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Etwa 1500 Burgen, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser sind heute in Mecklenburg-Vorpommern erhalten – eine deutschlandweit einmalige regionale Dichte. Das Reisehandbuch präsentiert mit rund 100 ausführlichen Porträts plus einer Fülle von Hinweisen auf weitere Objekte Vorpommerns Vielfalt an Schlössern und Herrensitzen. Der Band richtet das Augenmerk nicht nur auf unverzichtbare berühmte Bauwerke, sondern auch auf gelungene denkmalgerechte Sanierungen. Übersichtliche "Kopfnoten" liefern die wichtigsten Aussagen zu Erreichbarkeit, Bauzeit und heutiger Nutzung der Gebäude. Daran anschließend geben die anschaulich formulierten Einzelkapitel detailliertere Informationen zu Architektur und Geschichte der Anlagen. Komplettiert durch zahlreiche Außen- und Innenaufnahmen sowie einen hilfreichen Anhang, u. a. mit vollständigen Anschriften und einem Glossar architektonischer Fachbegriffe, ist "Schlösser und Herrenhäuser in Vorpommern" das Richtige für alle, die sich auf unterhaltsame Art informieren möchten. Ein ideal zur Reiseplanung geeignetes Handbuch, das das wirklich Wichtigste übersichtlich präsentiert.
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Seitenzahl: 258
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Schlösser und Herrenhäuser in Vorpommern
Foto: Thomas Grundner
EINLEITUNG
KATALOG
Balkenkoppel
Bandelin
Barth
Bassendorf (Deyelsdorf)
Battinsthal
Bauer-Wehrland (Bauer)
Behrenwalde
Beiershagen
Berglase/Rügen
Bisdamitz/Rügen
Böken
Bömitz
Boldevitz/Rügen
Bröllin
Buggenhagen
Dambeck
Daugzin
Dubnitz/Rügen
Falkenhagen
Gobbin/Rügen
Granitz/Rügen
Granskevitz/Rügen
Griebenow
Groß Behnkenhagen
Groß Bremerhagen
Groß Kedingshagen
Groß Luckow
Groß Lüdershagen
Groß Mohrdorf
Groß Schoritz/Rügen
Groß Toitin
Grubnow/Rügen
Gützkow
Haidhof/Rügen
Heinrichsruh
Hessenburg
Hildebrandshagen
Hohendorf
Holthof
Jarnitz/Rügen
Jessin
Kapelle/Rügen
Karlsburg
Karnitz/Rügen
Kartlow
Kartzitz/Rügen
Katzenow
Klein Kordshagen
Klein Kubbelkow/Rügen
Klempenow
Klepelshagen
Klevenow
Krackow
Foto: Wolf Karge
Foto: Wolf Karge
Foto: Wolf Karge
Krebsow
Krimvitz/Rügen
Krönnevitz
Krugsdorf
Krummin/Usedom
Landsdorf
Leistenow
Libnitz/Rügen
Libnow
Liddow/Rügen
Liepen
Lietzow/Rügen
Linchenshöh
Löbnitz
Losentitz/Rügen
Ludwigsburg
Lüskow
Mellenthin/Usedom
Mellnitz/Rügen
Müggenburg
Neddesitz/Rügen
Neetzow
Neuendorf/Usedom
Nisdorf
Nossendorf
Oldendorf
Pansevitz/Rügen
Parow
Pastitz/Rügen
Penkun
Pentin
Plötz
Poggenhof/Rügen
Poppelvitz/Rügen
Pustow
Pütnitz
Quilow
Quitzin
Ralswiek/Rügen
Ramitz/Rügen
Ranzin
Ranzow/Rügen
Reischvitz/Rügen
Rönkendorf
Rothenklempenow
Salchow
Schlemmin
Schmarsow
Schmuggerow
Schwichtenberg
Semper/Rügen
Siedenbüssow
Sommersdorf
Sophienhof
Spyker/Rügen
Stolpe
Stolpe/Usedom
Strelow
Streu/Rügen
Thalberg
Turow
Ueckermünde
Vanselow
Venz/Rügen
Verchen
Wiepkenhagen
Wietzow
Wolfradshof
Wüst Eldena
Zarrentin
Zicker/Rügen
Zinzow
Zubzow/Rügen
ANHANG
Prägende Köpfe der Architektur
Glossar zu den im Katalog markierten Begriffen
Literaturauswahl
Personenregister
Adressen
Der Autor
Karte
Bildnachweis
Eine sichtbare Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern ist seit über 60 Jahren nicht mehr vorhanden. Zuvor gab es zwar immer enge Kontakte zwischen den Bewohnern, aber etwa acht Jahrhunderte lang eine stabile Trennung der Gebiete. Nachdem das pommersche Herzogshaus 1637 ausgestorben war, konnten Schweden und Preußen die bislang von diesem beherrschten Territorien übernehmen. Eine zweite, heute noch sichtbare Folge des Aussterbens der Greifen ist, dass für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg in Pommern repräsentative Residenzen regierender Monarchen fehlen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der bis 1945 bestehenden preußischen Provinz Pommern samt der einstigen Hauptstadt Stettin polnisch. Geblieben sind in der Region Vorpommern bemerkenswert viele repräsentative Bauten des Landadels und auch bürgerlicher Gutsbesitzer.
Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege nennt für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern 2192 vorhandene Burgen, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser. Davon sind rund 1500 noch als Gebäude erhalten. Um die 250 Objekte gelten als baulich akut gefährdet, etwa die Hälfte davon als perspektivlos. Die anderen sind saniert oder zumindest gesichert.
Exakt 1012 Herrenhäuser und Gutsanlagen stehen insgesamt in Mecklenburg-Vorpommern unter Denkmalschutz. Die noch vorhandene Dichte dieser Bauten wird für Deutschland als einmalig eingeschätzt. Weit über 300 sind landesweit touristisch zugänglich und werden als Hotels, Ferienwohnungen oder Museen und Galerien genutzt. Private Schlossherren gewähren darüber hinaus in vielen Fällen Zutritt bei besonderen kulturellen Ereignissen wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, literarischen Veranstaltungen, Konzerten, zum Tag des offenen Denkmals oder zur Aktion »Gartensommer«.
Die Internetpräsenz »schloesser-gaerten-mv.de«, eingerichtet vom Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, führt 54 Herrenhäuser und 15 landesherrliche Residenzen auf. Davon stehen 20 in Vorpommern. Das ist lediglich die Spitze des »Schlösserberges«. Für die einzelnen Landesteile kann eine Gesamtzahl nur annähernd ermittelt werden. Allein der frühere Landkreis Nordvorpommern listete rund 220 Anlagen auf. Der Regionale Planungsverband Vorpommern zählt »750 kultur- und geschichtsträchtige Guts- und Herrenhäuser sowie Parkanlagen« in seinem Arbeitsgebiet (das nicht ganz deckungsgleich mit der historischen Region Vorpommern ist, da einige mecklenburgische Ortschaften integriert sind). Diese stattliche runde Zahl umfasst allerdings auch Parks ohne überlieferte Gutshäuser. Genannt werden zudem zehn Burgen und elf Schlösser.
Im Unterschied zu den Burgen des Mittelalters, die Feinde abschrecken oder fernhalten sollten, wollten die repräsentativen Wohnhäuser Bewunderung erzeugen. Sie sollen gefallen – im Auftrag ihrer Bauherren. Innen wurden die Schlösser und Herrenhäuser wohnlich und komfortabel. Die Repräsentation galt vorrangig den Standesgenossen, auch ein wenig Sozialneid durfte schon aufkommen. Dafür wurde gelegentlich über die eigenen finanziellen Möglichkeiten hinaus investiert. Entstanden sind Kleinode der ländlichen Architektur, skurrile Bauherrenlaunen und schlichte Zweckbauten.
Es gibt unterschiedliche Meinungen und auch wissenschaftliche Erklärungen, ob die Immobilien, denen sich dieses Buch widmet, »Herrenhaus«, »Gutshaus« oder »Schloss« genannt werden sollen. Von Marketingstrategen kreierte Bezeichnungen wie »Schlossgut« und »Schlosshotel« oder die Unterscheidung von »Landschlössern« im Gegensatz zu »Residenzschlössern« machen die Verwirrung komplett. Eine Kurzformel für einen Kompromiss könnte lauten: Das »Gutshaus« ist der Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes. Der Begriff »Herrenhaus« ist eine soziale Definition seiner Bewohner. »Schloss« hebt auf den repräsentativen Charakter eines Hauses ab. Übrigens gehen diese Bezeichnungen bereits in älteren Dokumenten bunt durcheinander.
Das 16. Jahrhundert hat in Vorpommern die ersten Überlieferungen repräsentativer Schlossbauten hinterlassen. Die Herrschenden kamen hinter ihren verbergenden und schützenden Burgmauern hervor und wollten ihre Macht zeigen. Landschaft wurde als Park in diese Planungen einbezogen. Architektur wurde Form und Stil; Kunst, Ästhetik und Materialbeherrschung bestimmten die schönsten Bauten. Die Reste des Ueckermünder Schlosses lassen das gut erkennen. Wer es noch prächtiger sehen will, muss nach Stettin fahren.
Das 17. Jahrhundert hat wegen des Dreißigjährigen Krieges und seiner Folgen wenig Spuren hinterlassen. Ein Glücksfall ist einer der Stammsitze der Familie von der Schulenburg in Penkun. Auch das Wasserschloss Mellenthin auf der Insel Usedom, die Herrenhäuser Spyker, Granskevitz und Boldevitz auf Rügen, Turow oder Quilow geben einen Eindruck von den stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten der Renaissance. Besondere Fürsorge sollte in Zukunft dem herzoglichen »Leibgedinge« in Ludwigsburg gelten. Hier ließ einst der Pommernherzog Ernst Ludwig seiner jung vermählten Frau Sophie Hedwig aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg ein »festes Haus« bauen und übergab ihr das Gebiet 1577 zur persönlichen Verfügung.
Aus der pommerschen Schwedenzeit nach 1648 sind nicht viele Neubauten überliefert. Die ersten beiden Drittel des 18. Jahrhunderts zeigen in vielen Fällen mit Fachwerk, wenig Zierrat und zurückhaltendem Materialeinsatz Sparsamkeit. Erst das ausgehende 18. Jahrhundert brachte wieder Glanz und Größe zurück. Der Landadel konnte sich sowohl unter schwedischer wie unter preußischer Herrschaft wieder mehr Repräsentation leisten. Die Agrarwirtschaft hatte Konjunktur, Kriege fanden nun auf der Krim und an anderen entfernten Enden der Welt statt. Ausländische Anregungen flossen in die neuen Prunkbauten ein. Parks gewannen mehr und mehr an Bedeutung. Interessante Überlieferungen in – nach wie vor preisbewusstem – Fachwerk sind aus jener Zeit vorhanden und ebenfalls bereits Perlen unter den geschützten Denkmalen. Rothenklempenow, Heinrichsruh, Lüskow oder Neuendorf auf Usedom sind Beispiele dafür. Auch prachtvollere Massivbauten dieser Zeit haben überlebt. Falkenhagen, Griebenow, das »Adelige Fräuleinstift« in Barth, Karlsburg, Schmarsow oder Venz zeigen ihre Formensprache noch recht unverbaut. Kartzitz auf der Insel Rügen ist eines der schönsten Beispiele.
Foto: Wolf Karge
Wappen über dem Eingang von Schloss Ralswiek auf der Insel Rügen
Doch erst das 19. Jahrhundert hat jene Fülle von Bauwerken hinterlassen, die heute den Ruf Mecklenburg-Vorpommerns als Land der Herrenhäuser begründet. Klassizismus und der von der Berliner Schule beeinflusste Tudorstil bestimmten die erste Hälfte. Dann lösten sich die Baustile auf und verwoben sich im Historismus zu Architekturzitaten vergangener Jahrhunderte. Totale Umbauten älterer Herrenhäuser oder »Fassadenkosmetik« führten zu einer Konjunktur ländlicher Repräsentation. Das Imperium des Fürsten zu Putbus auf der Insel Rügen entfaltete eine mit regierenden Herrscherhäusern vergleichbare Pracht. Leider wurde das Hauptschloss in Putbus in den 1960er-Jahren zerstört.
Das 20. Jahrhundert brachte den herrschaftlichen Landhausstil. Städtischer Wohnkomfort mischte sich mit ländlichen Bedürfnissen, gepaart mit dem bleibenden Anspruch auf Repräsentation.
Bekannt sind in den meisten Fällen die Auftrag gebenden Bauherren. Sucht man nach den gestaltenden Baumeistern, so ist die Überlieferung für die repräsentative Schloss- und Herrenhausarchitektur dünn. Seit dem 16. Jahrhundert sind zumindest einzelne Namen überliefert. Soweit bekannt, kamen fast alle frühen Baumeister aus anderen deutschen Regionen. Erst das 19. Jahrhundert nennt eine Reihe befähigter Architekten auch aus Mecklenburg und Vorpommern. Sie waren überwiegend an der durch Schinkel beeinflussten Berliner Schule orientiert und ausgebildet worden. Von dort erhielten sie die Anregungen für die historisierenden Neostile wie den der Tudorgotik, des Neobarock oder der Neorenaissance. Zum Ende des 19. Jahrhunderts mischten sich die Architekturzitate immer stärker. Es entstand eine Art »Verbürgerlichung« der Herrenhausarchitektur zur »Schlossvilla«.
1945 brach die Entwicklung abrupt ab. Die Bodenreform entzog mit der Enteignung von Boden und Gebäuden den Gutsbesitzern ihre Existenzgrundlage. Eine soziale Gruppe, die Pommern über Jahrhunderte hinweg geprägt hatte, wurde politisch vorsätzlich ihrer ökonomischen Basis beraubt und floh überwiegend in die westlichen Besatzungszonen. Die landwirtschaftlichen Flächen wurden aufgeteilt und die Herrenhäuser überwiegend als Massenquartiere für Flüchtlinge aus dem Osten genutzt. Das führte in den meisten Fällen zur Zerstörung der Inneneinrichtung. Der Abbruch zur Gewinnung von Baumaterial für Neubauernhäuser unterblieb aber wegen der Wohnnutzung in den meisten Fällen. Es folgten Jahre des Mangels in der DDR, die den Häusern weiter schadeten. Der Erhalt durch Nutzung war oft mit Umbauten und erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden. Nur wenige Objekte wurden unter Denkmalschutz gestellt und noch weniger entsprechend saniert.
Das war die Situation, als 1990 zunächst das Interesse der Alteigentümer oder deren Erben (in Vorpommern stärker als in Mecklenburg) die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese ländliche Architektur lenkte. Restitutionsansprüche konnten nicht durchgesetzt werden. Doch einigen Nachkommen gelang der Rückkauf in einer Zeit, in der sich die Immobilien langsam zu Investitionsobjekten für Hotelbetreiber oder private Nutzer entwickelten. Das öffentliche und touristische Interesse an der Herrenhausarchitektur nahm zu. Gleichzeitig wurde die noch an vielen Orten vorhandene Parklandschaft überwiegend in der englischen Gestaltung des 19. Jahrhunderts mit oft darin enthaltenen älteren Solitärbäumen wiederentdeckt.
Initiativen und Zusammenschlüsse von Interessenvertretern und Eigentümern erhöhten den Druck auf die Landespolitik zum Erhalt der wertvollen Baudenkmale: 1995 gründete sich auf Initiative des Thünen-Museums Tellow und ECOVAST (Europäischer Verband für den ländlichen Raum) im Museumsdorf Tellow der Verein AG Gutsanlagen – mit dem Zweck, die Erhaltung und Nutzung entsprechender Häuser und Anlagen einschließlich des Umfeldes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern und darüber hinaus deren kulturelle, politische und historische Bedeutung im Bewusstsein der Bürger lebendig zu machen. Acht Jahre später regte diese Arbeitsgemeinschaft eine gemeinsame Resolution mit dem Kultur-Landschaft e.V. und der Arbeitsgruppe kulturlandschaft.mv an, die in Waren verabschiedet wurde. Die Präambel fordert: »Die Gutsanlagen oder Restbestände solcher Anlagen mit ihren Guts- und Herrenhäusern, Schlössern, Wirtschaftsgebäuden und Parks sind Kulturgut, das bewahrt und geschützt werden muss.« Seit 2007 arbeitet die AG mit der Stiftung Herrenhäuser und Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern zusammen, die jährlich Seminare an der Europäischen Akademie in Waren durchführt. Die Initiatoren waren 1999 erstmals mit dem Kittendorfer Appell zum Erhalt der Gutshäuser an die Öffentlichkeit getreten; daraus hatte sich 2003 die Stiftung mit einem Startkapital von 50000 Euro entwickelt. 2012 regte die Stiftung einen »Runden Tisch« zu diesen Themen an, der zweimal jährlich stattfinden soll.
Anlässlich eines internationalen Symposiums 2009 wurde eine Tellower Erklärung »Gutsanlagen im Ostseeraum – ein gemeinsames europäisches Erbe« verabschiedet. Ziel war es, länderübergreifend Kräfte für die Erhaltung und Nutzung eines europäischen Kulturerbes zu bündeln. Formuliert waren Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Einflussnahme auf die Raumordnungs- und Regionalentwicklung, die landwirtschaftliche, museale, touristische und andere Nutzung der Gutsanlagen, die Schaffung einer Denkmalwacht nach dem Vorbild der niederländischen Monumentenwacht oder die Verhinderung von Abriss insbesondere von Wirtschaftsgebäuden. Die politische Resonanz blieb allerdings gering.
Eine »Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern« wirbt überwiegend mit den von Peter Joseph Lenné beeinflussten englischen Parkanlagen. Aus Vorpommern ist unter den Herrenhäusern bisher lediglich Griebenow in diesem Verbund.
Für die Region Vorpommern engagiert sich in besonderem Maße der Regionale Planungsverband mit dem Projekt der Guts- und Parkanlagen. 2005 formulierte er ein »Fachspezifisches Regionalkonzept zur Entwicklung und zum Erhalt der Vorpommerschen Guts- und Parkanlagen«. Der Verband sagt in seinem Regionalen Raumentwicklungsprogramm, »dass geeignete Schlösser, Guts- und Herrenhäuser mit ihren Parkanlagen sowie archäologische Denkmale unter Beachtung der kulturhistorischen Werte und unter Einbindung in die betreffenden Landschaftsareale für touristische Zwecke nutzbar gemacht werden sollen«. Er will dazu beitragen, dass im Rahmen der Stadt- und Dorfentwicklung »Schlösser, Guts- und Parkanlagen erhalten und mit zeitgemäßer Nutzung zu wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zentren ihrer Ortschaften entwickelt werden«. Zunächst wurden 2006 mit einer Hochglanzbroschüre »Guts- und Parkanlagen in Vorpommern – Frischer Wind in alten Mauern …« die positiven Beispiele gezeigt. 2007 entstand aus denselben Ambitionen heraus der Katalog »Zum Verkauf – Herrenhäuser in der Planungsregion Vorpommern«. Jüngst veröffentlichte der Verband die Broschüre »Mit dem Rad auf Entdeckungstour durch die Gutshauslandschaft Vorpommerns, Teil I – Vorpommern-Rügen«, der weitere Teile folgen sollen. Eine Homepage »gutsanlagen-vorpommern.de« ist angelegt und wird ständig ergänzt.
2008 wurde erstmals der »Friedrich-Lisch-Denkmalpreis« für Mecklenburg-Vorpommern ausgeschrieben. Dieser mit 4000 Euro dotierte Preis wird für »vorbildliche Leistungen zur Rettung und zum Erhalt von Bau- und Kunstdenkmalen« verliehen. Gewürdigt werden auch die Verbreitung des Denkmalpflegegedankens, hervorragende wissenschaftliche Leistungen, die Nutzung traditioneller oder innovativer Handwerkstechniken und nicht zuletzt langjähriges herausragendes Wirken auf dem Gebiet der Bau- und Kunstdenkmalpflege. Vorpommern ist bei der Vergabe bisher unterrepräsentiert: Bisher sind nur Nossendorf (2010) und Hessenburg (2012) vertreten.
Foto: Wolf Karge
Säule am Herrenhaus Neetzow
Der 2005 entstandene Landschaftspflegeverband Mecklenburger Agrarkultur e.V. kooperiert seit 2010 mit dem Kultur- und Landschaftsverband Vorpommern e.V. im Landkreis Vorpommern, der sich besonders um die Schlösser, Herrenhäuser und Parks in dieser Region bemüht. Der Verein begann 2009 unter dem Vorsitz des Quitziner »Schlossherrn« Burghard Rübcke von Veltheim mit der Arbeit, die vor allem die Erfahrungen mit der Sanierung von Gutsanlagen und Parks bündelt und weitergibt.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern versucht durch verschiedene Fördermöglichkeiten die Sanierung und Erhaltung historischer Gutsanlagen und Herrenhäuser zu fördern. Ein Programm des Wirtschaftsministeriums hat den Ausbau für eine Hotelnutzung im Blick. Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege konnte 2012 knapp 650 000 Euro für denkmalpflegerische Belange ausgeben. Das Problem besteht aber überwiegend darin, dass gerade die Hotelnutzung oft gravierende Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz erfordern. Entsprechende Kompromisse müssen oft schwer erarbeitet werden.
In dem dieser Einleitung folgenden Katalog wird nun nach dem 2010 erstmals erschienenen Band »Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg« auch der vorpommersche Landesteil gewürdigt. Überwiegend befinden sich auch hier die Objekte im Privatbesitz. Im Regelfall wurden nur die Herrenhäuser der ritterschaftlichen Gutsbesitzer aufgenommen. Dabei war uninteressant, wann dieses Eigentum eingetreten war – ob es sich um uradligen oder neuerworbenen bürgerlichen Besitz handelte. Ausgeschlossen wurden überwiegend die ebenfalls zahlreich überlieferten Wohngebäude der Gutspächter. Allenfalls dann, wenn in Ausnahmefällen architektonische Besonderheiten sichtbar sind, fanden sie Aufnahme in die vorliegende Auswahl.
Das entscheidende Auswahlkriterium war ein gegenwärtig möglichst guter oder zumindest aussichtsreicher Zustand der Häuser. Zur fachlichen Absicherung und um eine möglichst aktuelle Darstellung zu erreichen, wurde der Regionale Planungsverband Vorpommern in die Auswahl einbezogen. Für die kompetente Hilfe und Mitarbeit sei an dieser Stelle besonders Katja Wächtler ausdrücklich gedankt.
Lage:
9 km südlich von Barth
Errichtet:
19. Jahrhundert
Stil:
historisierender Putzbau
Nutzung:
privat
Die Romantik ist Programm in diesem Haus. Im Giebel zum kleinen Park kann es ein wenig barock sein, aber der kleine, runde Eckturm über einem Erker mit dem Kegeldach wird mit einem gotischen Fenster geschmückt. Hervorgehoben werden die Gebäudeecken durch Putzquader. Andere repräsentative Gebäudeteile, wie Säulen, Fenster- und Türlaibungen oder die Giebelvoluten, sind in Sandstein ausgeführt. Das kleine zweigeschossige Herrenhaus mit starken Profilsimsen zwischen den Geschossen und dem steilen Mansarddach ist das Resultat mehrfacher Erweiterungen, die sich heute als Architekturwandel des gesamten 19. Jahrhunderts zeigen.
Ursprünglich handelte es sich wohl um ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, das mit der Aufwertung des Hofes zum Rittergut repräsentative An- und Umbauten erfuhr.
Nach der Enteignung 1945 wurde das Gebäude in der DDR als Wohnhaus genutzt. Nach 1990 stand es einige Jahre leer. Seit seiner Privatisierung ist es aufwändig saniert und in den jetzigen Zustand zurückversetzt worden.
Foto: Wolf Karge
Lage:
12 km westlich von Züssow
Errichtet:
18. Jahrhundert/1930
Stil:
Barock/Neobarock
Nutzung:
privat
1928 brannte das alte Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert ab. Das Feuer vernichtete auch erhebliche Kunstschätze, darunter eine originale Gutenberg-Bibel. Über dem alten Grundriss und vermutlich auch in den Kubaturen erhielt 1930 das neue Herrenhaus die neobarocke Form. Dafür wurde das Geld aus der Versicherungssumme genutzt. Dieser Bau dürfte einer der letzten Herrenhausbauten vor 1945 in Mecklenburg-Vorpommern gewesen sein. Das Gut befindet sich seit Jahrhunderten im Besitz der Familie von Behr. Sie fügte in das Giebeldreieck ihr sprechendes Wappen mit dem schreitenden Bären ein. Das Walmdach ist durch zahlreiche Fledermausgauben und vier mächtige Schornsteine herausgehoben. Während der dreiachsige Mittelrisalit hofseitig flach gehalten und lediglich durch schmückende Putzstrukturen um die Fenster und die Eingangstür betont wird, ist die Parkseite von einem auffälligen, fast turmartigen halbrund hervortretenden Mittelteil mit Kolossalpilastern und rundem Kuppeldach bestimmt, von dem über dem hohen Souterrain eine breite Freitreppe in den Landschaftspark führt. Im Park befindet sich auch das Erbbegräbnis derer von Behr auf Bandelin.
Von 1946 bis 1991 wurde das Haus nach der Enteignung der Familie durch die Bodenreform als staatliches Kinderheim genutzt. 1991 übernahm das Diakonische Werk der Pommerschen Evangelischen Kirche das Heim. Seit 2001 befindet es sich in Privatbesitz.
Foto: Wolf Karge
Errichtet:
1733–1741
Stil:
Barock
Nutzung:
Betreutes Wohnen, Ausstellungen
Das schlossähnliche »Adelige Fräuleinstift« entstand dort, wo sich zuvor eine Residenz der Pommernherzöge befand. König Friedrich I. von Schweden stiftete 1722 die Anlage »seiner« schwedisch-pommerschen Ritterschaft zur Unterbringung ihrer unverheirateten adligen Töchter und für Witwen. In den Jahren 1733 bis 1741 entstand der Gebäudekomplex als völliger Neubau. Die Dreiflügelanlage wird durch Mauern und weitere Gebäude an der Westseite zu einem geschlossenen Innenhof mit einem Eingangstor zusammengefasst. Über dem Portal befindet sich das bekrönte schwedische Wappen mit den drei Kronen. Darunter kündet eine vergoldete Inschrift vom königlichen Stifter und seiner Frau Ulrica Eleonora aus dem Hause Wittelsbach.
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