Schattenkartell - Die Insel - Nudio - E-Book

Schattenkartell - Die Insel E-Book

Nudio

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Beschreibung

Nach dem Erfolg von Schattenkartell setzt der Autor noch mal nach. In der Wirtschaftskrise des zerfallenden Europas, die mit dem Brexit begann, suchen einige Menschen Arbeit im Wohlstand der asiatischen Staaten. Insbesondere im erotischen Entertainment sind Europäer sehr gefragt. So zog es auch Nudio dort hin. Als Show-Sklave hat er allabendlich Auftritte vor verwöhntem weiblichen Publikum. Dort lernt er auch Veronique kennen und die beiden werden die Showstars des Abendprogramms eines der größten SM-Klubs. Doch dann werden die Behörden auf Nudio und seine Partnerin aufmerksam. Ihnen wird Seiten der Justiz ein unmoralisches Angebot gemacht, das sie aber nicht ablehnen können: Show-Folter in einem Land, in dem Folter verboten ist, um dennoch Angeklagte zu Geständnissen zu bewegen. Nudio hat es geschafft die Geschichte aus Schattenkartell so weiter zu erzählen, dass es nicht einfach nur eine Fortsetzung ist, sondern eine eigenständige Geschichte mit einer gänzlich neuen Handlung. Interessant ist dieses Buch für alle, die gerne eindeutige aber nicht platte Unterhaltung im BDSM-Kontext lesen. Textauszug: Das Entriegeln der Zellentür holte uns aus dem Schlaf. Ich blinzelte. Helles Licht ergoss sich aus dem Oberlicht auf unser Bett. Die Wache in unserer Zelle war mehr ein Schattenriss, doch irgendwann erfasste ich seine Intention, uns mitzunehmen. Noch halb benommen von der unruhigen Nacht torkelten wir der Wache hinterher. Die Ketten an den Füßen und das Wanken des Bodens machten die Angelegenheit nicht eben leichter. Unvermittelt vom schummrigen Licht des Ganges standen wir in einem funktionalen Waschraum mit Gitterrostboden, vor uns eine knackige Soldatin, raspelkurze Haare, verschränkte Arme vor ärmellosem Shirt, Camouflage-Hose, Stiefel. Sie musterte unsere geschundenen Körper, während einmal mehr die Wache uns separiert an unseren Handmanschetten an jeweils eine solide Öse pinnte, bevor er den Raum verließ.

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Seitenzahl: 164

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Hinweis
1 Rückblick
2 Unbekanntes Terrain
3 Auf See
4 Willkommen
5 Strandspaziergang
6 Für Leib und Seele
7 Spielereien
8 Schwanz-geil
9 Morgenstunde
10 Scherben im Paradies
11 Unsere Verschleppung
12 Gefängnis
13 Der Untersuchungsrichter
14 Der Untersuchungsrichter 2
15 Lock~ation
16 Base Camp
17 Coming home
18 Züchtigung in aller Freundschaft
19 Folter mich!
20 Balance
21 General-Probe
22 Das nackte Verhör
23 Schwanzglühen
24 Schwanzglühen 2
25 Peinliches Picknick
26 Pikante Perspektiven
27 Beschau~lich
Über den Autor
Fotograf: fetograf – enjoy Your style
Buchvorstellungen
Impressum

Nudio

Schattenkartell – Die Insel

Ein utopischer Femdom-Roman

Coverfoto: fetograf.com

ISBN 978-3-94596-772-0

(c) 2019 Schwarze-Zeilen Verlag

www.schwarze-zeilen.de

Alle Rechte vorbehalten.

Hinweis

Dieses Buch ist nur für Erwachsene geeignet, die sadomasochistischen Praktiken offen gegenüberstehen. Alle beschriebenen Handlungen erfolgen in gegenseitigem Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches.

1 Rückblick

A.D. 2063 - Das kleinstaatliche Europa im Post-EU-Zeitalter nur noch ein Schatten seiner selbst, degradiert zur wirtschafts- und weltpolitischen Bedeutungslosigkeit. Die Ökonomien des Ostens waren der dominante Marktplatz der Welt, Europa nur noch eine verkümmerte Randerscheinung, durch protektionistische Marktpolitik auf Distanz zu den asiatischen Konsumenten gehalten, und an seiner eigenen Demografie vertrocknet.

Nudio – europäisches Fetisch-Model, exportierte das Einzige, was die fernen Märkte noch aufnahmen, unter strengsten Auflagen: seinen Körper. Für jeweils 6 Monate ließ er sich vom staatlichen Verwaltungs- und Verteilungsapparat anheuern zum Verleih an bizarre Ladys Clubs. Sechs Monate entkleidet, nackt in Ketten und zum Entertainment genital-gefoltert auf den Bühnen der Nachtclubs für ein Auskommen in seiner musealen Heimat ohne Perspektive, und zur Befriedigung seiner eigenen sadomasochistischen Leidenschaft. In seiner zweiten Saison traf er auf Veronique, Novizin in diesem bizarren Business, eine junge Frau aus dem Elsass. Am gleichen Tag vereinnahmt am Zielflughafen durch die Zollbehörde, waren sie bereits in der ersten Stunde genötigt, sich zu entkleiden, gegenseitig in Fesseln und Ketten zu legen, und als Bizarrsklaven-Paar in die freiwillige und vertraglich legitimierte Auslieferung ihrer Körper zu gehen.

Mit dem höchsten Gebot bekam der gleiche Ladys-SM-Club den Zuschlag, welcher Nudio schon in der Vorsaison unter Vertrag hatte. Unter wohlwollender Rigide der Head Mistress verlebten die beiden Wochen im organisierten Sadomaso-Rafting zwischen täglichen sexuellen Grenzerfahrungen und wundervoll erotisch-zärtlichen Stunden im gemeinsamen Edelkerker. Unerwartet rasch entwickelte die anfangs schüchterne Novizin selbst ihre gefühlte Leidenschaft für BDSM. Auch Nudio war beglückt von seiner traumhaften Partnerin, für deren prinzipielle Anwerbung er selbst bei der Agentin der Behörde den ersten Keim gepflanzt hatte. Der bizarre Weg der beiden wäre bis zum Ende der Vertragsdauer vorgezeichnet gewesen, hätte er bei der Head Mistress nicht den zweiten selbst-befriedigenden Keim gesetzt: Die Entwicklung einer Maschine für bühnenreifes Soft Roasting!

Sex sells!

2 Unbekanntes Terrain

Aus der Perspektive von Nudio

Der Leiter der Kommission hinterließ mich etwas ratlos. Wobei ratlos nicht das richtige Wort war. Ich brauchte keinen Rat, er hatte für mich entschieden, über mich, über mich und Veronique, und den SM-Club. Wir standen noch immer auf dem offenen Dachareal des SM-Ladys-Club, hoch oben irgendwo in vielleicht einem siebzigsten Stockwerk. Das Geschäftshochhaus überragte alle anderen Gebäude in diesem Stadtteil der asiatischen Metropole. Nicht umsonst war dies die In-Location, in dem sich elitäre Business-Frauen abendliches bizarres Entertainment gönnten, diskret anonym und wahrlich auf höchstem Niveau. Ladys-only beim Publikum wie auch bei der Leitung und Besetzung des SM-Clubs, wie auch bei der Auswahl der eingekauften Sklaven. Mit einer Ausnahme: mir. Ich war gern hier, frei-willig, in der zweiten Saison. Und ich war auch die hoch-dotierte erste Wahl der Head Mistress. Das Angebot an männlichen SM-Models, welche sich quasi freiberuflich für Bizarr-Entertainment und Genitalfolter dem Markt zur Verfügung stellten, war womöglich singulär, die Nachfrage vonseiten eines geneigten und zahlungskräftigen, weiblichen(!) Publikums fast unstillbar. Für Außenstehende gegenüber der Affinität zu Sadomasochismus und voyeuristischem BDSM unvorstellbar, waren diese Räumlichkeiten des SM-Ladys-Club eine geschlossene bizarre Biosphäre. Veronique, meine bezaubernde französische Mit-Sklavin aus dem Elsass und ich, aber auch noch zwei weitere Zeit-Sklavinnen lebten darin für jeweils sechs Monate, entliehen von der staatlichen Zollbehörde, welche das Geschäft mit in Europa angeworbenen SM-Models entlang strenger Richtlinien koordinierte. Zur Klarstellung: Es beruhte alles auf gegenseitigem Einverständnis und vertraglicher Bindung. Die SM-Models standen unter Vertrag mit der Zollbehörde, die Behörde entlieh auf Vertragsbasis die SM-Models an die SM-Clubs. Faktisch ein koordinierter geregelter Zwischenhandel, im positiven Sinne und zum Vorteil aller Beteiligten. Man bedenke, es ging hier vordergründig und oberflächlich um die »böse« Seite des Menschen, zum eigenen Lustgewinn an der Unterwerfung anderer Menschen beizuwohnen. Die ewige Lust an der Überlegenheit gegenüber anderen, der Lust an der Unterwerfung und Machtausübung, alles projiziert auf die antrieb-stärkste Triebfeder menschlichen Handelns: der Sexualität. Folgerichtig legten wir SM-Models bereits bei Ankunft und Vereinnahmung am Flughafen unsere sämtliche Kleidung ab, wurden dauerhaft in plombierte Hand-, Hals- und Fußfesseln gelegt, in Ketten und mit anderem bizarren Spielzeug penetriert ausgeliefert, und in den Clubs abendlich auf einer Show-Bühne zum sadistischen Entertainment zahlender Zuschauer an unseren nackten Körpern … gefoltert. Aber alles safe, sane, consensual, sprich sicher, gesund im Sinne von garantierter Unversehrtheit, und einvernehmlich mit der Garantie, bei Artikulation eines im Vorfeld vereinbarten sogenannten Safe Word umgehend von weiterer Misshandlung verschont zu werden. Und genau die unscharfe Grenzziehung bei dieser goldenen Regel in der angewandten Praxis hatte nun zu dieser Patt-Situation auf dem obersten Spielfeld dieses Etablissements geführt. Nach wie vor standen wir uns taktierend gegenüber auf dem Boden der Arena dieser noch unbespielten Freilicht-SM-Bühne, in seinem umschließenden Layout abgeleitet vom Shakespearean Globe in London. Der Leiter der Delegation der Zollbehörde in seinem grauen Anzug, ich nackt in Ketten gelegt, stehend an einen Pfahl gekettet und noch gezeichnet von den Spuren der Schaufolter zuvor, und zwischen uns das Corpus Delicti, das von meiner sadomasochistischen Fantasie ins Spiel und vom SM-Club in die existente Realität gebrachte Foltergerät. Wie hatte es der Beamte formuliert?

»An impressive look, the two beauties of yours stuck on that torture device, the flames nibbling on your finest parts.« vor seiner definitiven Absage »You know by now, that we denied approval to use it in public viewing in general, including this Ladys-Club.«

Und dann, nach überlegter Pause … sein unmoralisches Angebot. Der einschüchternde Effekt dieser Foltermethode ist zu … tiefgreifend intensiv, dass es ein Verlust wäre, diese per Dekret zu verbieten. Für den sexuellen voyeuristischen Genuss durch Zivilisten eindeutig ja! ABER ... Aber er könne sich auch eine andere »zweckdienliche« Anwendung vorstellen: Schaufolter als überzeugendes Argument in der Justiz. Für wen? Für renitente Angeklagte, die partout wider überzeugender Indizien nicht zu einem Eingeständnis ihrer Schuld kommen wollten. Warum foltert ihr diese nicht gleich selbst, dachte ich pragmatisch bei mir? Mein gegenüber war natürlich auf diese urmenschliche Logik vorbereitet und nahm die Antwort vorweg: weil die lokale Justiz aus Prinzip keine Geständnisse erpresst!

Das klang einerseits ehrenhaft, andererseits irrwitzig paradox. Er wollte Veronique und mich anwerben, uns im Angesicht von renitenten Angeklagten foltern zu lassen, obwohl die Folter an sich radikal ihren rechtsstaatlichen Prinzipien widersprach? Die Un-Logik löste sich erst auf in der Überlagerung mit dem Gefüge der individuellen Annahmen. Die Absage an die Folter als solche war kein öffentlich einseh- und einklagbares Statut, eher die humanitäre Überzeugung der Justiz. Somit ließ sich in der Vision des Kommissionsleiters die Unwissenheit der Angeklagten darüber möglicherweise zu wirkungsvoller Überzeugungsarbeit nutzen, ohne diesen ein Haar zu krümmen. Wir wiederum, Veronique und ich, waren von Natur Sadomasochisten, sprich empfanden in den Grundzügen sexuelle Lust beim Erleiden sexueller Demütigungen. Auch dieses sollten die zu bespielenden Angeklagten nicht wissen. Deren induzierte Wirklichkeit sollte sein: Wenn Du trotz überzeugender Beweislage ein freiwilliges Geständnis verweigerst, werden wir dich so wie diesen entkleiden und an deinen intimsten Kostbarkeiten quälen.

Ein wirklich bizarres Arrangement. Die Magie des BDSM. Es lebte alles von den individuellen Annahmen der zu verzaubernden Zuschauer, in diesem Fall jedoch keine elitären weiblichen Business-Eliten, sondern eines Vergehens angeklagte Menschen. Wobei das Prinzip für die Betrachter auf den Kopf gestellt werden sollte. Im SM-Club gründete sich eine voyeuristische Lust auf den Grundprinzipien des safe, sane and consensual. Der Effekt des Plots des Beamten basierte aber auf dem genauen Gegenteil, nämlich der Unwissenheit der unfreiwillig konfrontierten Zuschauer über dieses Prinzip, welches den bizarren Folterszenen vor ihren Augen zugrunde lag. Mein Bauchgefühl signalisierte eine Bewertung am Rande der unlauteren Mittel. Mochte sein, doch in der momentanen Gemengelage tendierte zumindest ich dazu, die Offerte anzunehmen.

Zurück im Kerker stellte ich mich der Frage, ob denn auch meine hübsche Freundin Lust verspürte, ihm dabei zu Diensten zu sein? Um nicht ungewollt überhört zu werden, setze ich mich Veronique eng gegenüber, quasi auf Tuchfühlung, wobei in Konsequenz unserer am jeweils anderen vorbei gespreizten Beine mein Penis schlicht in ihrem Schoss lag. So musste ich sie nur noch mit den Armen an mich ziehen und konnte ihr die delikaten Perspektiven ins Ohr flüstern.

In eigenen Worten formulierte Veronique abschließend ihr Fazit des Gehörten:

»Anstatt für die verbleibenden Wochen hier im vertrauten Umfeld täglich eine gepflegte intensive Sadomaso-Behandlung vor begütertem und geneigtem weiblichen Publikum zu erdulden, stürzen wir uns in ein unverantwortlich bizarres Abenteuer, bei dem wir beide freiwillig splitternackt in Ketten in ein Gefängnis(!) gehen, um dort zur Abschreckung uneinsichtiger Angeklagter an unseren Genitalien gefoltert zu werden?«

In der Tat, so zusammengefasst war der Gedanke an eine überzeugte Zusage mehr als absurd. Unerwähnt war, dass wir das zehnfache Salaire in Aussicht hatten, um uns im Anschluss an das sexuelle Abenteuer in unserer Heimat zur Ruhe setzen zu können. Schon mehrfach hatte ich mir tag-erträumt, mit meiner Partnerin gemeinsam in ein ländliches Ressort zu ziehen, vorzugsweise in Südfrankreich, mit eigenem Pool, nicht einsehbar, sodass wir weiterhin die meiste Zeit des Tages unbekleidet verbringen konnten, vielleicht sogar in Fesseln als Reminiszenz an unsere ertragreiche gemeinsame Leidensgeschichte. Ich war nicht knapp an weiteren fantasievollen Ideen. Aber nein, es war zu absurd, und waghalsig. Ihre Antwort war:

»Klingt absolut verführerisch, Cherie.«

Ich war für einen Moment perplex. Diese junge Frau überraschte mich immer wieder aufs Neue. Veronique, SM-Novizin aus dem Elsass, vor 12 Wochen noch schüchtern in der Ecke eines Kellerraumes des Flughafens stehend, während ich mich für mein zweites Sadomaso-Semester entkleidete, diese Veronique ermutigte mich nun, sich gemeinsam in ein unsicheres sexuelles Wagnis in einem echten Gefängnis auszuliefern! So manche sadomasochistischen Fantasien kreisten um dieses Thema. Kerkerhaft und Eisengitter, entblößt bis auf die nackte Haut, ausgeliefert sadistischer und sexuell motivierter Willkür. Wir hatten es selbst gespielt auf der Bühne des Ladys-SM-Club, in dem Szenario des unglücklichen Liebespaars, welches bei unzüchtigem Sexspiel erwischt worden war. Aber dies war ein Schauspiel. Jetzt sollten wir - wenn auch unter fingiertem Vorwand - in ein reales Gefängnis inhaftiert werden! Mir schauderte bei dem Gedanken an die Verwicklungen, sollte uns unser beschützender Mentor abhandenkommen.

Es waren die gleichen Bedenken, mit denen ich Wochen später das erste Mal in den schrecklich langen Zellengang des Frauentraktes trat, eskortiert zwischen einer Offizierin vor und zwei Wachfrauen hinter mir. Das Gefängnis für unser Debüt trennte sauber zwischen männlichen und weiblichen Gefangenen, nur dass wir, Veronique und ich, auf dem Weg zum Verhör jeweils den Zellentrakt des anderen Geschlechtes durchqueren mussten. Es klingt verdreht, war aber bewusster Teil der Inszenierung. Während die Angeklagten des eigenen Geschlechts erst beim Beiwohnen des Verhörs mit der Anwendung genitaler Foltermethoden konfrontiert werden sollten, durften die Inhaftierten des anderen Geschlechts gerne den Anblick gefühlter Gerechtigkeit genießen. Und aus der vergitterten Perspektive einer Gefangenen bot ich sicher einen ergötzenden Anblick: gut gebauter, nackter Häftling, völlig entblößter Schambereich, pralle Hoden, steifer Penis, die blanke Eichel sichtbar. Um die Kranzfurche eine Schlinge, mit der er von der Offizierin gezügelt wurde, die Hoden einzeln geknebelt und seitlich durch den Schritt zu jeweils beiden Wachfrauen gezurrt. Dazu noch die strammen Leder-Cuffs an seinen Händen, um seinen Hals, an seinen Knöcheln und dazwischen die schweren klirrenden Ketten. Er hatte es sicher verdient! Schneidet ihm seine Eier ab, oder besser, auch noch seinen Schwanz! Letzteres konnte ich in dem Gejohle von beiden Seiten nicht ausmachen, aber sicherlich wurde es in irgendeiner derben Art so artikuliert.

Nun, für den Augenblick hockten wir noch behütet in unserem Luxuskerker im SM-Club. Das Türklopfen hatte mich aus dem wilden Fantasieren in die Gegenwart geholt. Es war die Kommission.

»Yes, we agree and submit to your terms.«

Das war es, das Ende einer kurzen Ära, der Einstieg in eine ungewisse Zukunft. Und die Zukunft kam schnell, überraschend für uns, viel zu schnell für den Geschmack der Head Mistress und des Hauses. Der Leiter der Kommission machte einzig die Konzession, dass wir noch für die Sadomaso-Show dieses abends zur Verfügung standen. Unmittelbar danach würden wir wieder in den Gewahrsam der Zollbehörde genommen. Ich bedauerte die unvorhergesehene Wendung ein wenig, aus Solidarität zu den Bizarr-Ladys, welche uns stets hart aber fair behandelt und misshandelt hatten. So auch heute an der für uns letzten SM-Performance. Ob es an der aufmerksamen Beobachtung respektive Überwachung lag durch die Kommission aus einer der Logen heraus, oder an unserer über die Monate gewachsenen Beziehung, die aktiven Dominas des Abends blieben fair, wenngleich am obersten Limit des Consensual. Passend zu einem großen Finale wurde die Choreografie noch modifiziert, sodass alle Ladys einen letzten Zugriff bekamen auf speziell meinen gefesselten nackten Körper, sprich meinen Penis. Welche Geschichte sie dem Publikum im Nachhinein erzählen würden, warum das Life-CBT aus dem Programm genommen wurde, blieb für uns offen.

Von der Bühne ging es via Backstage direkt ins noch verlassene Foyer zum Fahrstuhl, welcher uns ohne Zwischenstopp in die Tiefgarage entführte. Kein Begriff wollte so richtig auf die Situation passen: Befreiung? Entführung? Entlassung? Verschleppung? Von außen betrachtet mochte es am Ehesten als Verhaftung durchgehen. Zwei völlig entblößte Menschen, ein Mann und eine Frau, beide in Ketten, beide gezeichnet von bizarrer Misshandlung, unzweifelhaft von Genitalfolter, die nackte Haut befleckt mit Ruß, mit Wachs, mit angetrocknetem Sperma - die Hoden des Mannes und die Schamlippen der jungen Frau noch beschwert mit Gewichten. Und beide flankiert von einer staatlichen Kommission, ein Leiter, eine Assistentin, eine Ärztin. Ein bizarres Schauspiel, wäre es eines gewesen. Aber wir begegneten niemandem. Hundert Meter mit nackten Füssen über nackten Beton, dann wurden wir erneut in einem Van mit fensterlosem Laderaum verstaut. Skurril, aus schierer Gewohnheit und vorauseilendem Gehorsam stellten Veronique und ich uns eng vis-a-vis gegenüber auf, sie spreizte die Beine ein wenig, sodass ich zügig in sie eindringen konnte, in der Erwartung, dass man uns so nun zusammenbinden und an Ösen an der Decke des Laderaums verzurren würde. Als dies in der erwarteten Zeit ausblieb, schauten wir unschuldig zur Seite und blickten in verwunderte Gesichter. Weder die Assistentin noch die Ärztin hatten wohl mit einem so ungeniert vorgetragenen Koitus gerechnet, und auch wir beide waren verblüfft, dass der anstehende Transport als solches ungenutzt bleiben sollte in Bezug auf Sex and Crime. Fazit, am Ende saßen Veronique und ich brav nebeneinander auf einer Schaummatte am Boden, die Rücken an die gepolsterte Trennwand zum Fahrerhaus gelehnt. Die Ärztin stieg ebenfalls zu uns in den Transportraum, während die Assistentin die seitliche Schiebetür von außen verriegelte und den Fahrerplatz einnahm. Der Kommissionsleiter selbst war gleich zu Anfang auf den Beifahrersitz gestiegen.

Die Amtsärztin war eine sympathische und interessierte Frau. Sie nutze die lange Fahrt, um uns über unser professionell-bizarres Sexualleben im SM-Club zu befragen. Wir waren auch in keiner Weise befangen und gaben bereitwillig und ungeniert Auskunft. Schließlich war die saisonale BDSM-Welt, in die wir uns bewusst und freiwillig hingaben, für den größten Teil der Menschheit und so auch für sie ein fremder Planet, und wann hat man schon Gelegenheit, zwei Außerirdischen gegenüber zu sitzen und seine Neugierde zu befriedigen? Zumal auch sie an diesem Show-Abend aus der Loge heraus vermutlich ihre erste Begegnung mit Life-CBT hatte. Aber ihre Neugierde zielte nicht allein auf meinen gefühlten Erlebnishorizont während publikumswirksam gepresster Hoden und der züngelnden Peitsche an meinem Penis. Da war ja auch die eigene Geschlechtsgenossin zum Befragen: Wie fühlten sich Nippelklemmen an deinen Brüsten an, wie das pulsierende Flämmen der eigenen Fußsohlen? Und wie verarbeitet der zarte gefesselte Körper einer so jungen Frau die unnatürliche, motorisch getriebene Penetration eines monströsen Dildos? Sie scheute keine Frage, wir keine Antwort. Als das Fahrzeug anhielt und der Motor erstarb, bekräftige die Ärztin ihre Freude, mit uns in unserem neuen Versuchsfeld zusammenarbeiten zu dürfen.

3 Auf See

Aus der Perspektive von Veronique

Interessant, die Frau. Meine zweite Frauenärztin in kurzer Zeit. Ob auch sie lesbische Züge hatte, mich wie schon Lady Rana während der vergangenen Monate in die Dusche der Ambulanz begleiten, meine Brüste küssen, meine Klitoris rubbeln, meine Schenkel streicheln würde? War es gerade an Nudio, eine ihrer delikaten Fragen zu beantworten, versuchte ich gedanklich die Amtsärztin auszuziehen. Ich selbst saß ja in aller Offenheit vor ihr, und ließ auch ungeniert meine Beine soweit gespreizt, wie es die Kette zwischen meinen Füssen hergab. Zeit zum Entspannen, Zeit zum Reflektieren. Welche sexuellen Leidenschaften würde ich nennen, würde ich explizit danach gefragt? Sex mit Nudio war schön. Ich mochte seinen Model-Körper an mir, auf mir, in mir, vom Scheitel bis zu seinen Fußsohlen. Ich genoss aber auch, wenn wir gemeinsam gemartert wurden, auf der Bühne, die vielen Augenpaare auf meinen Wangen zu spüren, während ich seinen Schwanz auslutschte, oder auf seinen Hoden kaute. Ein wenig befremdlicher – für mich selbst – dass ich lieber noch zuschaute, wie die Ladys ihn an seinen Genitalien knechteten, während sein Astralkörper sich in seinen Fesseln wand. Es war schon ein geiler Anblick, und machte auch geil, machte auch MICH geil! Ich konnte es nachfühlen, dass sich diese auf den ersten Blick so seltsame Sadomaso-Ökonomie entwickelt hatte, dass diese gut situierten aber selbst in ein Korsett alltäglicher Benimmzwänge gefesselten Business-Damen abends nacktes Fleisch sehen wollten, wie es scheinbar wider alle Konventionen und Regularien zum bizarren Spiel feilgeboten wurde. Der Ladys-only-SM-Club verdiente zweifelsohne gutes Geld an diesen real existierenden Bedürfnissen, vielleicht mehr noch als die unzähligen Etablissements für die sexuelle Triebbefriedigung des männlichen Geschlechts, dem ältesten Gewerbe der Welt. Aber aus der Entfernung zuzuschauen war für mich noch nicht das Höchste der befremdlichen Gefühle. Viel intensiver war es, ganz nah dabei zu sein an seinem gemarterten Körper, die Schweißperlen auf seiner Brust zu sehen, das Aufplatschen der Wachstropfen auf seinem Bauch zu fühlen, das Schmauchen entlang seiner Fußsohlen mitzuleiden, das Aufstöhnen zu hören, wenn die Fackel unter seinem vom Prinzenzepter aufgespießten Penis entlangstrich. Im Bewusstsein, dass er es auf seine Art liebte, so liebte ich es auch, auf Geheiß seine geflämmten Füße mit Öl zu bepinseln, und – Königsklasse – seinen aufgeheizten Penis. Und dazu dieser unbeschreiblich irrationale Geruch, wenn sich die aufgetragene Marinade über seine glühende Eichel verteilte. Bei all diesem Wahnsinn: Tief in mich hineinhorchend fand ich in mir noch eine bislang unentdeckte dunkle Nische.

Gar unheimlich. Als ich mich dennoch überwand, vorsichtig in diese geheimnisvolle Nische meines Wesens hineinzuleuchten, reflektierte etwas unerwartet Bekanntes zurück. Sollte DAS auch Teil meines Ich sein, oder vielleicht erst werden, entdeckt werden, ausgelebt werden? Selber foltern?! Selber dominant! Nicht nur als Mit-Sklavin devot zu assistieren, sondern verantwortlich das geißelnde Zepter zu schwingen. Veronique, von der Sklavin zur Herrin, nicht mehr nackt in Ketten, sondern dominant in Soldateska-Uniform, nicht mehr barfuß, sondern in schwarzen Stiefeln mit harten Sohlen. Und so vor den Gefangenen treten! Ich musste mich stoppen, die erotischen Pferde drohten mit mir durchzugehen. Zumindest für jetzt und hier. Aber es war eine intensive Versuchung!

Als die seitliche Tür zum Laderaum aufgeschoben wurde, war die Sonne bereits untergegangen. Straßenlaternen spendeten etwas Licht. Eine leichte, salzige Brise wehte in unseren Transportkäfig. Aussteigen, s’íl vous plait