja bedeuten, die eigene Natur – zu Fleisch und Blut komprimiertes Licht – zu verleugnen. Sobald du dein wahres Wesen begreifst, strahlst du ganz aus dir selbst heraus, genau wie die Sonne. Und der Sonne vergleichbar, die das Einzige ist, was keinen Schatten wirft, wirst du deine dunklen Seiten und die unerlösten Teile deiner Psyche nicht länger auf andere projizieren müssen.

Im Zuge meiner Heilreise habe ich begriffen, dass ich, wie alle anderen Menschen auch, aus dem Urlicht bestehe. Seither badet jede Zelle meines Körpers in diesem Wissen und genießt es. Vergesse ich es einmal kurz, zieht sich alles in mir zusammen. Mit einem Mal frage ich mich, wer ich bin, was ich da gerade mache und wohin sich mein Leben entwickeln soll. Überall um mich herum sehe ich plötzlich Kontroversen, die ich meine, ausfechten zu müssen. Wann immer ich das erlebe, versuche ich zur Ruhe zu kommen, mein inneres Licht wiederzufinden und mir vor Augen zu führen, dass meine Natur identisch ist mit der des Urlichts. Ich bin das Licht.

Das Urlicht umfasst grenzenlose Ressourcen, die dir jetzt zur Verfügung stehen und es dir erlauben, Schönes zu erschaffen, wie immer du magst. Manche heilen, andere lehren, Dritte spenden Sterbenden oder Kranken Trost. Wieder andere bringen herrliche Ideen hervor, träumen etwa Städte in den Wolken herbei wie Machu Picchu oder studieren die Bewegungen der Sterne.

Religiöse Lehren versus spirituelle Weisheit